November 17, 2024
Nach rund 15 Jahren Planung und Genehmigungsverfahren sowie knapp 10 Jahren Bau steht die größte Baustelle Europas nun kurz vor der Vollendung. 2026 soll das neue Terminal am Frankfurt Airport final fertiggestellt werden. Wir waren vor Ort und haben uns die größte Baustelle Europas einmal genauer angesehen!
Rund 70 Millionen Passagiere kommen jährlich durch seine Terminals, das sind ca. 200.000 Menschen pro Tag. Insgesamt werden hier über 500.000 Flugbewegungen verzeichnet. Frankfurt ist das wichtigste Drehkreuz für interkontinentale Verbindungen in Deutschland und der größte Frachtflughafen Europas. Auch wenn die Coronapandemie das rapide wachsende Passagieraufkommen für zwei Jahre entschärft hat, stößt der Flughafen bald an seine Grenzen. Genau deshalb entsteht hier gerade das Terminal 3.
Auf einer Grundfläche von 90 Hektar, was etwa 125 Fußballfeldern entspricht, wird dieser Neubau zum Symbol für die Zukunftsfähigkeit des Frankfurter Flughafens. Nach rund 15 Jahren Planung und Genehmigungsverfahren sowie knapp 10 Jahren Bau steht das Mega Projekt nun kurz vor der Vollendung. 2026 soll das neue Terminal final fertiggestellt werden.
Bereits 1934 begann die Geschichte des Ausbaus des Frankfurter Flughafens. Auf dem Gelände im Süden des Flughafens entstand zunächst ein Luftschiffhafen mit einer gigantischen Zeppelinhalle. Als ein großer Zeppelin allerdings bei der Landung abbrannte, war dieses Thema relativ schnell wieder erledigt. Von 1945 bis 2005 wurde das Gelände dann von der US-Luftwaffe genutzt und war der ehemals größte Militärflughafen außerhalb der USA.
2015 erfolgte dann der Spatenstich für den Bau des Terminal 3. Seitdem wurden von der Fraport AG rund 4 Mrd. Euro in das Projekt investiert. Damit gilt Terminal 3 als das größte privat finanzierte Infrastrukturprojekt in Europa.
Auf 176.000 m² entsteht das neue Terminal als ‚A-Modell‘-, mit drei parallelen Flügeln. Das Terminal wird in verschiedene Bereiche unterteilt. So entsteht zum Beispiel die zentrale Halle mit einer Spannweite von über 100 Metern als neuer Check-in-Bereich mit rund 100 neuen Schaltern. Die Halle ist nahezu 18 Meter hoch, es passt also fast eine Boeing 747–800 dort rein. Sie verfügt über eine eindrucksvolle, in schwarz gehaltene Decke.
Besonders bemerkenswert sind die großen Dachstrukturen, die nicht nur optisch beeindrucken, sondern auch eine technische Meisterleistung darstellen. Sie wurden in 5 Teilen angeliefert und in Präzisionsarbeit aufwendig montiert. Dadurch, dass die Halle und viele ihrer Bestandteile vorab gefertigt und modular produziert wurden, konnte der Bauablauf optimiert werden.
Ein zentrales Anliegen bei der Planung von Terminal 3 war die Nachhaltigkeit. Der Flughafenbetreiber hat sich verpflichtet, den CO₂-Ausstoß zu senken und die Energieeffizienz zu maximieren. Bis 2045 sollen die CO₂-Emissionen der Fraport AG konzernweit auf null sinken. Ob es gelingt, einen Flughafen in der Größe bis dahin komplett emissionsneutral zu betreiben, wird sich zeigen. Die umgesetzten Maßnahmen sind allerdings ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Das Terminal nutzt beispielsweise modernste Abwärme- und Wärmerückgewinnungssysteme, und eine effiziente Wärmedämmung. Photovoltaikanlagen wurden auf den Dachflächen des Terminals und des neuen Parkhauses mit 8.500 neuen Stellplätzen installiert. Sie decken einen Teil des Energiebedarfs. Außerdem wird Regenwasser gesammelt, aufbereitet und für den Betrieb der Sanitäranlagen oder zur Pflanzenbewässerung genutzt.
Während der Tiefbauarbeiten des Aushubs stieß man auf Grundwasser, da das Terminal sehr nah an der Grundwassergrenze gebaut wird. Zur Abdichtung wurden Spezialtaucher eingesetzt, die den Prozess begleiteten. Als die Grube abgedichtet war, wurde das Wasser behutsam aus der Baugrube entnommen, aufbereitet und schonend an anderer Stelle wieder dem Grundwasser zugeführt. Wasser ist ein wertvolles Gut und der Grundwasserspiegel stellt eine wichtige Komponente in puncto Klimaresistenz von Städten dar.
Darüber hinaus sorgen intelligente Lichtsteuerungssysteme dafür, dass der Energieverbrauch für die Beleuchtung minimiert wird, indem sie das Tageslicht optimal nutzen.
Nach eigenen Angaben hat der Flughafen Frankfurt einen Stromverbrauch von 630 Gigawattstunden jährlich. Das entspräche ca. 12 % des Gesamtstromverbrauchs der Stadt Frankfurt. Ein kurzer Hinweis an dieser Stelle: Damit ist Flughafen nicht der größte Stromverbraucher der Stadt. Da sich im Frankfurter Raum immer mehr Rechenzentren ansiedeln, besetzen diese mittlerweile Platz 1. Sie verbrauchen jährlich durchschnittlich 1,2 Terrawattstunden - also rund ein Fünftel des gesamten Stromverbrauchs der Stadt.
Generell wird viel Glas eingesetzt und natürliches Licht überall gezielt in die Architektur integriert. Einerseits wird dadurch Energie gespart, andererseits eine helle und offene Atmosphäre geschaffen.
Im Sicherheitsbereich entsteht ein Marktplatz mit tropfenförmiger Decke, durch die Tageslicht in das Gebäude geleitet wird. Optisch sind diese Tropfen ein absolutes Highlight. Baukonstruktiv wurde hier ebenfalls eine ziemlich aufwendige Prozedur umgesetzt. Jede Aluminiumstange, die das Konstrukt bildet, musste individuell gefertigt und geformt werden. Dafür wurde eine eigene Anlage konzipiert und während der Bauarbeiten in der Halle aufgebaut. Insgesamt 25.000 Meter wurden hier installiert. Der Marktplatz wird später Boutiquen und Restaurants beheimaten und soll Flugreisende zum Verweilen einladen.
Der Frankfurter Flughafen ist ein wichtiger Knotenpunkt für die Luftfahrtindustrie und ein wichtiger Teil des europäischen Verkehrsnetzes. Die neue Sky Line-Bahn verbindet die beiden Terminals miteinander. Ein fahrerloses, autonomes zweigleisiges Transportsystem bringt einen in acht Minuten vom Norden in den Süden des Flughafens. Gebaut wurde die Bahn übrigens von Max Bögl.
Wenn ihr euch für die Magnetschwebebahntechnik interessiert, empfehlen wir euch dieses Video. Wir waren nämlich auch bei Max Bögl schon einmal vor Ort und haben ein Video über das Bögl Transport System kurz TPS gemacht.
Der Bau eines Terminals dieser Größenordnung mitten im laufenden Betrieb eines der verkehrsreichsten Flughäfen Europas stellte das Bau-Team vor enorme Herausforderungen.
Der Flughafen durfte während der gesamten Bauzeit keine Beeinträchtigung des regulären Flugbetriebs erfahren. Dafür wurden innovative Bauverfahren entwickelt, die sowohl auf der Baustelle als auch in der Logistik Höchstleistungen verlangten. Ein Beispiel ist die Just-in-Time-Lieferung von Baumaterialien.
Um Störungen des Flugbetriebs zu vermeiden, mussten Materialien präzise geplant und angeliefert werden – häufig außerhalb der regulären Betriebszeiten des Flughafens. Zudem wurde der Bau in mehreren Phasen organisiert, um das bestehende Verkehrsnetz und die Infrastruktur des Flughafens zu schonen.
Eine besondere Herausforderung stellte beispielsweise die Anlieferung des 220 Tonnen schweren Kettenkrans dar, der die vielen bis zu 42 Tonnen schweren Fertigbetonteile an Ort und Stelle hebt. Normale Baukräne schaffen nur 16 Tonnen bei gleicher Ausladung. Je weiter die Baustelle fortschreitet, desto weniger Möglichkeiten gibt es auch für den Megakran auf das Gelände zu fahren, weil nicht alle Tiefgeschossdecken das Gewicht des Krans tragen. Teilweise mussten sogar Baugruben entsichert und wieder verfüllt werden, um dem Kran einen Weg zu schaffen.
25 Millionen zusätzliche Passagiere pro Jahr sollen hier in Zukunft abgefertigt werden. Das neue Terminal 3 wird so groß wie 25 Fußballfelder.
Aber auch die unterschiedlichen Systeme wie die Integration des Tageslichts, das 1.244 m lange Förderband zur Verteilung der Gepäckstücke und natürlich der neue Vorfeldtower setzen Maßstäbe im Flughafenbau und leiten sicherlich ein neues Zeitalter für den Frankfurt Airport ein!