Ein Brand richtete bei Frankreichs bekanntester Kathedrale Notre-Dame de Paris immense Schäden an. Mehr zum Neuaufbau hier!
Ein Brand richtete bei Frankreichs bekanntester Kathedrale Notre-Dame de Paris immense Schäden an. Mehr zum Neuaufbau hier!
Am 8. Dezember 2024 wurde die Kathedrale Notre-Dame de Paris, etwas mehr als fünf Jahre nach dem verheerenden Brand, offiziell wiedereröffnet. Die Kosten der Sanierung wurden im Dezember 2024 mit 700 Millionen Euro beziffert. Aus 150 Ländern beteiligten such aber auch 340.000 Spender, und insgesamt kamen so 846 Millionen Euro zusammen - mehr als genug.
Neben traditionellen Handwerkern wie Zimmerleuten, Dachdeckern und Kunstrestauratoren spielten auch Ingenieure und digitale Technologien eine entscheidende Rolle. Ein bedeutender Beitrag kam von Autodesk, einem Unternehmen, das seine Software und auch Mitarbeiter in den Dienst des Wiederaufbaus von Notre Dame stellte.
Bereits 2021 begann Autodesk mit der Erstellung eines Building Information Model (BIM) der Kathedrale. Dieses Modell basierte auf 3D-Scans, die glücklicherweise schon vor dem Brand angefertigt wurden. Ohne diese Scans, verriet Autodesk-Manager Nicolas Mangon dem Online-Magazin Engineering.com, hätte die historische Kathedrale niemals am BIM-Model zum Leben erweckt werden können.
Er betonte auch, wie wichtig es sein, historische Bauwerke zu scannen und somit auch zu digitalisieren. Im Fall von Katastrophen wie Bränden, die alte Strukturen zerstören, ist häufig nur so ein denkmalgerechter und originalgetreuer Wiederaufbau möglich.
Die Komplexität des historischen Bauwerks erforderte weiterhin Anpassungen in der Software von Autodesk, um den unregelmäßigen Strukturen gerecht zu werden. Die BIM-Software konnte mit den krummen und schiefen Wänden in Notre-Dame nämlich nur wenig anfangen und war auf moderne Gebäude getrimmt, in denen üblicherweise alles mehr oder weniger gerade ist. Das machte umfangreiche Softwareanpassungen nötig.
Das fertige BIM-Model diente dann unter anderem bei der Bauablaufplanung. „Jede Minute“ des Bauprozesses, so Magnon, konnte durchgeplant werden, um Anlieferung und Verfügbarkeit sämtlicher Materialien zum richtigen Zeitpunkt zu gewährleisten.
Die Restaurierung von Notre-Dame erforderte eine enge Zusammenarbeit zwischen Architekten, Historikern und der Tech-Branche, um eine erfolgreiche Wiederherstellung zu gewährleisten. Der Einsatz fortschrittlicher Technologien und Software unterstreicht die transformative Kraft moderner Methoden bei der Bewahrung architektonischen Erbes und stellt sicher, dass Notre-Dame auch für kommende Generationen erhalten bleibt.
Digitalisierung transformiert die Planungsbranche grundlegend. Was genau das für Architekt:innen in Zukunft bedeutet, erfahrt ihr hier
Die Planung von Gebäuden und Quartieren erlebt eine fundamentale Transformation. Digitale Technologien und künstliche Intelligenz (KI) definieren traditionelle Rollen von Planern und Architekten neu.
Die bevorstehende Entwicklung löst bei so manchem vielleicht euphorische Gedanken aus, der Großteil der Menschen sieht der Zukunft aber eher mit Angst entgegen.
Folgende Fragen tauchen immer häufiger in Diskussionen auf: Brauchen wir Planer und Architekten in Zukunft überhaupt noch? Welche Aufgaben und Tools müssen neu erlernt und welche traditionellen Denkmuster durchbrochen werden?
Fest steht: dank moderner Tools können Planende heute schneller, präziser und nachhaltiger arbeiten als noch vor wenigen Jahren. CAD-Programme waren der erste Schritt, 3D Modelle der zweite und das digitale Gebäudemodell ist aktuell state oft the art - oder sollte es zumindest sein.
Und da sich der technische Fortschritt nicht verlangsamt, werden auch hier innovative Ansätze die Branche sicherlich voranbringen. Wer weiß, vielleicht wandern wir bald durch holografisch geplante Gebäude. Auch im Bereich VR/AR ist sicherlich einiges zu erwarten.
Lange wurde Digitalisierung oder KI in der Planung als Buzzword oder als Feindbild aufgebaut. Dabei prägen beide die Branche wie nie zuvor. Sie können dazu genutzt werden, Arbeitsweisen zu automatisieren, Planungsprozesse zu optimieren und neue kreative Möglichkeiten eröffnen. Planer können sich so verstärkt auf strategische und innovative Aufgaben konzentrieren.
KI übernimmt repetitive Aufgaben und entlastet Architekten, wodurch mehr Zeit für kreative Tätigkeiten bleibt.
Wie KI Prozesse verbessert:
Konkretes Beispiel für KI in der Planung:
Bei der Planung eines Stadions analysiert eine KI die optimale Dachform, um Regenwasser effizient abzuleiten und gleichzeitig Akustik und Belüftung zu verbessern.
Mit generativem Design eröffnet KI völlig neue ästhetische und funktionale Möglichkeiten.
Wie es funktioniert:
Beispiel:
In diesem Artikel soll es wirklich nicht um BIM – noch so ein Buzzword – gehen, denn das müsste mittlerweile jedem in der Bau- und Planungsbrache ein Begriff sein. Doch obwohl die Ansätze gut und durchdacht sind, fehlt weiterhin die nötige Durchschlagskraft für eine flächendeckende Anwendung der Technologie.
Traditionelle Planungsprozesse, die einst auf Skizzen und Modellen aus Karton basierten, können heute dank Software so viel intelligenter, schneller und effizienter erstellt und weiterbearbeitet werden. Man muss sich also im Zusammenhang mit BIM fragen, warum das Anreichern von Zeichnungen mit zusätzlichen Informationen einfach nicht gelingt und zu einem neuen Standard wird.
BIM ermöglicht eine zentrale Plattform, auf der Architekten, Ingenieure und Bauunternehmen gemeinsam ein virtuelles Gebäude erschaffen – den „digitalen Zwilling“. Durch die gemeinsame Arbeit an einem Modell entstehen weniger Fehler und Kollisionen können frühzeitig erkannt werden. Auch die BIM Spezialisierung könnte ein zukunftsfähiges Entwicklungsfeld für Planer sein.
Neben der Gebäudeplanung wird die Rolle des Architekten zunehmend zu einer strategischen Funktion, bei der es um nachhaltige und benutzerzentrierte Räume geht. Dabei entstehen Fokusfelder, die neue Chancen bieten und Leistungen, die abseits der Leistungsphasen nach HOAI abgerechnet werden können.
Wichtige Schwerpunkte:
Die Digitalisierung, aber auch andere Entwicklungen im Bereich Immobilien und Bauen eröffnen Planern neue Möglichkeiten, über ihre bisherigen Tätigkeiten hinauszugehen.
Neben der reinen Entwurfsarbeit gibt es immer mehr spezialisierte Geschäftsfelder:
Die moderne Architektur erfordert Kooperation über Fachgrenzen hinweg. Zunehmend verschmelzen verschiedene Disziplinen, um innovative und zukunftssichere Projekte zu realisieren.
Beispiele für interdisziplinäre Teams:
Die Digitalisierung bietet enorme Chancen, bringt aber auch neue Herausforderungen:
Die Zukunft von Planern liegt in einer Kombination aus Kreativität, Technologie und interdisziplinärer Zusammenarbeit. Dank neuer Werkzeuge können Planer und Architekten nicht nur effizienter arbeiten, sondern auch einen größeren gesellschaftlichen Beitrag leisten. Sie schaffen Gebäude, die flexibel, nachhaltig und auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten sind.
Planer, die die Potenziale von KI und Digitalisierung nutzen, werden die Städte und Gebäude von morgen prägen.
In unseren Städten wird gebaut. Sei es die Erneuerung von Versorgungsleitungen oder der komplette Straßenneubau: die Gründe für das “Aufreißen” der Stadt sind vielfältig und notwendig. Und gerade wenn alles fertig ist, sollte es doch zügig weitergehen mit dem Stadtverkehr - wäre da nicht ein Problem…
Fachkräftemangel im Baugewerbe
Besonders im Baubereich ist der Nachwuchs- und Fachkräftemangel in Deutschland besonders sichtbar. Im letzten November veröffentlichte Zahlen der SOKA BAU zeigten einen Rückgang an Auszubildenden im Baugewerbe um 5 %. Dabei ist die Lage je nach Spezialisierung unterschiedlich kritisch. Im Tiefbau kamen auf einen Bewerber jedoch drei unbesetzte Ausbildungsstellen.
Sonderfall: ein Mangel an Steinsetzern in Berlin
Die rbb24 Abendschau beleuchtete vor kurzem ein spannendes Thema, welches auch in ganz Deutschland relevant ist. In Berlin fehlt es nämlich an Steinsetzern, oder Pflasterern. Was erstmal unspektakulär klingt, hat aber ganz hand- und fußfeste Auswirkungen auf Mensch und Stadt. Denn: solange die aufgerissenen Straßen und Fußwege nicht wieder zugepflastert sind, ist die Baustelle auch nicht fertig.
Verzögerungen durch fehlende Fachkräfte
Im Gespräch mit dem RBB erklärt Bauleiter Stefan Alexander Schmidt, dass die Firma heute nur noch über 6 sogenannte Steinsetzer verfüge, die mit Naturstein pflastern. Früher seien es zwölf gewesen, die seien jedoch in die Rente gegangen, ohne dass junger Nachwuchs in den Startlöchern stand. „Und deswegen dauert heutzutage auch alles ein bisschen länger, weil uns die Fachkräfte fehlen“, so Schmidt.
Die Konsequenzen für die Stadt - und alle, die in ihr leben
Und die fehlen dringend. Denn aufgrund der fehlenden Steinsetzer bleiben viele Gehwege und Straßen länger offen, als nötig. Selbst wenn im Untergrund längst alles wieder läuft - sei es Wasser, Gas, Fernwärme, oder neu verlegte Kabel - zugepflastert werden muss am Ende alles. Der Verdruss, der entsteht, wenn man solch eine „Dauerbaustelle“ vor der Nase hat, auf der anscheinend auch nichts mehr passiert, kann also den simplen Grund haben, dass Steinsetzer und Pflasterer fehlen.
Im rbb24-Bericht kommt auch die Geschäftsführerin des Lehrbauhofs Berlin, Gerrit Witschaß, zu Wort. Sie erklärt, dass pro Jahr 330 junge Leute eine Berufsausbildung für einen Beruf im Bauhauptgewerbe anfangen. Ungefähr 600 Menschen gehen aus diesem Bereich aber pro Jahr in Rente, so Witschaß. Es bleibt eine Lücke, die nicht gefüllt werden kann - und im Stadtbild sichtbar ist.
Einfaches Geld? Von wegen!
Steinsetzer Alexander Schwarz, der im Bericht ebenfalls zu Wort kommt, verdient im Monat knapp 3.000 € netto. Das klingt jetzt erstmal nicht schlecht, ist aber kein leicht verdientes Geld. Fakt ist nämlich, dass das Steinsetzen und Pflastern im täglichen Arbeitsalltag ein körperlich anstrengender Beruf ist. Ständiges Bücken, Hocken und Knien bei Wind und Wetter ist die Essenz dieses Berufs. Nach dem jahrelangen Steineschleppen winken im Alter nicht selten Rückenprobleme und körperliche Beschwerden.
Wie wird man Pflasterer oder Pflasterin oder Steinsetzer bzw. Steinsetzer?
Das Pflastern selber ist kein eigener Ausbildungsberuf, ist aber Teil einer Berufsausbildung zur Straßenbauerin bzw. zum Straßenbauer. Dennoch muss die Baubranche Antworten finden auf die Frage, wie man mehr junge Leute für das Ergreifen einer Berufsausbildung im Bauhauptgewerbe motivieren kann. Möglichkeiten wären sicherlich eine bessere Vergütung nach der Ausbildung, oder auch betriebliche Gesundheitsangebote, die einen Ausgleich zu körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten bieten.
Wie Robotik als technologische Unterstützung helfen kann
Digitalisierung und Automatisierung kann auch im Bauhauptgewerbe helfen, Prozesse zu ersetzen. Betonpflastersteine können beispielsweise bequem zu größeren Einheiten zusammengefasst und mithilfe von speziellen Pflasterverlegemaschinen mit Pflastergreifern verlegt werden. Dazu eignen sich aber in dem Fall nur Steine mit gleichmäßigen Produktionsmaßen, die dann auf den Paletten bereits „vorgestapelt“ sind, sodass eine fertig gepflasterte Schicht abgegriffen und verlegt wird. Auch der Einsatz von Setzrobotern ist denkbar, um unsere Straßen und Gehwege in Zukunft mit weniger Personal schneller zu schließen.
Es gibt sie noch, die guten Nachrichten aus dem Infrastruktur- und Verkehrsbau. Die Modernisierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim ist ein Beispiel, das Mut macht und zeigt, dass es auch bei Großprojekten möglich ist, zügig und termingerecht abzuliefern. Für den Rest Deutschlands könnte dieses Projekt als Blaupause dienen!
Die Generalsanierung der Riedbahn, einem der verkehrsreichsten Schienenkorridore Deutschlands, wurde in Rekordzeit abgeschlossen. Innerhalb von fünf Monaten modernisierte die Deutsche Bahn 20 Bahnhöfe, 111 Gleiskilometer, 152 Weichen und zahlreiche technische Anlagen.
Durch die Vollsperrung konnten Teams unterschiedlichster Gewerke die Arbeiten termintreu und ohne Verzögerungen abschließen. Dieses Pilotprojekt für künftige Sanierungen legt den Grundstein für ein modernes, zuverlässiges Schienennetz.
Mit dem Einsatz von Lean Construction Management setzte die Deutsche Bahn auf modernste Methoden zur Optimierung von Bauprozessen. Die kontinuierliche Überprüfung und Anpassung der Abläufe während Planung und Bau sorgten für Effizienz bei der Ausführung ohne unnötige Wartezeiten. Digitale Tools wie SharePoint und Confluence unterstützen bei der Kommunikation.
Unseren Wissensartikel über Lean Management & BIM könnt ihr euch hier anschauen: https://www.digitalwerk.io/hot-topics/hot-topics-post/bim-und-lean-management-als-schlussel-zu-mehr-effizienz-in-der-bauindustrie
Das Zugbeeinflussungssystem ‘European Train Control System’ (ETCS) wurde an der Strecke eingerichtet. Es soll in der Zukunft die Grundlage für ein einheitliches, europäisches Bahnverkehrssystem schaffen.
Die Riedbahn-Sanierung ist Teil eines umfassenden Programms, mit dem die Deutsche Bahn bis 2027 rund 1.500 Streckenkilometer modernisieren will. Die Erfahrungen aus diesem Projekt fließen in die Planung weiterer Sanierungen ein, etwa der Strecke Hamburg-Berlin. Ziel ist es, den Sanierungsstau im deutschen Schienennetz abzubauen und die Infrastruktur auf die Anforderungen des European Green Deal auszurichten.
Die Bahn spielt eine zentrale Rolle im nachhaltigen Verkehrssystem der EU. Sie ist klimafreundlicher als das Flugzeug und deutlich energieeffizienter als Lkw und Pkw. Die moderne Riedbahn wird dem steigenden Verkehrsaufkommen gerecht und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verlagerung von Transporten auf die Schiene. Damit wird der umweltfreundliche Schienenverkehr weiter gestärkt.
In den späten 90er Jahren war Frankfurt am Main kurz davor, das höchste Gebäude Europas zu bekommen. “Campanile” sollte der knapp 300 Meter hohe Wolkenkratzer heißen und auf der Südseite des Hauptbahnhofs empor ragen. Kurz vor den Kommunalwahlen 1989 erteilte ein CDU-Baudezernent fix einige Teilgenehmigungen, Frau Kraus war aber dagegen…
Es war sicherlich eines der prestigeträchtigsten in Planung befindlichen Hochhäuser in Frankfurt am Main der 90er Jahre.
Im ohnehin dicht besiedelten Bahnhofsviertel sollte der 300-Meter Riese aus Glas und Stahl errichtet werden. Zwei Tage vor den Kommunalwahlen 1989 versuchte dann ein CDU-Mann, mit einer Teilgenehmigung den Bau des Towers in die Wege zu leiten. Das sollte geschehen, bevor es zu einer Regierungsübernahme durch Hochhäusern weniger wohlgesinnten Parteien käme.
Doch er hatte die Rechnung ohne Hannelore Kraus gemacht. Die studierte Soziologin, die bei Adorno lernte, kam viel herum in ihrem Leben. Nach Studienaufenthalten in New York und Washington arbeitete sie als Entwicklungshelferin für die UN in China, Haiti, Nigeria und der Elfenbeinküste. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland eröffnete sie 1983 im elterlichen Haus in der Frankfurter Gutleutstraße eine Pension mit Fremdenzimmern.
Genau im Gutleutviertel sollte dann 1989 auch das Mammutprojekt “Campanile” entstehen. Der Turm sollte 265 messen, mit Antenne sollten 300 Meter Gesamthöhe erreicht werden. Auch für das beim Hochhausbau umtriebige Frankfurt war das ein ambitionierter Plan mit Strahlkraft. Der letztendliche Bau des Towers hing allerdings von der Zustimmung aller Nachbarn ab. Die gab es auch größtenteils.
Und genau das war der Haken an der Sache, denn Hannelore Kraus weigerte sich, dem Bau zuzustimmen. Laut Baurecht war sie eine “betroffene Nachbarin”. Auch positive Baurechtsgutachten halfen nicht, sie umzustimmen, genauso wenig wie Millionenbeträge. „Zum Schluss haben sie mir acht Millionen Mark geboten, hier in meiner Küche,“ verriet Kraus in einem Gespräch mit der Frankfurter Rundschau im Jahr 2019.
“Sie kämpfte fürs Gutleut-Viertel” - Frankfurter Rundschau (https://www.fr.de/frankfurt/kaempfte-fuers-gutleut-viertel-11183722.html).
Das Volumen des damaligen Bauprojekts wird heute mit 180 Millionen Mark beziffert. Die Höhe der Kraus angebotenen Abfindung zeigt auch, wie wichtig der Bau den Projektentwicklern damals war. Dabei wurden ohnehin die erteilten Teilgenehmigungen vom hessischen Verwaltungsgerichtshof als rechtswidrig erklärt, da die Zustimmung von Kraus fehlte.
Ihr ganzes Leben lang setzte sich Hannelore Kraus für Menschen ein, die ihr lieb und teuer waren, und kämpfte für Zwecke, die ihr etwas bedeuten, so auch für ihr geliebtes Gutleutviertel in Frankfurt. In der TV-Show “Na siehste” mit Günther Jauch 1989 saß Kraus einem Vertreter des Projektentwicklers gegenüber. Im knapp 9-minütigen Schlagabtausch wirft Kraus dem Bauherrn unter anderem vor, Bauaufträge zu früh vergeben zu haben, “ohne die Auflagen vorher erfüllt zu haben”.
50 Stunden sollen beide miteinander verhandelt haben, ohne finale Einigung. Und so ist der Commerzbank Tower mit 259 Metern, der 1997 fertiggestellt wurde, aktuell der höchste Turm Frankfurts.
Hannelore Kraus starb 2023 im Alter von 83 Jahren in Frankfurt. Mal sehen, ob nun bald ein neuer Anlauf für den Campanile Turm gemacht wird.
Die Glasproduktion gehört zu den energieintensivsten Industrien weltweit. Gleichzeitig birgt sie ein enormes Potenzial, durch innovative Recyclingmethoden und Kreislaufwirtschaftsmodelle nachhaltiger zu werden.
Die Glasproduktion gehört zu den energieintensivsten Industrien weltweit. Gleichzeitig birgt sie ein enormes Potenzial, durch innovative Recyclingmethoden und Kreislaufwirtschaftsmodelle nachhaltiger zu werden. Unternehmen wie Saint-Gobain treiben diese Transformation voran. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Ansätze, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven einer nachhaltigen Glasproduktion.
Ein zentrales Ziel nachhaltiger Glasproduktion ist die Kreislaufwirtschaft. Statt allein auf die Förderung von Primärrohstoffe wie Sand und Soda zu setzen, fördert Saint-Gobain auch Urban Mining. Hierbei werden Rohstoffe direkt aus urbanen Abfällen zurückgewonnen, beispielsweise aus abgerissenen Gebäuden.
Beim Recycling gibt es dabei klare Regeln: Flachglas – beispielsweise aus Fenstern oder Fassen – muss mit möglichst hohem Anteil wieder zu Flachglas werden. Wird Fenster- oder Fassadenglas zu Glasflaschen oder Glaswolle recycelt, spricht man von Downcycling. Solche Produkte können nicht zurück in den Kreislauf hochwertiger Flachglasproduktion gebracht werden. Aus alten Flaschen kann also nie wieder ein Flachglas werden. Das Downcycling muss sich auf die Mengen beschränken, die nicht im Flachglas-Kreislauf gehalten werden können, sei es aufgrund von Kontaminationen oder anderen Ausschlusskriterien.
Die Wiederverwertung von Glas hat enorme Vorteile für die Umwelt. Jede Tonne Glasscherben, die in das Gemenge für die Glasproduktion eingebracht wird, spart 700 Kilogramm CO₂ in Scope 1, 2 und 3. Diese Zahlen verdeutlichen das Potenzial, das Recyclingglas für den Klimaschutz hat. Im Jahr 2024 hat Saint-Gobain in seiner Glasproduktion bereits über 70.000 Tonnen externe Glasscherben eingesetzt und will diesen Anteil weiter steigern.
Langfristig ist geplant, Produktionsanlagen zu betreiben, die Glas nahezu CO₂-neutral produzieren können. Glas besitzt also das Potenzial, zu einem der nachhaltigsten Baustoffe zu werden, wenn die Kreislaufwirtschaft gelingt.
Trotz aller Innovationen und Potenziale steht die Glasindustrie vor erheblichen Herausforderungen. Eine große ist die Sicherstellung der Qualität der Glasscherben, die recycelt werden sollen. Verunreinigungen, etwa durch Glaskeramik wie Cerankochfelder, stellen eine ernsthafte Gefahr dar. Solche Materialien haben einen anderen Schmelzpunkt und können an den Produktionsstandorten zu Schäden führen. Solche Krisen erfordern ein striktes Qualitätsmanagement entlang der gesamten Lieferkette.
Saint-Gobain hat bereits wegweisende Fortschritte erzielt, die Glasproduktion nachhaltiger zu gestalten. Ein Fokus liegt auf dem Recycling von Fassadenglas. Bei derartigen Großprojekten werden Recyclingglascontainer direkt auf Baustellen platziert. Das gesammelte Glas wird anschließend zentral und sortenrein gesammelt, aufbereitet und als Rohstoff zurück in den Produktionskreislauf gebracht.
Neben dem Recycling setzt das Unternehmen auf erneuerbare Energien. Die Herstellung von Glas erfordert extrem hohe Temperaturen, die bisher vor allem durch den Verbrauch von Strom und Gas gedeckt wurden. Mit der Nutzung von grünem Strom und Biogas können diese Emissionen drastisch gesenkt werden.
Für das Konzept der CO₂-neutralen Glasproduktion wird Saint-Gobain eine Förderung in Höhe von bis zu 382 Millionen Euro Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) erhalten. Die Förderung ist für Transformationsprojekte vorgesehen.
Die Vision einer vollständig nachhaltigen Glasindustrie ist ehrgeizig, aber realistisch. Langfristig will Saint-Gobain den Anteil an Post-Consumer-Glas erhöhen. Diese Altglasscherben stammen aus Produkten, die einen kompletten Lebenszyklus durchlaufen haben, etwa aus alten Fenstern bei Renovierungen oder Sanierungen. Auch ausgebaute Windschutzscheiben zählen dazu.
Einer der Ansätze ist entsprechend die Kooperation mit der Automobilindustrie. Windschutzscheiben können problemlos recycelt werden. Erste Pilotprojekte zeigten, dass sich aus recycelten Scheiben neue Windschutzscheiben herstellen lassen.
Ein weiteres Ziel ist die Förderung von Bewusstsein für Recycling. Auf Baustellen müssen Arbeiter geschult werden, Glas und andere Baustoffe korrekt zu trennen. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um eine nachhaltige Bauwirtschaft zu schaffen. Hier steht die nachhaltige Glasproduktion vor den gleichen Problemen wie die Gipsindustrie beim Sammeln und Sortieren ihrer Reste.
Die größte Herausforderung für die Kreislaufwirtschaft ist nicht nur technischer Natur, sondern auch kulturell. Altes und kaputtes Glas wird oft als Abfall wahrgenommen. Dabei handelt es sich um einen wertvollen Sekundärrohstoff, der quasi unbegrenzt recycelbar ist.
Fehlen auf Baustellen jedoch die Strukturen, um Glas fachgerecht für das Recycling vorzubereiten, entgehen kostbare Scherben dem Recyclingprozess. Alte Fenster, die in Baumischabfallcontainern landen, werden so einer Wiederverwertung entzogen. Hier ist ein gesellschaftliches und kulturelles Umdenken gefragt.
Die Glasproduktion steht an einem Wendepunkt. Mit innovativen Recyclingmethoden, strengen Qualitätsstandards und dem Einsatz erneuerbarer Energien zeigt Saint-Gobain, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen können. Die Kreislaufwirtschaft und die CO₂-Reduktion bei der Glasproduktion durch Recyclingglas sind dabei die wichtigsten Aspekte.
Der Erfolg hängt jedoch nicht nur von Technologien ab, sondern auch von einem Bewusstseinswandel in der Bau- und Recyclingbranche. Mit Projekten wie Fassadenrecycling und Kooperationen mit der Automobilindustrie beweist Saint-Gobain, dass diese Transformation bereits in vollem Gange ist.
Die bisherigen Erfolge rund um das Recycling von Fassadenglas wurden jüngst mit dem Finaleinzug bei dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Hier zählte Saint-Gobain unter allen Einsendungen zu den Top 3 der Branche und wurde dementsprechend als Finalist des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2024 prämiert.
Solche Auszeichnungen zeigen auch: Die Vision einer vollständig nachhaltigen Glasproduktion ist kein ferner Traum. Sie ist eine Chance, die sowohl die Umwelt schont, als auch Deutschland als attraktiven Produktionsstandort sichert.
Die 4. Bad Aiblinger Baukulturtage 2024 fanden dieses Jahr erneut im B&O Bau ForschungsQuartier in Bad Aibling statt. Mehr dazu hier!
Die 4. Bad Aiblinger Baukulturtage 2024, die inzwischen zu einer festen Größe im Kalender der Architektur- und Bauwelt geworden sind, fanden dieses Jahr erneut im B&O Bau ForschungsQuartier in Bad Aibling statt. Die Veranstaltung bot auch dieses Mal eine Bühne für Diskussionen, Innovationen und Netzwerkarbeit rund um nachhaltiges und zukunftsweisendes Bauen.
Das Thema der diesjährigen Baukulturtage, die vom 19. bis 20. September stattfanden, lautete: “Anders bauen: Wärmewende und Gebäudetyp-e”. Mit einer Kombination aus Vorträgen, einer neuen Ausstellung und praxisnahen Vorführungen wurde die Veranstaltung zu einem Highlight der Baukultur, an dem führende Köpfe der Bau, Immobilien und Energiebranche teilnahmen.
Das heutige B&O Bau ForschungsQuartier hat eine bewegte Vergangenheit. Das Gelände diente in den letzten Jahrzehnten unter anderem als Militärstützpunkt und wurde 2005 von der B&O Gruppe übernommen.
Eine Vorstellung des Geländes bekommt ihr in einem früheren Artikel von uns: https://www.digitalwerk.io/hot-topics/hot-topics-post/die-wandlung-eines-ortes-die-entwicklung-des-b-o-bau-forschungsquartiers-in-bad-aibling
Seitdem hat sich das Areal von einer ehemaligen Militärbrache in ein Modellquartier für nachhaltiges Bauen verwandelt. Hier werden nicht nur Konzepte für ökologisches und kosteneffizientes Bauen entwickelt, sondern auch konkrete Projekte umgesetzt, die deutschlandweit Aufmerksamkeit erregen.
Ein zentrales Thema der diesjährigen Baukulturtage war der Gebäudetyp E, ein Ansatz, der Einfachheit und Effizienz in den Vordergrund stellt. Das „E“ steht heute auch für Begriffe wie „einfach“, „energieeffizient“ und „emissionsarm“. Der Gebäudetyp E verzichtet auf erübrigbare technische Standards und reduziert den Materialaufwand auf das Wesentliche, ohne Kompromisse bei Qualität und Sicherheit einzugehen.
Eine Vorstellung des Gebäudetyp E bekommt ihr in diesem Artikel: https://www.digitalwerk.io/hot-topics/hot-topics-post/die-zukunft-des-bauens-gebaudetyp-e.
Dieses Konzept wurde im B&O Bau ForschungsQuartier nicht nur weiterentwickelt, sondern bereits erfolgreich umgesetzt, wie die Forschungshäuser „Einfach Bauen“ eindrucksvoll zeigen. Sie basieren auf dem Prinzip, dass weniger oft mehr ist, und demonstrieren, wie nachhaltiges Bauen mit minimalem Ressourcenverbrauch gelingt. Die enge Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München hat dabei zu Lösungen geführt, die als Vorbild für die gesamte Baubranche dienen.
Wir haben euch die Forschungshäuser in einem früheren Artikel bereits vorgestellt: https://www.digitalwerk.io/hot-topics/hot-topics-post/einfach-bauen---die-forschungshauser-im-b-o-bau-forschungsquartier
Ein besonderes Highlight der diesjährigen Baukulturtage war die feierliche Eröffnung einer neuen Ausstellung, die auf einer Fläche von 130 Quadratmetern die Geschichte und die Zukunft des Quartiers dokumentiert. Kuratiert von Dr. Hilde Strobl, Architekturhistorikerin an der Universität Innsbruck, widmet sich die Ausstellung den Herausforderungen und Erfolgen des nachhaltigen Bauens.
Neben einer anschaulichen Dokumentation der städtebaulichen Entwicklung werden Videointerviews mit renommierten Architekten wie Florian Nagler und Arthur Schankula präsentiert. Die Ausstellung ist nicht nur eine Informationsquelle, sondern auch ein interaktiver Ort des Austauschs. Besucher können hier die vielseitigen Projekte und aktuellen Entwicklungen auf dem Gelände, wie zum Beispiel das neue Heizwerk, kennenlernen.
Die Baukulturtage stehen ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Dies zeigt sich nicht nur in den präsentierten Projekten, sondern findet sich auch in der Philosophie von B&O Bau wieder. Mit der Kombination aus Holzbauweise, intelligenter Planung und modularen Baukonzepten setzt das Unternehmen Maßstäbe für zukunftsorientiertes Bauen.
Besonders zentral ist dabei der Einsatz von Holz als zentralem Baustoff, der sowohl ökologische als auch ästhetische Vorteile mit sich bringt. Neben dem Neubau widmet sich B&O Bau auch intensiv der Sanierung bestehender Gebäude. Durch Maßnahmen wie Dachaufstockungen und Parkplatzüberbauungen wird zusätzlicher Wohnraum geschaffen, ohne neue Flächen zu versiegeln.
Bundesbauministerin Klara Geywitz besuchte das B&O Bau ForschungsQuartier am 08. Oktober dieses Jahres. Bei dem Rundgang über das Gelände standen die innovativen Pilotprojekte für zukunftsorientiertes und nachhaltiges Bauen sowie die großen Potenziale des Gebäudetyps E im Mittelpunkt. Dabei betonte die Bundesbauministerin die Bedeutung des Standorts für die Baupolitik in Deutschland. Ihre Worte lobten die Pilotprojekte von B&O Bau als beispielgebend für die gesamte Branche. “Das B&O Bau ForschungsQuartier ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie wir die Bauwirtschaft neu denken können, um die Herausforderungen von morgen zu meistern“, sagte Dr. Ernst Böhm, Gründungsgesellschafter der B&O Gruppe, anlässlich des Besuchs der Ministerin.
Bei der abschließenden Gesprächsrunde in den neuen Ausstellungsräumen lieferten die ausgestellten Themen nachhaltige Bauweisen (insbesondere der Holzbau), energieeffiziente Sanierung, die flexible Nutzung bestehender Gebäude und die vier Forschungshäuser „Einfach Bauen“ weitere Ideengrundlagen.
Die Baukulturtage 2024 machten deutlich, dass das B&O Bau ForschungsQuartier nicht nur ein Ort der Innovation, sondern auch der Inspiration ist. Mit Ausstellungsführungen, Workshops, Seminaren und Netzwerkveranstaltungen wird das Quartier weiterhin eine zentrale Plattform für Wissensvermittlung sein sowie den Austausch zwischen Handwerk, Forschung und allen, die Interesse an der Zukunft des Bauens haben, fördern.
Ein Besuch von Bauministerin Geywitz im B&O Bau ForschungsQuartier im Oktober beweist auch, dass dieses kein Selbstzweck ist, sondern über die Branche hinaus bis in die Bundespolitik hinein als Inspiration dienen kann. “Mit seinem ForschungsQuartier gibt B&O wichtige Impulse für den Weg hin zu einer zukunftsorientierten und nachhaltigen Stadtentwicklung“, sagte Bauministerin Geywitz nach ihrem Besuch.
Künstliche Intelligenz (KI) treibt weltweit Transformationen voran, doch Deutschland hinkt hinterher. In der Immobilienbranche kann KI Prozesse effizienter, nachhaltiger und kundenorientierter gestalten, z. B. durch smarte Bauplanung und Robotik. Um KI als Chance zu nutzen, sind Mut und Investitionen nötig.
Die Welt verändert sich rasant, und nichts treibt diese Transformation stärker voran als künstliche Intelligenz (KI).
Dabei reicht ein Blick auf die technologische Landschaft, um die Dynamik und Macht von künstlicher Intelligenz zu verstehen: Google investiert seit Jahren Milliardenbeträge in die Entwicklung von KI, hat die besten Köpfe in dem Bereich bei sich unter Vertrag, und dennoch gelang es OpenAI mit ChatGPT auf einen Schlag, die Art und Weise zu verändern, wie Menschen weltweit mit Technologie interagieren.
Diese Disruption zeigt, wie tiefgreifend und schnell KI ganze Branchen – und mit ihnen die Gesellschaft – auf den Kopf stellen kann. Auch die Immobilienbranche steht vor einer epochalen Transformation, sofern sie bereit ist, die Chancen der KI mutig zu nutzen.
Während andere Länder dieser Welt, allen voran die USA und China KI als Schlüsseltechnologie vorantreiben, hinkt Deutschland massiv hinterher. Der Fortschritt in der IT- und KI-Entwicklung ist hierzulande nicht nur langsamer, sondern wird auch durch eine mangelhafte Investitionsbereitschaft gebremst. Im internationalen Vergleich fließen in Deutschland nur geringe Summen in IT und digitale Transformation – ein Umstand, der angesichts der geringen Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) noch besorgniserregender wird.
Statt Innovation mutig zu fördern, werden immer noch veraltete Technologien glorifiziert. Ein Beispiel dafür: Ein Artikel im Stern kürte kürzlich das „beste Faxgerät 2024“. Solche Geschichten sind sinnbildlich für Deutschlands Status quo. Wir müssen schneller, mutiger und bereit sein, Risiken einzugehen – denn nur durch das Scheitern lernen wir. Es braucht einen grundlegenden Wandel in der Denkweise: Weg von der Vorsicht, hin zur Innovationsfreude.
KI bietet der Immobilienbranche die Möglichkeit, Prozesse effizienter und nachhaltiger zu gestalten.
In der Planungsphase können KI-Algorithmen beispielsweise Materialien bewerten, deren Lebensdauer analysieren und ihren ökologischen Fußabdruck berechnen. So lassen sich Bauprojekte umweltfreundlicher und kosteneffizienter gestalten. Auch bei der Abwägung verschiedener Ausführungsvarianten – etwa bei der Wahl zwischen luxuriöser und funktionaler Gestaltung – kann KI datenbasiert auf Kundenpräferenzen eingehen und individuelle Lösungen entwickeln. Gerade im Bereich der Bauausführung, aber auch bei Arbeiten des Gebäudebetriebs wir künstliche Intelligenz häufig mit Robotik kombiniert, um menschliche Arbeiten auszuführen oder Hilfestellung zu leisten.
Ein Blick in die USA zeigt, wohin die Reise gehen könnte: Die humanoiden Roboter von Boston Dynamics und die von Elon Musk entwickelten Roboter mit dem Namen Optimus haben inzwischen ein Niveau erreicht, auf dem sie einfache handwerkliche Arbeiten übernehmen können. Diese Fortschritte könnten schon bald den Fachkräftemangel in der Baubranche mildern und Bauprojekte beschleunigen.
Trotz dieser Fortschritte bleibt der Datenschutz gerade in Deutschland ein heißes Thema.
Kurioserweise geben viele Menschen freiwillig Unmengen an Daten preis – sei es auf Social-Media-Plattformen oder via Fitness-Apps. Doch wenn es um Anwendungen mit echtem gesellschaftlichem Nutzen geht, wie KI in der Gebäudebestandsanalyse, der Analyse von Heizdaten oder Bewegungsdaten in Gebäuden reagieren dieselben Menschen plötzlich mit großer Skepsis.
Ein sicherlich extremes Beispiel treibt dies auf die Spitze: In einer App kann man sich und seine Geschlechtskrankheiten registrieren und sich im Anschluss mit ebenfalls Betroffenen zum Dating verabreden.
KI hat auch das Potenzial, Dinge zu „entmaterialisieren“ und damit Innovationen voranzutreiben.
Ein, wenn zwar nicht perfektes, aber durchaus relevantes Beispiel findet sich im Gesundheitswesen: Eine App, gekoppelt mit einem Wearable zur Temperaturmessung, kann inzwischen zuverlässig die fruchtbaren Tage einer Frau bestimmen. Diese Technologie ersetzt in vielen Fällen die Antibabypille und wird in den USA sogar von Krankenkassen bezuschusst.
Im Bereich der Landwirtschaft gibt es Beispiele, wie KI Pestizide und Herbizide entmaterialisiert. Das Gefährt von Carbon Robotics ist ausgestattet mit acht Kameras und einer Bilderkennung. Diese fährt über den Acker und scannt währenddessen das angepflanzte Gut. Die KI erkennt die meisten Unkräuter und Schädlinge, unterscheidet sie von den angebauten Pflanzen und nützlichen Insekten wie z. B. Bienen und eliminiert das Unkraut bzw. Tiere mit gezielten Laserschüssen.
Solche Anwendungen zeigen, wie KI dazu anregen kann, Prozesse neu zu denken und Produkte neu zu gestalten.
Die Frage ist nicht, ob KI unsere Prozesse verändern wird, sondern ob wir mutig genug sind, diese Veränderung aktiv zu gestalten – denn das ist wohl ziemlich unumstößlich. Die Immobilienbranche hat das Potenzial, durch den Einsatz von KI effizienter, nachhaltiger und kundenorientierter zu werden. Doch die Weichen dafür müssen heute gestellt werden. So kann KI den Menschen zwar (noch) nicht ersetzen, aber eine Hilfestellung bieten und dadurch Probleme wie den massiven Fachkräftemangel und die aktuell krankende Produktivität beheben.
Ganz wichtig ist: Deutschland darf nicht länger zögern! Wir müssen schneller handeln, Risiken eingehen und auch Scheitern akzeptieren – denn das ist der Weg zum Fortschritt. KI ist keine Bedrohung, sondern eine Chance. Es liegt an uns, sie zu nutzen.
Dieser Artikel wurde inspiriert von einem Vortrag von Sascha Lobo (Autor und Vortragsredner mit Fokus auf KI und Internet) auf dem gefma Jahresevent und Mitgliederversammlung 2024.
Es dürfte wohl die bekannteste, aufsehenerregendste und gleichzeitig geheimnisvollste Unternehmenszentrale der Welt sein: der Apple Park im kalifornischen Silicon Valley.
Bereits 2006 stellte der damalige Apple-Chef Steve Jobs im Stadtrat von Cupertino seine Pläne für den Bau eines zweiten Campus vor. Der Name des Projekts lautete damals “Apple Campus 2”. Die Idee und das Design stammen von Steve Jobs und dem damaligen Chefdesigner Jony Ive. Zusammen mit Norman Foster verbrachte Ive Jahre mit der detaillierten Planung des Headquarters.
Zwar hatte Apple selbst sich schon einige Grundstücke sichern können, für die Entwicklung des 13 Hektar großen Geländes war aber der Kauf zahlreicher weiterer Grundstücke nötig. Der Real-Estate-Riese Hines half beim Erwerb weiterer Grundstücke. Dass der schlussendliche Besitzer Apple sein würde, wurde dabei aber verschleiert. Das ist eine übliche Praxis, um Preisexplosionen zu vermeiden.
Kreisrunde Gebäude sind in der Weltgeschichte eher unüblich und selten. Jobs fand übliche Bürogebäude aber “langweilig”. Es überrascht daher nicht, dass der Tech-Konzern Apple diese Form als Blaupause für ein hochmodernes, elegantes und auch extravagantes Headquarter gewählt hat. Medienberichten zufolge war der Chefdesigner Jony Ives für kleinste Designdetails im Inneren des Gebäudes verantwortlich - bis hin zu Badarmaturen und Türklinken.
In und am Apple Park hat sich Gründer und Ikone Steve Jobs auch selbst verwirklicht. Die innere Steinverkleidung für ein zweistöckiges Nebengebäude, in dem unter anderem ein Yoga-Studio ist, stammt aus Steinen, die aus einem Steinbruch in Kansas beschafft wurden. Sie sollen von der Optik her an Steve Jobs Lieblingshotel im Yosemite-Nationalpark erinnern.
Apple setzt auch als Arbeitgeber neue Maßstäbe. Im Nebengebäude mit dem erwähnten Yoga-Studi befindet sich ein 9000 Quadratmeter großer Wellnesskomplex, in dem sich auch Ärzte für die Belegschaft befinden.
Auf dem ringförmigen Bürogebäude befindet sich auch die größte Photovoltaik-Dachanlage der Welt. Damit ist die Zentrale auch das größte solarbetriebene Gebäude der Welt. Ganze 17 Megawatt werden von den Solarzellen auf dem Dach produziert.
Ein kreisrundes Gebäude dieser Größe hat natürlich nicht nur einen Haupteingang, sondern insgesamt 9. Die sind auch nötig, um morgendliche Menschenstaus zu verhindern, wenn an die 13.000 Mitarbeiter in den Apple Park strömen. Im unterirdischen Parkhaus unter der Ringstruktur ist Platz für mehr als 11.000 Autos. Mit 260.000 Quadratmetern Bürofläche ist es auch in den USA eines der größten Bürogebäude.
Das “The Ring” genannte, kreisrunde Hauptgebäude wird von insgesamt 800 riesigen, abgerundeten Glaspanels umschlossen. Tief unter der Erde schützt ein japanisches Erdbebenschutzsystem bestehend aus 692 Stahltellern das Gebäude im Ernstfall.
Einblicke aus dem Inneren des extravaganten Gebäudes sind rar, und schon beim Bau herrschten strenge Sicherheitsvorkehrungen, die das Innere vor neugierigen Blicken schützen sollten. Trotzdem gelangen während des Baus aber Bilder durch Bauarbeiter nach außen, als diese Snapchat-Storys posteten, die danach auch in anderen sozialen Netzwerken die Runde machten.
Heute gibt sich der wertvollste Tech-Konzern der Welt mit Einblicken zwar nach wie vor nicht transparent, aber immerhin ein wenig freimütiger. Journalisten und Techblogger durften bereits Blicke ins Innere werfen, und auch Apple selbst hat über die Jahre verteilt einige Aufnahmen veröffentlicht, die eine Idee vom Inneren geben.
Dass Berlin gerade erst seinen ersten Wolkenkratzer bekommt, dürfte viele überraschen. In Berlin gibt es verhältnismäßig wenig hohe Gebäude. Es ist schwierig wie noch nie, aktuell Wohnraum zu bekommen: knapp 3,7 Millionen Menschen wohnen im von Brandenburg eingeschlossenen Stadtstaat.
Als der Bauunternehmer Ekkehard Streletzki 1994 das Estrel-Hotel teileröffnete, war nicht klar, welche Erfolgsgeschichte das Haus in späteren Jahren schreiben sollte. Mit sagenhaften 77,5 Millionen Euro Umsatz verdrängte das Haus im Jahr 2019 den Bayerischen Hof in München von Rang 1 der Liste der umsatzstärksten Hotels Deutschlands. Auch in Europa gilt das Estrel eines der größten und auch erfolgreichsten Hotels.
Das 4-Sterne-Superior Hotel verfügt über 1125 Zimmer, die von 550 Mitarbeitern betreut werden. Drei Bars und 5 Restaurants versorgen die Gäste aus aller Welt. Doch das Estrel-Hotel bekommt bald Zuwachs: den Estrel-Tower, Berlins ersten Wolkenkratzer. Der teilweise bereits mit Fassadenelementen ausgestattete und immer noch in die Höhe wachsende Rohbau am Neuköllner Schifffahrtskanal hat bereits die 150-Meter-Marke geknackt.
Damit hat der Estrel-Tower den bis dahin größten Edge-East-Side-Tower in Friedrichshain, der “nur” 142 Meter Höhe misst, überholt. Stolze 176 Meter soll der neue Estrel-Hotelturm am Ende hoch sein. Der Bau an der Sonnenallee soll 2025 abgeschlossen werden, eine Eröffnung wird 2025 angepeilt.
Insgesamt 522 Hotelzimmer sollen im Neubau entstehen, dazu gehören 90 “Serviced Apartments” - das sind vollmöblierte und mit Küchenzeile ausgestattete Apartments. Im 43. und 44. Stock sollen ein Restaurant und eine Skybar Platz finden.
Weiterhin wird eine 1400 Quadratmeter große Fitness- und Spa-Landschaft für Zerstreuung sorgen. Auch Meetings, Conventions und Events sollen auf insgesamt 3500 Quadratmetern dafür vorgesehener Fläche möglich sein. Allein der ‘Forum’ genannte Eventspace wird an die 1000 Quadratmeter messen.
Der Estrel-Tower will neue Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit setzen. Auffallend sind die großen Fenster- und gleichzeitig auch Fassadenelemente des Towers. Diese verfügen über Finnen, die so an die Sonnenstrahlung vor Ort angepasst sind, dass sich die Räume im Sommer nicht zu stark erhitzen.
Der Fassadenspezialist FKN Group hat für die Montage der Fassadenelemente eigens einen speziellen Kran samt Aufzug am Gebäude montiert, um jedes der 2600 einzigartigen Elemente an seinen richtigen Platz zu setzen.
Eine energieeffiziente Fassade ist nur ein Schritt auf dem Weg des Gebäudes, eine LEED Platin-Zertifizierung (Leadership in Energy and Environmental Design) zu erreichen. Zusätzlich sollen begrünte Dächer, Photovoltaik-Anlagen, Wildblumenwiesen und sogar ein Fahrradparkhaus dafür sorgen, dass die grünen Features am und um den Turm im Vordergrund stehen.
Eingerahmt wird Berlins neuer Wolkenkratzer von der noch im Bau befindlichen Erweiterung der Stadtautobahn A100 und der Sonnenallee. Damit ist eine zukünftige schnelle Anbindung an den Flughafen Berlin-Brandenburg sichergestellt. Per Tunnel geht es außerdem direkt ins Estrel-Hotel auf der anderen Straßenseite, oder auch ins Congress Center.
Nach Angaben des Bauherren und Inhabers Maxim Streletzki werden aktuell noch die letzten Etagen gegossen. Im nächsten Jahr sollen die Bauarbeiten dann abgeschlossen sein, eine Eröffnung wird zum Jahresende angepeilt.
Inspirierende Projekte
Die Sagrada Familia ist mehr als nur eine Kirche. Sie ist ein Symbol für Geduld, Hingabe und die Kraft einer Vision, die Generationen inspiriert. Mehr zum Bau und den architektonischen Besonderheiten erfahrt ihr hier!
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Inspirierende Projekte
900 Millionen Euro für ein neues Stadion – und das bei 3 Milliarden Euro Schulden? Der FC Barcelona steckt in einer finanziellen Krise und setzt trotzdem alles auf das neue Stadion, das Camp Nou. Aber warum?
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Real Estate
Gestartet wurde das Projekt Steglitzer Kreisel in den 60ern als Vorzeigebau – ein 120-Meter-Turm mit Büros und Einkaufzentrum. Doch heute ist der Turm eine Bauruine. Was passiert ist erfahrt ihr in diesem Video!
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Bau
Nach rund 15 Jahren Planung und Genehmigungsverfahren sowie knapp 10 Jahren Bau steht die größte Baustelle Europas nun kurz vor der Vollendung. 2026 soll das neue Terminal am Frankfurt Airport final fertiggestellt werden.
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Inspirierende Projekte
Klimakatastrophen, Krieg, Meteoriteneinschlag – die aktuell kursierenden Endzeitszenarien sind vielfältig. Viele Menschen haben Angst vor diesen teilweise realen Bedrohungen. Vor allem in den USA, aber auch in Deutschland boomt deshalb der Bunkerbau. On top der Dekadenz: Luxusbunker für Superreiche.
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Inspirierende Projekte
Venedig ist eine wunderschöne Stadt. Doch sie hat - neben dem Massentourismus - ein weiteres, existenzbedrohendes Problem: Venedig ist wortwörtlich dem Untergang geweiht! Wie Lösungen dagegen aussehen erfahrt ihr hier!
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Inspirierende Projekte
In Torgau (DE) werden innovative, recycelte Gläser entwickelt und solche, die sich automatisch an Sonnenlicht anpassen. Diese elektrochromen Gläser reduzieren die Innenraumtemperatur, sparen Energie und erhöhen das Wohlbefinden.
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Architektur
Dieses Projekt soll die Sexarbeit aus dem zentralen Rotlichtviertel "De Wallen" in ein Hochhaus mit rund 100 Arbeitsplätzen, Restaurants, Sex-Theatern und Clubs verlagern.
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Inspirierende Projekte
Warum braucht man eigentlich einen horizontal fahrenden Aufzug und was ist beim Bau und beim Testen dessen zu beachten? All das erfahrt ihr hier!
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Inspirierende Projekte
Im Hamburg wurde ein alter Bunker zu einem Hotel inkl. Dachgarten umgebaut. Durch die Erweiterung um fünf neue Etagen hat sich die Höhe des Bunkers von ursprünglich 40 Metern auf nunmehr 58 Meter erhöht. Der Umbau und die Begrünung des Bunkers wurden vollständig privat finanziert und kosteten insgesamt rund 60 Millionen Euro.
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Materialien
Deutschland steckt in einer Verkehrskrise. Das Transport System Bögl (TSB) bietet mit seiner Magnetschwebebahn-Technologie eine leise, zuverlässige und umweltfreundliche Alternative. Städte wie Berlin und Nürnberg prüfen bereits den Einsatz.
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Holzbau
Warum ist die Lage auf dem Wohnungsmarkt so angespannt und wie könnten Lösungen für dieses Problem aussehen? Hier erfahrt ihr es!
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Inspirierende Projekte
Am Queen´s Wharf entsteht mit sechs gigantischen Bauwerken ein komplettes Stadtviertel mit zahlreichen Möglichkeiten für Touristen und Bewohner.
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Inspirierende Projekte
Wolkenkratzer verbrauchen zwar geringe Flächen, dafür aber Unmengen an Ressourcen. Das ist ein Problem, dem man bei aller Diskussion um den Platzmangel in Städten ins Gesicht sehen muss. Aber hier in Australien gibt es zwei Beispiele dafür, dass dem nicht so sein muss.
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Stadtentwicklung
Mit einer Umsetzung des Projektes TXL könnte das immer drängendere Problem Berlins von mangelndem Wohnraum einen deutlichen Schritt vorankommen.
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Krankenhäuser in Deutschland sind in einem schlechten Zustand: marode Gebäudestrukturen, ineffizientes Energiemanagement, analoge Patientenverwaltung und abgenutzte Gemeinschaftsflächen. Doch das ändert sich gerade!
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Inspirierende Projekte
Tokio, Delhi, und São Paulo – das sind beeindruckende Megacities mit bis zu 40 Millionen Einwohnern. Und genau so eine Riesenstadt könnte bald auch bei uns in Deutschland entstehen. Mehr dazu hier!
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Inspirierende Projekte
Städte stehen aufgrund der Urbanisierung vor Herausforderungen wie Wohnraummangel. Projekte wie die "Green Bridge Düsseldorf" und die "Neuen Brücken Frankfurt" bieten innovative Lösungen, indem sie nicht nur Verkehrswege sind, sondern auch multifunktionale Räume für Wohnen, Arbeiten und Grünflächen schaffen.
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Inspirierende Projekte
Erfahre, warum Berlin so lange auf den Bau von Wolkenkratzern verzichtete und wie der Estrel Tower diese Grenzen sprengt. Von Deutschlands größtem Hotel zum höchsten Gebäude Berlins – entdecke, wie dieses Projekt das Stadtbild verändert.
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Unser einzigartiges Event bringt die Schlüsselakteure der Bau- und Immobilienbranche in besonderer Atmosphäre zusammen. Der Schwerpunkt liegt auf dem branchenübergreifenden Austausch und darauf Ideen und potenzielle Synergien zu erkunden. An diesem Tag teilen wir Inhalte, die bisher wenigen vorbehalten waren. Wir verbinden Wissen und Praxis, Emotionen und Adrenalin!
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💬Exklusiver Austausch & Netzwerk
💎Hochkarätige Speaker
🏙️Nachhaltigstes Gebäude Deutschlands
🛫Altes Flughafengelände Tegel
🍃Industriedenkmal nahe Berlin
🍝Erstklassiges regionales Dinner
DIGITALWERK Podcast Live Event - Parallel zur Expo Real laden wir Dich in den coolsten Tennisclub der Stadt für unser fantastisches und einzigartiges Podcast Live Event ein. Unter dem Motto "Beat the Pro" kommen 75 Personen, in entspannter 80er Jahre Atmosphäre zusammen, um einen Abend voller Highlights zu erleben.
🏆 Schlage den Profi
Egal, ob Du selbst den Schläger schwingen oder einfach nur mitfiebern willst, it´s Match Time Baby!
🎙️ Live Podcast mit Special Guest
Rainer Fleckl (Co-Autor & Investigativjournalist: "Inside Signa: Aufstieg und Fall des René Benko") - wird exklusiv für diesen Abend zu Gast sein! Sei live dabei wenn Rainer Fleckl einen Blick hinter die Kulissen gibt und neue Fakten des Immobilienunternehmers teilt. Von grotesken Deals, über Politnetzwerke und den Zerfall eines Imperiums inkl. anschließendem verbalen Schlagabtausch (Q&A)
🏗️ Construction meets Real Estate
Wir bringen zusammen, was zusammengehört und sorgen für einen branchenübergreifenden Austausch!
🍹Food & Drinks
Was wäre ein Netzwerk-Abend ohne gutes Essen und Getränke? Genieße fantastische Drinks und Snacks, während auf der Terrasse am Englischen Garten die Oktobersonne langsam untergeht.
Wir und unsere Partner freuen uns auf Dich!
Partner:
Dieses einzigartige Event bringt die Schlüsselakteure der Bau- und Luftfahrtindustrie in angenehmer Atmosphäre zusammen.
Gemeinsam erleben wir einen unvergesslichen Tag mit spektakulären Highlights (die wir aber noch nicht verraten).
Natürlich kommt auch das leibliche Wohl nicht zu kurz.
Der Schwerpunkt liegt auf dem branchenübergreifenden Austausch und darauf Ideen und potenzielle Synergien zwischen Bau und Luftfahrt zu erkunden.
An diesem Tag teilen wir Inhalte, die bisher wenigen vorbehalten waren, und erleben Sie die Verbindung von Wissen und Praxis, Emotionen und Adrenalin.
Gemeinsam mit unseren Eventpartnern sorgen wir von DIGITALWERK für ein einzigartiges Erlebnis. Die Crème de la Crème beider Branchen treffen sich zum Wissensaustausch mit Herzklopfen auf höchstem Niveau. Das hat es so noch nie gegeben.
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Datum: 21. September 2023
Uhrzeit: 9:00 - 23:00 Uhr
Ort:
KPM Hotel & Residences,
Englische Straße 6
10587, Berlin
Dresscode: Business Casual - bitte kein Anzug 😉
Eine Messe für moderne Arbeitswelten und Büroausstattung, die innovative Bürolösungen und -konzepte zeigt.
Die ORGATEC 2024 überrascht mit einem neuen Messekonzept und einer umgestalteten Hallenplanung.
Jede Halle wird zur „Focus Area“ mit speziellen Themen rund um die Zukunft der Arbeit. Hier finden Besucher spannende Einblicke in Trends und Entwicklungen sowie passende Aussteller und Produkte. Das Marktplatzkonzept sorgt für eine themenorientierte Besucherführung und bietet viel Raum für Inspiration und Austausch zur Arbeitswelt von morgen.
#InspiredAugmentedOffice
Die ORGATEC und die zgoll GmbH präsentieren in der #InspiredAugmentedOffice-Focus-Fläche konkrete Best-Practice-Beispiele und Trends, darunter hybride Meetings, "Spatial Computing" sowie die Zukunft von Mixed und Augmented Reality in Smart-Work-Umgebungen. Besucher können dies mit MR-Headsets oder ihren eigenen mobilen Geräten erleben und fotografieren, um Einblicke in aktuelle Best-Practice-Ansätze für hybride Meetingräume und die Zukunftsperspektive der "Mixed Reality Collaboration Rooms" zu erhalten.
#CircularBiomaterials
Entdecken Sie auf der ORGATEC die Zukunft nachhaltiger Materialtechnologien in der Focus Area #CircularBiomaterials mit innovativen Lösungen wie Möbelschaumstoffen aus Seegras und Polsterfüllungen aus Rohrkolbenfasern. Nutzen Sie die Gelegenheit zum Netzwerken mit Fachleuten und erfahren Sie, wie Sie Ihr Unternehmen nachhaltig gestalten können.
#OfficeXperience
In Halle 8 können Besucher die #OfficeXperience erleben, einen Live-Office-Showcase von Experten gestaltet, der wegweisende Fokusthemen in einer branchenübergreifenden Community präsentiert. Mit Get-togethers, geführten Touren und Workshops können Messeteilnehmer die direkten Mehrwerte eines Next-Gen-Workplaces erkunden und innovative Raum-, Produkt- und Servicekonzepte erleben.
Eine internationale Messe für Keramik und Badezimmerausstattung, auf der die neuesten Produkte und Designs vorgestellt werden.
Die Cersaie ist die wichtigste internationale Veranstaltung für Designer von keramischen und anderen Oberflächenverkleidungen und Badezimmerausstattungen. Die Messe bietet ein vielfältiges Angebot: Von Keramikböden und Wandfliesen bis hin zu Boden- und Wandbelägen aus verschiedenen Materialien, sanitären Einrichtungen, Badezimmereinrichtungen, Kaminen und keramischen Öfen sowie Rohstoffen und Ausrüstungen für die Keramikindustrie.
Darüber hinaus werden Holzböden, Tapeten, Saunen, Design-Armaturen, Badewannen und Sanitärprodukte vorgestellt. Das Produktspektrum wird ergänzt durch Dienstleistungen wie spezialisierte Websites, Schifffahrtsagenturen, Forschungs- und Informationszentren, Unternehmensdienstleistungen sowie Designsoftware und -hardware.
Die Stadt Bologna, in der die Messe stattfindet, ist bekannt für ihre lange Tradition im Design und in der Herstellung von Keramik, was die Bedeutung der CERSAIE in dieser Region besonders hervorhebt. Zu den Höhepunkten der Messe gehören zahlreiche Designinnovationen, Architekturvorträge, Fortbildungen und Begegnungen mit Herstellern.
Die Aussteller der CERSAIE kommen aus den Bereichen Keramik, Oberflächendesign, Sanitärtechnik und Innenarchitektur. Das Fachpublikum, darunter Architekten, Designer, Einzelhändler und Endverbraucher, zählt zu den Hauptbesuchern. Das Bologna Exhibition Center, ein modernes und gut erreichbares Messegelände, sorgt für eine angenehme Veranstaltung. Zusätzlich zieht Bologna mit seiner reichen Geschichte, Kultur und erstklassigen Gastronomie internationale Besucher an. Die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr und die Vielzahl an Unterkünften in der Nähe machen den Messebesuch zu einem komfortablen Erlebnis.
Auf der Cersaie finden Sie keramische Oberflächen, Holzböden, Tapeten, Oberflächenverkleidungen aus anderen Materialien und Badezimmereinrichtungen. Sie haben auch die Möglichkeit, Designideen, Architekturkonferenzen, Schulungsveranstaltungen und Treffen mit Herstellerfirmen zu entdecken.
Eine Fläche von 145.000 m2, die Ihrem Kerngeschäft gewidmet ist, bietet Ihnen eine einzigartige Gelegenheit, Ihren Umsatz zu steigern. Treffen Sie die führenden Unternehmen und entdecken Sie die neuesten Branchentrends.
In 15 Messehallen werden die besten Produkte der weltweit führenden Unternehmen ausgestellt: Die größte Auswahl an keramischen Oberflächen, Holzfußböden, Tapeten, Badeinrichtungen, Kaminen, Saunen, Design-Armaturen, Badewannen und Sanitärobjekten bietet Ihnen alles, was Sie für Ihre Projekte benötige
Kommen Sie zur Cersaie, um sich von den anregenden und emotionalen Räumen inspirieren zu lassen und die Trends und Design-Innovationen der größten internationalen Ausstellung für Keramikfliesen und Badezimmereinrichtungen zu entdecken.
Erleben Sie die Eigenschaften der verschiedenen Produkte hautnah und holen Sie sich Ideen und Anregungen.
Besuchen Sie die Tiling Town, eine Ausbildungsstätte, in der Sie Fliesenlegermeister werden können. Kommen Sie und lassen Sie sich in Vorschriften und Verlegetechniken schulen.
Kommen Sie zu Cersaie Disegna la tua Casa und lassen Sie sich kostenlos über die Renovierung Ihres Hauses beraten. Innenarchitekten von Einrichtungsmagazinen werden sich Ihre Bedürfnisse anhören, um Ihnen den besten Service und die beste Beratung zu bieten.
Die Ausgabe 2024 der Cersaie, der internationalen Fachmesse für Keramikfliesen und Badezimmerausstattungen, verzeichnete mehr als 95.000 Besucher, von denen fast 50 % aus dem Ausland kamen. Trotz der weltweiten wirtschaftlichen Herausforderungen bestätigte die Messe ihre Position als internationale Pflichtveranstaltung für Fachleute aus den Bereichen Design und Planung, die die Gelegenheit hatten, die zukünftigen Trends und innovativsten Lösungen für Oberflächen, Badeinrichtungen und architektonische Ausstattungen zu entdecken. Mit 606 Ausstellern aus 25 Ländern und einer Ausstellungsfläche von 145.000 Quadratmetern hat sich die Cersaie als weltweites Schaufenster für Innovationen in diesem Bereich etabliert. Das Veranstaltungsprogramm zog Fachleute aus der ganzen Welt an und bestätigte ihre zentrale Rolle in der internationalen Messeszene.
Die MIPIM ist eine internationale Immobilienmesse, auf der Akteure der Immobilienbranche Gelegenheit zum Networking und zur Geschäftsentwicklung haben.
Die MIPIM beeinflusst und beschleunigt den Wandel der bebauten Umwelt, indem sie ein einzigartiges, einwöchiges Stadtfestival in Cannes organisiert.
Hier bieten persönliche Diskussionen, Workshops und Diskussionsrunden Inspiration und Vordenkerrolle, während sie gleichzeitig Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und zur Förderung des geschäftlichen und beruflichen Wachstums schaffen.
Als Referenzpunkt für die globale Immobilienbranche bietet die MIPIM einen einzigartigen Zugang zu globalem Kapital und konkreten Lösungen, um Anlagen in einer sich schnell verändernden Welt nachhaltiger und widerstandsfähiger zu machen.
Zahlen aus 2024:
20,000+ Teilnehmer
4 Billionen Euro von den teilnehmenden Investoren verwaltetes Vermögen
90 Länder
300+ Stände
"BIM Tage" sind eine Veranstaltung, die sich auf Building Information Modeling (BIM) konzentriert. Hier werden die neuesten Entwicklungen und Anwendungen von BIM in der Bau- und Immobilienbranche präsentiert und diskutiert.
Die BIM Tage (Building Information Modeling Tage) sind eine Veranstaltung, die sich auf das Thema Building Information Modeling (BIM) konzentriert. Dabei handelt es sich um eine digitale Methode zur Planung, Ausführung und Verwaltung von Bauprojekten. BIM ermöglicht die Vernetzung aller am Bau beteiligten Akteure durch den Einsatz von 3D-Modellen und digitalen Daten. Das Ziel ist, Bauprozesse effizienter, transparenter und nachhaltiger zu gestalten.
Die BIM Tage bieten eine Plattform für Fachleute aus der Architektur-, Bau- und Immobilienbranche, um sich über die neuesten Entwicklungen, Technologien und Trends rund um BIM auszutauschen. Im Rahmen der Veranstaltung finden meist Vorträge, Workshops und Diskussionen statt, bei denen Experten ihre Erfahrungen und Best Practices teilen. Themen wie digitale Bauplanung, Projektmanagement, Nachhaltigkeit und der Einsatz von BIM in der Praxis stehen im Vordergrund.
Veranstaltet werden die BIM Tage oft von Fachverbänden oder Unternehmen der Baubranche, um den Wissenstransfer zu fördern und Innovationen zu präsentieren. Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen Bereichen der Bau- und Immobilienwirtschaft, darunter Architekten, Ingenieure, Bauunternehmen, Projektentwickler und öffentliche Institutionen. Ziel der Veranstaltung ist es, die Digitalisierung im Bauwesen weiter voranzutreiben und den Einsatz von BIM als Standard in der Branche zu etablieren.
Konferenz zu PropTech, Digitalisierung und Transformation der Bau- & Immobilienwirtschaft
Die Zukunftskonferenz
Die REAL PropTech und die REAL ESTATE ARENA schließen sich 2025 zusammen und veranstalten eine gemeinsame Veranstaltung rund um PropTech, Digitalisierung und Transformation der Immobilienwirtschaft. Im Vordergrund dieser Plattform stehen hochkarätige Keynotes, relevante Impulse und visionäre Panels auf Bühnen und in Sessions, sowie das gezielte Matchmaking, Vernetzen und Klassentreffen mit relevanten Entscheidern und Influencern der digitalen Bau- und Immobilienwirtschaft, PropTech Gründern und Wagniskapitalgebern.
Die globale Plattform für Veränderung & innovatione Technologien
Das GREENTECH FESTIVAL schlägt für seine Veranstaltung 2025 ein neues Kapitel mit einem klaren Fokus auf B2B auf.
Im Rahmen einer strategischen Partnerschaft mit GITEX Europe, einer der weltweit führenden B2B-Tech-Veranstaltungen, wird das GTF vom 20. bis 22. Mai in der Messe Berlin stattfinden, parallel zur GITEX Europe vom 21. bis 23. Mai.
Diese beiden Veranstaltungen bieten eine dynamische Plattform für führende Vertreter aus den Bereichen Technologie und Nachhaltigkeit, um sich zu treffen und an einer grüneren Zukunft zu arbeiten. Mit den diesjährigen Schwerpunktthemen Mobilität und Transport, Energie und Infrastruktur sowie Industrie und Materialien, die sich durch die gesamte KONFERENZ und AUSSTELLUNG ziehen, ergänzt das GTF nahtlos den Fokus der GITEX EUROPE auf Technologie und Start-ups.
Erhalten Sie exklusiven Zugang zu den neuesten Erkenntnissen im Bereich Green Tech von 350 Branchenführern auf der Hauptbühne, der Deep-Dive-Bühne und den Content Corners, und entdecken Sie herausragende Geschäftsbeispiele, die auf der Bühne präsentiert werden.
Entdecken Sie die GTF EXHIBITION, die sich über drei thematische Hallen erstreckt, die den diesjährigen Schwerpunktbereichen gewidmet sind. Erkunden Sie die innovativen Green-Tech-Lösungen und Geschäftsbeispiele, die von 200 renommierten Unternehmen, aufstrebenden KMUs und innovativen Start-ups präsentiert werden.
Treffen Sie wertvolle Geschäftskontakte vor Ort, um neue Kontakte zu knüpfen, Investitionsmöglichkeiten zu erkunden und Produkte, Lösungen und Dienstleistungen zu finden, mit denen Sie Ihre aktuellen Nachhaltigkeitsprobleme lösen können.
Erkunden Sie das START-UP LAND, wo 50 internationale Start-ups bahnbrechende Innovationen zu wichtigen Themen vorstellen und einen Blick in die Zukunft der grünen Technologie bieten. Lassen Sie sich von den neuesten Entwicklungen inspirieren, die die Branche prägen.
Maximieren Sie Ihre Networking-Möglichkeiten mit wertvollen B2B-Kontakten mithilfe der GTF-App, themenbezogenen Networking-Stunden und geführten Touren, um mit Branchenführern vor Ort in Kontakt zu treten. Dies ist Ihre Chance, ein starkes Netzwerk aufzubauen und die branchenübergreifende Zusammenarbeit zu fördern.
Vervollständigen Sie Ihr Festivalerlebnis, indem Sie Pausen in unserem Food Court und den Networking-Bereichen einlegen, wo Sie in einer musikalischen Atmosphäre mit anderen Changemakern in Kontakt treten können.
Die Internationale Handwerksmesse ist eine wichtige Messe für das Handwerk. Hier präsentieren Handwerksbetriebe ihre Fähigkeiten und Dienstleistungen in verschiedenen Gewerken, von traditionellen Handwerksberufen bis zu modernen Handwerksdisziplinen.
Ihre Messe rund ums Bauen, Sanieren und Modernisieren: Die Internationale Handwerksmesse, als führende Messe des Handwerks, präsentiert ein umfassendes Spektrum an Lösungen für Bauen, Sanierung und Modernisierung, mit besonderem Fokus auf Themen wie Wohnen, Küchenkultur, Nachhaltigkeit und Lifestyle. Seit über 75 Jahren ist sie ein bedeutender Treffpunkt für Innovationen, hochwertige Produkte und aktuelle Trends. Die Messe vereint dabei traditionelles Handwerk mit modernsten Technologien.
Das Construction Equipment Forum ist eine Veranstaltung, die sich auf Baumaschinen und -ausrüstung konzentriert. Hier werden die neuesten Fortschritte und Technologien im Bereich Baugeräte vorgestellt und diskutiert.
Die Konferenz konzentriert sich auf vier strategische Entwicklungsziele der Baumaschinenindustrie. Diese prägen beide Tage und bestimmen die Inhalte der Vorträge und Diskussionen.
Dieser Bereich beleuchtet gesetzliche Rahmenbedingungen, Marktanalysen und Nachhaltigkeitsstrategien. Es geht um die Auswirkungen politischer Entscheidungen, internationale Entwicklungen und Förderprogramme. Markttrends bieten wertvolle Einblicke in Wettbewerbsfähigkeit und Innovation. Im Umweltfokus stehen nachhaltiges Bauen, Klimaanpassungen und Ressourceneffizienz, die sowohl Chancen für Wachstum als auch ökologische Verantwortung eröffnen.
Hier liegt der Schwerpunkt auf der Reduktion des ökologischen Fußabdrucks durch Elektrifizierung und alternative Antriebe für Baumaschinen. Diese Technologien helfen, Umweltauflagen zu erfüllen, Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Innovative Ansätze und Best Practices machen diese Themensäule besonders relevant für die Zukunft der Branche.
Die Automatisierung und Robotik revolutionieren Bauprozesse, indem sie Effizienz und Präzision erhöhen. Zudem ermöglicht das Internet der Dinge (IoT) die Vernetzung von Maschinen und sorgt für intelligente Baustellensteuerung. Diese Technologien verbessern nicht nur die Produktivität und Sicherheit, sondern schaffen auch neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen.
Die digitale Transformation der Baubranche umfasst Themen wie BIM, digitale Zwillinge und Projektmanagementsoftware. Diese Tools verbessern die Planungsgenauigkeit, steigern die Effizienz und fördern die Zusammenarbeit. Digitalisierung erhöht nicht nur die Transparenz, sondern sorgt auch für schnellere und qualitativ hochwertigere Projekte.
Die Messe und Konferenz für Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovation in der Baubranche Der Construction Summit ist die Messe und Konferenz für Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovation in der Bauwirtschaft. Hier treffen sich große Auftraggeber und Bauunternehmen mit Anbietern neuer digitaler Lösungen für die Planung und Umsetzung von Bauprojekten.
Der Construction Summit ist die zentrale Messe und Konferenz für Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovation in der Bauwirtschaft. Hier kommen führende Auftraggeber und Bauunternehmen mit Anbietern digitaler Technologien und zukunftsweisender Lösungen für die Planung und Umsetzung von Bauprojekten zusammen. Die Veranstaltung bietet eine ideale Plattform, um die neuesten Entwicklungen in den Bereichen BIM (Building Information Modeling), Automatisierung, IoT und nachhaltige Baupraktiken zu erkunden.
Neben inspirierenden Vorträgen von Experten auf mehreren Bühnen gibt es umfassende Networking-Möglichkeiten. Im Ausstellungsbereich präsentieren die führenden Anbieter ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen. Von digitalen Tools zur Effizienzsteigerung bis hin zu nachhaltigen Baukonzepten: Der Construction Summit zeigt, wie moderne Technologie die Zukunft des Bauens gestaltet.
Zusätzlich werden praxisnahe Workshops, Paneldiskussionen und Best-Practice-Beispiele angeboten, die Fachleuten helfen, die neuesten Trends direkt in ihren Projekten anzuwenden. Die Veranstaltung findet in Hamburg statt, einer Stadt, die für ihre fortschrittlichen städtebaulichen Projekte und nachhaltigen Bauansätze bekannt ist, und bietet auch Einblicke in regionale und internationale Bauinnovationen.
Neben Projektausstellungen kommen bei der ARCHITECT@WORK in Düsseldorf die größten Experten der Branche zusammen
Neben Projektausstellungen kommen bei der ARCHITECT@WORK-Messe in Düsseldorf die größten Experten der Branche zusammen und berichten und diskutieren in öffentlichen Vorträgen und Diskussionsrunden über alles rund um die Themen Architektur und Bauen.. "Architect meets Innovations" lautet das große Motto der diesjährigen Veranstaltung.
Ort:
Messe Düsseldorf Halle 8 B
Stockumer Höfe - Parkplatz P2
40474, Düsseldorf
Öffnungszeiten:
Mittwoch 6. Dezember 2023 von 10:00 bis 19:00 Uhr
Donnerstag 7. Dezember 2023 von 10:00 bis 18:00 Uhr
Seit 2016 findet jährlich die BIM World Munich statt und versammelt über 250 Aussteller, 250 Sprecher und lockt so über 8000 Besucher pro Jahr an.
Seit 2016 findet jährlich die BIM World Munich statt und versammelt über 250 Aussteller, 250 Sprecher und lockt so über 8000 Besucher pro Jahr an. Nicht umsonst ist die Messe eines der ersehntesten Events des Jahres für die Fans und Experten der Baubranche und Digitalisierung.
Standort:
Am Messesee, 81829, München
Neben Projektausstellungen kommen bei der ARCHITECT@WORK-Messe in Stuttgart die größten Experten der Branche zusammen
Neben Projektausstellungen kommen bei der ARCHITECT@WORK-Messe in Stuttgart die größten Experten der Branche zusammen und berichten und diskutieren in öffentlichen Vorträgen und Diskussionsrunden über alles rund um die Themen Architektur und Bauen.. "Architect meets Innovations" lautet das große Motto der diesjährigen Veranstaltung.
Ort:
Messe Stuttgart - Halle 10
Eingang West
70629 Stuttgart
Öffnungszeiten:
25. Oktober 2023 von 10:00 bis 19:00 Uhr
26. Oktober 2023 von 10:00 bis 18:00 Uhr
Die digitalBAU conference & networking legt den Fokus auf ein interaktives Erlebnis mit Vorträgen, Diskussionen, Networking sowie Wissenstransfer und gibt Ausstellern und Besuchern die Möglichkeit zum persönlichen Kontakt und Austausch. Aussteller können zudem in der neuen Halle C6 ihre innovativen Lösungsansätze präsentieren.
Mit der digitalBAU und der digitalBAU conference & networking hat die Messe München in Kooperation mit dem BVBS (Bundesverband Bausoftware) zwei zukunftsorientierte Formate für die Baubranche geschaffen.
Die digitalBAU wird im Juli 2023 zum ersten Mal in München als Konferenz mit angeschlossener Ausstellung stattfinden. Im Februar 2024 wird die digitalBAU wieder auf dem Messegelände Köln eine Plattform für Software-Unternehmen, Industrie und Start-Ups bieten.
Die digitalBAU thematisiert die digitale Transformation in der Bauwirtschaft und umfasst die gesamte Wertschöpfungs- und Prozesskette des Bauens von der Planung über das Bauen bis hin zum Betreiben und Bewirtschaften von Gebäuden, Städten und Landschaften.
Verknüpft werden Anbieter von IT-Hard- und Software- sowie digitalen Lösungen für die Baubranche mit Architektur- und Ingenieurwesen sowie mit Industrie und Handwerk, Forschung und Wissenschaft sowie mit Verbänden und Politik.
Der Multiunternehmer und Easy-Apotheken-Gründer Oliver Blume spricht im Podcast über seine unzähligen Unternehmungen. Das disruptive Unternehmertum und auch die “Rulebreaker”-Affinität schiebt Oliver auf ein Gen. Im Podcast mit Michél blickt er auf eine beeindruckende Karriere zurück - die immer noch spannendes bereithält. Nächstes Thema: Fernsehtürme!
Oliver Blume ist ein Unternehmer, der in zahlreichen Branchen aktiv ist, darunter Immobilien, Technologie und Gastgewerbe. Sein jüngstes Projekt ist der Kauf des Fernsehturms in Hannover, den er von einem veralteten Wahrzeichen in ein modernes Wohn- und Veranstaltungszentrum transformieren möchte. Der Volkswagen-Konzern hat sich für einen symbolischen Euro von dem historischen Gebäude getrennt. Blume sieht darin eine Chance, den Tower zu bewahren und gleichzeitig neuen Nutzen zu schaffen.
Ein weiteres bemerkenswertes Projekt von Blume ist das BoxHotel. Mit einer innovativen Idee für minimalistische Hotelzimmer auf kleinstem Raum hat er ein Konzept geschaffen, das er auch patentieren ließ. Die Zimmer bieten funktionalen Komfort und passen sich den steigenden Immobilienpreisen in Innenstädten an, indem sie den Fokus auf die wesentlichen Bedürfnisse der Reisenden legen. Für 24,99 € kann man so in Göttingen und Hannover eine Übernachtung bekommen.
Es gibt eine Spitzentechnologie, die es Blume besonders angetan hat: Quantencomputing. Als Geschäftsführer für Strategie und Außenbeziehung bei Universal Quantum in Hamburg ist er an der Entwicklung zweier Prototypen beteiligt, die Deutschlands Spitzenposition in dieser zukunftsweisenden Technologie zementieren können. Blume ist überzeugt, dass Quantencomputing das Potenzial hat, die Welt nachhaltig zu verändern.
Blume lernte zwei Künstler kennen, die eine ambitionierte Idee hatten. Seine Beteiligung an der Ginmarke sieht er auch als „soziale Verantwortung“, die er als erfolgreicher Unternehmer hat. Außerdem kommt er durchs Engagement auch mit jungen Leuten ins Gespräch - ein Austausch, den Oliver schätzt.
Blumes Erfolgsgeheimnis liegt seiner Ansicht nach auch an einem besonderen, disruptiven Gen, wie er im Podcast mutmaßt. Als disruptiver Unternehmer ist er stets auf der Suche nach neuen Lösungen und Wegen, um Märkte und Branchen zu revolutionieren. Diese Haltung hat ihn sicherlich zu einem der vielseitigen Unternehmer Deutschlands gemacht.
Die Themen des DW Podcast mit Oliver Blume im Überblick:
(00:00) - Um was geht es in der Podcastfolge?
(2:17) - Warum & Wieso man einen Fernsehturm kauft!
(7:02) - Boxhotel: Idee und Umsetzung
(9:28) - Werbepause: Leo-Software
(18:08) - Einstieg ins Quantencomputing
(22:19) - Kriterien für Investitionen und Geschäftsmodelle
(26:13) - Status und Herausforderungen im Quantencomputing
(37:36) - Erfolgsrezept und abschließende Fragen
Wir starten mit einer ganz besonderen Auftaktfolge ins neue Jahr. Michél hat sich mit den drei alten DIGITALWERK-Veteranen Dominik Benner, Matthias Jacob und Kai Panitzki über das alte Jahr und das neue unterhalten, herausgekommen ist ein fundierter Rück- und Ausblick aus den Bereichen Immobilien, Bau und Venture Capital.
In der Auftaktfolge des Digitalwerk-Podcasts diskutieren Michél und seine Gäste Dominik Benner, Matthias Jacob und Kai Panitzki die zentralen Themen, die die Branchen bewegen. Von der Mietpreisbremse über politische Einflussnahmen bis hin zu technologischen Innovationen – es wird deutlich, dass sich die Rahmenbedingungen für Unternehmen rasant verändern.
Dabei stellen sich entscheidende Fragen: Wie wird die Bauwirtschaft auf diese Herausforderungen reagieren? Können neue Technologien und veränderte Geschäftsmodelle die Branche voranbringen?
Dominik Benner, Multiunternehmer im Immobiliensektor, äußert sich kritisch zu den politischen Rahmenbedingungen in Deutschland. Er betont die negativen Auswirkungen staatlicher Eingriffe auf den Immobilienmarkt, insbesondere durch die Mietpreisbremse. Benner sieht die Gefahr, dass Deutschland als Standort für Investoren zunehmend unattraktiv wird. Die Diskussion zeigt, wie sehr politische Entscheidungen die Dynamik in der Branche beeinflussen können. Wird es der Politik gelingen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Innovationen fördern und Investitionen anziehen?
"Das sind keine Rahmenbedingungen mehr. Wir befinden uns in der Planwirtschaft in Deutschland. Und so möchte niemand hier agieren."
Dr. Dominik Benner, CEO, Benner Holding
Zum Podcast mit Dr. Dominik Benner aus dem vergangenen Jahr: https://www.digitalwerk.io/podcast/podcast-blogposts/von-schuhen-zu-daten-im-immobilienmarkt-die-benner-holding-und-ihre-unkonventionelle-erfolgsformel
Matthias Jacob, Länderpräsident von Implenia, betont die Bedeutung von Zusammenarbeit in der Bauwirtschaft. Er sieht in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit den Schlüssel zu erfolgreichen Bauprojekten und verweist auf erfolgreiche Beispiele, die diesen Ansatz bestätigen. Die Herausforderungen der Branche – von maroden Infrastrukturen bis hin zu stockenden Bauvorhaben – erfordern ein Umdenken und eine stärkere Kooperation zwischen den Akteuren. Jacobs Ansatz hebt hervor, dass Innovation und Effizienzsteigerung nur durch gemeinsames Handeln erreicht werden können.
“Wir müssen weg von diesem ewigen Lamentieren. (...) Ich würde mir wünschen, dass wir Dinge anpacken, verändern, auch umsetzen und ja, nach vorne marschieren, ohne allerdings die Tradition über Bord zu werfen.”
Dr. Matthias Jacob, Länderpräsident Deutschland, IMPLENIA
Zum Podcast mit Matthias Jacob aus dem vergangenen Jahr: https://www.digitalwerk.io/podcast/podcast-blogposts/weniger-streiten-mehr-effektiver-bauen-matthias-jacob-uber-die-aktuellen-herausforderungen-in-der-baubranche
Innovationen als Chance: Kai Panitzki über die Transformation der Wertschöpfungsketten
Kai Panitzki, Managing Partner BitStone Capital & Realyze Ventures, spricht über die großen Chancen, die durch den Veränderungsdruck entstehen. Für ihn ist solch eine Chance zum Beispiel, Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle neu zu denken. Die Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft bietet enorme Potenziale, die durch technologische Innovationen und neue Geschäftsansätze gehoben werden können. Panitzki sieht hier nicht nur Risiken, sondern auch die Möglichkeit, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Das Zusammenspiel verschiedener Industrien wie Energie, Bau und Mobilität könnte dabei entscheidend sein.
"Der Veränderungsdruck nimmt zu, aber damit auch wirklich tolle wirtschaftliche Chancen.”
Kai Panitzki, Managing Partner BitStone Capital & Realyze Ventures
Zur Folge mit Kai Panitzki aus dem Jahr 2021: https://digitalwerk.podbean.com/e/22-mit-kai-panitzki-founder-und-ceo-bei-bitstone-capital/
Das Jahr 2025 wird richtungsweisend sein. Akteure vieler Felder und Märkte sollten sich auf tiefgreifende Veränderungen einstellen. Politische Rahmenbedingungen, technologische Innovationen und die Notwendigkeit zur Kooperation werden die Themen des Jahres bestimmen. Einigkeit herrschte bei der Auffassung, Herausforderungen auch als Chancen zu begreifen und aktiv zu gestalten. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch sicher: 2025 wird ein spannendes Jahr - auch beim DIGITALWERK.
Marian Thomas berichtet im DIGITALWERK Podcast, wie er nach einem ganz anderen Studium und einigen Praktika den Entschluss fasste, im Familienunternehmen einzusteigen. Heute ist Marian Vorstand von 800 Mitarbeitern, die als Komplettanbieter im Infrastrukturbau unter anderem für die Deutsche Bahn bauen.
Marian Thomas, geboren und aufgewachsen in Berlin, hat seine Wurzeln nie vergessen, auch wenn ihn seine Reisen in alle Welt geführt haben. Ob Sydney, Buenos Aires oder Miami – die Welt hat ihm gezeigt, dass sein Herz letztlich für Berlin schlägt. Doch es sind auch seine persönlichen Erfahrungen, die ihn geformt und haben und schließlich in die Fußstapfen seines Vaters im Familienunternehmen BUG Verkehrsbau SE führten.
Der Werdegang von Marian Thomas führte, wie es manchmal so läuft, erst über Umwege in das elterliche Unternehmen. Zuerst widmete er sich einem Studium, das auf den ersten Blick kaum Bezug zu Gleisbau und Infrastruktur hat: Er wurde Verfahrensingenieur für Brauerei- und Getränketechnologie. Seine Begeisterung für Bio und Chemie aus Schulzeiten und das Interesse an der Frage, “warum Rotwein rot und Weißwein weiß” sind, legten den Grundstein für diese Entscheidung.
Doch schon während des Studiums begann er, in den Semesterferien Praktika im Unternehmen seines Vaters zu absolvieren. Diese Zeit markierte einen Wendepunkt. Marian erkannte nicht nur die Verbundenheit der Mitarbeiter mit dem Familienunternehmen, sondern begann auch, sich selbst als Teil dieser Kultur zu sehen.
Schritt für Schritt übernahm Marian immer mehr Verantwortung im Familienunternehmen. Trotz anfänglicher Zweifel, ob er die Rolle des Unternehmers überhaupt ausfüllen könne, entschied er sich, den Schritt zu wagen. Besonders die Unternehmenskultur der BUG SE, geprägt durch die persönliche Verbindung seines Vaters zu den Mitarbeitern, inspirierte ihn.
Unternehmensgründer Martin Thomas, der heute als Aufsichtsrat tätig ist, so erinnert sich Marian, kannte lange Zeit jeden Mitarbeiter beim Namen. Diese Tradition der Nahbarkeit versucht auch Marian trotz der wachsenden Unternehmensgröße beizubehalten, auch wenn es angesichts von mittlerweile 800 Mitarbeitern nicht immer leicht ist.
Die BUG SE wurde 1990 von Marians Vater gegründet und hat sich seither von einer 7-Mann-Firma zu einem bedeutenden Komplettanbieter im Bereich Bahninfrastruktur entwickelt. Von Gleisbau über Tiefbau bis hin zu Elektrik und Ingenieurbauten deckt das Unternehmen nahezu alle Gewerke ab, die für den Bahnbetrieb notwendig sind.
Wie viele mittelständische Unternehmen steht auch die BUG Verkehrsbau SE vor Herausforderungen, sei es der Fachkräftemangel oder die wirtschaftliche Unsicherheit. Doch Marian bleibt optimistisch. Die Liquiditätssicherung ist ein weiteres zentrales Thema für ihn. Er legt großen Wert darauf, finanzielle Stabilität zu wahren, um Löhne und Gehaltszahlungen selbst in unsicheren Zeiten gewährleisten zu können.
Die Vision 2030 der BUG SE wurde gemeinsam mit den Mitarbeitern entwickelt und basiert auf dem Grundsatz, Komplettanbieter im Infrastrukturbereich zu sein. Marian beschreibt sie als „Leitstern“, der das Unternehmen auf Kurs hält. Trotz täglicher Herausforderungen wie politischen Unsicherheiten oder Marktdynamiken ist diese langfristige Perspektive für ihn essenziell.
“Aber klar musst du Riffe umschiffen, politische Umbildungen, Rahmenbedingungen. Du musst das alles umschiffen. Aber du brauchst eben diesen einen Punkt, wo alle hin marschieren.”
Marian Thomas, Vorstand BUG Verkehrsbau SE
Abseits des beruflichen Alltags findet Marian Ausgleich in der Natur. Gartenarbeit entspannt ihn und gibt die Möglichkeit, den Kopf freizubekommen, verrät er im Podcast. Auch sein Vater bleibt eine wichtige Inspirationsquelle. Im Aufsichtsrat ist er weiterhin ein präsentes Mitglied des Unternehmens und ein Symbol für die Werte, auf denen die BUG SE aufgebaut wurde.
Für die Baubranche ist die unsichere politische und finanzielle Lage durch den unsicheren nächsten Bundeshaushalt unschön. Die Baubranche wird nach wie vor noch von ganz eigenen, traditionellen Problemen geplagt. In Politik und auf Baustellen könnte dabei eine Sache helfen: mehr Miteinander, weniger Streit. Thomas & Michél besprechen die Lage - und schauen sich Auswege an.
Deutschland steht vor einem herausfordernden Jahresende: Politische & wirtschaftliche Unsicherheiten dominieren die Schlagzeilen und Sorgen vieler Menschen. Eine vorläufige Haushaltsführung für 2025 würde fast für einen Stillstand in wichtigen Bereichen sorgen, insbesondere in der Bauwirtschaft. Das Ausscheiden der FDP aus der Regierungskoalition hat die Lage zusätzlich verschärft, da nicht klar ist, wie sehr sich SPD und Grüne bei wichtigen Entscheidungen auf die Unterstützung der Opposition verlassen können. Denn aktuell stecken alle irgendwie im Wahlkampf.
Die Auswirkungen einer vorläufigen Haushaltsführung wären groß. Noch nicht begonnenen Infrastrukturprojekte lägen auf Eis, mittelständische Bauunternehmen stünden durch den Wegfall oder die vorläufige Stillegung von Baustellen vor finanziellen Engpässen. Fehlende Planbarkeit führt zu drohender Kurzarbeit und Entlassungen. Besonders hart trifft es Subunternehmen, deren Existenz oft von der pünktlichen Bezahlung größerer Akteure abhängt, die sich auf Ausschreibungen der öffentlichen Hand beworben haben.
Neben der politischen Krise kämpft die Bauwirtschaft nach wie vor mit internen Herausforderungen. Konflikte über Kostensteigerungen führen zu Verzögerungen und Streitigkeiten zwischen Bauherren, Planern und Auftraggebern. Fehlende Kommunikation und Ego-Konflikte verschärfen die Situation, schildert Michél im Podcast.
Ein vielversprechender Ansatz ist die integrale Planung: Frühzeitige Zusammenarbeit und klare Absprachen aller Beteiligten reduzieren Konflikte und fördern effizientere Bauprozesse. So gelingen manchmal bauliche und architektonische Wunder. Im Podcast bringt Michél ein faszinierendes Beispiel dieser Zusammenarbeit, als er noch einen Projektentwickler leitete. Genauso wichtig wie Zusammenarbeit ist aber auch der Abbau von Bürokratie, um Unternehmen zu entlasten und Projekte schneller voranzutreiben.
Trotz der Krise gibt es Lichtblicke. Förderprogramme im Wohnungsbau sollen fortgeführt werden, und junge Generationen fordern einen Kulturwandel hin zu mehr Kooperation. Deutschland hat die Chance, aus der aktuellen Krise zu lernen und gestärkt in die Zukunft zu gehen.
(00:00) - Darum geht es in der Podcastfolge!
(00:43) - Jahresendstimmung und politische Unsicherheit
(02:03) - Krisen und Auswirkungen auf die Bauindustrie!
(13:21) - Bürokratie als Hemmschuh?
(17:44) - Positiver Wandel durch integrale Planung!
(25:44) - Chancen für die Industrie & Ausblick
Die Wohnungswirtschaft steht vor großen Herausforderungen: Der Spagat zwischen Klimazielen, steigenden Energiekosten und bezahlbarem Wohnen erfordert innovative Lösungen. Matthias Hartmann, CEO von Techem, einem führenden Dienstleister in der Branche, spricht über digitale Transformation, regulatorische Hürden und die Notwendigkeit pragmatischer Ansätze.
Noch immer basiert die Wohnungswirtschaft vielerorts auf analogen Prozessen. Ableser, die jährlich in Wohnungen gehen, gehören zum Alltag. Doch das Bild ändert sich. Technologien wie Funkmessgeräte und Cloud-Systeme ermöglichen eine Fernablesung, die Zeit spart und präzise Daten liefert.
„Wir haben jetzt einen Digitalisierungsgrad, und ich glaube, damit sind wir in unserer Branche führend, von rund 83 %.“
Matthias Hartmann, CEO von Techem
Gleichzeitig eröffnen sie neue Möglichkeiten für die effiziente Verwaltung von Gebäuden – von der Energieabrechnung bis hin zur präventiven Wartung.
Die Digitalisierung wird auch durch gesetzliche Vorgaben angetrieben, wie die Heizkostenverordnung, die bis 2027 eine Fernablesbarkeit aller Geräte fordert. Dennoch bremst Überregulierung laut Hartmann oft die Fortschritte. Kurioserweise seien die Menschen recht freizügig, wenn es um die Preisgabe von Daten im Internet und auf sozialen Medien geht. Bei Messsensorik sei eine Angst vor Datenspionage daher nicht angebracht.
Für die Wohnungswirtschaft ist es eine Gratwanderung. Die Balance zwischen Datenschutz, Kosten und der Notwendigkeit, Fortschritte zu erzielen, bleibt eine Herausforderung. Dabei könnte mehr Vertrauen in die Technologie den Fortschritt beschleunigen.
Eine zentrale Frage der Wohnungswirtschaft ist die nachhaltige Nutzung von Energie. Daten spielen dabei eine Schlüsselrolle, wie Matthias betont:
„Wir wissen heute, wir kriegen den Mehrfamilienhausbestand zu 50 %, wie er steht und liegt, mit einer Wärmepumpe warm.“
Neben Wärmepumpen und Solarenergie werden innovative Sensoren eingesetzt, um Verbrauchsmuster zu analysieren. So können Vermieter nicht nur den energetischen Zustand ihrer Gebäude besser verstehen, sondern gezielt Maßnahmen zur Einsparung einleiten.
Hartmann beschreibt im Podcast, wie andere Länder, insbesondere Kanada, durch kluge Investitionen in Unternehmen ihre Rentensysteme stärken. Er hebt hervor, dass kanadische Pensionsfonds bereits erfolgreich in Techem investiert haben, um langfristig Erträge für die dortigen Rentenkassen zu sichern. Diese Praxis sieht er als Vorbild für Deutschland, wo ähnliche Initiativen fehlen und Chancen zur Unterstützung des Mittelstands ungenutzt bleiben.
Die Wohnungswirtschaft leidet unter einem „Investor-Nutzer-Dilemma“: Während Vermieter in energetische Maßnahmen investieren müssen, profitieren vor allem die Mieter. Hartmann fordert einen marktgetriebenen Ansatz, etwa durch CO2-Bepreisung. So werde die Behebung schlechter energetischer Gebäudezustände für Vermieter eine attraktive Alternative.
Pragmatische Ansätze und Technologieoffenheit könnten laut Hartmann helfen, das Bauen und Modernisieren attraktiver zu machen, ohne dabei soziale Aspekte zu vernachlässigen.
Die Transformation der Wohnungswirtschaft verlangt ein Umdenken bei allen Beteiligten. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind keine Gegensätze, sondern Teil der Lösung – wenn die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Es bleibt zu hoffen, dass sich Innovation und Pragmatismus in der Branche stärker durchsetzen.
(00:00) Um was geht es in der Podcastfolge?
(01:19) Matthias’ Karriere und IBM!
(07:00) Die Rolle von Techem im Energiesektor
(10:05) Herausforderung: Daten?
(17:54) Wettbewerbsdruck und Marktfokus
(20:54) Unternehmensexpansion und internationale Märkte
(27:43) Herausforderungen der deutschen Wohnungswirtschaft
(33:03) Fünf schnelle Fragen!
In der Diskussion wird das Spannungsfeld zwischen der digitalen Transformation und dem Fachkräftemangel in der FM-Branche beleuchtet. Die KI-Entwicklung wurde von Sascha Lobo in seiner Keynote am gleichen Tag direkt als unvermeidlicher Fortschritt dargestellt, der die Notwendigkeit für Innovationen erhöht. Trotz der Sorge, dass KI menschliche Arbeit ersetzen könnte, ist FM ein "People Business" - und die Integration von digitalen Lösungen bietet große Chancen.
Die Facility-Management-Branche (FM) steht vor gewaltigen Herausforderungen. Neben einem massiven Arbeitskräftemangel wird die digitale Transformation immer wichtiger. Doch wie bewältigt die Branche diese Hürden? In einer anregenden Live-Podcast-Aufzeichnung auf der gefma-Jahrestagung 2024 wurden Lösungsansätze und Perspektiven erörtert.
Mit über vier Millionen Beschäftigten ist das Facility-Management eine tragende Säule der Wirtschaft. Dennoch spitzt sich der Arbeitskräftemangel dramatisch zu. Christine schilderte, dass bereits heute zahlreiche Stellen unbesetzt seien, was viele Unternehmen dazu zwinge, Aufträge abzulehnen. Auch langfristig werde sich die Situation verschärfen, selbst wenn sämtliche ungenutzten Potenziale – wie die stärkere Einbindung von Frauen oder älteren Arbeitskräften – erschlossen würden.
„Wenn der Wind der Veränderung bläst, dann bauen manche Mauern und andere Windmühlen“
Dr. Christine Sasse, Vorstand Human Resources/ Organisation, Dr. Sasse Gruppe
In diesem Zusammenhang sieht sie die digitale Transformation als essenziellen Lösungsansatz. Nur durch den gezielten Einsatz moderner Technologien könne die Branche die Lücke zwischen Arbeitskräfteangebot und -nachfrage schließen.
Die Diskussion beleuchtete auch die Rolle moderner Technologien wie KI und Robotik. Wolf machte deutlich, dass diese nicht als Ersatz für Menschen gedacht seien. Stattdessen könnten sie das Facility-Management effizienter und einfacher gestalten, insbesondere angesichts der komplexen Anforderungen der Branche.
Allerdings warnte er davor, die Einführung solcher Technologien zu unterschätzen. Sie brächten eine zusätzliche Stufe an Komplexität, die es zu bewältigen gelte. Dennoch sieht Wolf die langfristige Bedeutung von Menschen in der Branche als gesichert. Auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren werde ihre Arbeit unersetzlich bleiben.
Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, wie künstliche Intelligenz dabei hilft, das Facility-Management oder die Immobilienbranche zu verbessern, dann schaut mal in diesen Artikel rein: Wird künstliche Intelligenz die Immobilienbranche für immer verändern?
Die Diskussion zeigte außerdem, wie wichtig Kooperationen zwischen etablierten Unternehmen und Start-ups sind. Christine hob hervor, dass bereits zahlreiche Pilotprojekte mit neuen Technologien durchgeführt würden. Diese frühen Tests seien notwendig, um die Brücke zwischen Mensch und Maschine zu schlagen.
Zudem sieht sie die Unternehmen in der Verantwortung, bestehende Arbeitskräfte auf die sich wandelnden Anforderungen vorzubereiten. Ohne gezielte Qualifizierung und Unterstützung der Mitarbeitenden könne die digitale Transformation nicht gelingen.
Ein weiteres Thema war die Frage, ob die Branche ausreichend in ihre Zukunft investiere. Wolf erklärte, dass die traditionell geringen Margen im Facility-Management größere Investitionen oft erschwerten. Historisch gesehen habe die Branche selten in Produkt- oder Technologieentwicklungen investiert. Stattdessen sei Innovation meist durch die Fähigkeiten einzelner Mitarbeitender vorangetrieben worden.
Neben finanziellen Aspekten wurde auch die Rolle der Regulatorik kritisch hinterfragt. Wolf wies darauf hin, dass Datenschutzregelungen die Einführung moderner Technologien wie Sensorik erschwerten. Diese Diskrepanz zwischen regulatorischen Anforderungen und technologischen Möglichkeiten stelle eine zusätzliche Herausforderung dar.
Die Diskussion verdeutlichte, dass die Zukunft der Branche in einer sinnvollen Kombination aus menschlicher Arbeitskraft und Technologie liegt. Tätigkeiten, die körperlich anstrengend oder unattraktiv sind, könnten künftig durch Maschinen unterstützt werden. Menschen würden sich dann auf komplexere Aufgaben konzentrieren, etwa das Management von Roboterflotten.
Christine betonte, wie wichtig es sei, die Mitarbeitenden nicht nur technisch auszurüsten, sondern ihnen auch die Angst vor den neuen Technologien zu nehmen. Nur so könne die Transformation als Chance wahrgenommen werden.
Wolf schilderte ein aktuelles Projekt, in dem humanoide Roboter in der Altenpflege getestet werden. Solche Experimente dienten dazu, die praktische Anwendbarkeit neuer Technologien zu bewerten und gleichzeitig die Entwicklung voranzutreiben.
Die Diskussion machte deutlich, dass die FM-Branche vor einem Wendepunkt steht. Einerseits wird sie mit einem tiefgreifenden Fachkräftemangel konfrontiert, andererseits bietet die digitale Transformation immense Chancen. Wolf unterstrich, dass die technologische Entwicklung unvermeidlich sei und aktiv gestaltet werden müsse, um wirtschaftlich relevant zu bleiben.
Christine schloss die Diskussion mit der Überzeugung, dass die Branche bereit ist, den Wandel aktiv zu gestalten. Sie betonte, dass alle Beteiligten bereits daran arbeiten, Technologien und Menschen in Einklang zu bringen. Sie machte deutlich, dass die FM-Branche dabei ist, Windmühlen zu bauen – ein starkes Bild für eine Branche im Aufbruch.
In der aktuellen Folge gibt uns Silke einen Einblick in die Welt der Immobilienanlagen für Geschäftskunden. BNP Paribas REIM beschäftigt sich hauptsächlich mit Immobilienfonds für institutionelle Anleger.
Silke Weber ist seit Anfang des vergangenen Jahres bei BNP Paribas Real Estate Investment Management Germany (REIM) als COO und CFO tätig, wo sie sich mit einer breiten Palette von Aufgaben beschäftigt, darunter IT, Revision und Buchhaltung. Ursprünglich hat Silke BWL studiert und über Umwege, wie Positionen bei der Lufthansa und in der Chemieindustrie, ihren Weg in den Immobiliensektor gefunden. Nach Stationen bei der Commerzbank und der Dresdner Bank kam sie zu BNP Paribas.
BNP Paribas ist eine der größten Banken in Europa und bietet sämtliche Finanzdienstleistungen an. Die Tochterfirma Real Estate Investment Management (REIM) Germany kümmert sich unter anderem um Immobilienfonds, die hauptsächlich für institutionelle Investoren erstellt werden. Das sind zum Beispiel Versorgungskassen, Sparkassen oder große Family Offices.
Immobilienfonds werden genutzt, um größere Summen, wie zum Beispiel 100 Millionen Euro, in Immobilien zu investieren, Ziel ist also die Kapitalanlage- und Wertsteigerung. Die Fondsstruktur bietet dabei eine strukturierte “Verpackung” dieser Investments an. Die dahinterliegenden Immobilien stammen aus verschiedensten Assetklassen, darunter Bürogebäude, Wohngebäude, Gebäude aus den Bereichen Healthcare und Logistik und zunehmend auch "social infrastructure".
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BNP REIM Germany werden ermutigt, sich sozial zu engagieren und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Das Projekt “1 Million hours to help” verschafft allen Beschäftigten ein Kontingent an Studen im Jahr für soziale Zwecke. Silkes Highlight in diesem Jahr war beispielsweise ein gemeinsames Mittagessen mit den Bewohnern einer Seniorenresidenz. Vor kurzem wurde auch ein Spielplatz winterfest gemacht, aber auch beim Bundeslesetag ist BNP aktiv.
Laut Silke steht die Branche vor Herausforderungen bezüglich Digitalisierung und Datennutzung. Silke betont, dass die Immobilienbranche in Bezug auf technologische Innovation einigen Nachholbedarf hat. Vertrauensbildung in Technologie und Datenmanagement sind Schlüsselthemen, um effizientere Prozesse zu erreichen - und gleichzeitig nachhaltiges Wirtschaftswachstum sicherzustellen.
Beim Thema Daten und KI bewegt sich die Branche nach Silkes Einschätzung aktuell seitwärts. Hindernisse sind hohe Kosten bei Umstellungen und Umsetzungen, aber auch die allgemeine wirtschaftliche Lage, die nicht optimal ist. Die wenigsten Marktteilnehmer verfügen hier laut Silke über die großen IT-Budgets.
Silke sieht großes Potenzial in der Nutzung von Technologien wie Blockchain-Technologien und Smart Contracts, um Prozesse zu optimieren und die Fragmentierung in der Immobilienbranche zu reduzieren. Smart Contracts sind dabei “intelligente Verträge”, die auf der Blockchain-Technologie basieren.
Vertragsbedingungen werden dabei in der Blockchain digital vermerkt, beim Erreichen vorher festgelegter Parameter können dann selbstständig die Verträge ausgeführt werden. Silke nennt als Beispiel das Thema Facility Management und Wartung - hier könnten Zahlungen automatisch ausgelöst werden. Elektronische Grundbücher und eine digitale Historie einzelner Gebäude sind auch Beispiele, die die Arbeitsweise der Branche grundsätzlich effizienter gestalten könnten.
Der Mensch als Fehlerquelle wird in diesem Modell ausgeschlossen. Gleichzeitig gibt es aber aktuell noch Fragen, die sich um das Vertrauen in die Technologie drehen und wie es gelingen kann, eine Veränderung des Mindsets innerhalb der Branche herbeizuführen.
Auf dem Höhepunkt einer politisch heißen Woche sprechen Michél und Thomas über die Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten, über Christoph Gröners Insolvenz und über die FDP - die zum Zeitpunkt der Aufnahme noch (sehr unzufriedener) Teil der Regierung war, aber: So schnell kanns gehen!
Wir konnten gar nicht anders, als uns am letzten Mittwoch nochmal zusammenzusetzen, um die aktuellen Ereignisse zu besprechen. In der aktuellen Folge des DIGITALWERK-Podcasts gibts daher für euch die volle Dröhnung Politik und Wirtschaft, mit Ausflügen in den Immobilienbereich und in die Atomkraft!
Wir haben die möglichen Auswirkungen der nächsten US-Präsidentschaft von Donald Trump auf die deutsche und europäische Wirtschaft besprochen. Ein Riesenthema: Die Herausforderung für deutsche Unternehmen, sich auf eine nationalistisch geprägte „America First“-Politik einzustellen. Wir haben uns gefragt: Hätten wir das kommen sehen müssen - und sind wir vorbereitet?
Eine der schillerndsten Figuren im deutschen Immobiliensektor, der prominente Unternehmer Christoph Gröner, hat kürzlich Insolvenz für seine Unternehmensgruppe angemeldet. Wir haben uns gefragt, wie oft überambitionierte Geschäftsstrategien mit großen Risiken einhergehen. Wir diskutieren, inwiefern prominente, oft extrovertierte Persönlichkeiten wie Gröner oder auch René Benko meist nicht langfristig erfolgreich sind - und eher stabile, unauffällige Geschäftsmänner den langen Atem haben.
Ein kurzer Block zur FDP, die sich ja kurz nach Aufzeichnung entschlossen haben, die Regierung zu verlassen - dabei hatten die gar keine Chance, unseren Senf zur Problematik zu hören. Euch ist diese Chance vergönnt!
Apropos Probleme in Deutschland: Dauerbrenner bei uns sind natürlich auch die Infrastrukturprobleme in Deutschland, insbesondere die Verzögerungen bei Großprojekten wie dem Münchner S-Bahn-Ring. Solche Bauverzögerungen sind ja in den letzten Jahren leider zur Norm geworden und mittlerweile typisch für Deutschland - wobei die Herausforderungen in der Planung und Ausführung solcher Projekte wie in München vielleicht auch andere Ursachen haben, wie wir im Podcast erläutern.
Zum Schluss wirds nochmal radioaktiv: Wir haben über ein innovatives Energieprojekt von Google gesprochen. Google will in den USA Mini-Atomkraftwerke für die hohen Stromanforderungen der künstlichen Intelligenz anschaffen. Wir haben uns gefragt, ob solche Projekte auch in Europa möglich wären - wobei der Atomausstieg in Deutschland ja beschlossene Sache ist.
Falls ihr es nicht geschafft habt, die letzten Podcasts zu hören, dürfte euch der letzte Teil vielleicht ganz besonders abholen: Wir sprachen über die letzten Podcast-Gästinnen und Gäste, deren Perspektiven auf Unternehmertum, Verantwortung und das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Politik. Bei einem Punkt waren sich alle Gesprächspartner einig. Es stören die langen, bürokratischen Prozesse in der deutschen Politik, die der Wirtschaft oft hinderlich im Weg stehen.
Im Podcast spricht Michél mit Udo über seinen beeindruckenden Lebenslauf. Denn Udo ist mittlerweile atemberaubende 46 Jahre im Aufzugsgeschäft - und hat alles gesehen. Im Podcast erzählt er davon so einiges.
Udo Hoffmanns Karriere begann in der DDR. Beim volkseigenen Betrieb VEB Aufzug- und Fahrtreppenbau Berlin machte er seine Ausbildung. Mit dem Mauerfall und der Wende änderte sich in ganz Deutschland einiges. Udos Betrieb wurde vom US-Konzern OTIS übernommen, Udo auch, und seitdem sind sich die beiden treu geblieben.
“Mit dem Mauerfall hat sich natürlich eine große Welt geöffnet, die man erleben konnte.”
Udo Hoffmann, Senior Vice President & General Manager Central Europe
Die Zeit des Umschwungs war für viele Beschäftigte mit Ängsten und Sorgen geprägt, man dachte, so Udo, “jetzt passiert etwas ganz Schlimmes”. Das Gegenteil war der Fall, und neue Türen öffneten sich. Dabei haben OTIS und die Beschäftigten des ehemalige VEB auch voneinander profitiert und gelernt. Das Durchboxen spielte in Udos Leben eine kurze Rolle, bis eine Verletzung die Sportkarriere in der DDR für ihn beendete.
Vom Boxen in der ehemaligen DDR konnte Udo dennoch einiges mitnehmen, was ihn bis heute prägte. Das Boxen damals war sehr strategisch, wenig Hau-Drauf-Mentalität. Es zählte das gründliche Überlegen, das Studieren des Gegners, mit dem man in den Ring stieg. Für Udo sind das Schritte, die man auch auf das Geschäft beziehen kann. Zwei weitere Grundsätze, denen Udo stets treu geblieben ist: Immer mit den Füßen auf dem Boden bleiben und niemals vergessen, wo du herkommst.
“Nie unvorbereitet sein, immer gucken, in welchen Ring man gerade steigt. Was sind die Möglichkeiten? Und das ist im Business das Gleiche wie im Sport.”
Udo Hoffmann, Senior Vice President & General Manager Central Europe
OTIS ist in 200 Ländern aktiv und beschäftigt 71.000 Mitarbeitende, darunter 42.000 Servicetechniker. Im Vergleich zu anderen Industrien ist die Aufzugsbranche für Udo dennoch klein - und eine Nische, die nicht wirklich gesehen wird. Das ist kurios, weil viele Menschen täglich Aufzüge und Rolltreppen benutzen, und OTIS nach eigenen Angaben täglich mehr als 2 Milliarden Menschen befördert.
Diese unfassbare Zahl prägte auch den Begriff Transportweltmeister, der bei OTIS laut Udo nicht unüblich ist. Man identifiziert sich aber auch als Serviceunternehmen, das versucht, sich und seine Dienste so gut wie möglich an die Kunden anzupassen. Eine große Rolle spielt - neben der Installation von neuen Anlagen - aber ebenso das Serviceversprechen. Häufig bemerkt man Aufzüge nur bewusst, wenn sie nicht funktionieren. Schnell zu reagieren und zu reparieren ist daher extrem wichtig.
Es gibt einige Leuchtturmprojekte auf der Welt, die für Unternehmen ganz besonders wichtig sind. Das sind zum Beispiel die Aufzüge im höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa, die von OTIS sind. Solche Aufzüge bieten auch ein immersives Fahrerlebnis mit Bildschirmen und Displays. Dabei ist der Kunde stets die treibende Kraft, verrät Udo.
“Der Kunde muss sagen, was er haben will. Wir können dann das zeigen, was möglich ist. Und dann kooperieren wir natürlich auch.”
Udo Hoffmann, Senior Vice President & General Manager Central Europe
OTIS-Kunden in Deutschland decken die ganze Breite der Bevölkerung ab. Wohnungsunternehmen, Projektentwickler, Büros oder Krankenhäuser. Eine Flaute im Wohnungsbau ist natürlich eine Herausforderung, die auch Unternehmen wir OTIS spüren. Für Udo wird daher auch die Modernisierung ein stabiler Anteil am Gesamtmarkt sein.
Wenn Udo in die Zukunft blick, machen ihm auch waagerecht fahrende Aufzüge keine Sorge. Heute gibt es vernetzte und intelligente Aufzüge, die bereits beim Reinkommen ins Gebäude einen Aufzug zuweisen, um den dann am schnellsten zum Ziel zu bringen. Intelligente und vernetzte Gebäudetechnik sei aktuell der Stand der Technik, an dem alle arbeiten, verrät Udo.
“Ganz ehrlich: am Ende entscheiden die Entwickler und die Nutzer später, ob links, rechts, wie du es ausdrückst, wirklich die Lösung ist.”
Udo Hoffmann, Senior Vice President & General Manager Central Europe
Im Podcast spricht Udo mit Michél noch über ein Prestigeprojekt in Berlin, über Fangvorrichtungen, die der OTIS-Gründer schon 1853 erfunden hat, und über die Frage, wo denn die ganze Aufzugstechnik heutzutage unterkommt. Außerdem verrät Udo exklusiv, welche Science-Fiction Serie in zu der Überzeugung brachte, dass Aufzüge als Transportmittel eigentlich für immer in Mode bleiben werden.
Im Podcast verrät Stiftungsvorständin Sabine Nallinger, was sie antreibt, wie sie zur Stiftung kam, und wie Arbeit mit Politik und Wirtschaft aussieht.
Im Jahr 2011 gründete sich die “Stiftung 2°”. Darin zusammen kamen Familienunternehmer, Geschäftsführer und Vorstandvorsitzende. Ziel damals wie heute war es, das Erreichen der deutschen und auch europäischen Klimaziele zu fördern. Mit den politischen Zielvorgaben änderte sich auch der Stiftungsname, der seit 2021 “Stiftung KlimaWirtschaft” lautet.
Seit 2014 ist Sabine Nallinger jetzt bei der Stiftung. In München trieb sie in den Jahren zuvor als Lokalpolitikern für die Grünen im Stadtrat verkehrspolitische Themen voran. Als Verkehrsplanerin war sie an bedeutenden Projekten in der bayerischen Landeshauptstadt beteiligt. Nachdem aus den Plänen, Münchens Oberbürgermeisterin zu werden, 2014 nichts wurde, gelangte sie zur Stiftung.
Als Grüne lag ihr Nachhaltigkeit und Klimabewusstsein besonders nah, und in der wirtschaftsnahen Stiftung war der Wirkungsgrad diesbezüglich am vielversprechendsten.
“Und dann habe ich mir das angeschaut und gedacht: ‘It's the economy, stupid!’ Ich gehe jetzt in die Wirtschaft und drehe die Wirtschaft, weil das ist der große Hebel, wenn man Emissionen reduzieren möchte.”
Sabine Nallinger, Vorständin Stiftung KlimaWirtschaft
In den “wilden 80ern”, wie Sabine die Zeit bezeichnete, wurde sie bereits durch drängende Zeitfragen geprägt. Ob Waldsterben, Abrüstung oder globaler Hunger - die Themen trieben die jungen Menschen damals an. Davon inspiriert, studierte Sabine Stadtplanung.
Die Geschichte der heutigen Stiftung geht bereits 18 Jahre zurück, wie Sabine im Podcast verrät. Damals suchten Wirtschaftslenker, CEOs, Vorstandsvorsitzende und Familienunternehmer den Kontakt zur Politik. Treibende Persönlichkeiten waren damals der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn, René Obermann, damals Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, Jochen Zeitz, damals Puma SE, und auch der heutige Präsident der Stiftung, Michael Otto von der Otto Group aus Hamburg.
Damals waren sich die Entscheider bewusst, dass ihre großen Konzerne für viele Emissionen standen. Man sah die Notwendigkeit, hier gegenzusteuern. Um nicht erst von der Politik, die früher oder später regulatorisch eingreifen würde, getrieben zu sein, beschloss man, das Thema frühzeitig geschlossen anzugehen. Sabine denkt, dass Unternehmertum mit Veränderungen klarkommt - weil Unternehmer gestalten wollen. Allein die Richtung muss feststehen.
Etliche Richtungsänderungen und Stimmungsschwankungen in der deutschen Politik haben in den vergangenen Jahren eine Ungewissheit und Verunsicherung in der deutschen Wirtschaft kreiert. Zum Jahresbeginn 2024 ging die Stiftung mit einem Appell an die Öffentlichkeit: “Transformation und Demokratie sichern!” lautete der Titel, Unterzeichner waren unter anderem Rossmann, dm, EnBW, e.on, Otto Group, Miele, Puma, Salzgitter, Strabag, thyssenkrupp, und vaude.
Die Unternehmen bekannten sich zum Wirtschaftsstandort Deutschland und zu den Klimazielen, forderten aber auch ein “wirtschaftspolitisches Leitbild, das einen Rahmen für Unternehmertum in einem klimaneutralen Deutschland setzt.”
Ein großer Erfolg für die Stiftung in den letzten Jahren war laut Sabine der Beitritt der Unternehmen thyssenkrupp und Salzgitter AG, die beide für eine relativ energieintensive Industrie stehen. Es folgten weitere Unternehmen aus den Bereichen Zement, Kupfer und chemischer Industrie. Für Sabine ist dieser Mindsetwechsel ein echter Gamechanger im gemeinsamen Kampf für eine nachhaltigere Zukunft.
Kern der Stiftungsarbeit ist auch die Jahreskonferenz aller Förderunternehmen genannten Mitglieder, in der über 400 Top-Entscheider, Wissenschaftler und Politiker zusammenkommen. Ein Learning von Sabine aus ihren Jahren in der Stiftung: Wirtschaftsbosse reden zu wenig mit der Politik und diese sucht ebenfalls das Gespräch nicht.
Die Stiftung KlimaWirtschaft versucht jetzt, im Austausch einen Rahmen für die Wirtschaftstransformation mitzugestalten. Im Podcast verrät Sabine, mit welchen Politikern sie regelmäßig im Austausch steht, welche Gesetze ihr in der letzten Zeit Kopfschmerzen bereitet haben, und welchen Appell sie selbst an die Politik richtet.
Ulrich Höller spricht im DIGITALWERK Podcast über seinen Einstieg und sein langes Berufsleben in der Immobilienwirtschaft. Er legt dar, wie sich die Branche seit Beginn der 2000er Jahre verändert hat, und warum deutsche Investoren meistens zögerlich reagieren. Es geht um die Rückkehr uns Büro, nachhaltige Zukunft und Ulis politisches Engagement im Zentralen Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA).
Vor 33 Jahren startete Uli Höller seine Karriere in der Immobilienwirtschaft. Nach dem BWL-Studium landete er durch eine Empfehlung eines guten Freundes bei einem Bauträger. Ulis Erwartungen waren eher schlecht, und er wurde schnell eines Besseren belehrt. Er lernte die Projektentwicklung in kleinen Teams kennen, in denen man viel machen konnte - und blieb der Branche seitdem treu.
In der Zwischenzeit ist viel passiert. Immobilienwirtschaft ist ein Studiengang, der an zahlreichen Hochschulen in Deutschland angeboten wird. Er ist reguliert und internationalisiert und bietet verschiedenste Spezialisierungen und Vertiefungen. Ein großer Einschnitt war laut Uli der Einfluss des Kapitalmarkts auf die Immobilienwirtschaft. Seit die Assetklasse zum Anfang der 2000er am Kapitalmarkt richtig angekommen ist, hat sich die Branche dahingehende stark verändert.
Als erste, große ausländische Investoren zu Beginn der 2000er Jahre den deutschen Markt entdeckten und riesige Wohnungsbestände privatisiert wurden, emanzipierte sich der Immobilienmarkt. Daraus resultierend gründete sich 2006 der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA), der zu dem Zeitpunkt eine der ersten Interessenvertretungen für Immobilienunternehmen darstellte, die am Kapitalmarkt aktiv waren.
Die ABG Real Estate Group setzt seit ihrer Gründung 1967 auf eine breite Palette an Entwicklungen. Zwar sind auch Wohnungen Teil des Entwicklungsportfolios. Wohnen beschreibt Uli Höller im Podcast als „super wichtige“, aber auch „anstrengende“ Assetklasse. Bekannt ist ABG aber in Deutschland für die Entwicklung echter Landmarks. Dazu gehören beispielsweise das Voltair in Berlin, das geplante Central Parx in Frankfurt am Main oder auch das Deutschlandhaus in Hamburg.
Dass die Nachfrage nach Büros sich momentan in Grenzen hält, bereitet Uli keine Sorgen. In seiner 33-jährigen Karriere sei es immer wieder passiert, dass Trends entstehen. Aktuell sei das Thema nun mal mobiles Arbeiten und Homeoffice. Ein Überangebot im Moment, welches keinesfalls für immer bleiben wird. Uli rechnet damit, dass es in „drei bis vier Jahren wieder State-of-the-Art sein wird“, ins Büro zu gehen.
Bei der Projektentwicklung spielt heutzutage auch das Thema Nachhaltigkeit eine Kernrolle. Als Kaufmann spielen die Gründe, warum Kunden Nachhaltigkeit anfragen, keine wirkliche Rolle. Als Vater hat er aber natürlich selber einen Nachhaltigkeitsgedanken und Zukunftsanspruch, von dem er sich nicht ganz lösen kann. Nachhaltigkeit kostet zwar Geld, ist aber bezahlbar, so Uli - das liegt auch an genügend Innovationen.
„Bauprozesse und Bauplanungsprozesse dauern in Deutschland viel zu lang.“
Ulrich Höller, Geschäftsführender Gesellschafter ABG Real Estate Group
Als ZIA-Vizepräsident steht Uli seit einigen Jahren auch an der Schnittstelle zwischen Immobilienwirtschaft und Politik. Eine Erkenntnis: Bauprozesse und Bauplanungsprozesse dauern in Deutschland viel zu lang, verrät er im Gespräch. Das liegt einerseits an verschiedensten politischen Ebenen, die man als Projektentwickler berührt, und auch an verschiedensten politischen Vorgaben und Wünschen.
Im Podcast spricht Uli mit Michél auch über die Trägheit, die Immobilien im Namen steckt, über den Blick in die Zukunft des Marktes und die Prognose, woher in den kommenden Jahren das Kapital in den Markt fließen wird - sowie über einen Befreiungsschlag, der kommen muss. Absolute Hörempfehlung!
Am Rande der EXPO REAL in München, am Abend des 08. Oktober hat DIGITALWERK ein Sidevent in Münchens ältestem Tennisclub veranstaltet. Die 75 geladenen Gäste durften dabei Zuhörer einer Liveaufzeichung einer Podcastfolge sein, die es in sich hat.
So lautet der Titel des Buches von Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart, welches im April diesen Jahres beim österreichischen Verlag edition a erschienen ist. Im Gespräch haben Rainer und Michél den Lebensweg des Mannes nachgezeichnet, der aus bescheidenen und recht normalen Verhältnissen stammte, und mittlerweile verantwortlich für den größten Wirtschaftskrimi der österreichischen Geschichte ist.
Die Nachbeben des Zusammenbruchs der SIGNA-Gruppe waren aber in aller Welt zu spüren. In Deutschland ist der Name SIGNA untrennbar mit dem Schicksal der Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof verbunden. Bis zu 680 Millionen Euro Staatshilfen pumpte die Bundesregierung in den seit Jahren schwächelnden Konzern - ein Investment, welches Konzern und Geschäftsmodell nicht retten konnte.
In der Mitte der 90er Jahre lernte Benko beim Allgemeinen Wirtschaftsdienst (AWD), deren bekanntester Leiter Carsten Maschmeyer war. Dabei entpuppte sich Benko als Verkaufstalent, es lief unglaublich gut für ihn. Ein ehemaliger, leitender Mitarbeiter erinnerte sich, dass Benko bereits nach einem Jahr im Kamelhaarmantel First Class von Innsbruck nach Wien geflogen ist. Der Mantel sei, so Fleckl, ein wichtiger Baustein im Gesamtbild.
Es gab in René Benkos Leben einige Säulen, auf denen sein Erfolg als Unternehmer und SIGNA-Manager fußte. Zuallererst war Benko, wie bereits erwähnt, ein exzellenter Verkäufer. Außerdem verstand es Benko früh, sich in der österreichischen Politik und Finanzszene zu vernetzen. Der ehemalige Bundeskanzler Alfred Gusenbauer wurde nach seinem Amtsende unter anderem Vorsitzender Aufsichtsrat der berüchtigte SIGNA Prime Selection.
Im Laufe seiner aktiven Karriere gelang es Benko, unter anderem den deutschen Milliardär Klaus-Michael Kühne regelrecht um den Finger zu wickeln, um diesen zu Beteiligungen an den Benko-Unternehmungen zu überzeugen. Er informierte sich gezielt über die Vorlieben und Interessen des Hamburger Unternehmers und nutze diese Infos gezielt, um dessen Vertrauen und Sympathie zu gewinnen.
Laut Rainer Fleckl hätten Politik und Wirtschaft schon viel früher skeptisch werden müssen. Der Milliardenkonzern SIGNA schaffte es bis zum Schluss nicht, eine konsolidierte Konzernbilanz zu liefern - ein unübliches Verhalten, im Nachhinein natürlich ein entscheidendes Puzzlestück. Auch tausende Unterfirmen der Benko-Gesellschaften zahlten jahrelang lieber Strafen, anstatt Einzelbilanzen zu veröffentlichten. Benko erkaufte sich seine Intransparenz über jahrelang offiziell erfolgreich.
Im Podcast spricht Rainer mit Michél über die Stunde Null, bei der Benko klar wurde, dass sein Kartenhaus zusammenbricht. Sie sprechen auch über den Fallout des Kollapses der SIGNA-Gruppe, und darüber, was René Benko heute macht - und auf welchen exklusiven Veranstaltungen in kleinerem Rahmen er heute noch anzutreffen ist.
Für Rainer Fleckl ist seine Rolle als Investigativjournalist klar: er sieht sich nicht als “Polizist”, sondern als reinen, faktenbasierten Journalisten. Ein Kernmerkmal des investigativen Journalismus sei für ihn die Frage, ob die Gesellschaft Nachteile hat oder es Geschädigte in einer Sache gebe. Da landet man schnell bei den Feldern Steuergeldverschwendung, Machtmissbrauch und Betrug - oder beim Fall SIGNA.
“Ich glaube, das ist in Zeiten wie diesen ganz elementar wichtig, dass man auch Belege liefert.”
Rainer Fleckl, Investigativjournalist
Die Themen des DIGITALWERK Podcasts mit Rainer Fleckl im Überblick:
Wir liefern euch ein neues Format! Aber nicht ganz anders: In regelmäßigen Abständen wollen Thomas und Michél sich zusammensetzen, um über aktuelle News zu sprechen, und die Podcasts der letzten Wochen Revue passieren zu lassen.
Premiere im DIGITALWERK-Podcast: in regelmäßigen Abständen wird Michél zusammen mit unserem Producer Thomas eine kleine Spezialfolge aufnehmen.
In diesen Folgen wollen wir euch mit hinter die Kulissen von DIGITALWERK nehmen. Ihr bekommt exklusive Einblicke in unsere Arbeit im Hintergrund und unsere Motivationen. Wir blicken auch auf zurückliegende Events zurück und schauen in die Zukunft zu den wichtigen Terminen, die noch anstehen.
In der aktuellen Folge lernt ihr Thomas kennen. Die beiden sprechen über vergangene und anstehende Events und auch die EXPO REAL in München. Es geht auch um die Frage, wie Events in Zukunft aussehen können.
Außerdem berichtet Michél kurz über sein Treffen mit René Benko. Für diese Anekdote gibt es natürlich auch einen brandaktuellen Anlass UND eine Podcastfolge in der Zukunft, auf die ihr euch schonmal sehr freuen könnt!
Im lockeren Talk-Format zwischen den beiden soll in Zukunft Platz für alles sein, was in den Podcastfolgen keinen Platz hat. Dabei verstehen wir diese Folgen als Ergänzung. Im aktuelleren Rahmen wollen wir in Zukunft auch einen Blick auf die wichtigsten Branchennews der letzten Tage werfen.
Euch erwartet in Zukunft auch ein persönliches Best-Of der letzten DIGITALWERK-Podcast-Wochen, in denen wir über die Themen, die Gäste und die ungeklärten Fragen reden.
Wir wollen auch eure Fragen bei uns im Podcast beantworten! Ob Fragen über uns, DIGITALWERK oder den Podcast: lasst uns gerne in den sozialen Netzwerken eure Anregungen oder Kommentare da, oder schreibt uns eine Mail an mail@digitalwerk.io.
Jetzt entlassen wir euch aber ohne große Vorrede in eine brandneue Folge. Viel Spaß beim Reinhören!
Die Themen des DW Podcast mit Michél und Thomas im Überblick:
Oliver kam durch die Geburt seiner Tochter in die Solarbranche und verbrachte einige Zeit im Ausland, bevor er zur Sonnen GmbH kam. Die stellt heute Heimspeicher her, mit der die die zu Hause erzeugte Solarenergie gespeichert werden kann.
Die Geburt seiner Tochter war für Oliver ein entscheidender Moment in seinem Leben. In ihm wuchs der Entschluss, nochmal irgendetwas zu machen, das den Planeten rettet. Der Weg in die Solarbranche nahm seinen Anfang. Seine berufliche Laufbahn führte Oliver zuerst in das Verlagswesen, wobei er für Bertelsmann in Korea und Sydney tätig war.
Eine ganz andere und auch knallharte Welt, wie Oliver im Podcast verrät. Die Medienwelt und auch Bertelsmann haben ihn geprägt. Denn hinter der nach außen schön dargestellten, bunten Welt aus Show und Act steckt trotz allem knallharte Optimierung.
Nach einem ersten, kurzen Stop für ein kalifornisches Solar- und PV-Unternehmen landete Oliver 2014 bei der Sonnen GmbH in Wildpoldsried. Für ihn war die Branche schon immer “sexy”, wenngleich Sonnen damals noch ein kleines Unternehmen war - ein wirkliches Start Up. Mit knapp 70 Mitarbeitern bediente man damals Kunden, die sich bewusst waren, dass sich Solarspeicher noch nicht rentieren können.
Diese Menschen kauften die Technologie aus Überzeugung und ebneten so den Weg für alle, die heute von effizienten, optimierten und vernetzten Solarspeichern profitieren. Rechnete sich ein Heimspeicher damals nach 600 Jahren, kann es sich heutzutage bereits nach 6 oder 8 Jahren rechnen.
Was es bereits damals gab, war ein Hunger - nach Informationen und Daten darüber, was sich die Menschen dort eigentlich ins Haus holten und was die Anlage leistet. Diese Nachfrage machte aus Sonne im Laufe der Zeit aus einem reinen Hardwarehersteller auch eine “Softwarebude”, wie Oliver im Podcast verrät. Im Jahr 2014 erfolgte dann der Switch, und mehr Programmierer als Hardwareentwickler werkelten im Unternehmen.
Seit 2019 ist die Sonnen GmbH Teil des Energiekonzerns Shell. Das Unternehmen stieg bereits 2018 als Investor ein und sah in intelligenten Stromspeichern für Privathaushalte einen echten Mehrwert. Der Mehrwert bei Sonnen liegt in der Intelligenz, der Smartness der Heimspeicher. Darin liegt nämlich auch der Schlüssel zur Vernetzung.
Aktuelle Heimspeicher von Sonnen können die über 100.000 Anlagen, die es deutschlandweit gibt, intelligent vernetzen. Bei Schwankungen am Stromnetz stabilisiert Sonnen dieses mittlerweile punktuell, indem es tausende Heimspeicher virtuell verbindet und zu einem VPP (Virtual Power Plant) - einem virtuellen Kraftwerk macht.
Diese werden dann in sekundenschnelle entladen, und die Energie dem Netz zugeführt. Das kann mehrmals am Tag passieren. Nutzer dieser Technologie vergütet Sonnen mit 100 € pro Jahr, auch zahlt es eine höhere Einspeisevergütung als die, zu der die Netzbetreiber gesetzlich verpflichtet sind.
Der Wandel zum Softwareunternehmen war eine Notwendigkeit, die vom Kunden heutzutage honoriert wird. Die Sonnen App wird von fast allen Kunden einmal pro Tag geöffnet. Kunden sind vor allem Privathaushalte, aber auch kleinere Gewerbe oder Unternehmen.
Sonnen ist auch in den USA, Großbritannien und sogar Australien tätig. Dabei ist der deutsche Strommarkt eine Besonderheit auf der Welt, auf der größtenteils zeitabhängige Tarife dominieren, die den Verbrauch zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten preislich anders gestalten. Australien ist ein wichtiger Markt für Sonnen, da es dort eine hohe Solardichte gibt. Das liegt am ständigen Sonnenschein, aber auch am nur mittelguten Stromnetz, erklärt Oliver im Podcast.
In der Rolle als Pioniere der Branche blickt Oliver gespannt und freudig in die Zukunft. In Deutschland ist die Kombination aus einer Photovoltaikanlage und einem Heimspeicher aktuell der “Renner”. Er sieht großes Potenzial in Innovationen, die in der Zukunft kommen werden. Diese werden sich auf dem Gebiet der intelligenten Steuerung bewegen. Der Wandel hin zu einer Dezentralisierung der Energieerzeugung, in der auch hunderttausend private Haushalte kurzzeitige Schwankungen auffangen können, und mehr privaten Speichern sei der richtige Weg, ist Oliver überzeugt. Für eine Volkswirtschaft außerdem auch der günstigste.
An Gesetzen und Regularien mangelt es nicht, auch nicht an der Wahrnehmung, dass Nachhaltigkeit in sämtlichen Bereichen der Wirtschaft, insbesondere im Immobiliensektor, der einzige Weg zur Klimaneutralität sein kann. Im aktuellen Podcast sprechen Christine Sasse und Wolf-Dieter Adlhoch über Herausforderungen im Facility Management, Reportingpflichten, und die Frage, wie man auch in Zukunft noch Menschen für den Beruf interessiert.
Im neuesten DW-Special im Bereich Facility Management spricht Michél mit Dr. Christine Sasse, Vorstand Human Resources/Organisation, bei der Dr. Sasse Gruppe und Wolf-Dieter Adlhoch, dem Vorstandsvorsitzenden der Dussman Group, über das Thema Nachhaltigkeit im Facility Management.
Nachhaltigkeit ist ein großes Wort, welches heutzutage in aller Munde ist. Menschen legen Wert auf nachhaltig produzierte Kleidung, auf nachhaltige Landwirtschaft, auf nachhaltig produzierten Kaffee und Kakao. Was vielleicht nur wenigen Menschen bewusst ist: besonders großes Nachhaltigkeitspotenzial steckt im Immobiliensektor. Gebäude verursachen im laufenden Betrieb 80 % der von der Immobilienwirtschaft verursachten CO₂-Emissionen.
Soll die von der Bundesregierung bis 2045 angestrebte Klimaneutralität in allen Wirtschaftsbereichen erreicht werden, braucht es gemeinschaftliche Anstrengungen. In der EU sind Immobilien für 40 % des Energieverbrauchs und circa 36 % der CO₂-Emissionen verantwortlich. Bereits ab 2030 sollen laut einer neuen EU-Richtlinie alle neuen Gebäude klimaneutral werden. Für bestehende und ältere Gebäude sind jetzt Kraftanstrengungen von Inhabern, Betreibern und Gebäudebewirtschaftern nötig.
Jedes Bestreben um Nachhaltigkeit beginnt bei den Menschen und den Gebäuden, die sie bewirtschaften, in denen sie arbeiten, leben und wohnen. Wolf bemängelt in dieser Hinsicht, dass das bloße Nennen einer Jahreszahl, bis zu der dieses und jenes passiert sein soll, viel zu kurz greift. Stattdessen braucht es pragmatische und konkrete Lösungsansätze, die deutlich machen, wie der Beitrag der Immobilienwirtschaft aussehen kann.
Auch die ESG-Reportingpflicht sieht Wolf kritisch. Bei der Erfüllung dieser sei es wichtig, die wirklichen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren, nämlich aktiv an Verbesserungen in den Bereichen zu arbeiten, über die berichtet wird.
“Ich kann noch so viele schöne Reportings über dieses Jahr an der Stelle haben, aber ich muss doch eigentlich die Kraft darauf bekommen, wie ich die Werte verbessere. Und das ist das, was im Mittelpunkt unseres Engagements steht.”
Wolf-Dieter Adlhoch, CEO, Dussmann Group
Für Christine Sasse ist Nachhaltigkeit ein selbstverständlicher Bestandteil eines Familienunternehmens wie der Dr. Sasse Gruppe. Es steckt laut Christine, die ausgebildete Ärztin ist, in der DNA des Unternehmens. Sämtliche Entscheidungen im Unternehmen, die in der Vergangenheit getroffen wurden, hatten Langfristigkeit und eine Zukunftsperspektive im Blick. Nachhaltigkeit bedeutet daher auch ein effektives und ressourcensparendes Wirtschaften mit den vorhandenen Mitteln.
“Jede Ressource, die wir nicht verschwenden, die steht uns natürlich dann auch in der Zukunft zur Verfügung.”
Christine Sasse, Vorstand Human Resources/Organisation, Dr. Sasse Gruppe
Mit Blick auf die von der Bundesregierung ausgegebenen Klimaziele sieht Christine die Vision einer Klimaneutralität aber als Daueraufgabe und nichts, was einfach erreicht ist. Dazu gehört auch eine Institutionalisierung eines Ausbildungsberufs im Facility Management. Seit mehreren Jahren setzt sich Christine dafür ein, lernte aber, dass die Einführung eines neuen Ausbildungsberufes ein “relativ zähes Verfahren” ist.
Für die Zukunft wünscht sich Christine, dass alle Akteure der Immobilienwirtschaft im Schulterschluss zusammenarbeiten. Das bedeutet auch, Dienstleister des Facility Managements bereits bei der Planung und Errichtung von Immobilien einzubinden - eine Forderung, die auch in früheren DW-Special-Folgen zum FM bereits gefallen ist. Außerdem muss die gesellschaftliche Relevanz von Services des Facility Managements mehr im öffentlichen Bewusstsein ankommen. Es brauch weiterhin Menschen, die aus Überzeugung in die Branche eintreten und Spaß an ihren Jobs haben.
Wolf wünscht sich, dass der Gesetzgeber bei den Reportingpflichten nachbessert und ein Augenmerk auf schlankere, effizientere Anforderungen legt. Es gebe seiner Ansicht nach durchaus kein Bewusstseinsproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Es fehle an der Kraft zur Umsetzung. Wenn diese sich bündelt, dann könne man als Branche wirklich etwas erreichen, so Wolf.
Im DIGITALWERK Podcast spricht Michél mit Christoph Donner über das Berliner Wasser. Wo es herkommt, in welchen Bezirken es am besten schmeckt - und mit welchen Schwierigkeiten wir in der Zukunft rechnen müssen, erfahrt ihr in der aktuellen Folge.
Seit 2023 ist Prof. Dr. Christoph Donner jetzt schon Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe (BWB). Keine leichte Aufgabe in der größten Stadt Deutschlands: über 18.000 Kilometer an Leitungen und Rohren fallen in den Zuständigkeitsbereich der BWB, dazu kommen knapp 300.000 Hausanschlüsse. Im Hintergrund stehen 9 Wasserwerke und 6 Klärwerke, die das Berliner Abwasser aufbereiten.
Um die Infrastruktur im Hintergrund kümmern sich um die 4600 Männer und Frauen. Als Anstalt des öffentlichen Rechts dienen die BWB dem öffentlichen Zweck der Trinkwasserversorgung. Als Aufsichtsratsvorsitzende fungiert Franziska Giffey, die Berliner Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe.
Christoph wuchs in einem 35-Seelen-Dorf im Sauerland auf und beschäftigte sich als Kind gerne mit Gewässern und seinen Bewohnern. Vom Forellenfang über die Fischzucht bis zum Gartenteichbau - in jungen Jahren sammelte Christoph schon etliche Erfahrungen, die ihn im späteren Leben auf die Karriere als Ingenieur vorbereiteten. Der Wasserwirtschaft blieb er dabei stets treu. Über Wien gings dann von 2003 an schonmal für 6 Jahre nach Berlin zu den Berliner Wasserbetrieben, bevor er dann technischer Geschäftsführer der Harzwasserwerke GmbH wurde und eine Honorarprofessur annahm.
Als Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe wird man auch schonmal direkt angeklingelt, wenn es ernst wird. Das geschah zum Beispiel 2023, als auf dem Berliner Kaiserdamm, einer Hauptverkehrsader, ein unterirdischer Versorgungskanal namens Düker, Schäden nahm. Diese machten eine Vollsperrung der Straße unumgänglich. Die Sanierung des beschädigten unterirdischen Bauwerks zog sich fast ein ganzes Jahr in die Länge.
So im Scheinwerferlicht stehen die Berliner Wasserbetriebe selten, in dieser Krise lernte man, dass eine offene und proaktive Kommunikation über den Bauverlauf bei Politik und Bevölkerung gut ankommt. Solch eine öffentlichkeitswirksame Präsenz ist überhaupt neu: Wasser und Abwasser waren nie Themen, die groß im Fokus der Öffentlichkeit standen. Die Leitungen und Rohre befinden sich unter der Erde, die Wasser- und Klärwerke sind selten so zentral, dass sie von Menschen bemerkt werden.
Und so teilen die Berliner Wasserbetriebe das Schicksal vieler Akteure, dass sich die Aufmerksamkeit plötzlich multipliziert, wenn es kriselt. Christoph selbst berichtet im Podcast, dass die BWB bei einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro im letzten Jahr gleichzeitig 474 Millionen Euro in Infrastruktur investierte - knapp 1,3 Millionen Euro pro Tag. Das sind Investments in die Gegenwart - und in die Zukunft, wie Christoph betont.
Wasser ist ein kostbares Gut. Bei den Berliner Wasserbetrieben ist man sich dessen bewusst. Mit Aufklärungsarbeit versucht man daher, das Bewusstsein dafür zu wecken, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Das führt zu einer gewissen Ironie, der sich Christoph bewusst ist:
“Wir sind aber das einzige Unternehmen, das sagt: Bitte kauft weniger von unseren Produkten.”
Prof. Dr. Christoph Donner, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe
Besonders in der Corona-Pandemie wurde das Augenmerk auf die Abwasseranalyse gelegt. Damit konnte man die vorherrschenden Covid-Varianten und die allgemeine Virusbelastung in der Bevölkerung gut analysieren. Klärwerke sind im Kreislauf der Berliner Wasserbetriebe von ihrer Wichtigkeit nicht zu unterschätzen. Im Podcast verrät Christoph, dass es schon vorkam, dass eine Kläranlage teilweise zum “umkippen” gebracht wurde - Schadstoffe entziehen dem Wasser den Sauerstoff, wodurch die Mikroorganismen darin sterben. Übeltäter waren hier industrielle Schadstoffe. Auch dann klingelt Christophs Handy.
Bei solch einer Störung einer großen Kläranlage wäre dann auch ein interner Krisenstab gefragt. Schließlich dauert es Tage, bis die Mikrobiologie wieder aufgebaut ist. Durch intelligente Warnsysteme versucht man sich aber, vor solchen Katstrophen zu schützen. Läuft viel toxisches Löschwasser in die Kanalisation, können bestimmte Bereiche abgesperrt werden.
Doch auch Schadstoffbelastungen aus dem privaten Bereich - im Einzelfall minimal, doch durch die Bevölkerungsgröße nicht zu unterschätzen - stellen den Wasserkreislauf vor Herausforderungen. Voltarensalbe landet nach dem Duschen auch im Abwasser. Christophs Appell lautet, “alles zu vermeiden, was geht”. Dazu gehören beispielsweise WC-Reinigungstabletten oder andere Reiniger. Die Toilette sei letzten Endes kein “schwarzes Loch”, sondern ein Tor in den Wasserkreislauf.
Aktuelle Themen und Fragestellungen der Zukunft sind laut Christoph unter anderem die fortwährende Entfernung neuer und alter Schadstoffe aus dem Abwasser. Auch muss die Frage betrachtet werden, an welchen Stellen man Wasser beispielsweise durch Wasser anderer Qualität substituieren kann. In Berlin sind 400.000 Straßenbäume pro Jahr zu wässern. Wie hält man die grüne Infrastruktur am Leben? Gerade in Berlin ist die ‘Grüne Masse’ für ihre Kühlwirkung in den Sommermonaten von unschätzbarem Wert.
Als bescheidener Sauerländer lässt sich Christoph ungern zu Eigenlob übers ‘eigene’ Wasser hinreißen. Dennoch betont er, dass wir in Berlin stolz sein können - als Deutschlands größtes Trinkwasser- und Abwasserunternehmen liefern die BWB eine Spitzenqualität.
Im DIGITALWERK Podcast zu Gast ist in dieser Folge Anna Jasper-Martens, CEO Energy Infrastructure Solutions Germany bei E.ON. Es geht um innovative Energielösungen und nachhaltige Wärme auf Quartiersebene. Anna spricht über die aktuellen Herausforderungen und innovativsten Ansätze des Energiesektors und erklärt, warum es wichtig ist, Energieversorger so früh wie möglich in die Planung miteinzubeziehen.
Anna Jasper-Martens, eigentlich gelernte Juristin, ist seit April 2023 bei E.ON Deutschland und beschäftigt sich schon sehr lange mit dem Thema Energie. Schon bei ihrem ersten Job 1999 ging es um Energie, genauer um die Liberalisierung der Energiemärkte. Damals sollte Anna noch Netznutzungs- und Netzanschlussverträge verhandeln, heute ist sie CEO der Energy Infrastructure Solutions Germany bei E.ON.
Die Energy Infrastructure Solutions Germany by E.ON ist eine Gruppe von Organisationen im E.ON Konzern, die sich im Wesentlichen darum kümmern, für Städte und Gemeinden Wärme- und Kältelösungen zur Verfügung zu stellen. Außerdem versorgt die Gruppe auch Industriekunden mit innovativen Wärmelösungen.
Der Gesamtkonzern E.ON macht insgesamt 90 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt derzeit ca. 80.000 Menschen in ganz Europa. Die Energy Infrastructure Solutions Germany hat in Deutschland ungefähr 1.500 Mitarbeiter in zehn regionalen Einheiten verteilt. Diese Einheiten sind zum Beispiel die Hansewerk Natur GmbH, die Avacon Natur GmbH, Süwag Energie oder die Bayernwerk Natur GmbH, die sich vor allem um die Fern- und Nahwärmeversorgung kümmern.
Netzbetrieb und Stromvertrieb sind in Deutschland voneinander getrennt. 900 Netzbetreiber gibt es, das ist allerdings nicht gleichzusetzen mit Energieversorgern. Energieversorger, das sind vor allem kleine Stadtwerke und eben große Energieversorger, wie E.ON einer ist.
Ein Großteil des Stroms, der im Strommix enthalten ist, stammt weiterhin aus Gaskraftwerken, dennoch steht in Deutschland im Schnitt Strom aus fast 40 % aus erneuerbaren Energien Strom zur Verfügung. Eine große Herausforderung in der Gestaltung eines nachhaltigen Energiesystems ist weiterhin das Thema Speicherung, da nicht immer überall die Sonne scheint oder Wind weht.
Auch das Thema Kälte wird in Deutschland immer wichtiger, wenn auch die Deutschen laut Anna ein hohes Effizienzbewusstsein haben. Trotzdem werden vermehrt Klimaanlagen eingebaut und Lösungen gesucht, wie man beispielsweise Fußbodenheizungen und Heizungsanlagen zur Kühlung von Gebäuden nutzen kann.
Die Energy Infrastructure Solutions Germany by E.ON ist davon überzeugt, dass Wärme - und auch Kälte - in Zukunft größtenteils über Strom erzeugt werden. Ein essenzieller Schritt dorthin ist der Wandel hin zu durch Wärmepumpen betriebenen dezentralen Anlagen, die eine nachhaltige Wärmeversorgung sicherstellen können. Auch die Auseinandersetzung mit der intensiveren Nutzung von Abwärmequellen wird immer wichtiger.
“Ohne Klimaschutz, ohne unsere Abkehr von fossilen Brennstoffen werden wir unseren Kindern und Kindeskindern eine unbewohnbare Erde hinterlassen.”
Anna Jasper-Martens
Wie immer in Deutschland ist der Weg hin zu nachhaltiger integrativer Wärmeversorgung gepflastert mit Regulatorik, die vieles offen lassen. Auch die Kommunikation ist, so Anna, nicht immer transparent. Darüber hinaus werden viele Entscheidungen auf das private Individuum übertragen.
Das Ziel der Unternehmensgruppe ist es, unsere Wärmeversorgung in eine nachhaltige Wärmeversorgung umzuwandeln. Eine, die klimaschützend ist und nicht klimaschädigend. Und eine Frage, die es in diesem Zusammenhang zu beantworten gilt, lautet: “Wollen wir uns das leisten? Können wir uns das leisten?” Ein wichtiges Instrument auf dem Weg zu einer breiten Verfügbarkeit und einer Kostendegression sind Förderungen, das haben Branchen, die Wind- und die Solarindustrie gezeigt.
“Nachhaltige Wärme wird teurer sein, als die Wärme, wie wir sie heute kennen. Die Frage ist, wie lange?”
Anna Jasper-Martens
Ein Projekt, an dem Anna und ihr Team gerade arbeiten ist beispielsweise die Umstellung der kompletten Kälte- und Wärmeversorgung, im laufenden Betrieb, der Messe Berlin. Ein anderes spannendes Großprojekt ist der Umbau des ehemaligen Berliner Flughafens Tegel zu einem komplett neuen Stadtquartier.
Besonders wichtig ist es, Energieversorger bei solchen Quartiersentwicklungen so früh wie möglich miteinbezogen werden. Für sämtliche Planer ist es relevant, wie ein ganzes Areal mit Energie versorgt werden soll. Solche Projekte werden übrigens auch an Energieversorger über Ausschreibungen vergeben.
E.ON hat damit Expertise in den unterschiedlichsten und ungewöhnlichsten Lösungsansätzen. So ist es beispielsweise denkbar, aus Grubenwasser oder Aquiferspeichern Energie zu erzeugen. Wie genau das funktioniert, das erklärt Anna im Podcast.
Der internationale Austausch und die Kollaboration haben im Energiebereich einen hohen Stellenwert. So tauschen sich die skandinavischen Länder, Großbritannien und auch die niederländischen Kolleg:innen immer wieder untereinander aus, um einander voranzubringen. Auf Landesebene wünscht sich Anna noch mehr Kommunikation und, dass sich die einzelnen Akteure mehr als Partner begreifen.
00:00 - Um was geht es in der Podcastfolge
01:41 - Annas Werdegang und E.ONs Aufgabenbereich
07:16 - Energiewirtschaft und Energieinfrastruktur in Deutschland
11:09 - Bedeutung der Kältetechnik in Zukunft
17:14 - Herausforderungen und Potenziale der Energiegewinnung
27:06 - Innovative Wärmequellen und Lösungen
33:26 - Internationale Zusammenarbeit
In kaum einem Feld wird die Systemrelevanz so deutlich wie in der Gebäudebewirtschaftung. Richtig wahrgenommen wird das in der breiten Öffentlichkeit nicht, weil viel im Hintergrund stattfindet.
Dass das Facility Management in Deutschland Systemrelevanz besitzt, dürfte den meisten mit FM befassten Menschen bewusst sein. In der breiten Öffentlichkeit hingegen ist diese Erkenntnis nicht weit verbreitet. Das liegt nach wie vor daran, dass Facility Management größtenteils im Hintergrund stattfindet - heimlich, still und leise - dafür aber je nach Einsatzgebiet um so wichtiger. Im aktuellen DW Special zum Thema FM soll es genau um dieses Thema Systemrelevanz gehen.
Ein Experte zum Thema in der aktuellen Folge ist Gerrit Egg, WISAG Gebäude- und Industrieservice. Als Dienstleister ist WISAG breit aufgestellt: von Flughäfen und Industrieanlagen über Büro- und Wohnimmobilien sowie Shoppingcenter wird alles betreut. Das umfasst infrastrukturelle, aber auch technische Dienstleistungen. Der Großteil der 55.000 Mitarbeiter ist in Deutschland beschäftigt. Als Familienbetrieb ist WISAG ein klassischer deutscher Mittelständler.
Zweiter Gesprächspartner im DW-Special ist Georg Albrecht, der als Business Development Director bei Sodexo tätig ist. Der börsennotierte französische Konzern ist ein echtes Schwergewicht: mit 422.000 Mitarbeitern weltweit und einem Umsatz von 21,2 Milliarden Euro bietet das Unternehmen Dienstleistungen in den Bereichen FM, Gemeinschaftsverpflegung und Catering für Bildungseinrichtungen, Behörden, Unternehmen, Krankenhäuser und zahlreiche andere Einrichtungen.
Es gibt einige Zahlen, die die Systemrelevanz der FM-Branche im Land gut illustrieren. Allein in Deutschland sind mehr als 5 Millionen Beschäftigte im Facility Management beschäftigt. Mit einer Bruttowertschöpfung von 152 Milliarden Euro im Jahr 2022 gehörte FM zur Top 6 der Wirtschaftszweige in Deutschland.
Ohne Facility Management könnte es lebensgefährlich werden
Als Beispiel für die Wichtigkeit des FM im Hintergrund führt Georg das Krankenhaus an, mit dem jeder in seinem Leben früher oder später in Berührung kommt. Viele Dienstleistungen finden recht nah am Patienten statt, wie beispielsweise die Patientenaufnahme. Es folgen infrastrukturelle Dienstleistungen wie die Reinigung, auch von kritischen Räumen wie beispielsweise OP-Sälen. Wenn es dort zu Verzögerungen oder Ausfällen kommt, können die Auswirkungen gravierend sein.
Einig sind sich Gerrit und Georg dabei, dass beim Thema Wahrnehmung, Kommunikation und Marketing der Branche in der Vergangenheit vielleicht zu wenig getan wurde. Genau das will die FM-Initiative DIE MÖGLICHMACHER beheben, in dem sie die Wichtigkeit der Branche in den Vordergrund rückt. Zwar gibt es viele interessante Arbeitsplätze in der Branche, aber dennoch befinde man sich in einem “War of Talents” mit anderen Arbeitgebern und Branchen, wie Georg bestätigt.
Die globale Corona-Pandemie hat insbesondere im Facility Management für einige Umschwünge gesorgt. Das Thema Hygiene stand plötzlich enorm im Fokus, Dienstleister musste Sonderreinigungen erledigen und erhöhte Anforderungen erfüllen. Die weltweiten Büroschließungen sorgten natürlich auch dafür, dass viele Kantinen leer blieben - und ebenfalls schließen mussten. Dienstleistungen aus den Bereichen Food und Catering mussten neu gedacht werden. Im FM war das machbar, so Gerrit, da man schon immer flexibel agierte, weil man sich stets an Kundenwünschen orientieren musste.
Für die Zukunft sehen Gerrit und Georg zwei wichtige Themen: Nachhaltigkeit und Digitalisierung/Robotik. Sodexo betreibt in Deutschland aktuell eine automatisierte Roboterküche, die Patienten und Mitarbeiter in einem Krankenhaus auf Wunsch bekochen kann. Auch im Bereich der Reinigung sieht Georg Optimierungspotenzial durch Digitalisierung und Automatisierung. Diese Entwicklung ist auch eine notgedrungene Antwort auf den anhaltenden Fachkräftemangel. Auch WISAG stellt Digitalisierungsexperten ein, die vor 10 Jahren vielleicht noch nix zu tun gehabt hätten, wie Gerrit bestätigt - heute bringen sie aber unabdingbare Kenntnisse mit, die dabei helfen sollen, eine große, wichtige Branche zukunftsfähig zu machen.
Wir haben gesehen, dass euch einige Folgen des DIGITALWERK-Podcasts ganz besonders gefesselt haben. Folge #139 ist so eine: bereits bei der Aufzeichnung im letzten Oktober ein ganz besonderes Setup! Michél sitzt mit Markus Richthammer, dem Vorstand Industrie bei der Firmengruppe Max Bögl, im Auto. Beide waren für das DIGITALWERK-Event “Construction meets Automotive” auf dem Weg zum Porsche-Werk in Leipzig. In einer halben Stunde gehts um Markus Wissen aus der Automobilbranche, seinen Wechsel zum Bauriesen Max Bögl - und wie man von branchenübergreifendem Wissen profitieren kann.
Markus Richthammer ist der Vorstand für den Bereich Industrie der Firmengruppe Max Bögl. Markus wuchs in einem kleinen, beschaulichen Dorf in der Oberpfalz auf. Später zog es ihn raus in die Welt, heute lebt er gerne in München. Er schätzt die Qualitäten beider Orte: auf dem Dorf kriegt er den Kopf frei, die Stadt ist unschlagbar für die Netzwerkmöglichkeiten und den geballten Ideenreichtum.
Im Vorstandsbereich ist Markus für das gesamte Qualitätsmanagement zuständig, außerdem für alle Querschnittsthemen aus den Bereichen Planung, Digitalisierung, Lean Construction und Nachhaltigkeit.
Als Bauunternehmen ist Max Bögl sehr breit aufgestellt. Neben beispielsweise Lager- und Logistikhallen für Amazon war man auch bei Bau der Tesla-Fabrik im brandenburgischen Grünheide tätig. Mit dem Transport System Bögl (TSB) bietet man eine komplette Lösung für eine Magnetschwebebahn an. Über 6500 Mitarbeiter erwirtschaften an weltweit 40 Standorten einen Jahresumsatz von mehr als 2 Milliarden Euro, pro Jahr werden 40.000 Tonnen Stahl verbaut.
Nach dem Maschinenbaustudium mit den Schwerpunkten Produktions- und Automatisierungstechnik war Markus 18 Jahre bei BMW. Sein Erfahrungsschatz aus der Automobilindustrie ist für ein Bauunternehmen wie Max Bögl extrem wertvoll. Markus erkannte früh, dass die Herausforderungen der Bauindustrie in der Industrialisierung und Automatisierung liegen - Bereiche, in denen der Automotivesektor bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert effizient ist.
Für die Bauindustrie bedeutete ein Umlernen in dieser Richtung neue, standardisierte Projektabwicklungen und Qualitätsmanagement-Verfahren, die speziell auf die Bedürfnisse des Baus abgestimmt sind. Markus und sein Team entwickelten für Mitarbeiter:innen Schulungsprogramme, die eine ganzheitliche Integration von Mensch und Technik in der Bauindustrie fördern.
Im Bauwesen steht Max Bögl konkret für Qualität und Präzision. Bei der Fertigung von Fertigteilen setzt man auf Zehntelmilimetergenauigkeit. Das ist für den Bau einer Magnetschwebebahn unabdingbar.
Wir wollen euch jetzt aber nicht zu viel verraten und schicken euch direkt in die Folge mit Michél und Markus. Einsteigen, anschnallen, zuhören, bitte!
Christian Gruener studierte Mathematik und probierte sich in der Managementberatung aus, bevor er den Entschluss fasste, seinem Leben einen Sinn zu geben. Den fand er in der Wärmedämmung von Gebäuden - ein großes Feld und eigentlich keine neue Lösung. Christian hat mit VARM aber größere Pläne.
Das Mathestudium faszinierte Christian bis zum Schluss, danach fehlte ihm aber eine kommunikative Komponente, die beim alleinigen Umgang mit Zahlen und Modellen fehlt. Ein Praktikum führte ihn dann in die Managementberatung. Die Aussicht, erfolgreichen Unternehmern und Top-Managern bei ihren Problemen zu helfen, klang vielversprechend. Christian nahm viele Learnings aus der Zusammenarbeit, der Führung und Entscheidungsfindung mit.
Managementberatung würde er auch immer wieder machen, da er sich in der Zeit einen großen Koffer mit Tools aneignete, von dem er heute noch profitiert. Aus der Managementberatung heraus baute Christian dann eine Marke aus dem Bereich Altersforschung auf. Das Thema, in den USA sehr präsent, war in Deutschland eher unbesetzt. Mit seinem Ausstieg aus der Managementberatung trennte sich Christian auch von einem Teil seiner Anteile am ersten eigenen Startup.
Als junger Gründer faszinierte Christian die eigene Entscheidungsfähigkeit sehr. Es gibt keine langen Entscheidungswege und eingestaubten Prozesse. Er fasste den Entschluss, Vollzeitgründer zu werden. Wichtig war ihm aber, etwas Sinnvolles und Nachhaltiges mit seiner Zeit zu anzufangen. Als drängendstes Problem der Gegenwart identifizierte er den Klimawandel. Tiefe Recherchen zur Frage “Wo kommen unsere Emissionen her?” zeigten, dass Gebäude für ein Drittel aller CO₂-Emissionen verantwortlich sind.
Neue errichtete Gebäude verfügen meistens über gute bis sehr gute Energieeffizienzklassen. Problematisch sind aber häufig ältere Gebäude, die ab den 70er bis 80er Jahren aufwärts errichtet wurden. Häufig ungedämmt, erzeugen diese Gebäudeklassen durch einen hohen Energieverbrauch für das Heizen auch dementsprechend viele CO₂-Emissionen. Der effizienteste Weg, diese Häuser energieeffizient zu machen, sind nicht Solaranlagen oder Wärmepumpen, erzählt Christian im Podcast - sondern die nachträgliche Wärmedämmung.
Im Bereich Wärmedämmung gab es noch keinen Riesenkonzern, der als Champion betrachtet werden konnte. Der Grundstein für VARM war gelegt - der Name wurde vom Berliner Solaranlagenvertreiber ZOLAR inspiriert. Ausgesprochen verändert sich nichts, nur die Schreibweise fällt natürlich ins Auge. Die Vision, der europäische Champion der Wärmedämmung zu werden, braucht natürlich Wissen und Erfahrung. Mit Co-Founder Sebastian Würz machte Christian also Zertifizierungen und Schulungen, man holte sich Handwerker ins Boot, brachte sich vieles selber bei.
Die ersten Häuser dämmten die Chefs dann auch selbst - “extrem wichtig” nennt Christian diese Erfahrung im Podcast.
Als Mittel der Wahl zur nachträglichen Dämmung setzt VARM auf die Einblasdämmung. Dafür werden in 2-schalige Wandstrukturen, die über einen Hohlraum in der Mitte verfügen, kleine Löcher gebohrt. Nach einer Inspektion mit Kameras wird dann das Dämmmaterial in die Wand geblasen. Das Material muss hydrophob - also wasserabweisend sein. Konkret bleiben dann Steinwolle, Glaswolle oder EPS-Kügelchen (Styropor) als Dämmmaterial über.
Als Kostenpunkt für eine Einblasdämmung in die Fassade eines Einfamilienhauses nennt Christian 5.000 € bis 6.000 €, je nach Beschaffenheit des Objektes. Dazu kann der Eigenheimbesitzer mit 20% Förderung rechnen. Dämmbar ist nicht nur die Außenfassade, sondern auch das Dach. Eine nachträglich gedämmte Fassade spart außerdem pro Jahr zwischen 1,5 bis 2 Tonnen CO₂ pro Jahr.
Das Ziel von VARM ist ambitioniert: 1 Million Häuser in 10 Jahren nennt Christian als Benchmark, an der es sich zu messen gilt. Gelingen soll das mit dem Aufbau eines europäischen Netzwerks von hochprofessionellen, spezialisierten Handwerksbetrieben, die von VARM ausgebildet werden, danach aber selbstständig Aufträge ausführen. Für Christian ist das die Grundlage eines skalierbaren Infrastruktur für die Dienstleistung, die man anbietet.
Aktuell hat VARM 20 Mitarbeiter. 5,7 Millionen Euro haben Investoren wie Emerge, Pale Blue Dot sowie Altinvestoren wie noa und Foundamental in VARM gesteckt.
Die Themen des DIGITALWERK Podcasts mit Christian Gruener im Überblick:
(00:00) - Um was geht es in der Podcastfolge?
(01:32) - Vorstellung von Christian: Studium und erster Job
(07:16) - Der Weg zu VARM: Idee und Lösung
(18:46) - Ohne externe Expertise geht nix!
(23:06) - Wie funktioniert Einblasdämmung konkret?
(28:48) - Mögliche Geschäftsstruktur in der Zukunft
(37:33) - Der größte Fuckup
(43:11) - 5 schnelle Fragen
Start Up Month! Paul, der studierter Jurist ist, kam durch familiäre Verbindungen in die Baubranche. In der Materialbeschaffung am Bau sah er gewaltiges Potenzial und entschied sich, der Bürokratie rund um den Bestellprozess den Kampf anzusagen.
Als Paul Wirtschaftsrecht studierte, gab es erste Berührungspunkte mit der Baubranche. Seine Bachelorarbeit trägt nämlich den Titel “Das Verhältnis von §1170b zu §918 ABGB, eine baurechtliche Interessensabwägung”. Für alle Nichtjuristen unter uns: da geht es um die Sicherstellung beim Bauvertrag.
Die Eltern von Pauls Freundin betreiben ein Industriebahnunternehmen, in dem Paul dann zuerst im juristischen Bereich anfing und immer mehr Richtung Baustelle rutschte.
Als digital affiner Mensch war Paul überrascht davon, wie viel Papier in manuellen Prozessen auch in größeren und erfolgreichen Bauunternehmen anfällt. Dazu kommen altbackene Softwareanwendungen, die scheinen, als sei die gesamte Branche in der Zeit stehen geblieben.
Paul entschied sich dann mit zwei weiteren Gründern, ein Startup hochzuziehen. Die Jahresmitte 2022 erlebte Paul als Venture Capital-Hochphase, die dann sehr schnell wieder abkühlte. Zu der Zeit war das Ziel nämlich noch eine neue Plattform für Materialbeschaffung zu bauen. Mit der Pandemie, dem Anstieg der Zinsen und der generell wirtschaftlich schwierigen Zeit wurden auch Investments in Start Ups immer weniger. Die Investmentsummen wurden kleiner und die Finanzierungsrunden sanken auf das niedrigste Tief der letzten 15 Jahre. Anders als viele andere Gründer:innen beschreibt Paul das als eine Art Rettung für die Entwicklung des Start Ups.
Die Idee, das Produkt und die Lösung wurden nochmal auf den Prüfstand gestellt. Der Planradargründer Domagoj Dolinsek hatte einen lebensrettenden Ratschlag für Paul, der sinngemäß lautete: Redet einfach mit den Bauleitern, und fragt, was die richtig stört. Das neue Marktumfeld bedeutete auch, dass es wichtig war, Kunden zu haben, die sich konkret für eine Lösung interessierten, und auch ein paar Zeilen Code geschrieben zu haben.
Die neue Feldforschung unter Bauleitern kam dann zu dem Ergebnis, dass der Bestellprozess an sich eigentlich gar nicht das Problem ist - sondern die Bürokratie und Zettelwirtschaft darum herum.
“Es ist heute überhaupt nicht nötig und überhaupt nicht sinnvoll, dass man Menschen bezahlt, um ihre Zeit aufzuwenden, um Zahlen mit Zahlen oder Buchstaben mit Buchstaben zu vergleichen.”
- Paul Lind
Reebuild fokussiert sich aktuell auf zwei Felder: Workflows und Analytics/Reports.
In der Prozessoptimierung wurde identifiziert, welche Prozesse der Bau- oder Projektleitung automatisiert werden können und wie die richtigen Daten zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Das zweite Feld ist die Schnittstelle zwischen dem ERP-System (Enterprise Resource Planning) und dem kaufmännischen Bereich der Bauleiter.
Wenn der beispielsweise eine Vergabeentscheidung für den Trockenbau trifft, ruft er klassischerweise in der Kalkulationsabteilung an und fragt, was ein Quadratmeter in den letzten 6 Monate gekostet hat. Diese Frage kann Reebuild durch Datenanalyse aber auch beantworten.
Aktuell bietet Reebuild Softwarelizenzen für Mitarbeiter. Genaue Kundenzahlen nennt man nicht, nur, dass es eine Anzahl im mittleren zweistelligen Bereich ist. Der Kernfokus des Geschäfts liegt momentan in den Hauptmärkten Deutschland und Österreich, die Schweiz will man sich nach dem Sommer anschauen.
Aktuell sieht Paul Reebuild noch als junge Firma, die noch mehr Kunden gewinnen und mehr Vetrauen am Markt schaffen will. Ziel ist es, dass sich unter Bauleitern herumspricht, dass es jetzt ein Tool gibt, welches den kompletten kaufmännischen Workflow für Bauleiter abbildet.
Ein Tipp, der auch Paul in der Anfangsphase half, lautet: “Einfach mal rausgehen!”.
Am Bau ist ein tiefgreifendes Prozessverständnis wichtig, um Probleme zu identifizieren und Potenziale zu heben.
Diese aktuelle DIGITALWERK-Podcastfolge ist Teil 2 einer Spezialreihe zum Thema Facility Management. Zusammen mit der FM-Initiative DIE MÖGLICHMACHER und der gefma – Deutscher Verband für Facility Management - wollen wir in 5 Folgen mit jeweils 2 Gästen die wichtigsten Herausforderungen besprechen, vor denen das FM aktuell steht. Heute wirds bunt, denn es geht um das Thema Diversity!
Verstecken muss sich der oft übersehene Industriezweig Facility Management auf keinen Fall. Eine Bruttowertschöpfung von 152 Milliarden Euro (2022) platziert das FM in den Top 6 der deutschen Wirtschaftszweige.
Für Insider und Personaler wenig überraschend dürften auch die Beschäftigungszahlen sein: Der FM-Branchenreport 2022 stellte fest, dass erstmalig mehr als 5 Millionen Menschen im FM-Sektor tätig waren – in Feldern wie der Gebäudebewirtschaftung, technischen Berufen, Reinigung oder Sicherheitsdienstleistung. Diese Zahl macht verdeutlicht, dass Diversität Kernaufgabe der Branche ist und man sich als vielfältig versteht.
Stephan Wißmann ist Geschäftsführer Personal bei der DB Services GmbH, einer Tochterfirma der Deutschen Bahn AG. Die mehr als 10.000 Beschäftigten kümmern sich unter anderem um FM-Dienstleistungen in Immobilien und Bahnhöfen sowie in Zügen und Werkshallen der DB. Die Beschäftigten kommen dabei aus sagenhaften 104 Nationen. Zuletzt stieß ein Mitarbeiter aus Paraguay zur DB Services, wie Stephan im Podcast berichtet.
Dass sich Tradition und Moderne nicht ausschließen, ist für Thomas Braun klar. Der CEO und geschäftsführende Gesellschafter von Geiger Facility Management ist seit 19 Jahren im Familienunternehmen tätig. An knapp 80 Niederlassungen und Service Points in Deutschland arbeiten aktuell circa 13.000 Mitarbeitende. Bei so einer Anzahl an Beschäftigten geht es gar nicht anders als divers. Für die Branche mag der Begriff „Diversity“ vielleicht neu sein, dabei ist Vielfalt aber auch ganz simpel Geschäftsgrundlage, erklärt Thomas.
Unter dem Begriff Diversität versteht man einfach gesagt Vielfalt. Genauer gesagt betrifft die Vielfalt unterschiedliche Merkmale verschiedener Menschen, die innerhalb der Gesellschaft, einer Gruppe oder einer Organisation zusammentreffen. Merkmale, die unter dem Gesichtspunkt der Diversität betrachtet werden können, sind zum Beispiel: die Ethnie und die Herkunft, der Bildungsgrad, die berufliche Bildung, das Alter, das Geschlecht, die Religion oder die sexuelle Orientierung.
Diversität bedeutet auch, Chancengleichheit für Menschen mit den unterschiedlichsten der oben genannten Merkmale zu ermöglichen. Kein einziges dieser Merkmale - wie beispielsweise Geschlecht, Alter oder Schulbildung - sollte beispielsweise ein ausschlaggebendes Kriterium sein, wenn es um einen neuen Job geht.
Für Thomas Braun bietet die FM-Branche eine unglaubliche Breite an Einstiegsmöglichkeiten. Diese sind dabei niedrigschwellig und ermöglichen somit Menschen den Einstieg in den Arbeitsmarkt, die beispielsweise über keine oder eine noch nicht anerkannte Qualifikation verfügen.
“Wir müssen bloß ein bisschen anders denken, nicht mehr: ‘Wir schnitzen uns den Bewerber so, dass er zum Unternehmen passt!’ sondern: Wir schnitzen unser Unternehmen so, dass es zu den unterschiedlichsten Bewerbern passt.”
- Thomas Braun, Geiger Facility Management
Auch fehlende Sprachkenntnisse oder sonstige Einschränkungen stellen erst einmal kein Einstellungshindernis dar. Die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Branche sind außerdem vielfältig und ermöglichen eine hohe Qualifikation.
Stephan und Thomas sehen größere Maschinen wie Putzroboter aktuell noch skeptisch, da der Betreuungsaufwand der Geräte noch relativ hoch ist. Für Stephan bietet aber Sensorik ein großes Potenzial. Sensoren in Mülleimern, die Auskunft über den Füllstand geben, könnten das operative Geschäft von beispielsweise Reinigern zielgesteuerter und effizienter machen. Wichtig seien technische Lösungen, die auch intelligent sind, und keine Mehrarbeit oder Nachkontrolle erfordern.
Stephan blickt optimistisch in die Zukunft und ist sich sicher, dass die Facility Management-Branche eher vor einer Evolution als vor einer Revolution steht. Der Sektor, der so vielen Menschen eine Beschäftigung bietet, wird sich normal weiterentwickeln - auch wenn Digitalisierung in diesem Feld kein Kerntreiber ist, so seine Prognose.
Für Thomas ist das das Angebot manueller Arbeit, die unkomplizierte Einstiegsmöglichkeiten bietet, ein wichtiger Bestandteil des Arbeitsmarktes, der soziales Ungleichgewicht verhindern und Diversität fördern kann. Digitalisierung und Robotik spielen auch für Thomas eine Hauptrolle bei der Frage, wie man den Menschen bei Tätigkeiten sinnvoll und effizient unterstützen kann, um arbeitserleichternd zu wirken.
Startup-Month beim DIGITALWERK Podcast: Der österreichische Unternehmer Stefan Schrenk spricht mich Michél über sein aktuelles Startup myblock, welches komplett fertige Badmodule - auf Wunsch mit Küche - produziert. Diese werden dann per Kran auf die Baustelle gebracht und nur noch angeschlossen. Ein Motto bei myblock lautet: “Der Handwerker muss nicht ins Bad.”
Stefan Schrenk kommt aus einer Unternehmerfamilie. Die elterliche Schreinerei hat er nach dem teilweisen Rückzug der Eltern aus dem Geschäft vor einigen Jahren übernommen. Für ihn war klar, dass man in kleinen und mittelständischen Unternehmen selber viel bewegen und machen kann. In der Schreinerei der Eltern beschäftigte er sich leidenschaftlich mit der Betrachtung von Prozessen und der Organisationsentwicklung.
Seit mehr als 20 Jahren widmet sich Stefan dem Thema Lean. Der Kern davon sind schlanke, effektive Prozesse. Auf Baustellen und in Fertigungshallen hat Stefan gelernt, dass im Badezimmer unglaublich viele Schnittstellen des Bauens, des Handwerks und der Vorfertigung vereint sind. Der Wunsch, dieses Zusammenspiel neu zu denken,vführte zum Fertigbad als Modul, dem myblock.
In herkömmlichen Badezimmern steckt normalerweise viel Planungsleistung, da zahlreiche Schachtführungen geplant, koordiniert und umgesetzt werden müssen. Umbauten oder Änderungen sind im Nachhinein schwierig. Stefans Kunden binden ihn daher frühzeitig in die Planung ein. Das sind einerseits Holzbauunternehmen, die vorgefertigte Wohnhäuser oder mehrgeschossige Häuser errichten, aber auch Immobilienentwickler.
Für Stefan ist der myblock auch viel mehr als ein Modul mit Fertigbad und Küche. Schlussendlich ist in dem Block die gesamte Haustechnik, also Elektro-, Installations-, Heizungs- und Lüftungstechnik verbaut. Eine frühe, gemeinsame Planung aller Beteiligten kann hier riesige Potenziale abschöpfen, was aufwändige kleinteilige Fertigungsprozesse vor Ort angeht. Fliesenleger, Installateure und Elektriker können ihre Arbeiten an einem Fertigungsort gebündelt abschließen - und sowohl den Bauherren als auch sich selbst Geld, Zeit und Nerven sparen.
Aktuell ist myblock ein Joint Venture (also ein gemeinsames Tochterunternehmen), an dem neben Stefan auch die Rhomberg Bau GmbH mit einem Geschäftsführer finanziell beteiligt ist. Deren CEO Hubert war auch schon Gast im DIGITALWERK Podcast. Zur Folge gehts hier: (https://www.digitalwerk.io/podcast/podcast-blogposts/dw-89-mit-hubert-rhomberg-ceo-der-rhomberg-bau-gmbh).
Für Konzeption und Entwicklung des myblocks und der Produktion griff Stefan auf die bereits bestehenden Fertigungshallen der eigenen Schreinerei und Tischlerei zurück. Das sparte Kosten. Noch läuft die Fertigbadproduktion nicht am Fließband - und wird sie wahrscheinlich auch nicht. Auf knapp 500 Quadratmetern werden aktuell vier Module pro Tag gefertigt.
Stefan konzipierte die Produktion außerdem als “Feldfabrik”, die Produktionslinie passt auf vier LKWs, die dorthin fahren können, wo sie gebraucht werden. Im Ergebnis findet die Vorfertigung dann sogar ortsungebunden statt.
Der myblock ist aktuell für den Neubau konzipiert. Ebenso achtet Stefan darauf, dass die Module zerstörungsfrei ausgebaut und demontiert werden können. Langfristig will man sich auch dem Themenkomplex Sanierung widmen und der Frage nachgehen, wie man bestehende Bäder “myblock-fit” bekommt.
Zu wissen, wie die Baubranche tickt, ist für Stefan unerlässlich, da sie ganz anders als andere Branchen funktioniert. Zudem ist auch ein Firmenumbau anders als eine Neugründung. Für Stefan ist es schön zu erleben, wenn ein junges, neues und top-motiviertes Team zusammenkommt, um an Dinge heranzugehen. Ganz wichtig: es braucht immer den Drang, Dinge verändern zu wollen, das Bestehende zu verbessern - und ganz viel Mut.
(00:00) - Um was geht es in der Podcastfolge?
(01:32) - Einstieg und Vorstellung
(06:19) - Von der elterlichen Schreinerei zum Startup ‘myblock’
(12:23) - Über den Markt und Kapitalgeber
(20:00) - Modulbau als Franchise: Überall möglich?
(25:26) - Ausblick: Sanierung und Modulbau?
Start Up Month! Denny Farkas erzählt im DIGITALWERK Podcast, wie er von den Spezialkräften der Bundeswehr den Weg in das Feld der nachhaltigen Gebäudebewirtschaftung fand. Als Co-Founder hilft er mit seiner Firma heute Kunden bei der Heizungsoptimierung und Verbrauchserfassung.
Denny Farkas, CEO & Co-Founder der Smart Building Solutions GmbH, hat einen wenig geradlinigen Weg in die nachhaltige Gebäudebewirtschaftung hinter sich - und ist daher um so interessanter. Nach dem Grundwehrdienst blieb Denny als Soldat auf Zeit bei der Bundeswehr. Er absolvierte die Laufbahn als Unteroffizier und war auch auf Auslandseinsätzen, entschied sich aber dafür, die Truppe vor Ablauf seines offiziellen Dienstzeitendes zu verlassen.
Dennys Elternhaus war schon länger in der Immobilienbranche aktiv und betätigte sich als Bauträger.. Dann entschloss man sich, selber auch in den Wohnungsbau einzusteigen. Als einer von drei Söhnen bekam Denny so seine ersten Berührungspunkte mit der Immobilienbranche. Nach seiner Bundeswehrzeit bekam er im elterlichen Unternehmen vom Einkauf über die Sanierung bis hin zu Vermarktung und Projektentwicklung einen breiten Überblick über die komplette Wertschöpfungskette.
An dem Punkt, an dem es zu der Frage kam: „Was heißt es eigentlich, eine Immobilie zu betreiben, zu bewirtschaften und zu verwalten?“ fing Denny an, seinen eigenen Weg zu gehen. Er erlebte kleinere Strukturen, die oftmals wenig Raum für neues ließen, und Aufholbedarf in puncto Digitalisierung. Inspiriert davon schlug Denny dann die Richtung ins infrastrukturelle, technische Gebäudemanagement ein, als sich eine Möglichkeit für ihn bot. Er baute zwei Unternehmen im Leipziger Umland auf, die im Facility Management tätig waren.
Die Anforderungen und Erwartungen der Kunden, so nahm es Denny wahr, waren an einen kleinen FM-Betrieb mit 50 Mitarbeitenden nicht geringer als an Marktführer mit 10.000 Mitarbeitern. Mit kleineren Unternehmen muss man aber zwingend effektiv wirtschaften, und so betrachtete man das Putzen konkret: wann und wo muss wirklich wie oft geputzt werden und welche Gebäudebereiche erfordern wie viel Aufmerksamkeit?
Im Jahr 2020 wurde dann die Noah GmbH gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die Gebäudereinigung zu digitalisieren. Räume wurden mit Sensorikhardware ausgestattet, um beispielsweise die Nutzungsdauer und Belegung zu ermitteln. Auch eine dazugehörige Softwarelösung wurde vertrieben. Die Idee war, die statische Reinigung mit einer bedarfsgerechten Reinigung zu ersetzen - nur, wenn sie also wirklich nötig ist.
Der Vorteil: das Eliminieren „überschüssiger“ Arbeit sollte Kapazitäten für Neugeschäfte freisetzen ein Vorteil für kleinere Unternehmen. Große FM-Dienstleister sahen darin aber eine Gefahr für ihr Geschäftsmodell, verrät Denny im Podcast.
Gleichzeitig sah Denny aber auch ein Potenzial in den Daten aus den Sensoren, die in den Räumen verbaut waren, und darin, diese Daten in einen Kontext zu stellen. Er entschied sich, nach einer Umstrukturierung in das Energie- und Wärmemanagement einzusteigen. Konkret hieß das, mit voller Kraft und mit neuem Namen einen Anwendungsfall für den Kunden zu verfolgen, und simpel ausgedrückt ist der: das Digitalisieren von Heizkörpern.
Aus dem ersten Scheitern zog Denny ein wichtiges Learning, welches er mit in die Neugründung nahm. Dieses war für ihn die Erfahrung, „nicht zu viel Zeit damit zu verbringen, ein perfektes Produkt zu bauen,“ sondern so schnell und so früh wie möglich mit einem Produkt an den Kunden zu gehen, auch wenn es noch eine schlanke Version von dem ist, was man eigentlich später damit vorhat. Mindestens genauso wichtig ist, dass Produkt und Lösung „möglichst wenig Fragen“ erzeugen.
Aktuell steht auf der Agenda Heizungsoptimierung und Verbrauchserfassung ganz oben. Auch Themen wie Energiemanagementsystem, GLT (Gebäudeleittechnik) und das neue Gebäudeenergiegesetz werden von Denny und seinem Team aufmerksam beobachtet. Nach Gründung der neuen Firma Smart Building Solutions GmbH konnte man in den ersten 5 Monaten einen niedrigen sechsstelligen Umsatz verzeichnen. Ein klassischer Kunde hat aktuell einen historisch gewachsenen Gebäudebestand, in dem die Digitalisierung nur schwer Einzug halten konnte. Größte Kundengruppe ist der öffentliche Sektor, also Bildungseinrichtungen, Büros und Verwaltungsgebäude.
Denny sieht das Alleinstellungsmerkmal seines aktuellen Produkts darin, dass das Heizkörperthermostat batterielos ist und selbstversorgend funktioniert.
Als guten Rat an junge Gründer:innen gibt Denny mit, wirklich kritisch die Basics zu hinterfragen. Klappt das Geschäftsmodell? Wer ist der Nutzer von dem Produkt? Welche Abhängigkeiten entstehen? Welche Umstände wirken erschwerend? Dennoch würde sich Denny auf keinen Fall „als Gründer vom Dienst“ bezeichnen und erkennt selbstkritisch an, dass auch er jeden Tag immer weiter lernt.
Christian Schlicht erzählt im DIGITALWERK Podcast, wie ein Auftraggeber mit einer Fragestellung an ihn herantrat - und daraus ein Start-up wurde, welches Unternehmen mit strategischer Datenanalyse bei der Wertschöpfung unterstützt.
Diese Folge ist der Auftakt des Startup-Month bei DIGITALWERK! Wir haben vier Podcastaufzeichnungen an junge, aufstrebenden Unternehmen aus der Bau- und Immobilienbranche vergeben, um auch ConTechs und PropTechs zu fördern.
Den Anfang macht heute Christian Schlicht, CEO & Founder der Beyond Tech GmbH.
Nachdem Christian unter anderem bei Würth und bei der ECE beschäftigt war, hat er sich 2021 mit seinem ersten Tech-Start-up selbstständig gemacht. Regul.ai analysiert Gesetzestexte und Regulatorik. In Deutschland ist das besonders spannend, weil es 2800 Regelwerke gibt, die den Bau- und Immobilienbetrieb regulieren. Dazu kommen unterschiedliche Versionen für die Bundesländer.
Ein großer Kunde konnte erfolgreich bei der Verwaltung seiner Immobilien, der Wahrnehmung seiner Betreiberverantwortung und compliancerelevanten Themen unterstützt werden. Nach einem Jahr folgte 2022 bereits der Exit von Christian, der seine Anteile verkaufte.
Den Grundstein für Christians aktuelles Tech-Startup BeyondTech legte die Anfrage und Aufgabenstellung eines Kunden. Der war auf der Suche nach einer Übersicht aller Bauten der 50er und 60er Jahre in Deutschland, Fokus auf dem sozialen Wohnungsbau. Die Lösung dieser Problematik führte Christian zur Gründung von BeyondTech.
“Durch mein Leben ziehen sich, auch wenn ich ein Kontrollfreak bin, einige Zufälle.”
- Christian Schlicht
Der Kunde benötigte die Übersicht zur Marktdefinition und schließlich zur Expansion. Schwerpunkte lagen auf der Schaffung bezahlbaren Wohnraums unter anderem durch Nachverdichtung von Bauten aus den 50er- und 60er-Jahren, aber auch auf energetischer Sanierung.
Die datenbasierte Lösung erfolgte dann dreigliedrig:
Ein Learning aus Christians erster Gründung war es, als Start-up nicht zu schnell zu wachsen, und nicht zu schnell zu viel Personal einzustellen. Das schraubt die Fixkosten hoch und bringt gerade in der Startuplandschaft einige Schwierigkeiten und Herausforderungen mit sich. Die BeyondTech hat mit Christian aktuell 3 Mitarbeiter.
Christians Ziel mit BeyondTech ist aktuell, schnell Kundentraktion zu bekommen und Lösungen zu kreieren, die bei der Wertschöpfung helfen. Für seinen früheren Arbeitgeber Würth konnte Christian mit BeyondTech alle Brücken in Deutschland nach vorgegebenen Spezifika wie Traglast, Index, Zustandsnote oder Verkehrslast identifizieren - damit konnte der Kunde dann direkt weiterarbeiten.
“Das ist, glaube ich, unser Riesenvorteil, dass wir eigentlich, wie gesagt, alles das, was du auf der Erdoberfläche siehst, irgendwo auswerten können.”
- Christian Schlicht
Aktuell ist Christian mit BeyondTech schon im Expansionsmodus. Man ist in der Schweiz unterwegs, mit Partnern betreibt man auch schon in Israel und Nigeria Projekte.
Wenn ihr wissen wollt, was Sportplätze mit Kriminalitätsdaten zu tun haben, und ob Christian sich bei unseren 5 schnellen Entweder-oder Fragen am Ende der Folge für Rügen oder Kalifornien entschieden hat, könnt ihr hier direkt in die Folge reinhören.
Prof. Dr. Michael Braungart spricht im DIGITALWERK Podcast darüber, dass Industrien zu viel Abfall produzieren und die meisten Produkte nicht für eine Kreislaufwirtschaft designt sind. Ziel aller Nachhaltigkeitsbemühungen muss es werden, nicht nur weniger schädlich, sondern auch nützlich für den Planeten zu sein.
Michael Braungarts Leidenschaft für Chemie wurde früh in der Schulzeit entfacht. Er vertrat seine junge Chemielehrerin, die noch ihre letzte Prüfung ablegen musste, und brachte vertretungsweise seinen Mitschülern den Stoff bei. Auch der Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit mit dem Titel „Die Grenzen des Wachstums“ aus dem Jahr 1972 beeinflusste Michael in seiner Berufswahl.
Bei einer Ausgabe des Jugend-Forscht-Wettbewerbs wies er nach, dass in einem Fernseher 4360 verschiedene Chemikalien zu finden sind. Nachdem er die Jury fragte: “Wollen die Leute wirklich 4360 Chemikalien haben oder möchten Sie Fernsehen?“ wurde er als Ökokommunist gebrandmarkt und vom Wettbewerb ausgeschlossen.
Während seines Studiums der Chemie und Verfahrenstechnik besuchte Michael 15 Universitäten, weil er für seine Interessenschwerpunkte zu den Forschern musste. Es gab noch keinen zentralisierten Studiengang dieser Fachrichtungen, der alle Forschungsmöglichkeiten bündelte. Ein besonderes Augenmerk seiner Forschung und Arbeit legte Michael dann auf die Bauindustrie. Die produzierte 2020 in Deutschland mit knapp 230 Millionen Tonnen mehr als die Hälfte aller Abfälle und verbraucht stetig eine große Menge an natürlichen Ressourcen.
Der Kern des Cradle to Cradle-Konzepts, welches Michael zusammen mit dem US-amerikanischen Architekten William McDonough entwickelte, ist ein Modell für industrielle Prozesse, in dem keine „Abfälle“ existieren. Sämtliche Materialien befinden sich in geschlossenen biologischen oder technischen Kreisläufen. Statt Abfall gibt es nur nützliche Rohstoffe, die sich erneut in Stoffkreisläufe eingliedern lassen. Wörtlich übersetzt bedeutet das Konzept „Von der Wiege bis zur Wiege“.
Was man von China in Sachen Cradle to Cradle lernen kann
Michael erzählt, wie er in China lernte, was Kreislaufwirtschaft bedeutet. Wenn man dort auf dem Land zum Essen eingeladen ist, wird erwartet, dass man danach so lange bleibt, bis man die Toilette aufsucht. Alles andere, sagt Michael, wäre Nährstoffdiebstahl. In Deutschland ist die Verwendung menschlicher Fäkalien als Dünger in der Landwirtschaft untersagt, dabei entgehen dem Produktionskreislauf dadurch auch wertvolle Nährstoffe.
“Wir hassen uns so sehr, dass wir denken, es wäre eigentlich gut, es gäbe uns gar nicht. Und in China lernt man eben, wie wie Kreisläufe zu schließen sind, wie man wirklich ein Teil des Ganzen ist.” - Michael Braungart
Als Beispiel für ein Produkt nennt Michael den Holzwerkstoff GCC (German Compact Composite). GCC ist ein Holzwerkstoff, der in der Grundrezeptur bis zu 75 % Naturfasern enthält. Daraus können Terrassendielen, Sichtschutzzäune und Fassadenelemente hergestellt werden. Das gute ist, dass hierzu kein Baum gefällt wird, sondern Späne aus der Hobel- und Sägeindustrie zum Einsatz kommen. Am Ende des Lebenszyklus können die Produkte zurückgegeben und vollständig für die Herstellung neuer Produkte genutzt werden.
“Nehmen wir doch die Marktwirtschaft endlich ernst. Machen wir die Leute nicht ständig zum Eigentümer von Sondermüll, wenn sie doch nur eine bestimmte Dienstleistung brauchen.
- Michael Braungart
Michael schlägt ein Konjunkturprogramm für die Bauindustrie vor. Außerdem würde er Gebäude der 60er und 70er Jahre abreißen lassen, weil die „Sondermüll“ seien, man habe dort “jeden Dreck der Welt“ verbaut. Auf Häuserfassaden in Berlin könnte man heutzutage beispielsweise Algen anbauen, die als Nahrungsmittel wiederum ein effektiverer Nährstofflieferant sind als Mais oder Rindfleisch. „Grüne“ Gebäude könnten weiterhin gut für andere Lebewesen sein und sie fördern - das sei wichtiger, als pauschal „weniger schlecht“ zu sein.
“Also ich brauche eine Kultur der Großzügigkeit, nicht des Schuldmanagements. Kein Vermeiden, Sparen, Verzichten, reduzieren. Ein Kirschbaum im Frühling vermeidet auch nicht, der spart nicht, er ist nützlich.”
- Michael Braungart
Matthias sieht die größten Herausforderungen und Chancen für die Bauindustrie und Nachhaltigkeit in der Produktivitätssteigerung durch Vorproduktion. Um junge Leute für die Bauindustrie zu gewinnen, muss die Attraktivität der Branche zunehmen - und mehr Miteinander gelebt werden.
In jungen Jahren begann Matthias Jacob, Architektur und Bauingenieurwesen zu studieren, um sich schließlich doch auf letzteres zu konzentrieren. Er setzte dabei Schwerpunkte in den Bereichen Baubetrieb und Bauwirtschaft. Aktuell leitet Matthias seit 2019 als Deutschlandchef von Raunheim aus die Geschicke der Deutschland-Sparte des Schweizer Bau- und Immobilienunternehmens Implenia.
Vorher führt er 6 Jahre lang die Geschäfte des mittelständischen Familienunternehmens WOLFF & MÜLLER, davor war er lange für Bilfinger Hochbau tätig, welches 2017 von Implenia übernommen wurde. Im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. ist Matthias als Präsidiumsmitglied gleichzeitig Vizepräsident für Hochbau und vertritt die Interessen der Branche.
Die verschiedenen Divisionen von Implenia beschäftigen sich mit der Projektentwicklung, dem Hochbau, dem Civil Engineering und Spezialgebieten wie Fassadentechnik, Holzbau oder Baulogistik. In Deutschland ist Matthias operativ für den Hochbau zuständig. In diesem Bereich, in dem er die meiste Zeit seiner Karriere arbeitete, liegt auch seine Leidenschaft.
Dass Innovation im Bau mit den Baustoffen beginnt, ist für Matthias offensichtlich. Als größte Aufgabe sieht er aktuell die Herausforderung der Baubranche, Zement und Beton nicht nur als schlechte, klimaschädliche Baustoffe zu verteufeln, sondern gleichzeitig auch Innovationen zu entwickeln und umzusetzen, um Baustoffe zu verbessern. Der nachhaltigen und natürlichen Ressource Holz - so begrüßenswert ihre Verwendung ist - sind durch die reine Beschaffenheit Grenzen gesetzt. Obwohl es für viele Bauwerke Beispiele aus Holz gibt, wie zum Beispiel auch für Brücken, sind der Anwendung im Tunnel- oder Straßenbau sowie im Hochbau durch die Statik irgendwann Grenzen gesetzt.
Einen massiven Aufholbedarf sieht Matthias auch auf den Baustellen selbst, auf denen nach wie vor mehr vorproduzierte Elemente eingesetzt werden könnten. Beim seriellen oder modularen Bauen kann bereits die Nachhaltigkeit und die Rückbaubarkeit im Sinne des Recyclings mitgedacht werden. Matthias sieht es als kritisch an, dass das gängige Verkleben von Komponenten und Bauteilen letztendlich Abfallprodukte schafft, die auch zum Schluss niemandem mehr zur Verfügung stehen. Das einzuschränken und zu verhindern, wird eine Herausforderung.
“Ich finde es total spannend, obwohl ich jetzt schon ein paar Jahre auf dem Buckel habe und auch ein paar Berufsjahre, habe ich schon viel erlebt. Diese Diskussion wäre vor 20 Jahren, 15 Jahren absurd gewesen. Da hätte man gesagt: ‘Komm, hör auf zu spinnen, wir bauen so, wie wir immer gebaut haben’. Und die Situation ist jetzt eine völlig andere. Und es sind viele Firmen auch bereit, neu zu denken.”
- Matthias Jacob
Für wirklich zirkuläres Bauen ist geltendes Recht und Gesetz in Deutschland aktuell sehr restriktiv. Ausgebaute Produkte, wie beispielsweise Fenster, gelten automatisch als Abfall und können nicht ohne weiteres in anderen Projekten wiederverwendet werden. Der Eintritt in den zirkulären Kreislauf bleibt zurückgebauten Baumaterialien somit erst einmal verwehrt - wenn die ursprüngliche Montage überhaupt einen schadenfreien Rückbau ermöglicht.
Die Gesetzgebung auf EU-Ebene und in Deutschland müsste hier für mehr Rechtssicherheit sorgen, damit sich zirkuläres Bauen wirklich als Nachhaltigkeitsfaktor etablieren kann. Solche Positionen kann Matthias beispielsweise aus dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie heraus vertreten, der sich bemüht, auf Politiker zuzugehen und Branchenpositionen zu kommunizieren. Der jährliche Tag der Bauindustrie, der dieses Jahr am 05. Juni stattfand, war so eine Gelegenheit.
Für Matthias stehen Gesellschaft und Industrie aktuell vor noch nie dagewesenen Herausforderungen. Ein enormer Druck in der Wohnungsfrage, eine marode Infrastruktur, ungeklärte Fragen wie beispielsweise die der Zuwanderung, bei denen die Gesellschaft nicht im Einklang ist, ein Auseinanderdriften von Bevölkerungsgruppen in Folge der Krisenjahre der Corona-Pandemie - an gesellschaftlichen Mammutaufgaben mangelt es wirklich nicht.
Ein Quell nicht enden wollender Kopfschmerzen ist für die Bauindustrie sicher der Föderalismus, der 16 Bundesländer und Landesbauordnungen garantiert. Doch auch die Bewältigung der Klimakrise und das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen erfordern ein konstruktives Miteinander, welches von und durch Innovationen geprägt sein muss.
“Es gibt ja so einen Spruch: Wenn sich nichts ändert, dann ändert sich alles. Und das wird sich dramatisch ändern, mit unserer Umwelt. Das ist deswegen eine so große Herausforderung!”
- Matthias Jacob
Für Matthias ist der Dialog aber immer wichtig, Fingerpointing empfindet er als hinderlich. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie stellte im letzten Jahr beispielsweise ein Impulspapier vor, in dem ein CO₂-Schattenpreismodell in der Bauwirtschaft erforscht wurde. Beim Schattenpreis spielt die Bewertung des CO₂-Fußabdrucks eine Rolle. Der Gesamtpreis für Bauprojekte ist damit anders, berücksichtigt aber dafür den Einfluss von CO₂ als Klimaschädling.
Jetzt wünscht sich Matthias den Mut, dass man in Pilotprojekten Ausschreibungen startet, die dieses Modell auch anwenden. Wenn ihr mehr zu dem Schattenpreismodell erfahren möchtet, könnt ihr in unsere Podcastfolge zu dem Thema reinhören!
Trotz der Gegenwartsprobleme blickt Matthias zuversichtlich in die Zukunft und liefert einen spannenden Einblick in seine Erfahrung, die Mittelstand, Konzern und politische Verbandsarbeit vereint.
Für Matthias sind die drei brennendsten Themen der Gegenwart und der Zukunft im Bauen die Akzeptanz des CO₂-Fußabdrucks als Vergabe- und Baukriterium, das Thema des seriellen Bauens und das Vermeiden von Verschwendungen.
Frizzi Kirchhof von CWS und Stefan Schwan von ENGIE sprechen mit Prof. Markus Thomzik und Michél-Philipp Maruhn in einem FM-Spezial über das Thema Energie in der FM-Branche, schlaue Lösungen, schlauere Produkte und geben einen Ausblick in die Zukunft, in dem FM als ganzheitliches Konzept schon beim Bauen bedacht werden könnte.
Diese aktuelle DIGITALWERK-Podcastfolge ist Teil 1 einer Spezialreihe zum Thema Facility Management. Zusammen mit FM-Initiative DIE MÖGLICHMACHER und der gefma – Deutscher Verband für Facility Management - wollen wir in 5 Folgen mit jeweils 2 Gästen die wichtigsten Herausforderungen besprechen, vor denen Facility Management aktuell steht. Den Auftakt macht heute die erste Folge zum Thema Energie.
Als Wirtschaftszweig ist Facility Management eine wahre Größe in Deutschland: 2022 betrug die Bruttowertschöpfung 152 Milliarden Euro. FM gehört damit knapp hinter der Automobilbranche und noch vor dem Maschinenbau zu den Top 6 der deutschen Wirtschaftszweige. Auch für den Energiesektor ist die Gebäudewirtschaft extrem wichtig. Die dena errechnete 2020, dass 35 % des Endenergieverbauchs in Deutschland in der Gebäudewirtschaft anfielen und so 190 Millionen Tonnen CO2 verursacht wurden.
Logischerweise ist das Nachhaltigkeitspotenzial im FM enorm, die Möglichkeiten beim Energiesparen riesig und die Chancen effizienterer FM-Bewirtschaftung durch Digitalisierung gegeben.
Frizzi Kirchhof ist Interim Chief Commercial Officer bei CWS Hygiene und vertritt eine Firma, die den allermeisten Arbeitnehmern bekannt sein dürfte. In Waschräumen öffentlicher Gebäude und Büros, in Schulen und Kulturorten prangen die drei roten CWS-Buchstaben auf Seifenspendern und Stoffhandtuchspendern und begleiten uns in unserem Alltag.
Das Baumwollhandtuch ist dabei CWS-Kernprodukt und Paradebeispiel für nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Die benutzte Baumwollhandtuchrolle wird gereinigt und kommt anschließend wieder zum Einsatz - bis zu 100 Mal kann dieser Prozess durchgeführt werden. Es entsteht außerdem kein Abfall wie bei Papierhandtüchern. Der Unterschied beim Energiesparen ist hier also sehr groß. Das simple Baumwollhandtuch beschäftigt so Facilitymanager, Lieferfahrer und Mitarbeitende in den Wäschereien, die alle dazu beitragen, eine funktionierende Infrastruktur für die Wiederverwendung sicherzustellen.
Bei CWS hat man sogar den 4 R’s der Nachhaltigkeit noch ein unternehmenseigenes, fünftes R implementiert. Neben dem Reuse von Baumwollhandtüchern, die beispielsweise schlussendlich zu Putzlappen zurechtgeschnitten werden können, achtet man bei der Energiegewinnung in Wäschereien darauf, die hohen Energiebedarfe bei der Wassererhitzung auch aus nachhaltigen Stromquellen zu erzeugen - Reduce. Kaputte Produkte werden repariert, ausgesonderte Produkte können je nach Materialart wieder eingeschmolzen und recycelt werden. Als fünftes R hat sich CWS das Refurbishing auf die Fahnen geschrieben: ein zwanzig Jahre alter Spender mit Kratzern kann beispielsweise für eine Second Hand-Produktlinie aufbereitet und preisgünstiger erworben werden.
Stefan Schwan, Geschäftsbereichsleiter Energy & Facility Solutions bei ENGIE Deutschland, sieht weiteres Potenzial im nachhaltigen Gebäudebetrieb unter anderem bei einem Wandel vom simplen Energie-Consumer zum Prosumer. Darunter versteht sich die Praxis, lokal selbst erzeugten Strom aus regenerativen Energien auch direkt vor Ort abzunehmen - als Consumer und Producer in einem. Der Verzicht auf lange Transportwege kann hierbei den Übertragungsverlust verringern.
Auch smarte Digitalisierungslösungen werden ihren Anteil an einer nachhaltigen Gebäudebewirtschaftung haben. Waschmaschinen können beispielsweise so vorprogrammiert werden, dass sie sich dann einschalten, wenn ein Maximum an Sonneneinstrahlung ausreichen oder sogar zu viel Strom produziert.
Für Stefan Schwan spielt die Vielzahl an Daten, die heutzutage zur Verfügung stehen, eine große Rolle beim vorausschauenden Planen auf der energiewirtschaftlichen Seite. Anstehende Energieverbräuche lassen sich durch den geschickten Einsatz von digitalen Lösungen, KI und Verbraucherdaten bestimmen.
“Also die Frage ist, wie viel Energie werde ich morgen verbrauchen? Das kann man berechnen, das kann man über eine KI bestimmen, das kann man über Verbraucherverhalten voraussehen.”
- Stefan Schwan
Zusätzlich können Daten auch dort helfen, wo Fachkräfte fehlen. Eine datengestützte Arbeitsplanung kann dabei helfen, auch mit wenig Fachkräften effizienter zu sein. Eine Anfahrt, die nicht stattfindet, weil kein Reinigungsbedarf besteht, spart am Ende des Tages reine Energie. Schwan ist sicher, dass diese Lösungsmuster auf die FM-Branche zukommen werden. Er stellt aber auch fest, dass es in der breiten Öffentlichkeit nach wie vor kein Bewusstsein für die Thematik des Facility Managements gibt, und die FM-Branche im Wettbewerb um den Nachwuchs auch gegen öffentlichkeitswirksam starke Player wie die Automobilbranche antritt.
“Deutschland ist gebaut,” stellt Stefan Schwan fest und meint, dass die FM-Branche sich nicht nur um neue, durchdigitalisierte Gebäude kümmert, sondern auch um Bestandsgebäude, die nachträglich mit Haustechnik und Sensorik ausgestattet werden müssen. Auch wäre es gewinnbringend, die FM-Branche bereits in Planung und Bau stärker einzubinden. Es herrscht laut Schwan nach wie vor ein eklatanter Schnitt zwischen Bauen und Betreiben, auch sei der Bauprozess mit BIM teurer und aktuell noch selten.
Häufig sind Gebäudedaten bei Übergabe des Gebäudes auf dem Anfangsstand der Planung, ein FM-Betreiber muss zum Beginn der Gebäudebewirtschaftung also mühsam alle Daten neu aufnehmen, um festzustellen: Was für ein Gebäude wird betreut, mit welchen Einrichtungen und Anlagen? Nur eine exakte Bestandsaufnahme kann eine energiesparende und effiziente Gebäudebewirtschaftung garantieren.
Deutlich wurde, dass die Facility Management-Branche vor einer Mammutaufgabe steht. Sie war bislang, ist aktuell und wird auch in Zukunft ein bedeutender Player sein, wenn es darum geht, als Gesellschaft nachhaltiger zu werden und Klimaziele zu erreichen. Dass Stadien, Flughäfen und Krankenhäuser nur funktionieren, weil im Hintergrund ein gut geschmiertes Uhrwerk aus Menschen läuft, die aktiv FM betreiben, ist nach wie vor eine Tatsache, die zu wenigen Menschen in der Gesellschaft bewusst wird.
Prof. Markus Thomzik fasst die Folge treffend zusammen:
“Ohne FM wird es keine Nachhaltigkeit geben.”
- Markus Thomzik
Dirk Rehaag erzählt im DIGITALWERK Podcast, wie er zur LIST Gruppe kam, welche Vorteile der Mittelstand im Vergleich mit großen Konzernen bietet, und welche Wichtigkeit der Wandel und das Investment in die Ressource Mensch besitzt.
Dirk Rehaag, Vorstandsvorsitzender der LIST Gruppe, ist studierter Bauingenieur. Bereits in der Jugend verdiente er sich auf Baustellen etwas dazu, im Studium verdiente er dort “gutes Geld”, wie er im Podcast verrät. Deshalb weiß Dirk, was die körperliche Arbeit auf dem Bau bedeutet - und hat großen Respekt vor denen, die sie leisten.
In seiner beruflichen Laufbahn lernte Dirk auch börsennotierte Konzern wie die HOCHTIEF AG aus Essen kennen. Der Unterschied zum Mittelstand ist groß: aufwändigere Prozesse, aber auch mehr Möglichkeiten und finanzielle Spielräume.
Bei der LIST Gruppe, die sich als klassischer Generalunternehmer versteht, arbeiten mehr als 600 Menschen in verschiedenen Gesellschaften. Sie übernehmen dabei die Projektentwicklung, die Planung und auch Umsetzung von eigenen Immobilienprojekten oder für Dritte. Eine Gesellschaft beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Nachhaltigkeit und dem Zauberwörtchen ESG. Der größte Geschäftsbereich ist jedoch das klassische Bauen, der 80 % des Gesamtumsatzes ausmacht.
Projekte der LIST Gruppe umfassen Industrie- und Logistikimmobilien, den Wohnungsbau sowie die Fertigstellung schlüsselfertiger Hochbauten. Auf Spezialimmobilien wie Krankenhäuser oder Leuchtturmprojekte verzichtet die LIST Gruppe.
“Wir gucken, dass wir Produkte, Projekte für unsere Kunden planen und realisieren, wo wir einfach Erfahrung mitbringen, wo wir auch möglichst viel Know-how aus der ganzen Gruppe einbringen können.”
- Dirk Rehaag
Er war in seinem Berufsleben mit dem Bau der Hamburger Elbphilharmonie befasst und weiß heute, dass eine solche Risikostruktur nicht zur LIST Gruppe passen würde. Stattdessen konzentriert man sich auf Projekte, für die man erfahren ist, und bei denen die Umsetzung vom internen Know-how aller Gesellschaften der Unternehmensgruppe profitiert.
Wenn Dirk auf seine 30-jährige Erfahrung in der Baubranche zurückblickt, sieht er eigentlich keinen Grund, das Wort ‘Krise’ in den Mund zu nehmen. In den ersten 20 Jahren seines Berufslebens war der heutige Zustand laut Dirk Normalität. Die Geschwindigkeit des aktuellen Wandels hat ihn und viele andere Branchenprofis überrascht.
Für die LIST Gruppe und ihre Gesellschaften bedeutet das folgendes: die ständige und konstante Anpassung der Arbeitsweisen aller Beteiligten, das wirtschaftliche Denken und Arbeiten zählt wieder mehr. Was nicht heißt, dass die LIST Gruppe unwirtschaftlich arbeitete. Stattdessen fielen kleine Fehler früher nicht so schwer ins Gewicht wie heute, sodass man sich solche auch schlicht leisten konnte. Eine exakte Planung und Durchführung durch genaues Hinschauen kann Fehler aber nach wie vor vermeiden.
Die aktuellen Herausforderungen bedeuten für die LIST Gruppe auch eine längere und gründlichere Prüfung des Eintritts und der Erschließung neuer Märkte und Assetklassen. Man nimmt sich im Vorfeld mehr Zeit, die Entscheidungsprozesse sind länger. Kleine Teams konsultieren vor Projekteintritten auch externe Beteiligte, um sich ein möglichst breites Bild der Rahmenbedingungen zu schaffen. Kommt man nach Abschluss aller Prüfungen zu einer positiven Einschätzung, gibt es grünes Licht.
Dass sich die LIST Gruppe nur in Deutschland betätigt, ist für Dirk kein Nachteil. Er glaubt nicht, dass man sich als Generalunternehmer in der Baubranche um Nachfrage sorgen müsste. Neben Wohnungs- und Industriebau bieten auch die öffentliche Hand sowie bestehende Gebäudebestände genügend Arbeit.
Dass der Wohnungsbau hart getroffen wurde, kann Dirk auch für die LIST Gruppe bestätigen. In eigenen Planungsgesellschaften, die für Dritte tätig waren, kam es zu kurzfristigen Projektstopps via E-Mail:
“Wir haben auch für Wohnungsinvestoren gearbeitet, also für Dritte. Und da wurden Projekte wirklich von heute auf morgen gestoppt. Da kommt eine E-Mail: Tut mir leid, aber wir müssen die Arbeiten einstellen.”
- Dirk Rehaag
Was jetzt folgt, ist ein stärkerer Wettbewerb, für den sich die LIST Gruppe aber gut vorbereitet sieht. Daraus ergibt sich für Dirk auch die Aufforderung und der Ansporn, als Unternehmen wieder innovativer zu sein. Das umschließt Dialoge mit allen Partnern und Projektbeteiligten vor der Fragestellung: Wie kann man wirtschaftlicher agieren?
“Es ist herausfordernd, aber das sind die Zeiten ja immer. Sollten sie immer sein.”
- Dirk Rehaag
Die breite Aufstellung der verschiedenen Gesellschaften in der LIST Gruppe lassen Dirk aber zuversichtlich, selbstbewusst und realistisch in die Zukunft blicken. Dass die großen Umsatzsprünge der letzten Jahre nicht so weitergehen, weiß auch die LIST Gruppe. Den Ertrag erachtet man aber als mindestens genauso wichtige Kenngröße. Das letzte Jahr nutzte man für den Ausbau der gruppeneigenen Planungskompetenzen, um sich für die Zukunft fit zu machen.
Für Dirk war der Mittelstand schon immer auch innovativ - wenngleich nicht unbedingt in der ersten Reihe. Auch produziert man weniger bis keine Schlagzeilen im Vergleich zu marktführenden Konzernen. Dennoch investiert die LIST Gruppe laut Dirk sehr viel in ihre Mitarbeitenden.
Bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder rekrutierte man konkret kompetente Menschen mit den entsprechenden Erfahrungen, die bei der Erschließung neuer Märkte ihr Know-how anwenden konnten. Man entwickelte eigene Arbeitsmittel wie Softwaretools, die beispielsweise eine modellbasierte Ökobilanz erstellt. Auch in den Aufbau von Datenbanken zur Gebäude- und Bestandsbewertung wurde Geld investiert.
Für die LIST Gruppe sieht Dirk in den nächsten Jahren “wahnsinnig viel Arbeit”. Die Politik müsste gleichzeitig in die Hochbau-Infrastruktur investieren, und nicht nur in Straßen und Brücken. Ein Mangel an qualifizierten Fachkräften und Arbeitern erfordert gleichzeitig eine Neubetrachtung der 'Ressource Mensch’ im Bau: Wie sind die Kapazitäten? Wie wird man produktiver, wie verbessert man eingespielte Prozesse? Auch mehr Vorfertigung und Standardisierung sieht Dirk in der Zukunft auf die Branche zukommen.
Dr. Sebastian Reddemann erzählt im DIGITALWERK Podcast, warum die gesamte Baubranche ohne Versicherungen lahmgelegt wäre und unter welchen Bedingungen selbst ein Spezialversicherer wie die VHV Bauchschmerzen bekommt.
Eigentlich wollte Dr. Sebastian Reddemann niemals einen Fuß in die Versicherungsbranche setzen. Eigentlich. Heute ist er Vorstand Komposit bei der VHV Gruppe, einem der größten deutschen Unternehmen für Versicherungen, Vorsorge und Vermögen. Zuvor war er mehrere Jahre bei der VHV als Abteilungsleiter für den Bereich Kraftfahrt und Gewerbe verantwortlich.
Dr. Sebastian Reddemann ist von Hause aus Mathematiker, Physiker und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Als Kind konnte er beobachten wie sein Vater als Generalagent Versicherungen verkaufte. „Klinken putzen“ – etwas, das er sich nicht vorstellen konnte. Doch seine Einstellung gegenüber Versicherungen hat sich geändert.
In Bezug auf Ihr Image fristet die Versicherungsbranche noch immer ein Schattendasein. Versicherungsbedingungen seien häufig unverständlich, die Abwicklung eines Schadenfalles umständlich und Versicherungsvertreter seien nicht am Kunden interessiert, sondern am Verkauf. Doch ohne Versicherungen gibt es auch keinen Fortschritt. Versicherungen sind die Rückendeckung für das Risiko.
Dr. Sebastian Reddemann erkannte dieses Potenzial und die Macht, die von Versicherungen ausgeht. Erst durch sie werden Dinge überhaupt erst möglich. So würde niemand einen Kredit für ein Haus aufnehmen ohne dieses Haus abzusichern. Sollte das Haus durch einen Brand zerstört werden, bliebe der Kredit übrig, nicht aber das Haus. Dieses Prinzip gilt auch für gewerbliche Projekte: Kein Investor würde Geld zur Verfügung stellen, keine Bank einen Kredit bewilligen, wenn das Projekt nicht „versichert“ wäre.
Die VHV wurde als Verein gegründet – als Haftpflicht-Versicherungsanstalt der Hannoverschen Baugewerks-und Berufsgenossenschaft - und blickt auf ein inzwischen mehr als hundertjährige Geschichte zurück. Noch heute ist die Konzernmuttergesellschaft, die VHV Vereinigte Hannoversche Versicherung, ein Verein. Diese Strukturen ermöglichen, dass das Geld im Unternehmen verbleibt: Gewinne aus „guten Zeiten“ werden in „schlechten Zeiten“, in denen horrende Versicherungsschäden auftreten, genutzt.
2023 lag der Umsatz der VHV Gruppe bei fast vier Milliarden Euro. Am Ende stand in der Bilanz ein Gewinn von 214,5 Millionen Euro. Das Unternehmen ist eine der führenden Versicherungen in Bezug auf private und gewerbliche Baurisiken, gilt als europäischer Bauspezialversicherer. Rund 75 Prozent der gewerblichen Kunden kommen aus dem Bausektor.
Denn: Bauen birgt Risiken. Und diese versteht die VHV laut dem Komposit -Vorstand Dr. Reddemann besser als andere. Gemeint sind Schadens-Wahrscheinlichkeiten und entstehende Schadenshöhen. Die Einschätzung, die oftmals auf Erfahrungswerte beruht, ermöglicht, faire Prämien an die Versicherungsnehmer zu realisieren. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Je wahrscheinlicher ein Schaden ist und je höher der Schaden sein könnte, desto teurer wird die Versicherungsprämie.
Bauen ist Bestandteil der VHV-DNA, neben der KfZ-Versicherung eines der Kerngeschäfte. So war die VHV beispielswiese als Versicherer am Bau der Elbphilharmonie in Hamburg beteiligt. Dort waren es vor allem die kleinen Dingen, die aufliefen: Zahlreiche wellenförmige sonderangefertigte Scheiben gingen beim Bau kaputt. Die Kosten pro Scheibe waren so hoch, dass irgendwann alle Scheiben demontiert und separat gelagert wurden. So konnten zunächst andere Gewerke arbeiten, bevor die Scheiben wieder verbaut wurden.
Pro Jahr geht eine mittlere sechsstellige Zahl an Schadensmeldungen allein im Bau-Segmentbei der VHV ein. Um die Schäden bewerten zu können, hat der Versicherer den VHV Bauschadenbericht ins Leben gerufen. Ein unabhängiges Institut für Bauforschung analysiert darin bestimmte Schadensbilder. Der Bericht fasst zusammen, wie häufig Dinge statistisch passieren und wird einmal im Jahr an die Bauwirtschaft ausgehändigt – als Wissenstransferleistung.
VHV versichert sowohl planende als auch ausführende Akteure. Regelmäßige Formate zu haben, die einen branchenweiten Austausch ermöglichen, gewinnt im Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Während der Corona-Pandemie hat sich ein digitaler Bautag etabliert, beidem namhafte Referenten über aktuelle Probleme und Themen in der Bauwirtschaft sprechen.
Es gibt kaum eine Sparte, für die es bei der VHV keine Versicherungslösung gibt.
„Wir versichern ungern Sägewerke. Holzstaub in der Luft, ein Funke dazu, das ist ein explosives Gemisch. Dort brennt sehr viel, sehr schnell. Das Gleiche gilt für Recyclingunternehmen, wo Gase entstehen. Das Risiko ist hoch. Der Schaden groß. Das ist dann oft sehr teuer.“
- Dr. Sebastian Reddemann
Die Kosten für die Versicherung sind für die betroffenen Unternehmen entsprechend hoch und teilweise an Bedingungen gekoppelt, um Schäden und vor allem Personenschäden von vornherein möglichst auszuschließen. In besonderen Fällen wird auch ein Besuch auf der Baustelle fällig, um vor Ort aus Versicherersicht unkompliziert vermeidbare Risiken zu identifizieren und sicherzustellen, ob beispielsweise der Arbeitsschutz eingehalten wird.
Dr. Sebastian Reddemann weiß: Niemand hat ein Interesse daran, dass ein Schaden passiert. Für den Versicherer liegen die finanziellen Nachteile auf der Hand. Für den Bauunternehmer hat ein Schaden häufig Konsequenzen auf den Bauablauf und damit einhergehend auch auf die Projektkosten. Wenn ein Schaden passiert, steht die Baustelle zunächst still und die Suche nach dem Schuldigen beginnt. Dieser Prozess ist häufig an Gerichtsverfahren gekoppelt. Deshalb gäbe es die Möglichkeit, komplette Projekte abzusichern, also alle Planer, Subplaner und Ausführenden. Dann sei irrelevant, wer im Schadensfall schuld war.
Häufig entstehen Probleme dort, wo kommunikative Defizite bestehen, insbesondere zwischen einzelnen Gewerken oder zwischen Handwerkern und privaten Bauherren. In diesem Zusammenhang unterstützt die VHV die Plattform „Hand schafft Wert“. Dahinter steckt eine Initiative, die sich für mehr Wertschöpfung und Wertschätzung im Handwerk einsetzt.
Ein Beispiel: Ein privater Bauherr modernisiert sein Badezimmer und beauftragt hierfür einen Handwerker. Die sanitären Anlagenbeschafft der Bauherr eigenständig. Für den Handwerker bedeutet dies, dass dessen Mischkalkulation nicht funktioniert und wer übernimmt eigentlich die Gewährleistung und die Haftung, wenn beim Einbau etwas missglückt? VHV hat eine Lösung entwickelt, damit die Handwerker am Ende nicht befürchten müssen, an den Pranger gestellt zu werden. Wenn etwas schiefläuft, tritt die Versicherung ein.
Neben der Präventionsarbeit und der aktiven Vernetzung verschiedener Akteure über diverse Kommunikationswege, liegt ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt der Versicherungsbranche in der Digitalisierung.
„Das Thema Datenverfügbarkeit ist einfach momentan noch kein gutes. Wir haben Hostsysteme, die sind 40 bis 50 Jahre alt. Die Leute, die diese Programmiersprache noch beherrschen, gehen mittlerweile in Rente. Daten verfügbar zu machen, ist eine große Hürde. Nichtsdestotrotz ist es uns ein Herzensanliegen.“
- Dr. Sebastian Reddemann
Dr. Sebastian Reddemann sieht große Potenziale, Erkenntnisse aus dem eigenen Datenschatz mittels KI gewinnen zu können. Gleichzeitig setzt er auf intelligente Tools als Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen im Service. Bevor ein Kunde zu einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin durchgestellt wird, fragt eine KI in der Warteschleife bereits einzelne Punkte ab, sodass der Beratungsprozess letztlich treffsicher und zügig vonstattengeht.
In der VHV Gruppe arbeiten mehr als 4.000 Menschen. 2023 bestanden im Unternehmen 12,8 Millionen Verträge. Täglich gehen unzählige Anrufe im Unternehmen ein – nicht nur wegen Schadensmeldungen, sondern auch wegen Vertragsangelegenheiten wie die Änderung einer Bankverbindung. Komplexe Beratungen müssen weiter durch das Team realisiert werden, aber eine IBAN-Änderung könnte laut Reddemann ohne Probleme automatisiert geschehen. Hier wird perspektivisch auch die Nutzung der Unternehmens-App wichtiger werden.
Das Versicherungs-Geschäftsmodell steht grundsätzlich auf robusten Beinen. Innovationen werden vor allem dann nötig, wenn neue Risiken entstehen. Während vor 20 Jahren noch niemand über das Thema Cyberrisiko gesprochen hat, entscheiden sich heute immer mehr Unternehmen für eine Cyberversicherung, um sich finanziell gegen Cyberangriffe zu schützen. Auch für Bauunternehmen sei das Thema relevant.
„Wenn auf einmal die gesamte Materialdisposition still liegt, die Rechnungen nicht mehr gezahlt werden, hat das eine sehr reale Auswirkung auf die Baustelle. Wenn so etwas passiert, ist man blank.“
Im Privatkundenbereich zählt sich die VHV zum mittleren Segment, mit dem Schwerpunkt auf KfZ. Doch in der Baubranche stehen sie auf dem Siegertreppchen. VHV hält allein einen Anteil von zirka 30 Prozent bei den Planern in Deutschland. Es gäbe Einzelkunden, die siebenstellige Prämien für ihre Projektezahlen. Dieses Kerngeschäft soll weiter im Fokus stehen. Das perspektivische Ziel der VHV: Bauprojekte von vorne bis hinten umfassend als Generalversicherer zu begleiten.
· Warum Sebastian niemals bei einer Versicherung arbeiten wollte (00:02:57)
· Weshalb die Fenster der Elphilharmonie für Kopfzerbrechen sorgten (00:09:50)
· Warum die VHV ungerne Sägewerke versichert(00:16:46)
· Was Qualität mit Kommunikation zu tun hat(00:21:44)
· Wie innovativ die Versicherungsbranche wirklich ist (00:35:52)
Lukas Heise erzählt im DIGITALWERK Podcast, wie er mit der Fischbach Gruppe „Hannibal II“ bändigen will und warum der Weg zur Klimaneutralität nur gelingt, wenn die Politik UND die Handwerksbranche aus ihrer Komfortzone herauskommen.
Zwei Freunde, die sich vom Eishockey kennen, treffen über Nacht die Entscheidung, zusammen ein Business zu übernehmen. Ein Business, das das Potenzial hat, die gesamte Baubranche auf den Kopf zu stellen. Lukas Heise und Danny Fischbach übernahmen 2008 die damalige Klaus Fischbach GmbH und stellten das Unternehmen im Laufe der Jahrzehnte um: Aus einem Zehn-Mann-Betrieb wurde ein 500-Mann-Unternehmen, verteilt auf verschiedene Handwerksbereiche, aus einem Jahresumsatz von knapp 750.000 Euro zuletzt 150 Millionen Euro und aus der Klaus Fischbach GmbH die Fischbach Gruppe, eine der führenden und innovativstem Spezialisten im Baugewerbe.
Lukas Heise war gerade einmal 23 Jahre alt als die Gesellschaft übernahm. Zu diesem Zeitpunkt wohnte er in einer WG mit Danny und das Leben der beiden drehte sich um Eishockey. „Das ist inzwischen 20 Kilo her. Aber ohne den Sport, wäre ich nicht da, wo ich bin.“ Heute lebt Lukas nicht mehr für den Sport, auch wenn der Teamgeist, die Ausdauer und der Fleiß ihn und seine Entscheidungen geprägt haben. Die Leidenschaft für Eishockey und die eigene persönliche Profisport-Geschichte haben zumindest dafür gesorgt, dass es im Unternehmen nicht nur ein Gym, sondern auch eine eigene Eishockeymannschaft gibt. Lukas Heise lebt für die Fischbach Gruppe – damals wie heute. Inzwischen ist er 38 Jahre alt und blickt auf mehr als 15 spannende Jahre zurück.
Die Fischbach Gruppe setzt ihren Schwerpunkt auf Modernisierungs- und Sanierungsprojekte der Wohnungswirtschaft und bündelt die hierfür benötigten Kompetenzen. Das Konzept folgt einem Baukastenprinzip: innerhalb der gesamten Firmengruppe gibt es Profitcenter für jedes Einzelgewerk – vom Gerüstbauer bis zum Elektriker. Wie Puzzleteile greifen die Gewerke ineinander, sodass der gesamte Modernisierungs- bzw. Sanierungsprozess durch die Fischbach Gruppe abgewickelt werden kann. Alles aus einer Hand.
„Alle Firmen, die heute für Fischbach tätig sind, haben wir von null auf selber aufgebaut. Das war uns sehr wichtig, um die Fischbach-DNA zu implementieren. 2022/23 haben wir uns aufgrund des Fachkräftemangels auch um Zukäufe von Handwerksunternehmen gekümmert, was wir weiterhin tun. “
- Lukas Heise, Fischbach Gruppe
Eines der Leuchtturmprojekte, die die Fischbach Gruppe derzeit in Kooperation mit Vivawest umsetzt, ist „Bergmannsgrün“ in Dortmund. Dort entsteht ein zukunftsgerechtes Modellquartier im Zusammenhang mit der Internationalen Gartenausstellung im Jahr 2027. Bestandsimmobilien von Vivawest werden durch energetische Modernisierungsmaßnahmen sowie Dachaufstockungen zukunftsfähig gestaltet.
Bauen im Bestand ist eine Kernkompetenz der Fischbach Gruppe. Der Sanierungsstau ist vielerorts enorm und das Thema Bestandssanierung rückt zunehmend in den Fokus der breiten Öffentlichkeit, insbesondere deshalb, weil deutschlandweit derzeit rund 800.000 Wohnungen fehlen. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, damit die benötigten Wohnungen gebaut werden können, sagt Lukas Heise und betont im DIGITALWERK Podcast gleichermaßen:
„Wir müssen uns auch selber an die Nase fassen. Das Handwerk muss sich weiterentwickeln. Es wird schwer unter den üblichen Voraussetzungen und Doings im Jahr 2045 auch nur annähernd CO2-neutral zu sein. Es ist notwendig, dass die Wohnungswirtschaft, dass das Handwerk oder das Bauwesen und die Politik an einem Strang ziehen und auch sich Sachen trauen.“
- Lukas Heise, Fischbachgruppe
Nur wer mutig ist und die eigene Komfortzone verlässt, kann neue Wege gehen. Auch das hat Lukas Heise aus seinen Erfahrungen im Profisport gelernt. In Bezug auf die Wohnungswirtschaft beginnt dies beim ganzheitlichen Denken – nicht in Einzelmaßnahmen, sondern in Quartieren und Siedlungen. Da bislang zu wenige Unternehmen in der Lage sind, solche Großprojekte umzusetzen, sind künftig Kooperationen wichtig. Nur so können Kompetenzen gebündelt werden und Synergien entstehen. Und nur auf diese Weise kann jeder (s)einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten.
Lukas Heise verdeutlicht das Prinzip an einem Beispiel: Um den Wohnungsbestand vollständig dekarbonisieren zu können, müssen gewisse Standards definiert werden, ein wiederkehrendes Modell, eine wiederkehrende Strategie, um am Ende PS auf die Straße zu bekommen. Nur wer nachhaltig denkt, hat auch gegenüber den finanzierenden Banken, Chancen Kredite zu guten Konditionen zu bekommen. Das typische Auftragnehmer-Auftraggeber-Verhalten, das oftmals gelebt wird, gehört in die Geschichte, die Begegnung auf Augenhöhe, das gemeinsame Planen und Realisieren, hingegen ins Hier und Jetzt.
„Am Ende des Tages müssen wir es schaffen, durch Digitalisierung, durch veränderte Prozesse, veränderte Denkweisen, in ein skalierbares Modell zu kommen, um es zu schaffen, 2045 unsere Bestände in die Richtung CO2-Neutralität zu bringen.“
- Lukas Heise, Fischbachgruppe
2022 war Lukas Heise schon einmal Gast im DIGITALWERK Podcast und sprach von den Herausforderungen als All in One Dienstleister in der Wohnungswirtschaft. Er sprach von Ressourcenknappheit, Prozessoptimierung und dem Aufbau einer eigenen Software, die Bauabläufe vollständig digitalisiert. Ohne Innovationen keinen Fortschritt.
Am Markt etabliert sich derzeit ein neues Kundenklientel, deren Geschäftsmodell darin besteht, Bestände in Energieeffizienzklasse G und H aufzukaufen und diese grün zu transformieren. Lukas Heise sieht in diesem Geschäftsmodell großes Potenzial - auch für die Fischbach Gruppe, die in der Lage ist, den Prozess begleitend von A bis Z zu realisieren. Ein Großprojekt, in dem das der Fall ist, ist die vollständige Modernisierung des Wohnkomplexes „Hannibal II“ in Dortmund.
Die Eigentümerin hatte 2021 die leerstehende Immobilie mit dem Ziel einer nachhaltigen energetischen Sanierung gekauft und die Fischbach Gruppe als Generalunternehmer beauftragt. Bis Ende 2025 sollen dort 412 Wohneinheiten saniert werden. Das Gebäude stand dann mehr als acht Jahre leer. Derzeit gibt es in der Bundesrepublik kein vergleichbares Einzelprojekt in dieser Größenordnung. Rund 85 Prozent der für Revitalisierung von „Haniball II“ notwendigen Dienstleistungen kann die Fischbach Gruppe in Eigenleistung abbilden. Für die restlichen 15 Prozent werden Subunternehmer gebunden. Das Projekt ist Prestige, die Champions League der Sanierung, die Königsdisziplin – auch gegenüber ausländischen Investoren.
„Wenn wir gezeigt haben, dass wir ein Projekt in dieser Größenordnung mit all seinen Herausforderungen in der kurzen Zeit von zwei Jahren realisiert haben und daraus die nötigen Erkenntnisse gewinnen konnten, haben wir eine gute Benchmark, um das zu duplizieren.“
- Lukas Heise, Fischbach Gruppe
Um die Bauzeit einhalten zu können, nutzt die Fischbach Gruppe serielle Elemente, beispielsweise für die Strangsanierung in dem Gebäude. Insgesamt ist das Projekt in vier Bauabschnitte eingeteilt. Lukas Heise setzt auf die Kompetenzen seines Teams, auf die Expertise in allen Bereichen, auf das Können jedes Einzelnen. Angst zu scheitern, hat er keine. Angst gehört nicht ins Business.
Als der Anruf kam, dass Danny und Lukas die Firma von Dannys Vater von jetzt auf gleich übernehmen sollen, hat dieser Umstand das Leben der beiden komplett auf den Kopf gestellt. Dannys Vater war ins Krankenhaus gekommen und ins Koma gefallen. Er hat überlebt, sitzt jedoch im Rollstuhl und hat sich seit dem Vorfall vollständig aus dem Geschäft zurückgezogen.
Danny und Lukas haben direkt performt. Von Sekunde eins an. Und das ohne fachspezifische Ausbildung oder ein Studium. Am Anfang bestand die Prämisse der beiden darin, die Firma mit den zehn Mitarbeitern irgendwie am Leben zu halten. Lukas hat nebenbei weiter professionell Eishockey gespielt, um sich selbst finanzieren zu können.
Nach zwei Jahren zahlten sich die Freunde ihren ersten eigenen Lohn aus: 1.800 Euro brutto. Das Geschäft lief gut und die beiden jungen Männer richteten die Firma auf Wachstum aus. Dabei mussten beide Opfer bringen, diszipliniert und besessen sein, scheitern – und wieder aufstehen, die Krone richten, wie Lukas selber sagt. Er habe vor allem privat zurückgesteckt, habe darauf verzichtet, eine eigene Familie zu gründen. „Aber vielleicht kommt das ja noch“, sagt er. Und bis dahin setzt er seinen Fokus weiter auf Projekte wie „Hannibal II“.
Katrin Habenschaden, Leiterin für Nachhaltigkeit und Umwelt bei der Deutschen Bahn, über die ehrgeizigen Klimaziele des Unternehmens. Wie kann die Deutsche Bahn bis 2040 klimaneutral werden? Welche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt und was ist noch zu erwarten?
Katrin Habenschaden, ehemalige zweite Bürgermeisterin von München, bezeichnet sich selbst als Naturtante. Schon ihr ganzes Leben lang beschäftigt sie das Thema Umweltschutz. Nach einer politischen Karriere strebt sie nun nach mehr Wirksamkeit und ist als Leiterin für Nachhaltigkeit und Umwelt zur Deutschen Bahn gewechselt. Bereits als zweite Bürgermeisterin beschäftigte Sie sich mit Themen der Nachhaltigkeit, vor allem die Mobilität war schon damals ihr Steckenpferd.
In ihrer jetzigen Position bei der Deutschen Bahn schätzt sie vor allem den großen Hebel, den die Position im Konzern mit sich bringet, um wirklich etwas bewegen zu können. Und das ist mit ihrer Arbeit bei so einem großen Unternehmen definitiv möglich. Über 330.000 Menschen arbeiten weltweit für die Deutsche Bahn. Insgesamt machte der Konzern im Jahr 2023 rund 45 Milliarden Euro Umsatz.
Die Konzernstrategie der Deutschen Bahn „Starke Schiene“ hat einen großen Nachhaltigkeitsbezug. Diese Strategie beinhaltet, dass das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachtet und alle Nachhaltigkeitsdimensionen (Ökologie, Ökonomie und Soziales) in sämtliche Überlegungen miteinbezogen werden. Das bedeutet konkret, dass neben der Reduktion von CO2 Emissionen beispielsweise auch das Thema Ressourcenschutz betrachtet wird. Da die Deutsche Bahn viele Ressourcen verbraucht, kommt ihr eine besondere Verantwortung zu Teil.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass die Deutsche Bahn der größte Stromabnehmer der Bundesrepublik ist?
Aber auch der Lärmschutz und der Erhalt von Arten oder die Flächengestaltung des Landes zählen zur Strategie.
Die Deutsche Bahn ist vor allem bekannt für den Nah- und Fernverkehr - aber auch für den Transport von Gütern. Außerdem setzt das Unternehmen gerade auf viele unterschiedlichen Maßnahmen, um auch die letzte Meile bis zur Haustür nachhaltig zu gestalten. Darunter fallen regionale Busse mit Elektroantrieb, Fahrräder, autonome Antriebe und On Demand-Verkehr.
Die Deutsche Bahn hat sich hohe Ziele gesteckt. Eines ist beispielsweise die Klimaneutralität bis 2040. Dieses große Ziel steht über allem und gliedert sich dann auf die einzelnen Geschäftszweige, in die einzelnen Abteilungen und findet sich auch in den Zielen der Führungskräfte wieder. Man könnte also sagen, dass sich die Deutsche Bahn den ganz klassischen Methoden der OKR-Methode bedient.
Die Umweltmarke der Deutschen Bahn heißt „Das ist grün“. Darin enthalten sind über 150 Maßnahmen, die umgesetzt werden. Teil dieses Maßnahmenpakets ist auch, dass Mitmachen gewollt und geschätzt wird. Dies führt dazu, dass sich Mitarbeitende auf allen Ebenen in allen Abteilungen für die Nachhaltigkeitsziele einsetzen und eigene Ideen miteinbringen können.
Da die Deutsche Bahn so ein riesiger Konzern ist, haben auch kleine Ideen oft sehr große Hebel. So sorgte die Idee einer Kollegin aus einem Werk dafür, dass in den Zügen des Regional- und im Fernverkehrs mikroplastikfreie Seife zum Einsatz kommt. Der Gedanke mag dem ersten Anschein nach vielleicht banal klingen, wenn man allerdings bedenkt, dass in diesen Zügen ungefähr 132.000 Liter Seife jährlich verbraucht wird, ist schnell klar, welche Auswirkungen auch kleinere Maßnahmen haben können.
Katrin Habenschadens Team arbeitet eng mit dem Vorstandsbereich Technik zusammen, damit nachhaltige Technologien entwickelt werden. Ebenso arbeitet die Deutsche Bahn partnerschaftlich mit dem Bund, der Gesellschaft, Start Ups und Forschungseinrichtungen, um das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben.
Leider, so Katrin Habenschaden, spürt man aktuell ein Abflachen der Bewusstseinskurve in der Gesellschaft und der Lobbyarbeit für Nachhaltigkeit. Dies liegt einerseits daran, dass in jüngster Vergangenheit viele andere unvorhersehbare Ereignisse in der Gesellschaft für Aufmerksamkeit gesorgt haben.
Die Deutsche Bahn merkt jedoch wie sich klimatische Extremereignisse häufen und immer heftiger werden. Schließlich sind sie aufgrund von entstehenden Schäden oft direkt betroffen.
„Ich finde, es ist die Aufgabe unserer Generation, dem menschengemachten Klimawandel etwas entgegenzusetzen.“
Katrin Habenschaden
Es ist wichtig, sich auch international mit anderen Bahnunternehmen auszutauschen und die best practices anderer Länder zu adaptieren. So ist Belgien beispielsweise deutlich weiter, als Deutschland was die Entwicklung und den Einsatz von CO2 reduziertem Beton für die Schwellen der Schienenfixierung angeht.
Da die Deutsche Bahn neben der Bereitstellung von Infrastruktur viele Immobilien im Bestand hält, ist deren Sanierung und Modernisierung Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns. Wenn die Maßnahmen der Wärmewende ergriffen werden, arbeiten die unterschiedlichen Abteilungen zusammen.
In Zukunft wird auch weiter das Thema Klimaneutralität bei der Deutschen Bahn hohe Priorität haben. So stehen dabei die Themen Elektrifizierung, Wärmewende und der Einsatz alternativer Kraftstoffe und Antriebe im Fokus. Aber natürlich auch Themen wie die Förderung von Biodiversität werden bedacht.
„Wie wir der Klimakrise begegnen werden, […] wird definieren, wie wir leben, aber wie wir der Artenkrise und dem Artensterben begegnen und wie wir das eindämmen können, wird definieren, ob wir leben.“
Katrin Habenschaden
Wenn man wirklich etwas bewegen möchte, dann empfiehlt Katrin Habenschaden sich einen Job zu suchen, bei dem man im Bereich der Nachhaltigkeit tätig sein kann. Sie ist überzeugt, dass viele Jobs in Zukunft entstehen werden bei denen sich Purpose und Zukunftsfähigkeit perfekt vereinbaren lassen.
Auch wenn man häufig mit viel Leidenschaft und Hartnäckigkeit dabei sein muss, am Ende lohnt es sich, sich für das Klima und die Umwelt einzusetzen, weil man seinen Kindern und Enkelkindern eine lebensfähige Zukunft hinterlässt.
Die Themen des DW Podcast mit Katrin Habenschaden im Überblick:
In dieser Podcast Folge beleuchten wir gemeinsam mit Susanne Tattersall die Entwicklungen in der Immobilienbranche: Von Nachhaltigkeit über Digitalisierung hin zu Marktveränderungen und Nachfolgeregelung.
Susanne Tattersall ist schon lange Immobilienbranche. Ihre berufliche Laufbahn hat sie jedoch branchenfremd als Fremdsprachenkorrespondentin gestartet. Es folgte eine Anstellung bei einer Brauerei, bevor es sie schließlich in die Immobilienbranche verschlug. Eine Freundin war damals auf der Suche nach fähigen Leuten, um mit fremdsprachigen Immobilieninvestoren korrespondieren zu können.
Ins Unternehmertum hat sich Susanne Tattersall selbst hineingearbeitet. 1994 startete sie bei einer Eigenbestandsimmobilienverwaltung, direkt als Geschäftsführerin. Ein Großteil des Eigenbestandes wurde allerdings drei Jahre nach Gründung verkauft und so war wenig übrig, das es zu managen galt.
Mutig und beherzt entschied sie damals kurzerhand, die Gesellschaft zusammen mit Ihrem Mann Christian Lorenz zu kaufen und sie in eine Fremdbestandsverwaltung umzuwandeln. Eine Entscheidung, die den Lebensinhalt und Lebensmittelpunkt der beiden bestimmen sollte. Wer sich nun Gedanken über das damit verbundene existenzielle Risiko des Scheiterns der beiden Gedanken macht, ist damit ziemlich allein, denn über solche Themen haben die beiden nie nachgedacht.
In den 90er Jahren, dem absoluten Hoch der Immobilienbranche in Berlin, war das unternehmerische Risiko sicherlich auch überschaubarer als zu anderen Zeiten. Die Preise waren im Vergleich zu anderen Hauptstädten gering, Berlin ein lebendiges und aufstrebendes Zentrum für Menschen unterschiedlichster Art - ein super interessantes Pflaster für Immobilieninvestoren.
Unternehmertum bedeutet für Susanne Tattersall ganz viel Mut, Leichtigkeit, Verantwortung, Energie, Leidenschaft und Kreativität.
Das Thema Familie nimmt bei ihr einen hohen Stellenwert ein. Neben dem gemeinsamen Unternehmen haben Susanne und ihr Mann zwei Kinder, was schnell zu sehr herausfordernden Situationen führte.
Da für beide das halbherzige Führen eines Unternehmens nicht in Frage kam, entschieden sie sich 2004, dass einer den Fokus auf die Familie, einer den Fokus auf das Unternehmen legen sollte. Und anders als im klassischen Rollenbild entschied sich das Paar pragmatisch, dass der Mann zu Hause für die Kinder sorgen sollte.
Heute sind die beiden Kinder 19 und 22 Jahre alt, da kommt die Fragestellung der Nachfolge früher oder später auf den Tisch. In der Familie wurde das Thema lange als Chance behandelt, weniger als Zwang. Die beiden Kinder sollten sich möglichst ohne Druck eigene Karriere- und Lebenswege aufbauen können. Trotzdem haben sich beide, zur Freude der Eltern, für die Studiengänge Architektur und Facility Management entschieden. Seit dem wird aktiv über die Nachfolgegesprochen.
Insgesamt beschäftigt Susanne Tattersall 300 Menschen in zwei Gesellschaften. Die Tattersall Lorenz Immobilienverwaltung und -management GmbH kümmert sich vor allem um die Verwaltung von Gewerbeimmobilien wie Hotel-, Büro-und Einzelhandelsflächen.
Weil die bestehenden Kunden mehr und mehr Wohnimmobilien zur Verwaltung bei Tattersall Lorenz anfragten, hat Susanne zusätzlich vor vier Jahren die talyo. property services gegründet. Bei dieser steht das Management von Wohnimmobilien im Fokus. Da die Verwaltung von Wohnimmobilien jedoch ganz andere Schwerpunkte erfordert, als die Verwaltung von Gewerbeimmobilien, findet diese ganz bewusst in einer anderen Gesellschaft statt.
Beide Unternehmen beschäftigen sich kurz gesagt mit der kaufmännischen und technischen Verwaltung von Immobilien für institutionelle Investoren oder Famliy Offices. Das bedeutet konkret, der Kontakt zum Mieter, die Kontrolle der Bewirtschaftung der Häuser (vor allem die technischen Anlagen und Infrastruktur) und der Papierkram werden von Tattersall Lorenz übernommen. Die Unternehmensgruppe agiert mittlerweile deutschlandweit an acht Standorten.
Die Immobilienbrache hat sich im Laufe der Jahre ziemlich gewandet, so Susanne Tattersall. Früher war der Immobilienverwalter die rechte und linke Hand des Eigentümers. Heute ist die Branche deutlich fragmentierter, heute gibt es Propertymanager, Assetmanager, Portfoliomanager, Fondmanager und den Facilitymanager. Internationalisierung und Globalisierung haben Einzug gehalten. Das Thema Daten und dementsprechende Reportings haben an Bedeutung gewonnen und spielen heute eine entscheidende, manchmal vielleicht zu große Rolle. Die Mieter oder die Objekte sind, laut Susanne Tattersall, in letzter Zeit leider bei vielen Eigentümern in den Hintergrund gerückt.
„Man muss schon immer wieder deutlich machen, wofür Immobilienmanagement eigentlich da sein soll: […] Die Mieter glücklich zumachen. Das ist unsere Kernaufgabe!“
- Susanne Tattersall
In der Immobilienwirtschaft nervt das Thema Susanne Tattersall vor allen, weil bisher viel zu wenig umgesetzt wurde. Getrieben wird die Immobilienbranche vor allem durch die Finanzbranche und europäische Vorgaben. Was man aber nicht vergessen darf, ist, dass die Branche eine extrem hohe Verantwortung hat, der sie sich im Moment nicht richtig bewusst ist, so Susanne.
„Alles, was aktuell gemacht wird, geschieht aus dem Antrieb heraus, dass wir unsere Immobilien nicht mehr finanziert bekommen […] und nicht aus dem Antrieb: Wir müssen hier alle für eine bessere Welt sorgen, in der auch die nächsten Generationen leben können!“
- Susanne Tattersall
Wie häufig hält sich die deutsche Immobilienbranche mit Reportings, Daten und theoretischen Maßnahmen auf, anstatt tatsächlich in die Umsetzung derer zu kommen.
In der Immobilienbranche können und werden die Nutzer in Zukunft, laut Susanne Tattersall, mehr Anforderungen an die Eigentürmer stellen. Bereits heute lässt sich beobachten, dass Konzerne nicht in Gebäude ziehen, die über keine Nachhaltigkeitszertifizierungen verfügen.
Viele mittelständische Bestandshalter stehen aktuell vor dem Problem Sanierungsmaßnahmen nicht finanzieren zu können. Dies liegt vor allem an einer kurzfristigen Investitionsstrategie. Der Immobilienmarkt war in den letzten zehn Jahren vor allem vom Transaktionsgeschäft geprägt, weniger von langfristigen Investitionsgedanken. Investitionen waren nicht nötig, da Immobilien von allein an Wert gewonnen haben. Je nach Assetklasse hat sich dies nun allerdings gewandelt. Hier sind Rückgänge von zehn bis zwanzig Prozent zu beobachten gewesen, diese gilt es in den nächsten Jahren wieder aufzuholen. Die Verantwortung in eine Immobilie zu investieren, liegt immer beim Eigentümer.
„Letztlich ist eine Immobilie nicht nur zum Transaktionsgedanken da. Sie muss auch gepflegt werden und den entsprechenden Veränderungen in der Welt standhalten können.“
- Susanne Tattersall
„Im Wohnungsbau ist die Regulatorik, zu stark, als dass sich der Markt noch entwickeln kann“, sagt Susanne Tattersall. Und das betrifft uns alle. Dadurch, dass zu wenig gebaut wird, kann man sich als Normalverdiener kaum eine eigene Wohnung leisten kann. Das Angebot ist hier einfach zu gering.
Gerade in der Immobilienwirtschaft ist es wichtig, dass die Gebäudedaten sichtbar werden. Um dies zu ermöglichen, ist die Digitalisierung ein entscheidendes Vehikel. Nur so können Nachhaltigkeitsziele erreicht werden. Leider ist die Frage nach der Verantwortung der Erhebung aktuell noch ungeklärt. Deshalb wird der Prozess häufig nicht umgesetzt.
Susanne Tattersall schlägt eine Art digitale Geburtsurkunde für Gebäude vor, in welcher sämtliche Daten gespeichert werden und für die unterschiedlichen Stakeholder abrufbar sind. Vor allem die Daten der Vergangenheit werden Tattersall Lorenz bei der Übernahme eines Gebäudes in Papierform übergeben.
(00:00:00) Um was geht es in der Podcastfolge?
(00:02:37) Susannes Weg in die Immobilienbranche
(00:04:43) Was machen Tattersall Lorenz und talyo.
(00:12:03) Die Immobilienbranche früher und heute
(00:21:11) Warum nervt das Thema Nachhaltigkeit jeden in der Immobranche?
(00:36:05) Unternehmensnachfolge bei Tattersall Lorenz
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit CEO Heimo Scheuch von wienerberger, einem modernen Giganten der Bauindustrie. Erfahrt, wie das Unternehmen Innovationen vorantreibt, nachhaltige Lösungen entwickelt und sein Portfolio erweitert.
Inmitten der majestätischen Kulisse von Wien, der kulturellen Schatzkammer Europas, trifft Michél auf Heimo Scheuch, den CEO von wienerberger.
Wienerberger, ein Gigant in der Baubranche gibt sich modern und dynamisch. „Wir sind fast wie ein Start-up“, scherzt Heimo Scheuch, während er von den innovativen Entwicklungen bei wienerberger erzählt.
In Europa und Nordamerika aktiv, mit kleinen Ablegern in Indien und der Türkei, hat wienerberger längst die Grenzen seines klassischen Ziegelgeschäfts überschritten. Sie bauen nicht nur Häuser, sondern gestalten moderne, energieeffiziente Wohnräume, erklärt Heimo Scheuch. Mit einem breiten Portfolio, das von Ziegeln bis hin zu Rohren reicht, ist wienerberger nicht nur ein Zulieferer, sondern ein Lösungsanbieter für die gesamte Baubranche. Warum diese Vielfalt?
"Wir wollen kein Zulieferant von einem Produkt, sondern System- und Lösungslieferant sein (...) Beim ganzen Thema Errichtung eines Hauses, denkst du ja nicht nur über die Wand nach, sondern über das ganze Thema Energieversorgung und Wasserversorgung."
– Heimo Scheuch
Respekt, Vertrauen und Leidenschaft – das sind die Grundpfeiler, auf denen wienerberger aufbaut. “Es ist eine Wertesache“, erklärt Heimo Scheuch. Durch Initiativen wie das Vorschlagswesen haben Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, ihre Ideen einzubringen und aktiv mitzugestalten. Sie nehmen jeden Vorschlag ernst, so Heimo Scheuch. Denn oft sind es gerade die kleinen Ideen, die große Veränderungen bewirken können.
Auch in der globalen Zusammenarbeit gibt es Unterschiede. Kulturelle Unterschiede und historische Hintergründe spielen eine Rolle, aber letztendlich ist es die Leidenschaft und Neugier der Mitarbeiter:innen, die Innovation vorantreiben.
Ein paar Podcastfolgen zuvor, sprach Michél mit Dr. Andreas Nauerz, CTO von Bosch Digital über Künstliche Intelligenz. Dabei ging es um einen Mangel an digitalem Wissen und Innovationshunger. Doch für Heimo Scheuch geht es noch weiter – es mangelt an der Bereitschaft zu Neuem.
"Es fehlt uns der Wille zu Neuem. Wir Europäer sind sehr gesettelt. Wir leben gerne und Work-Life-Balance spielt eine große Rolle. Das ist auch ein kleiner Vorwurf, den ich der jungen Generation mache, dass man sagt: 'Hey, alles easy, alles cool.'"
– Heimo Scheuch
Aber wir brauchen den Willen zur Veränderung, den Mut, neue Wege zu gehen, erklärt Heimo Scheuch weiter. Und dabei muss man ein Team um sich haben, das diese Vision nicht nur teilt, sondern auch umsetzt. Er vergleicht die Notwendigkeit zur Veränderung mit dem Sport – ohne den Willen zum Sieg und täglichem Training gewinnt man nicht.
Doch hat die junge Generation diese Mentalität bereits verinnerlicht oder müssen sie es erst wieder lernen? „Es ist ein Wiederlernen“, ist Heimo Scheuch überzeugt. Weiter erklärt, er, dass unser Bildungssystem überdacht werden muss. Außerdem müssten wir mehr in die Ausbildung investieren, um den Fachkräftemangel und mangelnde Innovation zu bekämpfen.
Heimo Scheuchs persönliche Reise über 25 Jahren bei wienerberger, spiegelt diese Erkenntnis wider. Als er die Verantwortung übernahm, erwartete er schnelle Veränderungen. Doch der Transformationsprozess war langwieriger als gedacht.
“Ein Güterzug, wenn ich das so sagen darf, der fährt ja langsamer und den musst du bis zum letzten Waggon wieder mitnehmen und nicht nur mit einem Waggon vorne fahren (...) Wenn du ihn einmal zum Rollen bringst [dann rollt er auch]."
– Heimo Scheuch
Wienerberger setzt auf klare Werte und ein starkes, regionales Management. Lokale Führungskräfte haben die Freiheit, das Geschäft vor Ort zu führen und sind dabei an klare Ziele gebunden, die nicht nur finanzieller Natur sind, sondern auch ESG-Ziele umfassen.
Durch Automatisierung und Digitalisierung hat wienerberger bereits große Fortschritte gemacht. 90 % des Geschäftsvolumens läuft digital ab. Doch Heimo Scheuch weiß, dass der Mensch weiterhin eine entscheidende Rolle spielt. Es kommt auf die richtige Balance zwischen Innovation, Digitalisierung und menschlichem Engagement an, erklärt er.
In einer Welt, in der Entscheidungsträger:innen immer mehr Einfluss auf die Wertschöpfungskette haben, ist der Dialog zwischen Unternehmen und Kund:innen entscheidend. Ein Bauherr, ob privat oder gewerblich, hat heute eine klare Vorstellung davon, was er will, sagt Heimo Scheuch. Die Bereitschaft, diesen Dialog zu führen und innovative Lösungen anzubieten, ist wichtig.
So bleibt Heimo Scheuch bei wienerberger nicht nur ein Visionär, sondern auch ein Praktiker.
In einem Unternehmen wie wienerberger, das letztes Jahr bereits 4,2 Milliarden Euro erwirtschaftete und dieses Jahr auf fünf Milliarden zusteuert, stellt sich die Frage, wie ein solches Wachstum möglich ist. Heimo Scheuch erklärt, dass das Wachstum sowohl organisch als auch durch Akquisitionen erfolgt.
Organisches Wachstum bedeutet die Entwicklung neuer Produkte und Lösungen. Wienerberger investiert in innovative Technologien und verbesserte Prozesse, um effizienter zu produzieren und Kundenbedürfnisse besser zu erfüllen. Doch auch Akquisitionen spielen eine entscheidende Rolle. Heimo Scheuch verweist auf eine kürzlich getätigte Akquisition im Dachbereich, bei der ein französisch-deutsches Unternehmen mit 28 Standorten übernommen wurde. Diese Unternehmen werden in wienerbergers Plattform integriert, um das Produktportfolio zu erweitern und neue Märkte zu erschließen.
Doch Akquisitionen erfordern auch finanzielle Mittel. Wienerberger ist am Finanzmarkt aktiv und erwirtschaftet Cashflow, um diese strategischen Übernahmen zu finanzieren. Der ganzheitliche Ansatz von wienerberger, der über traditionelle Baustoffe hinausgeht, umfasst Innovationen in verschiedenen Bereichen wie Elektrorohre, vorgefertigte Kits für den Hausbau und Sensortechnik.
Wird es zukünftige Akquisitionen bei wienerberger geben? Laut Heimo Scheuch wird wienerberger im Kerngeschäft bleiben: Neubau, Infrastruktur und Renovierung. Besonders der nordamerikanische Markt, der bereits knapp eine Milliarde Euro Umsatz generiert, wird weiter ausgebaut, um ein ausgewogenes regionales Portfolio zu erreichen. Heimo Scheuch sieht die Zukunft von wienerberger in der Integration von innovativen Technologien und nachhaltigen Baustoffen, um das Baugewerbe effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten.
In Bezug auf Innovationen betrachtet wienerberger das Dach als Teil des Gesamtkonzepts und nutzt es in vielfältiger Weise, beispielsweise zur Energiegewinnung und Wassersammlung. Trotz des traditionellen Charakters des amerikanischen Marktes setzt wienerberger weiterhin auf innovative Lösungen, um die Bedürfnisse der Kund:innen zu erfüllen und die Bauindustrie voranzutreiben.
Nachhaltiges Bauen und eine effiziente Nutzung von Ressourcen ist für wienerberger ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur, die über 200 Jahre Bestand hat. Nachhaltiges Handeln bedeutet für Heimo Scheuch einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen, Menschen und Investitionen, sowohl finanziell als auch industriell.
Er fordert eine Überprüfung des Konsumverhaltens und kritisiert den ineffizienten Bau von Infrastrukturen wie Einkaufszentren, die oft ungenutzt bleiben und viel Platz beanspruchen. Für die Zukunft von wienerberger bedeutet dies, sich auf die effiziente Nutzung von Ressourcen und die Schaffung nachhaltigerer Lebensräume zu konzentrieren.
In Bezug auf die Baubranche spricht Heimo Scheuch über das oft negative Image der Industrie und betont, dass industrielle Tätigkeiten nicht grundsätzlich schlecht sind. Er fordert eine umfassende Aufklärung, um das Verständnis für die Bedeutung der Industrie und deren Beitrag zum Wohlstand zu fördern.
“Industrielles Tun ist nichts Schlechtes. Wertschöpfung, Wohlstand kommt ja von dem. Wo soll es denn sonst herkommen?”
– Heimo Scheuch
Ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit sind die Materialwahl und die Langlebigkeit der Produkte. Laut Heimo Scheuch ist es notwendig, nachhaltige Materialien zu verwenden und Produkte herzustellen, die über einen längeren Zeitraum halten. Recycling und Wiederverwendung sind ebenfalls zentrale Elemente nachhaltigen Bauens.
In Bezug auf die politische Landschaft und die Investitionen in die Infrastruktur zeigt sich Heimo Scheuch kritisch gegenüber kurzfristigem Denken und fordert eine stärkere Einbindung privater Investitionen. Er betont die Notwendigkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen der Politik und der Industrie, um die Herausforderungen im Bauwesen anzugehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Heimo Scheuch sieht die Zukunft der Bauindustrie sowohl im Ausbau nachhaltiger Bauprojekte als auch in der verstärkten Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Er fordert eine Neuausrichtung der politischen Prioritäten hin zu langfristigen Investitionen und nachhaltigen Entwicklungsstrategien.
Abschließend zeigt sich Heimo Scheuch optimistisch für die Zukunft von wienerberger und der Bauindustrie insgesamt. Er sieht das Potenzial für weiteres Wachstum und die Bereitschaft von wienerberger, eine führende Rolle in der Gestaltung einer nachhaltigen Bauindustrie zu übernehmen.
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Tim Lorenz, Geschäftsführer von VINCI Deutschland und VINCI Construction GmbH über die Zukunft der Bauindustrie. Von der Bedeutung von Innovationen und Nachhaltigkeit bis hin zur Förderung von Diversity: Erfahrt wie die Branche sich auf Herausforderungen vorbereitet und Chancen nutzt, um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln.
Tim Lorenz, dessen Familiengeschichte eng mit dem Bauwesen verbunden ist, hat eine reiche Erfahrung auf Baustellen gesammelt, lange bevor er die Leitung als Geschäftsführer von VINCI Deutschland und VINCI Construction GmbH übernahm. Seine Reise begann mit einer Ausbildung, die ihm nicht nur die Grundlagen des Baus vermittelte, sondern ihn auch prägte und bis heute begleitet.
“Ich glaube, es ist wichtig, dass man so ein paar Grundsätze mitbekommt, wie eine Baustelle funktioniert und ich glaube, das, was ich in der Lehre mitbekommen habe, das ist schlussendlich, was mich heute begleitet.”
– Tim Lorenz
VINCI, ein internationales Unternehmen mit einem beeindruckenden Leistungsspektrum, ist mehr als nur ein Baukonzern. Mit Hauptsitz in Paris und einem Jahresumsatz von über 65 Milliarden Euro ist es einer der Branchenführer im westlichen Raum. Von Autobahnen bis hin zu Hochhäusern deckt das Unternehmen ein breites Spektrum ab und betreibt auch Konzessionen wie Autobahnen und Flughäfen.
Konzessionen sind spezielle Genehmigungen oder Erlaubnisse, die von Regierungen oder anderen zuständigen Behörden erteilt werden. Sie geben einem Unternehmen das Recht, bestimmte Dienstleistungen anzubieten oder bestimmte Aktivitäten auszuführen, die normalerweise unter staatlicher Kontrolle stehen. Das bedeutet, dass VINCI neben dem Bau von Autobahnen und Hochhäusern auch das Recht hat, bestimmte öffentliche Infrastruktureinrichtungen wie Autobahnen und Flughäfen zu betreiben.
Tim Lorenz erklärt, dass VINCI nicht nur auf externe Partner angewiesen ist, sondern auch eine starke interne Arbeitskraft besitzt, um die Qualität seiner Projekte zu gewährleisten. Dabei spielen die beiden Hauptbereiche, Construction und Energies, eine entscheidende Rolle. Während der Construction-Bereich sich mit horizontalen und vertikalen Infrastrukturprojekten befasst, konzentriert sich der Energiesektor auf alles, was mit Energieflüssen zu tun hat, von Strom bis Gas.
Doch trotz des Erfolgs und der Innovationskraft von VINCI sieht Tim Lorenz auch Herausforderungen am Horizont aufziehen. Die knappen finanziellen Mittel, politische Unsicherheiten und steigende Kosten durch Material- und Rohstoffabhängigkeit bedrohen die Branche. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, plädiert Tim Lorenz für einen politischen Diskurs über langfristige Investitionen in die Infrastruktur, um eine resiliente Zukunft zu sichern.
In Anbetracht des rapiden Bevölkerungswachstums und der zunehmenden urbanen Verdichtung ist es von entscheidender Bedeutung, rechtzeitig in den öffentlichen Nahverkehr und die Infrastruktur zu investieren, um den steigenden Mobilitätsbedarf zu decken. Tim Lorenz und sein Team bei VINCI stehen bereit, diese Herausforderungen anzunehmen und die Zukunft des Bauwesens nachhaltig zu gestalten.
Die aktuelle Infrastruktur ist laut Tim Lorenz den wachsenden Anforderungen nicht gewachsen. Es brauche Innovationen und ein Umdenken in der Bauindustrie, um die Herausforderungen zu bewältigen.
Dabei geht es nicht nur um finanzielle Mittel, sondern auch um neue Überlegungen und Konzepte. Die Bauindustrie muss bereit sein, sich anzupassen und zu verändern. Ein Beispiel dafür ist die verstärkte Nutzung intelligenter Systeme zur Bewältigung von Regenereignissen. Statt Regenwasser einfach in Flüsse einzuleiten, sollten unterirdische Speicher genutzt werden, um das Wasser aufzufangen und sukzessive wieder einzuspeisen. Dies reduziert nicht nur Überlastungen der Entwässerungssysteme, sondern trägt auch zur Schonung von Ressourcen bei.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Nachhaltigkeit. Laut Tim Lorenz sollte die Infrastruktur grüner gestaltet und der Grünanteil in Städten erhöht werden. Durch weniger Versiegelung und mehr Flächen zur Versickerung von Regenwasser können Städte lebenswerter und widerstandsfähiger gegen Hitzeentwicklungen werden. Es gibt bereits erfolgreiche Beispiele aus anderen Städten, wie etwa Parks oder Abkühlungsinseln, die mit Bäumen, Wasserflächen und unterirdischen Speichern arbeiten.
Trotz dieser vielversprechenden Ansätze fehlt es oft an Mut, neue Wege zu gehen. Sowohl in der Bauindustrie als auch in der Politik sind Veränderungen und Innovationen dringend erforderlich, um die Infrastruktur zukunftsfähig zu machen. Tim Lorenz ermutigt dazu, mutige Schritte zu setzen und innovative Ideen umzusetzen, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.
“Und die Frage ist: Was wollen wir unseren Kindern übergeben? Oder der nachfolgenden Generation? Eine intakte Infrastruktur oder eine Infrastruktur, die also nicht mal den Ansprüchen gerecht wird?”
– Tim Lorenz
Ein zentraler Punkt ist die intensive Arbeit an der Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks, so Tim Lorenz. Bis zum Jahr 2030 strebt das Unternehmen eine Reduzierung um 40 % an, eine ehrgeizige Zielsetzung, die auch eine Veränderung des eigenen Handelns erfordert. Trotz fehlender Anforderungen seitens des Kunden setzt VINCI hier auf Vorreiterrolle und zeigt, dass Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein integraler Bestandteil ihres Handelns sind.
Es geht außerdem die Nutzung von Recyclingmaterialien im Straßenbau sowie die Herausforderungen, die durch bestehende Gesetze und Standards entstehen. Die Notwendigkeit einer Veränderungsbereitschaft in der Branche, um neue Lösungsansätze umsetzen zu können ist laut Tim Lorenz dabei wichtig.
Trotz des Engagements für Innovation und Nachhaltigkeit stehen Unternehmen wie VINCI vor zahlreichen Herausforderungen und Hemmnissen. Bürokratische Hürden, starre Standards und die Angst vor persönlicher Haftung bremsen oft den Fortschritt und die Umsetzung neuer Ideen. Diese Hemmnisse gilt es zu überwinden und die Bereitschaft zur Veränderung auf allen Ebenen zu stärken, so Tim Lorenz.
Er unterstreicht die Bedeutung einer konsequenten Neuausrichtung der Infrastruktur und der Baubranche. Dies erfordert nicht nur Engagement seitens der Unternehmen, sondern auch politische Unterstützung und gesellschaftliche Akzeptanz für Veränderungen. Nur durch gemeinsame Anstrengungen können zukunftsweisende Projekte realisiert und neue Standards gesetzt werden.
Diversity und deren Beitrag zur Innovationsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der Branche ist für Tim Lorenz essenziell.
Dabei ist Vielfalt nicht nur in Bezug auf Geschlechtergleichheit, sondern als umfassendes Konzept, das alle Formen von Unterschiedlichkeiten umfasst, gemeint. Es ist nicht nur ein moralisches Anliegen, sondern auch eine strategische Notwendigkeit, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Durch die Integration verschiedener Perspektiven, Fähigkeiten und Erfahrungen können innovative Lösungen entwickelt und die Veränderungsbereitschaft gestärkt werden.
Als Unternehmen setzt sich VINCI aktiv für die Förderung von Diversity ein.
Schließlich ist es unumgänglich, einen Blick in die Zukunft zu werfen. In Deutschland steht die Bauindustrie vor einem bedeutenden Generationswechsel, da die Babyboomer 2019 ihren Höhepunkt erreichten. Dies führt zu einem schrittweisen Rückgang der Arbeitskräfte im Sozialsystem. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist eine jährliche Zuwanderung von etwa 400.000 Arbeitskräften erforderlich, was eine intensive Auseinandersetzung mit Integrations- und Arbeitsmodellen erfordert, so Tim Lorenz. Als VINCI setzen sie sich daher dafür ein, das Bewusstsein für diese Themen zu schärfen, insbesondere bei bestehenden Mitarbeiter:innen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln und zukunftsfähige Arbeitsumgebungen zu schaffen.
Konkrete Maßnahmen zur Förderung von Diversity sind demnach Sensibilisierungsmaßnahmen, der Aufbau von Netzwerken, die Unterstützung bei der Integration neuer Mitarbeiter:innen und die Schaffung von barrierefreien Arbeitsumgebungen. Durch diese Maßnahmen soll sichergestellt werden, dass das Unternehmen für zukünftige Herausforderungen gut gerüstet ist und von den Vorteilen einer vielfältigen Belegschaft profitiert.
Tim Lorenz sieht drei große Herausforderungen für die Bauindustrie: den Klimawandel, die Digitalisierung und den Generationswechsel. Diese Herausforderungen erfordern eine umfassende Neuausrichtung der Branche, um nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. Tim Lorenz betont die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung dieser Herausforderungen und plädiert für eine konsequente Anpassung an die sich verändernden Rahmenbedingungen.
Die Digitalisierung und künstliche Intelligenz spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen. Diese Technologien können dazu beitragen, Wissen zu konservieren, Arbeitsabläufe zu optimieren und Innovationen voranzutreiben. Tim Lorenz erklärt jedoch, dass der menschliche Faktor weiterhin entscheidend bleibt und dass Technologie nur als unterstützendes Werkzeug dienen sollte.
Trotz der vielfältigen Herausforderungen und Veränderungen, denen sich die Bauindustrie gegenübersieht, blickt Tim Lorenz optimistisch in die Zukunft. Er betont die Bedeutung von Anpassungsfähigkeit, Innovation und Zusammenarbeit und zeigt sich zuversichtlich, dass die Branche die bevorstehenden Herausforderungen erfolgreich bewältigen kann.
Erfahrt in dieser Podcastfolge, wie Fertighäuser zu einer Welt voller Innovationen und Nachhaltigkeit werden. Dr. Manuel Schönwitz, Geschäftsführer von WeberHaus, spricht Klartext über Fertighäuser, ihre Umweltfreundlichkeit, Recycling und die Herausforderungen der Branche.
Wenn man so auf der Autobahn entlang düst, fallen einem ja allerhand Dinge auf – von beeindruckenden Landschaften bis hin zu kleinen Dörfern. Aber was ist mit diesen Häusern am Straßenrand? Dahinter verbergen sich tatsächlich Fertighauswelten, die ganz bewusst dort ausgestellt werden.
Michél-Philipp Maruhn hat sich einen umfassenden Einblick in ein solches Fertighaus geholt. Dazu musste er in keinem physisch vor Ort sein, sondern bekam die wahren Insights von einem, der es wissen muss.
Dr. Manuel Schönwitz, der Geschäftsführer von WeberHaus klärt in dieser Podcastfolge über falsche Vorurteile und echte Fakten von Fertighäusern, insbesondere die von WeberHaus auf. WeberHaus hat bereits über 40.000 Häuser gebaut – eine echte Leistung für das Unternehmen seit seiner Gründung im Jahr 1960.
Zu Beginn gibt es eine kleine, feine Überraschung für Michél, der wohl ein bisschen in die Schublade der Vorurteile über Fertighäuser abgerutscht war. Sind Fertighäuser nicht billige “Pattex-Buden” aus der Schachtel?
Dr. Manuel Schönwitz klärt ihn darüber auf, dass Fertighäuser heutzutage ganz und gar nicht mehr diese "Pattex Buden" sind, als die sie früher vielleicht verschrien waren. Nein, diese Häuser sind qualitativ hochwertig und haben einiges zu bieten.
Auch interessant: Die Fertighauswelten entlang der Autobahnen kommen nicht von einem Hersteller oder einer Herstellerin, der oder die dort ausstellt. Es handelt sich um eine bunte Mischung verschiedener Unternehmen.
Aber wie steht es um die Umweltfreundlichkeit dieser Häuser? Dr. Manuel Schönwitz erklärt, wie ein Musterhaus nach seiner Präsentation abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut wird. Recycling ist eben auch in der Fertighaus-Branche ein Thema.
Ein Musterhaus wird demnächst abgebaut und sehr wahrscheinlich von einem WeberHaus-Mitarbeiter gekauft.
Aber Dr. Manuel Schönwitz ist ehrlich: Nicht alle Materialien können wiederverwendet werden. Einige landen leider im Container, wie zum Beispiel Estrich. Aber was ist mit den wichtigen Teilen wie den Wand-, Decken- und Dachelementen sowie den Fenstern? Nun, die ziehen komplett mit um! Das klingt doch schon ziemlich nachhaltig.
Die entsprechenden Elemente werden sorgfältig demontiert, auf den Lastwagen verladen und an einem anderen Ort wieder aufgebaut. Wahnsinn, wie ein ganzes Haus so mobil sein kann. Durch dieses Recyclingverfahren wird nicht nur Müll vermieden, sondern auch Ressourcen gespart.
Doch das Gespräch wird ernster, als es um die aktuellen Herausforderungen der Branche geht. Wie wirkt sich der Trend zu weniger Neubauten auf den Markt aus? Dr. Manuel Schönwitz bestätigt, dass die gesamte Branche einen Rückgang der Nachfrage erlebt und es kein Wachstumsmarkt mehr im eigentlichen Sinne ist. Dennoch gibt es immer noch eine große Nachfrage nach Eigenheimen in Deutschland. WeberHaus reagiert darauf mit innovativen Konzepten wie dem Minihaus, das auf die aktuellen Herausforderungen des Marktes zugeschnitten ist.
Interessant ist auch die Produktpalette von WeberHaus. Sie bieten nicht nur Standardhäuser an, sondern auch individuelle Architektenhäuser. Das zeigt, dass sie flexibel auf die Bedürfnisse ihrer Kund:innen eingehen können – egal, ob es um kleine Anpassungen oder komplett maßgeschneiderte Lösungen geht.
Dr. Manuel Schönwitz betont die Bedeutung von Prozess- und Produktinnovationen. Durch verstärkte Automatisierung in der Produktion kann WeberHaus Produktionsprozesse optimieren und beschleunigen, was zu einer Effizienzsteigerung führt. Besonders spannend ist die Integration von Smart Home-Technologien, die neue Geschäftsmodelle ermöglichen und Kund:innen zusätzliche Dienstleistungen bieten können.
Dr. Manuel Schönwitz beleuchtet auch die Möglichkeit, bestimmte Prozesse ins Unternehmen zurückzuholen, um Kernkompetenzen zu stärken. Darüber hinaus plant WeberHaus trotz Brexit-Herausforderungen, in den lukrativen britischen Markt weiter zu expandieren.
Dr. Manuel Schönwitz erläutert den aktuellen Fertigungsprozess und identifiziert Potenziale für weitere Automatisierung. Eine neue Anlage im Stammwerk ermöglicht die vollständig automatisierte Fertigung von Außenwänden, was nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter:innen verbessert. Ergonomie spielt dabei eine wichtige Rolle, da Automatisierung auch die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter:innen fördern kann.
Dr. Manuel Schönwitz war vor seiner Karriere bei WeberHaus über fünf Jahre bei Porsche Consulting tätig. WeberHaus ist ein Familienunternehmen. Wie also kam Dr. Manuel Schönwitz, der weder zur Familie noch damals aktiv zur Branche gehörte, zu seiner Position?
Er erklärt, dass der Bedarf an Führungskräften bei WeberHaus entstanden sei, da der vorherige Geschäftsführer das Unternehmen verlassen habe und keine unmittelbare Familienmitgliedschaft zur Verfügung stand, um die Lücke zu füllen. Er selbst habe bereits eine Vergangenheit im Bereich Fertighausbau, sowohl durch eine Tischlerlehre als auch durch frühere Beratungstätigkeiten für Fertighaushersteller wie WeberHaus. Diese Bekanntheit und seine Erfahrungen aus anderen Bereichen hätten zu seiner Entscheidung beigetragen.
Wie unterscheidet sich die Arbeit in einem Familienunternehmen von Dr. Manuel Schönwitz’ vorherigen Erfahrungen? Kurze Entscheidungswege und finanzielle Unabhängigkeit sind nur zwei der Vorteile, die er nennt.
"Finanzielle Unabhängigkeit ist ein Riesenvorteil. Wir müssen uns nicht dem Druck irgendwelcher Aktionäre oder Geldgeber hingeben, sondern klären das mit der Familie direkt. Das ist der nächste Vorteil. Die Entscheidungswege sind unglaublich kurz."
– Dr. Manuel Schönwitz
Welche Erkenntnisse aus der Automobilindustrie können auf die Fertighaus-Branche übertragen werden? Dr. Manuel Schönwitz betont, dass zwar keine direkte Kopie möglich sei, jedoch viele Konzepte und Prinzipien adaptiert werden könnten.
“Also ich glaube, kopieren geht nicht. Wir haben immer so schön gesagt, du kannst aber kapieren und dann übertragen. Zumindest mal in dem Maße, in dem es auch Sinn macht.”
– Dr. Manuel Schönwitz
Ein wichtiges Beispiel sei der Paradigmenwechsel von einem projektbasierten zu einem produktbasierten Denken, der auch in der Bauindustrie stattfinde. Dies ermögliche einen geordneten Produktentwicklungsprozess und die Schaffung modularer Bauteile für verschiedene Projekte.
Die einzigartige Positionierung eines Fertighausherstellers könne sich sowohl durch Architektur als auch durch den Prozess der Kundeninteraktion abheben. Hierbei sei die Integration digitaler Tools wie Konfiguratoren wichtig, um den Kund:innen ein ganzheitliches Erlebnis zu bieten. Während persönliche Beratung nach wie vor eine Rolle spielt, könnte die Möglichkeit zur digitalen Konfiguration des Hauses die Bedürfnisse einer neuen Generation von Kund:innen ansprechen, die ein nahtloses digitales Erlebnis wünschen.
Ein Haus bauen – das ist für viele eine einmalige Angelegenheit, oder nicht? Wie nutzt WeberHaus das Potenzial seiner Bestandskund:innen, die bereits über 40.000 fertige Häuser repräsentieren?
Dr. Manuel Schönwitz erklärt, dass WeberHaus bereits einige Kund:innen hatte, die mehrmals mit ihnen gebaut haben, was ein positives Zeichen für die Kundenzufriedenheit ist. Er betont jedoch, dass die Mehrheit der Bestandskund:innen nicht erneut kaufen wird. Daher hat WeberHaus das Bestandsgeschäft zu einer strategischen Säule gemacht, um das Potenzial dieser Kund:innen besser zu nutzen.
Ein bedeutender Teil dieser Strategie besteht darin, den Kund:innen zusätzliche Dienstleistungen anzubieten, insbesondere im Bereich der Sanierung und Revitalisierung von Gebäuden. Dr. Manuel Schönwitz erklärt, dass dies bereits Teil des Geschäftsmodells von WeberHaus war, jedoch intensiviert werden kann. Dies beinhaltet Badsanierungen, energetische Sanierungen und andere Renovierungsarbeiten, um die bestehenden Häuser zu verbessern.
WeberHaus verfügt bereits über eine beträchtliche Anzahl von gewerblichen Mitarbeiter:innen. Die Frage liegt nahe, ob die Zukunft des Wachstums darin besteht, Handwerksbetriebe zu kaufen. Dr. Manuel Schönwitz bestätigt, dass WeberHaus bereits drei Handwerksbetriebe erworben hat und plant, dies in Zukunft weiter zu tun, insbesondere in kritischen Gewerken wie Sanitär- und Elektroinstallationen. Durch diese Akquisitionen möchte das Unternehmen seine Kapazitäten für Sanierungsarbeiten erweitern und regionale Netzwerke aufbauen, um schneller auf Kundenanfragen reagieren zu können.
Die Analyse von Kundendaten ermöglicht es WeberHaus, den Zeitpunkt für Renovierungsarbeiten genau abzuschätzen und Kund:innen gezielt anzusprechen. Dr. Manuel Schönwitz betont die Bedeutung dieser Datenbank von über 40.000 Kundenadressen, die als warme Leads betrachtet werden können. Durch gezielte Ansprache und Angebote für Sanierungsdienstleistungen möchte WeberHaus sicherstellen, dass es seine bestehende Kundenbasis effektiv nutzt und die Kundenzufriedenheit über den gesamten Lebenszyklus der Häuser hinweg sicherstellt.
Welche Zukunftspläne hat WeberHaus und wie schätzt das Unternehmen das Marktumfeld ein? Dr. Manuel Schönwitz erklärt, dass er eine Seitwärtsbewegung im Markt sieht und nicht erwartet, dass das Niveau und die Hochzeiten vor ein bis zwei Jahren aus der Vergangenheit erreicht werden.
“Ich glaube, das Einfamilienhaus ist immer noch so ein deutsches Ding und dass es sich nicht komplett wegdiskutieren lässt. Das schafft auch Politik nicht. Aber es wird eine Seitwärtsbewegung geben.”
– Dr. Manuel Schönwitz
Dennoch sieht er keine handfeste Krise. WeberHaus hat nach wie vor Auftragseingänge, wenn auch weniger, so Dr. Manuel Schönwitz. Er betont die Bedeutung strategischer Säulen, um das Geschäft voranzutreiben. Dazu gehören das Kerngeschäft mit Einfamilienhäusern sowie das Engagement im mehrgeschossigen Bauen und im Bestandsgeschäft.
Dr. Manuel Schönwitz erklärt, dass WeberHaus die Potenziale im Bereiche des mehrgeschossigen Bauens sieht, verstärkt in diese Projekte investieren möchte und die Prozesse entsprechend anpasst. Dies umfasst sowohl Reihenhausprojekte als auch Investorenprojekte, die eine andere Herangehensweise erfordern.
Und wie steht es um potenzielle Trends und neue Marktteilnehmer:innen? Dr. Manuel Schönwitz erwähnt das Interesse von Roboterherstellern an der Bauindustrie sowie die Möglichkeit, dass sich verschiedene Märkte überschneiden könnten. Er betont jedoch, dass WeberHaus bislang keine akute Bedrohung, sondern vielmehr Chancen in diesen Entwicklungen sieht, insbesondere im Bereich der energetischen Sanierung und der Nachverdichtung.
Dr. Manuel Schönwitz unterstreicht die Rolle von Holz als einen wichtigen Teil der Lösung in Bezug auf Nachhaltigkeit und betont die Kompetenz von WeberHaus in diesem Bereich.
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Thorsten Schulte, Geschäftsführer bei Gewobag EB über die Welt des städtischen Wohnungsbaus. Erfahrt mehr über die komplexen Herausforderungen, denen sich Stadtentwickler:innen heute stellen müssen und wie Innovationen den Weg zu nachhaltigem Wohnraum ebnen.
In einer Welt voller urbaner Wirrungen und grüner Oasen, zwischen Betonwüsten und schützenswerter Artenvielfalt, hatte Michél die Möglichkeit mit Thorsten Schulte, Geschäftsführer bei Gewobag EB eine Podcastfolge aufzunehmen. Also lasst euch auf eine Reise durch die Höhen und Tiefen des städtischen Wohnungsbaus mitnehmen.
Schon von Kindesbeinen an zog es Thorsten Schulte in die Welt des Bauens. Angefangen als Maurer, fand er seinen Weg über das Studium der Architektur schließlich in die Welt der Bauleitung und Projektentwicklung. Eine der größten Herausforderung begann, als er sich den städtischen Wohnungsbaugesellschaften anschloss.
Für Thorsten Schulte und sein Team ist die Errichtung von Wohnraum nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch ein Balanceakt zwischen den Ansprüchen der modernen Stadtentwicklung und den Bedürfnissen der Umwelt. Eine der größten Hürden in den vergangenen Projekten? Die Rotbauchunke.
Diese kleinen Amphibien sorgten für großen Ärger, als sie plötzlich auf Baustellen auftauchten und den Baufortschritt zum Stillstand brachten. Mit aufwendigen Maßnahmen musste ein Miniatur-Naturschutzgebiet geschaffen werden, um den Ansprüchen der Tiere gerecht zu werden – ein Beispiel für die komplexen Herausforderungen, denen sich Stadtentwickler:innen heute stellen müssen.
"(...) Die Politik steht auf der einen Seite da und sagt: 'Wann fangt ihr denn an zu bauen?' Und wir sagen: 'Ihr seid es, die den Artenschutz so ausufern haben lasst (...). Ihr müsst euch entscheiden: Wollt ihr Wohnungen oder Rotbauchunken?'"
– Thorsten Schulte
Doch nicht nur die Natur stellt eine Herausforderung dar. Auch die Bürokratie und die politischen Entscheidungen können den Fortschritt von Bauprojekten erheblich verzögern. Zwischen den Interessen der verschiedenen Bezirke und den Anforderungen des Senats steht Thorsten Schulte oft vor einem schier unüberwindbaren Dilemma. Eine weitere Herausforderung ist die Beschaffung von Ausgleichsgrundstücken für Bauprojekte. Oft gestaltet sich dies schwieriger als gedacht, wie Thorsten Schulte aus eigener Erfahrung berichtet.
In Pankow, einem der Bezirke, mit denen Gewobag EB zusammenarbeitet, werden neue Wege gegangen. Durch offene Kommunikation und frühzeitige Einbindung aller Beteiligten entstehen innovative Lösungen für komplexe Probleme. Doch auch hier gibt es noch viel zu tun, besonders im Bereich der Verkehrserschließung, wo die Infrastruktur oft den Bedürfnissen der wachsenden Stadt hinterherhinkt.
"Dafür kann auch Pankow nichts, sondern das ist ein Berlin-Thema. Das ist nicht wie in Kopenhagen oder in Wien, wo man erst die U-Bahn und Straßenbahn baut (...). Bei uns ist man ganz überrascht: Huch, das Baugebiet ist da, da wohnen jetzt Menschen."
– Thorsten Schulte
Trotz aller Widrigkeiten bleibt Thorsten Schulte optimistisch und voller Tatendrang. Denn am Ende des Tages geht es darum, Wohnraum zu schaffen und die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern – eine Aufgabe, die es wert ist, verfolgt zu werden, auch wenn der Weg manchmal steinig ist.
Und die Fakten sprechen für Optimismus. Immerhin sind 3.500 Wohnungen bereits im Bau, wobei alle Naturschutzthemen und nachbarschaftlichen Aspekte gelöst worden sind.
“Es könnte einfacher sein und es könnte schneller gehen. Aber das sind so die Fakten, die es dann auch gibt.”
– Thorsten Schulte
Eine weitere Herausforderung ist die Frage der Baumaterialien, der jedoch mit innovativen Entwicklungen begegnet werden kann. Während Beton für seine Tragfähigkeit und Stabilität bekannt ist, gewinnt Holz als Baumaterial zunehmend an Bedeutung. Doch die Verwendung von Holz bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf Brandschutz und Langlebigkeit.
Aber es sind nicht nur technische Aspekte, die bei der Planung und Umsetzung von Bauprojekten berücksichtigt werden müssen. Die Vielfalt der Mieterklientel stellt eine weitere Herausforderung dar. Von der Kommunikation in mehreren Sprachen bis hin zur Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse und Lebensstile der Mieter:innen – die Wohnungsbaugesellschaften stehen vor der Aufgabe, innovative Lösungen zu finden, um jedem gerecht zu werden.
Ein weiterer Aspekt, den Thorsten Schulte anspricht, ist die Nutzung von Dachflächen für erneuerbare Energien. Durch innovative Modelle des Mieterstroms können Bewohner:innen von den Vorteilen der Solarenergie profitieren, während die Wohnungsbaugesellschaften gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren.
Insgesamt zeigt das Gespräch mit Thorsten Schulte, dass der Wohnungsbau mehr ist als nur das Errichten von Gebäuden. Es ist eine komplexe Aufgabe, die kreative Lösungen erfordert, um den steigenden Bedarf an Wohnraum zu decken und gleichzeitig die Bedürfnisse der Mieter:innen zu erfüllen. Mit einem Mix aus Tradition und Innovation streben Unternehmen wie Gewobag EB danach, Wohnraum zu schaffen, der nicht nur funktional ist, sondern auch ein Zuhause für Menschen aller Lebenssituationen bietet.
Link zur Studie:
https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/bbsr-online/2016/bbsr-online-08-2016.html
Frank Steffens, CEO der Brüninghoff Group, erzählt im DIGITALWERK Podcast, wie die Unternehmensgruppe mit rund 700 Mitarbeitenden tickt, warum sie jetzt vermehrt Mittfünfziger einstellen und welche positiven Auswirkungen es hat, ein Unternehmen divers aufzustellen.
Die Familie Brüninghoff ist nicht bekannt dafür, in der Medienlandschaft überaus präsent zu sein. Umso erfreuter sind wir, dass Frank Steffens, CEO von Brüninghoff, unserer Einladung in den DIGITALWERK Podcast gefolgt ist. Entstanden ist ein lockeres Gespräch rund um die Themen: Mitarbeitende, Fachkräftemangel, Unternehmensorganisationen und die Brüninghoff Group.
Die Brüninghoff Group ist ein Familienunternehmen aus dem schönen Münsterland, genauer gesagt der Stadt Heiden. Mit ca. 700 Mitarbeitenden (50% davon gewerblich) erwirtschaftete die Unternehmensgruppe an acht Standorten rund 235 Mio. Euro.
Insgesamt sechs unterschiedliche Gesellschaften gehören zur Brüninghoff Group. Innerhalb dieser Gesellschaften wird geplant, (vor-) gefertigt und gebaut. Ob schlüsselfertig, teilschlüsselfertig oder als reiner Bauteillieferant – Europas größter Produzent von Holz-Beton-Verbunddecken (HBV-Decken) ist breit aufgestellt. Sowohl Holz, Stahl, Aluminium als auch Beton gehören zu den Materialkompetenzen des Unternehmens. Durch diese sehr diverse Verteilung der Geschäftsbereiche, so Frank Steffens, können sie sehr gut auf Marktgeschehnisse reagieren. Die Wohnungsbaukrise tangiert das Unternehmen dadurch beispielsweise nur marginal.
Am 25.06.2024 feiert Brüninghoff 50 Jahre Unternehmensbestehen.
“Wir haben eine extrem hohe Umsetzungsstärke, weil wir es können! Wir haben entlang der Wertschöpfungskette überall Menschen und Prozesse entwickelt, die nur darauf abzielen, ein Stück digitale Welt mit handwerklichem Geschick in die Realität umzusetzen.“
Als Unternehmersohn des Bauunternehmens Steffens spricht Frank Steffens sehr offen über das eigene Familienunternehmen, welches durch Höhen und Tiefen gegangen ist und später liquidiert wurde.
Angefangen hat er mit einem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens, über Telekommunikation hin zum Handel. Später entdeckte er seine Leidenschaft: die Organisationentwicklung von Unternehmen. Seit 15 Jahren ist er nun bei Brüninghoff tätig. Außerdem ist er Lehrbeauftragter in Biberach und Oldenburg.
Täglich stellt sich Frank Steffens die Frage: „Wie bekommen wir die Organisationsstruktur so mobilisiert, dass sie über sich hinauswachsen kann.“ Und dabei ist es ihm wichtig, nicht nur rumzumeckern, sondern die eigenen Versäumnisse klar zu erkennen.
Franks Steffens hat eine klare Meinung zum Fachkräftemangel im Handwerk. Die Bauwirtschaft in Deutschland hat es lange verpasst, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen und ihr Image zu pflegen. Brüninghoff setzt dabei den Fokus auf Menschen, die vor allem handwerklich geprägt sind.
In seiner Vergangenheit ist ihm häufig aufgefallen, dass Menschen an Positionen eingesetzt wurden, die dafür nicht geeignet waren. Ideen entwickeln können laut Frank Steffens viele, an der Umsetzung scheitert es dann aber häufig. Das war auch der Grund, warum er aus dem Handel wieder zurück in die Bauwirtschaft gewechselt ist.
Die Brüninghoff Group setzt im Team deshalb vor allem auf Macher. Diese haben nicht nur Ideen, sondern können auch anpacken.
“Wir haben Bewerber, die sind 55/60+, die stellen wir jetzt ein. Das ist Gold [...] ich brauch Know How, [...]die auch was zeigen können, die Lebenserfahrung haben.”
Als zentrale Unternehmenswerkzeuge benennt Frank Steffens immer wieder Kommunikation und Flexibilität. Innovationen und Veränderungen können nur erfolgreich implementiert werden, wenn Mitarbeitende in diesen Prozess integriert werden. Dabei ist es besonders wichtig, Ziele zu definieren, Verantwortung zu übertragen und auch auf diese Ziele hinzuarbeiten. Andererseits darf man nicht verkrampft daran festhalten, wenn sich die Dinge verändern.
Ähnlich verhält es sich mit Entscheidungen. Entscheidungsprozesse sind bei Brüninghoff vielleicht aufwendiger, als bei anderen Firmen, denn es wird viel kommuniziert. Egal ob es um den weiteren Beschäftigungsweg in der Unternehmensgruppe und die individuellen Entwicklungen geht oder um die Beauftragung von Nachunternehmern. Das ist anstrengend, aber oft lohnt es sich.
Frank Steffens beschreibt die Brüninghoff Group als sehr bodenständig. Im Unterschied zu vielen anderen Unternehmen streben sie nicht nach immer weiter, höher, schneller,, sondern sind dankbar für das, was erreicht wurde,
“Für uns ist ein Jahr erfolgreich, wenn wir 100 Prozent Auslastung fahren und unsere Kunden verstehen, was ein integraler Planungsprozess ist.”
Frank Steffens nimmt seine Aufgabe als Geschäftsführer sehr ernst und trägt Verantwortung für eine Menge Familien in der Region. Gleichermaßen erwartet er von seinen Mitarbeitenden aber auch, dass sie ihre Aufgaben verlässlich und eigenständig regeln. Bei Problemen ist er für sein Team immer erreichbar - auch am Sonntag.
Als eine seiner Grundaufgaben versteht Frank Steffens es, Optimismus zu verbreiten und das kann er, weil er nah am Geschäft und den Leuten ist. Auch seine Vorlesungen gestaltet er nach diesem Motto. So kann es passieren, dass Studierende live an telefonischen Verhandlungsterminen während der Vorlesungszeit teilnehmen. Im Nachgang wird dann der Fall besprochen. Dadurch bekommen die jungen Menschen mit, wie die Realität der Branche wirklich aussieht. Viel zu oft werden Studierende mit falschen Erwartungen in die wirkliche Welt entlassen. Darauf folgt dann das böse Erwachen.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage war laut Frank Steffens keine Überraschung. Bereits vor sieben Jahren saß er mit seinen Bankern zusammen, um mit großer Skepsis die Zinsentwicklung zu diskutieren. Seiner Meinung nach war die Zinswende klar absehbar und die damit verbundenen Konsequenzen für die Baubranche ebenfalls. Nun findet am Markt eine gesunde Entwicklung statt.
„Wachstum in der heutigen Zeit ist unrealistisch, es geht um Verzicht, es geht um Bereinigung.“
Durch gezielte Diversifikation, sowohl was die Baumaterialien, die Produktionsweisen als auch die Projekte angeht, blieb die Brüninghoff Group bisher von der Krise im Wohnungsbaumarkt verschont.
Die australische Baubranche und herausragende Bauprojekte wie der Quay Quarter Tower in Sydney dienen als inspirierendes Vorbild für deutsche Architekten, Bauherren und Ingenieure angesichts ähnlicher Herausforderungen wie steigende Temperaturen und Bevölkerungsdichte. Was es sonst noch für Learnings gibt, erfahrt ihr hier!
In dieser Folge des DIGITALWERK Podcasts ist alles anders, denn wir haben die ersten Schritte ins Auslandgewagt, genauer nach Australien. Die dort gesammelten Erfahrungen haben wir in ein Gespräch verpackt und berichten euch somit von den Gepflogenheiten der Bau-und Immobilienbranche, Stadtplanung im Angesicht steigender Temperaturen und den neusten nachhaltigen Bauprojekten aus Australien.
Wieso Australien, mag sich der ein oder andere vielleicht wundern.
Wir haben dieses Land/diesen Kontinent ausgewählt, weil hier viele der auf Deutschland zukommenden Herausforderungen bereits vorherrschend sind. Dazu zählen unter anderem eine wachsende Bevölkerungsdichte in Städten aber auch steigende Temperaturen. Städte wie Sydney, Melbourne oder Brisbane haben sich gut damit arrangiert und viele inspirierende städtebauliche Lösungen gefunden. Die deutsche bzw. die europäische Bau- und Immobilienbranche kann sich also gut vom anderen Ende der Welt inspirieren lassen und deren Learnings adaptieren.
Zunächst einmal ein paarwirtschaftliche Fakten zu Australien:
In Australien wohnen ca. 26,2 Mio. Menschen, in Deutschland sind es bereits 84,6 Mio. Australien ist dafür 21 Malgrößer als Deutschland. Dies führt dazu, dass Distanzen deutlich größer sind, als wir es gewohnt sind und zwischen den bekannten Städten wie Sydney, Canberra, Perth, Melbourne oder Brisbane große Teile des Kontinents nur sehr dünn, bis gar nicht besiedelt sind.
Australien liegt auf der Südhalbkugel und zählt zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. Rund 55 % der Bevölkerung sind erwerbstätig – das sind rund 14,2 Mio. Menschen. In Deutschland sind ebenfalls ca. 56 % der Bevölkerung erwerbstätig, was in etwa 45,7 Mio. Menschen entspricht. Bezeichnend ist jedoch, dass in Australien deutlich mehr Menschen unternehmerisch oder selbstständig tätig sind. Ca. 15 % der Erwerbstätigen gehen einer selbstständigen Tätigkeit nach, während es in Deutschland gerade einmal 8,5 % sind.
Hier zeigt sich mal wieder, dass im Puncto Unternehmertum und Gründung in Deutschland noch eine Menge Luft nach oben ist.
Ebenfalls wie in Deutschland wurde das Renteneinstiegsalter auf 67 erhöht und soll in Zukunft noch einmal erhöht werden.
Im Baugewerbe arbeiten ca. 1,3 Mio. Menschen und die Bauindustrie in Down Under erwirtschaftet rund sieben Prozent des Brutto Inland Produktes.
Zu den Top-Berufen im Handwerk gehören hier Tischler:innen, was wohl daran liegt, dass der Holzbau in Australien sehr verbreitet ist.
Anstelle von Vans fährt man hiermit einem Jeep.
Auffällig ist auch, dass sowohl das Baustellenfahrzeug, die Werkzeugtasche, als auch die Baustellen in Australien extrem aufgeräumt sind. Auch das Thema Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz wird hier groß geschrieben. Wirklich jeder trägt hier seinen Helm, Sicherheitsschuhe und Arbeitskleidung.
Das Handwerk erfährt durch die Regierung erhebliche Förderungen. Das Einstiegsgehalt liegt bei ca. 80.000australische Dollar (= 48.500 Euro) mit den Jahren natürlich steigend. Die Lebenshaltungskosten sind vergleichbar mit denen in Deutschland. Damit kann man sich in Australien einen guten Lebensstandard leisten und am Ende bleibt mehr zum Leben übrig.
In Australien ist der Fachkräftemangel wie bei uns in Deutschland extrem hoch. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken wird Einwanderung in Australien forciert und es wurden erhebliche Vereinfachungen eingeführt. Eine sogenannte Skilled Occupation List gibt Auskunft darüber, wie dringend Australien Fachkräfte in einem bestimmten diesem Bereich benötigt werden. Die Vergabe eines Visumserfolgt nach einem Punktesystem. Qualifizierte Handwerker stehen auf der Skilled Occupation List auf einer Stufe mit Ärzten oder Ingenieuren. Für Einwanderer die (noch) nicht qualifiziert sind gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten und definierte Eingliederungsprozesse.
Sydney ist die größte Stadt in Down Under und obwohl die zulässige Höhe von Wolkenkratzen lange auf 235 Meterbegrenzt war, gibt es mittlerweile einige imposante Gebäude. Außerdem wird wohlan jeder Ecke gebaut. Unter anderem wurde der Quay Quarter Tower als größtes Bauen im Bestand Projekt umgesetzt. Wenn Ihr mehr zu diesem Thema empfehlen wollt, schaut doch mal in dieses Video hier rein:
Brisbane ist eine der nachhaltigsten Städte der Welt, die viele Grünflächen bietet. Dies sorgt einerseits für eine hohe Artenvielfalt, aber auch für passive Kühlung.
In Brisbane finden die Olympischen Spiele 2032 statt. Dafür wird in der Stadt gerade einiges umstrukturiert. Einerseits gibt es große infrastrukturelle Veränderungen wie den Ausbau von Bus und Bahnlinien. Übrigens sind viele der öffentlichen Verkehrsmittel in Brisbane kostenlos nutzbar. Andererseits entstehen unglaublich viele Hotels, Gewerbe-und Veranstaltungsflächen.
Das Queens Wharf Projekt ist das aktuell größte Bauprojekt der Südhalbkugel und wird wohl ca. 4 Milliarden Australische Dollar (=2,43 Milliarden Euro) kosten. Natürlich haben wir auch zu diesem Projekt ein Video gemacht. Dieses erscheint Ende nächster Woche auf unserem YouTube Kanal, schaut also unbedingt mal auf YouTube vorbei.
Die Regierung fördert vor allem im Bereich des nachhaltigen Bauens unglaublich viel und unterstützt dadurch Immobilienentwickler und eine nachhaltige Stadtentwicklung. So werden einerseits geringere Zinsen und Förderkredite gewährleistet. Auch Bauanträge können beschleunigt werden, wenn das Bauprojekt gewisse Kriterien erfüllt.
Die Lebensqualität in Australien ist unglaublich hoch. Das hat einerseits natürlich mit dem guten Wetter, der Sonne und der vielen unberührten Natur zu tun aber auch das Bildungssystem, der Wohlstand und die Lebensqualität haben einen hohen Stellenwert. Australier sind bekannt für ihre entspannte Lebenshaltung und ihre Aufgeschlossenheit.
Deutsche Bau- und Ingenieurskunst hat weiterhin einen hohen Stellenwert. Gerade im Bereich der Nachhaltigkeit und im Umgang mit Fachkräften und erhöhter Temperatur kann man sich von Australien einiges abschauen.
Wenn Ihr noch mehr Bilder von australischen Bauprojekten und Städten sehen wollt: Hier geht´s zu Michéls persönlichen Highlights aus Down Under.
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Dr. Andreas Nauerz, CTO bei Bosch Digital über die Welt der Künstlichen Intelligenz. Erfahrt, wie sich Artificial General Intelligence (AGI) und Superintelligenz auf unsere Zukunft auswirken könnten und welche Chancen sowie Risiken diese Entwicklungen mit sich bringen. Dabei geht es auch um die Herausforderungen und die ethischen Aspekte, die mit der Gestaltung einer Zukunft voller Innovation und Menschlichkeit einhergehen.
Man hätte ihn im lässigen Hoodie erwartet. Dazu hätte er vielleicht noch ein bisschen skeptisch rdein geblickt, überhaupt keine Lust auf das Gespräch mit Michél gehabt und sich nach einem ruhigen Keller, Pizza, wenig Licht und vor allem viel Technik gesehnt.
So kann man sich das perfekte Klischee eines Tech-Nerds wunderbar ausmalen. Aber die Beschreibung trifft auf unseren Podcastgast in der Realität nicht zu. Was aber tatsächlich in der Zukunft Realität werden könnte, ist viel gruseliger und größer als die Karikatur eines Tech-Nerds.
Es mag ja Menschen geben, die glauben, dass sie ein wahres Brain in Person sind. Okay, solche Menschen mag es geben und es gibt und gab tatsächlich wirklich wahnsinnige Genies. Was aber, wenn das nur ein ganz kleines Stück vom großen, sagen wir Intelligenz- und Wissens-Kuchen ist?
Bleiben wir direkt bei der Physik, die von einigen menschlichen Genies geprägt wurde. Ein physikalischer Fakt:
Unsere Neuronen in unserem Gehirn senden mit 200 Hz 200 Signale pro Sekunde. Signale laufen in unserem Gehirn mit 100 Metern pro Sekunde. In Maschinen laufen sie mit Lichtgeschwindigkeit.
Dabei kann man bereits erahnen, was für ein gewaltiges Potenzial in Maschinen steckt.
Das große Problem eines Menschen – und sagen wir – eines wirklich enorm intelligenten Menschen – sein Gehirn muss in seinem Kopf sitzen. Das Gehirn einer Maschine muss das allerdings nicht. Und damit kann das Gehirn einer Maschine sogar eine ganze Stadt umfassen.
Wenn es solch eine Maschine geben wird, wird es die letzte Erfindung des Menschen sein. Warum? Diese Superintelligenz ist dann geboren und sie kann neue Erfindungen entwickeln, und zwar mit einer Effizienz, bei der ein Mensch keine Chance mehr hat.
Nun stelle man sich einmal vor, was dadurch alles möglich wird. Forschung, Innovationen … – Ja, gewiss viele großartige Dinge. Was ist aber, wenn die Maschine vielleicht gar nicht mal so gute Absichten hat, … und ist sie einmal zum Leben erwacht, ist sie nicht mehr abzuschalten – weil: Tja, Pech, sie ist leider zu intelligent und weiß sich zu helfen.
Habt ihr ein komisches, beunruhigendes Gefühl bekommen? Tatsächlich ist das gar nicht verwerflich bei dem Thema. Aber wartet ab, was unser Gast, der “Tech-Nerd” im DIGITALWERK-Podcast, alles zu dem Thema zu berichten hat.
Dr. Andreas Nauerz nahm sogar schon zum zweiten Mal im DIGITALWERK-Podcaststudio Platz. Aber unfassbar: Ohne Hoodie. Wir verzeihen es dem leidenschaftlichen Techie, da er abends noch auf eine Veranstaltung gehen musste. Und auch hier enttäuscht das Klischee des introvertierten, menschenscheuen Tech-Nerds. Dr. Andreas Nauerz hat nicht nur ein ausgesprochen feines Gespür für technische Innovationen, sondern auch für Schlagfertigkeit und Humor. Nun aber zu den harten Fakten:
Dr. Andreas Nauerz trägt nicht nur den Doktortitel, sondern auch viele weitere Titel aufgrund seiner vielseitigen Positionen: CTO und Member of the Board bei Bosch Digital, CTO & Executive Vice President, Chief Expert Distributed & Cloud Computing, Software Eng, Cloud, Serverless, IoT, AI & ML und Ex-IBMer.
Als CTO von Bosch Digital navigiert Dr. Andreas Nauerz geschickt zwischen Businesskontext und der Welt des Codes. Seine unkonventionelle Persönlichkeit und seine Erfahrungen bei IBM und im Ausland haben ihm geholfen, eine Brücke zwischen Technologie und Business zu schlagen.
Mit einer Mischung aus Fachkompetenz und menschlicher Empathie betont Dr. Andreas Nauerz die Bedeutung eines heterogenen Führungsteams und unterstreicht die Wichtigkeit, Technologie als Werkzeug zur Steigerung des Geschäftserfolgs einzusetzen.
Wer bei Bosch nur an Küchengeräte oder Bohrmaschinen denkt, sollte jetzt aufmerksam weiterlesen. Diese Begrenzung könnte eine kleine, feine Beleidigung für die Kompetenz dieses weltweit führenden Technologieunternehmens sein. Bosch zeichnet sich nämlich durch sehr vielfältige Geschäftsbereiche und innovative Produkte aus.
Mit einer breiten Palette von Produkten und Dienstleistungen in Bereichen wie Automobiltechnik, Haushaltsgeräte, Industrie- und Gebäudetechnik sowie Energie- und Gebäudetechnik ist Bosch ein wichtiger Akteur auf dem globalen Markt. Ein Beispiel für Boschs Engagement in der Bewältigung globaler Herausforderungen ist der Bosch Vivalytic Analyzer. Dieser innovative PCR-Test wurde während der COVID-19-Pandemie entwickelt und hat sich als einer der schnellsten und zuverlässigsten Tests seiner Art erwiesen. Mit der Fähigkeit, eine Vielzahl von Krankheiten zu erkennen, darunter nicht nur COVID-19, sondern auch Borreliose und andere Infektionen, hat der Vivalytic Analyzer einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Diagnostik geleistet und zeigt das Engagement von Bosch für Innovation und Fortschritt in der Gesundheitsbranche.
Bosch Digital ist eine bedeutende Einheit innerhalb des Bosch-Konzerns und nimmt eine zentrale Rolle in der digitalen Transformation ein. Mit über 12.000 Mitarbeiter:innen weltweit und einer breiten Palette von digitalen Dienstleistungen ist Bosch Digital maßgeblich daran beteiligt, Innovationen voranzutreiben und zukunftsweisende Technologien zu entwickeln. Von der Integration von Softwarelösungen bis hin zur Implementierung von künstlicher Intelligenz und IoT-Anwendungen deckt Bosch Digital ein breites Spektrum an digitalen Bereichen ab. Diese Vielseitigkeit ermöglicht es dem Unternehmen, innovative Lösungen für verschiedene Branchen zu entwickeln und einen nachhaltigen Mehrwert für seine Kund:innen zu schaffen. Bosch Digital ist bestrebt, die digitale Landschaft kontinuierlich zu verbessern und dabei höchste Standards in Bezug auf Qualität und Leistung zu erfüllen.
In Deutschland besteht eine gemäßigte Akzeptanz für digitale Tools im Vergleich zu anderen Ländern, insbesondere zu asiatischen Regionen wie Singapur. Diese Zurückhaltung könnte laut Dr. Andreas Nauerz darauf zurückzuführen sein, dass Deutschland wirtschaftlich erfolgreich war und sich möglicherweise zu sehr auf seinen Erfolgen ausgeruht hat. Während asiatische Länder wie Singapur eine starke Akzeptanz für digitale Innovationen zeigen, hinkt Deutschland in diesem Bereich hinterher. Es ist an der Zeit, dass deutsche Unternehmen, wie im Fall von Bosch, die Notwendigkeit erkennen, sich den aktuellen Technologietrends anzupassen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Die Einführung von Schulungen und Schulungsmaterialien, sowohl intern als auch extern, könnte dazu beitragen, das Bewusstsein und die Akzeptanz für digitale Tools zu erhöhen. Es ist wichtig, die Potenziale und Risiken von Technologien aufzuzeigen, um die Ängste der Menschen zu adressieren und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Deutschland muss seine Vorsicht gegenüber neuen Technologien überwinden und sich aufgeschlossener für digitale Innovationen zeigen, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können, meint Dr. Andreas Nauerz.
"Der Hunger, die Lernwilligkeit – der Kampfgeist anderer Länder ist groß! Sich nach vorne zu arbeiten in der Rangliste der Länder, die hier etwas zu melden haben. Wir haben das ein bisschen verloren. (...) Wir müssen halt den Arsch hochkriegen."
– Dr. Andreas Nauerz
Die Risiken und Chancen im Bereich künstlicher Intelligenz (KI) können in drei Hauptbereiche unterteilt werden.
Erstens besteht das Risiko des Informationsabflusses, insbesondere wenn Unternehmen Technologien von großen amerikanischen Anbieter:innen nutzen und ungeschulte Mitarbeiter:innen sensible Daten unsachgemäß handhaben. Um diesem Risiko vorzubeugen, setzen einige Unternehmen wie Bosch auf interne Rechenzentren, um den Informationsabfluss zu kontrollieren, berichtet Dr. Andreas Nauerz.
Zweitens besteht die Gefahr von Fehlinformationen, die durch KI generiert werden können. Dies kann zu Problemen wie der Erstellung von Deepfakes führen, die sowohl absichtlich als auch unbeabsichtigt Schaden verursachen können.
Deepfake ist im Prinzip das Erstellen einer Fälschung von Bildmaterial oder Videomaterial auf einem Niveau, bei dem man nicht zwischen Echtheit und Fake unterscheiden kann. "Man kann sich das angucken, noch und noch und noch und wieder und ist sich immer noch unsicher. Ist das echt oder nicht? Das ist eine Waffe", sagt Dr. Andreas Nauerz.
Diese Art von Fehlinformationen kann ethische Probleme aufwerfen und zu Reputationsverlusten führen, insbesondere wenn sie diskriminierende oder voreingenommene Inhalte enthalten.
Drittens gibt es rechtliche Risiken im Zusammenhang mit der Nutzung von KI, insbesondere wenn Unternehmen vorhandenen Code verwenden, der möglicherweise urheberrechtlich geschützt ist. Dies kann zu rechtlichen Konflikten und Haftungsproblemen führen, wenn unerlaubt Code verwendet wird.
Trotz dieser Risiken bieten sich auch Chancen für Deutschland und die deutsche Industrie, glaubt Dr. Andreas Nauerz. Durch den Fokus auf Datenschutz und Sicherheit könnte Deutschland das Vertrauen als verlässlicher Akteur im Bereich der KI gewinnen. Darüber hinaus könnte die Nutzung des reichen Domänenwissens deutscher Unternehmen dazu beitragen, innovative KI-Lösungen zu entwickeln, die auf spezifische Branchen und Anforderungen zugeschnitten sind. Wenn Deutschland es schafft, seine Stärken im Datenschutz mit technologischer Innovation zu kombinieren, könnte dies dazu beitragen, eine führende Position im globalen KI-Markt zu erreichen, so Dr. Andreas Nauerz.
Habt ihr bis hierhin gelesen? Bravo! Vielleicht habt ihr kurz den Anfang und das aufkommende mulmige Gefühl vergessen, als wir von einer super intelligenten Maschine der Zukunft sprachen. Dann erinnern wir euch jetzt gerne wieder daran. Nun wie es sich gehört: Das Beste kommt zum Schluss und hier ist die Aufklärung zur Superintelligenz:
Es geht um die Zukunft der Künstlichen Intelligenz (KI) und ihre potenziellen Auswirkungen. Besonders interessant sind dabei die Fortschritte im Bereich der Artificial General Intelligence (AGI) und Superintelligenz.
AGI verspricht eine neue Ära einzuläuten, in der Maschinen nicht nur spezifische Aufgaben ausführen, sondern auch komplexe kognitive Aufgaben wie ein Mensch bewältigen können. Diese Entwicklung birgt – wer hätte es gedacht – sowohl Chancen als auch Risiken.
AGI könnte möglicherweise eine zweite, uns halbwegs ebenbürtige Intelligenz auf diesem Planeten schaffen. Dies wirft wichtige Fragen bezüglich Ethik, Governance und Sicherheit auf, da AGI-Systeme potenziell Entscheidungen treffen könnten, die erhebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft haben.
Die AGI könnte ein Wendepunkt sein, der die Grenzen dessen, was Maschinen leisten können, neu definiert. Einmal erreicht, könnte sie die Forschung in verschiedenen Bereichen vorantreiben, wie zum Beispiel in der Medizin, wo neue Medikamente schneller entwickelt werden könnten.
Doch die AGI birgt auch das Risiko des Missbrauchs. Die Möglichkeit, sie zur gezielten Manipulation zu verwenden, sei es zur Entwicklung gefährlicher Viren oder zur Verbreitung von Propaganda durch Deepfakes, könnte ernsthafte Folgen für die Gesellschaft haben. Und an dem Punkt kommen wir unweigerlich zur Frage: Wann erreichen wir den Punkt der Superintelligenz?
Superintelligenz meint, dass Maschinen nicht nur so gut sind wie wir Menschen, sondern sogar besser.
Dieser Übergang zur Superintelligenz könnte bahnbrechend sein, da es sich um die ultimative Erfindung handelt, die den menschlichen Intellekt übertrifft und jede denkbare Innovation wahrscheinlich schneller entwickelt als wir.
Diese Vorstellung wirft noch komplexere Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die Kontrolle und Sicherheit solch fortschrittlicher Technologie: Werden wir in einer Welt leben, die von den Präferenzen dieser Superintelligenz geprägt ist? Und was sind ihre Präferenzen? Die Vorstellung, dass superintelligente Maschinen unsere Werte und Motivationssysteme teilen oder sogar verstehen könnten, ist ungewiss. Die Möglichkeit, sie zu kontrollieren oder zu stoppen, wird als herausfordernd angesehen, da ihre Leistungsfähigkeit und Fähigkeit, Bedrohungen wahrzunehmen, unsere übertrifft.
"Dann erleben wir die letzte Erfindung des Menschen. Und wir können es auch nicht mehr abschalten. Das ist irreversibel. Weil genauso wie wir Menschen Bedrohungen wahrnehmen können, kann das die Maschine auch. Sie kann es besser."
– Dr. Andreas Nauerz
Die Vorstellung einer AGI, die so leistungsfähig ist wie wir, lässt sich aufgrund aktueller Fortschritte in der KI-Forschung auf etwa 2040 projizieren, meint Dr. Andreas Nauerz.
Und nun die Frage aller, die die Superintelligenz etwas beunruhigt oder gar ängstigt. Wann kommt sie – diese mächtige Maschine?
Okay, ihr dürft aufatmen. Zunächst ist das erst einmal eine Hypothese und Dr. Andreas Nauerz tendiert eher zu “ob” als “wann” die Superintelligenz die “Weltherrschaft” erobern wird.
Trotz der vielversprechenden Potenziale von AGI und Superintelligenz ist es entscheidend, dass wir uns der Herausforderungen bewusst sind, die mit der Entwicklung dieser Technologien einhergehen. Eine verantwortungsvolle und ethisch fundierte Herangehensweise ist unerlässlich, um eine Zukunft zu gestalten, die von Innovation, Fortschritt und Menschlichkeit geprägt ist.
Die Themen des DIGITALWERK-Podcasts mit Dr. Andreas Nauerz im Überblick:
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Wolfram Gast, CDO bei von Poll Immobilien über die digitale Transformation der Immobilienbranche. Von der Entwicklung innovativer Plattformen bis zur Integration externer Tools: Einblicke, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren werden diskutiert.
In einer Welt, in der sich traditionelle Geschäftsmodelle immer wieder neu erfinden müssen, um relevant zu bleiben, steht die Immobilienbranche vor ihrer eigenen digitalen Revolution. Genau darüber spricht Michél-Philipp Maruhn in der neuesten Folge des DIGITALWERK-Podcasts mit Wolfram Gast, dem Chief Digital Officer (CDO), Executive Board bei VON POLL IMMOBILIEN GmbH.
Die Reise von Wolfram Gast begann nicht unbedingt in der Immobilienbranche, sondern führte über den Bereich Medizintechnik, bevor er schließlich seinen Weg zu VON POLL IMMOBILIEN fand.
Wolfram erzählt von seinen Anfängen, die weit zurückreichen, bis zu seiner Zeit als Banklehrling, wo er bereits mit Immobilien in Kontakt kam. Eine ältere Dame betrat die Bank und suchte Hilfe beim Verkauf einer Einzimmerwohnung. Diese Begegnung entfachte eine Leidenschaft in ihm, die bis heute anhält. Von da an war der Grundstein gelegt, und Immobilien begleiteten ihn auf seinem Weg durch verschiedene Lebensphasen.
Michél und Wolfram Gast beleuchten auch die aktuelle Situation von VON POLL IMMOBILIEN. Mit 400 Standorten europaweit und einem Team von 1.500 Mitarbeiter:innen ist VON POLL IMMOBILIEN eine bedeutende Größe auf dem Markt. Mit über 7000 Immobilien im Portfolio, die aktiv vermarktet werden, ist das Unternehmen stark in der Vermittlung von privaten Wohnimmobilien präsent, vor allem in Deutschland.
Michél stellt eine Frage, die viele beschäftigt: Warum benötigt man in Zeiten von ImmoScout24 und immowelt noch eine eigene Plattform? Wolfram Gast erklärt, dass diese großen Portale zwar immer noch die erste Anlaufstelle für Immobiliensuchende sind, aber VON POLL IMMOBILIEN eine eigene Plattform aufgebaut hat, die eine breite Palette an digitalen Dienstleistungen rund um den Kauf, Verkauf und die Suche von Immobilien bietet.
Die Plattform von-poll.com bietet innovative Services, die es den Nutzer:innen ermöglichen, den gesamten Prozess der Immobilientransaktion digital zu gestalten. Ein Beispiel ist ein kostenloser Service für Eigentümer:innen, mit dem sie ihre Immobilien online anlegen und regelmäßig über deren Wert informiert werden können. Diese Services dienen nicht nur dazu, Kund:innen zu gewinnen und zu binden, sondern auch eine direkte Schnittstelle zu Endkund:innen aufzubauen.
Doch welche Rolle spielen Daten in diesem Zusammenhang? Wolfram Gast betont die Bedeutung von Daten für die Immobilienbewertung und die Bereitstellung von relevanten Informationen für Eigentümer:innen und potenzielle Käufer:innen. Von Poll Immobilien nutzt Daten, um eine umfassende Immobilienanalyse anzubieten, die nicht nur den aktuellen Wert, sondern auch historische Preisentwicklungen und weitere relevante Informationen umfasst.
Die Herausforderung besteht darin, die Vielzahl von Datenquellen zusammenzuführen und die Essenz herauszuziehen, um daraus Schlüsse zu ziehen und bedarfsgerechte Informationen bereitzustellen. Daten sind ein wesentlicher Bestandteil der digitalen Transformation von VON POLL IMMOBILIEN, und das Unternehmen setzt sie ein, um den Kund:innen einen 360-Grad-Service anzubieten.
Die Diskussion dreht sich auch um die Frage, ob der gesamte Kauf- und Verkaufsprozess digitalisiert werden kann. Wolfram Gast erklärt, dass VON POLL IMMOBILIEN darauf abzielt, den Kund:innen die Möglichkeit zu geben, ihre Customer Journey selbst zu orchestrieren. Trotz fortschreitender Digitalisierung bleibt jedoch die persönliche Betreuung durch Immobilienmakler:innen unerlässlich, um die individuellen Bedürfnisse und Ziele der Kund:innen zu verstehen und optimal zu bedienen.
Insgesamt wird deutlich, dass die digitale Transformation der Immobilienbranche nicht nur technologische Innovationen, sondern auch ein Verständnis für die Bedürfnisse der Kund:innen erfordert. Von Poll Immobilien setzt auf eine intelligente Kombination aus digitalen Plattformen, Daten und persönlicher Beratung, um seinen Kund:innen einen erstklassigen Service zu bieten.
"Wenn es zum Käufer übergeht, können nicht nur die Maschinen miteinander sprechen, es geht ja hier um die Vermittlung, um das Zusammenbringen von zwei Menschen (...) Das ist so schnell definitiv nicht digitalisierbar, sondern da muss es menscheln."
– Wolfram Gast
Wolfram Gast betont, dass trotz aller technologischen Fortschritte die Akzeptanz und Nutzung digitaler Produkte von entscheidender Bedeutung ist. Dabei spielen die Immobilienmakler:innen als wichtige Schnittstelle zwischen Kund:innen und Technologie eine zentrale Rolle. Das Ziel von VON POLL IMMOBILIEN ist es, die Produktivität und Effektivität der Makler:innen zu steigern und gleichzeitig die Qualität der Beratung zu verbessern.
Die Herausforderung besteht darin, die Makler:innen für die neuen digitalen Tools zu begeistern und ihnen den Mehrwert dieser Technologien aufzuzeigen. Ein hybrides Modell aus physischen Treffen und digitalen Schulungen hat sich dabei als effektiv erwiesen. Durch die Einbindung der Makler:innen in den Entwicklungsprozess neuer Produkte kann VON POLL IMMOBILIEN sicherstellen, dass diese praxisrelevant sind und den Bedürfnissen der Kund:innen entsprechen.
Die Kundenorientierung steht dabei im Mittelpunkt, und VON POLL IMMOBILIEN setzt auf ein Customer-First-Mindset, um zielgruppengerechte Lösungen zu entwickeln. Oftmals sind es die Makler:innen selbst, die neue Ideen einbringen und damit die digitale Innovation vorantreiben.
Ein Beispiel für eine innovative Idee ist der Einsatz von Besichtigungsrobotern für ausländische Investor:innen, die keine Zeit haben, persönlich vor Ort zu sein. Diese Roboter ermöglichen es den Investor:innen, Immobilien virtuell zu besichtigen und jedes Detail aus der Ferne zu erkunden.
Obwohl solche Technologien noch nicht im Massenmarkt angekommen sind, zeigen sie doch das Potenzial für die Zukunft auf. Die Herausforderung besteht darin, diese Technologien weiterzuentwickeln und an die spezifischen Anforderungen des Immobilienmarktes anzupassen.
“Am Ende geht natürlich auch beim Thema Digitalisierung nichts ohne Menschen. Wir schaffen tolle digitale Produkte, aber die sind nichts wert, wenn sie nicht von den Menschen angenommen werden. In dem Fall von den Kunden und Immobilienmaklern.”
– Wolfram Gast
Wolfram Gast gibt einen Einblick in die Investitionen, die VON POLL IMMOBILIEN in den letzten Jahren getätigt hat, um das Unternehmen in die digitale Zukunft zu führen. Dabei betont er, dass eine solche Transformation ein erhebliches finanzielles Engagement erfordert. Die Bereitschaft der Unternehmensleitung, Europas innovativster Premium-Makler zu werden, hat den Weg für die digitale Transformation geebnet. Die Inhaber:innen haben metaphorisch gesehen, die Autobahn für das Digitalteam freigemacht, um mit maximaler Geschwindigkeit voranzukommen, ohne von hierarchischen Strukturen aufgehalten zu werden.
Ein entscheidender Vorteil eines inhabergeführten Unternehmens ist die Geschwindigkeit, mit der Entscheidungen getroffen werden können. Dies ermöglicht es, schnell auf Veränderungen zu reagieren und innovative Ideen umzusetzen. Schnelligkeit wird als einer der wichtigsten Wettbewerbsvorteile in der Zukunft betrachtet.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Flexibilität im Umgang mit Widerständen gegen digitale Veränderungen. Von Poll Immobilien bietet den Makler:innen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, in welchem Maße sie digitale Tools nutzen möchten. Durch kontinuierliche Auswertungen und Schulungen wird sichergestellt, dass die Tools optimal genutzt werden und gegebenenfalls Anpassungen vorgenommen werden können.
Wolfram Gast reflektiert über die Entwicklung von Proptechs (Property Technology Start-ups) und betont, dass sich der digitale Unterschied zwischen solchen Start-ups und etablierten Unternehmen wie VON POLL IMMOBILIEN zunehmend verringert hat. Durch intensive Investitionen in digitale Technologien konnte VON POLL IMMOBILIEN eine starke Position im Markt aufbauen, die es ermöglicht, die Vorteile digitaler Innovationen mit dem bestehenden Fachwissen und der Erfahrung im Immobiliensektor zu kombinieren.
Eine zentrale Frage ist, ob Unternehmen wie VON POLL IMMOBILIEN alles selbst entwickeln müssen oder ob sie von den Lösungen der Proptechs profitieren können. Wolfram Gast betont die Bedeutung einer nahtlosen Integration von externen Tools und Lösungen in die bestehenden Geschäftsprozesse. Dabei spielt die Identifizierung und Auswahl passender Tools eine entscheidende Rolle, wobei das umfangreiche Netzwerk von 1.500 Mitarbeiter:innen als wertvolle Ressource dient, um Innovationen im Markt zu erkennen.
Die Diskussion dreht sich auch um die Rolle von Start-ups im Immobiliensektor und deren Potenzial, Mehrwert zu bieten. Wolfram hebt hervor, dass bestimmte Nischenlösungen von Proptechs durchaus einen großen Mehrwert darstellen können und in das Leistungsspektrum von VON POLL IMMOBILIEN integriert werden können.
Zum Schluss besprechen Wolfram und Michél die Zukunft der Immobilienbranche, inklusive Immobilienbesichtigung und die Rolle von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR). Wolfram Gast beschreibt die Apple Vision Pro als ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Immobilienbesichtigungen in Zukunft aussehen könnten. Die Möglichkeiten, Immobilien virtuell zu erkunden und zu erleben, eröffnen ganz neue Perspektiven für die Branche.
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Dr. Christian Neuner, CEO der FLEX-Elektrowerkzeuge GmbH über die aktuellen Entwicklungen der Elektrowerkzeugbranche. Erfahrt, wie FLEX, ein Synonym für Qualität und Innovation, unter der Führung der Chervon Gruppe den Markt prägt und sich als Vorreiter in der Akkutechnologie etabliert hat. Außerdem gibt es Insights zu Marketingstrategien, digitale Transformation, Partnerschaften und die Zukunft des Handwerks.
In dieser Podcastfolge begrüßt Michél Dr. Christian Neuner, den CEO der FLEX-Elektrowerkzeuge GmbH, zu einem Gespräch über die Entwicklung und den aktuellen Stand der Branche. Die Geschichte von FLEX erinnert an den Weg einer gut etablierten Marke und der Erlernung des Markennamens, hin zum allgegenwärtigen Begriff. Was “Tempo” für Taschentücher ist “FLEX” für Elektrowerkzeuge.
Dr. Neuner, ein BWLer mit einem unkonventionellen Werdegang für die Elektrowerkzeugbranche, erzählt von seinen Anfängen in der Unternehmensberatung und seiner spannenden Reise nach China. Dort arbeitete er für Roland Berger und lernte die Chervon Gruppe kennen, einen der weltweit führenden Hersteller von Elektrowerkzeugen, bei der er schließlich als Head of Strategy landete.
Die Chervon Gruppe, ein Schwergewicht in der Elektrowerkzeugindustrie mit einem Umsatz von über 2 Milliarden US-Dollar, erwarb schließlich die Marke FLEX. Dies markierte den Eintritt von FLEX in eine neue Ära, in der das Unternehmen seinen Platz in der Welt der Elektrowerkzeuge festigte.
FLEX wurde 1922 in Cannstatt, heute Bad-Cannstatt bei Stuttgart, gegründet. Was einst als Familienunternehmen begann, wurde später Teil eines globalen Netzwerks unter der Chervon Gruppe. Die Marke FLEX, bekannt für Innovation und Qualität, hat den Weg für zahlreiche Produkte geebnet, darunter den berühmten Winkelschleifer und die beliebte Schleifgiraffe.
Mit über 70 Jahren Erfahrung in der Branche ist FLEX heute ein Synonym für Qualität und Zuverlässigkeit im Bereich Elektrowerkzeuge. Das Unternehmen, mit 350 Mitarbeiter:innen in Europa und einer eigenen Produktion in Deutschland, ist führend in Märkten wie dem Innenausbau, der Metallbearbeitung und dem Automobilsektor. Dabei ist der stärkste Markt für FLEX der Innenausbau. FLEX macht einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro.
Der Elektrowerkzeugmarkt hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt, wobei der Anteil von Akkugeräten rapide zunimmt. FLEX hat diesen Wandel frühzeitig erkannt und sich als Vorreiter in der Akkutechnologie etabliert. Durch kontinuierliche Innovation und Investitionen in Forschung und Entwicklung bleibt FLEX an der Spitze der Branche.
Dr. Christian Neuner erklärt, dass FLEX zwar noch nicht stark im Garten- und Landschaftsbau vertreten ist, aber die Muttergesellschaft, die Chervon Gruppe, bereits in diesem Bereich aktiv ist. Die zunehmende Verwendung von Akkus in verschiedenen Geräten führt dazu, dass sich die Grenzen zwischen den Segmenten verwischen. FLEX hat kürzlich eine Gartenlinie auf den Markt gebracht, die eine breitere Palette von Kund:innen anspricht.
Der Übergang von kabelgebundenen zu akkubetriebenen Geräten bietet den Handwerker:innen zahlreiche Vorteile, einschließlich Preisersparnissen und einer saubereren Arbeitsumgebung. Durch die Nutzung einer Akkuplattform können Handwerker:innen Geräte verschiedener Hersteller:innen verwenden, was zu einer erhöhten Flexibilität führt. Dieser Trend zur Akkutechnologie treibt die Branche voran und eröffnet neue Möglichkeiten für Unternehmen wie FLEX.
Um die Handwerker:innen anzusprechen, setzt FLEX auf verschiedene Marketingstrategien. Obwohl das Unternehmen hauptsächlich über den Fachhandel verkauft, nutzen sie auch andere Kanäle wie Fußballsponsoring, insbesondere mit Borussia Dortmund. Diese Partnerschaft ermöglicht es FLEX, sich mit den Werten des Sports zu verbinden, Präsenz auf internationaler Ebene zu zeigen und Werkzeuge in Aktion zu zeigen. Authentizität spielt dabei eine wichtige Rolle.
"Wir wollen authentisch sein, wir wollen nah an unseren Kunden, am Handwerker dran sein. Wir wollen verstehen, was der macht und warum, wie wir ihn unterstützen können. Und das ist die Verbindung, die wir da haben."
– Dr. Christian Neuner
FLEX ist nicht nur auf dem deutschen Markt aktiv, sondern auch in ganz Europa, den USA und Australien. Durch gezielte Marketingaktionen am Point of Sale, auf Messen und online versucht FLEX, eine starke Kundenbindung aufzubauen. Eine benutzerfreundliche Website mit einem "Mobile First"-Ansatz ist dabei von entscheidender Bedeutung. Obwohl FLEX selbst keine Produkte online verkauft, haben sie ein System entwickelt, das es den Kund:innen ermöglicht, Produkte auszuwählen und dann an Partnerhändler:innen weiterzuleiten, um den Kauf abzuschließen.
Der Preis für die Produkte wird nicht von FLEX festgelegt, sondern von den einzelnen Händler:innen. Dies ermöglicht es den Händler:innen, ihre eigenen Preise und Rabatte festzulegen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Dr. Christian Neuner teilt seine Perspektive über die Fortschritte im Elektrobereich und erklärt, warum dieser Bereich bei Standardisierungen und digitalen Themen so weit fortgeschritten ist. Einer der Hauptgründe liegt in der Natur der Elektrizität selbst, die mit einem erhöhten Sicherheitsrisiko verbunden ist, im Vergleich zu anderen Baustoffen wie Zement oder Mörtel.
Die Diskussion geht tiefer und berührt die Rolle der Sicherheit in der Standardisierung und wie diese Aspekte die gesamte Elektroindustrie beeinflussen. Dr. Neuner führt aus, dass die Elektrobranche oft von anderen Branchen, die ebenfalls mit Elektrizität arbeiten, beeinflusst wird. Diese Verbindung zu anderen Branchen trägt dazu bei, dass Regulierungsfragen, wie zum Beispiel neue Maschinenrichtlinien, auch die Elektrowerkzeugbranche betreffen.
Ein weiterer wichtiger Punkt, den Christian anspricht, sind die regulatorischen Herausforderungen, denen die Branche gegenübersteht. Er erklärt, dass während positive Ziele verfolgt werden, die Umsetzung von Regulierungen oft ungestüm erfolgt und sowohl Fluch als auch Segen sein kann. Kleine Hersteller:innen könnten besonders von einer übermäßigen Bürokratie beeinträchtigt werden, während große Konzerne möglicherweise leichter damit umgehen können.
Die Diskussion zeigt die Komplexität und die Balance zwischen Sicherheit, Regulierung und Innovation in der Elektrowerkzeugbranche auf. Dr. Neuner betont die Bedeutung von Feedback von Branchenverbänden und die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Industrie, um realistische und umsetzbare Lösungen zu finden.
Eine der spannendsten Fragen, die aufkommt, betrifft die Zukunft der deutschen Elektrowerkzeugbranche. Dr. Neuner prognostiziert, dass in den nächsten Jahren einige Werkzeughersteller:innen den Markt verlassen werden. Dennoch betont er die Stärke Deutschlands als Kernmarkt für Elektrowerkzeuge und die führende Rolle, die deutsche Unternehmen in der Branche spielen.
"Es gibt Elektrowerkzeughersteller aus Deutschland, den USA, Japan und natürlich China. Und das sind die, die den Markt dominieren (...) Da sind wir wirklich einmal ein Brett und da können wir als Land wirklich auch stolz sein."
– Dr. Christian Neuner
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Gesprächs ist die Rolle von Start-ups in der Elektrowerkzeugbranche. Als kleinerer Hersteller ist FLEX-Elektrowerkzeuge kontinuierlich bestrebt, innovative Wege zu finden, um mit den größeren Branchengiganten zu konkurrieren. Eine Initiative von FLEX ist die Zusammenarbeit mit dem Start-up Enable 3D, um kostenlose Vorlagen für Zubehörteile bereitzustellen, die Kund:innen dann mit 3D-Druckern herstellen können. Diese Partnerschaft zeigt nicht nur die Innovationskraft von FLEX, sondern auch die Bereitschaft, neue Technologien zu nutzen, um Kundenbedürfnisse zu erfüllen.
Darüber hinaus betont Dr. Neuner die Bedeutung von weiteren Kooperationen und Initiativen, wie zum Beispiel Leasingangebote in Partnerschaft mit Flexvelop, um Kund:innen zusätzliche Serviceleistungen anzubieten.
Ein zentrales Thema, das zum Schluss zur Sprache kommt, ist die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Elektrowerkzeugbranche. Dr. Neuner betont die Bemühungen seines Unternehmens, Nachhaltigkeitsziele systematisch zu verfolgen, indem Kernprojekte definiert werden, die darauf abzielen, den Materialeinsatz zu reduzieren und umweltfreundlichere Praktiken zu fördern. Diese Maßnahmen reichen von der Verwendung neuer Materialien bis hin zur Installation von Photovoltaikanlagen, die darauf abzielen, die Umweltbelastung zu minimieren.
Ein weiteres wichtiges Thema, das diskutiert wird, ist die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in verschiedene Bereiche des Unternehmens, insbesondere im Marketing und in der Marktforschung. Dr. Christian Neuner betont, dass KI zwar ein wichtiges Thema ist, jedoch möglicherweise nicht so groß ist, wie es manchmal dargestellt wird. Dennoch setzt FLEX spezielle KI-Software ein, um Marketingtexte und Produktbeschreibungen zu optimieren und den Kundenstamm besser zu verstehen.
Des Weiteren sprechen Michél und Christian über die zunehmende Bedeutung von Automatisierung und Robotik auf Baustellen. Obwohl der Einsatz von Robotern noch nicht weit verbreitet ist, sehen sowohl Dr. Neuner als auch Michél das Potenzial für zukünftige Anwendungen, insbesondere im Bereich der Dokumentation und der Prozessoptimierung.
Abschließend betont Christian, dass die Elektrowerkzeugbranche zwar vor Herausforderungen steht, aber auch zahlreiche Chancen bietet, speziell im Hinblick auf die Förderung des Handwerks und die Entwicklung innovativer Lösungen.
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Karl-Heinz Strauss, CEO bei PORR AG. Karl-Heinz berichtet, wie das Unternehmen Tradition und Innovation vereint, digitale Transformation vorantreibt und die Zukunft des Bauwesens gestaltet. Von effizienten Bauprozessen bis hin zu nachhaltigen Lösungen – PORR AG setzt Maßstäbe in der Bauindustrie und Karl-Heinz schaut optimistisch in die Zukunft.
Es gibt Geschichten, die nicht nur von Erfolg geprägt sind, sondern auch von Beharrlichkeit, Entschlossenheit und einer Vision, die über Jahrzehnte hinweg Bestand hat. Eine solche Geschichte ist die von PORR AG, einem der ältesten und renommiertesten Bauunternehmen Europas. Doch hinter jedem erfolgreichen Unternehmen verbirgt sich auch eine faszinierende persönliche Reise – eine Reise wie die von Karl-Heinz Strauss, dem CEO von PORR AG.
Die Geschichte von Karl-Heinz Strauss beginnt nicht in den glanzvollen Büros von PORR, sondern in einer kleinen Kärntner Baufamilie. Schon in jungen Jahren spürte er die Faszination für den Bau und die Herausforderungen der Branche. Doch es war nicht immer klar, dass er eines Tages an der Spitze eines der führenden Bauunternehmen stehen würde.
Nach seinem Studium und einer erfolgreichen Karriere im Bankensektor wagte Karl-Heinz Strauss den Schritt in die Selbstständigkeit. Als Bauträger und Projektentwickler machte er sich einen Namen in der Branche, doch sein Weg führte ihn unweigerlich zu PORR AG. Nicht als bloßer Beobachter, sondern als treibende Kraft hinter einer neuen Ära für das Unternehmen.
Vielleicht ist es die Verbindung von Tradition und Innovation, von familiären Werten und unternehmerischem Geist. Oder vielleicht sind es die Menschen hinter dem Unternehmen – die "PORRianer und PORRianerinnen", wie Karl-Heinz Strauss sie liebevoll nennt. Ihre Leidenschaft, ihr Engagement und ihre technische Exzellenz sind das wahre Herzstück von PORR.
Unter der Führung von Karl-Heinz Strauss hat PORR AG eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Von der Sanierung der Bilanzen bis hin zur Expansion in neue Märkte – seine Vision und sein Leadership haben das Unternehmen geprägt und es zu einem der führenden Player in der Bauindustrie gemacht.
“Wir haben schon alles erlebt als PORR. Wir haben den Kaiser, den Ersten und Zweiten Weltkrieg, die Große Depression, Ölkrise und vieles andere erlebt. Die PORR hat es immer gut überstanden. Warum? Weil das Fundament der PORR PORRianer:innen sind.”
– Karl-Heinz Strauss
Michél fragt nach der Bedeutung der Mitarbeiterentwicklung und Diversifizierung bei PORR AG. Karl-Heinz Strauss betont, dass die Bauindustrie keineswegs rückständig sei, wie oft angenommen wird. Im Gegenteil, er argumentiert, dass die Bauindustrie über die Jahre hinweg enorme Fortschritte gemacht habe, sowohl in Bezug auf Effizienzsteigerungen als auch auf die Einführung digitaler Technologien.
Eine entscheidende Komponente für den Erfolg von PORR AG ist die Integration von Digitalisierung in alle Bereiche des Unternehmens. Von der Planung über die Ausführung bis hin zur Projektabwicklung werden digitale Technologien wie Building Information Modeling (BIM) und Virtual Reality nahtlos in die Arbeitsabläufe integriert. Dabei stehen immer die Mitarbeiter:innen im Mittelpunkt, um ihm die richtigen Informationen zur richtigen Zeit zu liefern und bessere Entscheidungen zu ermöglichen.
Karl-Heinz Strauss hebt hervor, dass die digitale Transformation bei PORR AG nicht nur ein Trend ist, sondern eine nachhaltige Strategie, die das Unternehmen für die Zukunft rüstet.
Michél stellt die Frage nach der Integration von digitalen Technologien und wie diese die Mitarbeiterreise beeinflussen. Karl-Heinz Strauss betont die Notwendigkeit, Mitarbeiter:innen in den Prozess der digitalen Transformation einzubeziehen und sie zu ermächtigen, anstatt sie zu kontrollieren. Er beschreibt die fünf Prinzipien der PORR AG, die auf Verlässlichkeit, Schulterschluss, Leidenschaft, Anerkennung und Pioniergeist beruhen, und wie sie die Unternehmenskultur prägen.
Besonders hervorgehoben werden die vier Zauberwörter: "Guten Tag, Bitte, Danke, Auf Wiedersehen", die Karl-Heinz Strauss als essenziell für den respektvollen Umgang miteinander betrachtet. Er bedauert die zunehmende Anonymität und den Mangel an Respekt in der Gesellschaft und betont die Bedeutung von kleinen Gesten der Höflichkeit im Alltag.
Michél teilt eine persönliche Anekdote über eine Begegnung im Flur, die seine Bedenken über den Verlust von Respekt und Höflichkeit in der Gesellschaft unterstreicht. Karl-Heinz Strauss stimmt zu und weist darauf hin, dass dieses Phänomen nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen Städten zu beobachten ist.
In einer Zeit, in der digitale Technologien unsere Arbeitsweise transformieren, betont Karl-Heinz Strauss die Bedeutung von Werten und Respekt als Grundlage einer gesunden Unternehmenskultur und einer respektvollen Gesellschaft.
Karl-Heinz Strauss spricht auch über die Herausforderungen der digitalen Transformation in der Bauindustrie. Er betont die Notwendigkeit, kaufmännische Prozesse zu digitalisieren und die Mitarbeiter:innen in den Mittelpunkt dieser Veränderung zu stellen. Dabei werden zahlreiche digitale Tools und Apps eingesetzt, um die Effizienz und Sicherheit auf Baustellen zu verbessern.
Karl-Heinz Strauss erklärt, dass PORR AG intensiv daran arbeitet, die neuesten Technologien und innovativen Ansätze in ihre Bauprojekte zu integrieren. Ein herausragendes Beispiel ist die Entwicklung einer Abwicklungsplattform, die es ermöglicht, kaufmännische Prozesse für Bauprojekte zu vereinfachen. Diese Plattform, die auf SAP basiert und mit verschiedenen Schnittstellen ausgestattet ist, ermöglicht es allen Beteiligten, von großen Unternehmen bis hin zu kleinen Lieferant:innen, nahtlos zusammenzuarbeiten und den gesamten Prozess von der Lieferung bis zur Rechnungsstellung zu optimieren.
Karl-Heinz erklärt die Bedeutung von Apps zur Verbesserung der Arbeitssicherheit auf Baustellen. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz können diese Apps potenzielle Gefahren erkennen und so dazu beitragen, Unfälle zu vermeiden und die Sicherheit der Mitarbeiter:innen zu gewährleisten.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Lean Management, das bei PORR AG konsequent angewendet wird. Karl-Heinz Strauss erklärt, wie die Prinzipien des Lean Design, Design to Budget und Lean Construction dazu beitragen, Bauprojekte effizienter und kosteneffektiver zu gestalten. Durch die frühzeitige Zusammenarbeit zwischen Planer:innen und Ausführenden sowie die kontinuierliche Optimierung der Prozesse wird eine schnellere und präzisere Umsetzung von Bauprojekten ermöglicht.
Michél erkundigt sich auch nach dem Anteil der gewerblichen Arbeitnehmer:innen bei PORR AG und wie das Unternehmen die Weiterbildung und Entwicklung seiner Mitarbeiter:innen fördert. Karl-Heinz Strauss hebt die hohe Wertschöpfungstiefe des Unternehmens hervor und betont die Bedeutung der PORR-Akademie für die Ausbildung und Entwicklung von Fachkräften im Bauwesen. Durch gezielte Schulungen und Weiterbildungsprogramme werden die Mitarbeiter:innen dazu befähigt, die neuesten Technologien und Arbeitsmethoden effektiv einzusetzen und somit den Erfolg des Unternehmens weiter voranzutreiben.
Trotz unterschiedlicher Meinungen und Ansichten zur aktuellen Situation auf dem Baumarkt ist Karl-Heinz Strauss optimistisch. Er betont, dass PORR AG trotz einiger Herausforderungen im Wohnbau und regulatorischen Schwierigkeiten im Infrastrukturbereich weiterhin auf einem soliden Kurs ist. Durch ihre breite Diversifizierung und Expertise in verschiedenen Bereichen des Bauwesens bleibt das Unternehmen gut aufgestellt, um auch in unsicheren Zeiten erfolgreich zu sein.
Im Wohnungsbau gibt es zwar einige Probleme wie hohe Grundstückspreise und steigende Baukosten, jedoch sieht Karl-Heinz Strauss auch eine große Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum. Er ist überzeugt, dass die aktuellen Herausforderungen im Wohnungsbau durch innovative Lösungen und effizientes Management bewältigt werden können. Dennoch warnt er vor einem bevorstehenden "Shakeout" auf dem Markt, insbesondere für Bauträger:innen, die mit steigenden Zinsen und finanziellen Engpässen konfrontiert sind.
Ein weiteres Thema, das Karl-Heinz Strauss anspricht, ist die Demografie und die Notwendigkeit von Migration für die Bewältigung des Bedarfs an Arbeitskräften und Wohnraum. Er plädiert dafür, eine vernünftige und geregelte Einwanderungspolitik zu verfolgen, um den Herausforderungen der demografischen Veränderungen in Europa zu begegnen.
Karl-Heinz Strauss betont die Bedeutung von Megatrends wie Urbanisierung, Klimawandel, Digitalisierung und Nachhaltigkeit, die maßgeblich die zukünftige Ausrichtung der Bauindustrie beeinflussen werden.
Besonders die fortschreitende Urbanisierung und die damit einhergehende Begrenzung des Flächenverbrauchs zwingen Städte dazu, nachhaltige Lösungen zu finden und in die Höhe zu wachsen. Gleichzeitig erfordert der Klimawandel eine intelligente Reaktion, um bestehende Gebäude zu schützen und lebenswerte Städte zu schaffen.
Mobilität bleibt ein entscheidender Faktor, wobei die Integration verschiedener Verkehrssysteme und die Förderung von alternativen Energien im Vordergrund stehen. Die Digitalisierung wird ebenfalls eine Schlüsselrolle spielen, insbesondere mit der verstärkten Nutzung von Building Information Modeling (BIM) und anderen innovativen Technologien.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Nachhaltigkeit, der sich die Bauindustrie zunehmend verpflichtet fühlt. Unternehmen wie PORR AG setzen verstärkt auf nachhaltige Bauweise und arbeiten daran, CO₂-Emissionen zu reduzieren und ressourcenschonende Bauprojekte umzusetzen.
Karl-Heinz Strauss appelliert an eine gestaltende Politik, die klare Entscheidungen trifft und die Entwicklung der Baubranche unterstützt. Er betont die Notwendigkeit von einheitlichen Vorgaben und einer offenen Diskussion über zukunftsweisende Themen wie Elektromobilität und alternative Energien.
Abschließend bleibt laut Karl-Heinz festzuhalten, dass die Baubranche trotz herausfordernder Zeiten optimistisch in die Zukunft blickt. Durch Schulterschluss mit anderen Branchen und eine proaktive Herangehensweise können innovative Lösungen entwickelt werden, um den Megatrends der Zukunft erfolgreich zu begegnen.
Karl-Heinz’ Optimismus ist auch in seinem reflektierten Umgang mit Fehlern und Rückschlägen zu spüren:
"(...) Das gehört zum Unternehmertum dazu, weil es kann nicht alles gut gehen. Wenn es nur gut geht – ja, wenn es nur gut geht, dann fürchte ich mich eigentlich schon sehr, weil dann ist der Moment, dass wieder was schiefgeht, ungleich größer."
– Karl-Heinz Strauss
Die Themen des DW Podcast mit Karl-Heinz Strauss im Überblick:
Im Gespräch mit Michél-Philipp Maruhn erläutert Raimund Heinl, CEO von Saint-Gobain Germany & Austria, wie Nachhaltigkeit und Innovation die Baubranche und ein Unternehmen dieser Größenordnung beeinflussen. Erfahrt, wie Saint-Gobain die Energiewende angeht und welche Rolle Cradle-to-Cradle dabei spielt.
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Raimund Heinl, dem CEO von Saint-Gobain Germany & Austria. Saint-Gobain ist ein riesiges Unternehmen mit einem Umsatz von über 50 Milliarden € und einer globalen Präsenz in 75 Ländern. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Unternehmen von dieser Größe und wie sieht es mit Konzepten wie "Cradle to Cradle" aus? Diesen Fragen geht Michél unter anderem auf den Grund und lässt dabei keine Phrasen aus den üblichen PowerPoint-Präsentationen von Unternehmen zu. Raimund Heinl spricht ohnehin offen und ehrlich über seine persönlichen Perspektiven, Wünsche und Herausforderungen.
Als Raimund über seine 37-jährige Karriere bei Saint-Gobain spricht, wird deutlich, dass Erfolg nicht nur von Zahlen und Umsätzen abhängt, sondern auch von Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und einem offenen Blick für neue Möglichkeiten. Seine Erfahrungen aus internationalen Märkten werfen ein neues Licht auf den deutschen Baustoffmarkt, der sich in seiner Komplexität und Stagnation von anderen Märkten unterscheidet.
Ein weiterer Aspekt, den Raimund anspricht, ist die Dynamik des Wachstums. Während Deutschland mit seinen komplexen Bauvorschriften und einem gesättigten Markt Herausforderungen bietet, erleben andere Länder eine Phase des Aufbruchs und der Innovation.
Raimund Heinl betont, dass Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil der Konzernstrategie von Saint-Gobain ist. Als Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Leichtbauprodukten spezialisiert hat, strebt Saint-Gobain danach, Gebäude zu schaffen, die CO₂-arm sind, wenig Energie verbrauchen und weitgehend recycelbar sind.
Die Vision einer nachhaltigen Zukunft wird jedoch nicht nur von staatlichen Anreizen vorangetrieben. Raimund Heinl hebt hervor, dass die Initiative zur Förderung der Nachhaltigkeit von Saint-Gobains globalem CEO stammt. Dieser hat das Unternehmen in eine nachhaltige Richtung gelenkt, lange bevor die deutsche Regierung sich mit dem Thema intensiver befasste.
Der globale CEO von Saint-Gobain, ein erfahrener Experte der Bauindustrie, hat die Vision des Unternehmens maßgeblich geprägt und es als nachhaltiges Leichtbauunternehmen positioniert.
Raimund erläutert die konkreten Maßnahmen, die Saint-Gobain ergreift, um seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dazu gehören die Entwicklung von Produkten mit geringem CO₂-Fußabdruck, die Optimierung von Herstellungsverfahren zur Reduzierung des Energieverbrauchs und die Umstellung auf CO₂-freie Rohstoffe.
Raimund Heinl spricht über die vielfältigen Produkte von Saint-Gobain, die einen großen Einfluss auf die Nachhaltigkeit von Gebäuden haben. Insbesondere das Thema Glas wird näher beleuchtet, da es eine der komplexesten Herausforderungen darstellt. Raimund Heinl erklärt, dass Glasproduktion ohne fossile Brennstoffe eine große Herausforderung ist, da Glasblasen vermieden werden müssen. Saint-Gobain investiert daher intensiv in die Forschung, um alternative Produktionsmethoden zu entwickeln, die den Einsatz fossiler Brennstoffe reduzieren oder sogar eliminieren.
In Bezug auf den deutschen Primärenergieverbrauch macht Raimund deutlich, dass 80 % fossile Energieträger ausmachen, während nur 20 % auf Strom entfallen. Die zentrale Herausforderung besteht darin, diese 80 %, die derzeit noch aus Kohle, Gas und Öl stammen, in grünen Strom umzuwandeln, um langfristig eine CO₂-neutrale Energieversorgung zu erreichen. Dieser Umwandlungsprozess, der vor allem auf erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie setzen würde, stößt jedoch an seine Grenzen – sowohl in Bezug auf die technische Machbarkeit als auch die Geschwindigkeit der Umsetzung.
Die Diskussion um alternative Lösungen wie Wasserstoff als Speichermedium ist zwar relevant, jedoch allein keine umfassende Lösung für die Herausforderungen der Energiewende, so Raimund Heinl.
"Um die 80 %, die heute fossil sind (...) in grünen Strom umzuwandeln, kann sich jeder vorstellen: Ist nicht möglich. So viele Windräder und Solarzellen kann ich nicht bauen, weiß ich nicht, aber jedenfalls nicht mit der heutigen Geschwindigkeit."
– Raimund Heinl
Ein Bereich, in dem Saint-Gobain bereits weit fortgeschritten ist, ist die Produktion von ISOVER-Produkten. Ein Beispiel, das er anführt, ist die Produktion von ISOVER Isolierglas, das dazu beiträgt, den Energieverbrauch von Gebäuden zu reduzieren. Durch die Verwendung von energieeffizienten Materialien können Investitionen innerhalb kurzer Zeit amortisiert werden. Bei ISOVER-Produkten wird bereits zu einem Großteil Recyclingglas verwendet.
Obwohl die Umstellung auf Grünstrom eine komplexe Herausforderung darstellt, ist Saint-Gobain entschlossen, langfristig auf erneuerbare Energien umzusteigen.
Die drastischen Preiserhöhungen für Gas haben Saint-Gobain vor enorme Herausforderungen gestellt. Um auf zukünftige Engpässe vorbereitet zu sein, hat das Unternehmen Maßnahmen ergriffen, um seine Produktion auf alternative Energiequellen wie Heizöl umzustellen. Dennoch betont Raimund Heinl die Notwendigkeit einer klaren Energiepolitik seitens der Bundesregierung, um langfristige Lösungen zu finden.
Er kritisiert die fehlende Kohärenz und Logik in der Kommunikation der aktuellen Energiepolitik und plädiert für klare Leitlinien und Unterstützung seitens der Regierung. Außerdem sagt Raimund, dass Unternehmen wie Saint-Gobain bereit sind, sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen, aber eine klare Orientierung und Unterstützung von staatlicher Seite erforderlich ist, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen.
"Ich verspreche mir, dass die Bundesregierung eine klare Linie reinbringt und klare Leitplanken setzt, damit wir als Industrie auch wissen, was wir tun müssen, eine klare Orientierung haben. Da muss auch eine Logik rein, die heute nicht da ist."
– Raimund Heinl
Ein einfaches Beispiel aus Frankreich zeigt, wie eine klare und vereinfachte Struktur die Akzeptanz und Umsetzung von nachhaltigen Maßnahmen fördern kann.
Es gibt in Frankreich einen unkomplizierten Sanierungsfahrplan, der stabil ist. Wenn ein Sanierungsprojekt startet, weiß man in Frankreich, dass der Fahrplan auch noch in einem Jahr gilt. Das bedeutet, die Unternehmen müssen sich nicht hetzen und können sich darauf verlassen.
Im Gegensatz dazu ist die Förderlandschaft in Deutschland oft so komplex, dass viele Menschen sich nicht damit auseinandersetzen wollen oder können.
Raimund Heinl erläutert auch, wie Saint-Gobain intern das Thema Nachhaltigkeit kommuniziert und die Mitarbeiter:innen einbindet. Kleine Maßnahmen im Unternehmen werden gefördert, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu stärken, und es wird viel über die Energiewende kommuniziert, um das Engagement der Mitarbeiter:innen zu fördern.
Die Diskussion hebt die Bedeutung einer klaren und einfachen Kommunikation hervor, um die breite Bevölkerung und Unternehmen gleichermaßen für das Thema Nachhaltigkeit zu gewinnen und sie aktiv einzubeziehen.
Raimund Heinl betont die entscheidende Bedeutung der Digitalisierung für die Optimierung der Produktionsprozesse bei Saint-Gobain. Durch den Einsatz digitaler Technologien können Energieverbrauch, Abfallproduktion und Produktqualität verbessert werden. Ein Beispiel dafür ist die präzise Steuerung der Feuchtigkeit beim Herstellungsprozess von Rigips, um den Energieeinsatz zu minimieren.
Zudem diskutiert Raimund Heinl das Konzept von Cradle-to-Cradle am Beispiel von Rigipsplatten. Saint-Gobain arbeitet aktiv daran, Produkte wie Rigipsplatten kreislauffähig zu machen. Dies geschieht durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen, die Altmaterialien recyceln und in den Produktionsprozess zurückführen. Diese Partnerschaften ermöglichen es Saint-Gobain, einen hohen Anteil an Recyclingmaterial in ihren Produkten zu integrieren und gleichzeitig die Umweltbelastung zu reduzieren.
Ein weiteres Thema von Michél ist die potenzielle Einführung von Leasingmodellen für Bauprodukte, ähnlich wie bei Autos. Dies würde es Kund:innen ermöglichen, Produkte wie Fenster über einen längeren Zeitraum zu nutzen und am Ende der Nutzungsdauer zurückzugeben, um sie wiederzuverwenden oder zu recyceln.
Raimund Heinl betont auch die herausragende technische Komplexität des deutschen Marktes im Vergleich zu anderen Ländern. Diese Komplexität bietet Chancen für innovative Lösungen und hochwertige Produkte im Bereich Bau und Renovierung.
Das Gespräch endet mit einem Ausblick auf die Zukunft und den ehrgeizigen Zielsetzungen von Saint-Gobain, bis 2045 CO₂-neutral zu sein. Raimund Heinl betont die Notwendigkeit, bereits jetzt die Technologien vorzubereiten, um diese Ziele zu erreichen, und verweist auf eine mögliche erneute Zusammenkunft in drei bis fünf Jahren, um den Fortschritt zu überprüfen.
In dieser Folge des DIGITALWERK-Podcasts spricht Michél-Philipp Maruhn mit Max Wörner, der Co-Founder und Vorstand der TRIQBRIQ AG. TRIQBRIQ, ein Unternehmen, das mit seiner Methode an das Lego-Prinzip erinnert, jedoch mit einem nachhaltigen Twist – ihre Bausteine bestehen aus Holz und eröffnen damit völlig neue Möglichkeiten im modularen Wohnungsbau.
Max Wörner, ein Mann mit einer Vision und einem unermüdlichen Streben nach Innovation, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Baubranche zu revolutionieren. Von einem jungen Unternehmer, der bereits mit 18 Jahren sein erstes Einzelunternehmen gründete, bis hin zum heutigen Vorstand der TRIQBRIQ AG, hat Max einen beeindruckenden Weg zurückgelegt.
Sein Werdegang ist geprägt von einem unstillbaren Durst nach Fortschritt und einer Leidenschaft für die Natur. Ursprünglich aus dem Leistungssport kommend, war Max viel in der Natur unterwegs, vor allem beim Klettern. Diese Erfahrungen brachten ihn schließlich in die Welt des Bauens. Doch während der Baubranche oft der Ruf der Nachhaltigkeit fehlt, sah Max hier eine Chance für Veränderung.
Mit einem ausgeprägten Sinn für Prozesse und einem starken Netzwerk an Partner:innen begann Max, in die Baubranche einzutauchen. Er gründete Unternehmen, renovierte Immobilien und entwickelte Projekte – alles mit dem Ziel, nachhaltiger zu gestalten. Doch es war seine Affinität zu Holz, die schließlich den Wendepunkt markierte.
Für Max ist Holz nicht nur ein Baumaterial, sondern eine Quelle der Begeisterung. Die Tatsache, dass Holz zu einem Großteil aus Luft und Biomasse entsteht, fasziniert ihn. Hinzu kommen die bauphysikalischen Eigenschaften und die langjährige Tradition des Holzbaus. Warum also nicht auf diesen bewährten Rohstoff setzen und die Vorteile nutzen?
"Also erstensmal ist der Werkstoff Holz genial. Er entsteht einfach so wirklich durch Luft und Liebe. Also 99,9 und ein paar zerquetschte Prozent kommen wirklich aus der Luft und daraus wird Biomasse."
– Max Wörner
Doch Max erkannte auch die Herausforderungen der Holzbauindustrie – von der Vermarktung bis hin zu den Prozessen. TRIQBRIQ AG wurde geboren aus dem Wunsch, diese Hindernisse zu überwinden und den Holzbau in die Zukunft zu führen.
Nachdem die Vision geboren war, musste sie in die Realität umgesetzt werden. Max und sein Team standen vor zahlreichen Herausforderungen. Eines der größten Hindernisse war die Produktion selbst. Wie baut man eine Fabrik für ein Produkt, das es so noch nicht gab?
Die ersten Prototypen der Bricks aus Holz wurden von Hand gefertigt, mit einfachen Werkzeugen und viel Geduld. Doch bald wurde klar, dass diese Methode nicht nachhaltig war – weder ökonomisch noch effizient. Also musste eine neue Lösung her.
Max und sein Team nahmen die Sache selbst in die Hand. Sie recherchierten, experimentierten und lernten alles über Automatisierung und Holzbearbeitung. Schließlich beschlossen sie, ihre eigene Produktionsanlage zu bauen. Mit gebrauchten Industrierobotern und einem DIY-Ansatz begannen sie, die Anlage Stück für Stück aufzubauen.
Es war ein Prozess voller Herausforderungen und Rückschläge. Aber Max und sein Team ließen sich nicht entmutigen. Sie kämpften sich durch lange Nächte und technische Probleme, bis ihr Traum endlich Realität wurde.
Heute steht in Tübingen die erste TRIQBRIQ-Fabrik. Hier werden die einzigartigen Bausteine mit einer Präzision und Geschwindigkeit hergestellt, die zu Beginn undenkbar schien. Jeder Stein ist ein Symbol für die unermüdliche Entschlossenheit eines Teams, das an seine Vision geglaubt hat.
Max erläutert ausführlich die vielfältigen Quellen, aus denen das Holz für die TRIQBRIQ-Produktion stammt. Dabei betont er die Experimentierfreude des Unternehmens in Bezug auf verschiedene Holzarten und -quellen, die dank ihrer Technologie problemlos verarbeitet werden können. Max erklärt, dass die Grundstruktur jedes Bricks aus einem einzigen Stück Holz besteht, das in kleinere Elemente geschnitten und dann mithilfe von Holzdübeln zu einem stabilen Modul verbunden wird. Diese innovative Bauweise ermöglicht es, verschiedene Holzsorten zu verwenden, ohne auf Leim oder Verbundwerkstoffe zurückgreifen zu müssen.
Michél ist beeindruckt von der Produktionskapazität und fragt, wie viele Steine pro Tag oder Woche hergestellt werden. Max erzählt, dass das Werk bereits einen beachtlichen Output erreicht hat, aber aufgrund der steigenden Nachfrage und der begrenzten Logistikfähigkeiten des Standorts eine rasche Skalierung erforderlich ist. TRIQBRIQ plant, ihre Produktionskapazität durch die Integration weiterer Anlagen zu erhöhen und das Produktionsverfahren modular zu gestalten, um Engpässe zu vermeiden und die Logistik zu optimieren.
Als Michél nach den potenziellen Kunden von TRIQBRIQ fragt, erklärt Max, dass Architekt:innen, Projektentwickler:innen und Bauunternehmer:innen gleichermaßen an dem innovativen Baustoff interessiert sind. Er betont die Einfachheit der Installation, die es sogar Fachkräften außerhalb des traditionellen Baugewerbes ermöglicht, die Steine zu verbauen. Dies ist Teil ihrer Strategie, sich nicht nur an spezialisierte Baufirmen zu richten, sondern auch an breitere Märkte wie den Rohbau- und Hochbau.
Max erläutert die Herausforderungen traditioneller Bauprozesse und die Vorteile der modularen Bauweise von TRIQBRIQ. Er betont die Bedeutung von Effizienz und Flexibilität im Bauprozess und erklärt, warum kleine Arbeitspakete und eine dezentrale Fertigung den Bauablauf optimieren können. Max macht deutlich, dass TRIQBRIQ nicht nur auf große Projekte abzielt, sondern auch individuelle Kundenwünsche berücksichtigt und ein Netzwerk von Partner:innen aufgebaut hat, um eine ganzheitliche Lösung anzubieten.
Als Michél nach der Akzeptanz des Unternehmens in der Bauindustrie fragt, erklärt Max, dass TRIQBRIQ zur richtigen Zeit mit einem innovativen Produkt auf den Markt gekommen ist, das die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Baustoffen bedient. Er betont die Bedeutung von Partnerschaften und betont, dass alle Partner:innen im Netzwerk von TRIQBRIQ profitieren sollen.
"Jeder soll sein Geld verdienen und jeder Partner ist extrem wichtig. Also wenn ich was gelernt habe im Unternehmertum, dann ist es Netzwerk, Partnerschaften und Zusammenarbeiten. Jeder soll daran Geld verdienen, denn umso mehr kann man skalieren."
– Max Wörner
Max spricht auch über die Herausforderungen bei der Etablierung des Unternehmens in der Bauindustrie und die Notwendigkeit, die Ideologie und die Werte von TRIQBRIQ in der gesamten Lieferkette zu verankern.
Schließlich diskutieren Michél und Max die Rolle des Vertriebs und die Art und Weise, wie TRIQBRIQ seine Produkte vertreibt. Max erklärt, dass das Unternehmen bisher auf direkten Vertrieb verzichtet und stattdessen auf Netzwerkarbeit und Öffentlichkeitsarbeit setzt. Er betont die Bedeutung von Beratung und individueller Betreuung für Kund:innen, um sicherzustellen, dass nachhaltiges Bauen nicht nur eine Option ist, sondern zur Norm wird. Das Unternehmen möchte nicht nur revolutionäre Produkte entwickeln, sondern auch die gesamte Branche in eine neue Ära des Bauens führen.
Max erzählt, dass ihre patentierte dreiaxiale Struktur weltweit geschützt ist, was es für Wettbewerber:innen schwierig macht, ähnliche Produkte herzustellen. Diese innovative Bauweise ermöglicht es ihnen, herkömmliche Mauersteine durch ihre modularen Ziegelsteine zu ersetzen, was eine bahnbrechende Veränderung im Bauwesen darstellt.
Doch was ist mit der Konkurrenz? Michél erkundigt sich nach etablierten Playern in der Branche und möglichen Veränderungen im Markt. Max erklärt, dass es derzeit keine vergleichbaren Produkte gibt und dass sie eine Nische besetzen, die bisher unerreicht war. Während es kleinere Bauteilsysteme aus anderen Ländern gibt, sind diese entweder noch nicht zugelassen oder erfordern zusätzliche Verstärkungen, die ihre Effizienz beeinträchtigen.
Ein weiteres interessantes Gesprächsthema ist der Einsatz ihrer Technologie im Geschosswohnungsbau. Max offenbart, dass sie bereits eine Statik für ein achtgeschossiges Gebäude entwickelt haben und sogar die Möglichkeit sehen, noch höher zu bauen, indem sie verschiedene Festigkeitsklassen von Holz mischen. Diese Flexibilität ermöglicht es ihnen, große Gebäude mit Leichtigkeit zu konstruieren und dabei innovative Lösungen für statische Herausforderungen zu finden.
Doch wie sieht es mit hybriden Konstruktionen aus? Michél fragt nach der Integration von Betonelementen wie Fahrstuhlschächten in ihre Holzbauweise. Max betont, dass sie technologieoffen sind und bereit sind, alle Möglichkeiten zu erkunden, um ihren Kund:innen die bestmöglichen Lösungen anzubieten. Während einige Elemente wie Fahrstuhlschächte aus Beton sein können, streben sie danach, so viel wie möglich auf Holz umzustellen, um die ökologischen Vorteile dieser Bauweise zu maximieren.
Abschließend diskutieren die beiden über die Zukunft von TRIQBRIQ und die Möglichkeit, ihre Technologie in einem Franchise-System zu skalieren. Max zeigt sich optimistisch und betont die Vielfalt der Wege, die vor ihnen liegen. Von der Weiterentwicklung ihrer Produkte bis hin zur Zusammenarbeit mit bestehenden Fertigungsanlagen erkennen sie zahlreiche Möglichkeiten, ihr Geschäft auszubauen und gleichzeitig ihre Vision einer nachhaltigeren Bauweise zu verwirklichen.
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Angelique Renkhoff-Mücke, die Vorstandsvorsitzende von WAREMA Renkhoff SE über ihre unternehmerische Reise bei einem der führenden Hersteller von Sonnenschutzlösungen. Es geht um die Herausforderungen sowie Chancen eines vielseitigen Unternehmens, das auf Qualität, Innovation und digitale Transformation setzt. Außerdem: Wie hat Angelique ihre Karriere in einer männerdominierten Branche bisher erlebt?
In dieser Podcastfolge steht eine starke Persönlichkeit im Mittelpunkt: Angelique Renkhoff-Mücke, die Vorstandsvorsitzende von WAREMA Renkhoff SE. Bekannt für ihre hochwertigen Markisen, ist WAREMA Renkhoff SE jedoch weit mehr als nur ein Hersteller von Sonnenschutzprodukten. Das Unternehmen bietet ein breites Spektrum an Lösungen, von Rollläden bis hin zu innovativen technischen Systemen zur Steuerung von Gebäudeanlagen – und das alles mit einem klaren Fokus auf Qualität und Innovation.
Angelique gewährt Einblick in ihre unternehmerische Reise, die im Jahr 2000 bei WAREMA Renkhoff SE begann. Als jüngstes Mitglied der Unternehmerfamilie betrat sie die Bühne des Familienunternehmens mit einer Mischung aus Herausforderungen und Chancen. Doch mit Entschlossenheit und Vision hat sie maßgeblich dazu beigetragen, dass WAREMA Renkhoff SE heute für eine erfolgreiche Transformation steht.
Im Gespräch mit Michél teilt Angelique Renkhoff-Mücke ihre Geschichte, ihre Motivation für den Einstieg ins Familienunternehmen und die Erfahrungen, die sie auf diesem Weg gesammelt hat. Sie spricht von ihrem tiefen Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Mitarbeiter:innen bis hin zu ihrer unerschütterlichen Leidenschaft für unternehmerische Gestaltungsmöglichkeiten.
"Das war auch gerade am Anfang tatsächlich so eine Art Rucksack, weil ich hatte ein wahnsinniges Verantwortungsgefühl, dass ich für diese Menschen, für die Familien, die dahinter stehen, verantwortlich bin."
– Angelique Renkhoff-Mücke
Ursprünglich als Franchisenehmer gestartet, war WAREMA Renkhoff SE bekannt für seine innovativen Außenjalousien, die sich schnell zu einem Kernprodukt entwickelten. Trotzdem begann die Geschichte von WAREMA Renkhoff SE nicht mit Markisen, wie viele vielleicht vermuten würden. Angelique erzählt, wie ihr Vater als Visionär die Zukunft der Gebäudesteuerung vorwegnahm und mit dem Aufkommen von Raffstoren einen Meilenstein setzte.
Aber wie gelang es WAREMA Renkhoff SE, sich vom Franchisenehmer zu einem eigenständigen, innovativen Unternehmen zu entwickeln?
WAREMA Renkhoff SE diversifizierte sich sukzessive und bietet heute ein umfangreiches Angebot, das von Markisen bis zu hochmodernen Sonnenschutzlösungen reicht.
Obwohl WAREMA Renkhoff SE im B2B-Bereich erfolgreich ist, bleibt das Unternehmen für viele Endverbraucher:innen im Verborgenen. Angelique erklärt, dass dies zum Teil daran liegt, dass WAREMA Renkhoff SE hauptsächlich im Geschäftskundenmarkt tätig ist und Endverbraucher:innen ihre Entscheidungen oft den Architekt:innen und Planer:innen überlassen. Zudem muss Sonnenschutz nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend sein, was die Wahrnehmung des Unternehmens im Privatkundenmarkt beeinflusst.
Die Vielfalt der Produkte von WAREMA Renkhoff SE spiegelt nicht nur die technologische Innovation, sondern auch die sich wandelnden Bedürfnisse der Kund:innen wider. Insbesondere im Kontext des Klimawandels gewinnt der Sonnenschutz an Bedeutung, nicht nur auf Terrassen, sondern auch im Bereich des Outdoor-Livings. Angelique erinnert sich daran, dass WAREMA Renkhoff SE im Jahr 1998 einen Umsatz von 360 Millionen DM erwirtschaftete, während das Unternehmen heute einen Umsatz von über 750 Millionen Euro verzeichnet.
Eine der herausragenden Eigenschaften von WAREMA Renkhoff SE ist die individuelle Fertigung jedes Produkts nach Maß. Diese Einzelfertigung stellt eine enorme Komplexität dar, aber gleichzeitig ist sie auch der Schlüssel zur Erfüllung der individuellen Anforderungen von Kund:innen und Architekt:innen. Angelique betont, dass diese Komplexität gleichzeitig das Alleinstellungsmerkmal von WAREMA Renkhoff SE darstellt.
Die Größe von WAREMA Renkhoff SE bietet nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen. Mit zunehmender Regulatorik und bürokratischen Anforderungen sieht Angelique eine klare Notwendigkeit für Unternehmen, eine bestimmte Größenordnung zu erreichen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Die Skalierbarkeit und Ressourcen, die mit einer größeren Unternehmensgröße einhergehen, ermöglichen es, den Anforderungen der modernen Geschäftswelt effektiv zu begegnen.
Die Diskussion über die optimale Unternehmensgröße führt zu interessanten Überlegungen darüber, wie WAREMA Renkhoff SE in verschiedenen Märkten agiert. Während das Unternehmen in Europa stark vertreten ist, exportiert es auch weltweit, von den USA bis nach China. Trotz der globalen Präsenz bleibt die Baukultur in Europa ein zentraler Fokus für WAREMA Renkhoff SE. Die Qualität und Leistung der Produkte stehen im Vordergrund, unabhängig vom Ursprungsland.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kund:innenansprache. Trotz der fortschreitenden Digitalisierung setzt WAREMA Renkhoff SE weiterhin auf den Fachhandel und das Handwerk, um die komplexe Beratung und Montage ihrer Produkte zu gewährleisten. Angelique betont die Bedeutung des Fachhandwerks bei der Bereitstellung hochwertiger Dienstleistungen und Produkte, insbesondere im Bereich des Sonnenschutzes.
Die Reise der Digitalisierung begann für Angelique vor etwa sieben Jahren mit einem inspirierenden Besuch im Silicon Valley. Dort erkannte sie die Notwendigkeit für Veränderungen in ihrem Unternehmen und machte die Digitalisierung zur “Chefsache”. Zurück in Deutschland setzte sie sich zum Ziel, die gesamte Unternehmenskultur zu verändern und die Mitarbeiter:innen auf diese Reise mitzunehmen.
Ein zentraler Aspekt dieser Veränderung war die Einführung von Design-Thinking-Prozessen und Innovationsmanagement im Unternehmen. Dies erforderte nicht nur technisches Know-how, sondern auch die Bereitschaft, traditionelle Denkmuster zu überwinden und neue Wege zu gehen. Angelique betont die Bedeutung von Kommunikation und Transparenz, um die Mitarbeiter:innen für den Veränderungsprozess zu begeistern und sie in die Entwicklung neuer Ideen einzubeziehen.
Die Digitalisierung hat sich nicht nur auf die Produkte, sondern auch auf die gesamte Prozesskette bei WAREMA Renkhoff SE ausgewirkt. Von der Entwicklung über die Produktion bis hin zur Nutzung werden digitale Technologien und Automatisierung eingesetzt, um Effizienz und Qualität zu steigern.
Eine entscheidende Erkenntnis für Angelique war, dass die Digitalisierung nicht nur technologische Veränderungen mit sich bringt, sondern auch eine Veränderung der Unternehmenskultur erfordert. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Innovation gefördert wird und Mitarbeiter:innen die Freiheit haben, neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen.
Durch diesen iterativen Prozess des Loslassens und Vertrauensschaffens hat Angelique eine Unternehmenskultur geschaffen, die von Zusammenarbeit, Kreativität und positivem Denken geprägt ist. Dies hat nicht nur zu einer erfolgreichen digitalen Transformation bei WAREMA Renkhoff SE geführt, sondern auch zu einer gesteigerten Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
“Ich glaube, das ist auch wichtig. Dieses Vertrauen geben. Ich bin jemand, der grundsätzlich erst mal positiv denkt und den Menschen Vertrauen gibt und sie dann auch bestärkt.”
– Angelique Renkhoff-Mücke
Als Frau in einer von Männern dominierten Branche hat Angelique die Entwicklung des Unternehmertums in Deutschland hautnah miterlebt. Vor 25 Jahren war es noch ungewöhnlich, dass Frauen in Führungspositionen ernst genommen wurden. Doch die Zeiten haben sich geändert, obwohl teilweise immer noch Herausforderungen bestehen.
"Man muss, glaube ich, ein sehr, sehr gutes Gespür dafür entwickeln, wem man gegenübersitzt und wie man in einer Gruppe auch als Frau seine Ziele erreichen kann. An manchen Stellen muss man das auch berechnend angehen, weil Männer es genauso machen."
– Angelique Renkhoff-Mücke
In Bezug auf das Unternehmertum betont Angelique die Bedeutung von Durchhaltevermögen und positivem Denken. Trotz regulatorischer Hürden und politischer Herausforderungen müssen Unternehmer:innen die Initiative ergreifen und Verantwortung übernehmen, um ihre Visionen zu verwirklichen. Der Standort Deutschland mag seine Schwierigkeiten haben, aber er bietet auch Chancen und ein stabiles rechtliches Umfeld.
Jungen Unternehmer:innen rät Angelique, sich nicht entmutigen zu lassen und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Erfolg kommt nicht über Nacht, sondern erfordert Ausdauer und den Willen, auch in schwierigen Zeiten weiterzumachen.
Keine Immobilie erfährt im Laufe ihres Lebens so häufige Umgestaltungen wie ein Shoppingcenter. In dieser Folge des DIGITALWERK-Podcasts spricht Michél-Philipp Maruhn mit Arndt Schwerdtfeger FRICS, Managing Director Architecture & Construction/ Chief Technical Officer (CTO) bei ECE Work & Live GmbH & Co. KG, über die Transformation von Shoppingcentern.
Arndt Schwerdtfeger FRICS, ein Experte auf dem Gebiet der Immobilienentwicklung, ist Managing Director Architecture & Construction/ Chief Technical Officer (CTO) bei ECE Work & Live GmbH & Co. KG. Zusammen mit Michél taucht er in die Welt der Shopping-Malls ein und diskutiert, wie diese sich verändern und anpassen, um auch in Zukunft relevant zu bleiben.
In den 90er Jahren erlebten Shopping-Malls einen Aufschwung, als verschiedene Einrichtungen wie Restaurants und Kinos in einem Gebäude vereint wurden. Doch mit der Zeit gerieten sie aus der Mode. Nun werden sie jedoch wiederbelebt, und Arndt Schwerdtfeger erklärt im Gespräch unter anderem, welche Rolle China als Vorreiter in diesem Prozess spielt.
Als Fellow of Royal Institution of Chartered Surveyors (FRICS) verfügt Arndt Schwerdtfeger über ein umfangreiches Netzwerk und Know-how in der Immobilienbranche, das ihm dabei hilft, hochwertige Partnerschaften zu knüpfen und innovative Lösungen zu entwickeln. Seine Reise in die Führungsposition bei ECE begann mit einem Architekturstudium und einer Spezialisierung auf den Baubetrieb und Projektmanagement. Seitdem hat er sich kontinuierlich weiterentwickelt und ist aktuell sowohl als Managing Director als auch als Chief Technical Officer (CTO) tätig.
"Ich habe schlicht eine Doppelrolle (...) Wir sind über die ECE Work & Live im Bereich des Trader Developments tätig. Wir haben mit der ECE Real Estate Partners einen hauseigenen Fond und übergreifend eine Servicegesellschaft, die ECE Group."
– Arndt Schwerdtfeger
Als Managing Director ist er für alle planerischen und baulichen Belange im Shoppingcenterbestand verantwortlich, während er als CTO alle Aktivitäten im Bereich des Trader Developments leitet. Von Machbarkeitsstudien bis zur baulichen Realisierung von Gebäuden in verschiedenen Sektoren wie Wohnen, Hotels und Büros koordiniert er ein Team, das alle planerischen und baulichen Herausforderungen der Immobilienentwicklung meistert. In Kombination mit der Entwicklung gibt es dabei auch immer eine starke technische Komponente.
ECE, ist ein Eigentümer gemanagtes Unternehmen der Familie Otto und seit über 50 Jahren im Immobilienentwicklungsgeschäft tätig. Was einst als Einkaufs-Center-Entwicklung (daher der Name ECE) begann, hat sich im Laufe der Zeit zu einem vielfältigen Portfolio entwickelt, das neben Shoppingcentern auch Wohnungen, Hotels, Büros und Logistikflächen umfasst. Die Vision von Werner Otto, dem Gründer des Unternehmens, war es, das erfolgreiche Konzept der Shoppingcenter aus den USA nach Deutschland zu bringen, und das Unternehmen hat diesen Traum mit seinen innovativen Ideen und seiner unternehmerischen Weitsicht verwirklicht.
“Da ist unsere, wenn du so willst, Schwestergesellschaft. Okay, ja, also wir gehören nicht zur Otto Group, die den Versandhandel managt und macht, sondern wir sind eine Schwestergesellschaft über die Familie, wenn du so möchtest.”
– Arndt Schwerdtfeger
Arndt erzählt, dass das Family Office ein bedeutender Teil der Kapitalgeber für ECE ist, wobei Alexander Otto eine herausragende Rolle einnimmt. Er ist nahezu täglich präsent am Campus und lenkt aktiv die Geschicke des Unternehmens. Die enge partnerschaftliche Abstimmung ermöglicht einen regelmäßigen Austausch und eine effektive Zusammenarbeit. Die Familie Otto nimmt somit eine äußerst aktive und engagierte Rolle ein, die für das Unternehmen von großem Wert ist.
ECE hat somit Zugang zu beträchtlichen Kapitalmitteln, die es dem Unternehmen ermöglichen, in großem Umfang zu investieren und Projekte von erheblicher Größe und Bedeutung zu realisieren. Mit einem beeindruckenden Portfolio von ca. 33 Milliarden Euro an verwalteten Vermögenswerten und einem jährlichen Umsatz von rund 800 Millionen Euro ist ECE eine bedeutende Größe in der Immobilienbranche.
Neben dem Management von Shoppingcentern für externe Investoren ist ECE auch selbst als Projektentwickler tätig und verantwortet ein Bau- und Planungsvolumen von 2,8 Milliarden Euro. Diese Zahlen verdeutlichen die enorme Reichweite und den Einfluss des Unternehmens auf dem Markt.
Mit über 3.500 Mitarbeiter:innen in 13 Ländern ist ECE ein bedeutender Arbeitgeber und bietet eine Vielzahl von Karrieremöglichkeiten in verschiedenen Bereichen, darunter Kaufleute, Ingenieur:innen, Marketingexpert:innen und Entwickler:innen. Das Unternehmen legt großen Wert auf Professionalität und Exzellenz in allen Geschäftsbereichen und investiert kontinuierlich in die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter:innen.
Die Shopping-Malls von ECE erstrecken sich jeweils zwischen 30.000 bis über 100.000 Quadratmeter und verändern sich permanent. Mit 2.500 bis 2.700 Mietverträgen, die jedes Jahr verhandelt werden, ist das Unternehmen ein wichtiger Akteur im Einzelhandelssektor und spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der städtischen Landschaften in Deutschland und darüber hinaus.
Im Zeitraum zwischen den 70er und 90er Jahren erlebten Shoppingcenter einen regelrechten Boom. Ursprünglich als Orte für Konsum und Entertainment konzipiert, wandelten sich ihre Funktionen mit den veränderten Bedürfnissen der Menschen im Laufe der Zeit. Das Aufkommen des Internets und der Wandel der Lebensumstände spielten eine entscheidende Rolle. Heute suchen Menschen in Shoppingcentern nicht nur nach Produkten, sondern auch nach Erlebnissen, sozialen Interaktionen und Gastronomie.
Arndt Schwerdtfeger betont, dass die Wahrnehmung von Shoppingcentern stark von ihrem Standort abhängt. Einige Malls haben sich erfolgreich angepasst und bieten weiterhin attraktive Erlebnisse, während andere Leerstände aufweisen. Die Entwicklung hin zu mehr Gastronomie, hochwertigen Konzepten und vielfältigen Angeboten spiegelt die aktuellen Bedürfnisse wider.
Ein interessantes Beispiel für die Neugestaltung von Shoppingcentern ist das Projekt am Potsdamer Platz in Berlin. Durch eine innovative Umgestaltung und die Schaffung individueller Häuser unter einem Dach, hat man hier eine neue Atmosphäre geschaffen. Statt der traditionellen Ladenstrukturen gibt es nun eine Vielzahl von Marken und Erlebnisangeboten, die auf die Bedürfnisse verschiedener Besuchergruppen zugeschnitten sind.
In China sind die Shopping-Malls noch größer und vielfältiger. Sie dienen nicht nur dem Einkaufen, sondern auch als soziale Treffpunkte und Erlebniswelten. Einige Konzepte gehen sogar so weit, dass Besucher:innen Eintritt zahlen müssen, um spezielle Attraktionen zu erleben. Dieses experimentelle Herangehen an die Gestaltung von Shoppingcentern könnte auch in Europa Einzug halten, während traditionelle Konzepte wie Kino wieder an Bedeutung gewinnen.
Die Zukunft der Shoppingcenter liegt darin, sich kontinuierlich an die Bedürfnisse der Kund:innen anzupassen und innovative Konzepte zu entwickeln, die über den reinen Konsum hinausgehen. In Deutschland und Europa stehen Shoppingcenter vor der Herausforderung, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Gewohnheiten der Verbraucher:innen zu berücksichtigen, während sie gleichzeitig auf neue Trends und Technologien reagieren.
“Keine Immobilie muss sich im Laufe ihres Lebens so häufig umgestalten wie ein Shoppingcenter.”
– Arndt Schwerdtfeger
Arndt Schwerdtfeger betont, dass der Grund für den Besuch von Shopping-Malls nach wie vor das Einkaufen ist, sei es für Kleidung, Elektronik, Lebensmittel oder Dienstleistungen. Insbesondere während der COVID-19-Pandemie wurde jedoch deutlich, dass Shopping-Malls auch als Treffpunkt und für Freizeitaktivitäten an Bedeutung gewinnen. Deshalb investieren Betreiber:innen verstärkt in Gastronomie und Entertainmentangebote, um ein ansprechendes Ambiente zu schaffen, in dem sich die Menschen gerne aufhalten.
Die klassischen Food Courts entwickeln sich dabei zunehmend zu hochwertigen Restaurants, die internationale Gastronomiekonzepte aufgreifen. Diese Veränderung spiegelt den Trend wider, dass die Menschen nicht nur essen wollen, sondern ein besonderes kulinarisches Erlebnis suchen.
Doch wie sehen die nächsten Schritte aus? Arndt Schwerdtfeger betont, dass die Zukunft der Shopping-Malls stark von Standortfaktoren abhängt. Die Entwicklung der Center wird maßgeblich beeinflusst durch Veränderungen in der Umgebung, wie zum Beispiel die Ansiedlung neuer Bildungseinrichtungen oder die Altersstruktur der Bevölkerung. Daher ist eine kontinuierliche Anpassung des Mietermixes und der Angebote unerlässlich, um den sich wandelnden Bedürfnissen gerecht zu werden.
In Bezug auf die Revitalisierung bestehender Immobilien stehen Betreiber:innen jedoch vor Herausforderungen. Die Umwandlung von Shopping-Malls in gemischt genutzte Gebäude erfordert nicht nur erhebliche Investitionen, sondern auch eine intensive Zusammenarbeit verschiedener Akteur:innen, darunter Investor:innen, Behörden und Mieter:innen. Die bürokratischen Hürden und planungsrechtlichen Vorgaben erschweren diesen Prozess zusätzlich.
Trotzdem sehen viele die Revitalisierung von Shopping-Malls als eine Chance, um innovative Konzepte zu realisieren und der steigenden Nachfrage nach Wohnraum und anderen Dienstleistungen in zentralen Lagen gerecht zu werden. Es bedarf jedoch eines ganzheitlichen Ansatzes und einer gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligten, um diese Vision in die Realität umzusetzen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Zukunft der Shopping-Malls in Deutschland von vielfältigen Faktoren abhängt und eine kontinuierliche Anpassung an die sich wandelnden Bedürfnisse der Verbraucher:innen erforderlich ist. Trotz der Herausforderungen bieten die Shopping-Malls weiterhin großes Potenzial als attraktive Orte zum Einkaufen, Essen und Erleben.
Die Themen des DIGITALWERK Podcasts mit Arndt Schwerdtfeger im Überblick:
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit René Habers, Head of Marketing and Communication Central and Eastern Europe bei GF Piping Systems. Von handwerklichen Wurzeln zum LinkedIn-Influencer – eine Reise durch technische Transformation, politische Standpunkte in der Wärmepumpenindustrie und die Zukunft der Bauindustrie. Außerdem spricht René über die Rolle von Daten und nachhaltigem Handeln im Bauprozess.
In einer Welt, in der Influencer oft mit Lifestyle-Themen und persönlichen Momenten glänzen, hebt sich René Habers, Head of Marketing and Communication Central and Eastern Europe bei GF Piping Systems, ab. GF Piping Systems Deutschland ist die Vertriebsgesellschaft der GF Piping Systems in Deutschland. Damit ist das Unternehmen ein Teil des Schweizer Konzerns Georg Fischer AG (GF) aus Schaffhausen.
Renés Reise vom Handwerker zum Diplomingenieur, schließlich zum Marketingexperten und “LinkedIn-Influencer” ist eine außergewöhnliche Geschichte, die zeigt, wie sich berufliche Wege entwickeln können.
Es begann mit Renés handwerklichem Geschick als Zentralheizungs- und Lüftungsbauer. Die Liebe zur Fotografie entwickelte er parallel dazu, wobei er das Fotografieren als eine Kunst betrachtete, die er beherrschen wollte. Ein entscheidender Moment war seine Erkenntnis in einem Architekturbüro, als er die Bedeutung der Ästhetik für Architekten verstand. Dies führte ihn dazu, das Marketing als Mittel zu sehen, ästhetische Themen zu präsentieren und zu verkaufen.
Nach einer Ausbildung als Techniker für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik und einem Bachelor-Abschluss als Diplomingenieur FH für Versorgungstechnik begann René im Vertrieb. Doch dann bot sich ihm die Gelegenheit, ins Marketing zu wechseln. Diese Chance war nicht nur eine Veränderung im Berufsweg, sondern auch eine Reflexion seiner Fähigkeiten und der Glaube seiner Kolleg:innen an seine Potenziale.
Die Transformation von einem technischen Hintergrund zum Marketingexperten mag ungewöhnlich erscheinen, aber René betont die Bedeutung der Identifikation mit den Themen, die man vertritt. Seine Kernthemen sind Klima, Klimaneutralität und nachhaltiges Bauen. Die Entscheidung, diese Themen nicht nur zu predigen, sondern auch selbst zu leben, prägt Renés Herangehensweise an Marketing und Kommunikation.
Parallel zu seiner Marketingkarriere begann René, sich auf LinkedIn als “Influencer”, wie er mittlerweile öfter betitelt wird, zu positionieren. Seine Beiträge sind keine oberflächlichen Selbstinszenierungen, sondern fundierte Darstellungen relevanter Themen. Obwohl er sich selbst nicht als hauptberuflichen Influencer sieht, hat er auf LinkedIn eine beeindruckende Reichweite von aktuell über 10.970 Follower:innen aufgebaut.
Im Verlauf des Gesprächs wird deutlich, dass die Wärmepumpenindustrie mit Herausforderungen konfrontiert ist. Dabei spielen politische Entscheidungen und mangelnde Verständlichkeit der Technologie eine entscheidende Rolle.
René betont, dass eine Kampagne, die sich unbewusst auf seinen Social-Media-Profilen entwickelt hat, eine Reaktion auf populistische Aussagen von Politiker:innen war. Diese hatten fälschlicherweise behauptet, dass Luft-Wasser-Wärmepumpen bei Null Grad wie Heizstäbe funktionieren. René entschied sich, diesen Missverständnissen entgegenzutreten, indem er seine eigene Wärmepumpe und Heizungsanlage visualisierte. Durch eine persönliche Heizphase mit extrem niedrigen Temperaturen kann er nachweisen, dass die Wärmepumpe effektiv arbeitet.
"Was ich sehr, sehr schade finde, ist, dass das durch unsere Branche und das ist mein persönliches Empfinden (...) wir eine so tolle Technik populistisch zerreißen lassen haben (...), da eine Wärmepumpe viel mehr ist als nur ein Heizungssystem."
– René Habers
René ist sich bewusst, dass seine Aktion politisch aufgeladen war, aber er sieht darin eine Chance, Missverständnisse aufzuklären und die Ingenieurtechnik hinter den Heizsystemen zu betonen. Die Debatte über erneuerbare Energien und alternative Heiztechnologien erfordert seiner Meinung nach Präzision und Verständnis für die physikalischen Grundlagen.
Die Diskussion dreht sich auch um die Sinuskurve in der Akzeptanz von Wärmepumpen. Dabei wird die Frage aufgeworfen, warum es zu einem plötzlichen Abfall in der Nachfrage kam, obwohl zuvor ein wachsendes Interesse an nachhaltigen Heizsystemen vorhanden war. Politische Entscheidungen, Lobbyeinflüsse und mangelnde visuelle Vorstellbarkeit der Technologie werden als Gründe genannt.
René kritisiert die falsche Erklärung und populistische Zerrissenheit der Wärmepumpentechnologie, die zu einem Anstieg von Gasheizungen führt. Er hebt hervor, dass die Zukunft in Technologien wie Wasserstoff liegt, betont jedoch die Notwendigkeit, diese im Kontext der finanziellen Realität und Eigenversorgung zu betrachten.
Die Diskussion wendet sich auch der Verantwortung zu. Die Kommunikation zwischen Industrie und Verbraucher:innen wird als entscheidender Faktor identifiziert. René Habers sieht die Schwierigkeit, komplexe technische Konzepte verständlich zu präsentieren. Er betont auch, dass die Branche mehr "Erklärbären" benötigt, um die Vorteile von Wärmepumpen und anderen nachhaltigen Technologien zu vermitteln.
Die Social Media-Kampagne war nicht nur ein persönlicher Ausdruck seiner Überzeugungen, sondern auch ein Appell an die Vernetzung von Menschen. René Habers möchte Ingenieur:innen, Technikinteressierte und die breite Öffentlichkeit zusammenbringen, um gemeinsam an nachhaltigen Lösungen zu arbeiten. Seine klare Botschaft: Die Technologie ist vorhanden, und es ist an der Zeit, den Blick über populistische Vereinfachungen hinaus zu richten.
Die Notwendigkeit einer verbesserten Öffentlichkeitsarbeit wird hervorgehoben, mit Verweisen auf Ressourcen wie Webseiten von Branchenverbänden und Expertenanhörungen im Bundestag. Abschließend unterstreicht René die Bedeutung von Podcasts und ähnlichen Formaten, um komplexe Themen verständlich zu präsentieren und das Verständnis für nachhaltige Technologien zu fördern.
René Habers unterstreicht die anhaltende Problematik des Fachkräftemangels in der Baubranche und plädiert für eine Veränderung der Denkweise. Effizienz und Nachhaltigkeit sollten dabei im Fokus stehen, angefangen bei der Planung bis zur Umsetzung. Eine umfassende Betrachtung des gesamten Bauprozesses ist essentziell, um Talente anzuziehen und die Branche zukunftsfähig zu gestalten.
Das Gespräch hebt die Bedeutung von Daten in der Baubranche hervor. René Habers betont, dass die Industrie noch viel Potenzial in Bezug auf Daten ausschöpfen kann. Die richtige Kommunikation von Produktstammdaten und der Aufbau eines digitalen Zwillings (BIM) ermöglichen nicht nur eine effizientere Planung, sondern auch die Einsparung von Energie und Ressourcen.
"Daten helfen uns ja, nachhaltiger zu werden. Und das ist für mich etwas wenig. Ich möchte jedem empfehlen, der Produkte auf den Markt bringt: Macht euch Gedanken darüber, welche Daten ihr produziert und wie ihr sie kommunizieren könnt."
– René Habers
Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs liegt auf dem praktischen Handeln. René Habers fordert dazu auf, nicht nur über nachhaltige Technologien zu sprechen, sondern diese auch zu verstehen und zu implementieren. Dies gilt nicht nur für Handwerker:innen vor Ort, sondern auch für Vertriebs- und Marketingexpert:innen. Die Authentizität der Branche wird durch das Vorleben nachhaltiger Praktiken gestärkt.
Die Zukunft der Baubranche erfordert eine multidisziplinäre Herangehensweise, die über Effizienz und Nachhaltigkeit hinausgeht. René Habers schlägt vor, sich auf das Wesentliche zu besinnen und einen nachhaltigen Weg einzuschlagen. Der Fokus sollte auf Energieeinsparung, bewusstem Verbrauch und effizienter Nutzung liegen. Durch die Implementierung dieser Grundsätze kann die Baubranche einen nachhaltigen Weg in die Zukunft einschlagen.
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In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruh mit Dr. Dominik Benner, CEO der Benner Holding. Die Benner Holding, ein traditionsreiches Familienunternehmen, hat eine transformative Reise hinter sich – von den Anfängen als Schuhgeschäft hin zu einem maßgeblichen Akteur in den Sektoren Immobilien, Technologie und Landwirtschaft. Diese Erfolgsgeschichte basiert auf Diversifikation, datengesteuerten Investitionen und einem innovativen IT-Tool, das den Immobilienmarkt revolutioniert.
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Dr. Dominik Benner, dem CEO der Benner Holding. Dieses Familienunternehmen hat sich in den letzten 141 Jahren von einem stationären Schuh- und Kolonialwarengeschäft zu einem Player in diversen Bereichen entwickelt. Die Kombination dieser scheinbar unterschiedlichen Sektoren wirft interessante Fragen auf, die in der Podcastfolge diskutiert werden.
Die Entscheidung von Dominik Benner, vom Angestellten zum Familienunternehmer zu werden, war eine bedeutende Herausforderung. Nach dem überraschenden Tod seines Vaters übernahm er die Verantwortung für das Familienunternehmen und trat in die Fußstapfen der fünften Generation. Diese Entscheidung erforderte den Verzicht auf einen angesehenen Job und den Einstieg in eine für ihn neue Rolle.
Die Benner Holding zeichnet sich nicht nur durch ihre Präsenz im Immobiliengeschäft aus, sondern diversifiziert sich auch erfolgreich in den Tech- und Plattformsektor sowie in die Landwirtschaft. Dominik erklärt, dass die Strategie der Diversifikation darauf basiert, Assetklassen zu wählen, die wenig miteinander korrelieren, was der Holding ermöglicht, flexibel auf Marktentwicklungen und Marktschwankungen zu reagieren.
Im Bereich Wohnimmobilien konzentriert sich die Benner Holding auf etwa 4.500 bis 5.000 verwaltete Wohnungen. Dominik erklärt, dass die Benner Holding antizyklisch investiert und in der Vergangenheit von günstigen Marktbedingungen profitiert hat. Dennoch weist er darauf hin, dass die aktuellen Preise in einigen Ballungszentren wie Berlin nicht mehr wirtschaftlich sind, was zu einer vorübergehenden Investitionspause führte.
Die Landwirtschaft ist eine solide Assetklasse für die Benner Holding, trotz der Herausforderungen, denen Landwirt:innen gegenüberstehen. Dominik betont die Belastungen durch politische Reglementierungen und Flächenstillegungen, während er die Widerstandsfähigkeit dieser Assetklasse lobt.
Der Onlinehandel, der während der Corona-Pandemie einen Boom erlebte, steht ebenfalls im Fokus. Dominik gibt Einblicke in die aktuellen Herausforderungen dieser Branche, einschließlich der Erkenntnis, dass nach dem anfänglichen Anstieg viele Onlineunternehmen eine Lernphase durchlaufen und sich an stagnierende Zahlen anpassen müssen.
Die Integration von Start-ups und Technologie in die Wertschöpfungskette von Immobilien ist ein interessantes Thema. Michél erkundigt sich, ob Family Offices in Start-ups des Proptech- oder ConTech-Bereichs investieren sollten, um ihre Wertschöpfungskette zu optimieren. Dr. Dominik Benner erklärt, dass sein Unternehmen klare Investitionsrichtlinien hat und sich auf den Handels- und Plattformbereich konzentriert, um Mehrwert zu schaffen.
Dr. Dominik Benner teilt sogar Einblicke über die Beteiligungen seines Unternehmens. Er betont, dass die Digitalisierung in der Immobilienbranche noch in den Kinderschuhen steckt und vergleicht sie mit der Tech- und E-Commerce-Industrie. Die Einführung von digitalen Verwaltungsprozessen, wie virtuellen Kontonummern für Mieter:innen und Betreuung über WhatsApp, hebt die Benner Holding hervor.
Außerdem teilt Dominik seine Ansichten über unterschiedliche Zyklen von Projektentwickler:innen und Bestandshalter:innen. Er betont, dass langfristiges Denken im Bestandsbereich entscheidend ist, während Projektentwickler:innen zyklische Marktbewegungen erleben.
Dominik Benner teilt seine Einsichten zur verzerrten Verteilung von Wohnungen in deutschen Großstädten. Es gebe keinen Mangel an Wohnungen, aber eine Konzentration in bestimmten Innenstadtbereichen führe zu Überangeboten und Leerstand in Randgebieten. Lösungsansätze könnten guter öffentlicher Nahverkehr, Homeoffice-Möglichkeiten und attraktive Angebote in Randgebieten sein.
Laut Dominik wird bei Benner Holding nicht mehr nach Bauchgefühl oder traditionellen Mustern investiert, sondern auf Grundlage umfassender Datenanalysen. Insbesondere konzentriert sich das IT-Tool auf die Auswertung der Wohnungsnachfrage in verschiedenen Städten Deutschlands. Durch die Live-Auswertung von Daten aus den drei wichtigsten Immobilienplattformen des Landes werden vielschichtige Informationen gewonnen.
Das Tool berücksichtigt nicht nur gängige Kriterien wie die durchschnittlichen Mietpreise pro Quadratmeter, sondern geht weit darüber hinaus. Es analysiert die Dauer von Immobilieninseraten, die Häufigkeit von Kontaktanfragen, und sogar spezifische Informationen über potenzielle Mieter:innen, wie etwa deren Rauchgewohnheiten oder Haustierbesitz. Dies ermöglicht es Benner Holding, nicht nur die Nachfrage- und Angebotsdynamik zu verstehen, sondern auch die Qualität der Anfragen und die Attraktivität bestimmter Standorte genauer zu beurteilen.
Ein Beispiel für den Erfolg dieses datengesteuerten Ansatzes ist die Entdeckung von bislang übersehenen Investmentchancen in Städten wie Leverkusen. Eine Stadt, die zuvor nicht im Fokus stand, zeichnet sich durch ein geringes Angebot, moderate Kaufpreise und erstaunlich schnelle Vermarktungszeiten aus. Solche "Überraschungssieger" werden durch das maßgeschneiderte IT-Tool von Benner Holding identifiziert, was zu einer gezielten und effektiveren Investitionsstrategie führt.
Die Einführung dieses Tools vor zwei Jahren markierte einen Wendepunkt für Benner Holding. Es half dem Unternehmen, sich in einem zunehmend anspruchsvollen Immobilienmarkt zurechtzufinden und strategische Entscheidungen auf einer empirischen und statistischen Grundlage zu treffen. Durch das Abweichen von konventionellen Herangehensweisen und den Einsatz modernster Technologie hebt sich Benner Holding als Vorreiter in der Branche hervor.
Die Rolle von Leipzig als interessanter Akteur auf dem deutschen Immobilienmarkt wurde beispielsweise durch das IT-Tool auf den Prüfstand gestellt. Die Datenanalyse enthüllte überraschende Erkenntnisse über diese sächsische Stadt.
In der allgemein verbreiteten Meinung wird Leipzig häufig als aufstrebende Stadt mit einem dynamischen Wohnungsmarkt betitelt. Doch die detaillierte Auswertung durch das maßgeschneiderte IT-Tool offenbarte eine nuanciertere Realität. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung wies Leipzig längere Inseratsdauern, eine vergleichsweise niedrige Anzahl von Kontaktanfragen pro Inserat und eine unterdurchschnittliche Anfragequalität, auf.
Solche unkonventionellen Erkenntnisse stellen herkömmliche Annahmen infrage und verdeutlichen die Wichtigkeit einer datengetriebenen Herangehensweise. Leipzig, trotz seines allgemein als positiv wahrgenommenen Immobilienklimas, wird durch die genaue Analyse von Benner Holding nicht als bevorzugtes Investitionsziel betrachtet. Diese Erkenntnisse illustrieren die Fähigkeit des IT-Tools, die Immobilienlandschaft Deutschlands aufzuschlüsseln und gezielt nach aussichtsreichen Märkten zu suchen.
“Ja und ich gebe auch nichts auf diese öffentlichen Artikel wie Leipzig boomt oder nicht, das ist mir völlig egal mittlerweile. Weil wir unsere eigenen Daten ziehen und aufgrund der Sache einfach sagen, das machen wir, das nicht.”
– Dr. Dominik Benner
In einem Ausblick über deutsche Grenzen hinaus werden auch internationale Immobilienmärkte, insbesondere die USA und Polen, als vielversprechende Ziele betrachtet. Hierbei spielt die Flexibilität des IT-Tools von Benner Holding eine entscheidende Rolle, da es auch auf die spezifischen Anforderungen und Regularien verschiedener Länder angepasst werden kann.
Dominik erklärt, wie politische Interventionen in Berlin, wie Kappungsgrenzen und Regelungen, einen Schwarzmarkt für Wohnungsweitergaben geschaffen haben. Die Familie Benner plant, ihre Investitionen in den nächsten Jahren verstärkt auf ausländische Märkte auszudehnen, insbesondere aufgrund der als überbürokratisiert wahrgenommenen deutschen Immobilienbranche.
“Und gewisse Parteien in Deutschland haben immer mehr den Wunsch noch mehr zu regulieren, noch mehr Vorgaben zu machen und die Vermieter noch mehr zu belasten. Also, ich spreche mittlerweile schon von einem Vermieterbashing.”
– Dr. Dominik Benner
Die Diskussion zu dem Thema endet mit Überlegungen zu politischen Rahmenbedingungen und notwendigen Veränderungen in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf Neubau und Bestandsinvestitionen. Kritik wird an den bestehenden politischen Maßnahmen geäußert, wobei neue Reglements und Beschränkungen als mögliche Gründe für die Abwanderung von Investor:innen genannt werden. Der deutsche Immobilienmarkt steht vor Herausforderungen, aber die Diskussion zeigt auch internationale Perspektiven und Möglichkeiten.
Dr. Dominik Benner erläutert die Entstehung des P5 Kongresses, der den Fokus auf Workshops und Fachkenntnisse legt. Der Kongress hebt sich durch innovative Gestaltung von herkömmlichen Messen ab und bietet eine Plattform für den Austausch über die Zukunft der Branche. Der nächste Kongress wird im Juni 2024 stattfinden. Dr. Dominik Benner betont die Bedeutung von Wissenstransfer ohne werbliche Absichten.
“Aber diese Vorträge, das waren einfach nur Leute, die zahlen Geld. Und dann wird die Unternehmenspräsentation runter geredet (...) Ja, aber ich wollte irgendwie einen Kongress haben, wo du echt was lernst, für den Alltag und dein Business (...)”
– Dr. Dominik Benner
Die Themen des DIGITALWERK Podcasts mit Dr. Domink Benner im Überblick:
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Michél-Philipp Maruhn spricht mit Prof. Dr. Shervin Haghsheno, Universitätsprofessor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), über die sich verändernde Welt der Bauindustrie ein. Es geht unter anderem um BIM, Lean Management, gesellschaftliche Verantwortung und die zukünftigen Herausforderungen und Chancen dieser dynamischen Branche.
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Prof. Dr. Shervin Haghsheno, einem renommierten Universitätsprofessor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Shervin beleuchtet die vielseitige und transformative Natur der Bauindustrie, inklusive zukunftsorientierter Bautechnologien.
Prof. Dr. Haghsheno erzählt von seinem persönlichen Werdegang und wie er durch eine inspirierende Rede eines Professors in Darmstadt seine Leidenschaft für das Bauingenieurwesen entdeckte. Dieses Erlebnis verdeutlicht die Bedeutung und den Einfluss, den Bauingenieure:innen und Bauexpert:innen auf die gebaute Umwelt und die Gesellschaft insgesamt haben.
“Man gestaltet die Umwelt, die gebaute Umwelt, man hat ganz großen Einfluss sozusagen auf die natürliche Umwelt.”
– Prof. Dr. Shervin Haghsheno
Ein zentrales Thema des Gesprächs ist die Auseinandersetzung mit den aktuellen Herausforderungen der Bau- und Immobilienbranche, darunter das Image und Vorurteile, die oft mit der Branche verbunden sind. Shervin betont jedoch die positiven Aspekte und die vielfältigen Möglichkeiten, die sich in der Bauindustrie bieten, insbesondere im Hinblick auf Innovationen wie Building Information Modeling (BIM).
Michél und Prof. Dr. Haghsheno diskutieren auch über den gesellschaftlichen Beitrag des Bauens und die Bedeutung von Teamarbeit in der Branche. Sie unterstreichen, wie Bauingenieur:innen und -expert:innen aktiv zur Gestaltung der gebauten Umwelt beitragen und wie wichtig es ist, die positiven Aspekte und Möglichkeiten der Branche hervorzuheben.
Michél und Shervin rufen beide dazu auf, die vielseitigen Chancen und Möglichkeiten der Bau- und Immobilienbranche zu erkennen und sich aktiv für positive Veränderungen und Innovationen in der Branche einzusetzen.
Shervins Weg begann bei Bilfinger Berger, einem der großen Baukonzerne. Dort erhielt er nach seiner Promotion die Möglichkeit, sowohl in der Konzernzentrale als auch im operativen Geschäft tätig zu sein.
Trotz einer relativ kurzen Zeit in operativen Rollen wurde Shervin schnell in eine Führungsposition befördert. Diese überraschende Wendung bot ihm wertvolle Einblicke in das Management und den Umgang mit Menschen, die er bis heute schätzt. Besonders hebt er hervor, dass seine Erfahrungen im Projektmanagement eine unverzichtbare Grundlage für seine jetzige Tätigkeit am KIT darstellen.
Ein Kernthema des Gesprächs ist die Bedeutung von Entscheidungen im Bauwesen. Prof. Dr. Shervin Haghsheno betont, wie kritisch es ist, in den frühen Phasen eines Projekts die richtigen Weichen zu stellen. Dies verhindert nicht nur Konflikte, sondern maximiert auch die Effizienz und Ressourcennutzung.
Wenn es um das KIT geht, strahlt Shervin vor Stolz. Er erklärt die einzigartige Position des Instituts, das durch die Fusion von landesfinanzierten und bundesfinanzierten Einrichtungen entstanden ist. Mit seiner Expertise und Leidenschaft für das Management im Bauwesen hat er dazu beigetragen, dass das KIT national und international als eine der führenden Einrichtung im Bauingenieurwesen anerkannt ist.
Shervin erläutert, wie seine Entscheidung, sich intensiv mit Projektmanagement und Konfliktlösung zu befassen, ihn zu einem Experten auf seinem Gebiet gemacht hat. Durch seine Arbeit am KIT und seine Forschung im Bereich Lean Management setzt Shervin Standards und inspiriert die nächste Generation von Bauingenieur:innen und Manager:innen.
Wie Shervin erläutert, hat das Konzept des Lean Managements seine Wurzeln in der Automobilindustrie, insbesondere bei Toyota. Mit der Zeit wurde diese Managementphilosophie in den USA weiterentwickelt und adaptiert. Professor Gebauer, so Prof. Dr. Shervin Haghsheno, hat diese Philosophie im Bauwesen etabliert, und sein internationales Netzwerk ermöglichte es, diese Prinzipien in Karlsruhe zu implementieren.
Shervin erkannte schnell das Potenzial des Lean Managements für die Bauindustrie. Seine Arbeit in den letzten zehn Jahren hat nicht nur dazu beigetragen, das Konzept bekannter zu machen, sondern auch eine Plattform wie das German Lean Construction Institute ins Leben gerufen. Dieses Netzwerk fördert den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen.
Das Gespräch vertieft sich in die strukturellen Herausforderungen der Bauindustrie. Eine hohe Fragmentierung und die Tendenz zu Ausschreibungen auf Basis des Billigstbieterprinzips führen zu ineffizienten Prozessen. Die Fragmentierung, so Prof. Dr. Shervin Haghsheno, hindert viele kleine Unternehmen daran, in Innovation und Forschung zu investieren.
"Billigstbieterprinzip bei der Ausschreibung [...] ist auch gerade nicht ein Anreiz für Innovation."
– Prof. Dr. Shervin Haghsheno
Laut Prof. Dr. Shervin Haghsheno ist die Fragmentierung innerhalb der Branche ein Hindernis für Fortschritt. Jedes Unternehmen scheint sein eigenes System zu haben, was die Integration von Lösungen erschwert. Dennoch betont er, dass die Vorteile von Building Information Modeling (BIM) enorm sind, insbesondere wenn es unternehmensübergreifend integriert wird.
Für Shervin ist klar, dass ein Kulturwandel notwendig ist. Er betont die Bedeutung von Systemanpassungen und gemeinsamen Zielen. Er sieht in Lean Management und anderen integrativen Ansätzen einen Weg, um die Branche effizienter und kooperativer zu gestalten.
“Der Mensch braucht irgendwie so einen Schmerzpunkt, wo er dann sagt, so, jetzt ändere ich etwas. Jetzt kommen wir wieder in eine schwierige Marktsituation. Ich habe Sorge, dass der Druck wieder nachlässt, an diesen systemischen Dingen zu arbeiten.”
– Prof. Dr. Shervin Haghsheno
BIM ist zweifellos die Zukunft der Branche. Die wirkliche Frage ist jedoch, wie schnell und effizient die gesamte Branche diesen Standard umsetzen kann. Große Unternehmen, die über integrierte Produktionssysteme verfügen, haben einen klaren Vorteil. Die Schlüsselbereiche sind Digitalisierung und Prozessintegration, die einander befruchten können.
Die Diskussion dreht sich auch um die Rolle von Start-ups in der Bauindustrie. Es gibt viele innovative Ideen, aber viele dieser Unternehmen stoßen auf die Herausforderung der Fragmentierung und der Kultur. Ein gutes Geschäftsmodell und Beharrlichkeit sind entscheidend für den Erfolg in diesem Bereich.
Ein weiteres drängendes Thema ist der Wohnungsmarkt in Deutschland. Prof. Dr. Shervin Haghsheno betont die sozialpolitische Verantwortung, insbesondere angesichts des Mangels an Wohnraum und steigender Mieten. Er plädiert für staatliche Interventionen und die Entwicklung eines baupolitischen Programms.
Die intensive Diskussion zwischen Michél und Prof. Dr. Shervin Haghsheno vom KIT bietet einen tiefen Einblick in die dynamische Welt der Bauindustrie. Shervins persönlicher Werdegang, geprägt von praktischer Erfahrung und akademischer Forschung, veranschaulicht die enormen Möglichkeiten und Herausforderungen, denen sich die Branche gegenübersieht. Während Technologie und Innovation im Zentrum stehen, werden auch kritische Aspekte wie die Fragmentierung der Branche und die Notwendigkeit eines Kulturwandels beleuchtet. Besonders bemerkenswert ist Shervins Leidenschaft und Vision für eine integrativere und effizientere Bauindustrie, die sich an aktuellen und zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen orientiert. Das Gespräch hebt die Bedeutung von Teamarbeit, nachhaltigen Praktiken und der Integration moderner Technologien hervor, die gemeinsam den Weg für eine verantwortungsbewusste und innovative Bauindustrie der Zukunft ebnen könnten.
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie über Klimaneutralität, nachhaltiges Bauen und das innovative “CO₂-Schattenpreis-Modell” zur CO₂-Bewertung im Bauwesen. Ein tiefgehender Einblick in die Herausforderungen und Chancen der Branche.
Die Begriffe "Klimaneutralität" und "nachhaltiges Bauen" sind in den letzten Jahren zu Schlagworten in der Baubranche geworden. Doch was bedeuten sie wirklich? In dieser Podcastfolge setzt sich Michél-Philipp Maruhn mit Tim-Oliver Müller, dem Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, zusammen, um genau diesen Fragen auf den Grund zu gehen.
Laut Tim-Oliver Müller ist es zunächst wichtig zu klären, was genau unter "klimaneutral" verstanden wird. Bedeutet es, dass Gebäude oder Prozesse keine CO₂-Emissionen verursachen, oder geht es um Ausgleichsmaßnahmen, die eventuelle Emissionen kompensieren?
Der Fokus liegt nicht nur auf den gesetzlichen Vorgaben, wie dem Klimaschutzgesetz, das die öffentliche Hand zur klimaverträglichen Beschaffung verpflichtet, sondern auch auf unserer gesellschaftlichen Verantwortung. Durch das Pariser Abkommen haben wir uns das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu sein und die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen.
Zudem gibt es zwei Dimensionen von Nachhaltigkeit:
Private Dimension: Hierbei geht es um Ziele, die durch die EU-Taxonomie und durch den Rahmen von ESG (Environmental Social and Governance) festgelegt werden. Diese Kriterien helfen dabei, Nachhaltigkeit über die Finanzierung zu gewährleisten.
Öffentliche Dimension: Hier ist CO₂ die zentrale Größe. Das Ziel ist es, das CO₂-Budget nicht zu überschreiten. Es geht darum, wie bestimmte Sektoren, wie Verkehr oder Gebäude, ihre CO₂-Ziele einhalten.
Während "klimaneutral" oft als Endziel betrachtet wird, legt Tim-Oliver Müller den Schwerpunkt darauf, "klimaverträglich" zu handeln, insbesondere in der öffentlichen Sphäre. Es ist entscheidend, klare Definitionen und Standards für nachhaltiges und verantwortungsvolles Bauen und Handeln festzulegen.
Tim-Oliver Müller betont die Relevanz einer branchenweiten Lösung. Er fordert Unternehmen jeder Größe auf, sich aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen und betont, dass Innovation und Handlungsfähigkeit im Zentrum stehen sollten, anstatt sich nur auf theoretische Debatten zu konzentrieren.
"Jedes Unternehmen sollte sich, das ist der gute Rat, mit diesem Thema beschäftigen, allein schon mit Blick auf die eigenen Kosten, die dadurch entstehen, etwa im Bereich der Finanzierung."
– Tim-Oliver Müller
Die Zeiten, in denen die Bauindustrie ihre ökologischen Auswirkungen vernachlässigen konnte, sind vorbei. Angesichts der globalen Klimakrise und der steigenden Erkenntnis über die Notwendigkeit nachhaltigen Handelns steht die Branche unter enormem Druck, umweltfreundlichere Praktiken zu entwickeln. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch effizient zu sein.
Ein zentrales Thema des Gesprächs ist das von Tim-Oliver Müller vorgestellte "CO₂-Schattenpreis-Modell” des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie. Dieses innovative Modell bewertet den CO₂-Fußabdruck von Bauprojekten und bietet somit einen Rahmen, um den CO₂-Ausstoß effektiv zu reduzieren. Tim-Oliver betont die Wichtigkeit dieses Ansatzes und wie er Bauunternehmen dabei unterstützen kann, ihre CO₂-Emissionen zu minimieren. Dieses Modell könnte den Weg für eine nachhaltigere und verantwortungsbewusstere Bauindustrie in Deutschland ebnen.
Das Konzept des Schattenpreises für CO₂ geht über einfache ökologische Bewertungen hinaus. Es beinhaltet die monetäre Bewertung des CO₂-Fußabdrucks eines Bauprojekts. Dies bedeutet, dass Unternehmen nicht nur die direkten Kosten eines Projekts berücksichtigen, sondern auch die indirekten Umweltauswirkungen in ihre Kalkulation einbeziehen müssen. Dieser Ansatz fördert Unternehmen, effizientere und umweltfreundlichere Bauverfahren zu entwickeln.
Während Deutschland das Konzept des Schattenpreises für CO₂ erforscht, bieten Länder wie die Niederlande wertvolle Einblicke. Mit zwei Jahrzehnten Erfahrung in der Implementierung von CO₂-Preismodellen und einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung könnte Deutschland von diesen Best Practices profitieren und sie an seine spezifischen Bedürfnisse anpassen.
Es ist unbestreitbar, dass der Übergang zu einem CO₂-Schattenpreis-Modell Herausforderungen mit sich bringt, insbesondere für kleinere Bauunternehmen.
Es stellt sich die Frage, wie sich Unternehmen, insbesondere die kleineren KMU (kleine und mittlere Unternehmen), den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen stellen können. Die betriebswirtschaftliche Perspektive betont die Notwendigkeit, den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Hierbei stoßen gerade kleinere Unternehmen auf Hürden: Oftmals fehlen ihnen die Ressourcen und das Know-how, um sich mit komplexen Themen wie CO₂-Schattenpreisen auseinanderzusetzen.
Die bestehende Bürokratie und Regulierungslast können insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen eine zusätzliche Belastung darstellen. Dies führt zu einer ambivalenten Haltung: Einerseits erkennen die Unternehmen die Dringlichkeit des Klimaschutzes und die damit verbundenen Marktchancen, andererseits fürchten sie die zusätzliche Bürokratie und Kosten, die mit der Umsetzung einhergehen könnten.
Ein wesentlicher Punkt ist die Rolle der öffentlichen Auftraggeber:innen. Bei Ausschreibungsverfahren für Bauprojekte könnten Kriterien wie CO₂-Schattenpreise zu einem entscheidenden Faktor werden.
Indem öffentliche Auftraggeber:innen den CO₂-Fußabdruck als Kriterium in Ausschreibungen integrieren, können sie Anreize für Unternehmen schaffen, umweltfreundlichere Lösungen zu entwickeln. Dieser Ansatz könnte einen Dominoeffekt auslösen, bei dem Unternehmen gezwungen sind, nachhaltigere Methoden zu adaptieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Für kleine Unternehmen, die nicht über die gleichen Ressourcen und Expertise verfügen wie größere Akteur:innen, könnte dies eine ernsthafte Herausforderung darstellen. Es besteht die Sorge, dass sie im Wettbewerb benachteiligt werden, wenn sie den Anforderungen nicht gerecht werden können.
Trotz dieser Bedenken ist jedoch klar, dass die Branche vor einem Paradigmenwechsel steht. Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, müssen sich auf langfristige Veränderungen im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit einstellen. Es wird entscheidend sein, Unterstützungsstrukturen und -maßnahmen zu schaffen, die insbesondere kleinen Unternehmen helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen, ohne ihre Wettbewerbsfähigkeit zu beeinträchtigen. Nur so kann die Bauindustrie insgesamt einen nachhaltigen und zukunftsfähigen Weg einschlagen.
Es geht nicht nur darum, die CO₂-Emissionen zu reduzieren, sondern auch um eine ganzheitliche Betrachtung des Bauprozesses – angefangen bei der Materialauswahl bis hin zur Bauausführung.
Tim-Oliver Müller präsentiert das Modell mit drei klaren Prinzipien: unbürokratisch, transparent und fair.
Was bedeutet das in der Praxis?
Unternehmen können mithilfe ihrer bestehenden Tools, wie Excel-Tabellen, den CO₂-Anteil ihrer Baustoffe präzise berechnen. Ein vereinfachtes praktisches Beispiel: Ein Beton mit 30 Gramm CO₂ pro Kubikmeter führt bei 1000 Kubikmetern zu einem CO₂-Ausstoß von 30.000 Gramm.
"Wir wollen vor der Welle schwimmen. Wir wollen einen Vorschlag präsentieren, der aus Sicht der Unternehmen marktfähig ist, der unbürokratisch, fair und transparent, das Thema CO₂ in den Blick nimmt."
– Tim-Oliver Müller
Es geht nicht nur um die Materialien. Auftraggeber:innen sind nun gefordert, detaillierte Ökobilanzen für ihre Projekte zu erstellen. Dies ermöglicht den Bauunternehmen, innovative Ansätze zur CO₂-Reduzierung zu entwickeln und den eigenen Schattenpreis zu optimieren.
Der Brückenbau zeigt, dass sogar der Straßenverkehr und die damit verbundenen Staus zu CO₂-Emissionen führen. Durch effizientere Bauprozesse und eine verkürzte Bauzeit können diese Emissionen signifikant gesenkt werden.
Die Zeiten des reinen Kostenvergleichs sind vorbei. Jetzt wird der Wettbewerb um die nachhaltigste und effizienteste Lösung geführt. Das bedeutet, dass Bauunternehmen nicht nur den Preis, sondern auch den CO₂-Fußabdruck und die Bauzeit in den Fokus rücken müssen.
Neben dem CO₂-Schattenpreis-Modell betont die Diskussion die Bedeutung von Cradle to Cradle, recycelten Materialien und anderen nachhaltigen Praktiken. Die Baubranche steht vor einer tiefgreifenden Veränderung hin zu umweltfreundlicheren und verantwortungsbewussteren Praktiken.
Mit innovativen Datenbanken wie der ÖKOBAUDAT des Bundes und anderen digitalen Tools können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele konkret umsetzen und überwachen. Die Digitalisierung wird dabei als Schlüssel zur Erreichung der ehrgeizigen Klimaziele der Branche gesehen.
Die Baubranche steht vor einer entscheidenden Wendung hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Im Gespräch zwischen Michél und Tim-Oliver Müller wird die Bedeutung von Klimaneutralität und gesellschaftlicher Verantwortung betont. Das CO₂-Schattenpreis-Modell des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie zeigt einen innovativen Ansatz zur Bewertung des CO₂-Fußabdrucks. Während größere Unternehmen und die Digitalisierung eine zentrale Rolle spielen, stehen KMUs vor Herausforderungen bei der Umsetzung.
Transparenz, Effizienz und die Anpassung internationaler Best Practices sind entscheidend für die Branche, um eine nachhaltigere und zukunftsfähige Richtung einzuschlagen.
Vaillant, ein Mittelständler mit fast 150 Jahren Erfahrung in der Heiztechnik hat eine lange Geschichte.. Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer bei Vaillant Deutschland, berichtet nicht nur über die Wurzeln und Entwicklung des Unternehmens, sondern auch über die Herausforderungen und Erfolge auf dem Weg zu nachhaltiger Wärme. Erfahrt, wie Vaillant die Energiewende aktiv mitgestaltet, innovative Technologien vorantreibt und eine entscheidende Rolle in der Transformation des Heizungsmarktes spielt. Tradition trifft auf Innovation – Vaillant bleibt an vorderster Front, um die Zukunft der Heiztechnik zu prägen.
Im Herzen von Remscheid, umgeben von den grünen Hügeln vor Köln, steht die Zentrale von Vaillant, einem Mittelständler mit fast 150 Jahren Erfahrung in der Heiztechnik. Die Geschichte von Tillmann von Schroeter, dem Geschäftsführer von Vaillant Deutschland, und der Reise des Unternehmens durch die Jahrzehnte spiegelt nicht nur die Entwicklung der Heiztechnik wider, sondern auch die Herausforderungen und Triumphe auf dem Weg zu nachhaltiger Wärme.
Tillmann von Schroeter, ein leidenschaftlicher Verfechter von Energieeffizienz, erzählt von seiner langjährigen Verbundenheit mit Vaillant und wie das Unternehmen sich seit der Gründung im Jahr 2006 entwickelt hat. Die Anfänge von Vaillant reichen jedoch viel weiter zurück, bis zu den Ursprüngen im Jahr 1874. Damals begann das Unternehmen in Remscheid mit der Herstellung von Gasgeräten. Die robuste Technik und die deutsche Ingenieurskunst waren schon damals prägend für Vaillant.
"Und dann ist Vaillant ein spannender Mittelständler. Ich finde, das ist ein Asset für Deutschland. Das ist eine super Kultur und die haben mich gepackt. Und deswegen bin ich jetzt schon wirklich, wirklich lange, seit 2006, an Bord des Hafens."
– Tillmann von Schroeter
Vaillant hat seit seiner Gründung einen beeindruckenden Weg zu den modernen Heizsystemen und Wärmepumpen zurückgelegt. Der Fokus auf Innovation und Qualität hat Vaillant zu einem führenden Unternehmen in der Heiztechnikbranche gemacht. Tillmann betont, dass diese Tradition und Innovationskraft auch heute noch das Fundament von Vaillant bilden.
Das Podcast-Gespräch vertieft sich auch in die Herausforderungen, denen Vaillant in den letzten Jahren gegenüberstand. Tillmann erzählt von der plötzlichen Explosion der Nachfrage nach Wärmepumpen im Jahr 2022, als geopolitische Ereignisse den Erdgasmarkt beeinflussten. Die Nachfrage stieg sprunghaft an, und das Unternehmen musste sich anpassen, um mit diesem unerwarteten Ansturm fertig zu werden. Diese Phase der Veränderung markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte von Vaillant.
Die Energiewende und die verstärkte Nachfrage nach nachhaltigen Heizlösungen brachten neue Herausforderungen mit sich. Tillmann beschreibt, wie Vaillant mit Agilität und Innovationsgeist auf diese Herausforderungen reagierte. Die Entwicklung neuer Technologien und die Anpassung bestehender Produkte waren entscheidend, um den steigenden Bedarf an effizienten und umweltfreundlichen Heizsystemen zu decken.
Vaillant begann, verstärkt in Forschung und Entwicklung zu investieren, um technologisch auf dem neuesten Stand zu bleiben. Die Partnerschaft mit Forschungsinstituten und die Zusammenarbeit mit Expert:innen aus verschiedenen Branchen wurden zu zentralen Elementen der Innovationsstrategie von Vaillant. Die Geschichte von Vaillant ist somit nicht nur eine Chronik von Erfolgen, sondern auch ein Lehrstück über den Umgang mit Herausforderungen in einer sich schnell verändernden Branche.
Die Transformation des Heizungsmarktes ist ein zentrales Thema im Gespräch. Tillmann erklärt die verschiedenen Dienstleistungen des Unternehmens, von der Konfiguration von Wärmepumpensystemen bis zur Fernüberwachung und -optimierung über IoT. Dabei betont er die Bedeutung von lokaler Anpassung und Kundendienst. Vaillant geht über die bloße Herstellung von Heiztechnik hinaus; das Unternehmen bietet umfassende Lösungen für nachhaltige Wärme.
Die Einführung von innovativen Dienstleistungen, wie beispielsweise die Fernüberwachung von Heizsystemen, verdeutlicht die zukunftsorientierte Ausrichtung von Vaillant. Tillmann unterstreicht die Bedeutung dieser Dienstleistungen nicht nur für die Kund:innen, sondern auch für die Effizienz der Heizsysteme. Die Digitalisierung wird als Schlüssel zur Optimierung von Energieverbrauch und -effizienz betrachtet. Die Geschichte von Vaillant ist somit auch geprägt von einem klaren Blick für neue Möglichkeiten und einem Engagement für nachhaltige Innovationen.
Tillmann und Michél werfen einen Blick auf die jüngsten Entwicklungen auf dem Heizungsmarkt. Michél bringt die aktuelle Präferenz für andere Heizsysteme als Wärmepumpen zur Sprache, und Tillmann erklärt, wie externe Faktoren wie die Verfügbarkeit fossiler Brennstoffe und gesetzliche Diskussionen die Dynamik des Marktes beeinflussen. Diese Hürden verdeutlichen die Notwendigkeit von Flexibilität und Innovation in der Branche.
Tillmann betont, dass die Vielfalt der Energiesysteme eine Schlüsselrolle in der zukünftigen Wärmeversorgung spielen wird. Eine umfassende Energiewende erfordert nicht nur den Einsatz von Wärmepumpen, sondern auch die Berücksichtigung alternativer Technologien wie erneuerbare Gase und Wasserstoff. Vaillant sieht sich in der Verantwortung, nicht nur bestehende Technologien zu optimieren, sondern auch aktiv an der Entwicklung neuer Lösungen teilzuhaben.
"Eine Photovoltaikanlage und eine Wärmepumpe sind ein Dreamteam. PV reduziert meinen eigenen Strom, und die Wärmepumpe ist ein effizienter Verbraucher."
– Tillmann von Schroeter
Abschließend gibt Tillmann einen Einblick in die aktive Rolle von Vaillant in der politischen Landschaft. Das Unternehmen engagiert sich in verschiedenen Verbänden, um Meinungen zu Technologieoffenheit, Förderung und Energiepreisstrukturen auszutauschen. Tillmann betont die Bedeutung dieser Beteiligung, um gemeinsam die Herausforderungen der Energiewende zu bewältigen. Vaillant setzt nicht nur auf unternehmerischen Erfolg, sondern trägt aktiv zur Gestaltung der energiepolitischen Agenda bei.
Vaillant versteht sich nicht nur als Produzent von Heiztechnik, sondern als ein Gestalter der Zukunft. Die Geschichte von Vaillant wird somit zu einem Plädoyer für unternehmerische Verantwortung und Engagement in gesellschaftlichen Belangen. Tillmann hebt hervor, dass die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern, Forschungsinstituten und anderen Unternehmen essenziell ist, um nachhaltige Veränderungen in der Energiebranche voranzutreiben.
Die Podcast-Folge schließt mit einem Rückblick auf die bewegten Jahre bei Vaillant und einem Ausblick auf die Zukunft. Tillmann teilt seine Überzeugung, dass die kontinuierliche Anpassung und das Lernen aus unterschiedlichen Märkten entscheidend sind, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten. Die Reise zu nachhaltiger Wärme geht weiter, und Vaillant bleibt an vorderster Front, bereit, die Zukunft der Heiztechnik mitzugestalten.
Die Geschichte von Vaillant und Tillmann von Schroeter ist eine Reise durch die Welt der Heiztechnik, geprägt von Tradition, Innovation und dem klaren Ziel einer nachhaltigen Zukunft. Vaillant hat nicht nur die Vergangenheit der Heiztechnik mitgestaltet, sondern ist auch heute ein entscheidender Akteur in der Transformation des Heizungsmarktes.
Die Herausforderungen der Energiewende erfordern nicht nur technologische Lösungen, sondern auch unternehmerisches Engagement und gesellschaftliche Verantwortung. Vaillant steht exemplarisch für ein Unternehmen, das nicht nur auf bewährte Technologien setzt, sondern aktiv an der Entwicklung neuer Lösungen teilnimmt. Die Geschichte von Vaillant ist somit auch eine Ermutigung für andere Unternehmen, ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft zu leisten.
Die Reise zu nachhaltiger Wärme ist noch nicht abgeschlossen, und Vaillant bleibt ein Vorreiter auf diesem Weg. Durch die Kombination von Tradition und Innovation, unternehmerischem Weitblick und gesellschaftlichem Engagement wird Vaillant weiterhin die Heiztechnikbranche prägen und einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft leisten. Tillmann von Schroeter und Vaillant sind nicht nur Akteure in der Geschichte der Heiztechnik, sondern auch Gestalter einer Zukunft, in der nachhaltige Wärme für alle Realität wird.
Die Geschichte von Vaillant ist eine Erinnerung daran, dass in der Welt der Heiztechnik mehr steckt als nur Technologie. Es geht um Menschen, Ideen und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Vaillant und Tillmann von Schroeter verkörpern diese Werte und sind Wegweiser für eine Branche, die sich im Wandel befindet.
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Die Immobilienbranche aufgemischt: Lea Mishra von POHA House im Gespräch über den revolutionären Ansatz des Co-Living-Start-ups
In der Welt der Immobilienbranche gibt es Geschichten, die nicht nur von Tradition und Konventionen erzählen, sondern auch von Innovation und Wandel. Eine solche Geschichte ist die von Lea Mishra, Co-Founder und CPO von POHA House, einem aufstrebenden Co-Living-Start-up mit einem einzigartigen Ansatz.
Leas Reise begann nicht in den Gängen von Immobilienunternehmen, sondern in einer Familie, die bereits tief in der Branche verwurzelt war. Ihr Vater gründete vor vielen Jahren die Landmarken AG, einen der größten Projektentwickler in Nordrhein-Westfalen. Obwohl Lea anfangs nicht dachte, dass sie ihren Weg in die Immobilienwelt finden würde, änderte sich dies, als das Konzept des Co-Livings in ihr Leben trat.
Die erste Begegnung mit Co-Living war für Lea nicht nur beruflich, sondern persönlich. Sie zog in ein Co-Living-Haus in Berlin, das von QUARTERS betrieben wurde. Das Konzept, mit Freund:innen zusammenzuleben, ohne sich um Möblierung oder Nebenkosten kümmern zu müssen, faszinierte sie sofort. Diese Erfahrung prägte Lea und weckte ihre Leidenschaft für Co-Living.
Nachdem Lea einige Jahre in der Tech- und Marketingbranche in Berlin gearbeitet hatte, zog sie nach Hongkong. Dort erlebte sie erneut das Co-Living-Konzept und bemerkte, dass ihre Geschwister, die bereits in der Immobilienbranche tätig waren, verstärkt mit dem Thema Co-Living experimentierten. Schließlich beschlossen sie und ihre Geschwister, eine eigene Co-Living-Marke zu gründen – POHA House war geboren.
Das Besondere an POHA House ist nicht nur das innovative Co-Living-Konzept, sondern auch die Art und Weise, wie das Unternehmen finanziert wird. Anders als viele Start-ups, die auf externe Investitionen setzen, wählt POHA House den Weg der Eigenfinanzierung und strebt eine schnelle Profitabilität an. Lea betont die Bedeutung dieses Ansatzes, der es dem Unternehmen ermöglicht, unabhängig zu agieren und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.
In dem Podcast-Interview mit Michél-Philipp Maruhn teilt Lea ihre Gedanken zu Co-Living, den Unterschieden zwischen asiatischen, amerikanischen und europäischen Märkten sowie dem speziellen Geschäftsmodell von POHA House. Sie hebt hervor, dass Deutschland, aufgrund seiner bürokratischen Hürden, einen großen Bedarf an Co-Living hat und wie POHA House versucht, diesen Bedarf zu decken.
Leas Geschichte ist geprägt von einem Perspektivenwechsel – von der Technologiebranche zurück in die Immobilienwelt. Ihre Erfahrungen als Bewohnerin und ihre Innovationsbereitschaft haben dazu beigetragen, POHA House zu einem Hidden Champion in der Co-Living-Branche zu machen. Ihr Weg zeigt, dass eine frische Denkweise und ein innovatives Konzept selbst in traditionellen Branchen wie Immobilien erfolgreich sein können.
POHA House bietet eine breite Palette von Wohnmöglichkeiten, von WG-Zimmern bis hin zu vollständigen Apartments. Der Unterschied liegt in der Inklusivität: Nebenkosten, Strom und WLAN sind in den Mietkonditionen enthalten. Doch das eigentliche Highlight ist die Schaffung von Communityflächen, die weit über die individuellen Wohnungen hinausgehen. Coworking-Bereiche, Gemeinschaftsessen, Dachterrassen und Wohnzimmer schaffen Raum für soziale Interaktion und gemeinsame Aktivitäten.
Lea betont, dass POHA House nicht nur ein Anbieter von Immobilien ist, sondern ein Lebensstil. Die Idee ist es, Ressourcen zu teilen und eine erschwingliche, innovative Wohnlösung zu bieten, die sich insbesondere an diejenigen richtet, die neu in der Stadt sind.
“Ich glaube, wir sind ein Start-up in der Art und Weise, wie wir unser Produkt aufbauen. Wir denken wirklich vieles neu. Ich glaube, es ist auch hilfreich für mich manchmal, dass ich nicht aus der Branche komme.”
– Lea Mishra
Lea hebt hervor, dass der Co-Living-Markt in Asien und Amerika bereits größer und etablierter ist. In Europa, insbesondere in Deutschland, steckt das Konzept noch in den Kinderschuhen. Der bürokratische Prozess und die Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche machen das Co-Living in Deutschland jedoch zu einer vielversprechenden Alternative für viele, unabhängig von ihrer Herkunft.
POHA House hat sich darauf spezialisiert, den Prozess der Wohnungssuche zu vereinfachen. Der gesamte Ablauf, von der Anfrage bis zur Reservierung und dem Abschluss des Mietvertrags, erfolgt digital. Die Plattform bietet nicht nur eine breite Auswahl an Wohnungen, sondern ermöglicht es den Nutzer:innen auch, den Besichtigungsprozess zu umgehen und direkt zu reservieren.
POHA House wurde von vier Gründer:innen ins Leben gerufen, darunter Lea Mishra, zwei ihrer Geschwister und ihr Schwager. Mit ihrem Schwager leitet Lea das Start-up mittlerweile zu zweit. In dem Familienunternehmen kümmert sich Leas Schwager um die Immobilienseite, während die Angelegenheiten rund um das Business in ihrer Verantwortung liegen. Mit einem starken Hintergrund in der Immobilienbranche, kombiniert mit Leas Erfahrungen im Tech- und Startup-Bereich, stellt das Team eine einzigartige Mischung dar.
Ein interessanter Aspekt von POHA House ist die Entscheidung, ohne externe Investor:innen zu wachsen. Lea erklärt, dass sie durch ihre Dienstleistungen wie technisches Projektmanagement und Interior Design in der Lage sind, ihr eigenes Wachstum zu finanzieren. Diese Herangehensweise ermöglicht es dem Unternehmen, flexibel zu sein und das Wachstum durch die Eröffnung neuer Häuser voranzutreiben.
POHA House hat nicht nur eine innovative Wohnform geschaffen, sondern auch einen Lebensstil etabliert. Die Plattform verbindet Menschen, fördert die Gemeinschaft und bietet eine Antwort auf die wachsenden Bedürfnisse derjenigen, die eine erschwingliche, flexible und soziale Wohnlösung suchen.
Eine Frage von Michél dreht sich um die finanziellen Konditionen bei POHA House. Lea betont die Transparenz auf ihrer Plattform, auf der Interessierte sofort alle verfügbaren Wohnungen mit Preisen und Kautionen sehen können. Der Fokus liegt auf Fairness, und wenn eine Bewerbung abgelehnt wird, aus Gründen wie unzureichendem Gehalt, wird die Reservierungsgebühr zurückerstattet. Diese klare und transparente Herangehensweise spiegelt sich in POHA Houses Engagement für Fairness und Offenheit wider.
Lea erklärt, dass es schwer ist, die Preise mit herkömmlichen Mieten zu vergleichen. POHA House bietet nicht nur Wohnflächen, sondern auch ein umfassendes Konzept, das Wohnen, Arbeiten und soziales Leben kombiniert. Durch geteilte Flächen entsteht eine einzigartige Dynamik, die traditionelle Quadratmeterberechnungen obsolet macht. Die Flexibilität von POHA House zeigt sich auch in der Standortauswahl, Aachen oder Münster, bald auch Essen und Hamburg, bei der sie unterschiedliche Modelle von Objektbesitz anwenden.
Lea unterstreicht die Bedeutung der Gemeinschaft bei POHA House. Die Entscheidung, ob jemand in die Gemeinschaft passt, wird durch persönliche Gespräche oder Videocalls nach der Reservierung getroffen. Dabei steht die Motivation im Vordergrund. Ist es das Bedürfnis nach Vernetzung in der Community oder einfach nur die Suche nach einer Wohnung? Die Vielfalt der Bewohner:innen ist wichtig, und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Kulturen wird in der internationalen Community von POHA House geschätzt.
Michél erkundigt sich nach der Bedeutung der Marke für die Skalierbarkeit von POHA House. Lea betont die Authentizität ihrer Marke, die durch persönliche Erfahrungen und Identifikation mit der Zielgruppe geprägt ist. Die Einbindung junger, engagierter Teams von Architekt:innen und Designer:innen, die selbst die Zielgruppe repräsentieren, verleiht der Marke von POHA House eine besondere Stärke und Authentizität.
"Ja, also es hilft ja auch, dass wir selber jung sind. Wir haben selber im Co-Living gewohnt, wir sind ja selber irgendwo die Zielgruppe. Ja, und ich glaube, das macht die ganze Marke auch ein bisschen authentischer (...)."
– Lea Mishra
Lea schließt das Gespräch mit einem Ausblick auf die Zukunft von POHA House und dem Konzept der Co-Spaces ab. Sie betont die Bedeutung dieses Megatrends, der das Teilen von Flächen und das aktive Zusammenkommen in den Mittelpunkt stellt. Der Fokus liegt darauf, trotz begrenzter Flächen die Lebensqualität zu erhalten oder sogar zu verbessern.
Insgesamt gibt das Gespräch mit Lea Mishra von POHA House einen umfassenden Einblick in die Zukunft des Wohnens und Arbeitens. Das innovative Konzept von POHA House, das auf Transparenz, Gemeinschaft und Flexibilität setzt, könnte einen entscheidenden Beitrag zur Veränderung der Immobilienlandschaft leisten. Co-Spaces könnten tatsächlich die Art und Weise revolutionieren, wie Menschen leben, arbeiten und miteinander interagieren.
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In dieser Podcastfolge geht es um mehr als das gängige Bild des Facility Managements (FM). Prof. Dr. Markus Thomzik, renommierter Innovationsforscher, beleuchtet mit Michél-Philipp Maruhn die facettenreiche Welt des FM. Jenseits von Wischmopp und Schraubenzieher diskutieren sie die Herausforderungen des Fachkräftemangels, die Chancen durch Innovation und Digitalisierung, sowie die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Branche. Der Podcast wirft auch einen Blick auf die Rolle von Top-Manager:innen, die Kontroverse um die 4-Tage-Woche und Homeoffice im FM sowie die viel diskutierte Plattformisierung in der Branche. Prof. Dr. Markus Thomzik betont die Notwendigkeit von Anpassungsfähigkeit und Innovation als Schlüssel zum Erfolg im sich wandelnden FM-Sektor.
In einer Welt, in der Innovation und Fortschritt Hand in Hand gehen, gibt es Branchen, die oft im Schatten stehen und dennoch einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft haben. Eine solche Branche ist das Facility Management (FM), die weitaus mehr ist als das gängige Klischee eines Hausmeisters mit Wischmopp und Schraubenzieher.
In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Prof. Dr. Markus Thomzik, ein renommierter Innovationsforscher, Professor mit Lehrauftrag und selbst Host seines InnoFM-Podcasts.
"Mein Alltag: Ich bin Professor und erfülle meine Lehrverpflichtungen. Zusätzlich nutze ich mein Nebentätigkeitsrecht, um mich außerhalb des Lehrbetriebs zu engagieren. Das beinhaltet Beratung, Firmenbetreuung und Projekte."
– Prof. Dr. Markus Thomzik
In dem Gespräch erklärt Markus, wie tiefgreifend und vielschichtig das Facility Management wirklich ist. Dabei wird klar, dass FM nicht nur das Sauberhalten von Fluren umfasst, sondern eine entscheidende Rolle im Lebenszyklus von Immobilien spielt.
Mit mehr als 100 Folgen und zahlreichen namhaften Gästen im InnoFm-Podcast beleuchtet Markus die Vielfalt und Bedeutung dieser Branche umfassend. Doch warum hat sich ein renommierter Innovationsforscher diesem vermeintlich nüchternen Thema gewidmet?
Die Antwort liegt in der Komplexität und Dynamik des Facility Managements. Es geht nicht nur um das Reinigen von Räumen, sondern auch um die nachhaltige Planung und Bewirtschaftung von Immobilien über Jahrzehnte hinweg. Von der Architektur über die technische Infrastruktur bis hin zur nachhaltigen Organisation im Betrieb – all diese Elemente fließen in das FM ein.
Die Branche hat längst ihren Platz in der volkswirtschaftlichen Landschaft gefunden. Mit einer Bruttowertschöpfung von rund 150 Milliarden Euro (etwas mehr als 80 Milliarden sind extern, der Rest intern) und etwa 5 Millionen Beschäftigten in Deutschland ist das Facility Management zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden. Dabei spielt nicht nur die klassische Immobilienverwaltung eine Rolle, sondern auch innovative Ansätze wie der digitale Zwilling einer Hochschule oder die Dienstleistungen der Zukunft.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Nachhaltigkeit. Die FM-Branche trägt einen erheblichen Teil zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks der Immobilienwirtschaft bei. Hierbei geht es nicht nur um ökologische, sondern auch um ökonomische Nachhaltigkeit. Die Planung und Bewirtschaftung von Immobilien müssen zukunftsfähig sein und dürfen nicht zu unüberschaubaren Betriebskosten führen, wie das Beispiel des Sana-Gebäudes verdeutlicht.
"Der größte Hebel zur Einsparung von Kosten, aber auch zur Reduzierung des CO₂-Footprints ist jeder nicht gebaute Quadratmeter und jeder nicht gebaute und betriebene Quadratmeter."
– Prof. Dr. Markus Thomzik
Im weiteren Gespräch geht es um das brisante Thema des akuten Fachkräftemangels im Facility Management (FM) und den Herausforderungen, die sich daraus für die Branche ergeben. Was dabei deutlich wird, ist nicht nur ein drängendes Problem, sondern auch die Chance, durch Innovation und Digitalisierung dem Fachkräftemangel zu begegnen.
Die Diskussion beginnt mit der Erkenntnis, dass der FM-Markt bereits heute mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Zahlreiche Ausschreibungen bleiben unbeantwortet, da Dienstleister:innen aufgrund von Personalengpässen nicht teilnehmen können. Prof. Dr. Markus Thomzik weist darauf hin, dass dies nur ein Vorbote eines noch gravierenderen Problems ist: dem demografischen Wandel. Mit immer weniger Absolvent:innen, die den Arbeitsmarkt betreten, wird der Mangel an Fachkräften in den kommenden Jahren eskalieren.
In Anbetracht dieser Herausforderungen erörterten Michél und Markus die mögliche Rolle der Digitalisierung und Automatisierung als Lösung. Die Idee, durch den Einsatz digitaler Tools und Geschäftsmodelle den Personalmangel zu mildern, betrachten sie als vielversprechend. Allerdings betont Markus, dass das Nutzenversprechen dieser Technologien eingehalten werden muss, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.
In der Diskussion kommt es zu der Frage, ob die Digitalisierung einen Selbstheilungsprozess für die Branche darstellen könnte. Hierbei werden mögliche Auswirkungen auf den Flächenbedarf in Unternehmen und die Attraktivität von Innenstädten thematisiert. Insbesondere sprechen Michél und Markus über die steigende Nachfrage nach multilokalen Arbeitsformen und die Umnutzung von Immobilien im Bestand.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Bedeutung von Sensoren in der Immobilienbewirtschaftung. Die Erfassung von Daten durch Sensoren ermöglicht nicht nur die effiziente Nutzung von Büroflächen, sondern kann auch dazu beitragen, den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren. Die Diskussion schlägt einen Bogen zu der Frage, wie solche Innovationen in der breiten Masse implementiert werden können.
“Wir haben Inventionen, keinen Mangel an Ideen, technisch funktionierende Systeme. Aber zur Innovation führt ein solches technisches System erst, wenn es unternehmensintern oder am Markt umgesetzt wird (...) Kleine Piloten reichen dabei nicht.”
– Prof. Dr. Markus Thomzik
Die Schlussfolgerung ist klar: Es bedarf nicht nur technischer Innovationen, sondern auch einer Veränderung der Unternehmenskultur und der Bereitschaft, Risiken einzugehen. Prof. Dr. Markus Thomzik betont die Notwendigkeit, positive Leuchtturmprojekte zu dokumentieren und Führungskräfte zu gewinnen, die bereit sind, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen.
“Der Mensch ist die fleischgewordene Innovationsbarriere, also es sind nicht technische Probleme, es sind nicht organisatorische Rahmenbedingungen (...) Am Ende ist es der Mensch.”
– Prof. Dr. Markus Thomzik
Insgesamt zeigt die Diskussion, dass Innovation und Digitalisierung nicht nur Mittel gegen den Fachkräftemangel im FM sein können, sondern auch einen entscheidenden Beitrag zur Gestaltung der Zukunft dieser Branche leisten können.
Ein zentrales Thema in der Diskussion ist die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit im Facility Management. Prof. Dr. Markus Thomzik betont, dass Nachhaltigkeit nicht länger als „Nice-to-Have“, sondern als „Must-Have“ betrachtet werden sollte. Die EU-Taxonomie und die Anforderungen an nachhaltige Immobilien schaffen Handlungsdruck für Unternehmen. Hierbei wird auch die Rolle der CSR (Corporate Social Responsibility) und der transparenten KPIs (Key Performance Indicators) im Non-Financial Reporting betont. Diese Entwicklungen stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen und erfordern eine umfassende Anpassung ihrer Strategien.
Ein interessanter Aspekt, den Michél und Markus diskutieren, ist die Tendenz, Führungskräfte mit B2C-Hintergrund in das Top-Management von B2B-orientierten Unternehmen zu holen. Die Argumentation dahinter bezieht sich auf die Notwendigkeit, im B2C-Bereich agiler und fortschrittlicher zu sein. Markus nennt Beispiele erfolgreicher Führungskräfte aus anderen Energiebranchen, die sich positiv auf die FM-Branche auswirken. Dieser Ansatz zur Diversifizierung des Managements zeigt, dass frische Perspektiven und Denkweisen aus verschiedenen Branchen einen innovativen Beitrag leisten können.
Ein kontrovers diskutiertes Thema ist die Idee der 4-Tage-Woche, insbesondere im Kontext des Facility Managements. Prof. Dr. Markus Thomzik warnt davor, dass diese Arbeitszeitverkürzung für den Einstieg in die Karriere nachteilig sein kann. Insbesondere das Homeoffice, das in vielen Branchen an Bedeutung gewonnen hat, betrachtet er als kritisch. Die persönliche Anwesenheit sieht er als entscheidend für den Aufbau von Netzwerken, informellen Austausch und implizitem Wissen an. Er betont, dass die Balance zwischen Flexibilität und persönlicher Präsenz entscheidend für den Erfolg ist.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Diskussion über die Plattformisierung im Facility Management. Hier betont Prof. Dr. Markus Thomzik, dass dies zwar als das nächste große Ding angesehen wurde, sich jedoch bisher nicht so schnell entwickelt hat, wie zunächst erwartet. Es wird spekuliert, dass große Player aus anderen Branchen oder internationale Technologiegiganten den Markt dominieren könnten. Die Zukunft könnte von einem „Big Elephant“, einem Akteur mit genügend Ressourcen und Kapital, geprägt sein, der eine FM-Plattform erfolgreich aufbauen kann.
Der Podcast bietet einen umfassenden Einblick in die Herausforderungen und Chancen, mit denen die Facility Management-Branche konfrontiert ist. Es wird deutlich, dass Anpassungsfähigkeit, Innovation und nachhaltiges Handeln Schlüsselelemente für den Erfolg in dieser sich ständig verändernden Branche sind.
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Paul Jörg Feldhoff, Chairman von Feldhoff & Cie., teilt in dem Podcast mit Michél-Philipp Maruhn Einblicke in seine Erfolgsgeschichte von der legendären EXPO REAL-Party bis zur Position als Kommunikationsberater. Das Gespräch beleuchtet die 20-jährige Entwicklung von Feldhoff & Cie. zur führenden Kommunikationsberatung in der Immobilienbranche. Es geht um visionäre Perspektiven zur KI, Digitalisierung und den grünen Wandel. Paul Jörg betont Herausforderungen und Strategien für 2024 in der Bau- und Immobilienbranche sowie die Bedeutung von gesellschaftlichem Engagement und Verantwortung.
Die Immobilienbranche ist bekannt für ihre vielfältigen Persönlichkeiten und ungewöhnlichen Erfolgsgeschichten. Einer, der aus der Masse hervorsticht, ist Paul Jörg Feldhoff, Chairman bei Feldhoff & Cie. In einem sehr offenen Gespräch mit Michél-Philipp Maruhn gibt er Einblick in seine beeindruckende Reise vom Veranstalter der legendären EXPO REAL-Party im P1 im Jahr 2003 bis zur heutigen Position als Kommunikationsberater für die Immobilienbranche.
Die Geschichte beginnt mit einer überraschenden Motivation – dem Wunsch nach größerer Bekanntheit. Paul Jörg Feldhoff erzählt, wie er sich in jungen Jahren als Berater und Banker fühlte, dass sein Bekanntheitsgrad nicht seinen Erwartungen entsprach. Die Lösung? Eine grandiose Party im P1, die nicht nur legendär, sondern auch ein effektiver Beschleuniger für sein Netzwerk wurde.
Paul Jörg schildert humorvoll, wie er die P1-Party trotz seiner vierten Corona-Infektion verpasste, aber dennoch nachts Anrufe von Leuten erhielt, die verzweifelt nach Eintrittskarten suchten. Diese Anekdote wirft einen Blick auf die lebendige Atmosphäre und den Hype, den die EXPO REAL-Party im P1 jedes Jahr erzeugt.
Die Entscheidung, sich auf die Immobilienbranche zu konzentrieren, war für Paul Jörg strategisch. Als Kommunikationsberater für Strategie, Positionierung und Unternehmensentwicklung wollte er nicht nur Aufmerksamkeit für sich selbst erregen, sondern auch potenzielle Kund:innen in der Branche begeistern. Die Party im P1 erwies sich als bahnbrechende Idee, um seinen Bekanntheitsgrad in der Branche schnell zu steigern.
Doch was macht Feldhoff & Cie. heute? Das Unternehmen, das dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert, hat sich zu einer führenden Kommunikationsberatung in der Immobilienbranche entwickelt. Mit etwa 100 Mitarbeiter:innen bietet die Firma Strategie, Unternehmensentwicklung und Kommunikationsdienstleistungen an. Paul Jörg Feldhoff betont dabei den Fokus auf die Immobilienbranche, indem er ausschließlich für Unternehmen dieser Branche tätig ist.
Die Entwicklung der Kommunikationswege in den letzten zwei Jahrzehnten spielt eine entscheidende Rolle in Paul Jörg Feldhoffs Erfolgsgeschichte. Vom Zeitalter der Blackberrys bis zum ständigen Informationsaustausch über iPhones – die Art und Weise, wie wir kommunizieren, hat sich dramatisch verändert. Paul Jörg hebt die Bedeutung von Podcasts, Newslettern und anderen modernen Medien hervor, die heute die Informationsquelle für die Branche sind.
In der aktuellen herausfordernden Situation betont Paul Jörg Feldhoff die Notwendigkeit von Führung in der Branche. Er erläutert, wie Führungskräfte in Unternehmen jetzt gefordert sind, auch in virtuellen Umgebungen zu führen und Ängste ihrer Mitarbeiter:innen zu nehmen. Gleichzeitig spricht er über das Image der Immobilienbranche und fordert mehr Engagement von Unternehmen in gesellschaftlichen Verantwortungsbereichen.
Die Immobilienbranche durchläuft einen tiefgreifenden Wandel, und bei einem exklusiven Summit von Feldhoff & Cie. mit 170 hochkarätigen Teilnehmer:innen, ausgewählt von Paul Jörg höchstpersönlich, wurden wegweisende Themen wie KI, Digitalisierung und vor allem der grüne Wandel diskutiert.
"Das Thema Zukunft und KI wird unsere Branche noch massiv prägen, auch selbst unsere Gruppe (...) Das Thema KI wird noch mal ein Game Changer sein, glaube ich. Für die gesamte Branche, auch für die PropTech-Industrie selber."
– Paul Jörg
Feldhoff & Cie ist keine gewöhnliche Größe in der Branche. Michél erkundigt sich nach den Motivationen und Visionen, die Paul Jörg Feldhoff dazu bewegten, mit der Gründung von blackprint einen neuen Weg einzuschlagen. Die Antwort offenbart einen faszinierenden Einblick in die Notwendigkeit, mit den Entwicklungen der Zeit Schritt zu halten.
Es begann vor rund acht Jahren, als Paul Jörg das Aufkommen von Fintech-Unternehmen miterlebte, die mit innovativen Ideen und erheblichen Ressourcen die Finanzwelt revolutionierten. Die Erkenntnis, dass die Immobilienbranche auf diese Veränderungen nicht vorbereitet war, trieb Paul Jörg Feldhoff dazu, nach digitalen Lösungen zu suchen. Aus dieser Vision entstand blackprint, ein Unternehmen, das nicht nur innovative Technologien, sondern auch einen nachhaltigen Ansatz in der Immobilienwirtschaft vorantreibt.
Die Diskussion schwenkt auf die Frage, ob die Branche 2015 bereit für Start-ups war. Paul Jörg Feldhoff gesteht ehrlich, dass die Immobilienbranche traditionell eher zurückhaltend gegenüber Innovationen ist. Doch durch gezielte Initiativen, wie einen Multi Corporate PropTech Accelerator, gelang es, bedeutende Akteur:innen für die digitale Transformation zu gewinnen. Unternehmen wie Vonovia und Commerz Real, die frühzeitig in Digitalisierung und Daten investierten, konnten sich als Vorreiter positionieren und profitierten von einem deutlichen Wettbewerbsvorteil.
Der Blick in die Zukunft offenbart für Paul Jörg Feldhoff eine zentrale Herausforderung: Künstliche Intelligenz (KI) wird die Branche nachhaltig verändern. Die Fähigkeit, Daten effektiv zu nutzen und innovative KI-Anwendungen einzuführen, wird über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Es wird klar, dass der grüne Wandel ebenso entscheidend ist. Der Fokus auf Umweltaspekte und nachhaltiges Bauen wird nicht nur eine moralische Pflicht, sondern auch eine Chance für Unternehmen, sich als Vorreiter zu positionieren.
Die Quintessenz des veranstalteten Summits ist für Paul Jörg Feldhoff eindeutig: Die Branche muss die Zeichen der Zeit erkennen, sich von traditionellen Denkmustern verabschieden und sich den Herausforderungen der Digitalisierung und Nachhaltigkeit aktiv stellen. Unternehmen, die dies tun, werden nicht nur überleben, sondern auch von den Chancen profitieren, die in dieser Zeitenwende liegen.
Die Planung für das kommende Jahr gestaltet sich für viele Unternehmen als Herausforderung. Die Unsicherheiten in der Branche sind vielfältig, von wirtschaftlichen Entwicklungen bis zu gesellschaftlichen Veränderungen. Im Folgenden gibt Paul Jörg Einblicke in die strategische Ausrichtung für 2024.
Paul Jörg Feldhoff teilt seine Gedanken zur aktuellen Lage in der Bau- und Immobilienbranche und betont die Komplexität des Managements von Polykrisen, wie sie in einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung thematisiert wurden. Er gibt Einblicke in die Schwierigkeiten bei der Planung für 2024 und betont, dass die Entwicklungen in verschiedenen Unternehmensbereichen überraschend und herausfordernd sind.
Besonders das Thema VUCA (volatility= Volatilität, uncertainty= Ungewissheit, complexity= Komplexität, ambiguity= Ambiguität) spricht Paul Jörg an und rückt die Unsicherheiten in den Fokus. Er berichtet von einem anstehenden Strategiemeeting mit Geschäftsführern seines Unternehmens und betont die Schwierigkeiten, klare Prognosen für das kommende Jahr abzugeben.
Paul Jörg stellt die Notwendigkeit, auf Sicht zu fahren und flexibel auf Chancen und Risiken zu reagieren, heraus. Dabei betont er, dass Partnerschaften und Innovation eine zentrale Rolle spielen, um sich den dynamischen Herausforderungen anzupassen. Paul Jörg verdeutlicht, dass die Planung für 2024 aufgrund unterschiedlicher Entwicklungen in den Unternehmensbereichen seiner Gruppe äußerst anspruchsvoll ist.
Die Frage nach der Innovationskraft der Branche im kommenden Jahr wird aufgegriffen. Paul Jörg Feldhoff gibt an, dass innovative Unternehmen ihre Budgets für Forschung und Entwicklung nicht zwingend reduzieren werden. Er betont die Bedeutung von Innovation und Forschung für die Branche und seine eigene Bereitschaft, in neue Ideen zu investieren.
“(...) Verantwortung. Deswegen auch nicht sparen an F und E, also an Forschung und Entwicklungen. Nicht sparen an Prozessen, Daten und gesellschaftlichem Engagement.”
– Paul Jörg Feldhoff
Paul Jörg äußert sich zu seinem Ansatz, Chancen zu erkennen und zu nutzen. Dabei liegt der Fokus auf der Monetarisierung von Ressourcen und der Identifizierung von potenziellen Geschäftsfeldern. Die Strategie ist darauf ausgerichtet, auf Veränderungen flexibel zu reagieren und sich auf Marktchancen zu konzentrieren.
Die Diskussion verlagert sich auf gesellschaftliches Engagement und Verantwortung. Paul Jörg Feldhoff spricht über sein persönliches Engagement und die Bedeutung von Verantwortung in der Unternehmensführung. Er betont, dass gesellschaftliche Verantwortung nicht nur eine ethische Pflicht ist, sondern auch eine Möglichkeit, einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von Städten und Menschen zu nehmen.
Paul Jörg thematisiert ebenfalls die Bedeutung von Vorbildrollen. Er sieht sich selbst und andere Unternehmer als Vorbilder, die Verantwortung übernehmen und sich für gesellschaftliche Belange einsetzen. Dabei geht er auch auf Initiativen wie STARTUP TEENS und Netzwerk-Chancen ein, die darauf abzielen, junge Menschen zu ermutigen und zu fördern.
Die Diskussion schließt mit einer Betonung der Bedeutung von Stil und einer persönlichen Anekdote über die Wahrung von Stil, auch in herausfordernden Zeiten wie der COVID-19-Pandemie. Paul Jörg Feldhoff appelliert abschließend an die Branche, auch in schweren Zeiten nicht an gesellschaftlichem Engagement zu sparen und Verantwortung zu übernehmen.
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Die DIGITALWERK-Podcastfolge mit Roland Sitzberger, Partner Construction & Infrastructure bei Porsche Consulting beleuchtet die digitale Transformation in der Baubranche. Roland betont im Gespräch mit Michél-Philipp Maruhn die Übertragbarkeit von Automobilindustrie-Erfahrungen, prozessorientierte Ansätze zur Effizienzsteigerung und die Vision eines offenen Ökosystems im Bauwesen. Die beiden diskutieren auch Potenziale und Hindernisse von Innovationen, die Automatisierung von Bauprozessen sowie aktuelle Herausforderungen wie mögliche Insolvenzen und den Fachkräftemangel. Der Appell lautet, die Veränderung als Chance zu sehen, auf Effizienz, Kundenzentrierung und Nachhaltigkeit zu setzen und gemeinsam die Zukunft der Baubranche zu gestalten.
Die Welt der Baubranche mag auf den ersten Blick weit entfernt von glänzenden Sportwagen und Hightech-Entwicklungen erscheinen. Doch in der aktuellen Folge des DIGITALWERK-Podcasts tauchen wir tief in diese scheinbare Kluft ein, um zu verstehen, wie die digitale Transformation auch in der Baubranche Fuß fasst. Michél begrüßt Roland Sitzberger, Partner Construction & Infrastructure bei Porsche Consulting.
Die Reise beginnt mit einer Anekdote, einem zufälligen Ereignis, das Roland vor zwölf Jahren zu Porsche Consulting führte. In seiner vorherigen beruflichen Laufbahn hatte er die Aufgabe, das Megaprojekt Stuttgart 21 zu unterstützen. Dabei fiel der Fokus auf Lean Management, und hier kam Porsche Consulting ins Spiel. Roland erinnert sich an die Anfangsphase:
"Wenn das stimmt, was diese Automotive Jungs, diese Spinner hier schreiben, was ich nicht glaube, dass es stimmt, dann möchte ich das auch machen."
– Roland Sitzberger
Seitdem ist Roland Sitzberger ein fester Bestandteil des Porsche Consulting-Teams und bringt seine Erfahrung als Bauingenieur ein. Doch wie passt Porsche Consulting in die Welt der Baubranche? Michél-Philipp Maruhn spricht die offensichtliche Frage an: "Was hat denn das mit der Baubranche zu tun?" Roland erklärt, wie die Anforderungen der Baubranche von den Erfahrungen der Automobilindustrie lernen können. Er betont, dass es nicht nur darum geht, Kundenwünsche zu erfüllen, sondern auch darum, ihre Bedürfnisse zu verstehen und innovative Lösungen zu bieten.
Roland wirft einen kritischen Blick auf die herkömmlichen Abläufe in der Baubranche und fordert eine Veränderung der Wertschöpfungskette. Er spricht von einem notwendigen "neuen Ökosystem", in dem Kund:innen im Mittelpunkt stehen und alle Akteur:innen zum richtigen Zeitpunkt ihren Beitrag leisten können. Die Analogie zur Automobilindustrie wird deutlich:
"Wenn man so ein Fahrzeug entwickelt, dann legt man ja nicht los, sagt, ich habe jetzt das tollste Auto der Welt, sondern ich mache mir Gedanken, wer ist mein Kunde, wer wird es fahren, wer wird es zahlen?"
– Roland Sitzberger
Die Diskussion streift auch die Herausforderungen, die die Bauindustrie noch bewältigen muss, um effektiver zu werden und den Bedarf der Kund:innen besser zu erfüllen. In einer Zeit, in der die digitale Transformation alle Branchen durchdringt, zeigt diese Folge des DIGITALWERK-Podcasts, dass auch die Baubranche nicht nur baustellengeprägt, sondern zunehmend digital und zukunftsorientiert ist.
Für Roland Sitzberger, einen erfahrenen Bauingenieur und Partner bei Porsche Consulting, war das größte Learning aus der Automobilindustrie die intensive Prozessorientierung. Ursprünglich skeptisch gegenüber Prozessen, betrachtete er sie eher als bürokratische Formalitäten, die wenig Mehrwert bieten. Diese Einstellung änderte sich jedoch, als er die Effektivität und Effizienz der Prozessgestaltung in der Automobilindustrie erlebte.
Die Erkenntnis, dass Prozesse dazu dienen, sich auf wesentliche inhaltliche Themen zu konzentrieren, ermöglichte ihm einen Perspektivenwechsel. Statt sich über Zusammenarbeit zu unterhalten, konnte er sich auf Lösungen und Verbesserungen konzentrieren. Diese prozessorientierte Herangehensweise fand Roland besonders wertvoll, um Projekte im Unikat-Bereich, wie es im Bauwesen üblich ist, erfolgreich zu bearbeiten.
In der Bauindustrie hört man oft Bedenken darüber, dass Projekte zu einzigartig seien, um standardisierte Prozesse anzuwenden. Roland widerlegt dieses Vorurteil und betont, dass die Festlegung von Prozessen und ihre Anpassung möglich sind. Er sieht die Prozessorientierung als Schlüssel, um Abläufe zu verbessern und Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Phasen eines Projekts klar zu regeln.
Bei der Frage nach dem notwendigen Mindset-Shift in der Bauindustrie hebt Roland hervor, dass dies stark von der individuellen Rolle, Position und Erfahrung der Akteur:innen abhängt. Er betont, dass es wichtig ist, die richtigen Hebel zu finden und eine effektive Kommunikation zu gewährleisten. Der Fokus liegt darauf, keine Überlegenheit zu demonstrieren oder die Bauindustrie zu missionieren. Vielmehr sollen die Mitarbeiter:innen durch Beispiele, Benchmarkbesuche und kluge Arbeitsansätze dazu motiviert werden, effizienter und professioneller zu arbeiten.
Roland erkennt an, dass es immer Personen geben wird, die widerständig sind oder länger brauchen, um sich zu verändern. Dennoch ist er überzeugt, dass ein Großteil der Branche bereit ist, den Weg der Professionalisierung und Effizienzsteigerung einzuschlagen. Es geht nicht darum, härter zu arbeiten, sondern klüger und effektiver. Der entscheidende Faktor ist, die Mitarbeiter:innen richtig zu motivieren und den Prozess der Veränderung verständlich und zugänglich zu gestalten.
Insgesamt zeigt Roland, dass der Weg zur Prozessorientierung im Bauwesen nicht nur eine Möglichkeit ist, sondern eine Notwendigkeit, um die Branche in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.
Im Folgenden erkunden Michél und Roland weitere Potenziale und Herausforderungen, die sich in der Schnittmenge von Bau und Automobilindustrie auftun.
Die Bauindustrie steht vor einer Vielzahl von Innovationen, die ihre Prozesse und Produkte revolutionieren könnten. Smart Homes und smarte Gebäude sind längst keine Zukunftsvision mehr. Dennoch stellt sich die Frage: Warum haben wir in Deutschland noch nicht den vollen Nutzen aus diesen Innovationen gezogen?
Roland Sitzberger verweist auf ein zentrales Problem: das Kompetenzgerangel. In vielen innovativen Projekten gibt es Schwierigkeiten, wer welche Entscheidung treffen darf. Die Frage der Verantwortlichkeiten und Entscheidungskompetenzen sorgt für Verzögerungen und verhindert oft eine reibungslose Umsetzung von Innovationen.
Die Diskussion dreht sich weiter in Richtung Automatisierung von Bauprozessen. Roland betont, dass die gesamte Errichtung von Gebäuden neu gedacht und gestaltet werden muss. Der Fokus liegt dabei auf maximaler Kundenorientierung und Zusammenarbeit im Team. Er sieht Potenzial für die Automatisierung von Prozessen in der Planungsphase, unterstützt durch künstliche Intelligenz und eine bessere Transparenz der Daten.
Die Idee des industriellen und seriellen Bauens wird ebenfalls angesprochen. Hier geht es nicht darum, sofort 100 % Automation zu erreichen, sondern klug und schrittweise vorzugehen. Roland zieht Parallelen zur Automobilindustrie und betont, dass Porsche Consulting nicht versucht, die Bauindustrie zu missionieren, sondern durch adaptive Ansätze und Anpassungen aus der Automobilwelt positive Impulse setzen möchte.
Ein interessanter Aspekt ist die Frage nach der Rolle des Architekten in der Zukunft. Roland erklärt, dass architektonische Kompetenz entscheidend ist, sowohl bei der Entwicklung von Bauteilen als auch bei der Konfiguration von Gebäuden. Er betont, dass die Architektur dazu dient, eine Identität zu schaffen. Ähnlich wie in der Automobilbranche, wo bestimmte Marken für spezifische Merkmale und Qualität stehen, könnte dies auch in der Bauindustrie umgesetzt werden.
Die Vielfalt von möglichen Kombinationen von Bauelementen bietet die Chance, einzigartige Produkte zu schaffen. Roland Sitzberger erläutert, dass Performanceparameter, wie Wärme, Schall und Brandschutz, wichtiger sind als einfache Maße wie Länge, Breite und Höhe.
Die Automatisierung stellt eine Antwort auf den Fachkräftemangel dar. Roland betont die Notwendigkeit, über die Automatisierung von Vorproduktionen nachzudenken. Wie kann eine Fabrik entworfen werden, die nicht nur kosteneffizient ist, sondern auch flexibel genug, um den individuellen Anforderungen gerecht zu werden? Hier setzt Porsche Consulting gemeinsam mit dem Partner ABB an.
In einem gemeinsamen Projekt wurde ein sogenannter Blueprint entwickelt. Dieser beinhaltet nicht nur das Layout einer Fabrik, sondern auch einen detaillierten Business-Case. Es wurde gezeigt, dass Automatisierung nicht nur für Großprojekte im Ausland relevant ist, sondern auch im deutschen Markt Anwendung finden kann. Der Blueprint ermöglicht es, verschiedene Szenarien durchzuspielen: Wie viele Module müssen produziert werden? Welche Art von Fabrik ist rentabel? Wie viele Schichten sind notwendig? Diese Fragen sind entscheidend, um die Vorteile der Automatisierung voll auszuschöpfen.
Ein zentrales Thema, das Roland anspricht, ist die Baubarkeit, Montierbarkeit und Produzierbarkeit von Bauprojekten. Es geht darum, die Baubranche so zu gestalten, dass Produkte möglichst effizient in der Fabrik hergestellt und auf der Baustelle montiert werden können. Hierbei ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Ingenieur:innen, Handwerker:innen und Robotikexpert:innen entscheidend. Die Automobilindustrie dient als Vorbild, wie verschiedene Kompetenzen zusammengeführt werden können, um innovative Lösungen zu schaffen.
Ein kritischer Punkt, der diskutiert wird, ist das Image des seriellen Bauens. Viele sehen darin einen Verlust von Handwerkskunst und Individualität. Roland betont jedoch, dass trotz Automatisierung weiterhin Raum für Kreativität und individuelle Lösungen bleibt. Die Herausforderung besteht darin, die Handwerkskunst in den Produktionsprozess zu integrieren und die Kompetenzen an die richtigen Stellen zu verlagern.
Abschließend sprechen Michél und Roland über die Vision eines offenen Ökosystems im Bauwesen. Die Idee ist, verschiedene Unternehmen und Systeme miteinander zu verbinden, um eine höhere Effizienz und Flexibilität zu erreichen. Die gemeinsame Gestaltung eines Ökosystems, bei dem die Kund:innen im Mittelpunkt stehen, soll Innovationen fördern und die Branche vorantreiben.
Die Diskussion beginnt mit einer kritischen Betrachtung der aktuellen Situation. Roland spricht über die möglichen Insolvenzen und Herausforderungen, denen sich die Bauunternehmen in den kommenden Jahren stellen müssen. Insbesondere Projektentwickler:innen könnten vor großen Schwierigkeiten stehen, wenn Bauvorhaben aufgrund von finanziellen Engpässen gestoppt oder pausiert werden.
Roland teilt seine Einschätzung, dass die Branche möglicherweise erst im Jahr 2027 wieder das Niveau von 2022 oder 2023 erreichen könnte. Er warnt davor, die Menschen zu verlieren, da dies zu einem Verlust von Wissen, Innovation und Fachkräften führen würde. Er betont, dass die Bauindustrie nicht nur einen Fachkräftemangel, sondern auch einen Verlust von Arbeitskräften im Allgemeinen erleben könnte.
Trotz der aktuellen Herausforderungen sieht Roland jedoch auch Chancen. Er fordert die Branche dazu auf, die aktuelle Welle der Veränderung zu reiten und als Chance zu nutzen. Effizienteres Zusammenarbeiten, Kostenreduktion und eine stärkere Ausrichtung auf die Kund:innen nennt Roland als Schlüssel zur Überwindung der Hindernisse.
Ein zentrales Thema ist die Bedeutung von seriellem Bauen, Kundenzentrierung, Nachhaltigkeit und digitalen Services. Roland betont, dass diese Elemente nicht nur als Schlagworte dienen sollten, sondern konsequent in den Fokus gerückt werden müssen, um die Zukunftsfähigkeit der Branche sicherzustellen.
Michél und Roland diskutieren auch die Rolle des deutschen Mittelstands in diesem Transformationsprozess. Der Mittelstand wird als entscheidender Akteur betrachtet, der mit Geschwindigkeit, Veränderungsfähigkeit und Innovationskraft punkten kann. Trotz der aktuellen Schwierigkeiten wird betont, dass noch nichts verloren ist und der Bedarf an Bauprojekten nach wie vor vorhanden ist.
Das Gespräch endet mit dem Aufruf, die aktuellen Herausforderungen als Chance zu begreifen und gemeinsam als Branche die Mauer der Schwierigkeiten zu überwinden. Den Mittelstand sieht Roland als treibende Kraft, der mit Geschwindigkeit und Umsetzungsfähigkeit die Baubranche in die Zukunft führen kann.
"Wir können das, wir können Dinge umsetzen, wir müssen die Dinge anders denken und auch anders umsetzen. Und die Geschwindigkeit ist hier entscheidend."
– Roland Sitzberger
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Auf dem DESIGNING THE FUTURE – The Circular Design, Building and Construction Summit, sprach Michél-Philipp Maruhn mit Jörg Zeissig, CEO von HOLTMANN+ und Philipp Späth, Partner Drees & Sommer. HOLTMANN+ und Drees & Sommer haben das Event am 25. und 26. Oktober zusammen veranstaltet. Die Gäste haben den Status Quo herausgefordert und neue Kommunikationsformate geschaffen. Von physischen Treffen bis zum Metaverse: Die Baubranche wird umgekrempelt, während Kommunikation das Fundament für Innovation und Zusammenarbeit neu definiert.
Diese Podcastfolge ist an einem ungewöhnlichen Ort entstanden – nicht im gewohnten Studio oder dem KPM-Hotel, sondern live bei der Veranstaltung “DESIGNING THE FUTURE – The Circular Design, Building and Construction Summit”. Das Event wurde von Drees & Sommer und HOLTMANN+ im Motorwerk in Berlin ausgerichtet. Passend dazu spricht Michél-Philipp Maruhn in der mobilen Podcastbox mit Jörg Zeissig, CEO von HOLTMANN+ und Philipp Späth, Partner, Drees & Sommer.
Michél eröffnet die Diskussion mit einer allgegenwärtigen Feststellung: "Heute ist mal wieder alles anders." Ein Statement, das er in letzter Zeit häufiger getroffen hat, da sich in seinem Umfeld viel verändert. Doch was hat das mit der Bau- und Immobilienbranche zu tun?
Jörg Zeissig von HOLTMANN+ gibt uns einen Einblick in die Geschichte seines Unternehmens, das sich ursprünglich dem Messebau verschrieben hat. Gegründet im Jahr 1950, entwickelte es sich im Laufe der Zeit zu einem bedeutenden Akteur im Messebau, insbesondere während der Expo in Hannover im Jahr 2000. Nach dieser Blütezeit begann das Unternehmen, sich zu diversifizieren und agenturischer zu denken. Jörg erklärt, wie die Pandemie als ein Riesenbeschleuniger wirkte, der sie zwang, ihre Kommunikationsstrategien zu überdenken. HOLTMANN+ wurde nicht mehr nur als Messebauer wahrgenommen, sondern als Kommunikationsagentur mit Umsetzungskompetenz.
Die Transformation und die Frage, wie man zukünftig mit Kund:innen kommuniziert, führten Jörg Zeissig und Philipp Späth von Drees & Sommer zusammen. Beide trafen sich während einer Veranstaltung in Kitzbühel, wo sie begannen, intensiver über Kommunikationsformate nachzudenken. Die Pandemie zwang Unternehmen dazu, alles digital zu gestalten, und diese Learnings beeinflussten die Art und Weise, wie physische Treffen gestaltet werden sollten. Die Notwendigkeit sinnstiftender Kommunikation wurde zu einem zentralen Thema.
Philipp Späth, Partner bei Drees & Sommer, teilt seine Perspektive auf die Veränderungen. Seine Rolle besteht darin, neue Märkte, Leistungen und Themen zu identifizieren. Drees & Sommer erkannte die Notwendigkeit, erfolgreiche Kommunikation nicht nur intern zu praktizieren, sondern auch nach außen zu tragen. Die Idee, unterschiedliche Menschen und Unternehmen in einem branchenübergreifenden Format zusammenzubringen, führte zur Entwicklung neuer Kommunikationsformate wie "System Reise" und "Rebuilding Europe".
Michél beginnt mit einer Beschreibung der aktuellen Location des Gesprächs, dem Motorwerk. Er betont die zeitgemäße Atmosphäre im Vergleich zu großen Messen, die traditionell mit Frontalbeschallung und überfüllten Konferenzzentren verbunden sind. Dabei stellt er die Frage nach der Relevanz solcher Veranstaltungen und ob sie zeitgemäß oder sogar obligatorisch sind.
Philipp übernimmt das Wort und gibt seine Perspektive auf DESIGNING THE FUTURE – The Circular Design, Building and Construction Summit. Er erläutert die Besonderheiten dieses Formats im Vergleich zu herkömmlichen Messen. Im Fokus stehen kleine Stände für alle Teilnehmer:innen, unabhängig von der Größe des Unternehmens. Die Veranstaltung betont Kommunikation und Zusammenarbeit, und die Standgröße spielt eine untergeordnete Rolle. Der Schwerpunkt liegt nicht darauf, was man mitnimmt, sondern darauf, was man in die Veranstaltung einbringt.
Michél bringt eine interessante Analogie ein, indem er darauf hinweist, dass es nicht darum geht, physische Goodiebags mitzunehmen, sondern Ideen und Kollaborationsmöglichkeiten zu sammeln. Philipp hebt hervor, dass es darum geht, in neue Formen des Zusammenkommens zu investieren.
Jörg bringt einen weiteren wichtigen Aspekt ein und spricht darüber, wie die Definition von Mehrwert je nach Zielgruppe variiert. Er betont die intensive Auseinandersetzung mit den bestehenden Formaten und wie man diese verbessern kann, ohne sie zu kannibalisieren.
Die Diskussion dreht sich weiter um das Konzept des DESIGNING THE FUTURE – The Circular Design, Building and Construction Summit, der von Kommunikation und Zusammenarbeit getrieben wird. Die Podcast-Teilnehmer erklären, dass es sich nicht um eine exklusive Veranstaltung von Drees & Sommer handelt, sondern ein gemeinsam entwickeltes Produkt ist. Vielmehr trage die Vielfalt der Mitwirkenden, die von über 40 Partner:innen vertreten werden, zum Erfolg des Formats bei.
"Unser Job hier ist nicht auszustellen oder irgendwas darzustellen. Unser Job ist, genau diese Plattform so zu gestalten, dass die angenommen wird."
– Jörg Zeissig
Das Gespräch berührt auch das Thema des Businessmodells hinter dem Event. Philipp erklärt, dass es für sie ein Null-plus-Geschäft ist, bei dem der ideelle Wert im Vordergrund steht. Es geht nicht primär darum, Geld zu verdienen, sondern einen Beitrag zur Branche zu leisten und in die Zukunft zu investieren.
In Bezug auf die Zukunft des Summits betonen die Teilnehmer die Bedeutung des Blicks über den Tellerrand und die Notwendigkeit, die Branche durch Zusammenarbeit und innovative Formate voranzubringen. Sie sprechen über die Erwartungen an die Teilnehmerzahlen und wie das Konzept von Dichte und Enge lebt.
Die Diskussion endet mit einem Ausblick auf die Weiterentwicklung des Formats, wobei der Fokus auf inhaltlichen Mehrwerten und der Schaffung von Treffpunkten für die Branche liegt.
Michél eröffnet die Diskussion, indem er die Perspektiven auf große Unternehmensveranstaltungen anspricht. Er stellt die Frage, ob solche Events mit Hunderten von Teilnehmer:innen, die von einigen Herstellern organisiert werden, notwendig sind. Oder ob Veranstaltungen wie DESIGNING THE FUTURE – The Circular Design, Building and Construction Summit, die auf Kollaboration und Austausch setzen, die Zukunft sind. Die Antworten von Philipp und Jörg deuten darauf hin, dass es Platz für beide Ansätze gibt.
Philipp bringt seine Sichtweise ein und betont, dass sowohl große Unternehmensevents als auch Veranstaltungen wie DESIGNING THE FUTURE – The Circular Design, Building and Construction Summit ihre Daseinsberechtigung haben. Er glaubt, dass Formate, die ein Publikum ansprechen und informieren, wichtig sind. Dabei unterstreicht er die Besonderheit des DESIGNING THE FUTURE – The Circular Design, Building and Construction Summits, der eine Plattform für Kommunikation auf Augenhöhe bietet.
"Also ich glaube, warum soll ein Hersteller, der viele Produkte hat, nicht eine Veranstaltung machen, wo, wenn 400 Leute kommen und sich informieren, finde ich das eine gute Sache."
– Philipp Späth
Alle drei heben die Bedeutung von Augenhöhe in der Zusammenarbeit hervor. Philipp erklärt, wie der Summit bewusst Raum für Partnerschaften schafft und unterschiedliche Akteur:innen auf dem gleichen Niveau zusammenbringt. Dies unterscheidet sich von traditionellen Veranstaltungen, bei denen oft Hierarchien und Größenunterschiede dominieren.
Jörg ergänzt, dass die Wahrnehmung durch die Community entscheidend ist. Er betont, dass die Stimmung auf der EXPO REAL, einer anderen großen Branchenveranstaltung, überraschend positiv war. Trotz Herausforderungen im Marktumfeld war die Atmosphäre gut, was darauf hindeutet, dass die Art der Veranstaltung und die gelebte Kooperation entscheidend sind.
Die Diskussion schwenkt dann zur Frage der zukünftigen Veranstaltungsformate, insbesondere im Kontext von Trends wie dem Metaverse. Michél fragt, ob physische Treffen wie auf dem Summit weiterhin relevant sein werden. Jörg und Philipp sind sich einig, dass physische Treffen nicht durch virtuelle Formate ersetzt werden, sondern beide weiterhin existieren und sich ergänzen werden.
Jörg hebt die Rolle von Augmented Reality hervor und wie digitale Features das Messeformat verändern könnten. Philipp und Jörg sind zuversichtlich, dass solche Innovationen die physischen Treffen nicht ersetzen, sondern ergänzen werden.
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Der "DESIGNING THE FUTURE – The Circular Design, Building and Construction Summit" wurde am 25. und 26. Oktober 2023 in Berlin von Drees & Sommer und Holtmann+ ausgerichtet. Expert:innen aus der Bau- und Immobilienbranche trafen sich, um die Zukunft der Branche zu diskutieren. Die Initiative DESIGNING THE FUTURE strebt interdisziplinäre Zusammenarbeit an und betonte Themen wie zukünftige Immobilienlösungen, städtische Konzepte, Digitalisierung und Circular Economy. Die Veranstaltung legte den Fokus auf die Notwendigkeit von Zusammenarbeit, um eine nachhaltige Zukunft in der Bau- und Immobilienbranche zu gestalten.
In einer Welt, die sich kontinuierlich verändert, stellt sich die Frage, wie wir unsere Zukunft gestalten, planen, bauen und betreiben wollen. Welche Produkte, Materialien, Verfahren und Qualitäten sollen dabei eine Rolle spielen? Diese zukunftsweisenden Fragen bildeten das Herzstück der "DESIGNING THE FUTURE – The Circular Design, Building and Construction Summit", der in Berlin am 25. und 26. Oktober 2023 stattfand. Das von Drees & Sommer und Holtmann+ initiierte Event brachte Expert:innen, Innovator:innen und Visionär:innen aus der Bau- und Immobilienbranche zusammen, um Antworten auf diese drängenden Fragen zu finden.
Die DESIGNING THE FUTURE-Initiative ist eine Dialogplattform, die eine breite Palette von Akteur:innen in der Bau- und Immobilienbranche zusammenbringt, darunter Bau- und Immobilienunternehmer:innen, Entwickler:innen, Stadtgestalter:innen, Designer:innen, Architekt:innen, Ingenieur:innen und Produkthersteller:innen. Das Ziel: gemeinsam die Herausforderungen und Probleme bei der Entwicklung, Planung und dem Bau von Gebäuden, Quartieren, Städten und Standorten anzugehen und innovative Lösungen zu entwickeln. Im Zentrum steht der interdisziplinäre Dialog über Design, Prozesse, Materialien, Gebäude, Bau und Konstruktion.
Der Höhepunkt der DESIGNING THE FUTURE-Initiative war zweifellos der Circular Design, Building and Construction Summit, der im Motorwerk Berlin stattfand. Teilnehmer:innen erwartete ein vielfältiges Programm, das von inspirierenden Impulsvorträgen über spannende Diskussionsrunden bis hin zu interaktiven Deep Dives reichte. Ein Ausstellerbereich präsentierte visionäre Projekte und innovative Produkte, die die Zukunft der Branche gestalten werden.
Die Bau- und Immobilienbranche steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Dabei ergeben sich eine Vielzahl von Herausforderungen und Chancen. Um diesen Zukunftsauftrag erfolgreich zu erfüllen, müssen innovative Kollaborationsmodelle geschaffen werden. Es ist an der Zeit, von den Besten zu lernen, sei es aus anderen Ländern, Städten oder Unternehmen.
Die Themen, die auf dem Circular Design, Building and Construction Summit diskutiert wurden, sind von immenser Bedeutung und Komplexität. Sie erfordern konkrete Lösungsansätze und den Austausch von visionären Ideen und bewährten Praktiken. Die Veranstaltung zielte darauf ab, neue Maßstäbe für eine nachhaltige Bau- und Immobilienentwicklung zu setzen.
Die Bau- und Immobilienwirtschaft hat keine Zeit zu verlieren, um ihren Zukunftsauftrag zu erfüllen. Die Veranstaltung forderte die Teilnehmer:innen auf, direkt von Visionen zu skalierbaren Mehrwertlösungen überzugehen. Dabei standen Fragen im Mittelpunkt, wie neue Kollaborationsmodelle gestaltet werden können und wie das Zusammenspiel von Politik, Kapital, Planung, Realisierung und Betrieb in der Zukunft aussehen soll.
Die Idee, dass alles miteinander verbunden ist, wurde ebenfalls hervorgehoben. Statt isolierter Bauprojekte sollen ganzheitliche Stadtentwicklungs- und Urbanitätskonzepte im Vordergrund stehen. Es wurde darüber diskutiert, wie die Grenzen zwischen privaten und öffentlichen Bereichen sinnvoll genutzt werden können und wie eine kreislauffähige Stadt oder Region realisiert werden kann.
Die Digitalisierung wurde als Schlüsselkomponente für die Bauindustrie von morgen angesehen. Die Veranstaltung betonte die Bedeutung der richtigen Analyse und Nutzung von Daten und die Integration von Technologien wie Künstliche Intelligenz, Blockchain und Augmented Reality in den Bauprozess.
Die Transformation zur Circular Economy erfordert weitreichende Veränderungen, die sowohl wirtschaftliche, ökologische, ökonomische, funktionale, soziale als auch ästhetische Aspekte berücksichtigen. Die Veranstaltung stellte die Frage, wie es gelingen kann, scheinbar widersprüchliche Lösungen miteinander in Einklang zu bringen und wie Natur und Baukultur, Innen- und Außenräume sowie Neubau und Bestand miteinander interagieren können, um die Zirkularität zur Norm in der Bau- und Immobilienbranche zu machen.
Insgesamt war der DESIGNING THE FUTURE – The Circular Design, Building and Construction Summit in Berlin eine inspirierende Veranstaltung, die wichtige Fragen für die Zukunft der Bau- und Immobilienbranche aufwarf und innovative Lösungsansätze vorstellte. Das Event verdeutlichte die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit, um die Zukunft nachhaltig und zukunftsweisend zu gestalten. Wir sind gespannt auf die Entwicklungen, die aus dieser Initiative hervorgehen werden und freuen uns darauf, wie sie die Branche in den kommenden Jahren beeinflussen wird.
Andreas Miltz, Geschäftsführer von RENOWATE teilt im DIGITALWERK-Podcast mit Michél-Philipp Maruhn seine Reise in die Welt der seriellen Sanierung. Das Ziel von RENOWATE ist es, die Dekarbonisierung des Gebäudebestands durch effiziente Sanierung voranzutreiben. Andreas erläutert die Herausforderungen, den Prozess der seriellen Sanierung und die Bedeutung von Know-how und Teamarbeit. Trotz anfänglicher Herausforderungen haben sie bereits mehrere erfolgreiche Projekte abgeschlossen und arbeiten kontinuierlich an Verbesserungen. Ihr Ziel ist es, die Preise in Richtung klassischer Modernisierung zu senken und die Branche weiter zu verbessern.
Andreas Miltz, Geschäftsführer von RENOWATE kommt ursprünglich aus der Finanzdienstleistungsbranche und hat sich erst vor kurzem der Wohnungswirtschaft angeschlossen. Er erzählt von seiner spannenden Reise in die Welt der seriellen Sanierung. Andreas hat maßgeblich dazu beigetragen, das Geschäftsmodell von RENOWATE von Anfang an mitzugestalten. Die Mission? Die Dekarbonisierung des Bestands voranzutreiben, indem reales Sanieren zu einem rentablen Geschäftsmodell gemacht wird.
Warum er diesen Weg eingeschlagen hat, erklärt Andreas im Folgenden. Nach 16 Jahren in der Versicherungsbranche und einem Aufenthalt im Ausland in Griechenland entschied er sich, einen Beitrag zur Rettung der Umwelt zu leisten, indem er sich der Herausforderung stellte, den Gebäudebestand zu dekarbonisieren.
Die Brücke von der Finanzdienstleistungsseite zur Sanierungswelt mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, aber Andreas Miltz zeigt, dass sie durchaus Sinn ergibt. Seine Zeit in Griechenland hat ihm nicht nur Griechischkenntnisse verschafft, sondern auch die Fähigkeit gegeben, sich auf neue Herausforderungen einzulassen und diese mit Engagement anzugehen.
Michél stellt die Frage nach den Unterschieden zwischen verschiedenen Unternehmen in der Bau- und Immobilienbranche. Oftmals scheint es, als würden sie alle dasselbe tun. Andreas Miltz stellt jedoch klar, dass es signifikante Unterschiede gibt, die über den ersten Eindruck hinausgehen.
Er betont, dass sowohl der Neubau als auch die Sanierung von Bestandsgebäuden ihre eigene Bedeutung und ihre eigenen Herausforderungen haben. Unternehmen wie GROPYUS und CREE konzentrieren sich auf den Neubau und tragen dazu bei, die Kapazität, die Kosten und die Prozesse zu optimieren. Dies geschieht beispielsweise durch Lizenzmodelle, die es ermöglichen, weltweit innovative Baukonzepte umzusetzen.
Auf der anderen Seite stehen Unternehmen wie RENOWATE, die sich darauf spezialisiert haben, den Bestand zu sanieren. Hier sind die Herausforderungen vielfältig, da man sich an bestehende Gebäude anschließen muss, die oft sehr unterschiedlich sind. Die Bedürfnisse der Mieter:innen, die Beschaffenheit der Gebäude und die rechtlichen Rahmenbedingungen sind allesamt wichtige Faktoren, die bei der Sanierung berücksichtigt werden müssen.
Andreas macht deutlich, dass es kein "Winner takes it all"-Markt ist, da die Branche so groß und vielfältig ist. Es bedarf vieler Unternehmen, die Lösungen entwickeln und die Interessen der Branche vertreten, um die Dekarbonisierung des Bestands voranzutreiben und die notwendigen Veränderungen in der Politik und den rechtlichen Rahmenbedingungen zu bewirken.
Andreas Miltz betont, dass serielle Sanierungen nicht nur den Prozess des Bauens selbst verändern, sondern auch die Anforderungen an das Team und die Expertise. Hierbei kommt es darauf an, die besten Objekte für diesen Sanierungsprozess auszuwählen. In der Regel eignen sich Gebäude ab einer gewissen Größe, etwa ab 2.500 Quadratmetern Wohnfläche. Dies ermöglicht eine effiziente Durchführung des Projekts und die Bereitstellung der erforderlichen Baustellenlogistik.
Ein wichtiger Aspekt, der bei seriellen Sanierungen berücksichtigt wird, ist die Nachhaltigkeit. Ziel ist es, den Energieeffizienzstandard zu verbessern und Gebäude von einer schlechten Energieeffizienzklasse (oft G oder H) auf A oder A+ zu bringen. Dies ist ein großer Schritt in Richtung Energieeinsparung und CO2-Reduzierung.
1. Portfolioanalyse: In dieser Phase wird gemeinsam mit dem Bestandshalter analysiert, welche Objekte sich am besten für den seriellen Sanierungsprozess eignen. Dies basiert auf Faktoren wie der Gebäudegröße, der Außenfläche und der Gebäudekubatur.
2. Planung: Hier wird genau festgelegt, welche Maßnahmen erforderlich sind, um den Energieeffizienzstandard zu erreichen. Ein sogenannter Fassadenkonfigurator wird verwendet, um die benötigten Fassadenelemente zu planen. Diese Elemente sind speziell auf jedes Gebäude zugeschnitten, da jedes Objekt einzigartig ist.
3. Ausführung: In dieser Phase werden die geplanten Maßnahmen umgesetzt. Die neuen Fassadenelemente werden vor die bestehende Fassade gesetzt, wobei die alten Fenster entfernt werden, um Platz für die neuen zu schaffen.
Eine wichtige Frage, die während des Gesprächs aufkommt, ist die Reaktion der Mieter:innen auf diese Sanierungsmaßnahmen. Andreas Miltz erklärt, dass die meisten Mieter:innen positiv auf die Veränderungen reagieren, wenn sie im Voraus ausreichend informiert und einbezogen werden. RENOWATE hat ein Mieterkommunikationsportal entwickelt, um die Mieter:innen über den gesamten Prozess auf dem Laufenden zu halten. Dies ermöglicht es den Mieter:innen, Termine und Details zu ihrer speziellen Situation einzusehen. Denjenigen, die sich nicht für das Portal interessieren oder es nicht nutzen können, steht eine persönliche Mieterkommunikation zur Verfügung, um sicherzustellen, dass alle Fragen und Bedenken der Mieter:innen berücksichtigt werden.
Eine weitere wichtige Frage betrifft die Wahl des Materials für die neuen Fassadenelemente. Derzeit verwendet RENOWATE Holzrahmenbau mit Fichtenholz für die Fassadenelemente. Dieser Werkstoff ist kosteneffizient und nachhaltig. Die Farbgestaltung der Fassade kann den Kundenwünschen entsprechend angepasst werden.
Insgesamt bietet das serielle Sanieren von Gebäuden durch RENOWATE eine innovative und nachhaltige Lösung für die energetische Sanierung von Gebäuden. Durch standardisierte Prozesse und individuell angepasste Fassadenelemente wird nicht nur die Energieeffizienz verbessert, sondern auch der Wohnkomfort und die Umweltauswirkungen positiv beeinflusst. Dieser Ansatz könnte eine wichtige Rolle dabei spielen, Gebäude in Deutschland effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten.
Andreas Miltz betont zunächst die Bedeutung von Know-how und der richtigen Teamgröße. Mit 25 direkten Mitarbeiter:innen verfügt RENOWATE über eine solide Basis, um das serielle Sanieren voranzutreiben. Dieses Team ist spezialisiert auf das Kern-Know-how des Produkts. Allerdings arbeitet RENOWATE auch eng mit ihren Gesellschaftern und strategischen Partnern zusammen, um die notwendigen Ressourcen bereitzustellen, die für die Realisierung großer Sanierungsprojekte erforderlich sind. Dies ist ein wichtiger Aspekt, da der Bedarf an Fachleuten in den Bereichen Architektur und Ingenieurwesen auf dem Arbeitsmarkt begrenzt ist.
Eine zentrale Frage, die sich stellt, ist, wie RENOWATE mit dieser begrenzten Personalkapazität die angestrebte Anzahl von Sanierungsprojekten, insbesondere im Bereich Neubau, realisieren kann. Die Antwort liegt in der Optimierung des Gesamtprozesses. RENOWATE hat einen Prozess entwickelt, der es ihnen ermöglicht, die Sanierungsprojekte effizienter durchzuführen, und dieser Prozess wird ständig verbessert. Im vergangenen Jahr haben sie 50 Wohneinheiten saniert, in diesem Jahr sind sie bereits bei 200 und für das nächste Jahr planen sie die Sanierung von über 500 bis 600 Wohneinheiten. Dieses Wachstum ist nur möglich, weil sie den Prozess kontinuierlich optimieren.
Michél fragt weiter nach dem Hauptwert oder Asset von RENOWATE. Andreas Miltz erklärt, dass es nicht nur eine einzelne Komponente gibt, die den Wert ausmacht. Es ist vielmehr die Kombination verschiedener Elemente, darunter die Kenntnis des Prozesses, die Software für die Planung, die Herstellung von Bauelementen und strategische Partnerschaften. Der Erfolg von RENOWATE basiert auf der Integration all dieser Komponenten in einen effizienten und skalierbaren Gesamtprozess.
Ein interessantes Thema, das in diesem Abschnitt aufkommt, ist die mögliche Errichtung einer eigenen Fabrik. Andreas Miltz bestätigt, dass dies in der Zukunft eine Option sein könnte, vor allem, um die Kapazitäten für die Herstellung vorgefertigter Holzfassadenelemente zu erhöhen. Er betont jedoch, dass selbst in diesem Fall die Zusammenarbeit mit strategischen Partnern unerlässlich sein wird, da es nicht praktikabel ist, alle Ressourcen und das Know-how allein bereitzustellen.
Abschließend wird deutlich, dass bei RENOWATE die Technologie und Automatisierung nicht als Selbstzweck eingesetzt werden, sondern wenn sie sinnvoll und effizient in den Prozess integriert werden können. Die Fähigkeit, sowohl manuell als auch automatisiert zu arbeiten, bietet Flexibilität und Effizienz, die für die zukünftige Skalierung entscheidend sind.
Andreas sagt, die größte Herausforderung der letzten zweieinhalb Jahre sei es gewesen, Produkt und Baustelle Nummer Eins fertigzustellen. Als Unternehmen wurde RENOWATE im Januar 2022 gegründet, und ihr Hauptziel war es, wirklich ins Tun zu kommen. Sie wollten verstehen, wie der Markt funktioniert, welche Anpassungen erforderlich sind und welche Herausforderungen es gibt, um ihre Lösungen erfolgreich auf den Markt zu bringen.
Ihr Ansatz war nicht, eine interne Sanierungsabteilung für die LEG, den einen Gesellschafter zu schaffen, sondern vielmehr ein eigenes Geschäftsmodell zu entwickeln und dieses auch an Dritte zu vermarkten. Die erste große Herausforderung bestand darin, das erste Pilotprojekt zu realisieren. Als Start-up-Bauunternehmen mussten sie beweisen, dass sie halten können, was sie versprechen. Dies war keine einfache Aufgabe, da sie zu Beginn ein kleines Team waren und alles von der Beschaffung von Materialien bis hin zur Bewältigung von Genehmigungen und Genehmigungen eigenständig erledigen mussten.
"Da waren wir fünf Leute, die ich sag’ mal ganz salopp, mit ihrem Leben unter Einsatz ihres Lebens dafür gesorgt haben, dass dieses erste Objekt hinzubekommen war. Und das haben wir auch geschafft."
– Andreas Miltz
Trotz dieser Herausforderungen und der Tatsache, dass sie nicht sofort ein etabliertes Team mit 25 Fachleuten und eingespielten Prozessen waren, gelang es ihnen, ihr erstes Objekt erfolgreich abzuschließen. Sie mussten sich bei verschiedenen Lieferant:innen um Wärmepumpen und Fassadenelemente kümmern, Tierschutzaspekte wie die Umsiedlung von Eichhörnchen berücksichtigen und erforderliche Gutachten einholen. Dieses Engagement und ihre Anstrengungen führten zum erfolgreichen Abschluss des Projekts.
Michél fragt, wie viel "Start-up" in diesem neuen Corporate-Start-up steckt. Andreas erklärt, dass sie tatsächlich ein Corporate-Start-up mit einem klaren Schwerpunkt auf dem "Start-up" sind. Sie profitieren von den Ressourcen, dem Know-how und der finanziellen Unterstützung ihrer beiden Gesellschafter, die effektiv zusammenarbeiten. Gleichzeitig haben sie die Freiheit und den Unternehmergeist eines Start-ups. Dies erlaubte ihnen, das erste Projekt erfolgreich durchzuführen. Es war entscheidend, dass sie die notwendige Flexibilität und das Vertrauen der Gesellschafter erhielten, um als eigenständiges Unternehmen agieren zu können.
Andreas geht darauf ein, wie viel Kapital notwendig ist, um ein solches Projekt aufzubauen. Er betont, dass es von der Größenordnung und den gewünschten Dimensionen abhängt. RENOWATE hatte das Glück, relativ schnell die ersten Projekte aufgrund des bereitgestellten Know-hows und der finanziellen Unterstützung ihrer Gesellschafter starten zu können. In den ersten zwei Jahren flossen mehrere Millionen Euro von ihren Gesellschaftern in das Unternehmen, aber sie sanierten bereits über 200 Wohneinheiten.
Er erwähnt, dass sie noch nicht "cash-positiv" sind, aber ihr Ziel ist es, so schnell wie möglich dorthin zu gelangen. Das Geschäftsmodell ist kapitalintensiv, und es wird einige Zeit dauern, bis sie profitabel sind.
Michél fragt, ob die hohe Förderung für energetische Sanierungen weiterhin bestehen wird. Andreas glaubt, dass dies der Fall sein wird, da das Geschäftsmodell im Gegensatz zur klassischen Modernisierung eine Investition darstellt. Die Investitionen in die serielle Sanierung führen dazu, dass die gesamte Branche effizienter und kostengünstiger wird, was ein starkes Argument für die Aufrechterhaltung der Förderung ist.
Abschließend diskutieren sie, wie sich die Preise für serielles, modulares Sanieren entwickeln sollten. Andreas erklärt, dass sie bestrebt sind, die Kosten in Richtung der klassischen Modernisierung zu senken. Ihr Ziel ist es, weitere 10 bis 15 Prozent der Kosten zu reduzieren, um letztendlich auf dem Preisniveau der klassischen Modernisierung zu sein. Dies würde die zusätzliche Förderung für das serielle Sanieren unnötig machen. Trotzdem bietet das serielle Sanieren weiterhin viele Vorteile, wie Geschwindigkeit, geringere Belästigung der Mieter:innen und höhere Qualität. Ihre Hoffnung ist, dass die Branche weiterhin an der kontinuierlichen Verbesserung der Prozesse arbeiten wird.
"Es gibt kein goldenes Ei, wie es bei anderen Branchen und anderen Produkten manchmal der Fall ist. Sondern wir müssen kontinuierlich an Verbesserungen arbeiten, unterstützt durch unser Know-how."
– Andreas Miltz
Zum Schluss spricht Michél darüber, dass es spannend ist, was die Zukunft für die Sanierungsbranche bringt, und dass die kommenden zwölf Monate sicherlich einige Entwicklungen bringen werden. Andreas stimmt zu und betont, dass sie in einer spannenden Branche arbeiten, in der es kontinuierlichInnovationen und Veränderungen geben wird.
Der DIGITALWERK Podcast wirft in seiner 100. Folge einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen von Würth, einem Unternehmen, das weit mehr ist als nur Schrauben. Robert Friedmann, CEO der Würth Group und Norbert Heckmann, CEO von Würth Deutschland enthüllen spannende Einblicke in die Geschichte, Diversifikation, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und die bewundernswerte Krisenbewältigung von Würth. Von unerwarteten Anekdoten bis zu visionären Strategien – diese Folge zeigt, wie Würth sich kontinuierlich neu erfindet und die Zukunft gestaltet.
Der DIGITALWERK Podcast hat in seiner 100. Folge zwei ganz besondere Gäste eingeladen: Robert Friedmann, CEO der Würth Group und Norbert Heckmann, CEO von Würth Deutschland. Michél-Philipp Maruhn ist sichtlich beeindruckt von seinem Tag bei Würth und betont, wie faszinierend dieser war.
Michél und seine Gäste besichtigten das Werk und gingen durch die beeindruckende Produktpalette von Würth. Dabei wird deutlich, dass Würth nicht nur als Schraubenhersteller wahrgenommen wird, sondern ein breites Sortiment an Produkten anbietet. Die Unternehmenskultur und die Werte, die von Reinhold Würth geprägt wurden, sind spürbar und werden von den beiden CEO-Gästen eindrucksvoll vermittelt. Sie teilen interessante Anekdoten, die sowohl nachvollziehbar als auch unterhaltsam sind.
Robert Friedmann stellt im Faktencheck zu Beginn einige beeindruckende Zahlen vor. Die Würth Group erzielte fast 20 Milliarden Euro Umsatz im letzten Jahr, beschäftigt über 86.000 Mitarbeiter:innen und hat ein EBIT, also “Earnings Before Interest and Taxes” von rund 1,6 Milliarden Euro. Er betont die Bedeutung von Marktanteilsgewinnen in einem wachsenden Markt und spricht über die dezentrale Struktur des Unternehmens.
"Wir haben im vergangenen Jahr die 20 Milliarden knapp verfehlt, das war ein knappes Rennen."
– Robert Friedmann
Die Diskussion geht weiter, und die beiden Gäste teilen mehr Einblicke in ihre langjährige Karriere bei Würth. Norbert Heckmann spricht über seine Zeit im Unternehmen und seine verschiedenen Rollen. Robert Friedmann hebt seine 32-jährige Erfahrung im Unternehmen hervor und wie er zusammen mit seinen Kolleg:innen das beeindruckende Wachstum der Würth Group gestaltet hat.
Die Gäste erzählen auch von der Bedeutung der Unternehmenskultur und der Kundenzentrierung bei Würth. Norbert betont, wie eng die Mitarbeiter:innen miteinander arbeiten und wie schnell neue Kollegen integriert werden. Robert Friedmann beschreibt Würth als ein Unternehmen, das sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Kund:innen orientiert.
Michél fragt nach dem Anteil des deutschen Marktes am Gesamtumsatz der Würth Group, und Robert erklärt, dass es etwa 42 % sind. Er unterstreicht die Bedeutung des deutschen Standorts und wie die dezentrale Struktur des Unternehmens es resilienter macht. Trotzdem ist das Unternehmen bestrebt, in anderen Märkten weiterzuwachsen.
Norbert Heckmann teilt eine Anekdote, die die einzigartige Unternehmenskultur von Würth verdeutlicht. Es handelt sich um eine Situation, in der er gemeinsam mit Robert Friedmann die Idee hatte, ein chinesisches Unternehmen zu übernehmen, das damals noch gering automatisiert war und 4.000 Mitarbeiter:innen beschäftigte, die Induktivitäten herstellten. Sie stellten ihre Idee vor, doch sie wurde zunächst mehrmals abgelehnt. Schließlich erreichten sie ein Treffen mit Reinhold Würth, der nur eine Viertelstunde Zeit hatte, da er zum Mittagessen zu seiner Frau musste. In dieser kurzen Zeit überzeugten sie ihn von ihrem Vorhaben. Reinhold Würth betonte, dass er an ihre Fähigkeiten glaube und gab ihnen grünes Licht. Dieses Erlebnis verdeutlicht Reinhold Würths Fähigkeit, motivierten Mitarbeiter:innen die Freiheit zu geben, unternehmerisch zu handeln, was einen großen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens geleistet hat.
“Und dann sagte Reinhold Würth: Also, meine Herren, ihr habt bisher so gute Arbeit geleistet. Viele glauben zwar hier nicht, dass ihr das hinkriegt, ich aber schon. Jetzt macht mal das Gespräch.”
– Norbert Heckmann
Robert Friedmann erzählt von einem prägenden Moment, den er während der Finanzkrise 2008/2009 erlebte. Zu dieser Zeit stand die Frage im Raum, wie viel Kapital das Unternehmen aufnehmen sollte. Reinhold Würth rief ihn während seines Urlaubs an und drängte darauf, mehr Kapital aufzunehmen, um die Liquidität des Unternehmens zu sichern. Obwohl sie die Idee zuerst ablehnten, erwies sich Reinhold Würths Weitblick als richtig, als die Krise ausbrach. Dieser Vorfall lehrte sie die Bedeutung der Liquidität und der richtigen Finanzentscheidungen in unsicheren Zeiten. Robert Friedmann betont, dass Reinhold Würths Ruhe und Vertrauen in turbulenten Zeiten beeindruckend ist und maßgeblich zur Stabilität des Unternehmens beigetragen hat.
Beide CEOs sind stolz auf die langjährige Bindung der Mitarbeiter:innen an Würth und darauf, dass Reinhold Würth Vertrauen schenkt und Loyalität erwartet. Diese Stabilität im Management ist für sie ein wesentlicher Faktor für den Erfolg von Würth.
Michél stellt die Frage nach der Notwendigkeit der Diversifizierung von Würth, die bereits in über 80 Ländern aktiv ist. Er fragt, warum ein Unternehmen, das seinen Ursprung in Schrauben und Befestigungsmaterialien hat, sich in so vielen verschiedenen Bereichen engagieren muss. Robert Friedmann erklärt, dass die Diversifikation in neue Geschäftsfelder und Märkte eine natürliche Entwicklung darstellt und sich als erfolgreich erwiesen hat.
Norbert Heckmann erwähnt das Beispiel der Elektroniksparte von Würth, die heute einen Jahresumsatz von 1 Milliarde Euro erzielt. Diese Sparte konzentriert sich auf den Verkauf und die Produktion von elektronischen Bauteilen, die auf Leiterplatten eingesetzt werden, mit Ausnahme der aktiven Elemente (Chips). Die Idee dahinter war, die gleiche Philosophie, die im Bereich Schrauben und Befestigungselemente funktioniert hat, auf die Elektronik zu übertragen. Die Sparte profitiert von der weltweiten Präsenz und Vertriebspower von Würth.
Norbert und Robert betonen, dass die Internationalisierung und Diversifikation von Würth notwendig sind, um den Bedürfnissen der Kund:innen gerecht zu werden. Viele Kund:innen sind internationale Unternehmen, die eine weltweite Präsenz und Lieferfähigkeit benötigen. Die Diversifikation hilft auch dabei, Risiken zu verteilen und sich gegen wirtschaftliche Schwankungen in verschiedenen Branchen und Regionen abzusichern.
Robert Friedmann erwähnt auch eine aktuelle Akquisition in Polen, die das größte Übernahmevorhaben in der Geschichte des Unternehmens darstellt. Diese Akquisition zeigt, dass Würth weiterhin wachsen und sich ausweiten möchte. Jedoch betonen die Gäste, dass sie bei Übernahmen stets vorsichtig agieren, um sicherzustellen, dass die Identität und Stabilität des Kerngeschäfts nicht gefährdet wird. Die Philosophie des "Best Owner Principles" steht im Mittelpunkt jeder Akquisition, bei der geprüft wird, ob Würth der beste Eigentümer für die Einheit ist.
Die Diskussion verdeutlicht, dass die Internationalisierung und Diversifikation von Würth bewusste und strategische Entscheidungen sind, um das Unternehmen für die Zukunft zu stärken und gleichzeitig die Stabilität und die Werte, die Würth auszeichnen, zu bewahren.
Michél fragt, wie sich Würth seit 2008 entwickelt hat, als das Unternehmen in einem Artikel als "Außendienst-Armee" bezeichnet wurde. Norbert Heckmann erklärt, dass sich seitdem erhebliche Veränderungen vollzogen haben. Die Schrauben machen heute nur noch 12 % des Umsatzes aus, während 60 % des Umsatzes in Deutschland mit selbst hergestellten Produkten generiert werden. Der Anteil des Außendienstes am Umsatz hat sich auf 29 % reduziert.
Die Digitalisierung spielt eine entscheidende Rolle in der Transformation von Würth. Kund:innen haben die Möglichkeit, vollständig digital mit dem Unternehmen zu arbeiten. Dies beinhaltet die digitale Lagerbevorratung von C-Teilen, bei der Waren automatisch nachbestellt werden, wenn sie entnommen werden. Kund:innen können auch über E-Procurement-Shops auf das gesamte Produktsortiment zugreifen und die Lieferung am nächsten Tag erhalten. Neben der digitalen Lagerbevorratung bietet Würth auch technische Unterstützung und Einkaufsmöglichkeiten über verschiedene Kanäle an.
Die Menge der Aufträge, die bei Würth eingehen, ist beeindruckend. In Deutschland allein verarbeitet das Unternehmen täglich etwa 45.000 Aufträge. Weltweit waren es im letzten Jahr 54 Millionen Aufträge. Diese hohe Anzahl verdeutlicht die Bedeutung der digitalen Transformation und des Multikanal-Ansatzes, den Würth seinen Kund:innen anbietet.
Die Diskussion hebt die Notwendigkeit hervor, mit den Bedürfnissen der Kund:innen Schritt zu halten und gleichzeitig die hohe Servicequalität und Effizienz zu erhalten. Die Digitalisierung hat Würth dabei geholfen, die Kundenzufriedenheit und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und das Unternehmen für die Zukunft zu rüsten.
Die Diskussion über Nachhaltigkeit in der Würth Gruppe begann vor rund neun Jahren, als Bettina Würth das Konzept von "Cradle to Cradle" einbrachte. Damals war der Begriff Nachhaltigkeit anders definiert als heute. Die ersten Schritte bestanden darin, Produkte nachhaltiger zu gestalten, indem beispielsweise Verpackungen recycelbar gestaltet wurden. Diese frühzeitige Entscheidung zahlte sich aus, und die Kund:innen schätzten die nachhaltigen Lösungen. Das führte dazu, dass heute nahezu alle Produktentwicklungen nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft gestaltet werden. Produkte sollen kompostierbar sein oder in ihre Einzelteile zerlegt und wiederverwendet werden können.
Die Würth Gruppe hat sich das Ziel gesetzt, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren und die CO2-Emissionen signifikant zu verringern. Dies erfordert umfassende Maßnahmen in den Bereichen Mobilität und Energie. Dabei unterscheiden sich die Herausforderungen von Land zu Land, da in einigen Ländern die Elektromobilität bereits weit verbreitet ist, während in anderen Ländern die Infrastruktur für Elektrofahrzeuge noch ausgebaut werden muss.
Eine der drängendsten Fragen ist, wie die Würth Gruppe ihre Flotte auf Elektrofahrzeuge umstellen kann. Weltweit gibt es derzeit etwa 33.000 Vertriebsmitarbeiter:innen, von denen die meisten ein Auto für ihre beruflichen Aufgaben nutzen. Die Umstellung auf Elektrofahrzeuge ist nicht nur mit erheblichen Kosten verbunden, sondern erfordert auch eine umfangreiche Ladeinfrastruktur. Es ist eine Herausforderung, die insbesondere in Ballungszentren und Großstädten mit begrenztem Parkraum und fehlender Ladeinfrastruktur deutlich komplexer wird.
Die Umstellung auf Elektromobilität erfolgt schrittweise. In Deutschland fährt die gesamte Geschäftsleitung der Adolf Würth KG bereits elektrisch. Ein Großteil der Außendienstmitarbeiter:innen hat die Möglichkeit, eine private Ladestation zu installieren. Allerdings gibt es immer noch individuelle Herausforderungen, insbesondere für Vertriebsmitarbeiter:innen, die lange Strecken zurücklegen müssen oder in Gebieten ohne ausreichende Ladeinfrastruktur arbeiten.
Trotz der komplexen Herausforderungen ist die Würth Gruppe entschlossen, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren und die Elektromobilität voranzutreiben. Es wurden bereits Schritte unternommen, den CO2-Fußabdruck in der Adolf Würth KG um 35 % zu reduzieren. Die nächsten Jahre sollen weitere Fortschritte in Richtung 75 bis 80 % CO2-Reduktion bringen. Die Würth Gruppe plant auch die Eigenstromproduktion durch Photovoltaik-Anlagen und den Kauf von Windstromanlagen, um einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Trotz der anstehenden Herausforderungen ist die Würth Gruppe überzeugt, dass nachhaltige Maßnahmen und die Umstellung auf Elektromobilität wichtige Schritte in Richtung einer klimaneutralen Zukunft sind. Die Bemühungen der Gruppe und die Zusammenarbeit mit den Mitarbeiter:innen sind entscheidend, um diese Ziele zu erreichen. In den kommenden Jahren werden die Entwicklungen in der Nachhaltigkeitsstrategie und Elektromobilität bei Würth weiterhin intensiv beobachtet und vorangetrieben.
Michél reflektiert über die Veränderungen in verschiedenen Branchen, darunter Handwerk, Bau und Immobilien. Er stellt fest, dass die goldenen Zeiten für Immobilienmakler:innen vorbei sind, und dass die Stimmung gedämpfter ist. Norbert Heckmann betont, dass die Auswirkungen der Krise je nach Branche variieren, wobei Hightech-Investitionen und öffentliche Bauaktivitäten als Lichtblicke betrachtet werden.
“Und ich glaube, wir müssen uns jetzt einfach darauf einstellen, dass wir die nächsten 18 Monate schwierigere Rahmenbedingungen haben wie davor. Der Zinsanstieg schlägt jetzt voll durch.”
– Robert Friedmann
Die Diskussion endet mit einer Betonung des Unternehmergeistes, der im gesamten Würth-Konzern zu finden ist. Die Fähigkeit, kreative Lösungen zu finden und Krisen zu bewältigen, wird als entscheidender Faktor für den Erfolg in schwierigen Zeiten hervorgehoben.
Norbert Heckmann betont, dass Handwerker:innen, die über gesunden Menschenverstand und Unverdrossenheit verfügen, oft in der Lage sind, Lösungen zu finden und sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen. Sie haben gelernt, Krisen zu überbrücken und darauf zu vertrauen, dass sich die wirtschaftliche Situation wieder normalisiert.
In Bezug auf Unterstützung während der Pandemie erwähnt Norbert, dass Würth Maßnahmen ergriffen hat, um die Liquidität der Kund:innen zu erhalten, darunter die Verlängerung von Zahlungszielen und die Bereitstellung von Liquidität durch Warenlieferungen. Auch die aktiven Aktivitäten des Unternehmens trugen dazu bei, die lokale Wirtschaft zu unterstützen.
Die Podcastfolge endet mit einem Ausblick auf die Zukunft und dem Versprechen, sich in den kommenden Jahren erneut zu treffen, um die Entwicklungen zu überprüfen und zu reflektieren.
Die Diskussion betont die Bedeutung von Anpassungsfähigkeit, Kreativität und Unternehmergeist in Zeiten des Wandels. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Situation in den kommenden Jahren entwickelt und wie Würth darauf reagieren wird.
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In der neuesten DIGITALWERK-Podcast-Folge diskutieren Michél-Philipp Maruhn und Podcast-Stammgast Lennart Paul, Co-Founder & CEO bei bex technologies die Entwicklungen in der Bau- und Logistikbranche. Sie beleuchten die Fokussierung auf Logistik, Herausforderungen wie Kundenanforderungen und Fahrermangel, Chancen durch Technologie und Nachhaltigkeit sowie ein flexibles Pricing-Modell. Das Gespräch endet mit einem Blick in die Zukunft und der Bedeutung von Medienmarken in der Branche.
In der neuesten Folge des DIGITALWERK-Podcasts diskutiert Michél-Philipp Maruhn mit Stammgast Lennart Paul, Co-Founder & CEO bei bex technologies GmbH über die Entwicklungen in der Bau- und Logistikbranche. Die beiden Experten sprechen über die aktuellen Herausforderungen und Veränderungen, die diese Branchen beeinflussen. Es ist ein Gespräch, das tiefe Einblicke in die Zukunft dieser Bereiche gewährt.
Die Diskussion beginnt mit der Frage, warum sich bex technologies auf die Logistik in der Bauindustrie konzentriert hat, anstatt auf den Handel. Lennart Paul erklärt, dass sie früh erkannt haben, dass sie entweder die Logistik oder die Materialbeschaffung von Handwerker:innen zu ihren Lieferant:innen optimieren können. Die Logistik erwies sich als der erfolgversprechendere Ansatz. Hier sind einige Gründe, warum sie sich für die Logistik entschieden haben:
Komplexität des Handels: Im Handel gibt es bereits etablierte regionale Distributionsstrukturen, die über Jahrzehnte hinweg gewachsen sind. Diese Strukturen zu durchbrechen, indem man einfach nur günstigere Preise online anbietet, stellte sich als wenig vielversprechend heraus.
Logistische Komponente: Die Idee von bex technologies bestand darin, die logistischen Prozesse zu optimieren, um den Kund:innen eine effizientere Materiallieferung zu bieten. Dies erfordert eine andere Herangehensweise als der klassische Handel.
Kleinteilige Direktlieferungen: Besonders für Hersteller:innen eröffnete sich ein Markt in der Lieferung kleinerer Mengen direkt zur Baustelle. Dieser "Long Tail" von kleinteiligen Lieferungen wurde immer wichtiger.
"Also diese Logistik war so eine kostenlose Zugabe und die Sichtweise, dass Logistik ein Cost Center ist und kein Profitcenter, die ist auch grundsätzlich in allen Unternehmen die gleiche. Und das ist sie bis heute."
– Lennart Paul
Die Diskussion zwischen Michél und Lennart verdeutlicht auch einige der aktuellen Herausforderungen in der Baustellenlogistik:
Kundenanforderungen: Kund:innen erwarten immer kürzere Lieferzeiten, was die Logistik vor neue Herausforderungen stellt. Schnelle, taggenaue Lieferungen werden zur Norm.
Unübersichtlichkeit: Die innerbetrieblichen logistischen Prozesse sind oft komplex und unübersichtlich. Dies kann zu Verzögerungen und Missverständnissen führen.
Fahrermangel: Ein akuter Fahrermangel auf dem Markt führt dazu, dass es schwierig ist, qualifizierte Fahrer:innen zu finden und zu binden. Besonders kleinere Unternehmen, die sich nicht auf den Transport spezialisiert haben, stehen vor dieser Herausforderung.
“Produktivitätsgewinne müssen realisiert werden. Ich sehe sonst keinen anderen Ausweg, um in den nächsten zehn Jahren dem immer stärker zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen.”
– Lennart Paul
Trotz dieser Herausforderungen bietet die Baustellenlogistik auch viele Chancen:
Technologische Lösungen: Durch den Einsatz von Technologie, wie sie bex technologies entwickelt, können Unternehmen die Effizienz ihrer logistischen Prozesse steigern.
Flexibilität: Die Branche zeigt sich offen für flexiblere Lösungen, um die schwankende Nachfrage und den Fahrermangel zu bewältigen.
Nachhaltigkeit: Die Optimierung der Logistik trägt nicht nur zur Effizienz bei, sondern kann auch dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck der Baustellenlogistik zu reduzieren.
Eine der bemerkenswerten Entwicklungen bei bex technologies ist ihr Pricing-Modell. Als Start-up haben sie viel experimentiert und tun dies immer noch. Ihr derzeitiges Modell ist dynamisch und berücksichtigt verschiedene Faktoren. Es ermöglicht Kund:innen, basierend auf wenigen Eingaben, schnell und einfach Preise für ihre Lieferungen zu erhalten.
Ein wichtiger Punkt, den Lennart Paul betont, ist, dass bex technologies keine Materialien verkauft. Ihr Hauptfokus liegt auf der Logistik und der Optimierung der Lieferprozesse auf Baustellen. Während viele Unternehmen vielleicht versucht hätten, zusätzliche Gewinne zu erzielen, indem sie Materialien verkaufen, hat sich bex technologies bewusst für die Ausrichtung als Logistikunternehmen entschieden.
Ihre Dienstleistungen konzentrieren sich auf den physischen Transport von Gütern und digitale Services, die mit Transport und Logistik verbunden sind. Diese digitale Komponente umfasst beispielsweise die CO2-Kompensation von Lieferungen auf Baustellen und die Bereitstellung von Planungssoftware für Kund:innen. Die digitale Serviceorientierung ermöglicht es bex technologies, ihren Kund:innen maßgeschneiderte Lösungen anzubieten, die spezifisch auf deren Anforderungen zugeschnitten sind.
Lennart Paul erzählt, dass bex technologies in den letzten zwei Jahren damit begonnen hat, die digitalen Services anzubieten. Der Bedarf an diesen Services ist vorhanden, und das Unternehmen hat positive Rückmeldungen und Beweise dafür erhalten, dass sie von ihren Kund:innen geschätzt werden. Sie betrachten diese Erweiterung als einen logischen Schritt in ihrer Entwicklung.
Während das Unternehmen seine Rolle bisher oft als "digitale Spedition" definierte, rückt nun ihre Position als "Logistikplattform" stärker in den Vordergrund. Die steigenden Anforderungen und Erwartungen ihrer Kund:innen führen dazu, dass sie sich als Partner und Lösungsanbieter für Logistikfragen etablieren. Dies ist besonders wichtig angesichts des steigenden Kostendrucks und der Notwendigkeit, Lieferdienste von höchster Qualität zu bieten.
Eine der entscheidenden Strategien von bex technologies ist die Weiterentwicklung ihrer Plattform. Sie arbeiten daran, ihre Plattform noch stärker für Kund:innen zugänglich zu machen und sie in die Systeme der Kund:innen zu integrieren. Dies beinhaltet eine engere digitale Verknüpfung zwischen Kund:innen und Partner:innen, wodurch der gesamte Logistikprozess reibungsloser und effizienter abläuft. Das Ziel ist es, die Friktionen zu reduzieren und den Kund:innen bessere Kontrolle und Übersicht über ihre Lieferketten zu bieten.
Eine interessante Facette der bex technologies Reise sind ihre Investor:innen und strategischen Partner:innen. Ihr Hauptinvestor, Scania, ist ein Unternehmen der Volkswagen Truck & Bus Gruppe und bringt viel Branchenexpertise mit. Lennart Paul betont, dass Scania ein flexibles und partnerschaftliches Investitionsmodell verfolgt, anstatt eine strenge strategische Agenda aufzudrängen. Scania hat sich in diesem Sinne als idealer Investor für bex technologies erwiesen.
Neben Scania gibt es weitere Investor:innen, darunter Peter Förster, Mitgründer von Transporeon, und ein Family-Office aus München. Diese Investor:innen teilen die Vision von bex technologies und bringen wertvolles Know-how und Marktverständnis mit.
Michél und Lennart sprechen darüber, wie sich der Markt im Bereich E-Commerce entwickelt hat und wie es in Bezug auf Supply Chain und Supply Chain-Anwendungen vorangeht. Dabei stellen sie fest, dass das Wachstum im Baubereich im E-Commerce-Bereich langsam voranschreitet.
Lennart Paul äußert seine Meinung über den E-Commerce-Bereich und erklärt, dass es trotz einiger Fortschritte immer noch eine Herausforderung ist, Kapital aufzunehmen. Er betont die Komplexität des E-Commerce und die Notwendigkeit, sich auf bestimmte Nischen und Zielgruppen zu konzentrieren.
Michél und Lennart diskutieren auch das Thema Nachhaltigkeit in der Bauindustrie und wie einige Unternehmen versuchen, einen "grünen Anstrich" zu verpassen, ohne wirklich substantielle Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltauswirkungen zu ergreifen.
Schließlich erörtern sie potenzielle zukünftige Trends in der Baubranche und im E-Commerce. Sie erwähnen Climate Tech und die steigende Dringlichkeit von Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Sie diskutieren auch die Notwendigkeit pragmatischer Lösungen und betonen die positiven Entwicklungen und das Potenzial in der Baubranche.
“Climate Tech ist ein großes Thema. Doch ob eine Firma, die Wärmedämmung macht und eine coole Landingpage hat, wirklich Climate Tech ist oder eher ein Handwerksbetrieb der neuen Generation, ist fraglich. Es ist die Frage, ob das mehr ein PR-Thema ist.”
– Lennart Paul
Der Podcast endet mit einem Austausch über die Bedeutung von Medienmarken. Michél und Lennart betonen die Bedeutung der Diskussion über die Baubranche und die Rolle, die sie in der Modernisierung dieser Branche spielen.
Der gesamte Podcast bietet einen interessanten Einblick in die Entwicklungen und Herausforderungen in der Baubranche und im E-Commerce-Bereich, und es bleibt spannend, wie sich diese Themen in der Zukunft weiterentwickeln werden.
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In dieser Podcastfolge spricht Michél Philipp Maruhn mit Fabian Bauwens-Adenauer, Geschäftsführender Gesellschafter von Bauwens, einem etablierten Familienunternehmen mit 150-jähriger Geschichte. Die Diskussion beleuchtet die beeindruckende Transformation von Bauwens, die Reduzierung der Belegschaft und deren Eintritt in den US-Immobilienmarkt. Fabian betont, wie wichtig Innovation und Digitalisierung in der Branche sind. Trotz der aktuellen Herausforderungen sieht er Chancen für die Bau- und Immobilienwirtschaft, wenn sie Tradition und Innovation geschickt miteinander verknüpft.
In der heutigen digitalen Welt ist die Transformation von Unternehmen von entscheidender Bedeutung, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den sich ständig ändernden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Fabian Bauwens-Adenauer, der Geschäftsführende Gesellschafter von Bauwens, einem Familienunternehmen mit einer Geschichte von 150 Jahren, gibt dazu spannende Einblicke.
Die Transformation von Bauwens begann bereits in den 80er und 90er Jahren, als das Unternehmen unter der Leitung von Fabians Vater und Onkel eine entscheidende Veränderung durchlief. Damals hatte das Unternehmen über 1000 Mitarbeiter:innen und war in vielen verschiedenen Geschäftsfeldern tätig, darunter auch Tiefbau und Brückenbau. Die Herausforderung bestand darin, zwischen zu vielen und zu wenigen Projekten einen Ausgleich zu finden und die richtigen Projekte anzunehmen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, entschied sich Bauwens, das Unternehmen zu "gesund schrumpfen" und die Anzahl der Mitarbeiter:innen auf unter 200 zu reduzieren.
Die Transformation war notwendig, um die zukünftige Existenz des Unternehmens zu sichern. Es war eine mutige Entscheidung, aber sie zahlte sich aus. Bauwens fokussierte sich auf schlüsselfertigen Hochbau, insbesondere im Wohn- und Gewerbebereich, und entwickelte sich zu einem vertikal integrierten Immobilienunternehmen. Dies bedeutet, dass sie die gesamte Wertschöpfungskette selbst abdecken, angefangen bei der Projektentwicklung bis hin zur Planung und Realisierung.
Fabian Bauwens-Adenauer erklärt auch, dass das Unternehmen in den letzten Jahren in diversifiziertere Geschäftsfelder eingestiegen ist, einschließlich Investitionen in US-Wohnimmobilien. Die Entscheidung, in den US-Markt zu expandieren, wurde aufgrund der Stabilität, des dynamischen Wirtschaftswachstums und des demografischen Wachstums in den USA getroffen. Diese Investitionen wurden in Partnerschaft mit lokalen Unternehmen durchgeführt, und der Fokus lag auf dem Wohnimmobiliensektor in aufstrebenden Regionen im Südosten der USA.
Bauwens begann mit kleineren Investitionen, um zu testen, ob ihr Ansatz funktioniert. Sie suchten nach geeigneten Produkten und Investor:innen, die bereit waren, sich mit ihnen zu engagieren. Nachdem dies erfolgreich geworden war, entwickelten sie sich weiter, schlossen Club-Deals ab und haben bis jetzt ein Transaktionsvolumen von rund zweieinhalb Milliarden Euro generiert.
“Es hat sich sukzessive gesteigert, mit allem. Wenn man anfängt, dann fängt man kleiner an und guckt, ob es funktioniert. Das war eine These von uns. Wir wollten ja erst mal eruieren, ob wir überhaupt das passende Produkt finden.”
– Fabian Bauwens-Adenauer
Bauwens bietet Fonds für Privatanleger:innen und Family-Offices als auch Mandate für institutionelle Investor:innen an. Diese Geschäftsfelder entwickeln sich in den letzten Jahren erheblich.
Fabian und Michél-Philipp diskutieren auch die aktuellen Herausforderungen in der Immobilienbranche, insbesondere im Hinblick auf die Krise und die Unsicherheiten in Bezug auf zukünftige Entwicklungen.
Das Geschäftsfeld der Bauindustrie sei gegenwärtig gut ausgelastet . Die Auftragslage erscheint vielversprechend, aber wie Fabian Bauwens-Adenauer betont, ist Vorsicht geboten. Die Ziele für die Akquisition von Projekten bis zum Jahresende sind gesetzt, aber die Unsicherheiten in der Branche sind nicht zu übersehen. Ein Hauptanliegen ist es, sicherzustellen, dass Auftraggeber:innen während der Projekte stabil bleiben, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Fabian betont, dass es wichtig ist, die Liquidität zu erhalten und keine übermäßigen Risiken einzugehen. Die Baubranche hängt oft stark von Fremdfinanzierungen ab, und dies erzeugt zusätzlichen Druck in Zeiten der Refinanzierung und des Wertverlustes. Die Lösung dieser Herausforderungen wird oft komplexer, je mehr Projekte im Spiel sind.
Die Schwierigkeiten im Wohnungsbau, insbesondere aufgrund der gestiegenen Zinsen, könnten dazu führen, dass Bauwens vorübergehend keine weiteren Projekte in Angriff nimmt.
Michél-Philipp fragt nach, welchen Einfluss die Politik auf ihre Geschäftstätigkeiten hat. Fabian erklärt, dass sie immer versuchen, Risiken zu minimieren und Kosten im Griff zu behalten, insbesondere angesichts der aktuellen Marktsituation und der gestiegenen Druckfaktoren.
Fabian erzählt außerdem, dass die Zukunft des Büromarkts aufgrund von Faktoren wie Homeoffice und sich verändernden Anforderungen unsicher ist.
Die jüngsten Insolvenzen einiger Unternehmen sind Thema. Michél-Philipp stellt die Frage, ob einige dieser Probleme möglicherweise vorhersehbar gewesen wären. Doch beide sind sich einig, dass der radikale Wandel auf dem Markt jeden irgendwie trifft, auch diejenigen, die scheinbar erfolgreich waren. Der Faktor Unvorhersehbarkeit ist ein ständiger Begleiter in der Baubranche.
“Sicherlich trifft es oft die zuerst, die sehr, sehr hart am Wind gesegelt sind, aber auch andere. Ich will jetzt gar nicht sagen, dass jeder, der jetzt ein Problem hat, irgendwie zu optimistisch unterwegs oder vollkommen aus dieser Welt war.”
– Fabian Bauwens-Adenauer
Fabian betont auch die Bedeutung von Innovation und Digitalisierung. Trotz der aktuellen Marktschwankungen und Liquiditätsprobleme sucht Bauwens nach Möglichkeiten, um in neue Services und Geschäftsmodelle zu investieren. Dies umfasst die Weiterentwicklung von Start-ups, die Lösungen für die Immobilienbranche entwickeln, und die Implementierung digitaler Prozesse, wie Building Information Modeling (BIM), um Projekte effizienter und transparenter zu gestalten.
Die Diskussion berührt auch die Akzeptanz von BIM in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern. Während BIM in Deutschland noch nicht so weit verbreitet ist, sehen Fabian Bauwens-Adenauer und Michél-Philipp Maruhn in dieser digitalen Methode ein Potenzial, um Prozesse zu optimieren und Fehler zu reduzieren.
Beide werfen einen Blick auf die Herausforderungen der Digitalisierung in Deutschland, wo oft mehr Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Risiken bestehen. Es sei notwendig, ein Gleichgewicht zwischen Innovation und Sicherheit zu finden, um die Bauindustrie in die Zukunft zu führen, so Fabian.
Fabian Bauwens-Adenauer betont die Bedeutung von Stabilität in der Branche und die historische Erfahrung, die seine Familie in Krisenzeiten gesammelt hat. Er merkt bezüglich der aktuellen Insolvenzsituation bei Projektentwickler:innen und Immobilieninvestor:innen die potenziellen Auswirkungen auf Bauunternehmen an.
Fabian und Michél-Philipp erörtern die langfristigen Folgen der aktuellen Entwicklungen auf den Bau- und Immobilienmarkt. Fabian Bauwens-Adenauer macht auf die Bedenken in der Branche aufmerksam, dass Projekte nicht mehr reibungslos ablaufen und Bauaufträge fehlen könnten, was zu einem drastischen Einbruch führen könnte.
Dennoch teilt Fabian auch seine Hoffnung, dass Deutschland gestärkt aus dieser Krise hervorgehen kann. Er betont die Bedeutung, sich auf die Stärken der Branche zu besinnen, darunter die Ingenieurskompetenz und der Erfindergeist. Sie diskutierten auch die Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern und die Innovationskraft der Privatwirtschaft zu nutzen.
Abschließend stellen beide fest, dass es in Zeiten des Überflusses und in Krisenzeiten gleichermaßen wichtig ist, den Wandel anzunehmen und sich den Herausforderungen zu stellen. Die deutsche Bau- und Immobilienwirtschaft kann durch eine kluge Herangehensweise und gemeinsame Anstrengungen gestärkt aus dieser Phase hervorgehen.
Die Zukunft der Branche hängt von einer ausgewogenen Mischung aus Tradition und Innovation ab. Diese Mischung könnte Deutschland dabei helfen, seine Position in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu festigen und sich international zu behaupten.
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Die EXPO REAL 2023 zeigte gemischte Gefühle in der Immobilienbranche. Themen wie steigende Zinsen, Bürokratie und Innovation wurden diskutiert. Trotz rückläufiger Baukonjunktur gab es Hoffnung und Förderprogramme. Digitalisierung und Innovation sind Schlüsselthemen. Die Messe bleibt wichtig für Vernetzung und Geschäft.
Die EXPO REAL 2023 ist vorbei, und es ist an der Zeit, einen Rückblick auf die Veranstaltung zu werfen.
Die Expo begann mit einer Mischung aus Optimismus und Unsicherheit. Michél-Philipp Maruhn sprach mit den wichtigsten Expert:innen aus der Branche. Konkret waren das:
Viele der Teilnehmer:innen diskutierten die jüngsten Entwicklungen in der Branche, darunter steigende Zinsen und Veränderungen im Immobilienmarkt. Einige äußerten Bedenken, während andere die Krise als Gelegenheit zum Investieren sahen.
Eine herausragende Botschaft war die Notwendigkeit von Innovation. Start-ups und Technologie wurden als Schlüsselelemente für die Zukunft der Immobilienbranche angesehen. Es war klar, dass die Branche bereit ist, sich zu verändern und neue Wege zu erkunden, um effizienter und nachhaltiger zu werden.
Ein weiteres Thema, das in den Gesprächen auftauchte, war die Bürokratie. Viele Teilnehmer:innen betonten die Notwendigkeit, den Bauprozess zu vereinfachen und unnötige regulatorische Hürden abzubauen, um kosteneffizienter arbeiten zu können.
Insgesamt war die Stimmung auf der EXPO REAL 2023 gemischt. Es gab Optimismus und Aufbruchstimmung, aber auch Unsicherheit und Bedenken. Die Branche steht vor Herausforderungen, aber auch Chancen, und es ist entscheidend, dass alle Akteur:innen zusammenarbeiten, um die Zukunft der Immobilienwelt zu gestalten.
Eine interessante Diskussion auf der EXPO REAL 2023 drehte sich um das Thema modulares und serielles Bauen. Es wurde darüber diskutiert, ob Makler:innen verstärkt auf diese Bauweisen setzen sollten, um den steigenden Kundenanforderungen gerecht zu werden. Es stellte sich die Frage, ob Makler:innen nun der erste Ansprechpartner für serielles Bauen werden könnten. Dies könnte eine innovative Antwort auf die steigende Nachfrage nach Wohnraum sein.
Die Baukonjunktur ist zu dieser Zeit rückläufig, was einige Projektentwickler:innen dazu veranlasste, Kosten zu senken. Dennoch gab es Hoffnung auf eine positive Dynamik in der Bauindustrie. Es wurden sogar erste Förderprogramme in einigen Bundesländern diskutiert, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Dies zeigt, dass die EXPO REAL nicht nur eine Plattform für den Austausch von Ideen, sondern auch für konkrete Lösungsansätze ist.
Ein weiteres wichtiges Thema, das während der EXPO REAL 2023 diskutiert wurde, war die Grunderwerbsteuer. Die Frage nach möglichen Senkungen oder Abschaffungen wurde breit erörtert. Es herrschte die Meinung, dass die Fundamentaldaten für den Immobilienmarkt weiterhin positiv waren, trotz des Mangels an Angebot in urbanen Gebieten. Die Steuerpolitik spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Immobilienmarktes, und die Diskussionen auf der EXPO REAL spiegeln das Interesse der Branche an diesem Thema wider.
Es wurde auch über die lange Entwicklungszeit in der Baubranche gesprochen und wie wichtig es war, in Innovation und Technologie zu investieren, um die Prozesse zu beschleunigen und die Kosten zu senken. Die Digitalisierung und die Zusammenarbeit mit Start-ups wurden als entscheidende Faktoren für die Zukunft der Branche angesehen.
In Bezug auf die EXPO REAL selbst wurde betont, dass die Messe eine wichtige Plattform für die Branche sei, um sich zu vernetzen und Geschäfte zu machen. Obwohl die Zeiten herausfordernd waren, glauben die Teilnehmer:innen immer noch an die Bedeutung von persönlichen Gesprächen und den Austausch auf Messen wie dieser.
Insgesamt war die EXPO REAL 2023 eine Veranstaltung, die die Herausforderungen und Chancen der Immobilienbranche widerspiegelte. Sie zeigte, dass die Branche bereit ist, sich zu verändern und Innovationen zu begrüßen, um die Zukunft erfolgreich zu gestalten.
Wir freuen uns auf die kommenden Entwicklungen und sind gespannt, wie sich die Branche in den nächsten Jahren verändern wird.
Die Themen des Videos der EXPO REAL im Überblick:
“Construction meets Autmotive” startete am 21. September 2023 im KPM Hotel mit dem Ziel, die Baubranche und die Automobilindustrie zu vereinen. Unsere Gäste erlebten Porsche-Fahrten, inspirierende Vorträge und eine beeindruckende Werksführung in Leipzig. Höhepunkt war ein schwebender Porsche 356. Der Tag endete mit einem gemütlichen Abend und einem herzlichen Dank an unsere Partner.
Früh morgens am 21. September 2023 brach im KPM Hotel eine adrenalingeladene Betriebsamkeit aus. Letzte Vorbereitungen wurden getroffen, und die Spannung stieg, als die ersten Gäste eintrafen. Der Adrenalinausstoß sollte sich im Laufe des Tages noch um einiges steigern…
Es ging endlich los. Unser erstes DIGITALWERK-Event “Construction meets Automotive” startete mit dem Ziel, die Bau- und Automobilbranche zusammenzubringen und einen Wissensaustausch zu ermöglichen.
Doch warum sollten unsere Gäste zu Beginn ihren Personalausweis und Führerschein vorzeigen? Ein ungewöhnlicher Start für eine Veranstaltung, die sich als außergewöhnliches Erlebnis entpuppen sollte.
Unsere ca. 30 exklusiven Gäste, allesamt Führungskräfte aus führenden Unternehmen der Bau- und Immobilienbranche, wurden mit einer einzigartigen Erfahrung belohnt. Nach einer kurzen Einführung erhielten sie die Schlüssel zu verschiedenen Porsche E-Modellen und machten sich auf den Weg ins Porsche-Werk nach Leipzig.
In Leipzig erwartete sie ein inspirierender Vortrag von Roland Sitzberger von Porsche Consulting. Eine fesselnde Werksführung ermöglichte allen einen Live-Einblick in die Produktionsschritte, darunter das faszinierende Zusammentreffen, genannt “Hochzeit” von Fahrwerk und Karosserie.
Nach dem Adrenalinrausch auf der Rennstrecke und Diskussionen über die Zukunft der Bau- und Automobilindustrie traten wir die Rückreise nach Berlin an.
Ein absolutes Highlight des Tages war zweifellos ein Porsche 356, von dem es nur 80 Exemplare weltweit gibt. Dieser einzigartige Porsche schwebte majestätisch auf einer Betonplatte, gehalten von einem Kran.
Auf der Dachterrasse des KPM-Hotels genossen alle Teilnehmer:innen den spätsommerlichen Abend bei erfrischenden Getränken und einem anregenden Panel-Gespräch mit Christian Hasenest.
Das abschließende Dinner rundete den Abend in perfekter Atmosphäre ab.
Unser herzlicher Dank geht an unsere Partner, ohne die dieses Event nicht so herausragend gewesen wäre: fischer group, Porsche Consulting, KPM Hotel & Residences, Porsche Zentren in Berlin, klickrent und Serhat Aktas (Der Weinlobbyist).
Möchtest Du mehr über unsere zukünftigen Veranstaltungen erfahren? Dann sei gespannt, denn wir haben noch viele spannende Ereignisse geplant!
Markus Richthammer, Vorstand Industrie bei Max Bögl, teilt seine inspirierende Reise vom Dorfleben in die Großstadt und wie er Automobilwissen in der Bauindustrie nutzt. Er betont Netzwerke, Weiterentwicklung und eine offene Fehlerkultur. Markus erläutert die Anwendung von Lean und Qualitätsmanagement in der Bauindustrie und bietet Einblicke in den kulturellen Unterschied zwischen Automobil- und Bauindustrie. Die Vision von Max Bögl, präzise Bauteile in der Vorfertigung zu erstellen und vor Ort zu montieren, wird ebenfalls besprochen.
In unserer Special-Folge des DIGITALWERK Podcasts, aufgenommen während der Autofahrt unseres Events “Construction meets Automotive” zum Porsche-Werk in Leipzig, spricht Michél-Philipp Maruhn mit Markus Richthammer, Vorstand Industrie bei der Firmengruppe Max Bögl. Markus' inspirierende Geschichte zeigt, wie eine ländliche Herkunft den Weg zu einer erfolgreichen Karriere in der Großstadt ebnet.
Markus Richthammer, aufgewachsen in einem kleinen Dorf mit nur 200 Einwohner:innen, lebt heute in München und erzählt, was ihn dazu bewogen hat, das beschauliche Dorfleben gegen die dynamische Großstadt einzutauschen. Für ihn sind vor allem das wertvolle Netzwerk, die Energie und die unzähligen Chancen, neue Menschen kennenzulernen und Inspiration zu finden, die die Großstadt ausmachen. Diese Faktoren haben nicht nur sein persönliches Wachstum, sondern auch seine Karriere maßgeblich beeinflusst.
Markus, Leiter des Forschungsbereichs Industrie bei Max Bögl, betont die Wichtigkeit des kontinuierlichen Wissensaustauschs und der Weiterentwicklung. Seine Verantwortungsbereiche erstrecken sich über Planung, Digitalisierung, Qualitätssicherung, Nachhaltigkeit und Qualitätsmanagement in der Unternehmensgruppe.
Seine Aufgabe ist es, innovative Ideen in seine tägliche Arbeit zu integrieren, um sowohl seine Kolleg:innen als auch die Branche zu inspirieren. Markus Richthammer teilt Einblicke in die vielfältigen Projekte von Max Bögl, von der Verarbeitung von Stahl für Bauprojekte bis zur Beteiligung an großen Infrastrukturprojekten für Kund:innen wie Amazon und Tesla. Dies umfasst Fabrikbauten, Windtürme und Straßenbau.
Max Bögl ist entschlossen, innovative Lösungen für die Zukunft der Energieversorgung zu entwickeln. Dies beinhaltet den Übergang von einer zentralen zu einer dezentralen Energieversorgung, um den Anforderungen der erneuerbaren Energien gerecht zu werden. Die Expertise des Unternehmens im Tiefbau und die Entwicklung standardisierter Prozesse spielen eine entscheidende Rolle bei der effizienten Stromübertragung in die Städte.
Markus Richthammer ist kein Unbekannter in der Welt der Prozessorientierung und Automatisierung. Mit 18 Jahren Erfahrung bei BMW und einem Studium im Maschinenbau mit Schwerpunkt Produktions- und Automatisierungstechnik bringt er einen wertvollen Erfahrungsschatz aus der Automotive Industrie mit. Doch wie hat er diese Erfahrungen auf die Bauindustrie übertragen?
Max Bögl und die Bauindustrie stehen vor vielfältigen Herausforderungen: Fachkräftemangel und steigende Komplexität der Bauprojekte erfordern verstärkte Qualitätsbemühungen.
Markus Richthammer erkannte diese Herausforderungen frühzeitig und setzte auf Industrialisierung und Automatisierung als Lösungsansätze. Seine langjährige Erfahrung in der Prozessorientierung half ihm dabei, standardisierte Projektabwicklungen und Qualitätsmanagement-Verfahren zu entwickeln, die speziell auf die Bedürfnisse der Bauindustrie zugeschnitten sind.
Ein zentraler Fokus lag auf der Einführung von Lean Management-Prinzipien. Lean Management zielt darauf ab, Verschwendung zu reduzieren, Prozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern. Dabei geht es nicht nur um die Anwendung von Methoden, sondern auch um die Qualifizierung der Mitarbeiter:innen, um diese Methoden erfolgreich in die Praxis umzusetzen.
Markus Richthammer und sein Team haben Schulungsprogramme entwickelt, um Mitarbeiter:innen in Methoden und praktischer Umsetzung zu schulen, und fördern so eine ganzheitliche Integration von Mensch und Technik zur Erzielung nachhaltiger Veränderungen in der Bauindustrie.
"Wir haben so einen Begriff, der heißt “Mensch und Technik”, wo wir so Schulungsprogramme haben, einerseits Methoden weiterzuentwickeln und die Menschen an diese Methoden ran zu bekommen und dann wiederum das Ganze in die Praxis überzuführen."
– Markus Richthammer
Die Bauindustrie muss unterschiedliche Gewerke und Fachplaner:innen zusammenführen, um komplexe Projekte zu realisieren. Markus Richthammer betont die Bedeutung einer offenen Fehlerkultur bei der Bewältigung von Problemen im Bauprozess.
In vielen Branchen, darunter auch im Automotive-Sektor, ist die Fehleranalyse und -behebung ein integraler Bestandteil des Qualitätsmanagements. Doch in der Bauindustrie war dies lange Zeit nicht selbstverständlich. Hier wird oft versucht, Fehler zu vertuschen oder zu rechtfertigen, anstatt sie anzuerkennen und Lösungen zu finden.
Markus Richthammer hat diese Haltung herausgefordert und eine Kultur der Fehlerakzeptanz und kontinuierlichen Verbesserung eingeführt. Sein Ansatz besteht darin, Fehler als Lernchance zu betrachten, um die Prozesse und die Qualität kontinuierlich zu optimieren. Dieser Schritt hin zu einer offenen Fehlerkultur ist ein wesentlicher Schritt, um die Qualität in der Bauindustrie zu steigern und effizienter zu arbeiten.
Ein weiterer entscheidender Faktor in Markus Richthammers Innovationsbemühungen ist das Qualitätsmanagement. Im Automotive-Bereich ist Qualitätsmanagement ein täglicher Begleiter. Hier geht es darum, die Qualität auf höchstem Niveau zu halten, Kundenfeedback zu analysieren und Produkte kontinuierlich zu verbessern. Dieses Prinzip hat Markus Richthammer auf die Bauindustrie übertragen.
"Was mich am meisten überrascht hat, ist, dass der Bau nicht so stark in Optimierungen denkt wie andere Branchen."
– Markus Richthammer
Für die Bauindustrie bedeutet dies, dass Qualitätsmanagement nicht nur eine Kontrollinstanz am Ende des Projekts ist, sondern in den gesamten Bauprozess integriert wird. Die Planungs- und Ausführungsphasen werden enger miteinander verknüpft, um Fehler frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Dieser ganzheitliche Ansatz trägt dazu bei, dass die Qualität von Anfang an im Fokus steht und nicht erst am Ende des Projekts geprüft wird.
Markus hat sich intensiv mit dem Toyota Produktionssystem auseinandergesetzt. In den 90er Jahren war dieses System Meilen voraus, verglichen mit der deutschen Automobilindustrie. Doch wie gelang es Toyota und anderen japanischen Herstellern, solch innovative Konzepte in Deutschland zu etablieren?
Eine interessante Anekdote von Markus Richthammer zeigt, wie die japanische Kultur des Lernens und die kontinuierliche Verbesserung in die deutschen Automobilwerke Einzug hielt. Als junge Ingenieur:innen bei BMW begannen, die Produktion zu übernehmen, erwarteten die Japaner eine enge Verbindung zwischen Führung und Produktion. Die deutschen Werksleiter:innen mussten sich vor Ort bewegen, um die Prozesse zu verstehen und zu optimieren, anstatt im Büro zu sitzen. Diese Umstellung erforderte ein Umdenken und eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen.
Markus Richthammer vergleicht diese Transformation mit einer Änderung der Taktik im Fußball. Früher spielte Deutschland mit einem ausgeprägten Libero, einem defensiven Spieler, während Japan das Prinzip der Viererkette bevorzugte, bei dem die Abwehrspieler im Raum agieren. Ähnlich wie im Fußball mussten auch die deutschen Automobilhersteller:innen lernen, in einer Viererkette zu spielen, indem sie Abstände und Prozesse im Detail definierten.
Eine wichtige Lehre aus dieser Erfahrung ist, dass es nicht ausreicht, Konzepte einfach zu kopieren. Die kulturellen Unterschiede zwischen den Hersteller:innen und Regionen erfordern eine Anpassung und die Schaffung eigener Lösungen. Deutschland hat seine Stärken in der Marke, der Verarbeitungsqualität und der Fahrzeugleistung, während andere Regionen wie China im Bereich Batterietechnologie und Digitalisierung führend sind.
Die Wahrnehmung von Autos variiert je nach Person. Einige sehen sie als Gebrauchsgegenstände, während andere die Leistung und Fahrdynamik schätzen. Dies spiegelt sich in den individuellen Vorlieben und Markenpräferenzen wider.
Markus betont die Bedeutung eines klaren Markenkerns für Bauunternehmen. Bei Max Bögl lautet ihre Strategie "Bau plus x". Dieser Ansatz hebt die Wurzeln des Unternehmens im Bauwesen hervor, das bereits 1929 von der dritten Generation der Familie gegründet wurde. Im Mittelpunkt steht der Bau selbst, wobei besonderer Wert auf Qualität und Präzision gelegt wird.
Die Analogie zum Automobilbereich zeigt sich in der Verbindung von Toleranzen aus dem Maschinenbau mit Beton. Max Bögl kombiniert Maschinenbau-Toleranzen mit Beton für Präzision in der Fertigteilfertigung. Dies ermöglicht Zehntelmillimetergenauigkeit bei Projekten wie der Magnetschwebebahn, Windtürmen und Modulen. Perfektes Zusammenfügen vor Ort ohne den Einsatz von altmodischen Werkzeugen Flex, Hammer oder Kelle.
Die Vision von Max Bögl besteht darin, hochpräzise Bauteile in der Vorfertigung herzustellen und diese mit Trockenfugen vor Ort zu montieren. Dieser Ansatz ermöglicht nicht nur eine höhere Effizienz, sondern auch eine bessere Qualitätssicherung, da die Bauteile bereits in der Fabrik auf Präzision geprüft werden.
Jörg Überla, Mitgründer von 42watt, einem Unternehmen für Energieberatung, setzt sich für die Vereinfachung der Umstellung auf umweltfreundliche Technologien ein. Mit seiner langen Karriere und seiner Erfahrung als Business Angel bringt er wertvolles Wissen in die Welt der Start-ups ein. 42 Watt zielt darauf ab, Hausbesitzer:innen den Weg zur Klimaneutralität so einfach wie möglich zu gestalten und bietet ganzheitliche Lösungen, darunter Partnerschaften mit Handwerksbetrieben und die Qualifizierung der Handwerker.
Jörg Überla ist Co-Founder von 42watt, einem Unternehmen, das sich auf Energieberatung spezialisiert hat. Doch bevor er sich als Gründer engagierte, war er ein Business Angel, der in innovative Ideen investierte.
“Also ich glaube, was hier ganz ungewöhnlich ist, dass ich tatsächlich als Business Angel angesprochen wurde, ob ich nicht bei 42watt investieren möchte. Und dann fand ich das so spannend, dass ich da selber als Mitgründer einsteigen wollte.”
– Jörg Überla
Die Tatsache, dass Jörg als erfahrener Business-Angel in das Start-up eintrat, erleichterte den Übergang erheblich. Er hatte bereits umfangreiche Erfahrungen im Bereich Venture Capital gesammelt, was ihm half, die Welt der Start-ups besser zu verstehen.
Jörg ist Baujahr 1967, was ihn zu einem erfahrenen Profi in seiner Branche macht. Über 25 Jahre war er in der Tech-Branche tätig und hat bereits andere Unternehmen gegründet. Seine lange Karriere bot ihm einen einzigartigen Einblick in die Entwicklungen der Technologie.
Jörgs Reise begann mit einem Informatikstudium, obwohl er zu dieser Zeit keinen eigenen Computer besaß. Seine Neugier und sein analytisches Denken führten ihn zur Informatik, wo er die Grundlagen der Technologie erlernte. Dies war der Beginn seiner Leidenschaft für die Funktionsweise von Computern und künstlicher Intelligenz.
Jörg Überla promovierte vor über 20 Jahren in künstlicher Intelligenz und beschäftigte sich mit statistischen Methoden, die heute in der Welt der künstlichen Intelligenz von großer Bedeutung sind. Damals arbeitete er an der automatischen Spracherkennung, einer Technologie, die heute alltäglich ist, aber zu dieser Zeit noch in den Anfängen steckte.
Die damaligen Methoden der Spracherkennung waren rudimentär und erforderten Pausen zwischen den gesprochenen Worten. Es war ein faszinierender Einblick in die Anfänge dieser Technologie, die heute so selbstverständlich ist.
Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz war geprägt von verschiedenen Ansätzen, darunter auch regelbasierte Systeme. Doch in den 1970er Jahren änderte sich alles, als IBM Yorktown begann, statistische Methoden in der künstlichen Intelligenz einzusetzen. Diese Statistik-basierten Modelle übertrafen schnell alles, was zuvor entwickelt worden war, und ebneten den Weg für die moderne künstliche Intelligenz.
Der Siegeszug der statistischen Methoden in der künstlichen Intelligenz wirft auch philosophische Fragen auf. Sind wir als Menschen im Grunde genommen biologisch hoch entwickelte statistische Modelle? Diese Frage regt zum Nachdenken an und zeigt, wie sehr die Welt der künstlichen Intelligenz unsere Sicht auf die menschliche Intelligenz verändert.
Einer der Hauptaspekte, die im Gespräch hervorgehoben werden, ist die steigende Bedeutung der Energieeffizienz im Immobiliensektor. Deutschland hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt, darunter die Reduzierung des Energieverbrauchs von Gebäuden auf unter 42 Kilowattstunden pro Jahr pro Quadratmeter, um die Klimaneutralität zu erreichen. Das sollte auch den Namen des Unternehmens 42watt erklären. Die Klimaziele erfordern eine umfassende Renovierung von Immobilien, um sie energieeffizienter zu gestalten.
Die Mission von 42watt ist es, Hausbesitzer:innen die Erreichung von Klimaneutralität so einfach wie möglich zu machen. Doch was genau bedeutet das? In einer Zeit, in der der Klimawandel immer präsenter wird und wir alle unseren Beitrag leisten müssen, um die Umweltauswirkungen zu reduzieren, stehen viele Hausbesitzer:innen vor der Herausforderung, ihre Immobilien umweltfreundlicher zu gestalten. Das bedeutet oft, in Technologien wie Wärmepumpen, Solarpanels und Elektroautos zu investieren. Doch diese Entscheidungen können komplex sein und erfordern oft eine Menge Recherche und Beratung.
Die Vision von 42watt besteht darin, den Prozess der Umstellung auf umweltfreundliche Technologien so einfach zu gestalten wie das Abonnieren eines Dienstes wie Netflix. Die Kund:innen sollen nur einfache Ja- oder -Nein-Fragen beantworten müssen, und die gesamte Prozesskette sollte nahtlos verlaufen. Am Ende sollten die Hausbesitzer:innen mit den getroffenen Entscheidungen zufrieden sein und die Vorteile genießen können.
Jörg Überla erklärt, dass viele Hausbesitzer:innen bereits erkannt haben, dass sie Maßnahmen zur CO2-Reduktion ergreifen müssen. Doch die Komplexität dieser Entscheidungen kann überwältigend sein. Fragen wie "Welche Heizung ist die beste für mein Haus?" oder "Lohnt sich die Investition in Solarpanels?" können schwierig zu beantworten sein.
Darüber hinaus stehen Hausbesitzer:innen oft vor dem Problem, von verschiedenen Expert:innen unterschiedliche Empfehlungen zu erhalten. Heizungsbauer empfehlen eine Wärmepumpe, Solarspezialist:innen raten zu Solarpanels, und Elektroautoverkäufer:innen drängen auf den Kauf eines Elektrofahrzeugs, so Jörg. Dies führt zu Unsicherheit und Verwirrung.
42watt bietet eine Lösung für diese Herausforderungen. Der Ansatz ist holistisch und zielt darauf ab, die gesamte Immobilie zu berücksichtigen, einschließlich Heizung, Stromerzeugung, Elektromobilität und Speichermöglichkeiten. Das Unternehmen beginnt damit, grundlegende Informationen über das Gebäude zu sammeln, wie Baujahr, Größe und Verbrauchsdaten.
Dann stellen sie spezifische Fragen zur vorhandenen Infrastruktur und den Bedürfnissen der Hausbesitzer:innen. Wenn diese beispielsweise bereits ein Elektroauto besitzen oder planen, eines zu kaufen, berücksichtigt 42watt dies in ihren Empfehlungen. Auf diese Weise können sie maßgeschneiderte Lösungen vorschlagen, die den Bedürfnissen und Zielen der Hausbesitzer:innen entsprechen.
Ein Schlüsselaspekt des 42watt-Dienstes besteht darin, Hausbesitzer:innen eine unabhängige und objektive Beratung zu bieten. Während Spezialist:innen oft dazu neigen, ihre eigenen Produkte zu fördern, ist 42watt bestrebt, die besten Lösungen für die individuellen Bedürfnisse ihrer Kund:innen zu finden. Dieser Ansatz sorgt für Transparenz und Vertrauen.
Jörg Überla betont die Bedeutung von Google Search und SEO für die Kundenansprache, um potenzielle Kunden zu erreichen. 42watt nutzt klassische Subventionsprodukte in Deutschland, um Sanierungsmaßnahmen bei Kund:innen zu fördern. Durch die Sammlung umfangreicher Gebäudedaten erstellt das Unternehmen energetische Modelle für Kund:innen und ermöglicht so erste Wirtschaftlichkeitsanalysen.
42watt entwickelt Tools, die Kund:innen helfen, selbständig Schätzungen durchzuführen und die Auswirkungen von Maßnahmen zu verstehen, um den Beratungsprozess transparenter zu gestalten. Partnerschaften mit Handwerksbetrieben sind entscheidend, um die Effizienz in der Wertschöpfungskette zu steigern und die richtigen Lösungen anzubieten. Die Qualifizierung der Handwerker:innen ist aufgrund des Fachkräftemangels in der Branche von großer Bedeutung.
"Das große Problem für die auf der Handwerker Seite ist: Wir haben ja einen Fachkräftemangel, das heißt die haben natürlich Problemen genügend qualifizierte Leute zu bekommen."
– Jörg Überla
Jörg spricht auch über die langfristige Vision seines Unternehmens, die darin besteht, den gesamten Prozess der Gebäudesanierung so einfach wie möglich zu gestalten. Dies könnte auch die Bereitstellung eigener Hardwareprodukte umfassen.
Jörg betont, dass die Wettbewerbslandschaft in der Energieeffizienzberatung in Deutschland vielfältig ist. Es gibt viele unabhängige Energieeffizienzexpert:innen, von denen die meisten kleine Betriebe sind. Diese Expert:innen spielen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen in Gebäuden. Es gibt auch Start-ups, die versuchen, in diesem Bereich Fuß zu fassen, indem sie ähnliche Dienstleistungen anbieten.
Darüber hinaus erwähnt Jörg Überla ausländische Unternehmen, die in den deutschen Markt eintreten. Ein Beispiel ist Effy aus Frankreich, das ein großer Marktplatz für Renovierungsarbeiten und Bauarbeiten ist. Obwohl sie nicht speziell auf Energieeffizienz ausgerichtet sind, könnten sie in Zukunft auch in diesem Bereich aktiv werden.
Ein wichtiger Punkt, der im Gespräch zur Sprache kommt, ist die Zukunft der Immobilienbesitzer:innen. Viele Menschen in Deutschland besitzen Einfamilienhäuser und müssen sich mit steigenden Energiekosten und neuen Umweltauflagen auseinandersetzen. Hier kommt die Rolle von Technologie und Dienstleistungen wie denen von Jörgs Unternehmen ins Spiel.
Die Idee ist, den Immobilienbesitzer:innen Tools zur Verfügung zu stellen, die es ihnen ermöglichen, den Energieverbrauch und die Umweltauswirkungen ihrer Immobilien besser zu verstehen und Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz zu ergreifen. Dies könnte dazu beitragen, den Energieverbrauch zu senken und gleichzeitig die Betriebskosten zu reduzieren.
Die Zukunft der Immobilienbranche in Deutschland wird von der Notwendigkeit geprägt sein, energieeffiziente Gebäude zu schaffen und den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, so Jörg. Dies erfordert Zusammenarbeit, Investitionen in Technologie und eine klare Vision für eine nachhaltige Immobilienbranche.
Die Diskussion zwischen Michél-Philipp und Jörg Überla zeigt, dass Deutschland auf dem richtigen Weg ist, diese Ziele zu erreichen. Mit innovativen Lösungen und einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit können Immobilienbesitzer:innen, Dienstleister:innen und Unternehmen gemeinsam eine grünere Zukunft für die Branche gestalten.
Die Herausforderungen mögen groß sein, aber die Chancen für eine nachhaltige und technologisch fortschrittliche Immobilienbranche in Deutschland sind ebenso enorm.
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Vom Baggerfahrer zum Baupionier: Thomas Hagedorn, Gründer der Hagedorn Unternehmensgruppe, revolutionierte die Baubranche durch Innovation und Nachhaltigkeit. Seine Vision führte nicht nur zur Expansion seines Unternehmens, sondern auch zur Gründung des erfolgreichen Start-ups Schüttflix, das die Beschaffung von Baumaterialien transformierte.
Thomas Hagedorn ist Gründer und Geschäftsführer der 1997 gegründeten Hagedorn Unternehmensgruppe, einem Unternehmen mit rund 2000 Mitarbeiter:innen. Außerdem ist er seit 2019 Co-Founder und Investor des aufstrebenden Start-ups Schüttflix. Die Hagedorn Unternehmensgruppe ist in den Bereichen Bau, Abbruch und Recycling tätig.
Doch die Geschichte von Thomas begann bescheiden, denn er startete seine Karriere als Baggerfahrer. Thomas hatte jedoch bereits früh eine Vision von größeren Möglichkeiten und wurde darin auch im Außen bestärkt:
"Ich wurde animiert von einem alten Wirtschafts-Steuerberater. Der hat damals gesagt, du hast das Zeug zur Selbstständigkeit. 1996 ohne Kohle."
– Thomas Hagedorn
Er erinnert sich daran, wie er am Anfang seiner Unternehmerreise zweimal 10.000 Mark von verschiedenen Quellen geliehen hatte, um sein erstes Unternehmen zu gründen. Diese bescheidene Summe war der Ausgangspunkt für das, was später die Hagedorn Unternehmensgruppe werden sollte.
Seine anfängliche Unbedarftheit zeigte sich, als er versuchte, bei seiner Hausbank einen Überbrückungskredit zu erhalten. Die Bank konnte nicht nachvollziehen, warum er Geld für ein Fuhrunternehmen benötigte. Zu dieser Zeit war die Vorstellung von Unternehmertum in der Bau- und Abbruchbranche anders. Das Image dieser Branche war weniger glanzvoll, und die Idee, in diesem Bereich erfolgreich zu sein, wurde von vielen unterschätzt.
Die Zeiten haben sich jedoch geändert, und Thomas Hagedorn hat maßgeblich dazu beigetragen. Er erkannte nicht nur die Veränderungen in der Bauwelt, sondern auch die Bedeutung von Recycling und Nachhaltigkeit. Seine Unternehmungen führten zur Gründung eines Start-ups und zur Sammlung erheblicher Finanzmittel, was zeigt, dass er nicht nur im traditionellen Bauwesen, sondern auch in der Innovation erfolgreich ist.
Eine entscheidende Wendung in seiner Karriere war die Annahme eines herausfordernden Projekts für Dr. Oetker. Obwohl es seine Firma vor enorme Herausforderungen stellte, war es für Thomas Hagedorn ein "Hobby", das er unbedingt umsetzen wollte. Dieses Projekt war ein Wendepunkt, der ihn von den Baggern in den Vorstandssaal führte.
"Das war ein Schlüsselerlebnis, weil dann war es nämlich so, dass ich seit dem Tag nie wieder aus gewerblichen Gründen auf dem Bagger saß, sondern nur aus Spaß."
– Thomas Hagedorn
Thomas Hagedorns Engagement für Recycling und Nachhaltigkeit führte zur Entwicklung von Aufbereitungsanlagen, die aus Bauschutt wertvolle Materialien gewinnen konnten. Dies war ein großer Schritt in Richtung ökologischer und ökonomischer Verantwortung und zeigt, dass Thomas Hagedorn nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern auch ein Umweltschützer ist.
Die Expansion und Evolution der Hagedorn Gruppe
Die Hagedorn Gruppe ist heute ein Unternehmen mit fast 2000 Mitarbeiter:innen. Dabei lässt sich die Hagedorn Gruppe in sechs Säulen gliedern: Abbruch, Umwelt & Recycling, Tiefbau & Infrastruktur, Revitalisierung & Baurecht, Kran & Logistik sowie Bau-Digitalisierung. Jede Säule hat eigene Geschäftsführer, unter ihnen einen Deutschlandchef und einen CEO über der gesamten Gruppe für effizientes Arbeiten
Thomas Hagedorn betont jedoch, dass sein Erfolg nicht nur auf Zahlen und Fakten basiert. Er hebt die Bedeutung von Vertrauen und zwischenmenschlichen Beziehungen hervor. Seine Fähigkeit, Vertrauen in sein Team zu setzen und ihnen Verantwortung zu übertragen, hat ihm geholfen, eine starke und loyale Mitarbeiterbasis aufzubauen.
Seine Frau Barbara ist dabei als Geschäftsführerin von Beginn an ein essentieller Teil der Erfolgsgeschichte. Die Tatsache, dass sie gemeinsam die Höhen und Tiefen des Unternehmertums erlebt haben, hat ihre Beziehung gestärkt und ihr Vertrauen in ihre Entscheidungen gefestigt.
Eines der herausragenden Merkmale von Hagedorn ist die Nutzung modernster Technologien, um den Abriss- und Rückbauprozess effizienter und transparenter zu gestalten. Eine bemerkenswerte Innovation ist der Einsatz von Drohnen. Diese Drohnen werden speziell entwickelt, um Kraftwerke und andere Gebäude aus der Luft zu vermessen. Warum ist das wichtig? Wenn man bedenkt, dass ein durchschnittliches Kraftwerk 450.000 Tonnen Material enthält und es oft bis zu 60 Millionen Euro kostet, es abzureißen, sind Präzision und Effizienz von entscheidender Bedeutung.
Die Drohnen von Hagedorn umkreisen die Gebäude regelmäßig und erfassen genaue Daten über die Kubatur, das Volumen und den Fortschritt des Abrissprozesses. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, genaue Kalkulationen anzustellen und den Kund:innen eine transparente Darstellung des Projekts zu bieten.
Die genaue Kalkulation von Kosten und Zeitplänen ist entscheidend, wenn es darum geht, Angebote für solche Mammutprojekte abzugeben. Je schneller und präziser die notwendigen Informationen bereitgestellt werden können, desto besser kann man planen und kalkulieren. In der Vergangenheit waren solche Berechnungen oft spekulativ und basierten auf Erfahrungswerten. Die Einführung dieser digitalen Technologien ermöglicht es Hagedorn, diese Unsicherheiten zu minimieren und einen klaren Wettbewerbsvorteil zu erlangen.
Ein weiterer Bereich, in dem Thomas Hagedorn auf Innovation setzt, ist die Bodenverdichtung. Bei Abrissprojekten müssen die Baustellen nach dem Entfernen der Gebäude für den Wiederaufbau vorbereitet werden. Dies erfordert oft eine spezielle Bodenverdichtung, um sicherzustellen, dass die Fläche stark genug ist, um den Anforderungen des neuen Projekts gerecht zu werden. Traditionell erfolgte dies durch das Aufbringen von Gewicht auf den Boden, um die Verdichtung zu überprüfen. Dies ist jedoch ein zeitaufwändiger und manchmal unzuverlässiger Prozess.
Hagedorn hat eine innovative Lösung entwickelt, bei der GPS-gesteuerte Walzen eingesetzt werden. Diese Walzen sind mit GPS-Sendern ausgestattet, die ihre Position genau verfolgen. Dies ermöglicht eine präzise Überwachung des Verdichtungsprozesses in Echtzeit. Die Kund:innen können auf ihren mobilen Geräten verfolgen, wie der Boden verdichtet wird und sicherstellen, dass er den erforderlichen Standards entspricht.
Die Idee für das Start-up Schüttflix entstand aus einer scheinbar alltäglichen Frustration. Christian Hülsewig, heute CEO des Unternehmens, war damals als Worldwide Logistikchef bei Microsoft tätig und hatte nebenbei einen Bauernhof in Ostwestfalen. Er stieß auf Probleme bei der Beschaffung von Baustoffen für seinen Hof, die zu spät, falsch oder gar nicht geliefert wurden. Diese Erfahrung führte zu der Frage: Warum gibt es keine bessere Lösung für die Beschaffung von Baumaterialien?
Die Idee begann zu wachsen, und Christian Hülsewig teilte sie mit Thomas Hagedorn. Thomas war zu dieser Zeit bereits ein erfahrener Unternehmer, aber die Idee, die Christian hatte, war etwas ganz Besonderes. Es ging darum, die Beschaffung von Baustoffen zu revolutionieren und die gesamte Baubranche zu digitalisieren. Thomas Hagedorn war beeindruckt und fasziniert von der Idee und dem Potenzial dahinter.
Die beiden Männer setzten sich zusammen und diskutierten die Möglichkeiten und Herausforderungen, die diese Idee mit sich brachte. Sie sahen das enorme Potenzial, aber sie wussten auch, dass sie Unterstützung und Ressourcen benötigten, um ihre Vision zu verwirklichen. Und so begann die Suche nach Investor:innen und Partner:innen.
“Als wir gesehen haben, was das für ein positiv behaftetes, großes Monster werden kann, wussten wir auch, was das mit sich bringt: Einen Geldfluss, weil wir ja nicht ein Vermittler sind. Wir sind ja Händler, die kaufen und verkaufen.”
– Thomas Hagedorn
Die Reise war nicht einfach. Thomas und Christian benötigten erhebliche finanzielle Mittel, um ihr Geschäftsmodell zu entwickeln und umzusetzen. Aber sie fanden die richtigen Partner:innen, die an ihre Idee glaubten und bereit waren, in ihr Projekt zu investieren. Dies war der entscheidende Schritt, der es ihnen ermöglichte, ihre Vision Wirklichkeit werden zu lassen.
Mit der Unterstützung ihrer Investor:innen und eines hochmotivierten Teams entwickelten sie Schüttflix weiter. Sie schufen eine Plattform, die es Bauunternehmen ermöglichte, Baustoffe schnell und effizient zu beschaffen, und verbanden Lieferant:innen und Kund:innen auf innovative Weise. Das Geschäftsmodell funktionierte, und das Unternehmen wuchs rasant.
Heute, einige Jahre später, ist Schüttflix bereits auf internationaler Ebene tätig. Dazu zählen Polen, Österreich und Tschechien. Schüttflix hat dazu beigetragen, die Beschaffung von Baustoffen zu optimieren und die gesamte Baubranche zu modernisieren.
Thomas Hagedorn glaubt, dass die Baubranche weiterhin wachsen wird, insbesondere im Bereich eCommerce-Logistik. Er sieht die Herausforderungen, die der Wohnungsbau mit sich bringt, aber er ist zuversichtlich, dass Innovationen und Investitionen dazu beitragen werden, diese Herausforderungen zu bewältigen.
Der Erfolg der Hagedorn Unternehmensgruppe und Schüttlfix beweisen, dass mit Vision, Engagement und den richtigen Partner:innen große Veränderungen möglich sind.
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Anne Keilholz, Vorständin der GAG Immobilien AG, fordert mehr Geld für Wohnungsbau in der Krise und spricht über die Entwicklung der Branche und die wachsende Rolle von Frauen in Führungspositionen. Sie betont die Notwendigkeit von Innovation und Anpassungsfähigkeit an steigende Baukosten und Klimaschutz.
Die Wohnungskrise ist real, und die politischen Forderungen nach mehr Wohnraum werden lauter. Doch Anne Keilholz, Vorständin der GAG Immobilien AG, bringt die harten Realitäten auf den Punkt:
"Da gibt es nur eins: Was hilft, ist Geld, wenn man möchte, dass wir weiterbauen und jede Menge Geld auch in die Modernisierung stecken. Da hilft nur eins: Geld, und im Moment sehe ich keins."
– Anne Keilholz
Anne Keilholz, Vorständin der GAG Immobilien AG erzählt zu Beginn der Podcastfolge von ihrem ungewöhnlichen Werdegang. Sie nahm zuerst ein Kreativstudium in New York auf, lebte in London und fand schließlich zurück nach Deutschland. In ihrer Karriere hat sie verschiedene Bereiche der Immobilienbranche kennengelernt, angefangen bei der Wall Street Tochter der Deutschen Bank bis hin zur Treuhand-Nachfolgeorganisation.
Die Immobilienwelt hat sie dabei auf eine besondere Art und Weise fasziniert. Insbesondere während der Zeit, als die Angelsachsen verstärkt in den deutschen Immobilienmarkt investierten, erlebte sie eine Professionalisierung der Branche. Immobilien, die früher kaum beachtet wurden, stiegen plötzlich im Wert, und die Branche begann sich zu verändern.
Vor dieser Phase waren Immobilien in Deutschland oft im Privatbesitz, und die Bewertung und Nutzung von Immobilien als Investitionsmöglichkeit war weniger verbreitet. Doch die Zeiten änderten sich, und Anne Keilholz konnte den Wandel hautnah miterleben. Ein Beispiel, das sie nennt, ist die Situation in Berlin nach der Wiedervereinigung. Mehrfamilienhäuser, die niemand haben wollte, waren plötzlich gefragt, und die Immobilienpreise stiegen rapide an.
In Berlin war die Entwicklung besonders spannend, da die Mieten lange Zeit niedrig waren und sich der Kauf von Immobilien nicht lohnte. Doch plötzlich änderte sich alles, und die Preise stiegen exponentiell an.
Anne Keilholz hat nicht nur einen beeindruckenden Werdegang in der Immobilienbranche, sondern ist auch ein bemerkenswertes Beispiel für die steigende Präsenz von Frauen in Führungspositionen. Als Mitglied des Vorstandes der GAG Immobilien AG mit Sitz in Köln ist sie eine der wenigen Frauen in einer männerdominierten Branche.
Die GAG Immobilien AG zeichnet sich sogar dadurch aus, dass der Vorstand ausschließlich aus zwei Frauen besteht. Anne Keilholz ist verantwortlich für den kaufmännischen Bereich, und sie betont, dass die Zusammenarbeit im Vorstand als Team erfolgt, ohne einen einzelnen Sprecher.
Das Thema Frauen in Führungspositionen und Quotenregelungen wird oft diskutiert. Anne erzählt, dass dies in ihrer früheren Position in Berlin durchaus ein Thema war, da dort besonderer Wert auf die Einhaltung des Gleichstellungsgesetzes gelegt wurde.
Obwohl sie persönlich zwiespältig gegenüber Quotenregelungen ist, erkennt sie an, dass sie dazu beigetragen haben, die Präsenz von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. Ohne solche Maßnahmen könnte der Fortschritt langsamer erfolgen.
Anne Keilholz spricht darüber, wie sich die GAG Immobilien AG zu einem bedeutenden Akteur auf dem Immobilienmarkt entwickelt hat. Mit 45.000 Wohneinheiten ist das Unternehmen die größte kommunale Wohnungsgesellschaft in Nordrhein-Westfalen. Mit 600 Mitarbeiter:innen ist es zweifellos ein mittelgroßes bis großes Unternehmen.
Die Verantwortung für eine solche Organisation ist immens, aber Anne und ihr Vorstandsteam gehen gerne damit um. Herausforderungen sind für sie eine Quelle der Freude. In den letzten zehn Jahren gab es in der Immobilienbranche einen Boom, in dem alles reibungslos zu laufen schien und die Unternehmen nicht viel tun mussten. Doch die Rahmenbedingungen haben sich drastisch verändert, und Unternehmen wie die GAG Immobilien AG müssen sich schnell anpassen.
Anne Keilholz betont, dass die Immobilienbranche in der Vergangenheit oft reaktiv war und es an proaktiven Maßnahmen mangelte. Die Branche hat sich auf Beschwerden und regulatorische Verschärfungen konzentriert, anstatt sich als Lösung für Wohnraumprobleme und soziale Herausforderungen zu präsentieren.
Anne erzählt, dass die Wohnungswirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von Wohnraum und zur Förderung des sozialen Zusammenhalts leistet. Dennoch hat die Branche ihren guten Ruf verloren, was laut Anne bedauerlich ist. Sie ist der Meinung, dass die Immobilienbranche es versäumt hat, ihre positiven Beiträge und ihre wichtige Rolle in der Gesellschaft angemessen zu kommunizieren.
Eine Frage, die sich stellt, ist, ob das schlechte Image der Immobilienbranche teilweise selbst verschuldet ist. In der Branche gab es immer wieder Skandale, die oft für Aufsehen sorgten, auch wenn sie nicht immer so schwerwiegend waren, wie sie dargestellt wurden.
Anne Keilholz stimmt dem zu und betont, dass die Branche sich von schwarzen Schafen distanzieren sollte. Sie betont, dass die Immobilienbranche selbst kommunikativ aktiver sein sollte, um ihr positives Wirken in der Gesellschaft besser zu vermitteln. In guten Zeiten wurden notwendige Veränderungen oft aufgeschoben, aber die aktuellen Herausforderungen erfordern jetzt entschlossenes Handeln.
“Das haben wir, glaube ich, versäumt, uns als Branche anders darzustellen und zu sagen: 'Wir sind diejenigen, die euren Wohnraum schaffen. Ja, wir tragen was Positives bei. Und stattdessen, finde ich, hat der Ruf der Immobilienbranche gelitten."
– Anne Keilholz
Anne Keilholz erklärt, dass die finanziellen Ressourcen knapper werden, während die politischen Forderungen nach mehr Wohnungsbau steigen. Sie äußert, wie wichtig es ist, Geld in Modernisierungen und Nachhaltigkeit zu investieren, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.
Die Realität sei, dass neue Investitionen oft nicht mehr rentabel sind, so Anne. Innerhalb der Diskussion über Mietpreisbegrenzungen betont sie, dass das Gießkannenprinzip nicht die Lösung ist. Sie glaubt stattdessen an eine individuelle Betrachtung der Mieter:innen-Bedürfnisse.
Die Kommunikation mit den Mieter:innen ist ein wichtiger Aspekt, und Anne Keilholz erwähnt, dass sie regelmäßig Mieter:innen-Befragungen durchführen, um die Bedürfnisse der Mieter:innen zu verstehen. Die Mieter:innen wünschen sich oft Verbesserungen im Wohnumfeld, und die Ansprechbarkeit des Unternehmens ist von großer Bedeutung. Die GAG Immobilien AG arbeitet an einer Mieter:innen-App, um die Interaktion mit den Mieter:innen zu erleichtern und Prozesse zu automatisieren.
Schließlich betont Anne die Bedeutung sozialer Verantwortung in der Branche, sowohl von kommunalen Wohnungsgesellschaften als auch von großen Bestandshaltern. Sie betont, dass ihr Unternehmen dazu beiträgt, friedliche Quartiere zu schaffen und sich um das Wohlbefinden der Bewohner:innen von Kindern bis Senioren zu kümmern. Anne Keilholz teilt die Erkenntnis, dass die Wohnungswirtschaft sozial, ökologisch und ökonomisch ausgewogen handeln muss, um erfolgreich zu sein.
“Grundsätzlich haben alle glaube ich inzwischen verstanden, dass Wohnen einen großen sozialen Aspekt hat.”
– Anne Keilholz
Die Suche nach Innovation in der Immobilienbranche ist entscheidend. Michél-Philipp fragt Anne nach ihrer wichtigsten Innovation. Anne zweifelt, ob die GAG-Mieter:innen-App noch als Innovation gilt. Die Diskussion konzentriert sich schließlich auf die Entwicklung einer Datenplattform für Energieverbrauchsdaten.
Die GAG Immobilien AG entwickelt die Plattform intern, um Kontrolle zu behalten und qualifizierte Mitarbeiter:innen zu nutzen. Der Wettbewerb um IT-Talente mit hohen Gehältern erschwert die Rekrutierung.
Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice sind Teil ihres Angebots. Sie betonen Quartiersdenken und die Bedeutung sozialer Interaktion. Quartiersentwicklung ist in einigen Städten möglich, aber ein begrenzter Platz in Innenstädten ist eine Herausforderung.
Klimaschutz und Lebensqualität sind wichtige Aspekte bei der Stadtentwicklung. Automatisierung ist notwendig, um Effizienz zu steigern, aber junge Fachkräfte sind schwer zu halten.
Die Zukunft erfordert laut Anne Keilholz Zusammenarbeit zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen.
Anne Keilholz erwartet eine herausfordernde Zukunft mit hohen Zinsen und Baukosten, hofft jedoch auf Fortschritte in nachhaltiger Technologie. Die Anpassungsfähigkeit der Branche wird entscheidend sein.
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In dieser DIGITALWERK-Podcastfolge berichtet Christopher Garbe, Geschäftsführer der Garbe Group von seiner unerwarteten beruflichen Reise, der Erfolgsgeschichte seines Unternehmens und Lösungsansätzen für Herausforderungen in der Immobilienbranche. Christopher betont die Bedeutung von Innovation und sozialer Verantwortung in der Branche.
Christopher Garbe erzählt, wie seine berufliche Reise eigentlich ganz anders geplant war. Nach dem Abitur und dem Plan, zur Bundeswehr zu gehen, wurde er überraschenderweise ausgemustert. Das führte zu einem Jahr, in dem er nach seiner Berufung suchte. Praktika, ein MBA in Australien und erste Schritte im Marketing waren Stationen auf seinem Weg. Doch das war nur der Anfang.
Obwohl Christopher Garbe zu Beginn keine Ambitionen hatte, das Familienunternehmen zu übernehmen, änderte sich dies im Laufe der Zeit. Während seiner Zeit in Australien wurde er zunehmend von der Idee fasziniert, in die Welt des Immobilienentwicklungs- und Bauträgergeschäfts einzusteigen. Diese Entscheidung führte ihn schließlich zurück nach Deutschland und in die Firma seines Vaters.
Auf seinem beruflichen Weg half ihm auch seine Affinität zum Hockeyspielen und das Mindset, was der Sport mit sich bringt.
”Der Sport hat mir tatsächlich so ein bisschen auch die Augen geöffnet. Da geht es um Leistung und du musst gucken, dass du zurecht kommst."
– Christopher Garbe
Eine interessante Facette des Gesprächs ist Christophers Perspektive auf Europa. Er betont die Bedeutung der Vielfalt und des Friedens in Europa und macht deutlich, wie wertvoll es ist, ohne Einschränkungen durch Grenzen reisen und arbeiten zu können. Christopher spricht auch über die Herausforderungen wie den Brexit und betont die Wichtigkeit, die europäische Einheit zu bewahren.
Die Garbe Group, gegründet von Christophers Vater, verzeichnet eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Von Holzhäusern bis hin zu innerstädtischen Bürogebäuden und Shoppingcentern – die Firma hat zahlreiche Landmark-Projekte entwickelt, darunter die Europa Passage in Hamburg. Christopher Garbe erzählt, wie sein Vater kreativ und innovativ am Markt agierte und die Immobilienbranche maßgeblich beeinflusste.
Christopher betont die Bedeutung der Markenbildung und einer dezentralen Teamstruktur in ihrem Unternehmen. Mit verschiedenen unabhängigen Unternehmen innerhalb der Gruppe ist Flexibilität ein Schlüsselmerkmal ihrer Geschäftsstrategie.
Darüber hinaus erklärt Christopher, dass ihre diversifizierte Strategie in den letzten Jahren Früchte getragen hat. Mit etwa 450 Mitarbeiter:innen sind sie in verschiedenen Sektoren tätig und haben sich in der Industrie und Logistik sowie in Immobilienprojekten erfolgreich etabliert.
“Wir sind sicherlich einer der größten oder der größte Logistikinvestor in Deutschland, aber auch in Europa aktiv.”
– Christopher Garbe
Ein herausragendes Beispiel ist der Bau des größten Holz-Hochhauses in Deutschland in der Hamburger Hafencity, ein beeindruckendes Gebäude mit 17 Etagen und etwa 68 Metern Höhe. Dieses innovative Projekt wurde vor fünf Jahren gestartet und stellt eine nachhaltige Alternative zum herkömmlichen Betonbau dar.
Als Non-Profit-Organisation und Raum für Eigentumswohnungen entwickelt sich dieses Holz-Hochhaus zu einem wahren Wahrzeichen in Hamburg. Es bietet Raum für die Wildtier Stiftung und gefördertes Wohnen und trägt dazu bei, den Hamburger Immobilienmarkt vielfältiger zu gestalten.
Das Gespräch zwischen Michél-Philipp und Christopher wirft viele wichtige Fragen im Zusammenhang mit dem Wohnungsbau in Deutschland auf.
1. Die Renditefrage
Beide sind sich einig, dass die Renditen im Wohnungsbau gesunken sind, unter anderem aufgrund steigender Baukosten und strengerer regulatorischer Anforderungen. Eine Möglichkeit, die Renditen zu erhöhen, wäre die Senkung der Baukosten. Dies könnte durch innovative Bauprozesse und -materialien erreicht werden. Unternehmen wie Christopher Garbes Firma prüfen bereits den Einsatz von Holz als nachhaltigerem Baumaterial.
2. Wohnwert vs. Spekulationsobjekt
Die Diskussion über den Wohnwert im Vergleich zum Spekulationsobjekt führt zu einem grundlegenden Punkt. Wohnraum sollte in erster Linie ein Ort zum Leben sein und nicht nur ein Mittel zur Gewinnmaximierung. Unternehmen, die in diesem Sektor tätig sind, könnten ihre Prioritäten überdenken und verstärkt in die Schaffung von qualitativ hochwertigem, bezahlbarem Wohnraum investieren.
3. Die Rolle der Politik
Die Politik spielt eine entscheidende Rolle bei der Lösung der Wohnungsfrage. Statt Mietpreisdeckelungen könnten Politiker Maßnahmen ergreifen, um die Baukosten zu senken und Anreize für nachhaltigen Wohnungsbau zu schaffen. Die Diskussion über die Integration von Migrant:innen in den Arbeitsmarkt ist ein weiterer wichtiger Aspekt, der angegangen werden sollte, um den Fachkräftemangel zu mildern.
“Ich meine, wir haben genügend Leute, die nach Deutschland kommen und die sicherlich auch gerne hier sich einbringen würden, um um Wertschöpfung zu betreiben."
– Christopher Garbe
4. Zukünftige Perspektiven
Michél-Philipp und Christopher betonen die Notwendigkeit von Engagement und Initiative, um die aktuellen Herausforderungen im Wohnungsbau anzugehen. Christopher Garbe hebt hervor, dass Beschweren allein nicht ausreicht, und dass Unternehmen und Einzelpersonen die Verantwortung tragen, Veränderungen herbeizuführen. Lösungen könnten in innovativen Bauweisen, Integrationsprogrammen und der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum liegen.
Es ist klar, dass die Immobilienbranche einen tiefgreifenden Wandel erlebt, der sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt.
Zentrale Themen, die in diesem Gespräch behandelt werden, sind die Notwendigkeit einer besseren Kommunikation und Imagepflege. Die Immobilienbranche leidet unter einem schlechten Ruf, der oft von Spekulant:innen und Turbokapitalismus geprägt ist. Christopher Garbe betont jedoch, dass die überwiegende Mehrheit der Immobilienunternehmer verantwortliche Unternehmen sind, die sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Bedeutung einer realitätsbezogenen Politik und einer ausgewogenen Herangehensweise an die drängenden Probleme wie den Klimawandel. Christopher Garbe betont die Notwendigkeit, wettbewerbsfähig zu bleiben, ohne ideologischen Ideen zu erliegen.
Abschließend zeigt dieses Gespräch, dass die Immobilienbranche bereit ist, sich den Veränderungen zu stellen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
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In der aktuellen Folge des DIGITALWERK Podcasts spricht Michél-Philipp Maruhn mit Kai Teckentrup, dem Geschäftsführer von Teckentrup GmbH & Co. KG. Kai berichtet, wie Teckentrup GmbH & Co. KG durch agiles Arbeiten, Anpassungsfähigkeit und kundenorientierte Ansätze einen echten Wandel in der Türenindustrie schafft.
Kai Teckentrup eröffnet das Gespräch mit einer Rückblende auf das Jahr 1932, als das Unternehmen gegründet wurde. Teckentrup GmbH & Co. KG produziert Türen und Tore und liefert dahingehend Lösungen. Das Unternehmen beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter:innen und macht aktuell einen Umsatz von 170 Millionen Euro.
Die größte Herausforderung für Teckentrup GmbH & Co. KG bestand darin, die Kund:innen davon zu überzeugen, dass ihre Produkte einen echten Mehrwert bieten, der den Wettbewerb übertrifft. Insbesondere im Jahr 2016 begann das Unternehmen, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie es die Bedürfnisse der Kund:innen in einer sich ständig verändernden Umgebung erfüllen kann.
Die Einführung agiler Prozesse war eine der Antworten von Teckentrup GmbH & Co. KG auf die dynamischen Kundenanforderungen. Durch diese Umstellung konnte das Unternehmen flexibler auf die Bedürfnisse des Marktes reagieren und seine Produkte gezielter anbieten.
Ein interessanter Aspekt, der während des Gesprächs aufkommt, ist der Balanceakt zwischen Standardisierung und Spezialisierung. Kai Teckentrup betont die Notwendigkeit, einerseits den Kostendruck durch Standardisierung zu bewältigen, andererseits jedoch spezialisierte Lösungen anzubieten, die den individuellen Kundenbedürfnissen gerecht werden.
Die Diskussion konzentriert sich auch auf das Thema Nachhaltigkeit. Kai Teckentrup erläutert die Herausforderungen, nachhaltige Alternativen für Produkte zu finden, die traditionell auf nicht-nachhaltige Weise hergestellt werden. Er betont, dass wahre Nachhaltigkeit tiefgreifende Veränderungen in der gesamten Wertschöpfungskette erfordert.
“Durch alle staatlichen Prüfungen, die notwendig sind, vergehen Jahre. Und die andere Nummer ist: Nachhaltigkeit muss ja auch bezahlt werden. Also deswegen ist so die Challenge eher im Bereich heute: Nachhaltigkeit darf nichts kosten.”
– Kai Teckentrup
Wer trifft eigentlich die Entscheidung bei der Produktauswahl? Kai erklärt, dass in vielen Fällen nicht die Endkund:innen, sondern eine Kette von Beteiligten der Wertschöpfungskette wie Architekt:innen, Planer:innen und Monteur:innen das Produkt auswählen. So würde die Funktionalität oft höher bewertet als das Design. Dazu zählen technische Anforderungen, Montagefreundlichkeit und Kostenoptimierung. Dennoch zeichnet sich eine wachsende Nachfrage nach ästhetisch ansprechenden Toren und Türen ab, die zu anderen architektonischen Elementen passen.
Gerade im gewerblichen Bereich spielen die Endkund:innen oft eine untergeordnete Rolle. Die Architekt:innen, die oft auf Design und Ästhetik achten, haben hier mehr Einfluss.
Der digitale Wandel im Baugewerbe ist ebenfalls ein zentraler Punkt des Gesprächs. Kai Teckentrup hebt hervor, dass die Digitalisierung alle Aspekte der Branche betrifft, von der Produktentwicklung bis zur Kundenkommunikation. Kund:innen erwarten nahtlose digitale Erfahrungen, angefangen von der Auswahl bis zur Installation eines Produkts.
“Die Produkte sind seit den 60er Jahren fast unverändert (...) Was sich extrem verändert hat, ist der Prozess der Fertigung und der gesamten Customer Journey (...) Das ist auch unser Ansatz für die Digitalisierung (...) – macht das Heutige besser.”
– Kai Teckentrup
Kai berichtet über die Herausforderung, wie man die Welten der Unternehmensumgestaltung und des besseren Kundenverständnisses miteinander verknüpfen kann. Dieser Prozess würde eine kontinuierliche Anpassung erfordern. Er teilt Einblicke in die Einführung verschiedener Prozesse, darunter einen Online-Konfigurator, TEO (= Teckentrup Einfach Online), der auf agilen Methoden basiert.
Kai erklärt, dass der Wechsel zu agilen Methoden aus der Notwendigkeit entstand, Projekte effizienter und kundenorientierter zu gestalten. Die Einführung von Herausforderungen, die regelmäßig priorisiert werden, helfe dabei, die Aufgaben klar zu definieren und das Team auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Agile Methoden befähigen die Teammitglieder, das gesamte Spektrum einer Aufgabe zu verstehen, was zu einem besseren Gesamtverständnis führt. Durch kurze Entwicklungszyklen und regelmäßige Rückblicke können Teams rasch lernen, sich verbessern und sich den Herausforderungen stellen. Agile Methoden fördern die Selbstverantwortung der Teams und schaffen eine Umgebung, in der schnelles Feedback und kontinuierliche Verbesserung ermöglicht werden, erzählt Kai. Das Unternehmen nutzt häufig Teile des Tools Scrum.
Aktuell ist der Konfigurator TEO noch keine Plattform, da er nicht alle Bereiche der Customer Journey abdeckt. Folglich geht es um die Entwicklung des Konfigurators TEO hin zur Schaffung einer umfassenden Plattform für die Produktentwicklung. Michél-Philipp und Kai diskutieren die Herausforderungen, Ziele und Möglichkeiten, die dieser transformative Prozess mit sich bringt. Kai betont, dass der Wandel von einem traditionellen Wasserfallmodell zu agilen Methoden aus einem Schmerzpunkt heraus entstand - aus der Erkenntnis, dass die herkömmlichen Ansätze nicht funktionieren.
“2016 gestartet, haben wir heute über 50 % aller Aufträge, die wir haben, die über TEO laufen, das ist eine riesige Zahl. Man muss bedenken, die Kunden sind ja eher verschrien, konservativ zu sein und sind nicht die (...) ITler, sondern Handwerker.”
– Kai Teckentrup
Kai Teckentrup betont, dass eine Plattform nicht nur den Konfigurationsprozess verbessert, sondern auch andere Bereiche der Customer Journey einbezieht. Die Plattform ermögliche nicht nur eine schnellere Auftragsbearbeitung, sondern biete auch zusätzliche Services wie vereinfachte Administration und Datenverwaltung.
Kai und Michél-Philipp erkunden die Zukunft der Produktentwicklung und wie sich die Plattform weiterentwickeln könnte. Sie diskutieren die Möglichkeit der Integration mit anderen Systemen und den Nutzen, den solche Integrationen für die Kund:innen bieten könnten. Die Notwendigkeit, sich an Kundenbedürfnissen auszurichten und zusätzliche Funktionen anzubieten, steht dabei im Vordergrund.
Kai betont die Bedeutung der Plattform als Antwort auf den Fachkräftemangel und als Unterstützung für komplexe Prozesse. Die Plattform kann dazu beitragen, Administration und Auftragsverwaltung zu vereinfachen und gleichzeitig das Wissen und die Erfahrung der Mitarbeiter:innen zu nutzen. Die Diskussion endet mit der Erkenntnis, dass die Plattform nicht nur ein Werkzeug ist, sondern eine Antwort auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen in der Produktentwicklung.
Im weiteren Teil des Interviews geht es um Innovationen und Partnerschaften in der Türenindustrie. Kai und Michél-Philipp diskutieren die Bedeutung von Sensorhersteller:innen und Kooperationen für die Entwicklung smarter Produkte. Dabei betont Kai Teckentrup, dass Sensoren und Zubehör oft den größten Mehrwert bieten, da Türen an sich nur den Raumzugang ermöglichen. Die Integration von Sensoren, RFID-Kontakten und anderen Technologien ermöglicht es, Prozesse zu optimieren, wie zum Beispiel die Zugangskontrolle zu bestimmten Bereichen oder die Parkplatzverwaltung.
Die Rolle von Software und Partnern ist ebenfalls ein Thema. Kai Teckentrup betont, dass Partner, die technische Lösungen umsetzen können, von großer Bedeutung sind. Obwohl Software wichtig ist, sind es die Menschen, die hinter der Entwicklung stehen, die den eigentlichen Unterschied machen. Er erwähnt auch die Notwendigkeit, Serviceleistungen für Kund:innen anzubieten, die Produkte in ihre bestehenden Systeme integrieren möchten, wie zum Beispiel die Einbindung eines Garagentors in ein Smart Home System.
Bezüglich zukünftiger Projekte betont Kai Teckentrup die Wichtigkeit des Verstehens der Nutzerbedürfnisse. Er erklärt, dass Innovationen oft aus dem Verständnis der Probleme und Bedürfnisse der Nutzer:innen entstehen. Dabei geht er auch auf Trends wie modulares Bauen und Nachhaltigkeit ein, wobei der Fokus auf der Optimierung von Prozessen liegt, um Fehler und Verschwendung zu minimieren.
Welche Bedeutung hat eigentlich das Label "Made in Germany" für das Unternehmen? Kai Teckentrup erklärt, dass es nach wie vor wichtig ist, da deutsche Produkte oft mit hoher Qualität assoziiert werden. Allerdings erwähnt er auch, dass Innovation und Preiswettbewerb wichtige Faktoren sind, um in einem globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.
Kai erläutert, dass das Ziel von Teckentrup GmbH & Co. KG ist, weiterhin erfolgreich in Europa zu agieren und die Innovationsfähigkeit auszubauen.
Ein weiteres Ziel für die Zukunft ist, den Gewinn zu steigern, um in neue Geschäftsbereiche und Technologien investieren zu können. Er betont die Bedeutung des Lernens, des Anpassens und des Verstehens von Trends, um ein etabliertes Unternehmen wie Teckentrup GmbH & Co. KG erfolgreich in die Zukunft zu führen.
Die Themen des DIGITALWERK Podcasts mit Kai Teckentrup im Überblick (Video):
Im neuesten DIGITALWERK Podcast teilt Dr. Karsten Schmidt, CEO und Gründer von AMPEERS ENERGY seinen beeindruckenden Weg in der Energiewirtschaft, die Rolle der Fraunhofer-Gesellschaft bei der Gründung des Start-ups und wie die Plattform ökologische und wirtschaftliche Vorteile für die Immobilienbranche schafft.
Dr. Karsten Schmidt, der Founder und CEO von AMPEERS ENERGY, hat einen beeindruckenden Weg in der Energiewirtschaft hinter sich. Mit über 15 Jahren Erfahrung in diesem Bereich und verschiedenen Positionen bei E.ON hat er tiefgreifendes Wissen und Einblicke gesammelt. Dabei hat er sich mit der Frage beschäftigt, wohin die Reise der Energiewende führt und welche Aspekte dabei berücksichtigt werden müssen.
Dr. Karsten Schmidt erweiterte sein Wissen durch einen Master of Renewable Energy Management an der Universität St. Gallen (HSG). Diese Ausbildung half ihm, eine umfassendere Sichtweise auf die Energiewende zu entwickeln und die Rolle verschiedener Akteure, insbesondere der Immobilienwirtschaft, zu erkennen.
Seine enge Zusammenarbeit mit der Fraunhofer-Gesellschaft war ein entscheidender Wendepunkt in Schmidts Karriere. Als Corporate Business Development Manager für Energie bei Fraunhofer setzte er seinen Fokus darauf, die Immobilienbranche in den Mittelpunkt der Klimaneutralität zu stellen. Dabei war er maßgeblich daran beteiligt, Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet zu leiten und das Bewusstsein für die Bedeutung der Immobilienwirtschaft in Bezug auf CO2-Emissionen zu schärfen. Diese Phase in seiner Karriere ebnete den Weg für seine spätere Start-up-Gründung.
Dr. Karsten Schmidt gründete das Start-up AMPEERS ENERGY, um seine Vision einer nachhaltigeren Immobilienwirtschaft umzusetzen. Mit den Mitgründern Tobias Müller und Gerrit Ellerwald gründeten sie eine Spin-off-Gesellschaft des Fraunhofer-Instituts. Die anfängliche strategische Beteiligung von Fraunhofer half, die Idee anzustoßen und erste Schritte zu unternehmen.
Die Finanzierung begann mit Business Angels, die die Idee unterstützten. Bei der ersten größeren Finanzierungsrunde, der Series A, entschieden sie sich für "Smart Money" – Investoren, die nicht nur Kapital, sondern auch Markt- und Industriewissen einbrachten. Sie wählten einen strategischen Partner, der die speziellen Anforderungen des Immobilienmarktes verstand.
Dieser Schritt ermöglichte AMPEERS ENERGY, finanziell und durch Expertise zu wachsen. Die strategische Partnerschaft brachte Know-how über Umsetzungsprojekte, Zeitrahmen und Immobilienherausforderungen ein. Diese Zusammenarbeit half, Marktherausforderungen besser zu meistern und erfolgreich zu etablieren.
"Wir arbeiten halt auch sehr fokussiert einfach an unserem Business Case, an dem, was wir in den Markt einbringen wollen und sind dementsprechend halt im Moment auch im Markt recht erfolgreich, würde ich sagen."
– Dr. Karsten Schmidt
AMPEERS ENERGY strebt eine umfassende Veränderung an, die über reine CO2-Reduktion hinausgeht. Ihr gewagtes Versprechen:
“Wir sagen, dass aus jeder Tonne CO2 Minderung, die ein Immobilieneigentümer letztlich realisiert, kann man auch ein Geschäftsmodell machen."
– Dr. Karsten Schmidt
Dieses Ziel verfolgt nicht nur ökologische Nachhaltigkeit, sondern auch wirtschaftliche Chancen.
Ursprünglich wollte das Start-up den Mieterstrommarkt vereinfachen, indem es Immobilieneigentümer:innen ermöglichte, Solarstrom zu erzeugen und an Mieter:innen zu verkaufen. Doch die Plattformentwicklung zeigte, dass der Bedarf weitreichender war.
Die AMPEERS ENERGY-Plattform ermöglicht es, den gesamten CO2-Reduktionszyklus für Gebäude zu managen – von Technologieauswahl bis zur Energieoptimierung. Elektrifizierung der Wärmeversorgung, durch Wärmepumpen und PV-Strom, ermöglicht nicht nur Emissionsminderung, sondern auch innovative Geschäftsmodelle.
Diese Win-Win-Win-Situation bietet Immobilieneigentümer:innen eine Wertschöpfung durch CO2-Minderung und Dienstleistungen, Mieter:innen günstigen, grünen Strom. AMPEERS ENERGY agiert als Vermittler für ökologische und wirtschaftliche Vorteile.
AMPEERS ENERGYs Modernisierungsprojekte basieren auf Daten und Partnerschaften. Immobilieneigentümer:innen laden Immobiliendaten auf die Plattform hoch, darunter Energieverbräuche, Gebäudezustand und Modernisierungsmaßnahmen. Transparente Daten sind entscheidend für effektive Klimastrategien.
Die Plattform analysiert den CO2-Fußabdruck und die Kosten gemäß dem CO2-Kostenaufteilungsgesetz. Dies bildet die Grundlage für individuelle Modernisierungsstrategien, die Investitionen, Betriebskosten und Erlösströme aus neuen Geschäftsmodellen abdecken. Die Elektrifizierung der Wärmeversorgung mit Wärmepumpen und PV-Strom spielt dabei eine zentrale Rolle.
"Denn wenn ich nicht weiß, was ich momentan emittiere, dann bin ich natürlich auch nicht in der Lage, eine sinnvolle Klimastrategie zu erarbeiten."
– Dr. Karsten Schmidt
Die Modernisierung erfolgt mit AMPEERS ENERGY-Partnern. Zukünftig sind laut Dr. Karsten Schmidt eigene Hardwarelösungen möglich. Aktuelle Partner bieten spezialisierte Hardware für eine energetische Modernisierung. Um den Datenschutz zu berücksichtigen, nutzt die Plattform aggregierte, anonymisierte Daten für Transparenz und Klimastrategien.
Die Zukunft von AMPEERS ENERGY liegt in der Plattform-Entwicklung, Partnerschaften und Dekarbonisierungslösungen für Immobilienportfolios. Technologie, Partnerschaften und unternehmerische Vision ermöglichen CO2-Reduktion und nachhaltige Geschäftsmodelle in der Immobilienbranche.
Dr. Karsten Schmidt spricht über Marktveränderungen und unerwartete Anwendungen von AMPEERS ENERGYs Lösungen. Zwei Trends prägen die Immobilienbranche: steigendes Bewusstsein für Dekarbonisierung und die Herausforderung, Sanierungsquoten von 1 % auf 5 % zu erhöhen.
Überraschende Nutzung: Profi-Immobilieninvestoren bewerten Portfolioteile und CO2-Risiken mithilfe der Plattform. Dieser kostenpflichtige Service unterstützt strategische Investitionsentscheidungen. AMPEERS ENERGYs innovative Lösungen beeinflussen so strategische Immobilieninvestitionen unerwartet.
Dr. Karsten Schmidt betont, dass solche Entwicklungen zwar nicht geplant waren, aber die Anpassungsfähigkeit von AMPEERS ENERGY demonstrieren. Der unerwartete Erfolg zeigt die Vielseitigkeit der Lösungen und ihre Bedeutung in einer sich wandelnden Immobilienbranche.
Der fortlaufende Innovationszyklus von AMPEERS ENERGY zeigt, wie Flexibilität und Mehrwert sich in neuen Anwendungsbereichen auszahlen können. Das Unternehmen bietet nicht nur Software, sondern einen ganzheitlichen Ansatz für Dekarbonisierung und Immobilientransformation, was die Schaffung nachhaltigerer Immobilienlandschaften vorantreibt.
Dr. Karsten Schmidt erklärt AMPEERS ENERGYs Kostenstruktur und Preise. Die Kosten variieren je nach Dienstleistungsart und -phase. Die Preise sind so gestaltet, dass sie sich an den potenziellen Geschäftsmodellen orientieren, die Kunden nach der Nutzung der Plattform verfolgen können. Das Unternehmen verfolgt eine klare Win-Win-Philosophie, bei der beide Seiten von der Zusammenarbeit profitieren sollen.
Das Carbon Dashboard zur CO2-Fußabdruck-Analyse eines Immobilienportfolios kostet im niedrigen einstelligen Euro-Bereich pro Wohneinheit. Für konkrete, handwerksfähige Energiekonzepte liegen die Kosten im niedrigen fünfstelligen Bereich. Energiemanagement- und Abrechnungsdienste haben individuelle Preise auf Anfrage. Bei der Abrechnung als Energieversorger beläuft sich der Preis auf etwa 25 € pro Zelle und Jahr.
Die Preise spiegeln AMPEERS ENERGYs ganzheitlichen Ansatz wider: von CO2-Analyse über Energiekonzepte bis hin zu Energiemanagement und Abrechnung. Diese vielfältigen Dienstleistungen sind mehr als nur Softwarelösungen; sie unterstützen die Transformation der Immobilienbranche. Die Win-Win-Philosophie wird nicht nur in der Preisgestaltung deutlich, sondern auch in der grundsätzlichen Unternehmenshaltung, die auf nachhaltige Veränderung und Dekarbonisierung abzielt.
Die flexible Preisgestaltung und das Streben nach Win-Win-Situationen betonen AMPEERS ENERGYs Einsatz für partnerschaftliche Zusammenarbeit. Gemeinsam sollen die Herausforderungen der Immobilienbranche bewältigt werden.
Die Diskussion über die Akzeptanz von AMPEERS ENERGY in der konservativen Immobilien- und Baubranche nimmt Raum ein. Dr. Karsten Schmidt betont, dass sie dank ihres Status als Spin-off der Fraunhofer-Gesellschaft von Anfang an Vertrauen im Markt aufbauen konnten. Dieses Label verlieh ihnen Glaubwürdigkeit und eine solide Basis, um sich vorzustellen. Er erwähnt auch, dass die positive Mundpropaganda von zufriedenen Kund:innen einen starken Einfluss auf die Akzeptanz hatte. Sobald die ersten Projekte erfolgreich umgesetzt waren, verbreitete sich der positive Eindruck in der Branche, was zu weiteren Anfragen führte. Die Kund:innen teilen ihre positiven Erfahrungen und ziehen so neue potenzielle Kund:innen an.
Die Tatsache, dass AMPEERS ENERGY mit seinen Dienstleistungen nicht in direkter Konkurrenz zu den traditionellen Marktteilnehmern steht, sondern eher eine unterstützende Rolle einnimmt, hat ihnen geholfen. Der Wohnraummangel in den deutschen Ballungszentren trägt zusätzlich dazu bei, dass ihre Lösungen willkommen sind, um die Effizienz von Gebäuden zu steigern und den Wohnraumbedarf zu decken.
In dieser Folge des Digitalwerk-Podcasts begrüßt Michél-Philipp Maruhn den CEO von Immowelt, Felix Kusch, zu einem spannenden Gespräch über die Entwicklung der Immobilienbranche im digitalen Zeitalter. Felix Kusch gewährt interessante Einblicke in die Entstehung und den Werdegang von Immowelt, beleuchtet die Dynamik des Immobilienmarktes und teilt seine Vision für die Zukunft.
Immowelt wurde 1991 gegründet, lange bevor Giganten wie Google, Amazon oder Facebook das Licht der digitalen Welt erblickten. Ursprünglich als Softwareunternehmen ins Leben gerufen, konzentrierten sich die Gründer auf die Digitalisierung des Makler-Workflows. Aus dieser Idee entwickelte sich schließlich die heute bekannte Plattform, auf der Menschen Immobilien kaufen, verkaufen und mieten können. Felix Kusch, CEO von Immowelt betont, wie sich das Unternehmen im Laufe der Zeit vom ursprünglichen Softwaregeschäft hin zu einem bedeutenden Immobilienmarktplatz entwickelt hat.
Felix’ akademische Reise begann an der University of Oxford, wo er von 2006 bis 2009 Philosophie, Politik und Volkswirtschaftslehre studierte. Anschließend setzte er seine Ausbildung an der UCL fort, wo er 2009 bis 2010 einen Master in Wirtschaftswissenschaften absolvierte.
Nach seinem Studium verschlug es ihn in die Welt der Unternehmensberatung und später zu Axel Springer, dem renommierten Medienkonzern. In diesen Positionen konnte er tiefe Einblicke in analytische Prozesse und die Geschäftswelt gewinnen.
Die Entscheidung, in die Immobilienbranche einzutauchen, wurde durch die Verbindung der Aviv Group mit Axel Springer beeinflusst. Diese führte zu einer neuen Position und öffnete die Tür zu einer aufregenden Herausforderung. Felix wurde CEO von Immowelt und fand sich in einer motivierenden Rolle wieder, in der er die Branche auf eine neue Ebene der Digitalisierung und Professionalisierung heben kann.
Der Immobilienmarkt ist ein komplexes und facettenreiches Feld, das ständigem Wandel unterliegt. Felix Kusch hebt hervor, dass die Immobilienbranche im Vergleich zu anderen Sektoren immer noch unterdigitalisiert und fragmentiert ist. Dies schafft Chancen für Innovationen und Wachstum. Die Intransparenz des Marktes und die traditionellen Arbeitsweisen der Makler:innen tragen dazu bei, dass es noch viel Potenzial für Verbesserungen gibt.
"Der Immobilienmarkt ist ja jetzt, wenn du es mit anderen Märkten vergleichst, keine Ahnung, E-Commerce Klamotten kaufen online, extrem unterdigitalisiert und auch sehr fragmentiert. In manchen Ecken würde ich auch sagen, unterprofessionalisiert."
– Felix Kusch
Die Gründung einer starken Marke ist entscheidend, insbesondere in einem Markt wie dem der Immobilienbranche. Felix Kusch erklärt, dass die Immowelt-Gruppe sowohl organisch wächst als auch gezielt in neue Märkte expandiert. Diese Expansion erfordert nicht nur die Implementierung von Plattformtechnologie, sondern auch die Schaffung einer starken Markenpräsenz, um mit den etablierten Akteur:innen in diesen neuen Märkten zu konkurrieren.
"Die Immobilien Marktplätze leben ähnlich wie du es jetzt aus dem E-Commerce kennst, von Zalando oder anderen (...). Die leben von einer sehr starken Marke und einer sehr starken Markenpräsenz. Und das ist schwer, so was organisch aufzubauen."
– Felix Kusch
Ein Schwerpunkt des Gesprächs liegt auf der Bedeutung von Trendanalysen in der Immobilienbranche. Immowelt sammelt umfassende Daten, um Entwicklungen auf dem Markt vorherzusagen und die Kund:innen besser zu unterstützen. Felix Kusch betont die Rolle von Immowelt als Vermittler zwischen Angebot und Nachfrage, wobei die Plattform den Kund:innen hilft, bessere und informierte Entscheidungen zu treffen.
Ein weiteres Thema ist die Verlagerung der Nachfrage von den städtischen Zentren in die umliegenden Gebiete. Felix Kusch erklärt, dass dies aufgrund der hohen Immobilienpreise in den Ballungszentren für viele Familien attraktiv ist. Dennoch gibt es laut Felix Infrastrukturprobleme in ländlichen Gebieten, die es zu überwinden gilt, um diese als Wohnorte attraktiver zu machen.
"Im Mietmarkt gibt es aktuell eine sehr große Übernachfrage und zu wenig Angebot. Aber ich finde, man sollte vorsichtig sein, einen nicht zu berlinzentrierten Blick zu haben. Es gibt auch Ecken in Deutschland, wo der Markt nicht so angespannt ist."
– Felix Kusch
Felix prognostiziert als langfristigen Trend, dass der Druck auf Immobilienmärkte in Großstädten anhalten wird, während sich gleichzeitig gewisse Gebiete in Deutschland entvölkern. Er betont die Notwendigkeit, den Wohnungsbau zu fördern und sowohl Umnutzungen als auch gezielte Fördermaßnahmen für bezahlbaren Wohnraum in Erwägung zu ziehen.
Die Digitalisierung hat auch das Maklergeschäft stark verändert. Während früher vielleicht noch Annoncen ohne Fotos ausreichten, sind Fotos heutzutage ein wesentlicher Bestandteil jeder Immobilienanzeige. Die Kund:innen erwarten eine hohe Transparenz und Informationen in Echtzeit. Felix erzählt von einer Zeit, als die Einführung von Fotos auf Immobilienportalen für Kontroversen sorgte, während heute Bilder selbstverständlich sind.
Felix Kusch teilt seine Begeisterung für die Weiterentwicklung des Immobilienmarktes. Er hebt hervor, wie Immowelt die Branche vorantreibt, indem es mehr Transparenz schafft, den Kund:innen bei großen Lebensentscheidungen hilft und den Markt in Richtung Digitalisierung und Professionalisierung bewegt.
Im Weiteren geht es um die Anzahl der auf der Plattform gelisteten Immobilien, die für Immowelt eine wichtige Kennzahl darstellt. Felix erklärt, dass sie mehrere hunderttausend Listings haben, die je nach Jahreszeit variieren können. Besonders in Ballungszentren wie Berlin drehen sich Mietwohnungen relativ schnell, während Kaufimmobilien einen längeren Vermarktungszeitraum aufweisen.
Die steigenden Zinsen und die Unsicherheit aufgrund geopolitischer Ereignisse, wie etwa der Angriff auf die Ukraine im Februar 2022, haben laut Felix zu einer Verlängerung der Standzeit von Kaufimmobilien geführt. Dennoch betont er, dass die derzeitigen Zinssätze historisch betrachtet nicht außergewöhnlich sind und es wichtig ist, langfristige Perspektiven im Immobilienmarkt zu berücksichtigen.
Die Diskussion dreht sich auch um die Wahrnehmung von Privatkunden bezüglich des Immobilienmarktes. Felix und Michél erörtern, ob sich aufgrund gestiegener Zinsen und wirtschaftlicher Unsicherheit möglicherweise eine Umnutzung von Assetklassen ergibt, bei der beispielsweise Einfamilienhäuser vermehrt auf den Markt kommen.
Das Gespräch endet mit einem Appell an die Politik, gezielt Maßnahmen zu ergreifen, um den Wohnungsmarkt in verschiedenen Regionen Deutschlands zu beeinflussen. Felix und Michél sind sich einig, dass durch sinnvolle Förderungen und Auflagen für den Verkauf von Land der Wohnungsbau gefördert und bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann.
Die digitalBAU 2023 war ein einzigartiges Event, das uns die neuesten Entwicklungen und Trends der Baubranche näher gebracht hat. Von digitaler Technologie bis hin zu innovativen Lösungen war alles dabei. Anna Berger, Geschäftsführerin von DIGITALWERK war für den DIGITALWERK Podcast live vor Ort.
Die digitalBAU 2023 war ein spannendes Event, das uns einen umfassenden Einblick in die neuesten Entwicklungen und Trends der Baubranche ermöglichte. Von digitaler Technologie bis hin zu innovativen Lösungen war alles vertreten.
Die Geschäftsführerin von DIGITALWERK, Anna Berger, hatte die Gelegenheit, mit verschiedenen Unternehmen und Start-ups zu sprechen und faszinierende Projekte kennenzulernen.
Die Digitalisierung stand, namensgebend natürlich im Mittelpunkt der digitalBAU 2023. Viele Unternehmen präsentierten fortschrittliche Technologien, die darauf abzielen, den Arbeitsalltag auf der Baustelle zu erleichtern.
Eine bemerkenswerte Innovation war der BLK2GO von Leica, ein innovatives 3D-Laserscanning-Gerät. Im Gegensatz zu herkömmlichen Laserscannern ermöglichte der BLK2GO eine nahtlose Erfassung des gesamten Raums. Baustellen können schneller und genauer vermessen werden, da das Gerät die Deckenkonstruktion, Stahlträger und andere Elemente erfasst. Durch die Echtzeit-Punktwolke können Fehler oder Abweichungen sofort erkannt und korrigiert werden.
Ein weiteres faszinierendes Projekt war die volldigitale Bewehrungsabnahme von clone:it. Mithilfe von Standardgeräten wie iPads oder iPhones wird ein BIM-Modell direkt auf der Baustelle verwendet. Dies ermöglichte es, vor Ort Bewertungen vorzunehmen und das Modell mit der tatsächlichen Ausführung abzugleichen. Dadurch können Fehler frühzeitig erkannt und behoben werden, was Zeit und Kosten spart.
Anna traf auch auf die Kolleg:innen der BAU Insights-Plattform, dem neuen Fachportal für die Baubranche. Die Plattform beherbergt Profile von über 2200 Unternehmen und dient als ganzjährige Branchenplattform. Besucher:innen können dort die Profile der Aussteller:innen der Bau 2023 finden und ihre Interessen sowie Zielgruppen angeben. Zusätzlich können sie weitere Informationen wie PDFs, YouTube-Videos und Links hinterlegen. Ein besonderes Feature ist unser Videoformat "BAU Insights Talk by DIGITALWERK". In diesen regelmäßig veröffentlichten Interviews werden Größen aus der Branche in einem offenen und lässigen Format interviewt, um den Besucher:innen einen umfassenden Überblick über relevante Informationen zu bieten.
Ein weiteres Unternehmen, das die Baubranche digitalisiert, ist tabya GmbH. Sie haben eine Plattform entwickelt, die die Kommunikation zwischen Baustelle und Bauhof vereinfacht. Durch die Digitalisierung papierbasierter Prozesse wie Ausgabescheine und Geräteakte können sie Kosten einsparen. Alle Geräte und Materialien werden direkt auf die Baustelle gebucht, ohne Verzögerungen.
Procore, ein führender Anbieter von Baumanagement-Software, hat sich zum Ziel gesetzt, den Menschen in der Bauindustrie Zeit zurückzugeben. Ihr innovatives System bietet eine einfache Benutzeroberfläche und ermöglicht die bedarfsgerechte Weitergabe von Informationen zur richtigen Zeit. Daten wie Pläne, Dokumente, Prozesse, Zeiten und Verbindlichkeiten können effizient und transparent verwaltet werden. Die Lösung von Procore erfüllt das wachsende Bedürfnis nach innovativen, einfachen und vernetzten Lösungen in der Baubranche.
PERI, ein Unternehmen, das sich auf Schalungen und Gerüste spezialisiert hat, präsentierte innovative Lösungen im Bereich Sensorik. Durch genaue Messungen der Betonfestigkeit und -temperatur können Zeitersparnisse und Effizienzsteigerungen erzielt werden. Die Verwendung von Sensoren ermöglicht eine präzise Überwachung des Betonierprozesses und ist besonders wichtig für die Schalungsvorbereitung.
Ein weiteres Highlight auf der digitalBAU 2023 war der Einsatz von Exoskeletten im Handwerk. Exoskelette sind ergonomische Hilfsmittel, die Handwerker:innen bei körperlichen Belastungen unterstützen und Verletzungen vorbeugen können. Sie helfen beispielsweise bei schweren Hebearbeiten oder Überkopfarbeiten und entlasten die Gelenke und den Rücken der Arbeiter:innen. Diese Technologie verspricht eine verbesserte Arbeitssicherheit und ergonomische Unterstützung für Handwerker:innen.
Neben den technologischen Innovationen gab es auch einen interessanten Einblick in die Anwendung von 3D-Druckern in der Baubranche. Auf der digitalBAU 2023 wurde ein 3D-Drucker präsentiert, der in der Lage war, Schokolade zu drucken. Obwohl dies nicht direkt mit dem Baugewerbe zusammenhängt, verdeutlicht es den Trend zur Nachhaltigkeit und den Einsatz von digitalen Tools wie 3D-Druckern in der Baubranche.
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Begegnung mit den Herausgeber:innen Christoph Jacob und Sara Kukovec des Buches "Auf dem Weg zu einer nachhaltigen, effizienten und profitablen Wertschöpfung von Gebäuden". Anna Berger ist Co-Autorin des Buches. Das Buch betont die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Effizienz in der Baubranche.
Trotz der positiven Eindrücke bleibt zu erwähnen, dass die Messe noch nicht den von uns erwarteten Publikumszuspruch hatte. Es fehlte an Besucher:innen und einem belebten Messegeschehen. Dennoch sind wir zuversichtlich, dass das Interesse an solchen innovativen Events in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Die digitale Transformation in der Baubranche schreitet voran und wird immer mehr Unternehmen und Fachleute ansprechen.
Hubert Rhombergs Vision für die Zukunft des Bauens besteht darin, die Ressourcen sorgfältiger zu nutzen und nachhaltigere Lösungen zu finden. Seine Philosophie, nicht einfach zu bauen, sondern umzunutzen und zu kooperieren, ist ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigeren und effizienteren Bauindustrie.
Der Gast in dieser DIGITALWERK Podcast-Folge ist für seine polarisierenden Ansichten bekannt. Die Rede ist von keinem Geringeren als Hubert Rhomberg, CEO der Rhomberg Bau Gruppe. Michél-Philipp Maruhn hat bei dem 1,1 Milliarden Umsatz-schweren Unternehmer ausführlich nachgefragt. Herausgekommen ist ein Gespräch über unkonventionelle und revolutionäre Ansätze zum nachhaltigen Bauen, Wissensaustausch und die Zukunft der Baubranche. Diese Folge wird auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.
Hubert Rhomberg ist ein Mann mit klaren Überzeugungen. Er betont die Bedeutung von Nachhaltigkeit und stellt die Frage, ob wir überhaupt neue Gebäude brauchen. Anstatt sofort an den Bau zu denken, empfiehlt er, alternative Lösungen in Betracht zu ziehen. Kann man beispielsweise Gebäude umnutzen oder kooperieren, anstatt zu bauen? Für Hubert Rhomberg steht fest: Zuerst sollten wir versuchen, nicht zu bauen.
Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch das Interview. Hubert Rhomberg ist der Ansicht, dass Wissen geteilt werden muss, um nachhaltig zu sein. Er stellt sogar eine sehr gewagte These auf:
“Competition is for losers. Jeder will besser als der Wettbewerb sein. Und ich sage immer: Steckt eure Energie nicht darein, darüber nachzudenken, besser als der Wettbewerb zu sein. Fragt euch lieber, warum ihr überhaupt einen Wettbewerber habt.”
– Hubert Rhomberg
Stattdessen plädiert Hubert für eine Kultur des Miteinanders und des Austausches von Know-how. Er hat auch eine klare Ansage an Start-ups. Die Wettbewerbslogik sei auf ein starkes Ego ausgerichtet. Für ihn würde es nicht infrage kommen ein Start-up mit zu unterstützen, das vielleicht in 15 Jahre ein Unicorn wird und dadurch behauptet, es ändere die Welt. Denn es würde nichts ändern. Wir haben keine Zeit zu verlieren und wer nicht teilt, ist nach Hubert Rhomberg nicht nachhaltig.
Hubert Rhomberg glaubt fest daran, dass wir den Fokus weg vom Ego-Prinzip hin zum Lego-Prinzip lenken müssen. Statt immer wieder etwas Neues zu erfinden und sich selbst zu verwirklichen, sollten wir versuchen, bestehende Strukturen zu nutzen und umzugestalten. Er betont die Bedeutung von Umnutzung und Rückbau, insbesondere im Hinblick auf Leerstand und den steigenden Bedarf an Wohnraum.
Hubert Rhomberg stammt aus Vorarlberg, einem kleinen Bundesland in Österreich. Von 1982 bis 1987 absolvierte er ein Studium zum Ingenieur im Tief- und Ingenieurbereich an der HTL Rankweil. Nach dem Militärdienst 1988 studierte er von 2001 bis 2002 Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen und der New Design University. Von 1989 bis 1995 folgte ein Studium zum Diplom-Ingenieur in Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Wien.
Sein Unternehmen existiert bereits seit vier Generationen. Ursprünglich als Baumeister tätig, hat sich das Unternehmen im Laufe der Jahre weiterentwickelt und ist in verschiedenen Bereichen aktiv, vom Kirchenbau bis hin zum Wohnungsbau. Hubert Rhomberg selbst kam 1999 zur Firma und brachte seine Ambitionen und Erfahrungen aus dem Infrastrukturbereich mit ein.
Besonders interessant ist Hubert Rhombergs Erfolg im Bereich des Gleisbaus. Durch eigene Patente und Technologieeffizienz hat die Rhomberg Bau Gruppe weltweit Projekte gewonnen. Sie sind auf den Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken und U-Bahnen spezialisiert, bei denen feste Fahrbahnen verwendet werden. Diese Technologie ermöglicht es, schnell zu fahren, birgt jedoch die Herausforderung, dass die Gleise nicht mehr bewegt werden können, sobald sie einbetoniert sind.
Im Laufe des Interviews wird deutlich, dass die Rhomberg Bau Gruppe ein beeindruckendes Wachstum verzeichnet hat. Mit einem Umsatz von 1,1 Milliarden Euro und rund 3800 Mitarbeitern ist das Unternehmen zu einem wichtigen Akteur in der Baubranche geworden. Trotzdem kämpfen auch sie mit dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel, den Hubert auch schlichtweg als “Arbeitskräftemangel” bezeichnet und den Veränderungen in der Arbeitswelt.
“Und ich glaube einfach – das sage ich meinen Geschäftsführern auch immer: Es gibt genug Mitarbeiter da draußen, nur nicht für alle.”
– Hubert Rhomberg
Hubert Rhomberg nennt drei Hauptfaktoren für den Arbeitskräftemangel: die demografische Entwicklung, den Wunsch der Menschen nach einer geringeren Arbeitszeit und ineffiziente Prozesse, die mehr Personal binden als nötig. Als Unternehmer steht er vor der Herausforderung, qualifiziertes Personal zu finden und gleichzeitig die Arbeitsabläufe zu optimieren. Was dem Unternehmen bei der Personalsuche hilft, sei zum einen seine starke Wertekultur und zum anderen die “unglaubliche Neugier und Innovationsfreude".
Hubert Rhomberg erläutert seine Vision von nachhaltigem Bauen und erinnert daran, dass vor 20 Jahren nur wenige an seine Ideen glaubten. Doch seine Hartnäckigkeit zahlte sich aus.
Hubert erkannte frühzeitig, wie eng Ressourcenströme und Nachhaltigkeit miteinander verbunden sind. Er wurde sich bewusst, dass der Bau eines Kilogramms Beton oder eines Kubikmeters Beton einen erheblichen Ressourcenverbrauch mit sich bringt. Um diesem Problem entgegenzuwirken, begann er nach alternativen Lösungen zu suchen.
2008 begann Hubert Rhomberg, seine Strategie zu ändern und den Fokus auf Nachhaltigkeit zu legen. Er experimentierte mit verschiedenen Baumaterialien und stellte fest, dass Holz als tragender Baustoff mit einem Ressourcenfaktor von 0,2 ideal war. Allerdings schien es damals unmöglich, Hochhäuser aus Holz zu bauen. Doch Hubert Rhomberg ließ sich nicht abschrecken und begann, Mock-ups zu erstellen und die Machbarkeit von Hochhäusern aus Holz zu untersuchen.
Es war eine lange Reise, aber letztendlich konnte Hubert Rhomberg beweisen, dass es möglich ist, mehrstöckige Gebäude aus Holz zu bauen. Im Jahr 2011 wurde ein achtstöckiges Gebäude in nur acht Tagen montiert, was zu dieser Zeit revolutionär war. Hubert war jedoch nicht zufrieden und gründete ein eigenes Unternehmen, das sich ausschließlich dem Bau von Holzhochhäusern widmete.
Während des Gesprächs erwähnt Hubert Rhomberg auch andere Unternehmen in der Branche, die ebenfalls auf innovative Ansätze setzen. Er spricht über die Polarität zwischen seinem Unternehmen und anderen Unternehmen, die ebenfalls Vorreiter im nachhaltigen Bauen sind. Hubert Rhomberg betont, dass es unterschiedliche Ansätze und Geschwindigkeiten geben kann, aber alle auf dem richtigen Weg sind.
Das Themen Innovation und Kooperation stehen im Mittelpunkt von Hubert Rhombergs Strategie. Er glaubt daran, dass die Zukunft des Bauwesens nur durch den Austausch von Wissen und die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen gestaltet werden kann. Hubert nennt sein Unternehmen einen “Kooperationsweltmeister”.
Ein interessanter Aspekt, den Hubert Rhomberg anspricht, ist die zukünftige Vermögensverschiebung aufgrund des steigenden Bewusstseins für Nachhaltigkeit. Er argumentiert, dass Investor:innen zunehmend zögern werden, in nicht-nachhaltige Gebäude zu investieren. Dies könnte zu einer massiven Abwertung von nicht-grünen Gebäuden führen und gleichzeitig den Wert nachhaltiger Gebäude steigern.
Hubert Rhomberg verweist auf das Beispiel von Bürogebäuden, in denen Unternehmen vermehrt nachhaltige Mietverträge abschließen möchten. Es gibt jedoch noch nicht ausreichend grüne Gebäude, um dieser Nachfrage gerecht zu werden. Als Folge davon werden nicht-nachhaltige Gebäude an Wert verlieren, während nachhaltige Gebäude an Wert gewinnen.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, plädiert Hubert Rhomberg dafür, bestehende Gebäude zu erhalten und umzunutzen.
“Die Natur kann überall permanent wachsen, weil sie eben auch sterben lässt.
Das tun wir in der Wirtschaft nicht mehr. (...) Wir bräuchten wieder mehr eine Kultur des Sterbenlassens.”
– Hubert Rhomberg
In der EU sind 11 Prozent aller Unternehmen “Zombieunternehmen”, erzählt Hubert Rhomberg. Diese Unternehmen dürfte es, seiner Meinung nach, gar nicht mehr geben. Michél-Philipp nennt als Beispiele “Karstadt” und “Kaufhof”. Wenn man diese Unternehmen sterben lassen würde, würden wieder Mitarbeiter frei, und die Situation rund um den Fachkräftemangel würde sich verändern. Ressourcen würden wieder frei und Gebäude könnten umgenutzt werden. Dadurch hätte die Branche auch kein Problem mit Wachstum.
Außerdem sagt Hubert Rhomberg, dass der komplette Abriss und Neubau eines Gebäudes in vielen Fällen ökologisch weniger sinnvoll ist als die Sanierung und Umgestaltung des bestehenden Kerns. Darüber hinaus betont er die Möglichkeit des Aufstockens von Gebäuden, insbesondere mithilfe von künstlicher Intelligenz und digitalen Zwillingen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Hubert Rhombergs Vision für die Zukunft des Bauens besteht darin, die Ressourcen sorgfältiger zu nutzen und nachhaltigere Lösungen zu finden. Seine Philosophie, nicht einfach zu bauen, sondern umzunutzen und zu kooperieren, ist ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigeren und effizienteren Bauindustrie.
Im Eventvideo zum Greentech Festival und den Green Awards geht Michél-Philipp den Themen “Nachhaltigkeit” und “Innovation” in den verschiedenen Branchen, insbesondere bei Construction und Real Estate auf den Grund.
Das Greentech Festival 2023 war ein beeindruckendes Event voller Emotionen und Innovationen für eine nachhaltigere Welt. Michél-Philipp Maruhn hatte das Privileg, dieses Festival hautnah zu erleben und die Meinung bekannter Persönlichkeiten wie von Niko Rosberg oder Arne Friedrich zu dem Thema “Nachhaltigkeit” zu erfahren.
Die Green Awards am Vorabend läuteten den Start des Festivals ein. Ein grüner Teppich lud prominente Persönlichkeiten ein, den Themen “Nachhaltigkeit und Innovation” die Portion Glamour zu widmen, die sie verdienen. Die Green Awards würdigen die innovativsten Köpfe und Projekte der Branche. Der Award zeichnet herausragende Persönlichkeiten, Institutionen, Unternehmen, Start-ups und Innovationen aus. Die 55 Jurymitglieder verliehen die Green Awards in den drei Kategorien “Innovation”, “Start-up” und “Youngster”.
Am nächsten Tag startete Michél-Philipp Maruhn seinen Rundgang auf dem Festivalgelände, der Urban Tech Republic. Was ihm bemerkenswerterweise direkt auffiel: die Präsenz der Baubranche. Obwohl die Baubranche bisher nicht als besonders nachhaltig bekannt war, ändert sich dies langsam. Michél-Philipp besuchte den Stand von Drees & Sommer, ein international tätiges Beratungsunternehmen für den Bau- und Immobiliensektor.
Im Interview mit Steffen Szeidl, CEO von Drees & Sommer, erfuhr Michél-Philipp Maruhn, warum sich Dreso dazu entschieden hat, auf dem Greentech Festival präsent zu sein. Steffen erklärte, dass Immobilien nicht isoliert betrachtet werden können, sondern immer in Wechselwirkung mit anderen Themen stehen. Daher sei es wichtig, über den Tellerrand hinauszuschauen und breiter zu denken. Die Konzepte von Drees & Sommer haben sich in den letzten Jahren verändert, um Themen wie Energieversorgung und Elektromobilität von Anfang an einzubeziehen. Steffen betonte auch die Bedeutung der Vernetzung und der sektorübergreifenden Zusammenarbeit, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.
Anschließend führte Michél-Philipp Maruhn ein Interview mit Marco Voigt, dem Gründer und Managing Partner des Greentech Festivals. Er wollte von Marco erfahren, mit welcher Leidenschaft er das Thema Nachhaltigkeit und grüne Technologien angegangen ist. Marco erzählte von den Anfängen des Festivals im Jahr 2008 und seiner Vision, den Ingenieuren, Entwicklern und Visionären eine Plattform zu bieten, um ihre nachhaltigen Ideen zu präsentieren. Er wollte eine Alternative zu den damals in Deutschland üblichen Denkweisen und Diskussionen schaffen. Marco zeigte sich erfreut über die positive Resonanz auf das Festival und gab einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung, wobei er erwähnte, dass das Festival noch weiter wachsen könnte.
Während einer kleinen Spritztour in einem mit Wasserstoff betriebenen Auto, führte Michél-Philipp Maruhn mit Thomas Mohnke, dem Geschäftsführer der SafeDriver Group ein interessantes Gespräch. Sie diskutierten die Frage, ob Autos in der Stadt überhaupt notwendig sind, abgesehen von Taxis und Lieferfahrzeugen. Thomas betonte, dass Fahrzeuge für die Waren- und Entsorgungslogistik unerlässlich sind. Die Notwendigkeit von Privatautos wurde jedoch hinterfragt.
Ein weiteres Highlight war das Interview mit Achim Demattio, dem Projektleiter Vertrieb new eTruck bei MAN Truck & Bus SE. Michél-Philipp Maruhn war fasziniert von einem batterieelektrischen LKW, der auf dem Festival präsentiert wurde. Die Bedeutung der Nachhaltigkeit in der LKW-Branche wird deutlich, wenn man bedenkt, dass nur etwa 7 % der in Deutschland zugelassenen kommerziellen Nutzfahrzeuge Sattelzugmaschinen sind, diese jedoch für knapp 50 % der CO2-Emissionen verantwortlich sind. Achim Demattio betont, dass dies der Grund dafür ist, warum MAN Truck & Bus den Fokus auf die Entwicklung nachhaltiger LKWs legt. Das Unternehmen präsentiert stolz den neuen eTruck, der eine batterieelektrische Antriebslösung bietet. Durch den Einsatz von batterieelektrischen Fahrzeugen kann der CO2-Ausstoß erheblich reduziert werden, was zu einer nachhaltigeren Transportindustrie beiträgt. Der eTruck von MAN Truck & Bus hat eine beeindruckende Batteriekapazität von 480 Kilowattstunden, die es ihm ermöglicht, lange Strecken ohne schädliche Emissionen zurückzulegen.
Ein wichtiger Aspekt der Elektromobilität ist die Ladeinfrastruktur. Achim Demattio erklärt, dass der eTruck mit dem Combined Charging System (CCS) ausgestattet ist, das bereits als Standard für das Laden von Elektrofahrzeugen bekannt ist. Darüber hinaus bietet MAN Truck & Bus auch das M2-Standardladesystem an, das speziell für schwere LKWs entwickelt wurde und eine besonders hohe Ladeleistung ermöglicht. Mit dieser Technologie kann der eTruck mit seiner Batteriekonfiguration in nur 30 Minuten von 5 auf 80 % aufgeladen werden. Neben der Umweltfreundlichkeit bietet das Fahrzeug auch hohe Leistung und Zuverlässigkeit, was es zu einer attraktiven Option für Bauunternehmen und andere Branchen macht, die auf den Transport von Gütern angewiesen sind.
Vom LKW ging es weiter zu einem kleineren, aber mindestens genauso spannenden Fahrzeug. Innerhalb der Audi-Driving-Experience testete Michél-Phillipp die Innovationen des Audi SQ8.
Außerdem hatte Michél-Philipp Maruhn die Gelegenheit, mit Dr. Johanna Klewitz, Leiterin Nachhaltigkeit in Supply Chain der Audi AG, über die Zukunft der Elektromobilität zu sprechen. Dabei wurde deutlich, dass Audi große Anstrengungen unternimmt, um nachhaltige und umweltfreundliche Fahrzeuge zu entwickeln und Kreislaufwirtschaft zu leben.
Last but not least, sprach Michél-Philipp Maruhn mit Gudrun Sack, der Geschäftsführerin der Tegel Projekt GmbH, die dafür zuständig ist, dass die Urban Tech Republic, das Herzstück des Festivalgeländes, entsteht. Das historische Flughafengelände steht unter Denkmalschutz und dient als beeindruckendes Ingenieursdenkmal. Sack diskutiert die Vor- und Nachteile des Denkmalschutzes und betont die Nachhaltigkeit, die mit der Erhaltung der Gebäude einhergeht.
Das Greentech Festival 2023 war für uns von DIGITALWERK ein beeindruckendes Ereignis voller Innovationen, Emotionen und zukunftsweisender Ideen. Michél-Philipp konnte hautnah erleben, wie verschiedene Branchen sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz engagieren. Dass die Baubranche so aktiv vertreten war, zeigt: Die Branche hat verstanden und bewegt sich in die richtige, grüne Richtung.
Jeder kennt die Firma Bosch von ihren Haushaltsgeräten. Aber wusstest Du, dass BOSCH auch in vielen anderen Bereichen einiges zu bieten hat? Ob Automobilindustrie, Gebrauchsgüter oder auch in der Energie- und Gebäudetechnik - das riesige Unternehmen ist überall tätig. Wir haben einen ganzen Tag bei BOSCH verbracht und geschaut, was der Konzern als Arbeitgeber so drauf hat.
Bosch ist ein weltweit bekanntes Unternehmen, das für seine technologischen Fortschritte und seine Innovationskraft bekannt ist.
Wer bei Bosch ausschließlich an Bohrmaschine und Hardware denkt, wird überrascht sein: Unser neues Partnerunternehmen treibt die digitale Transformation in seinen Entwicklungen und Softwarelösungen mit Hochdruck an. Dabei haben wir unter anderem BOSCH Digital, BOSCH Power Tools und die BOSCH Home Comfort Group kennengelernt.
“Make. Home. Comfort. Green.” – nach dem Motto setzt Bosch außerdem auf nachhaltige, smarte Anlagen. Bosch entwickelt völlig neue Lösungen, beispielsweise im Bereich Heizen, Kühlen und Warmwasser-Versorgung. 💪
Wir sind begeistert, mit einem Unternehmen zusammenzuarbeiten, das unsere Vision teilt und uns dabei unterstützt, unsere Ziele zu erreichen.
Wer einmal hinter die Kulissen dieses innovativen Unternehmens schauen und erfahren möchte, wie man Teil der Bosch-Familie werden kann, dem empfehlen wir einen Blick in unser Video und natürlich auf die Karriereseite von Bosch.
Zur BOSCH-Partner Seite von DIGITALWERK
Emanuel Heisenberg erzählt im DIGITALWERK Podcast, wie er mit ecoworks zur Energiewende in der Wohnungswirtschaft Deutschlands beiträgt und wo die größten Pain Points, aber auch Chancen für ConTech-Start-ups liegen.
Der Wirtschaftshistoriker Emanuel Heisenberg studierte von 1998 bis 2001 an der Ludwig-Maximilians-Universität München und anschließend an der University of Cambridge.
Er arbeitete als Consultant und Managing Director und gründete 2010 sein erstes Unternehmen Heisenberg Energie GmbH. Als Senior Advisor bei Energiesprong Deutschland kam Emanuel seinem heutigen Daily Business schon sehr nah.
Seit 2019 ist Emanuel Heisenberg Founder und CEO von ecoworks. Ecoworks saniert nach dem Energiesprong-Prinzip aus den Niederlanden.
Der Begriff “Energiesprong” ist niederländisch und heißt übersetzt “Energiesprung”. 2013 wurde das Energiesprong-Prinzip in den Niederlanden entwickelt und seitdem tausendfach umgesetzt.
Bestehende Gebäude machen rund ein Drittel der CO2-Emmissionen in Deutschland aus. Damit die Klimaschutzziele erreicht werden, muss ein Großteil dieser Häuser bis 2045 saniert werden. Das Problem ist: Die Anzahl und Geschwindigkeit der Sanierungen reichen bei Weitem nicht aus. Die aktuelle Sanierungsrate stagniert bei rund einem Prozent, notwendig ist jedoch mindestens das Doppelte. Das hat verschiedene Gründe.
Bei Mehrfamilienhäusern kommen aufwändige Planungen, hohe Investitionen und eine geringe Akzeptanz seitens der Mieter für steigende Kosten zusammen. Außerdem fehlt es auch hier häufig an qualifizierten Fachkräften, um die Maßnahmen umzusetzen. Baufirmen haben durch den Fachkräftemangel Kapazitätsengpässe. Die Folgen sind steigende Baukosten, lange Bauzeiten und eben eine stagnierende, viel zu geringe Sanierungsquote.
Die Branche braucht folglich dringend neue Sanierungslösungen, die einfacher, schneller und wirtschaftlicher ausgerichtet sind als die bisherigen Ansätze. Ein wichtiger Baustein dafür ist die serielle Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip. In mehreren europäischen Ländern wird das Energiesprong-Prinzip bereits genutzt. In Deutschland koordiniert die Deutsche Energie-Agentur (dena) die Marktentwicklung.
Mit einem digitalisierten, neu gedachten Bauprozess, vorgefertigten Elementen aus der Fabrik und einem innovativen Finanzierungsmodell, werden Gebäude dank des Energiesprong-Prinzips innerhalb weniger Wochen auf einen NetZero-Standard gebracht. Im Jahresmittel können diese Gebäude so viel erneuerbare Energie erzeugen, wie für Warmwasser, Heizung und Strom benötigt wird. Dadurch werden Klimaschutz und bezahlbares Wohnen vereint und energetische Sanierungen können zügig in der Breite umgesetzt werden.
Ecoworks plant, konstruiert und installiert Fassaden- und Dachelemente, sodass Mehrfamilienhäuser innerhalb weniger Wochen auf einen NetZero-Standard umgerüstet werden können. Das Berliner ConTech-Start-up mit 180 Mitarbeitenden plant und baut Projekte mit mehr als 800 Wohneinheiten. Das langfristige Ziel ist die Reduzierung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor durch eine hocheffiziente Gebäudehülle, moderne TGA-Lösungen sowie der Eigenversorgung der Gebäude mit klimaneutralem Strom. So hat sich das Start-up auf die Fahne geschrieben, die Wohnungswirtschaft bei ihren Zielen für die Energiewende zu unterstützen.
Dabei ließ sich Emanuel anfangs auch von kritischen, ablehnenden Stimmen aus der Branche nicht von seiner Vision abhalten.
“Alle Anbieter haben gesagt, das ist so ein Klima-Quatsch, das macht keinen Sinn, das braucht kein Mensch. Dann habe ich sozusagen die serielle Sanierung mit allen Schmerzen in Deutschland gestartet.”
– Emanuel Heisenberg
Heute gibt es mehrere Anbieter, die auf ecoworks und das Energiesprong-Prinzip vertrauen und im wahrsten Sinne bauen.
Die Gebäude, die für die Sanierung über ecoworks infrage kommen, findet das Start-up über eine KI, die Google Street Maps analysiert. Gebäude müssen zwischen zwei bis maximal sechs Stock hoch und sollten nach Möglichkeit freistehend sein. Außerdem sollten sie in der Wärmeversorgung sehr ineffizient sein.
Der perfekte Kunde liegt bei rund 53.000 Wohneinheiten. Dazu gehören mittlere, häufig auch städtische Objekte und Einrichtungen, die über eigene Technikteams verfügen und drohen, durch ihre schlechte Energieeffizienz nicht mehr vermietbar oder einem Verfall des Cashflows ausgesetzt zu sein. Diese Objekte hätten einen besonders hohen Hebel, wenn das Geld über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) käme. Das bedeutet folglich: Hundertprozent Fremdfinanzierung und ein hoher Tilgungszuschuss, weil die serielle Sanierung einen Bonus von 15 Prozent durch die Förderung bekommt.
Passende Gebäude werden nach Vertragsabschluss des Projektes im Anschluss vor Ort gescannt und in einen digitalen Zwilling übertragen. Das ganze müsse sehr exakt bis auf wenige Millimeter geschehen, erklärt Emanuel Heisenberg. Ihr Werkstoff Holz hat zwar eine gewisse Toleranz, aber beim Scannen müsste es schon sehr genau passen.
Die Mitarbeitenden von ecoworks laufen mit Scan-Rucksäcken und iPads durch die zu scannenden Gebäude, um auch den Materialbestand für die spätere Verankerung an den Decken genau zu dokumentieren. Es sei eine Mischung aus digitaler Automatisierung und trotzdem sehr viel menschlichem Know-how.
Auf der Basis des digitalen Zwillings und entsprechenden Planungsbibliotheken, die ecoworks schon für sehr viele Gebäudetypen angefertigt hat, sei eine automatisierte Planung möglich.
Mit den Projekten seien sie gerade schon sehr profitabel, erzählt Emanuel. Als Gesamtunternehmen würde das Ganze jedoch noch zwei bis drei Jahre dauern. Ecoworks entwickelt eine Hardware-Software-Plattform, die später auch global ausgerollt werden soll. Dazu braucht das Start-up für Hardware, Entwickler und Softwareentwickler immense finanzielle Mittel. Aktuell beschäftigt ecoworks Partnerunternehmen für die Fertigung. Sie seien “asset lean” unterwegs, so Emanuel Heisenberg. Das heißt, ecoworks hat keine eigene Fabrik, sondern lässt andere Fabriken für sich errichten. Die Projekte entwickeln sie in eigenen Planungsteams und haben mittlerweile auch die ersten Installateure der Module an Bord. Emanuel startet während des Podcasts einen Aufruf für Handwerker:innen von Dachdecker:innen bis hin zu Elektromonteur:innen, die das Start-up dringend sucht. Bist Du interessiert? Dann zögere nicht und bewirb dich bei ecoworks!
Die Gespräche mit Investor:innen könnten schnell zu Ende sein, sagt Emanuel. Wenn ecoworks einen Prozent des europäischen Sanierungsmarktes, ohne die Berücksichtigung der Klimavorgaben, erobern würde, wären das auf dem derzeitigen Markt acht Milliarden Euro. Selbst bei 0,1 Prozent auf dem europäischen Markt, hätte Emanuel Heisenberg nach eigener Aussage ein “schönes Start-up”.
Ecoworks wolle sein Geschäftsmodell zukünftig in der Tiefe beweisen und zeigen, dass die Qualität für die Mieten hinsichtlich der Qualität der Energieeffizienz sehr hoch ist. Das Start-up wolle bald auch die Sanierung bewerten lassen.
Emanuel Heisenberg scherzt, dass sie einen kompletten Podcast über das Thema “Überregulierungen in der Baubranche” machen könnten und er schon weiß, was für absurde Themen noch auf ihn zukommen werden. Ecoworks darf beispielsweise belastete Schadstoffwände mit den Modulen nicht überbauen. Zuerst müsste eine Schadstoffsanierung von mehreren 100.000 Euro durchgeführt werden, um ein Modul anschließend draufsetzen zu dürfen. Am Ende sei dadurch viel Geld für die Mieten verschenkt worden.
“Es schreit in Deutschland nach einer gescheiten Musterbauordnung und nach Typenzulassungen, auch für die Sanierung. Also da ist viel zu tun. Wir haben gerade ein 30-seitiges Papier an das Wirtschaftsministerium gegeben und ‘bitte, bitte’ gesagt.”
– Emanuel Heisenberg
Emanuel Heisenberg sei als studierter Wirtschaftshistoriker auf der Baustelle kein Fachmann, gesteht er. Mehrere Patente seien aus seinen Ideen entstanden und die Technologie sei für ihn der spannendste Aspekt. Wenn man wirklich die Komplexität der Bauabläufe reduzieren wolle, sei die größte Herausforderung bei dem Geschäftsmodell: Man müsse permanent mit den entsprechenden Arbeitskräften über die Baustelle gehen und die Lage besprechen und vergleichen, erklärt Emanuel.
Bei allen Herausforderungen sei das “Klimathema” für ihn ein “Lebensthema”. Er könne nichts anderes als Klimatechnologie und würde auch nichts anderes mehr machen. Für Emanuel Heisenberg ist ecoworks so viel mehr als ein Start-up, das er an der Börse notieren lassen wollte.
Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie spricht mit zwei PropTech-Gründern und Michél-Philipp Maruhn im Live-Podcast über die Zukunftsthemen der Bauindustrie und eröffnet neue ConstructionTech-Plattform.
Als Vertretung und Stimme der Baubranche in Deutschland steht der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie für eine verlässliche Verbandsarbeit im Herzen der Berliner Politik. Er verbindet die Mitgliedsunternehmen, Politik, Bundesverwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Auftraggeber.
Der Verband feierte sein Jubiläum ganzer 75 Jahre am 14. Juni 2023 mit dem Tag der Bauindustrie. Dieses große Event konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Michél-Philipp Maruhn war im Tipi am Kanzleramt vor Ort und sprach mit Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie in einem Live-Podcast zu nachhaltigen Zukunftsthemen und einer neuen Plattform für Start-ups aus der PropTech-Szene.
Dazu durften auch zwei erfahrene Gründer aus eben jener Szene im DIGITALWERK Podcast nicht fehlen.
Mit dabei: Emanuel Heisenberg, Founder und CEO von ecoworks und Andreas Miltz, Geschäftsführer bei RENOWATE GmbH.
Tim-Oliver fasst zu Beginn die drei großen Zukunftsthemen der Baubranche zusammen: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Fachkräfte.
Natürlich seien das Themen, die alle Branchen tangieren würden. Das Thema “Digitalisierung” oder auch das, was die Baubranche damit verbinde, sei aber neu, erklärt Tim-Oliver Müller. Mit den Themen "Nachhaltigkeit" und “Fachkräfte” beschäftigte sich die Branche schon viele Jahre.
“Aber gerade dieses Thema ‘Digitalisierung’ bringt einen ganz neuen Schub mit in die Branche. Und das bringt nicht nur andere Prozesse, neues Denken, Arbeiten auf anderen Plattformen, sondern eben auch neue Marktteilnehmer mit sich.”
– Tim-Oliver Müller
Das Zusammenbringen von Old und New Economy sei gerade für gestandene Branchen nicht immer ganz einfach.
Ein Start-up-Gründer, der es jedoch geschafft hat, mit einem großen Unternehmen, der LEG-Immobilien Gruppe, ein Joint Venture aufzubauen, ist Andreas Miltz von RENOWATE GmbH.
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) habe den ersten Impuls dazu gegeben und den Vorstand von LEG überzeugt, ins serielle Sanieren einzusteigen.
Der Vorstand sei direkt so motiviert gewesen, dass er sich entschloss, einen Baupartner aus der Baubranche zu suchen und ein Joint Venture zu gründen. Somit kam Andreas Miltz an Bord und RENOWATE GmbH wurde ins Leben gerufen.
Das erfolgreiche PropTech-Start-up ist bereits seit eineinhalb Jahren im seriellen Bauen aktiv und kombiniert das Know-how aus Immobilien- und Baubranche.
RENOWATE GmbH digitalisiert den Prozess und die Nachhaltigkeit im Gebäudesektor. Sie arbeiten an den Maßnahmen und konkreten Technologien, um die Ziele rund um Klimaschutz und Energiewende zu erreichen. Außerdem brauchen sie durch ihre Arbeitsweise weniger Fachkräfte, erklärt Andreas.
Die Leistungen von RENOWATE GmbH seien momentan aber eher ein Thema für Unternehmen, da die aktuellen Preise für Privateigentümer nicht bezahlbar seien.
Emanuel Heisenberg, Founder und CEO von ecoworks ist mit seinem Start-up ein weiterer Wettbewerber auf diesem Gebiet.
Sein Start-up hat sich auf die klimaneutrale Sanierung des Bestandes spezialisiert.
Ecoworks plant, konstruiert und installiert Fassaden- und Dachelemente, um Mehrfamilienhäuser innerhalb weniger Wochen auf einen NetZero-Standard umzurüsten. Das Start-up mit Sitz in Berlin plant und baut Projekte mit mehr als 700 Wohneinheiten. Als langfristiges Ziel sieht Emanuel die Reduzierung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor durch eine hocheffiziente Gebäudehülle, moderne TGA-Lösungen sowie der Eigenversorgung der Gebäude mit klimaneutralem Strom. Ecoworks unterstützt die Wohnungswirtschaft bei ihren Zielen für die Energiewende.
Laut Emanuel habe eine Abteilungsleitung aus dem Bundesministerium für Wirtschaft vor kurzem gesagt, dass die serielle Sanierung 0,5 % Sanierungsquote bringen sollte.
“Das hört sich jetzt irgendwie so abstrakt und wenig an – 0,5 %. Aber wenn du das hochrechnet, sind das 20 Milliarden Umsatz (durch serielle Sanierung) jedes Jahr.”
– Emanuel Heisenberg
Nachdem zwei PropTech-Start-Gründer ihren wichtigen und bereits erfolgreichen Beitrag zu den Klimazielen und dem Thema Nachhaltigkeit erläutert haben, ist die Frage nur eine logische Konsequenz: Wie fördert die Branche die PropTech-Szene?
Was kann der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie tun, damit Start-ups schneller an den Start kommen und sich bürokratische und regulatorische Prozesse nicht so lang ziehen, wie beispielsweise die Entwicklung des digitalen Bauantrags?
Passend zum 75. Jubiläum des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie gab Tim-Oliver Müller den Start ihrer neuen ConstructionTech-Plattform für die PropTech-Start-ups bekannt. Neben dem Hauptverband sind auch die Landesorganisationen daran beteiligt.
Seit dem 14. Juni 2023 steht die Plattform, als tatsächlich physischer Raum, neuen Mitgliedern offen.
Tim-Oliver berichtet aus der Zeit, als er selbst in einem Bauunternehmen gearbeitet hat. Schon damals sei man für die Start-up-Branche offen gewesen, aber aktiv etwas für die jungen Wilden tun? Fehlanzeige. Es habe nie Priorität gehabt.
“Die Branche wird mit neuen Ideen, Input und anderen Herangehensweisen konfrontiert. (...) Hier wollen wir als Verband, der eben die Netzwerkplattform für das Bauen in Deutschland ist, diesen Link konsequent herstellen und das institutionalisieren.”
– Tim-Oliver Müller
Der Verband will mit der ConstructionTech-Plattform jungen Unternehmen nicht nur den Kontakt in die Branche ermöglichen. Vielmehr sollen die jungen Wilden tatsächlich Teil der Branchenfamilie werden. Old und New Economy sollen verbunden werden. Dazu würde man sich zusammensetzen und über die Nöte und Sorgen der Start-ups sprechen.
Die Produkte, die angeboten werden, seien einem stark regulierten Markt ausgesetzt. Der Verband wolle als Partner auftreten und die Jungunternehmenden unterstützen, sich zwischen politischen Vorschriften, Prozessen und Ansprechpartner:innen zurechtzufinden.
Jungunternehmen können seit dem 14. Juni 2023 Mitglied auf der neuen ConstructionTech-Plattform werden.
Aygül Özkan erzählt im DIGITALWERK Podcast, welchen Mehrwert der ZIA – Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. der Branche liefert und wie der Dialog zwischen Entscheidern, Politik und den “jungen Wilden” aus der PropTech-Gründerszene gelingt.
Diese Frau durfte in unserem Themenspecial “Female Month” innerhalb des DIGITALWERK Podcasts nicht fehlen.
Schaut man sich einige Meilensteine des Lebenslaufs von Aygül Özkan an, lässt sich feststellen: Die Frau kommt nicht zum Plaudern her. Sie hat wirklich etwas zu erzählen.
Aygül Özkan wurde 1971 in Hamburg geboren und studierte in ihrer Heimatstadt Jura. Es folgte ein Rechtsreferendariat in Niedersachsen. Anschließend war Özkan sieben Jahre lang in diversen Managementfunktionen bei der Deutschen Telekom AG tätig. Von 2005 bis 2010 arbeitete sie für TNT Deutschland als Niederlassungsleiterin in Norddeutschland und baute die TNT-Post Niederlassung Hamburg auf. Danach legte Özkan von 2010 bis 2013 eine politische Karriere hin und wurde Deutschlands erste Ministerin mit Migrationshintergrund.
Im damaligen schwarz-gelben Kabinett war sie Ministerin für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit, Bau und Integration in Niedersachsen. Nach ihrem Ausflug in die Politik zog es Özkan für die nächsten sechs Jahre als Geschäftsführerin der PCC Services GmbH der Deutschen Bank AG nach Berlin.
Damals wusste sie noch nicht, dass sie rein lokal schon auf ihren nächsten beruflichen Meilenstein zusteuerte. Seit September 2020 ist sie Geschäftsführerin bei ZIA – Zentraler Immobilien Ausschuss, dem Spitzenverband der Immobilienwirtschaft in Berlin.
Der Kontakt zu keinem Geringeren als dem Präsidenten des ZIA, Dr. Andreas Mattner entstand schon während Özkans Zeit in Hamburg. Der ZIA-Präsident kannte Özkan über ihre Zeit in der Stiftung Lebendige Stadt, ihre politische Arbeit und die gemeinsame Zeit im Verband – Der Wirtschaftsrat der CDU e.V. So kam es dazu, dass Andreas Mattner Aygül Özkan mit ihrer vielseitigen Expertise im Management in Organisationen und Unternehmen nicht nur als externe Beraterin, sondern gleich als neue Geschäftsführerin einstellen wollte. Als der Anruf des Präsidenten kam, habe sie zunächst gedacht, sie wollte sich eigentlich eine Auszeit gönnen und sich mit anderen Themen beschäftigen. Doch dann habe er sie überzeugt und sozusagen “bei der Ehre” gepackt, erzählt Özkan.
Als Aygül Özkan Mitte 2020 ihre Position bei ZIA antrat, herrschte aufgrund der Corona-Pandemie ein Ausnahmezustand, der die Immobilienbranche stark beeinflusste. Der erste Lockdown war gerade vorüber. Zuvor waren die Läden geschlossen. Özkan berichtet, dass es für alle natürlich ein Schock gewesen sei und viele Fragen aufgeworfen habe: Was werden die Folgen für unsere Innenstädte sein? Was bedeutet so ein Lockdown für das gesellschaftliche Leben? Wie wollen wir überhaupt leben? Wie wollen wir eigentlich Gebäude bauen, damit wir gesund und vor allen Dingen auch resilient leben und arbeiten können? Diese Fragen nahm Aygül Özkan als Anlass, um für sich daraus einen Wendepunkt, ja sogar eine Chance in der Krise zu sehen.
“Und das war so ein Punkt. Ich dachte: Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir müssen unsere Zukunft anders denken. Wir müssen auch die Immobilien und das Zusammenarbeiten anders denken.”
Aygül Özkan war schließlich in den Jahren zuvor nicht nur Ministerin für Bau, sondern auch für Soziales und Gesundheit. Und das passt, laut Özkan, sogar sehr gut zusammen. Der Mensch sei schließlich der Mittelpunkt, der Bezugspunkte schaffe. Berührungspunkt könne beispielsweise die Immobilie zum gesunden Wohnen, Leben und sozialen Wohnraum sein. Konkret hätte das in der Corona-Pandemie das Gesundheits- und Pflegesystem berührt. Dazu seien die Regulierung dieser Systeme und die Sprache derer, die in diesem Umfeld zu tun haben, in den Fokus gerückt. Viel wichtiger sei für Özkan nach den persönlichen und wissenschaftlichen Erkenntnissen aus dieser Krisenzeit aber die Frage gewesen, wie man die Innenstädte gestalten wolle. Das sei die Frage aller Fragen, die sie “an der Ehre gepackt” habe und ihre Berufung in der neuen Position als Geschäftsführerin des ZIA verdeutlichte. Man könne sich schließlich nicht nur beschweren, man müsse auch mit Lösungsansätzen neu gestalten wollen.
Der ZIA gibt der Immobilienwirtschaft in ihrer ganzen Vielfalt eine umfassende und einheitliche Interessenvertretung, die ihrer Bedeutung für die Volkswirtschaft entspricht. Als Unternehmer- und Verbändeverband verleiht er der gesamten Immobilienwirtschaft eine Stimme auf nationaler und europäischer Ebene – und im Bundesverband der deutschen Industrie (BDI). Der Verein sitzt in Berlin-Mitte und verzeichnet 45 Mitarbeitende in der Geschäftsstelle.
Aygül Özkan erzählt, dass der ZIA so aufgebaut ist, dass eine “ganze Mannschaft” in Richtung Innovation und Digitalisierung neue Impulse für die Branche setzt. Der ZIA spricht durch seine ca. 400 Mitglieder, darunter 33 Verbände, für rund 37.000 Unternehmen der Branche entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dazu zählen beispielsweise Architekten, Projektentwickler, Finanzierer, folglich Banken, Wohnungsgesellschaften, Kapitalverwaltungsgesellschaften und Facility Management-Unternehmen. Auch große Unternehmen wie BMW, VW, Deutsche Forst, Siemens und Daimler, die Immobilien für Produktionsstätten und Büroräumlichkeiten besitzen, sind Mitglieder. Die Automobilindustrie mit ihrem internationalen Blick auf Innovation und Nachhaltigkeit kann dem ZIA wichtige Impulse in die Richtung geben. Es sei ein “Geben und Nehmen” beider Industrien, die einander befruchten.
Außerdem nehmen Bauunternehmen eine wichtige Rolle als Mitglieder ein. Der ZIA hat eine gegenseitige Mitgliedschaft mit der Bauindustrie und vertritt aus der Branche Spitzenverbände bis Nischenunternehmen.
Besonders auch die “jungen Wilden” wolle der ZIA ansprechen und richte sich demnach explizit an Start-ups aus der PropTech-Szene.
PropTech ist ein Kofferwort, welches sich aus den Wörtern “property services (Dienstleistungen der Immobilienwirtschaft)” und “technology” zusammensetzt. PropTech-Unternehmen, zumeist Start-ups, richten sich mit ihren technischen Lösungen an Unternehmen (B2B) und Endverbraucher (B2C). Sie seien gerade in Bezug auf Nachhaltigkeit, Innovation und Digitalisierung die “Lösungsbringer” für alle Themen, die die Industrie aktuell umtreibt und müssten demnach eine übergeordnete, zumindest flankierende Position über den anderen Mitgliedern in der Wertschöpfungskette einnehmen, so Özkan.
“Und wenn ich von PropTech spreche, meine ich damit auch Construction Tech. Wir verwenden PropTech als Oberbegriff. Heutzutage würde auch GreenTech dazugehören. (...) Zu unseren 400 Mitgliedern zählen 70 aus der PropTech-Szene.”
Die anderen Mitglieder sollten sich mit den PropTech-Start-ups auf Augenhöhe begegnen, unabhängig von Ausschuss, Veranstaltung und Format. Das versuche der ZIA mit beiden Seiten sehr intensiv zu leben.
Die Immobilienwirtschaft beschäftigt rund 3,5 Millionen Mitarbeitende und hat eine stärkere Wirtschaftskraft als die Automobilbranche. Sie bietet aufkommenden PropTech-Start-ups folglich eine enorme Wirtschaftskraft. Der ZIA möchte durch sein Netzwerk Start-ups dabei unterstützen, gesehen und gehört zu werden. Der Vizepräsident Rolf Buch arbeitet ehrenamtlich im Wohnimmobilienausschuss und versucht, die Start-ups dort zu etablieren. Sie sollten auf Augenhöhe mit Entscheidern reden und ihre Geschäftsmodelle vorstellen können, erzählt Özkan. Durch diesen Austausch können Gründende überprüfen, ob sie auf dem richtigen Weg sind oder doch andere Lösungen anbieten sollten. Aus den Ideen der Lösungen entstehen wiederum regulatorische Fragen, folglich gesetzliche Rahmenbedingungen, die sich verändern. Dafür ist der ZIA zuständig, öffnet den Dialog mit der Politik und leitet Forderungen an diese daraus ab.
“Wir führen genau die richtigen Leute zusammen. Wir haben die Kredibilität, dass wir die Politiker holen. Und wir haben die Kredibilität, dass jene merken, wir holen auch die richtigen Leute an den Tisch und dann reden beide Seiten miteinander."
Um als Start-upMitglied beim ZIA zu werden, muss ein Antrag gestellt, die Idee oder das Geschäftsmodell beschrieben und ein Jahresbeitrag von 2500 Euro geleistet werden. Nachdem der ZIA die Idee, bzw. das Geschäftsmodell gesichtet hat, leitet er daraus ab, welche Leistungen er dem jeweiligen Start-up anbieten kann. Das heißt, in welchen Ausschüssen könnte der ZIA das St
In Berlin entsteht in und um den ehemaligen Flughafen Berlin-Tegel ein komplett neues Quartier - nachhaltig und innovativ gedacht und einzigartig in Europa. Bis 2045 sollen nicht nur 5.000 Wohnungen gebaut werden, ein Campus für Studenten und Naherholungsflächen entstehen, sondern auch die Urban Tech Republic. Was dahinter steckt, verrät die Geschäftsführerin der mit der Konzeption beauftragten Tegel Projekt GmbH Gudrun Sack im DIGITALWERK Podcast mit Michél-Philipp Maruhn.
Der Flughafen Tegel ist Geschichte. Mehr als 70 Jahre war Tegel ein Tor zur Welt. Am 8. November 2020 hob dort das letzte Flugzeug, ein Airbus von Air France, ab. Der gesamte Flugverkehr der Region wird von nun an über den neuen Flughafen Berlin Brandenburg BER Willy Brandt abgewickelt.
Doch das 500 Hektar große Areal soll keineswegs ungenutzt bleiben. Vor Ort entstehen ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien - Berlin TXL – The Urban Tech Republic - sowie das Schumacher Quartier als ein neues Wohnviertel. Hierfür hat das Land Berlin die Tegel Projekt GmbH beauftragt.
Der Startschuss für die Bauarbeiten des Westberliner Flughafens Berlin-Tegel fiel im August 1948. Gerade einmal nach knapp drei Monaten war die Landebahn fertig, zum damaligen Zeitpunkt übrigens die längste in Europa. Das Terminal selbst, der sechseckige Kubus, feierte im Jahr 1974 seine Eröffnung.
In den 1930er Jahren hatten dort Raketenpioniere um den Konstrukteur Rudolf Nebel Versuche mit flüssigkeitsbetriebenen Raketen unternommen. Im Zweiten Weltkrieg diente das Gelände als Truppenübungsplatz für die Flak-Regimenter der Luftwaffe.
Während des Kalten Krieges 1948 blockierte die Sowjetunion den Westen Berlins, sperrte sukzessive alle Land-, Schienen- und Wasserwege und kappte damit die wirtschaftliche Versorgung. Lediglich die Luftkorridore blieben frei, darauf hatten sich die Alliierten 1945/46 im Air Agreement geeinigt. Die drei Westmächte starteten eine Luftbrücke, um die Bevölkerung weiter versorgen zu können.
Neben den Flughäfen Tempelhof und Gatow wurde ein dritter Flughafen benötigt. Tegel wurde gebaut. Zehntausende arbeiteten in drei Schichten an der Umsetzung des Projektes. Am 1. Dezember 1948 wurde der Flughafen feierlich eröffnet, zwei Wochen nachdem dort der reguläre Flugbetrieb aufgenommen wurde.
Die Tegel Projekt GmbH hat Antworten. Gudrun Sack steht als Geschäftsführerin neben Frank Wolters an der Spitze der Gesellschaft. An historischer Stelle will sie ein Stück neues Berlin schaffen, innovativ und in Europa einzigartig. Mit dem Areal bekommt die Bundeshauptstadt ein Stück Urbanität zurück und gewinnt Flächen für Industrie, Gewerbe und Wissenschaft.
Das Hexagongebäude wird zunächst umgebaut, damit es als Hochschule funktionieren kann. Die Eröffnung ist derzeit für 2028 geplant. Das gesamte Vorhaben wird in Bauabschnitten umgesetzt. Bei einem optimalen Verlauf könnte 2045 alles fertiggestellt sein.
In der Urban Tech Republic sollen perspektivisch bis zu 1.000 große und kleinere Unternehmen mit 25.000 Beschäftigten forschen, entwickeln und produzieren. Darüber hinaus ist geplant, dass die Berliner Hochschule für Technik in das ehemalige Terminalgebäude einzieht. Perspektivisch halten sich so knapp 5.000 Studenten vor Ort auf. In einem zweiten Gebäude zieht die Projektgesellschaft ein und mit ihr das Innovationszentrum für Startups. Weitere Ansiedlungen erfolgen auf der Fläche drumherum.
Die Urban Tech Republic versteht sich als Ökosystem und Innovationsort, als Heimat für die nächste Generation von Innovatorinnen und Innovatoren. Im Mittelpunkt steht hierbei der kollaborative Ansatz: Der Schlüssel zu Innovation liegt in der Vernetzung und Zusammenarbeit, mit dem Ziel das Leben der Menschen in den Städten mithilfe von grünen Zukunftstechnologien in den Kernbereichen Energie, Mobilität, Wasser, Recycling, Werkstoffe sowie Informations- und Kommunikationstechnologien gemeinsam zu verbessern.
Im Schumacher Quartier, an dem der Schumacher Platz angedockt wird, entstehen bis zu 5.000 Wohnungen für mehr als 10.000 Menschen. Das Quartier soll gemeinwohlorientiert entwickelt werden, 15 Prozent werden für sozialen Wohnungsbau vorgehalten. Diesen Part übernehmen die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. Weitere 40 Prozent werden von Baugenossenschaften und Baugruppen projektiert. Die in Erbbaurechtsverträgen festgesetzte Bedingung: Die Wohnungen müssen selbst genutzt werden. So bleiben die Wohnungen in Berliner Hand und gleichzeitig werden Ferienhaussiedlungen vermieden. Weitere Wohnungen gehen an Studierende. Die ersten Baugenehmigungen liegen bereits vor.
Auf der übrigen Fläche sollen Parkanlagen die Aufenthaltsqualität erhöhen und zur Naherholung beitragen. Die alten Start- und Landebahnen des Flughafens bleiben als Skaterbahnen und Fahrradstraẞen erhalten.
Das Schumacher Quartier wird ein autofreies Quartier. Die Autos werden in Mobility Hubs abgestellt. Damit das funktioniert, muss der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden.
Auch wenn die Rohbauarbeiten bisher nicht begonnen haben, laufen bereits seit rund zwei Jahren bauvorbereitende Maßnahmen auf dem Gelände. Aufgrund der vergangenen Nutzung wurde Munition im Boden gefunden. In der Konsequenz muss der verseuchte Boden ausgetauscht werden.
Die Urban Tech Rebublic mit dazugehörigem Wohnquartier hat Modellcharakter. Im Fokus der Projektumsetzung stehen der effiziente Einsatz von Energie, nachhaltiges Bauen, umweltschonende Mobilität, Recycling, die vernetzte Steuerung von Systemen, sauberes Wasser und der Einsatz neuer Materialien.
Die Entwicklung des TXL-Areals wird seit 2008 gedacht. Dass der Flughafen seinen Betrieb als ebendieser einstellen sollte, wurde seit der Wiedervereinigung diskutiert. Doch die Umsetzung der Idee war an der Fertigstellung des Hauptstadtflughafens BER gekoppelt. Und diese dauerte.
„Nach dieser langen Planungsphase ist mir wichtig, dass wir jetzt an den Start kommen. Was wir jetzt in den Schubladen haben, ist alles sehr gut. Wir müssen mutig anfangen mit den ersten Objekten und dann gucken wir, wie es weitergeht. Eine gewisse Fehlerkultur gehört dazu. Dann müssen wir nachjustieren.“
Gudrun Sack kommt aus Bayern, hat in Berlin Architektur studiert und war mehr als 20 Jahre Partnerin bei NÄGELIARCHITEKTEN mit Büros in Berlin und Karlsruhe. Im April 2021 wurde sie in die Geschäftsführung der Tegel Projekt GmbH bestellt.
Schon immer lagen ihre Schwerpunkte im nachhaltigen Planen und Bauen. Ihr Augenmerk darauf hat sich in den vergangenen Jahren weiter verschärft: Wie müssen Häuser beschaffen sein, wenn die Erderwärmung das Klima in Städten radikal verändert, wenn sich insbesondere Großstädte im Sommer radikal aufheizen? Wie wird die Energieversorgung künftig geregelt?
Gudrun Sack denkt im Quartier - bei all ihren Ideen. Das ist nur möglich, weil die Tegel-Fläche im Besitz Berlins verbleibt. Energie, die im Quartier erzeugt wird, bleibt im Quartier. Darüber hinaus entsteht ein Future Hub, eine Datenplattform, die Geo- oder Bewegungsdaten zur Verfügung stellt.
In der Urban Tech Rebublic finden Startups und kleine oder große Firmen ihr Zuhause, die sich mit Innovationstechniken der Zukunft beschäftigen - von der Wasseraufbereitung, über die Lebensmittelherstellung bis hin zur Energieversorgung.
Die Tegel Projekt GmbH wirkt als Managementgesellschaft, als Konzeptentwickler und auch als Baustellenlogistiker. Die Umsetzung der Einzelvorhaben wird in Ausschreibungsverfahren vergeben und liegt letztlich in Bauherrenhand.
Das zuletzt auf dem Areal organisierte Green Tech Festival wird zunächst weitergeführt, in den alten Hangars des Terminals - bis diese umgebaut und umgenutzt werden. Die Hangars selbst stehen unter Denkmalschutz und sollen in einigen Jahren zur Heimat für die größte Feuerwehrakademie Europas werden.
Das Alte zu bewahren und mit dem Neuen zu koppeln, ist eine der großen Herausforderungen des Mega-Projektes. Unter anderem ist eine Kooperation mit den Berliner Forsten geplant. Das landeseigene Holz soll in den Bauprojekten verwendet werden. Zeitgleich steht die Frage im Raum, wie Häuser unter Berücksichtigung der Schutzbedürfnisse der umliegenden Tierwelt realisiert werden können, indem zum Beispiel keine Eckverglasungen beim Bau verwendet werden, die häufig zur Todesfalle für Vögel werden.
„Wir müssen sozialverträglich bauen und wir müssen anders bauen. Wir wollen eine klimaverträgliche Bauwende. Holz ist ein wichtiges Baumaterial und in seiner CO2-Bilanz viel besser als Beton.“
Wer nicht bis zur Projektumsetzung warten möchte, kann an Führungen über den Flughafen teilnehmen. Diese werden durch den museumstechnischen Dienst in Berlin organisiert. Und vielleicht gibt es auch irgendwann ein Café im Flughafen-Tower, von dem aus beobachtet werden kann, wie es auf den umliegenden Baustellen vorangeht. Gudrun Sack zumindest kann sich das sehr gut vorstellen.
Die Klimaziele Deutschlands und der Europäischen Union können nur erreicht werden, wenn die Immobilienbranche anfängt, großflächig in ihren Bestand zu investieren. Als Geschäftsführerin der Greyfield Group steht die Entwicklung „alter Häuser“ schon lange auf Sarah Dungs To-Do-Liste. Nun hat sie mit weiteren Managerinnen den Verband für Bauen im Bestand gegründet, um das Thema stärker zu forcieren. Wie, erklärt sie im DIGITALWERK Podcast mit Michél-Philipp Maruhn.
Kommt die Sanierungspflicht? Und wenn ja, welche Vorgaben gibt es bei der Sanierung von Gebäuden? Bauen im Bestand ist ein wesentlicher Schlüssel, um die Klimaziele der Bundesrepublik Deutschland zu erreichen. Zeitgleich kann auf diese Weise ein moderner und bezahlbarer Raum für Wohn- und Arbeitswelten geschaffen werden. Dass die Lösung von Umweltproblemen im Gebäudebestand liegt, betont auch der Anfang dieses Jahres gegründete Verband für Bauen im Bestand (BiB).
Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will, kommt es auf den Gebäudebestand an, heißt es verbandseitig. Sarah Dungs ist Vorstandsvorsitzende des BiB und zeitgleich Geschäftsführerin beim Essener Projektentwickler Greyfield. Die Gründung des Verbandes ist auf ihre Initiative zurückzuführen.
Am 1. Januar dieses Jahres ist die novellierte Bundesförderung für effiziente Gebäude in Kraft getreten. Mit neuen Förderboni und leichteren Förderbedingungen will die Bundesregierung möglichst viele Menschen bei der energetischen Sanierung ihrer Häuser unterstützen. Der Grund: Bei der Sanierung des Gebäudebestands ist der Klimaschutzeffekt am höchsten. Unter anderem wurde ein Bonus für serielles Sanieren eingeführt. Mit innovativen, seriell vorgefertigten Dach- und Fassadenelementen inklusive Installationstechnik lassen sich der Sanierungsaufwand und die Sanierungskosten deutlich reduzieren.
Derzeit wird das Gebäudeenergiegesetz (GEG) überarbeitet. Die Neuauflage soll am 1. Januar 2024 in Kraft treten. Das Gebäudeenergiegesetz führt das Energieeinspargesetz, die Energieeinsparverordnung und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz zusammen und gilt daher als zentraler Baustein im Zusammenhang mit der Wärmewende. Das GEG gilt seit 1. November 2020 für alle Gebäude, die beheizt oder klimatisiert werden. Die Novellierung soll die Immobilienbranche auf Klimakurs bringen. Der aktuelle Knackpunkt: die sogenannte 65-Prozent-Erneuerbaren-Vorgabe. Dahinter steht die Idee, in Neubau und Bestandsgebäuden künftig nur noch Heizungsanlagen zu verbauen, die zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
Die Sanierungspflichten in Deutschland sind Teil eines europäischen Gesamtkonzepts. Seit Monaten wird innerhalb der Europäischen Union die Überarbeitung der EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden verhandelt. Weil der größte Teil des Energieverbrauchs in Europa auf Gebäude zurückzuführen ist, sollen mit der Steigerung der Gebäudeenergieeffizienz Emissionen und die Energiearmut bekämpft werden. Die Novellierung der Richtlinie zielt auf einen Maßnahmenkatalog ab, mit dem die jährliche Quote der energetischen Renovierungen bis 2030 mindestens verdoppelt werden soll. Doch die EU geht noch einen Schritt weiter: Bis 2050 soll der Gebäudebestand in Europa emissionsfrei und vollständig dekarbonisiert sein.
Um die Ziele der EU zu erreichen, müssen Transformationsprozesse in Gang kommen, erklärt der BiB. Der Verband arbeitet darauf hin, Bauen im Bestand zu vereinfachen und Lösungsmöglichkeiten umsetzbar zu machen. Bestehende Normen und Richtlinien müssten angepasst werden, um das Risiko und die Komplexität des Bauens im Bestand zu minimieren.
Der BiB agiert branchenübergreifend. Um Fortschritte und neue Marktstandards zu erreichen, müssten Kompetenzen gebündelt werden. Antriebsmotor der Verbandsmitglieder ist die Vision einer Immobilienbranche, die alle in sie gesetzten Erwartungen erfüllt und ihrer ökologischen, ökonomischen und sozialen Verantwortung vollumfänglich gerecht wird.
„Wir wollen eine Stadt der Zukunft schaffen, in der es ausreichend Raum für alle Menschen gibt. Eine Stadt, deren Weiterentwicklung nicht auf Raubbau beruht. Eine Stadt, die künftigen Generationen ein lebenswertes Zuhause bietet.“
Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, braucht es vor allem eines: Ehrgeiz. Und den Willen, hart und viel zu arbeiten. Sarah Dungs lebt diesen Ansatz. 2016 stieg sie bei der Greyfield Group ein, als eine von zwei Werkstudentinnen. Das Unternehmen steckte damals noch in den Kinderschuhen. Inzwischen steht Sarah Dungs gemeinsam mit dem Gründer Timm Sassen an der Spitze der Firma.
Sarah Dungs kommt aus einer Familie, die mehrere Immobilien im Bestand pflegt. Sie selbst wohnt in einem Altbau. Nach dem Abitur studierte sie Raumplanung, fokussierte sich früh auf Immobilen und verlor ihr Herz am „alten abgerockten“ Bestand.
Der Spezialisierung der Projektentwickler von Greyfield beruht auf dem Investment und Redevelopment von Bestandsimmobilien. Darüber hinaus unterstützt die gemeinnützige Greyfield-Stiftung Projekte, die sich den Schwerpunkten Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeit, Urbanität und gesellschaftliche Verantwortung widmen.
Jeder Projektentwickler der Greyfield Group betreut ein Projekt von A bis V – vom Ankauf bis zum Verkauf, wobei letzterer nur in Ausnahmen erfolgt – und trägt die komplette Verantwortung hierfür. Die Gruppe kauft zumeist leerstehende, vernachlässigte Bestandsimmobilien und modernisiert diese – und zwar entsprechend der Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer. Ein Großteil der entwickelten Immobilien verbleibt im Bestand, wenige andere gehen an interessierte Investoren.
Dass das Unternehmen mit seinem Konzept früher oder später Erfolg haben würde, war bereits vor mehr als einem Jahrzehnt absehbar.
„Schon damals war klar: Das Bauvolumen wird aufgrund der intensiven Flächennachfrage sinken. Wir haben mutig auf die richtige Karte gesetzt und um uns um das gekümmert, wofür sich niemand interessiert hat. Am Ende war es eine einfache Rechnung: Es gibt weniger Neubau als Bestand.“
Greyfield übernimmt auch die Gebäudebewirtschaftung, beginnend bei der Mieterkommunikation bis hin zum Schadensmanagement. Das Unternehmen versteht sich als Problemlöser. Die Geschäftsführung steuert nicht nach KPIs. Natürlich müsse sich eine Immobilie rechnen, doch es gehe nicht in erster Linie um das Projektvolumen. Vielmehr gehe es darum, einen Impact zu leisten und möglichst viele Menschen zu motivieren, nachhaltig und im Sinne des Klimaschutzes in den Bestand zu investieren.
CO2 ist die Kennzahl für die Zukunft. Um die Erde zu retten, muss massiv CO2 eingespart werden. Sarah Dungs sieht darin ihre Motivation. Jedes Gebäude, das Greyfield entwickelt, bekommt einen digitalen Zwilling. In dem 3D-Modell stehen alle möglichen Daten zu den verbauten Materialien zur Verfügung. Auf diese Weise wird sichtbar, wie viel CO2 in dem Gebäude steckt. Greyfield gelingt es, über den gesamten Gebäude-Lebenszyklus authentisch darzustellen, wie viele Emissionen durch selbiges entstehen.
Inzwischen stehen Investoren Schlange, um die entwickelten Immobilien in ihr Portfolio aufnehmen zu können. Das war nicht immer so. Das Startkapital, das der Projektentwickler seinerzeit benötigte, lag nicht auf der Straße. Die Geschäftsführung musste Klinken putzen, bei vielen Banken anklopfen. Die Erfolgsstrategie beruht letztlich darauf, dass das Unternehmen nie zu viel Risiko eingegangen ist und nie ausufernd investiert hat.
Greyfield verfolgt die „Ewigkeitsstrategie“. Es geht nicht darum, höher, schneller und weiter zu kommen als die anderen. Denn, wo es einen Gewinner gibt, gibt es auch immer Verlierer. Sarah Dungs sieht den Planeten als Verlierer, dessen Ausbeutung, das unaufhörliche Verschwenden von endlichen Ressourcen.
„Wir müssen mit unserem Wohlstand auch einfach mal zufrieden sein, nur das machen, was wir wirklich benötigen und für die Ewigkeit planen. Das tun wir als Unternehmer jeden Tag. Wir investieren wieder und wieder in die Immobilien. Wir haben entschieden, nur auf dem Fuße zu leben, auf dem man auch stehen kann.“
Wer alles auf ein vernünftiges Fundament aufbaut, hätte das Potential, Geschichte zu schreiben. Wer über einen langen Zeitraum erfolgreich sein möchte, braucht eine Strategie und einen langen Atem. Auch das hat Sarah Dungs aus dem Sport gelernt. Jahrelang hat sie auf höchstem Niveau Feldhockey gespielt. Diese Zeit hat sie geprägt. Den Teamgeist, den sie dabei entwickelt hat, hilft ihr heute bei der Verbandsarbeit.
Der Verband verfolgt den Zweck Wissen zu verbreiten, fokussiert auf das Thema „Bauen im Bestand“ - und zwar ausschließlich darauf. Mit dem Verbandstitel nennen die Mitglieder ihren Schwerpunkt beim Namen. BiB besteht aus vier Vorständen, um von den Stärken jedes einzelnen Mitglieds bewusst profitieren zu können. Diana Anastasija Radke, Managing Partner der KVL Bauconsult GmbH, steuert die Themen Forschung und Bildung, Nicola Halder-Hass, Geschäftsführende Gesellschafterin der Bricks&Beyond GmbH kümmert sich um alles Politische und Annabelle von Reutern, Head of Business Development der Concular GmbH, um das Thema Zirkularität im Bau.
Der Verband erarbeitet Lösungen für Probleme in allen vier Kompetenzbereichen und konzipiert dazu zum Beispiel eintägige Workshops: Am Morgen besteht ein Problem, am Abend gibt es hierfür eine Lösung - und zwar eine, die allen Verbandsmitgliedern zur Verfügung gestellt wird. Daraus entsteht der Mehrwert.
Auch Start-ups spielen bei der Verbandsarbeit eine Rolle. Die jungen frischen Ideen sind ausdrücklich erwünscht, betont Sarah Dungs. Am Ende zählt der Dialog zwischen den „Neuen“ und erfahrenen „Alten“. Am Ende zählt die Diversität. Am Ende zählt das Bewusstsein dafür, nur gemeinsam die Klimaziele erreichen zu können.
Die Baubranche ist mittlerweile für 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich und hat damit einen großen Hebel mit Blick auf die Nachhaltigkeitsziele. Die Politik sagt, das muss sich ändern. Die Industrie fragt: Wie? Start-ups drängen mit Ideen und Lösungsansätzen auf dem Markt. Die Innovationsplattform Futury führt sie mit den großen Konzernen der Branche zusammen und hat hierfür das Programm „The Mission Construction“ aufgelegt.
Melissa Ott und Marcel Schemmel schreiben sich die Zukunft auf die Brust. Sie gehen sogar noch einen Schritt weiter und behaupten von sich, dass sie die Zukunft gestalten. Melissa Ott und Marcel Schemmel gehören zu der Initiative Futury. Diese ist ein Spin-Off der 2005 ins Leben gerufenen Werte-Stiftung und den Unternehmen Deutsche Bank, Bain & Company, PreZero sowie der Handelsblatt Media Group. 2016 wurde Futury gelaunched und versteht sich seither als Innovationsplattform.
Im November 2021 hat Futury in Kooperation mit der Werte-Stiftung und der internationalen Business School ESMT Berlin das „Future Institute for Sustainable Transformation“ gegründet. Dabei handelt es sich um ein forschungsbasiertes und handlungsorientiertes Institut für nachhaltige Transformation, das Wissen schafft, innovative Nachhaltigkeitslösungen entwickelt und Akteure verbindet.
Das Ziel besteht darin, Einzelpersonen, Organisationen oder sogar komplette Branchen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu transformieren. Das Institut ermöglicht den Aufbau eines Netzwerks zwischen der akademischen und der unternehmerischen Welt. Was sind Erkenntnisse, die für die Unternehmen und Startups relevant sind? Welche Nachhaltigkeits-Themen stehen auf der Agenda der Start-ups und Unternehmen? Und welche Herausforderungen sind damit verbunden? Das Institut widmet sich diesen Fragen.
2022 wurde durch Futury das Innovations- und Nachhaltigkeitsprojekt „The Mission“ ins Leben gerufen. Die Idee: Unternehmen unterschiedlicher Branchen arbeiten mit jungen Talenten und Start-ups an neuen Produkten und Geschäftsmodellen. Innerhalb weniger Monate werden in konkreten Projekten Prototypen für praxisnahe nachhaltige Produkte und Geschäftsmodelle entwickelt.
Der Hintergrund: Innovationskraft entsteht längst nicht mehr ausschließlich im eigenen Betrieb. Die zu meisternden Herausforderungen sind komplex, dass sie am besten zu meistern sind, wenn verschiedene Akteure zusammenarbeiten. Eine Möglichkeit, die Expertise und Kompetenzen vieler Akteure zu bündeln und Lösungen im Zusammenspiel zu entwickeln, besteht in der Etablierung von „Ökosystemen“ als Kollaborationsformat.
Das „The Mission“-Programm konzentriert sich neben dem Bauwesen auf die beiden weiteren Schlüsselbranchen Abfallwirtschaft und Lebensmittel. Futury hat drei Ökosysteme aufgesetzt, um an konkreten Lösungen rund um diese Themen zu arbeiten.
Die Entwicklung der Bauwirtschaft wird im Wesentlichen durch drei Faktoren beeinflusst: Digitalisierung, sozialdemografischer Wandel und dem politisch definierten Klimaneutralitätsziel. All diese Themen sind Fokusthemen im „The Mirror“-Programm.
Die Digitalisierung hat einen gigantischen Impact auf Berufswelten und das gesellschaftliche Zusammenleben. Die Art zu arbeiten, zu leben, zu kommunizieren, zu lernen, ist in einem durch den digitalen Wandel bedingten Entwicklungsprozess. Dort, wo Planungs- und Produktionsprozesse effizienter gestaltet werden können, drängen Unternehmen mit ihren softwarebasierten Lösungen auf den Markt. Dieser technologische Fortschritt hat das Potenzial, die Bauindustrie zu revolutionieren – angefangen von der Planung eines Projektes, über dessen Umsetzung bis hin zur anschließenden Bewirtschaftung des Bauwerks.
Der sozialdemografische Wandel hat wiederum zur Konsequenz, dass einzelne ländliche Regionen veröden, während Großstädte sich vor Zuwachs kaum retten können. Der Wohnraum ist knapp, die verkehrliche Infrastruktur häufig überholt und die Verdichtung gilt als ein kaum handhabbares ökologisches Problem. Daneben steht eine zunehmend älter werdende Gesellschaft schwachen Geburtenjahrgängen gegenüber. Diese Entwicklung trifft auch die Bauindustrie als Arbeitgeber. Die Begriffe Fachkräftemangel und Nachwuchssorgen belasten die gesamte Branche.
Das durch die Bundesregierung definierte Ziel, den Ausstoß von CO2-Emissionen in Deutschland bis 2045 auf Netto Null zu senken, erfordert von der Bau- und Gebäudewirtschaft ein signifikantes Umdenken und sofortiges Handeln. Denn mehr als ein Drittel der globalen CO2-Emissionen werden allein durch diesen Sektor verursacht. Doch selbst „Nullenergiehäuser“ kommen bislang nicht ohne Energiezufuhr von außen aus.
„Erstens fehlt es an Fachkräften. An jeder Stelle. Zweitens müssen wir uns auf den Bestand fokussieren. Da brauchen wir uns nichts vormachen. Die Branche hat einen wahnsinnigen Einfluss auf die Nachhaltigkeitsziele. Die größten Energieeinspar- und Klimaschutzpotenziale haben Bestandsimmobilien.“
Eine wichtige Rolle auf dem Weg zur Dekarbonisierung spielen aber auch die beim Bau eingesetzten Materialien, deren Herstellung oftmals einen hohen Energieaufwand benötigt. Themen rund um serielles und modulares Bauen erobern den Markt. Daneben wird der Wiederverwertung von Rohstoffen einen hohen Stellenwert beigemessen.
Futury ist auf der Suche nach Start-ups, die Lösungen anbieten. Die Plattform wirbt die Gründer in der Regel in der Frühphase ihrer Entwicklung an. Das Scouting ist aufwendig und zeitintensiv. Dabei konzentriert sich das Team primär auf den europäischen Markt, ohne den internationalen Blick zu verlieren. 2023 haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bislang mehr als 500 Startups gescreent, von denen fünf am Ende in Zusammenarbeit mit den Unternehmen als herausragend und zum Ökosystem passend eingestuft wurden. Alle Start-ups befassen sich ausschließlich mit nachhaltigen Themen, mit Lösungen für die nachhaltige Transformation.
Futury versteht sich als Corporate Accelerator, als Brückenbauer. Wie andere Accelerator auch unterstützt die Plattform Start-ups beim Aufbau von Geschäftsmodellen oder in Finanzierungsfragen. Doch der Fokus der GmbH aus Frankfurt am Main besteht darin, die Kooperation mit dem Unternehmenspartner zu lancieren.
Für viele Start-ups ist es schwer, die Zugänge zu den Unternehmen zu finden und gleichzeitig in Pilotprojekte zu marschieren. Die Unternehmen profitieren von der Innovationskraft der Start-ups und die Start-ups wiederum finden den Marktzugang. Dabei geht es nicht darum, welches Start-up das größte Wachstumspotenzial hat, sondern darum, welches Start-up die besten Antworten auf die Fragen der Industrie liefert.
„Wir bringen Unternehmen der gesamten Wertschöpfungskette zusammen. Das ist nicht nur vorteilhaft für die Start-ups. Für die nachhaltige Transformation müssen alle Ressourcen genutzt werden. Es geht schließlich darum, kollaborativ nachhaltige Lösungen für die Branche zu entwickeln.“
Der Anspruch besteht darin, jedes Start-up bestmöglich zu coachen, individuell auf die Bedürfnisse einzugehen. Hierfür gibt es keine Standards. Das Accelerator Programm läuft drei Monate. Nicht jede Idee schafft es währenddessen direkt in die Umsetzung. Nach den drei Monaten geht es darum, das aufgebaute Fundament zu stärken und fortzusetzen. Deshalb wird die Zusammenarbeit zunächst auf zwölf Monate ausgeweitet, auch aufgrund der Schwerfälligkeit der Baubranche. Themen innerhalb von drei Monaten umzusetzen, sei schlichtweg unmöglich.
Zu den unternehmensseitigen Partnern gehören unter anderem die bayerische Landeshauptstadt München, Goldbeck oder die Schwarz Gruppe. Zu letzterer gehören beispielsweise Supermarktgiganten wie Lidl und Kaufland, deren Immobilienbusiness einen wichtigen Geschäftszweig darstellt.
Ziel ist es, mit den beteiligten Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette abbilden zu können: Von der Planung, der Finanzierung und der Immobilienentwicklung, über Hersteller und Lieferanten von Baumaterialien bis hin zu Profis im Facility Management Segment. Die Immobilienbestände umfassen Wohnimmobilien, Retailimmobilien, Büroimmobilien, aber auch Logistikimmobilien.
Melissa Ott und Marcel Schemmel sind Fans aller Start-ups, die am Programm beteiligt sind. Dennoch stechen vereinzelt Gründer mit ihren Ideen und Lösungskonzepten hervor. Hierzu gehöre VePa -Vertical Parking. Das Start-up entwickelt vertikale Parktürme mit einem rotierenden Paternoster-System und einer Ladeinfrastruktur für die darin parkenden Fahrzeuge. Ein Parkturm benötigt wenig Grundfläche, kann in kürzester Zeit aufgebaut und darüber hinaus individuell und nachhaltig gestaltet werden, zum Beispiel mit PV-Anlagen oder einer begrünten Fassade.
Die Start-up-Unternehmens-Kollaboration hat viele Gesichter. Das Ende der „The Mirror“-Programmphasen ist offen und individuell. 2022 haben sich verschiedene Modelle ergeben. Es sind neue Ideen entstanden, neue Teams. Manche haben mit einer anderen Idee weitergemacht. Andere haben Vereinbarungen geschlossen, um künftig gemeinsam an der Produktentwicklung zu feilen.
Futury unterstützt nicht nur die Start-ups, sondern auch die Unternehmen, unter anderem mit weiterführenden Veranstaltungsformaten oder Recruitingmaßnahmen. 2023 hat das Team eine Karrieremesse organisiert.
„Wir sind nah an der jungen Generation dran und die hat ein wahnsinniges Engagement, sich im Bereich Nachhaltigkeit einzusetzen und innovativ zu arbeiten. Die Unternehmen machen sehr viel im Bereich Nachhaltigkeit und Innovation. Es braucht einen Kanal, um diese Message zu transportieren. Das übernehmen wir.“
Futury legt Wert auf einen offenen, transparenten und vertrauensvollen Austausch. Nur so können Barrieren und Vorurteile zwischen Neugründern und den Corporates abgebaut werden. Wer die beiden Säulen Innovation und Nachhaltigkeit nicht lebt, hat im Anwerbungsprozess keine Chance.
Für die Unternehmen zählt als dritter Faktor die Wirtschaftlichkeit. In der Baubranche wird diese gerade neu definiert: Was in den letzten zehn Jahren in der Niedrigzinspolitik funktioniert hat, bekommt jetzt neue Maßstäbe. Ein Planungsprozess, ein Bauprozess, ein Umbau – all das muss sich irgendwie lohnen.
Die Themen, die Futury setzt, haben Relevanz, bedürfen Austausch. Die Firmen können voneinander lernen, von Fehlern, aber auch von Erfolgsgeschichten. Die Programme, die das Team aufsetzt, führen nicht nur dazu, dass Piloten umgesetzt werden. Ideen werden nach vorne, Steine ins Rollen gebracht. Menschen kommen zusammen. Menschen mit ähnlichen Zielen. Menschen, die nicht nur reden, sondern machen wollen. Was bei diesen Treffen passiert, sei vergleichbar mit einem Klassentreffen: Personen, die sich kennen, neue Personen, die dazukommen, die aufgenommen werden und die gemeinsame Vertrauensbasis hat, Ideen umzusetzen.
Das Startup VePa Vertical Parking baut Parktürme als nachhaltige Variante zur Flächenversiegelung am Boden. Alles, was sie dazu brauchen: 45 Quadratmeter. Was sie dafür bieten: 12 vertikal angeordnete und individuell ausgestaltete PKW-Stellplätze mit einer Ladeinfrastruktur für E-Autos. Wie der Parktower funktioniert, erklärt David Schön als einer der Gründer im DIGITALWERK Podcast.
Auf den Straßen tummeln sich die Fahrzeuge. Das Auto ist des Deutschen heilig – zumindest laut Statistik. Seit 1991 nimmt der Kraftfahrzeugbestand in der Bundesrepublik kontinuierlich zu, allein in den vergangenen 15 Jahren laut Umweltbundesamt um knapp 21 Prozent. Zum Stichtag 01. Januar 2023 wurden in Deutschland 48,8 Millionen angemeldete Pkw verzeichnet. Insbesondere der Anteil an Elektrofahrzeugen wächst rasant und hat sich in den letzten zwei Jahren mehr als verdreifacht.
Autos brauchen Platz, LKWs noch mehr und Elektrofahrzeuge zusätzlich eine Ladeinfrastruktur. Und wenn diese Fahrzeuge gerade nicht in Bewegung sind, benötigen sie einen Ort, an dem sie problemlos verweilen können. Normalerweise sehen Parkplätze so aus: Es gibt eine große unbebaute Fläche, auf der Stellplätze parallel, schräg versetzt oder im Fischgrätenmuster angelegt sind. In Deutschland obliegt die Definition der Parkplatz-Parameter den einzelnen Bundesländern. Das Problem: Parkplätze versiegeln Flächen. Flächen, die insbesondere in Großstädten und Metropolen durchaus anderweitig genutzt werden könnten. Vielerorts entstehen Tiefgaragen. Diese sind jedoch sehr kostenintensiv und wenig ressourcenschonend.
Warum also nicht einfach das Muster ändern und Parkplätze in die Höhe bauen? Das Team von VePa Vertical Parking aus München überdenkt das reguläre Parkkonzept und entwickelt vertikale Parktürme. Als einer der Firmengründer war es David Schön ein Anliegen, eine innovative, flexible und nachhaltige Alternative zu bestehenden Stellplatzvarianten zu entwickeln, damit vorhandene Flächen effizienter genutzt werden können.
Auf einer Grundfläche von 45 Quadratmetern können in dem von dem Start-up designten VePa Turm aktuell bis zu zwölf Autos parken. Das System funktioniert nach dem Umlaufprinzip und beruht auf der Paternoster Technologie. Der Paternoster ist eigentlich ein klassischer Personen-Umlaufaufzug, in dem typischerweise bis zu zwei Menschen pro Kabine Platz finden. Die jeweiligen Einzelkabinen hängen an Ketten. Sie lassen sich im stetigen Umlauf steuern.
In den Parktürmen treibt ein sparsamer Elektromotor die einzelnen Plattformen an, die dann rotierend auf kleiner Grundfläche Stellplätze in der Vertikalen schaffen. Die Integration von Ladesäulen ist beim modularen Aufbau des Towers ebenso möglich wie die Berücksichtigung von Stellplätzen für Fahrräder, E-Bikes oder Motorräder.
Der VePa Tower soll Platzprobleme lösen, ist geeignet für Wohnimmobilien, aber auch für Firmen, die Stellplatzlösungen für Kunden oder die eigenen Mitarbeiter suchen. Der erste Interessent war ein Energieversorger, der einen sehr kleinen Mitarbeiter-Parkplatz hatte und die Kapazität erhöhen wollte. Die Idee war da, wurde für gut befunden, doch an der Umsetzung hakte es zunächst. David Schön und sein Mitgründer Simon Schubnell steckten zu diesem Zeitpunkt noch mit beiden Beinen im Studium. Abends widmeten sie ihre Zeit den Parktürmen.
„Das hat vorne und hinten nicht funktioniert. Es gab kein Produkt und damit auch keine Aussicht auf eine Baugenehmigung. Aber irgendwie hat es uns nicht losgelassen. Wir haben Kundenakquise betrieben, um tiefer in das Thema einsteigen zu können, und in jedem Klinikum in Deutschland angerufen, um unser Parkkonzept zu vermarkten.“
Die Idee fand Anklang. Denn für die zwölf Stellplätze in der Vertikalen braucht es dieselbe Grundfläche wie für zwei Stellplätze am Boden. Der Faktor liegt damit bei sechs. Die Kosten des Turmes liegen aktuell bei etwas mehr als einer halben Million Euro für zwölf Stellplätze. Die Investitionen können seitens des Eigentümers durch Parkgebühren oder eine Stellplatzmiete über die Betriebsjahre gedeckelt werden. Zusätzlich können Einnahmen durch Ladestrom, durch Services wie eine DHL Box oder durch einen Battery Check Service generiert werden. Zeitgleich könnte der Turm als Werbeträger genutzt werden.
Das Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München hat angebissen. Bei jedem Bauprojekt müssen Stellplätze nachgewiesen werden. Die Klinik suchte eine platzsparende Lösung für ihren Innenhof. Nach einem Gespräch mit dem Bauleiter des Klinikums war klar: Lasst die Projektplanungen beginnen! Mit einer Maschinenbaufirma als Partner und dem damaligen technisch versierten dritten Mitgründer, wurde die Entwicklungsphase eingeleitet.
Zwei Jahre sind seitdem vergangen. Das Projekt am Klinikum wurde nicht realisiert. Doch das Produkt erhielt seinen Feinschliff. VePa baut Urban Mobility Hubs, Türme mit geringem Footprint und der Möglichkeit, bei Bedarf alle zwölf Fahrzeuge in dem Turm gleichzeitig laden zu können. Diese Ladestruktur zu ermöglichen, war eine große Herausforderung, da sich die Plattformen im Paternoster bewegen. Wie gelangt also der Strom dorthin, wo er benötigt wird? Die von David Schön und Co. erarbeitete Idee steckt derzeit im Patentprozess. Ende 2023 soll der erste Turm mit der entsprechenden Ladeinfrastruktur stehen.
Der Parkturm ist einerseits ein Bauwerk und auf der anderen Seite eine Maschine. VePa liefert damit zwei in eins aus einer Hand, bündelt die bauliche und die technische Lösung. Derzeit führen die Gründer vornehmlich Gespräche mit Wohnbaugesellschaften und Projektentwicklern. Diese müssen je Wohnung eine bestimmte Anzahl an Stellplätze nachweisen. Wie viele, definieren die Kommunen.
Weil die Flächen knapp sind, wurden in den vergangenen Jahren vor allem Tiefgaragen realisiert. Für Nachverdichtungen in bestehenden Quartieren ist dies problematisch. Bei einer Aufstockung vorhandener Wohnimmobilien können keine weiteren Stellplätze nachgewiesen werden. Eine weitere Tiefgarage zu bauen, ist kostenintensiv und ein Desaster für die Umwelt. VePa ist eine flexiblere Lösung, die darüber hinaus 98 Prozent nachhaltiger ist als die Stellplätze in der Tiefgarage. Perspektivisch ist auch denkbar, den Parktower unter die Erde zu bringen. Doch das ist bislang Zukunftsmusik.
Der Parkturm kann innerhalb von zwei Wochen aufgebaut werden. Genutzt werden vorproduzierte Fertigteile. Für die Wartung und bei Störungen im laufenden Betrieb arbeiten die Gründer mit der DB AG zusammen. Auch für die Produktion der Fertigteile, die in Deutschland erfolgt, konnte ein weiterer Partner gewonnen werden. Maschinenbaulieferanten fertigen zudem auf Bestellung nach VePa-Plänen das Produkt.
Die Gestaltung der Fassade des Towers ist flexibel. Sie soll funktional sein, Energie produzieren - beispielsweise durch den Einsatz von PV-Anlagen - oder die Städte kühlen, CO2 binden, zum Beispiel durch Begrünung. So zumindest der Anspruch.
Genauso schnell wie der Parkturm aufgebaut werden kann, kann er auch wieder abgebaut werden. So kann flexibel auf Bedarfe reagiert werden. Wird der Tower nicht mehr benötigt, wird er zurückgebaut. Die Teile können wiederverwendet werden, genauso wie die Fläche, auf die der Turm bislang stand.
Derzeit besteht das Team von VePa aus elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die meisten von ihnen sind Werkstudenten und Werkstudentinnen. Finanziert wird die Firma durch zwei Investoren, die bislang knapp eine Million Euro in das Start-up gesteckt haben. 2023 werden die vier ersten Projekte umgesetzt, das heißt, es ist das erste Operationsjahr des Unternehmens. Zwei der Projekte werden in München realisiert, eins ins Berlin. Letzteres wird im Stadtteil Friedrichshain verwirklicht - als Vorhaben zur Verbesserung des Wohnumfeldes. Auf 600 Quadratmetern entstehen anstelle eines weiteren Wohnblocks, ein Spielplatz, eine Grünoase und gleich fünf Parktürme.
Für die Baugenehmigungsverfahren kalkulieren die Gründer rund fünf Monate ein, unabhängig vom Standort. Neben der Baubranche sind Infrastruktur-Partner für VePa interessant.
„Es wird immer Kunden geben, die den Turm kaufen, um ihr Stellplatzproblem zu lösen. Eine andere Idee ist die Zusammenarbeit mit einem Infrastrukturanbieter, der die Betreibung übernimmt. Das ist kapitalintensiver auf der Projektseite, hat aber dafür auch bessere Returning revenues. Mit einem Turm kannst du im Schnitt über 150.000 € Umsatz im Jahr machen.“
David Schön und sein Team leben die Idee vom vertikalen Parkturm. Egal, welche Rückschläge auf sie zukommen, sie werden weitermachen - auch wenn ein zwei Millionen Deal wie der mit dem Klinikum rechts der Isar von jetzt auf gleich platzt. Das Geschäft wurde seinerzeit mit einem Handschlag besiegelt. Was die Gründer daraus gelernt haben? Bevor die Tinte unter dem Vertrag nicht getrocknet ist, gibt es kein Bier.
- Warum künftig nur noch vertikal geparkt wird (00:04:51)
- Wie der Strom dort hinkommt, wo er gebraucht wird (00:08:10)
- Welche Projekte bei VePa 2023 auf der Agenda stehen (00:19:29)
- Wie sich der Parking Tower refinanziert (00:24:15)
- Warum ein Handschlag manchmal wenig zählt (00:32:18)
Prof. Amandus Samsøe setzt sich in seinen unterschiedlichen Funktionen für mehr Nachhaltigkeit ein. Er ist der Meinung, dass Nachhaltigkeit die Basis für unser aller Tun sein muss. Ganz besonders als Architekt:in hat man die Möglichkeit einen wirklichen Beitrag zu leisten.
Ursprünglich hätte Amandus Samsøe Sattler lieber Kunst studiert. Gut, dass er es nicht gemacht hat, denn er hat, als Partner bei Allmann Sattler Wappner, eines der größten Architekturbüros Deutschland aufgebaut, ist Professor für Architektur und zudem noch Präsident der DGNB. Nun hat er sich entschieden, noch mal neu zu gründen, das ensømble studio architektur in Berlin.
Früh hat Amandus Samsøe Sattler begonnen, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Begonnen hat alles im Studium, gefolgt vom ersten Job in einem Zimmereibetrieb, in der Holzbauten nach amerikanischem Vorbild gebaut und geplant wurden. Schnell erkannte er, dass Nachhaltiges Bauen kein Trend oder Modewort sein darf und vor allem in der Baubranche, der Planung, Errichtung und dem Betrieb von Gebäuden ein unglaubliches Potenzial steckt.
„Ich habe immer gedacht: Ja, gut, kein Schnitzel, kein SUV, kein Flug, da kann man CO2 sparen. Aber wirklich gespart werden kann, wenn ich ein Haus umbaue, anders oder vielleicht gar nicht baue.“
Als Architekt:in hat man, Amandus Samsøe Sattlers Meinung nach, also einen großen Einfluss.
„Wir werden am wirksamsten, wenn wir die Prinzipien des nachhaltigen Bauens in unserer Arbeit umsetzen.“
In seiner Funktion als Professor, aber auch bei seiner Arbeit als Architekt beschäftigt er sich viel mit dem Bauen im Bestand, Nachverdichtungen, Umnutzungen und Umbauten. Viele Dinosaurier wie alte Parkhäuser, leer werdende Kaufhäuser bieten ein unglaubliches Potenzial.
Als Partner von Allmann Sattler Wappner hat Amandus nach eigenen Aussagen gut 20 Jahre lang geackert, wie ein Ochse. Dann stellte sich langsam der Erfolg ein. Heute beschäftigt das Büro über 150 Mitarbeitenden, man könnte also sagen, das Ackern hat sich gelohnt.
Ein Schlüsselprojekt für das Architekturbüro war die Herz Jesu Kirche in München. Ein komplett verglastes Gebäude, innen mit Holzlamellen ausgestattet, für die der Funktionserhalt im Sommer und im Winter simuliert werden musste.
Vor allem der Sommer stellte eine Herausforderung dar. Eine Klimaanlage kam nicht in Frage, also wurden verschiedene Maßnahmen kombiniert z.B. eine natürliche Entwärmung. Bei diesem Prinzip wird Außenluft unter dem Gebäude, durch die Kirche hindurchgeführt und oben ausgeleitet. Die aufgestaute Wärme wird von der Luft mitgenommen. Auch eine Grundwasserkühlung, also ein Wärmetauscher im Grundwasser, wurde eingesetzt, um den Boden und die Decke zu kühlen. Selbstverständlich wurde auch Verschattung eingesetzt.
Und genau hier liegt das Geheimnis des nachhaltigen Bauens: Die individuelle, standortbezogene Kombination mehrerer Maßnahmen führt zum Ziel.
Weil Amandus Samsøe Sattler sich weiterhin genau mit solch innovativen Lösungen beschäftigen wollte, die ohne viel Strom oder High Tech auskommen, hat er sich entschieden, noch einmal neu zu starten.
Als Berater oder auch als Planer setzt er nun Projekte um, die seine Herzensthematik, das nachhaltige Bauen, in den Fokus stellen.
„Ich habe neu gegründet, weil ich jetzt radikaler und eindeutiger nur Projekte machen möchte, die wirklich neue Dinge ausprobieren“
So betreut er aktuell den Umbau eines alten Parkhauses zu einem Hotel, in Berlin. Alte Bauteile wie Rampen oder Decken werden aus dem Parkhaus ausgebaut und in einem Holzhybridbau, der im Hinterhof neu entsteht, wiederverwendet.
Auch Materialien aus dem Nachbargebäude, einem alten Karstadt, finden in dem Gebäude eine neue Verwendung. So werden alte Rolltreppenstufen als Fassadenelemente eingesetzt. Diese haben natürlich eine besondere Form, Rillen und eine gewisse Materialstärke, die an der Fassade zunächst ungewohnt wirkt. Die Halterung benötigt außerdem eine individuelle Zulassung und ein Zertifikat, das Kosten und Aufwand erfordert. Dieser lohnt sich aber, denn durch die Wiederverwendung der Materialien wird eine enorme Menge CO2 eingespart.
Bei der DGNB – der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen übernimmt Amandus Samsøe Sattler seit 2015 die Rolle des Präsidenten.
Das Ziel bei Gründung der DGNB war es, alle Player der Immobilienwirtschaft und der Bauwirtschaft zu vereinen und gemeinschaftlich an Projekten zu arbeiten. Heute wird es genau so praktiziert. Die Mitglieder sind Hersteller, Investoren, Architekten und Ingenieure.
Auch wenn der Gedanke des nachhaltigen Bauens noch nicht in allen Köpfen angekommen ist, so gibt es Projektentwickler oder auch Unternehmen, die einen großen Wert auf die Zertifizierung ihrer Gebäude legen – unabhängig von Preis und Aufwand.
Dieser hält sich, im Vergleich zu den Projektkosten, meistens in Grenzen. Vor allem der Auditor, der die Planung und die Errichtung des Gebäudes als Fachplaner begleitet, erzeugt die Kosten. Die DGNB prüft dann im Anschluss das Gebäude und stellt das Zertifikat aus.
Zur DGNB ist Amandus Samsøe Sattler zunächst mit einem Anliegen gekommen. 2009 entwickelte er für Audi einen Showroom nach einem Baukastenkonzept. Dieser wurde 800-mal gebaut, weltweit aufgestellt und sollte zertifiziert werden.
In Stuttgart wurde damals ein solches Zertifikat für Handelsbauten entwickelt und er wollte mitwirken. Gut hundert Personen aus allen Bereichen der Bau- und Immobilienwirtschaft erarbeiteten dieses Zertifikat gemeinsam und brachten es dann auch auf die Straße.
Als er merkte, dass in der Architektenschaft die Annahme vorherrschen, dass sich Ästhetik und Nachhaltigkeit ausschließen, war sein Ehrgeiz gepackt.
Bis heute versteht er es als seine Aufgabe Menschen, Studierende, aber vor allem Kolleginnen und Kollegen, über die Möglichkeiten des nachhaltigen Bauens zu informieren und aufzuklären.
Mit heute gut hundert Mitarbeitenden kümmert sich die Gesellschaft um die Zertifizierung unterschiedlicher Gebäudetypologien, die Zertifizierung des Bestandes, von Baustellen oder des Rückbaus. Zudem organisiert der Verein viele Initiativen, wie z.B. die Phase Nachhaltigkeit, an denen man auch ohne Mitgliedschaft umsonst teilnehmen kann. Außerdem sind Wissensvermittlung und Wissensstiftung zwei ganz große Themenbereiche des Vereins.
Wir sind deshalb stolz darauf, dass DIGITALWERK die DGNB bei der Konzeption und Umsetzung eines neuen E-Learning-Konzeptes unterstützen konnte.
Amandus Samsøe Sattler glaubt, dass vor allem die Finanzkrise 2008 dafür verantwortlich ist. Gebäude als Anlageobjekt waren eine von wenigen noch lukrativen Optionen, allerdings nur bei einem geringen Risiko. Mit neuen Bauarten oder Materialien wurde so gut wie gar nicht experimentiert. Gesetze und Normen lähmen uns zusätzlich.
„Wir brauchen Mut und wir müssen es jetzt machen! Wir haben lang genug geredet und uns lange genug gefürchtet - jetzt ist es so weit!“
Beim Nachhaltigen Bauen, so sagt Amandus Samsøe Sattler, geht in erste Linie auch darum, sich mit dem Gedanken der Suffizienz - also der Frage nach dem richtigen Maß - auseinander zu setzen.
Muss in einem Hotel wirklich eine Klimaanlage vorhanden sein, die das Zimmer auf 18 Grad herunterkühlt? Brauchen wir immer mehr Komfort in unseren Gebäuden? Müssen Gebäude an allen Orten der Welt gleich aussehen?
In der Schweiz, in Dänemark, Belgien und Holland sind bereits viel mehr nachhaltige Projekte umgesetzt worden, die zum Teil mit Forschungsteams begleitet wurden, sodass Maßnahmen und deren Erfolge nachvollziehbar sind.
Auch die Dokumentation der verbauten Materialien in beispielsweise einem Gebäude-Ressourcen-Pass ist ein wichtiger Bestandteil des nachhaltigen Bauens. Nur durch die Information darüber, welche Materialien in einem Gebäude verbaut werden, kann die richtige Instandhaltung, der Rückbau oder eine Wiederverwendung geplant und umgesetzt werden.
„Bei Neubauten muss der Gebäude-Pass zum Standard werden. Das steht auch im Koalitionsvertrag der Regierung. Aber so wahnsinnig viel ist noch nicht passiert.“
Eine Arbeitsgruppe, in der auch Amandus Samsøe Sattler mitgewirkt hat, hat nun einen solchen Gebäuderessourcen Pass entwickelt.
Andreas Wende gehört zu Deutschlands gefragtesten Strategieentwicklern im Immobiliensektor. Sein Erfolgsrezept fußt auf Leidenschaft, Wissbegierde und dem Drang nach Veränderung. Warum er so viel von Start-ups hält und wie Remote-Arbeit die Innenstädte verändern wird, verrät er im DIGITALWERK Podcast.
Wo liegt eigentlich Meppen? Die Geschichte von Andreas Wende beginnt in Niedersachsen, als Junge vom Land. In der rund 35.000 Einwohnerinnen und Einwohner starken Gemeinde im Landkreis Emsland aufgewachsen, zog er aus, um schnellen Autos nachzujagen und anschließend beim größten Telekommunikationsunternehmen Europas, der Deutschen Telekom, als kaufmännischer Leiter für Norddeutschland einzusteigen. In diesen zwölf Jahren entdeckte er über viele Umwege seine Liebe zu Immobilien. Andreas Wende ist kein Freund von Routine, von ständigen Wiederholungen und immer gleichen Tagesabläufen.
Wenn es zu einfach wird, wird es langweilig. Er braucht eine Chance zum Scheitern.
Bei der Telekom hat Andreas Wende gelernt, Verantwortung zu übernehmen und ein Team zu führen. Zu diesem Zeitpunkt war er ein junger Mann, Ende Zwanzig. 2008 kaufte STRABAG SE die Facility Management-Tochter der Deutschen Telekom. Die Deutsche Telekom Immobilien und Service GmbH verzeichnete 2007 ein Umsatzvolumen von rund einer Milliarde Euro. Dahinter standen seinerzeit zirka 6.240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Andreas Wende hat diesen komplexen Deal und begleitete Change-Prozesse eingeleitet. Sein Credo: Entwicklung ist nur durch Veränderung möglich. Zu sehen, wie sich Organisationen, wie sich Teams und Menschen entwickeln, über sich hinauswachsen, bereitet ihm noch heute Freude. Er hat damals die Möglichkeit bekommen, in die Deutsche Telekom Immobilien und Service GmbH zu wechseln und die Chance ergriffen. Bereut hat er diese Entscheidung nie.
Wo wollen wir hin? zählt zu den zentralen Fragen innerhalb des Konzerns.
Auf dem Weg zum Ziel sind Fehler erlaubt. Nur das Ziel darf nicht aus den Augen verloren werden. Dieser Grundsatz hat Andreas Wende letztlich auch dazu motiviert, sich intensiv mit Start-ups auseinanderzusetzen.
Am Tag der Lehman Brothers Pleite, am 15. September 2008, hat Andreas Wende einen neuen Arbeitsvertrag beim international tätigen Beratungsunternehmen für Immobilien Jones Lang LaSalle, besser bekannt als JLL, unterschrieben. Er saß mit Christian Ulbrich in Paris und wurde von den Ereignissen überrollt. Vor ihm stand die Aufgabe, ein Unternehmen weiter mitaufzubauen, inmitten einer der größten internationalen Finanzkrisen, die es in der Geschichte jemals gegeben hat.
Veränderungen zu leben, bedeutet auch immer ein Risiko einzugehen, die Komfort-Zone zu verlassen. Andreas Wende war fünf Jahre bei JLL, als er schließlich ein Angebot von einem Wettbewerber bekam. Er nahm es an, begleitete wieder den Aufbau einer Firma. In seinen Mitt-Vierzigern stand für ihn letztlich fest: Jetzt ist der Zeitpunkt, mehr an die Start-ups zu denken.
Von Start-ups lernen heißt, tradierte Sichtweisen in Frage zu stellen. Andreas Wende lernte wunderbare Menschen kennen und investierte in verschiedene kleine Firmen. Ausgelastet hat ihn das nicht. Er wollte weiter selber mit Kunden arbeiten. also wurde er geschäftsführender Gesellschafter bei NAI Apollo. Das Unternehmen aus Frankfurt bietet Beratungen in allen immobilienwirtschaftlichen Angelegenheiten an.
„Das hat riesen Spaß gemacht, noch unternehmerischer zu sein, deutlich unternehmerischer. Und dann kam Corona. Wir haben es geschafft, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Bord zu halten, den Umsatz auszubauen, Geld zu verdienen. Das war toll. Doch Corona hat auch mich verändert.“
Für ein Meeting mit Kunden, mal eben nach London oder Los Angeles zu fliegen, habe er nicht mehr nötig. Selbst das Pendeln von Hamburg in andere deutsche Großstädte habe für ihn keine Priorität mehr. Corona hat ihm gezeigt, dass es auch gar nicht mehr nötig ist, zumindest nicht in der Kundenakquise und -betreuung.
Von einem Geschäftsführer hingegen werde es erwartet, für das Team ansprechbar zu sein – und zwar nicht nur auf digitalem Weg. Andreas Wende hat angefangen, zwei Nachfolgerinnen zu finden und diese auf ihrem Weg in die Geschäftsführung zu begleiten. Parallel dazu hat er die Arena-Gruppe aufgebaut. Dort ist er weiterhin Geschäftsführer.
Menschen faszinieren ihn. Er möchte verstehen, was sie antreibt, was sie motiviert? Gibt es ein Brennen für die Sache, für die Aufgabe, für ein Produkt? Potenziale sieht er in denjenigen, die leidenschaftlich handeln, die keine Angst haben, vor Kunden, vor Kolleginnen und Kollegen, vor Immobilien. Und das alles muss sichtbar sein, in leuchtenden Augen.
In den Augen von Andreas Wende brennt die Veränderung. Veränderung in Organisationen, in Menschen zu sehen, das Lächeln eines Kunden zu erleben, wenn dieser merkt, dass sein Berater für ihn da ist, an seiner Seite steht. Sein Antrieb ist die Identifikation mit dem Produkt, mit dem Menschen, mit dem Team. Wer gut sein will, braucht Emotionen.
Diese Leidenschaft, das Herzblut, die Liebe bemerkt Andreas Wende immer wieder in der Start-up-Szene. Gerade in Deutschland gäbe es immer wieder bemerkenswerte und faszinierende Ausgründungen mit vorbildlicher Entwicklung. Zu ihnen gehört auch die Firma Allthings, die sich als offene Integrations - und Orchestrierungsplattform für eine Vielzahl von digitalen Lösungen für die Immobilienbranche einen Namen gemacht hat.
Andreas Wende ist an allen Themen interessiert, die in die Immobilienbranche drängen: Von der Kommunikation mit Kunden oder Mietern bis zu KI-basierten Technologien und anderen Digitalisierungstrends. Wenn ihn ein Thema begeistert, sieht er ein Investment-Potenzial – finanziell wie emotional. Entscheidend ist die hohe Identifikation mit einem Thema. Ist diese vorhanden, dann ist er bereit, dafür Tag und Nacht zu arbeiten.
Nicht jedes Investment ist ein Volltreffer. Etwa 20 Prozent der Start-ups, die Andreas Wende unterstützt hat, sind in der Vergangenheit mit ihren Ideen und Ansätzen gescheitert. Und wenn es bis Ende des Jahres dabei bleibt, sei dies ein guter Turn. Zahlreiche Jungunternehmen durchleben derzeit eine schwierige Phase aufgrund wackliger Refinanzierungen. ESG- und weitere Nachhaltigkeitsaspekte binden Manpower, so viel, dass anderen wichtigen Themenfelder wie der Digitalisierung weniger Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hier seien die Miteigentümer und Investoren als Stützen gefragt.
Das nächste Thema werde das Thema KI sein. Die Erprobungsphase ist vorbei. Nun geht es darum, wie KI operativ im Tagesgeschäft eingesetzt wird. Im Immobilien-Segment ist ein Einsatz in der Wartung, Instandhaltung und dem allgemeinen Management durchaus denkbar. Dies meint auch die Organisation von Häusern.
„Warum nicht bereit sein, etwas auszuprobieren? Es ist okay, wenn man feststellt, dass es ein Fehler war. Mutig ist auch, mal falsch abzubiegen. Das größte Risiko, das die meisten Start-ups haben, ist, dass sie nicht in ein Dauergeschäft reinkommen, sondern letztendlich im Projektgeschäft stehen bleiben.“
Aktuell befinde sich der Markt in einer Phase der Bereinigung und Konsolidierung. Investoren sind noch nicht bereit, die Preise, die für die Bewertung von Unternehmen aufgerufen wurden, zu zahlen. Sie fordern einen deutlichen Discount. Reibereien zwischen Startups und Investoren sind vorprogrammiert. Altgesellschafter haben ein Riesenproblem mit der Verwässerung des Wissens: Wie viel haben sie investiert? Wie viel war die Firma mal virtuell wert? Und wie viel sie heute wert? Dies betrifft ebenso Immobilienthemen. Eine Immobilie, die vor zwei Jahren in Berlin für das 40-fache ihres Wertes angeboten wurde, erzielt längst nicht mehr den entsprechenden Kurs.
Für Andreas Wende stellt sich die Frage: Wie kann ich Kapital, sei es in Immobilien oder Unternehmen, auch anders investieren? Bei einem dauerhaften Zinssatz von drei bis 3,5 %, wird sich ein deutlicher Discount gegenüber vor zwei Jahren in Bezug auf Werte von Immobilien, aber auch von Unternehmen ergeben. Diese Situation müsse jedem bewusst werden. Aussagen, dass ab Sommer alles besser werde, nimmt er nicht ernst. Er geht davon aus, dass der Zins bleibt. Der Konflikt: Der gleiche Verkäufer will immer noch einen hohen Preis haben.
Ist eine Büroimmobilie noch genauso sicher, wie sie es vor zehn Jahren, vor fünf Jahren oder vor zwei Jahren war? Wird sie noch genauso genutzt? Arbeitswelten wandeln sich spätestens seit Corona brutal. Und die Environmental Social Governance führt dazu, dass sich Immobilien- und Unternehmensentscheidungen komplett verändern. Hinzu kommen politisch definierte Regularien, die festlegen, wie Immobilien gebaut werden. Das System sorge dafür, dass nicht immer die besten Immobilien gebaut werden.
„Die Arbeitsstätten-Richtlinie ist ein Hemmnis für die zukünftige Entwicklung von Deutschland. Das muss uns ganz bewusst sein. Ansonsten bauen wir immer noch die gleichen Immobilien, wie vor 20 Jahren, nur ein bisschen netter, was die Architektur angeht.“
Andreas Wende ist sich sicher: Veränderungen werden kommen. Sei es die Vier-Tage-Woche in der Arbeitswelt, die letztlich auch Auswirkungen auf Büro-Immobilien hat, oder der Wunsch von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, 50 % ihrer Arbeitszeit remote zu verbringen. Die Arbeitsformen der Unternehmen verändern sich massiv. Dies hat Auswirkungen darauf, wie die Unternehmen zukünftig ihre Büros wahrnehmen und welche Qualitäten diese haben werden.
Letztlich führt dies auch dazu, dass sich die Städte dann auch komplett verändern. Die Innenstädte, die Gastronomie und Einkaufsmeilen werden darunter leiden. Es reiche nicht, Tischtennisplatten aufzustellen und zu sagen, jetzt müssen alle Tischtennis auf der Friedrichstraße spielen. Stadtentwicklung muss konzeptionell neu gedacht werden. Denn Veränderung gelinge nur durch Mitnehmen, indem die Menschen für ein Thema gewonnen werden – eine der Stärken von Andreas Wende.
- Warum Andreas Wende immer wieder seine Komfort-Zone verlässt (00:03:36)
- Wie Corona alles verändert hat (00:13:29)
- Warum die Baubranche in der Konsolidierungsphase steckt (00:30:54)
- Wie Regularien die Immobilienentwicklung blockieren (00:34:16)
- Warum Stadtentwicklung mehr ist als eine Tischtennisplatte (00:36:06)
Die BAU Messe in München ist ein wichtiges Ereignis für Trends, Produkte, Materialien und Technologien im Bauwesen. Nachhaltigkeit war ein zentrales Thema, und viele Aussteller präsentierten Lösungen zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks von Bauprojekten. Es gab innovative Produkte wie selbstheilende Dichtungsbahnen und Diskussionen über einfache Gesetzgebung und schnelle politische Entscheidungen. Unternehmen wie die Lindner Group und die Meesenburg Großhandel KG betonten die Bedeutung von Nachhaltigkeit in ihren Produkten und Beziehungen zu Kunden und Mitarbeitern. Es wurden auch Diskussionen und Workshops zu Nachhaltigkeit organisiert. Insgesamt hat die BAU Messe München 2023 das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Bauindustrie gestärkt und gezeigt, dass umweltfreundliches Bauen möglich ist. Highlights der Messe finedt ihr auf unserem YouTube-Kanal.
Die BAU Messe in München ist DAS Ereignis für die neuesten Trends, Produkte, Materialien, Entwicklungen und Technologien im Bauwesen.
In den letzten Jahren ist das Thema Nachhaltigkeit in der Bauindustrie immer wichtiger geworden und genau deshalb haben wir uns auf die Suche begeben und mit den Herstellern gesprochen, um herauszufinden, wie viel Nachhaltigkeit wirklich in der Branche, in den einzelnen Produkten steckt.
Die Messe brachte eine Vielzahl von Ausstellern und Experten zusammen, die ihre Erfahrungen und ihr Wissen teilten, um unter anderem die Nachhaltigkeit im Bauwesen voranzutreiben. Verschiedene Produkte und Lösungen wurden ausgestellt, die dazu beitragen können, den ökologischen Fußabdruck von Bauprojekten zu reduzieren. Uns ist aufgefallen, dass viele Unternehmen verstanden haben, dass man das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus stellen und seine Kunden gedanklich mit auf diese Reise nehmen muss. Dementsprechend sind uns viele Stände ins Auge gestochen, die mit einer Botschaft auf die Messe gekommen sind: Nachhaltigkeit ist für uns kein reines Buzzword!
Da es bei der Messe vor allem um Produkte und Materialien geht, war es nicht verwunderlich, dass die Verwendung von umweltfreundlichen und ressourcen-schonenden Bauweisen im Fokus stand.
So haben wir beispielsweise bei Sika die selbstheilende Dichtungsbahn bestaunt, die kleine Defekte in einer Kunststoffdichtungsbahn auf Flachdächern wie von Zauberhand schließt. Dadurch kann die Abdichtung erhalten bleiben und muss nicht ausgetauscht werden.
Auch bei Schüco gab es einige Denkanstöße. Thomas Lauritzen, Pressesprecher der Schüco International KG sagt:
“Wir reden zu viel und wir machen zu wenig! [...] Wir sind zu kompliziert.”
Bei Schüco wird bereits im Entwicklungsprozess entschieden:
- Wie baue ich ein Produkt am Ende seines Lebenszyklus wieder auseinander?
- Welche Materialien kann ich wie trennen?
- Welche Materialien können wieder eingesetzt werden?
- Wie kann Energie im Betrieb gespart werden?
Zudem ist er der Meinung, und da ist er sicherlich nicht allein: Wir brauchen eine einfache Gesetzgebung und schnellere Entscheidungen in der Politik.
Auch Veronika Lindner, Geschäftsführerin der Lindner Group hat mit uns über Ihre Definition von Nachhaltigkeit gesprochen.
Für das Unternehmen bedeutet Nachhaltigkeit einen minimalen und effizienten Materialeinsatz. So hat die Lindner Group zum Beispiel Miet- und Rücknahme Modelle für die eigenen Produkte ins Leben gerufen.
Martin Meesenburg, Geschäftsführer der Meesenburg Großhandel KG, wird täglich von seinen vier Kindern gechallenged:
“Papa, das muss nachhaltig sein”.
Und genau deshalb lebt das Unternehmen seit 10 Jahren Nachhaltigkeit langfristig in den Beziehungen zu Kunden und Mitarbeitern und arbeitet an der Langlebigkeit von Materialien und Produkten.
Auf der BAU Messe München 2023 wurden auch Diskussionen und Workshops zu Nachhaltigkeit organisiert. Hier konnten sich die Besucher mit Experten austauschen und sich über Best Practices und zukünftige Entwicklungen informieren.
Insgesamt war die BAU Messe München 2023 eine großartige Gelegenheit, die neuesten Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeit und Bauwesen zu erkunden.
Die Messe hat unserer Meinung einen großen Teil dazu beigetragen, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Branche zu erhöhen und zu zeigen, dass es möglich ist, Gebäude zu bauen, die nicht nur schön, sondern auch umweltfreundlich sind.
Ihr konntet nicht dabei sein?
Kein Problem! Auf unserem YouTube Channel findet ihr die Highlights zusammengefasst.
Im DIGITALWERK Podcast sprechen wir mit Thomas Wagner über die aktuellen Herausforderungen im Handwerk, was die Politik beitragen kann, um diese zu lösen und welches Potenzial die Digitalisierung mit sich bringt, um das große Ziel zu erreichen: Das Handwerk wieder sexy zu machen.
Thomas Wagner ist kein unbekanntes Gesicht im DIGITALWERK Podcast. Schon 2020 war er bei uns zu Gast und hat uns verraten, mit welchen Herausforderungen das Handwerk zu kämpfen hat.
Nun sind knapp drei Jahre vergangen und Thomas Wanger erzählt, dass die Herausforderungen nicht weniger, sondern eher größer wurden.
Zum Fachkräftemangel, der nach wie vor ganz oben auf der Tagesordnung steht, haben sich jede Menge gesellschaftliche Entwicklungen gesellt, die zur Herausforderung werden.
Urbanisierung, steigende Zinsen, Auftragsrückgang. Dass beispielsweise Vonovia Anfang des Jahres verkündet hat, 2023 keine Neubauprojekte zu starten, scheint nur ein Beispiel zu sein, das zeigt: Die fetten Jahre sind vorerst vorbei - oder legen zumindest eine Pause ein.
Gute Nachrichten fürs Handwerk gibt es (zumindest auf den ersten Blick) aus der Politik. Mit seinem Ziel, bis 2030 6 Millionen Wärmepumpen einzubauen, schafft Robert Habeck jede Menge neue, zukunftsträchtige Aufträge für Handwerker. Doch was auf den ersten Blick durchaus positiv klingt, fällt für Thomas Wagner im Realitätscheck durch:
“Wenn wir uns vor Augen führen, dass ich aktuell als Privatkunde oder vier Monate warte, bis überhaupt ein Heizungs- und Sanitärmonteur zu mir nach Hause kommt, dann stelle ich mir die Frage: Wer soll da überhaupt dieses Ziel erreichen?”
Als die B&O Services GmbH ist mit dieser Problematik täglich konfrontiert. Denn auch wenn die Auftragsbücher nach wie vor gefüllt sind, fehlen weiterhin ausreichend Fachkräfte, um die Arbeiten durchzuführen - Tendenz steigend.
“Wenn wir 1 Million Schäden in deutschen Wohnungen pro Jahr reparieren, machen wir nichts anderes, als uns immer wieder die Frage zu stellen.: Wie kriegen wir die richtigen Handwerker:innen zur richtigen Zeit an den richtigen Ort, um den Schaden zu reparieren?”, so Thomas Wagner.
Hinzu kommt, dass in den nächsten fünf Jahren für rund 125.000 Betriebe, das sind über 12% aller Handwerksbetriebe, Nachfolger gesucht werden müssen. Selbst mit einer Ausbilungsoffensive, scheint dies ein Ding der Unmöglichkeit. Denn auch wenn Gesell:innen nicht leicht zu finden sind: Bei Meister:innen wird es noch schwieriger. Vor allem mit Blick in die Zukunft muss für dieses Problem daher nun endlich eine Lösung her.
Thomas Wagner hat auf diese Frage eine klare Antwort: Das Handwerk muss wieder sexy werden. Wie das gelingen kann? Für Thomas Wagner sind dafür sowohl politische Maßnahmen als auch ein Umdenken in der Gesellschaft nötig. Denn obwohl die meisten handwerklichen Berufe elementare Dienste für das Leben erbringen, entscheiden sich die meisten jungen Leute dagegen.
“Wenn du heutzutage zehn junge Menschen vor dir hast, entscheiden sich sechs davon, zu studieren. Das ist 50 % mehr als vor 20 Jahren”.
Für Thomas Wagner resultiert diese Entwicklung nicht zuletzt von der fehlenden Werkschätzung. “Wir haben es als Gesellschaft verschlafen [...] den Leuten genug Tribut entgegenzubringen oder die Leistung zu schätzen, die ein Heizungs-, Sanitärmonteur oder ein Elektriker erbringt. Und auch anzuerkennen: Das ist eine Leistung für uns alle. Denn Wohnen ist ein Grundbedürfnis.”
Neben dem gesellschaftlichen Umdenken sieht Thomas Wanger vor allem auch die Politik in der Pflicht, sich diesem Problem anzunehmen. Dies heißt einerseits, realistische Pläne zu machen - ander als beispielsweise bei dem oben genannten Vorhaben mit den 6 Millionen Wärmepumpen. Andererseits heißt dies aber auch, einen einheitlichen Rahmen zu schaffen, in dem die Branche sich weiterentwickeln und standardisierte Prozesse etablieren kann, die die Effizienz erhöhen. Hier kann auch die Digitalisierung ihren Teil beitragen - allerdings hat sie im Handwerk auch Grenzen.
Seien es Banken, Shopping oder Gesundheit: Die Digitalisierung macht uns in vielen Bereichen das Leben leichter. Ob dies im Handwerk auch so ist? Thomas Wanger ist hier geteilter Meinung. Er sieht einerseits Chancen, aber gleichzeitig auch nicht die Lösung aller Probleme. Denn wie der Name schon sagt: Beim Handwerk wird mit der Hand gewerkt. Und dies geht nur vor Ort. Digitale Tools können zwar den Papierkram reduzieren, Planungsprozesse vereinfachen und so die Effizienz steigern. Bei der tatsächlichen Arbeit ist aber nach wie vor Handarbeit gefragt.
Potenzial für Effizienzsteigerung sieht Thomas Wagner vor allem auch in der Standardisierung. Mit dem Prinzip der seriellen Fertigung könnten Standards geschaffen werden, die den Bürokratischen Aufwand reduzieren. Neubauprojekte könnten so schneller und unkomplizierter realisiert werden. Gerade im Hinblick auf die zunehmende Urbanisierung könnte dies ein Lösung sein, um bezahlbaren Wohnraum trotz der zunehmenden Herausforderungen im Handwerk realisieren zu können.
Ob Roboter hier Abhilfe schaffen können? Das kommt laut Thomas Wagner auf die Art des Bauwerks an. Während er Robotern im klassischen Bestandsbau oder Altbauten mit unterschiedlichen Bodenhöhen etc. skeptisch gegenüber steht, sieht im standardisierten Neubau durchaus Chancen - jedoch eher mit Blick in die Zukunft:
“Ich würde sagen, im Bestand müssen wir mindestens noch 10 bis 15 Jahre warten, bis Roboter dann wirklich einen erheblichen Mehrwert liefern.”
Wenn es nicht die Digitalisierung und auch nicht die Politik ist, stellt sich die Frage: Wie kann Arbeiten im Handwerk attraktiver gestaltet werden? Bei Bürojobs setzen viele Firmen dabei auf Benefits wie Remote Work, ergonomische Möbel, Obstkörbe oder eine 4-Tagewoche. Solche Vorteile im Handwerk anzubieten, ist aufgrund der Natur der Arbeit gar nicht so einfach.
“Du kannst im Handwerk nicht einfach sagen, ich biete jetzt mal einen Handwerker im Homeoffice an und einen höhenverstellbaren Schreibtisch.”
Auch mit der Ausrüstung oder neuen Fahrzeugen könne man Fachkräfte heutzutage nicht mehr beeindrucken.
Weder verbesserte Arbeitsbedingungen, noch die Digitalisierung scheinen also die Herausforderungen im Handwerk lösen zu können. Wer oder was ist es dann?
Es sind alle gefragt: Politik, Gesellschaft und Industrie. Nur gemeinsam kann es gelingen, dass wieder mehr Menschen für die Arbeit im Handwerk begeistern werden können, die viele Grundbedürfnisse gesichert werden. Und nur gemeinsam kann es gelingen, dass das Handwerk wieder sexy wird. Packen wir’s an!
„Deutschland ist gebaut“: Dr. Tilo Nemuth wagt die These und erklärt im DIGITALWERK Podcast, warum er auf das Sanieren im Bestand schwört, weshalb die Bauindustrie aktuell auf die falsche Zielgruppe setzt und warum Start-ups zwar oft gute Ideen, aber schlechte Umsetzungsquoten haben.
Julius Berger International gehört zu den renommiertesten Generalplanern im Rhein-Main-Gebiet. Die Kernkompetenzen liegen in der Planung, den Bau und die Instandhaltung von Immobilien und teils hochkomplexer Gebäude, zum Beispiel aus der Industrie. Dr. Tilo Nemuth ist einer der Geschäftsführer im Unternehmen. Dabei ist er von Grund auf eigentlich Handwerker.
Tilo Nemuth wurde 1972 in Bautzen geboren und absolvierte eine Ausbildung zum Maurer, bevor er schließlich an der Technischen Universität Dresden Bauingenieurwesen studierte. Er weiß, was das bedeutet, auf der Baustelle zu stehen, mitten im Dreck. Tilo Nemuth arbeitete als Bauleiter bei der Dyckerhoff & Widmann AG, als Gruppenleiter im Angebotswesen der Bilfinger Berger AG. und übernahm letztlich die Leitung des Technischen Innendienstes bei der Bilfinger Berger Nigeria GmbH.
2009 wechselte er zur Julius Berger Nigeria Plc. Sechs Jahre später kehrte er nach Wiesbaden zurück, um die Führung der baubetrieblichen Abteilungen der Julius Berger International GmbH zu übernehmen und die strategische Neuorientierung des Unternehmens zu begleiten. 2020 wurde er in die Geschäftsführung berufen, wo er die Bereiche Business Development, IT-Strategie, Vertrieb, Hochschulmarketing und Qualitätsmanagement koordiniert.
Julius Berger International hat unter anderem den Bau der Konzernzentrale von HeidelbergCement begleitet, die Erweiterung des Frankfurter Flughafens durch ein drittes Terminal realisiert und die afghanische Staatsdruckerei in Kabul projektiert und gebaut. Zahlreiche Infrastruktur- und Hochbauvorhaben werden darüber hinaus in Nigeria umgesetzt. Die Muttergesellschaft von Julius Berger International, die Julius Berger Nigeria Plc mit Sitz in Nigeria, besteht seit den 1960er-Jahren und gilt inzwischen als eines der größten westafrikanischen Bauunternehmen.
Alles Begann mit dem Bau der Eko-Bridge in Lagos. Über ein Kapitalhilfe-Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Nigeria erhielt Julius Berger 1965 den Auftrag für den Bau der Brücke. Nach zahlreichen weiteren erfolgreichen Projekten in Nigeria wurde fünf Jahre später die Julius Berger Nigeria Ltd. gegründet.
Das erste grundsätzliche Bauprojekt von Julius Berger wurde bereits 1890 umgesetzt. 1912 gelang dem Unternehmen mit dem Auftrag für einen großen Eisenbahntunnel in der Schweiz der Einstieg ins internationale Baugeschäft. 1948 erklärte die Firma Wiesbaden zum Hauptfirmensitz.
Die Gesellschaft in Wiesbaden unterstützt in Teilen den nigerianischen Konzern. Dazu gehören technische Planungsleistungen, Projektsteuerung, Material- und Personalbeschaffung sowie eine tiefgreifende administrative und kaufmännische Betreuung. Daneben besteht die Hauptaufgabe der hessischen Gesellschaft in der Kundenbetreuung auf dem deutschen Markt, in der Regel von Logistikern und Bauunternehmen.
Zu den umstrittenen Fragen in der Branche zählt die nach der Lösung bundesweiter Wohnungsbauprobleme. Der Wohnungsbau weist nach wie vor den höchsten Anteil am Bauvolumen auf. 400.000 Wohneinheiten pro Jahr lautete einst die Zielsetzung der Bundesrepublik Deutschland. Die Realität sieht anders aus: 230.000 bis 250.000 Wohneinheiten schafft die Branche derzeit jährlich.
„Ich sehe die Wohnungsbauziele der Regierung sehr kritisch. Ich glaube, die Ziele waren schon immer unrealistisch. Ich habe den Eindruck, dass wir am Markt vorbei bauen. Wir müssen für den Mittelstand bauen, für den Polizisten oder die Krankenschwester. Der Mittelstand kann aber keine 9.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zahlen.“
Die Wohnungsmärkte zeigen sehr unterschiedliche Entwicklungstendenzen. In wachsenden Städten und Regionen explodiert die Nachfrage nach Wohnraum seit Jahren. Mit diesem Trend sind häufig Immobilienpreis- und Mietensteigerungen verbunden. Andere, oftmals ländliche Regionen verzeichnen hingegen hohe Wegzug-Raten. Die Bevölkerungsverluste führen zu Wohnungsleerständen, steigenden einwohnerbezogenen Kosten für die öffentliche Infrastruktur sowie zu einer Ausdünnung von Versorgungseinrichtungen.
Laut Tilo Nemuth trägt der Mittelstand dazu bei, dass Städte und Quartiere das Lebenswert-Siegel bekommen. Wenn sich Mittelständler jedoch in Städten wie Frankfurt am Main, Berlin, München oder Stuttgart keine Wohnung mehr leisten können und ins Umland gedrängt werden, entsteht darüber hinaus ein gesellschaftspolitisches Problem: soziale Segregation.
Die Konzentration auf Neubauvorhaben darf nicht losgelöst vom Sanieren im Bestand betrachtet werden, auch weil die zur Bebauung ausgewiesenen Flächen in Deutschland inzwischen rar sind. Im Herzen einer der großen Metropolen ein Eigenheim zu besitzen, ist inzwischen ein luxuriöses Privileg. Für Familien, die ein Haus bauen wollen, gestaltet sich die Grundstückssuche wie die Suche nach den richtigen Zahlen im Lotto. Eine Möglichkeit zur Lösung des Problems besteht in der Umwandlung von Grundstücken. Teils nicht genutzte, aber bereits erschlossene Flächen könnten revitalisiert werden.
Flächen zu versiegeln, habe aber auch Nachteile, insbesondere in Anbetracht drohender Umweltereignisse. Werden Städte weiter versiegelt, könnten diese zum Beispiel bei Starkregen stark überschwemmt werden. Deshalb ist Tilo Nemuth ein Verfechter davon, bestehende Immobilien zu erneuern, gegebenenfalls aufzustocken oder umzunutzen.
„Wir dürfen nur nicht den Fehler machen, Gebäude so umzuplanen, das sich ihr Wert nicht mehr widerspiegelt. Einige Gebäude aus den 1960er- und 1970er-Jahren werden aufgrund bestehender alter Raumstrukturen nicht mehr weiterverwendet werden können. Was macht man mit einem alten Kaufhaus aus den 1970ern?“
Die Debatte ist brandaktuell. Ende 2022 meldete mit Galeria Karstadt Kaufhof eine der größten Warenhausketten in Deutschland ihre Insolvenz an. Mitte März 2023 wurde bekannt, welche Standorte von einer Schließung bedroht sind. Dass der Modehändler Peek & Cloppenburg ein Schutzschirmverfahren beantragt hat, verdeutlicht die Krise in der Textilbranche. Auch Peek & Cloppenburg unterhält große Kaufhäuser in den deutschen Innenstädten.
Wenn sich die großen Modehändler aus den Shoppingmeilen zurückziehen, kommen auch kleine Einzelhändler an ihre Grenzen. Städte werden in dem Moment unbeliebt, an dem ihre Attraktionen verschwinden. Den mehrgeschossigen Gewerbeimmobilien droht der Leerstand. Zahlreiche Kommunen stellen sich nun die Frage: Wie geht es weiter mit unseren Zentren? Erste Projektentwickler zeigen Ideen für die künftige Gebäudenutzung. Oftmals handelt es sich dabei um Mischnutzungen: Wohnen, Büros, Handel.
Menschen verbringen etwa 80 Prozent ihrer Lebenszeit in Gebäuden. Die Gebäude müssen diesem Umstand gerecht werden. Nicht jede Immobilie wird erhalten bleiben können. Da ist sich Tilo Nemuth sicher. Wo eine Modernisierung keine Option ist, stellt sich die Frage, ob ein Rückbau und die Weiterverwertung der genutzten Ressourcen möglich sind. Gemeint sind nicht nur Produkte wie Beton und Stahl, sondern auch die Ausbaumaterialien. Digitalisierungsprozesse können hierbei helfen. Denn materielle wie menschliche Ressourcen sind endlich. Je weniger Fehler in einem Projekt gemacht werden, sei es im Neubau oder in der Revitalisierung, desto mehr Geld und Ressourcen werden am Ende gespart. Davon profitieren die einzelnen Planungs-, Bau- und Handwerksunternehmen ebenso wie die Umwelt.
Den innovativen Input holt sich Julius Berger International unter anderem von Start-ups. Die Gründer von „Popstar“ aus Wien ermöglichen die digitale Wohnungs-Konfiguration, die Softwareentwickler von „Plan4“ erstellen Kostenanalysen für Sanierungsvorhaben und die Firma „Encore“ beschäftigt sich mit der Qualitätssicherung im Bauprozess und nutzt hierfür Checklisten.
Die Anwendung der neuen Methoden konzentriert sich bei Julius Berger zunächst auf „Randprojekte“, also auf Vorhaben auf der „Nebenstraße“, wie Tilo Nemuth erklärt. Bei sogenannten „Autobahn-Projekten“, bei denen keine Fehler passieren dürfen, setzt die Gesellschaft auf bewährte Strukturen und Methoden.
Trotz aller digitaler Neuerungen braucht es Menschen, die ihr Handwerk beherrschen, die die Wand zuspachteln und ein Kabel verlegen können. Hier gilt es, die Fachkräfte im Arbeitsalltag nicht zu überfordern. Gerade Start-ups seien häufig extrem vertriebsstark. Wenn es dann aber um die technische Umsetzung und letztlich ins Tagesgeschäft geht, gäbe es oftmals Defizite. Unter der Belegschaft sorgt das für Akzeptanzprobleme.
Die Baubranche in Deutschland ist mittelständisch geprägt und dadurch sehr kleinteilig. Trotz der Vielschichtigkeit sind die Probleme in den einzelnen Unternehmen ähnlich: Fachkräftemangel, Kundenansprache und die individuelle Angebotsentwicklung für den Individualkunden sind nur einige Punkte auf der Agenda.
„Du musst Lösungen für deine Kunden haben. Und wenn du sie selber nicht hast, suche dir jemanden, mit denen du es zusammen machen kannst. Das ist ganz einfach.“
Kooperationen einzugehen, gemeinsam an einem Thema zu arbeiten, sei in diesem Kontext ein zielführender Ansatz – und zwar nicht ausschließlich mit Start-ups.
Dr. Lisa Hannusch tritt in große Fußstapfen: als kürzlich berufene geschäftsführende Gesellschafterin der GIG Holding GmbH lenkt sie die Geschäfte des Dienstleistungsunternehmens in neue Bahnen. Was sie von ihrem Vater gelernt hat, warum sie dennoch Vieles anders machen will und welche Rolle die Physik dabei spielt, erzählt sie im DIGITALWERK Podcast.
Auf das Amt zur Bundeskanzlerin spekuliert Dr. Lisa Hannusch noch nicht. Dabei bringt sie die Grundvoraussetzung mit, könnte man meinen. Zumindest gibt es eine bedeutende Schnittstelle zu Altbundeskanzlerin Angela Merkel: den Doktortitel in Physik. Im Studium hat Lisa Hannusch analytisches Denken und strukturiertes Arbeiten verinnerlicht, ein gutes Verständnis für Statistiken, für Abweichungen und Methoden entwickelt, aber auch für Technik, fürs Programmieren und für digitalisierte Lösungen.
Dies alles sind wichtige Instrumente in ihrer neuen Funktion als geschäftsführende Gesellschafterin in der Geschäftsführung der GIG Unternehmensgruppe, die sie seit Januar dieses Jahres bekleidet. Vor eineinhalb Jahren ist sie in das Unternehmen ihrer Eltern eingestiegen. 2023 feiert der mittelständische Konzern sein 25-jähriges Bestehen. Eine gute Gelegenheit, um das Zepter an die zweite Generation zu überreichen.
Um sich auf ihre potenzielle Aufgabe vorzubereiten, hat Lisa Hannusch schon im vergangenen Jahrzehnt regelmäßig an wichtigen Terminen teilgenommen, Netzwerkpartner kennengelernt, im Unternehmensbeirat mitgewirkt. Sie war bereits Mitgestalterin – hinter den Kulissen. Dass sie nun ins Rampenlicht tritt und ihre Visionen auf das White Board schreibt, war in Zusammenhang mit der Unternehmensentwicklung eine bewusste Entscheidung.
„Wenn man ins Familienunternehmen einsteigt, ist dies eine seltsame Situation. Man ist kein unbeschriebenes Blatt. Das hat Vorteile und Nachteile. Wichtig ist, eigene Ziele zu definieren und sich nicht unter Druck setzen zu lassen.“
GIG hat sich auf technisches Facility Management und Energiedienstleistungen spezialisiert. Das Unternehmen, das inzwischen rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, agiert deutschlandweit, hat seinen Hauptsitz jedoch in Berlin. GIG bildet die gesamte Dienstleistungskette ab, von der Reinigung und dem Sicherheitsdienst, über die technische Wartung und Instandhaltung bis hin zu komplexeren Umbauarbeiten nach Kundenwunsch.
Lisa Hannusch wird ihren Fokus auf den Anlagenbau setzen, speziell auf Solaranlagen. Das energiepolitische Thema ist ein wichtiger Baustein in der Geschäftsentwicklung. Dabei geht es GIG nicht allein um das Planen und den Aufbau der Solaranagen, sondern weiterführend um den Betrieb, die Wartung und das Etablieren vertraglich geregelter Mieterstrom-Modellen. Das Unternehmen ist aber auch komplex in der Immobilie tätig, bietet integrierte Energiesysteme wie Wärmepumpen an und konzeptioniert Lösungen, wie Heizmethoden effizient gestaltet werden können. Dabei handelt es sich grundsätzlich um technische Produkte mit einem hohen Digitalisierungsgrad. Nur wenn alles digitalisiert, Daten erfasst und detailliert ausgewertet werden können, funktioniert die Bilanzierung.
Um innovativ kreativ agieren zu können, arbeitet GIG mit diversen Start-ups zusammen und setzt in Kooperation mit diesen Pilotprojekte auf. Vor allem im Bereich der Gebäudeleittechnik sei es für das Unternehmen deutlich von Vorteil, von Partnerschaften zu profitieren und das Know How abzuschöpfen. Zum Thema Bilanz-Campus-Management hat GIG erst kürzlich mit einem Kunden ein Joint Venture gegründet. Das entsprechende Start-up entwickelt eine App zur maßgeschneiderten Standortnutzung von Immobilien. GIG vertraut eben auch auf die Kompetenz der anderen.
„Wir haben auch Softwareentwickler im Team. Aber es ist illusorisch zu glauben, dass wir im Handumdrehen selber eine App bauen. Wir sind in unseren Prozessen, also unserem Kerngeschäft. Im Facility Management sind wir auch hoch digitalisiert, zum Beispiel in Wohnimmobilien, in den großen Wohnparks in Berlin, aber auch dort arbeiten wir mit Softwarepartnern zusammen.“
Das Thema Digitalisierung steht bei GIG seit mehr als zehn Jahren hoch im Kurs, gepusht durch Unternehmensgründer Torsten Hannusch. Er war es, der die Bedeutung und Wertschöpfung digitaler Plattformen von Anfang an verstand. Bereits seit 2013 erfolgen sämtliche Prozesse im Zusammenhang mit der Leistungsabwicklung cloudbasiert und papierlos. Alle Auftrags- und Bestandsdaten können inzwischen direkt digital an die Kunden übermittelt werden.
Torsten Hannusch hat die Firma aufgebaut, ist quasi von innen nach außen gewachsen, hat er doch das Unternehmen 1998 als Innovations-Start-up gegründet. Er ist ein alter Hase im Facility Management Geschäft und im Baugewerbe zu Hause. Er kennt sich über die Details aus, kann auch immer noch mitreden.
Als Gesellschafterin gehört es nun auch zu den Aufgaben von Lisa Hannusch, sich mit neuen Geschäftsmodellen auseinanderzusetzen, mit einem starken Managementteam im Rücken. Im Zuge der personellen Umstrukturierungen bei GIG wurden das Management umgestellt und die Meeting-Strukturen angepasst, um deutlich zu signalisieren: die Führung hat sich geändert. Wenn GIG etwas Neues entwickelt, ist Lisa Hannusch an erster Stelle dabei. Eine ihrer wichtigsten Themenfelder besteht in der Strategieentwicklung.
Die „Strategie 2027“ konzentriert sich auf Wachstum. Die Geschäftsführung von GIG blickt positiv in die Zukunft und erkennt deutliche Potenziale in der Umsatzsteigerung und kohärent dem Wachstum der Mitarbeiteranzahl. Zeitgleich verfolgt der Konzern das dringende Anliegen, den bestehenden Kollegenkreis intensiver an GIG zu binden. Damit das gelingen kann, sollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärker in Änderungsprozesse eingebunden werden. Im Change Management geht es darum, ins Gespräch zu kommen, zuzuhören und daraus Maßnahmen abzuleiten. Lisa Hannusch setzt auf gemeinsames Brainstorming und auf nachhaltige ehrliche Antworten, wenn sie die Frage stellt, wie und wohin sich das Unternehmen entwickeln soll.
Der Facility Management-Spezialist ist derzeit deutschlandweit an mehr als 230 Immobilienstandorten in den Geschäftsbereichen Pharma, Chemie, Industrie, Wohnimmobilien, Büro- und Gewerbeimmobilien sowie Hotellerie tätig. Ein Großteil der Angestellten bei GIG sind Handwerker. In Anbetracht des Fachkräftemangels und drohender Nachwuchssorgen will das Familienunternehmen für das bestehende Handwerkerteam attraktiv bleiben als Arbeitgeber. Das bedeutet auch, schnell und gegebenenfalls personalisiert auf Veränderungen einzugehen, um den Mitarbeitern die nötige Wertschätzung entgegenzubringen. Der Erfolg von GIG fuße letztlich auf der Qualität der erbrachten Leistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auf dem Wissen, das diese mitbringen.
Als weitere Stellschraube in der Unternehmensentwicklung sieht Lisa Hannusch Potenziale in der Prozessoptimierung, im Einsatz Künstlicher Intelligenz und dem Ausbau digitaler Facility Management Angebote im Bereich Wohnen, zum Beispiel im Kleinreparaturmanagement. Jeder Schadensfall, der beim Mieter auftritt, wird vom Mieter selbst und direkt beim GIG-Servicecenter gemeldet, ohne dabei den Eigentümer der Immobilie zwischenschalten zu müssen. Dies ermöglicht eine schnellere Behebung des Schadens. GIG hat das Servicecenter hierfür extra eingerichtet, um die gewünschte Qualität gewährleisten zu können – von der schnellen Erreichbarkeit bis hin zur Terminvergabe. Auch der Gebrauch von Chatbots wird bereits getestet. Der umfangreiche Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Methoden des Machine Learning sollen in naher Zukunft verstärkt werden, zum Beispiel steht die KI-basierte Routenplanung in den Startlöchern.
Durch die Einspeisung aktueller Verkehrsdaten können Zeit und Wege und damit auch Emissionen eingespart werden. Die Techniker, die zu einem Auftrag unterwegs sind, bekommen direkt aufs Handy, wo sie als nächstes empfangen werden und welcher Schaden vorliegt. Daraus können sie auch direkt schlussfolgern, welches Werkzeug und Equipment sie mitnehmen müssen. In der App nehmen sie den Schaden auf und lassen die Abarbeitung durch den Kunden unterzeichnen. Der Vorgang ist damit abgeschlossen. KI ermöglicht eine schnellere und präzisere Angebotskalkulation und im Endeffekt auch einen nachhaltigeren Gebäudebetrieb. Für Lisa Hannusch ist Nachhaltigkeit eines der wichtigsten und lebendigsten Themen auf ihrer Agenda.
„Dass das Unternehmen in Familienhand bleibt, ist auch ein Aspekt von Nachhaltigkeit. Für unsere Geschäftsmodelle ist das Thema ESG ganz groß. Wir haben zum Beispiel sogenannte ESG-Lotsen ausgebildet, die in den immobilienspezifischen Nachhaltigkeitskriterien geschult werden.“
Der Druck auf Kundenseite in Bezug auf umweltschonende Lösung im Bereich der Immobilienbewirtschaftung wächst zusehends, unter anderem erzeugt durch die BaFin-Regularien oder politische Entscheidungen. Die Mieter und Nutzer von Immobilien fordern Nachhaltigkeit ein, wollen Nachhaltigkeit sehen. Hier schließt sich der Kreis zum Anlagenbau und der Solarzelle auf dem Dach.
- Was Experimentalphysik und Geschäftsführung gemeinsam haben (00:06:32)
- Welche Vorteile familiengeführte Unternehmen bieten (00:22:26)
- Warum Change Prozesse nicht ohne Beteiligung der Belegschaft funktionieren (00:25:53)
- Wie KI gleich mehrere Probleme auf einmal löst (00:29:27)
- Wie groß der Druck nachhaltigen Handelns wirklich ist (00:34:09)
Places that work, Places that think, Places that give: Markus Sontheimer und Gudrun Degenhart geben im DIGITALWERK Podcast Einblicke in die Transformation und die Kultur der ISS A/S, mit der das Unternehmen neue Maßstäbe in der Branche setzt.
Wenn von ISS die Rede ist, denken viele direkt an Weltraummissionen. Doch auch wenn das Unternehmen, für das Gudrun Degenhart und Markus Sontheimer arbeiten, den gleichen Namen trägt, hat es damit rein gar nichts zu tun: Die ISS A/S ist ein Facility Service Unternehmen, das in 77 Ländern weltweit verschiedenste Dienstleistungen im Bereich Gebäudemanagement erbringt. Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet, beschäftigt die ISS A/S heute mehr als 360.000 Mitarbeitende, davon 11.000 in Deutschland.
Mit ihrem Ansatz als Facility Service anstatt Facility Management Unternehmen verfolgt die ISS A/S einen anderen Ansatz als die meisten Firmen in der Branche. Und genau das ist auch ihr Ziel.
“Wir erbringen die Dienstleistungen wirklich mit eigenen Mitarbeitenden. Natürlich managen wir auch, aber der hohe Eigenleistungsanteil macht uns besonders”, sagt Gudrun Degenhart.
Als CEO der ISS Facility Services Holding GmbH verantwortet sie seit September 2022 das Deutschlandgeschäft der ISS A/S. Sie versteht sich in der Rolle nicht nur als Chief Executive Officer, sondern gleichzeitig auch als Culture Executive Officer. Ihre Begeisterung für dieses Thema entfachte nicht zuletzt ihr vorheriger Arbeitgeber - die Lindner Group, Europas Marktführer im Innenausbau. Mit der Aufgabe, das Zentral- und Osteuropa-Geschäft des Unternehmens aufzubauen, wurde sie damals ins kalte Wasser geworfen. Doch dank der Unterstützung im Unternehmen, konnte sie darauf eine steile Karriere aufbauen.
Unterstützung war es auch, die Markus Sontheimer in seiner Karriere schnell weit gebracht hat. Vor der ISS A/S hat er Stationen bei Mercedes, der Deutschen Bank und bei DB Schenker durchlaufen. Was sich dabei trotz vier Industrien und zahlreicher Arbeitsweisen nie geändert hat - sein Fokus auf Tech:
“Tech ist für mich ein sehr spannendes Thema. Wenn man dieses in verschiedenen Industrien anwendet, ist die persönliche Lernkurve unglaublich steil. Deshalb hat es die Faszination für mich nicht verloren - bis heute.”
Neben der Unterstützung, die beide in ihrem Werdegang erfahren haben, ist Markus Sontheimer überzeugt, dass die eigene Motivation eine entscheidende Rolle spielt. Wer die Energie hat, den motiviert Markus Sontheimer, diese einzusetzen und sich zu trauen, die Chancen zu nutzen, die kommen.
Trotzdem ist er überzeugt: Es ist nicht für jede:n der richtige Weg: Eine Karriere kann nicht erzwungen werden. “Man kann das nicht planen und wer eher sagt “naja, ich will eigentlich nicht”, muss sich den Willen voranzukommen, nicht einreden.” Allein das Geld als Motivation zu sehen, reicht seiner Meinung nach nicht aus.
Dass es elementar wichtig ist, einen guten Chef zu haben, die oder der die Mitarbeitenden fördert, fordert und Potenziale erkennt, kann auch Gudrun Degenhart bestätigen. Mit gerade einmal 25 Jahren wurde sie Geschäftsführerin, mit 31 war sie im Vorstand - nicht nur, aber auch, weil jemand an sie geglaubt hat. Doch auch wenn die Unterstützung ein Startschuss sein kann, reicht sie für den Sprung ganz nach oben noch nicht aus: Dafür braucht es den Willen, stets über sich hinaus zu wachsen.
“Man muss sich immer fragen: Geht das? Kann man das noch stretchen? Gibt es noch eine andere Idee? Dieses nicht aufgeben, immer weiter nach Lösungen suchen, bringt mehr Verantwortung. Und dann hast du Erfolg, freust dich drüber, kannst ein Team aufbauen.”
Für Gudrun Degenhart selbst waren diese Fragen einerseits wichtig, um über sich hinaus zu wachsen, aber auch um zu erkennen, wann es Zeit für einen Richtungswechsel ist: “Wenn ich keine Antwort mehr wusste, wusste ich: Jetzt muss ich weiterziehen.” Und das hat sie im Lauf ihrer Karriere dann auch einige Male so gemacht. Nach der Lindner Group folgten Stationen bei der BayWa AG, Schöck Bauteile AG, TK Elevator, ThyssenKrupp und schließlich der ISS A/S.
So unterschiedlich ihre Stationen auch waren, begegnete Gudrun Degenhart dabei immer wieder demselben Thema: Transformation. Eine Aufgabe, die sie auch jetzt als CEO Deutschland bei der ISS A/S begleitet.
Seit der Gründung Anfang des 20. Jahrhunderts hat sich die ISS A/S immer mehr zu dem Facility Service Unternehmen entwickelt, für das es heute bekannt ist. Anders als klassische Facility Management Unternehmen decken sie mit ihren Leistungen den Rundumservice für die Facility und ihre Nutzer ab. Von der Wartung von Rechenzentren, der Technik von Funktürmen, Betriebsrestaurants, Events für Mitarbeitende kann alles dabei sein. Fühlen sich Menschen in einem Gebäude wohl? Gehen Mitarbeitende gern zur Arbeit? Ist die Kantine gut? Wie sehen Arbeitsplätze aus? Fragestellungen wie diese sind es, für die die ISS A/S Lösungen entwickelt. Um die Employee Journey von Anfang bis Ende begleiten zu können, gehen technische Services dabei mit Dienstleistungen Hand in Hand. Denn zu einem positiven Erlebnis am Arbeitsplatz gehört auch, dass der Aufzug funktioniert, die Luftfeuchtigkeit stimmt und der Tiefgaragenstellplatz frei ist.
Die technischen Services nehmen vor allem in Deutschland einen hohen Stellenwert ein. Knapp 60% machen sie an den gesamten Leistungen des Unternehmens aus. “Das unterscheidet uns in der Gruppe”, so Gudrun Degenhart.
Für die CEO Deutschland ist die Kultur neben dem breiten Serviceangebot eine Kernkompetenz der ISS A/S. Und auch eine Kompetenz, die sie von anderen Unternehmen in der Branche entscheidet. Denn in der Facility Management Industrie ist dies ein Thema, das nicht unbedingt ganz oben auf der Agenda steht. Meist arbeiten die Firmen mit Zeitarbeitsunternehmen zusammen und arbeiten vor allem mit dem Ziel der Kostenoptimierung. Anders bei der ISS A/S: Hier wird die Unternehmenskultur groß geschrieben. Die Mitarbeitenden sind fest angestellt und ganz oben auf der Agenda steht deren Wohlbefinden. Denn das Team ist überzeugt: Nur wer gerne bei einem Unternehmen arbeitet, kann auch beim Kunden dafür sorgen, dass seine Mitarbeitenden gerne dort arbeiten.
Um dies sicherzustellen, setzt die ISS A/S auf zwei Signature Moves: Ausbildung und Faire Bezahlung. In “Place Maker Schulungen” werden Interessenten - auch Quereinsteiger - entsprechend aus- und fortgebildet. In Deutschland haben von Juli 2022 bis März 2023 über 4000 Menschen an diesen teilgenommen, global sollen es in den nächsten Jahren über 150.000 werden. Neben der Ausbildung setzt sich die ISS A/S außerdem dafür ein, Living Wages zu bezahlen, die über den Mindestlohn hinausgehen.
Gudrun Degenhart ist überzeugt, dass diese Initiativen wichtige Voraussetzungen für die gute Performance ihrer Mitarbeitenden ist:
“Es ist in der tiefsten DNA von ISS, dass Mitarbeitende sich wohlfühlen sollen, um ihre bestmögliche Service Performance bringen zu können. Wir sagen A place to be you. Und wenn du dich nicht verstecken musst, dann kannst du eben 100 % sein.”
Mit der Unternehmensstrategie, die 2020 verabschiedet wurde, hat sich die ISS A/S klar das Ziel gesetzt, Technologieführer in der Industrie zu werden. Hierfür wurde zunächst eine klare Strategie definiert und anschließend ein IT-Headquarter in Warschau gegründet, wo heute mehrere 100 Programmier an IoT Systemen, Big Data Analysen, Apps für Mitarbeitende oder Kunden arbeiten. Die Bandbreite der digitalen Anwendungen ist dabei so vielfältig wie die Services der ISS A/S selbst. Von Apps zur Buchung von Plätzen im Büro über Anwendungen zur Optimierung der Reinigungspläne über Einsatzpläne der Elektriker ist für nahezu jeden Anwendungsfall etwas dabei.
Da die ISS A/S mit Kunden aus hochsensiblen Branchen wie Banken oder Kritischer Infrastruktur zusammenarbeiten, dreht sich bei der technischen Entwicklung viel um Cybersecurity. Dedizierte Teams prüfen die Produkte dabei regelmäßig auf Schwachstellen und sorgen so dafür, dass sie die höchsten Sicherheitsanforderungen erfüllen, die denen der Bankenbranche entsprechen.
Dass die technische Entwicklung bei der ISS A/S in so kurzer Zeit so breit und erfolgreich aufgebaut werden konnte, führt Markus Sontheimer nicht zuletzt einmal mehr auf die Kultur im Unternehmen zurück, die vom CEO bis zum Mitarbeitenden von Offenheit, einer gelebten Feedbackkultur und einem nahmbaren Verhältnis vom CEO bis zu allen Mitarbeitenden geprägt ist. Eine Unternehmenskultur, die den Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, sie selbst zu ein - A place to be You.
Seit 2021 ist Tim-Oliver Müller Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie und vertritt damit die Interessen von rund 2000 Unternehmen gegenüber der Politik, der Verwaltung und der Gesellschaft. Vor welchen Umbrüchen die gesamte Branche steht und warum für die so dringend benötigten Veränderungen Standards her müssen, erzählt er im DIGITALWERK Podcast mit Michél-Philipp Maruhn.
Das Baugewerbe ist einer der größten Arbeitgeber in Deutschland. Fast sechs Prozent aller Erwerbstätigen sind in der Branche beschäftigt. 2021 trug der Industriezweig 5,9 % zur gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung bei. Der Anteil des für Bauinvestitionen verwendeten Bruttoinlandsproduktes, der für Bauinvestitionen war mit 11,6 % beinahe doppelt so hoch. Damit gilt die Bauindustrie als Schlüsselbranche in Deutschland. Seit Juli 2021 ist Tim-Oliver Müller Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). An ihn sind hohe Erwartungen geknüpft.
Der Hauptverband ist ein Zusammenschluss der bauindustriellen Landesverbände der Spitzenorganisation der Bauindustrie in Deutschland und repräsentiert rund 2000 große wie mittelständische Unternehmen, deren Umsatz im vergangenen Jahr mehr als 160 Milliarden Euro betrug. Der HDB setzt sich für die Gesamtinteressen der Branche gegenüber der Politik, Verwaltung und der Gesellschaft ein, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern.
Tim-Oliver Müller ist der jüngste Geschäftsführer in der Geschichte des HDB. Er hat die Aufgabe, den Verband zu modernisieren, für den so dringend benötigten Innovationsschub zu sorgen. Er will die Mitgliedsunternehmen bei der Digitalisierung und dem Wandel zum nachhaltigen Bauen unterstützen und sich in der politischen Arbeit für eine offene Kultur der Transparenz einsetzen.
Die Stimmung in der Baubranche hat sich 2022 verdüstert. Die Auftragslage war schwach, hinzu kamen hohe Material- und Zinskosten. Der Verband erwartet für 2023 allein im Wohnungsbau einen Umsatzeinbruch von neun Prozent. 2022 waren es bereits 4,5 Prozent. Daneben stehen Herausforderungen im Kontext klimaneutralen und modernen Bauens wie das Recycling von Baurohstoffen in einer Kreislaufwirtschaft oder die detailgenaue digitale Dokumentation der in einem Projekt verwendeten Materialien.
Mit der Berufung zum Hauptgeschäftsführer ist Tim-Oliver Müller zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Nachdem er strategisches Management in Berlin studierte, stieg er 2011 beim HDB als Referent für Infrastrukturpolitik und Partnerschaftsmodelle ein und beschäftigte sich als solcher unter anderem mit verschiedenen Finanzierungsinstrumente für Bauvorhaben. Inzwischen leistet er Verbandsarbeit auf verschiedenen Ebenen, damit bauen in Deutschland gut, effizient, klimagerecht und ressourcenschonend möglich ist.
Die Bauindustrie gestaltet Räume für Arbeits- und Lebenswelten. Zeitgleich ist sie stark reguliert, unterliegt zahlreichen Vorschriften. Die Auseinandersetzung mit Standards und Normen steht in dem Wirtschaftsverband ebenso auf der Agenda wie die Unterstützung der Bauunternehmen bei der Generierung von Fachkräften und damit einhergehend tariflichen Rahmenbedingungen.
Die Verbandsarbeit wird derzeit von 45 Kolleginnen und Kollegen realisiert. Zu den zentralen Fragen, die Tim-Oliver Müller seit seinem Amtsantritt häufiger gestellt bekommt, zählt die nach der Realisierung dringend benötigten Wohnraums. In 2022 wurden rund 285.000 Wohnungen neu gebaut. Die Zielsetzung lag bei 400.000 Wohneinheiten.
„2023 werden wir noch weniger bauen. Wir schätzen weniger als 250.000 Wohnungen. Wenn wir über die Rahmenbedingungen im Wohnungsbau sprechen, wird schnell deutlich, dass das 400.000-Ziel auch in den nächsten Jahren nicht zu erreichen ist.“
Der Zuzug in den Städten bleibt ungebrochen, der Wohnraum dagegen knapp. Die Gründe liegen auf der Hand: Das Leben in der Stadt mit seinen Kulturstätten, Bildungseinrichtungen und Versorgungsmärkten gestaltet sich oftmals einfacher als das Leben auf dem Land. Um Flächen nicht weiter zu versiegeln, müssen Wohngebäude nicht mehr in die Breite, sondern in die Höhe wachsen – da sind sich die gesamte Branche und die Politik einig.
Auch wenn die Bauindustrie während der Corona-Pandemie als wirtschaftliches Zugpferd das Produktionsniveau hochgehalten hat und die Baustellen weiter liefen, wurden erste Materialengpässe sichtbar. Der Holzbereich verzeichnete den ersten Mangel. Zu den größten Lieferanten zählt Kanada. Die Industrienation verzeichnete zur selben Zeit einen Borkenkäfer-Befall. Die Nachfrage war höher als das Holzangebot. Im Ergebnis gingen die Materialpreise nach oben. Das zusätzliche Kriegsgeschehen in der Ukraine ließ Lieferketten vollständig zusammenbrechen, vor allem im Stahl-Segment.
Insbesondere bei laufenden Projekten wurden die enormen Preissteigerungen, die aufgrund des Weltgeschehens entstanden sind, zu einem großen existenziellen Problem. Betroffen waren in erster Linie die Unternehmen, die Festpreis-Verträge angeboten haben und nun Materialien zu neuen Preisen beschaffen mussten. Da sich niemand eine Bauruine leisten möchte, wurden und werden die Projekte zum Abschluss gebracht. Nur so kann mit einer Refinanzierung der Kosten begonnen werden.
Für die kommenden Jahre zeichnet sich jedoch ein weiteres Problem ab: ein eklatanter Fachkräftemangel, vornehmlich bedingt durch altersbedingte Renteneintritte. Im Durchschnitt ist die Belegschaft in den einzelnen Unternehmen derzeit 55 Jahre und älter. 2030 fehlen aufgrund des demografischen Wandels in der Bauwirtschaft etwa 130.000 Beschäftigte, trotz guter Einstellungsquoten von 200.000 Arbeitnehmerinnen und -nehmern in den vergangenen zehn Jahren. Eine kluge Einwanderungspolitik könnte das Problem anteilig verringern. Eine weitere Lösung liegt im modularen, seriellen Bauen. Und das nicht nur für den Hochbau, sondern auch für den Brückenbau und nicht nur für Neubau-, sondern auch für Sanierungsvorhaben.
Die Baubranche wird häufig mit Begriffen wie Lärm und Dreck in Verbindung gebracht. Beide Parameter gelten bei der Gewinnung des Nachwuchses als schwierig. Tim-Oliver Müller setzt deshalb lieber auf die hohe Ingenieurkompetenz, auf die umweltpolitischen Potenziale des Sektors und digitale Trends. In Hinblick auf die Digitalisierung sei die Branche in weiten Teilen bereits besser als ihr Ruf, auch wenn die Unterschiede zwischen der öffentliche Bauverwaltung und der privaten signifikant sind. Private Industrieunternehmen sind flexibler in ihren Aufträgen. Dies ermöglicht den Bauunternehmen neue Software-Tools einzusetzen und eine moderne Kommunikation zu pflegen.
Zahlreiche Unternehmen seien im Digitalisieren eigener Unternehmensprozesse bereits wichtige Schritte gegangen, andere – die größeren Mittelständler und großen Firmen – sind noch ein Stück weiter, nicht zuletzt weil sie andere Investitionsmöglichkeiten haben. Die Aufgabe des Verbandes besteht deshalb auch darin, den kleineren Unternehmen zu erklären, warum sie aktiv werden müssen. Der HDB sensibilisiert, kommuniziert und achtet darauf, dass ein Teil der Branche nicht vorne wegrennt und der Rest auf der Strecke bleibt.
Derzeit baut der HDB eine Construction-Tech-Plattform auf, die es ermöglicht, dass sich die Unternehmen digital begegnen. Tim-Oliver Müller ist davon überzeugt, dass die Branche in dieser Beziehung auch von Start-ups lernen kann, zum Beispiel hinsichtlich der Herangehensweise an Projekte. Der standardisierte 2D-Plan, gefolgt von der Ausschreibung und einer Abfolge an ausführenden Gewerken werden abgelöst durch Künstliche Intelligenz, die Gebäude vollständig digital analysiert, Bestellungen auslöst, Materialien clustert und so ein neues Kapitel in der Kreislaufwirtschaft aufschlägt.
Auf bürokratischer Ebene werden in diesem Jahr Verwaltungsprozesse mit dem digitalen Antrag erleichtert. 2024 soll zudem der digitale Bauantragsprozess möglich sein. Wie die bundespolitischen Vorgaben im Einzelnen umgesetzt werden, obliegt in der Regel den Ländern und Kommunen. Der HDB-Geschäftsführer hofft, dass die Politik den Mut aufbringt, diese 16 unterschiedlichen Regelungen in den Ländern so zu harmonisieren, dass letztlich ein Standard definiert wird.
Die Bauaufgaben sind gewaltig. Tim-Oliver Müller wagt die These, dass jedes Bauunternehmen auch in den nächsten 50 Jahren genug zu tun hat. Die Branche schafft Gebäude, die Generationen überdauern. Jede Immobilie wird mit viel Tatkraft erschaffen.
„Wir fahren in andere Städte und gucken uns monumentale Bauwerke wie den Eiffelturm oder die wunderbare Kirche in Barcelona an, die über mehrere hundert Jahre gebaut wurde. Wenn das nicht geil ist, weiß ich auch nicht.“
Entlang der Wertschöpfungskette Bau sind zahlreiche Player unterwegs: vom planenden Architekten bis zum ausführenden Handwerksbetrieb. Bislang ist jeder in seinem Silo unterwegs. Hier müsse ein Paradigmenwechsel stattfinden, um die optimale Lösung für ein Bauwerk zu finden. Die Kollaboration kann in einem Datenraum stattfinden, in dem Informationen über das jeweilige Gebäude hinterlegt sind. Alle Daten sind transparent, jeder weiß, wo der andere dran arbeitet, wo er was verstellt hat, welche Schraube links oder rechts umgedreht wird. Am Ende zählt das Gesamtergebnis.
Die Zusammenarbeit spielt auch im Zusammenhang mit dem Ausbau der Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle, damit nicht nur der Bau, sondern am Ende auch der Gebäudebetrieb und die Erhaltung eines Bauwerks klimagerecht und ressourceneffizient gelingen können. Derzeit gilt die Bauwirtschaft als größter Abfallverursacher in Deutschland. Bei mineralischen Baustoffen liegt die Wiederverwertungsquote bereits bei rund 95 Prozent. Derzeit wird auf bundespolitischer Ebene eine Verordnung vorbereitet, die definiert, wann Abfall wieder zu einem Produkt werden darf. Erste Pilotprojekte, die komplett aus Recyclingmaterial gemacht wurden, gibt es bereits. Noch sind sie die Ausnahme, sogenannte Leuchttürme.
Damit sich das ändert, braucht es Regulatoren. Es braucht ein einheitliches Schema für eine Ökobilanz. Nur so können die technischen und innovativen Möglichkeiten des Marktes eingesetzt werden. Und es braucht eine einheitlich verbindlich vorgegebene Datengrundlage, damit ein Auftraggeber bewerten kann, was ökologisch nachhaltig und ressourcenschonend ist. Am Ende müsse also die Politik entscheiden, welchen Weg die Bauindustrie gehen soll.
Wir haben uns gefragt, wie viel Innovation steckt eigentlich in der Bauindustrie. Um diese Frage zu lösen sind wir mit mehreren Personen in den Austausch gegangen und haben sie interviewt. Das Resultat seht ihr in diesem Video.
Habt ihr euch schon einmal gefragt, ob eine Bau Messe ein Kaffeekränzchen der immer gleichen Personen oder realer Austausch ist?
Wir waren für euch guerilla-mäßig auf dem Construction Summit 2023 in Hamburg unterwegs und haben uns unter anderem die folgenden Fragen gestellt:
- Hat die Baubranche immer noch mit ihreneigenen Klischees zu kämpfen?
- Haben die ausstellenden Startups wirklicheInnovationen im Gepäck?
Michél und Markus haben sich ausgestattet mit Schraubenschlüsselmikrofon und Kamera an die Stände gewagt, mit Personen gesprochen und interessante Insights gesammelt.
Das Event hatte einiges zu bieten: Unheimlich viele Aussteller mit digitalen Services und Lösungen, eine beeindruckende Location, leckeres Essen, spannende Speaker und packende Vorträge.
Eine der wichtigsten Fragen, die am Ende des Tages jedoch noch offen blieb: WO IST DER BAGGER?
Ihr konntet nicht dabei sein?
Kein Problem! Auf unserem YouTube Channel findet ihr die Highlights zusammengefasst.
An dieser Stelle mal ein Hinweis in eigener Sache: Vielleicht hat der eine oder die andere schon mitbekommen: Wir erweitern unser Angebot für euch gerade drastisch.
Angefangen bei der Frequenz, in welcher unsere Podcastfolgen erscheinen – über die Ergänzung des Formats Video - bis hin zu völlig neuen Services wie unserem E-Learningangebot DIGITALWERK Education.
Zudem bauen wir gerade unseren YouTube und unseren Instagram Kanal auf, wenn ihr also gut findet, was wir tun und mehr Inspiration und Wissen zu den heißesten Trends der Branche hören, lesen oder sehen wollt, abonniert unsere Kanäle oder folgt uns auf Social Media.
Home.Earth will städtische Gemeinschaften entwickeln, bei denen Inklusivität, Lebensqualität und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stehen. Warum Co-Founder Gernot Strube für dieses Konzept seine Karriere bei McKinsey an den Nagel hing, erklärt er im DIGITALWERK Podcast.
Die Liste der Lebensweisheiten, die beschreiben, dass das Leben häufig „anders läuft als geplant“, ist lang. Für Gernot Strube treffen diese vor allem auf beruflicher Ebene zu. Aus zwei geplanten Jahren in der Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey wurden drei Jahrzehnte, aus einem Leben in Deutschland, eines in Amerika, dann eines in Asien. Mit McKinsey war Gernot Strube überall auf der Welt Zuhause. Bis er die Entscheidung traf, komplett neu anzufangen, in dem dänischen Start-up Home.Earth.
Im März 2021 zog er bei McKinsey den Schlussstrich und hing seinen Posten als Senior-Partner, den er zuletzt knapp 15 Jahre bekleidete, an den Nagel. Diese Entscheidung traf er keineswegs über Nacht, sie wurde jedoch begünstigt durch die Corona-Pandemie. Die Beratung über den Computerbildschirm machte ihm keinen Spaß mehr. Es wurde Zeit, etwas anderes zu machen, sich neu zu orientieren.
Während sich Gernot Strube für McKinsey auf die Bereiche Automobile, High-Tech und Flugzeugtechnik fokussierte, kämpft er nun für eine bessere Zukunft, für eine saubere Zukunft, für eine nachhaltigere Zukunft. Seine Motivatoren sind seine beiden Töchter, für die er sich eine Welt wünscht, die er positiv mitgestaltet hat – zumindest ein kleines bisschen.
In seiner Funktion als Leiter der globalen Construction und Real Estate Practice bei McKinsey sind die Themen leistbares Wohnen und knapper Wohnraum stark in sein Bewusstsein gerückt. Um darauf Einfluss nehmen zu können, schloss er sich Home.Earth an. Und weil das Leben voller Zufälle steckt und bekanntlich „alles anders läuft als geplant“, traf er die richtigen Menschen mit dem richtigen Background und dem richtigen Spirit. Gemeinsam wollen sie neue Impulse in der Immobilienentwicklung setzen.
Home.Earth ist kein klassisches Start-up, bestehend aus einem jungen Gründerteam. Die DNA des Unternehmens besteht zu mehr als 50 Prozent aus Leuten mit mindestens 20 Jahren Berufserfahrung, darunter Kasper Guldager Jensen als einer der namhaftesten Architekten in Dänemark, der seinen Fokus auf Nachhaltigkeitsdimensionen setzt oder Carel van Houte, der für die Citizen M Hotels die Modulstrategie entwickelt hat. Ergänzt wird das Profil durch junge, passionierte Pioniere. Derzeit besteht das Team aus 22 Kolleginnen und Kollegen, Tendenz wachsend.
Home.Earth wird durch Investoren unterstützt und arbeitet stiftungsbasiert. Die Home Base ist Dänemark. Die Stiftung ist eingerichtet worden, um den Zweck des Unternehmens zu sichern, so wie in dem skandinavischen Staat üblich.
In Dänemark stehen hinter dem Begriff Stiftung in der Regel keine wohltätigen Einrichtungen, sondern Industriestiftungen, die die Aufgabe haben, Geld zu verdienen.
Home.Earth will Immobilien im gesellschaftlichen Sinne neu erfinden. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, städtische Gemeinschaften zu entwickeln, bei denen Inklusivität, Lebensqualität und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stehen – und zwar vor dem Hintergrund, dass ein Gros der Menschen 90 Prozent ihres Lebens in Gebäuden verbringen und das hauptsächlich in Städten.
Das Konzept hinter Home.Earth besteht nicht im klassischen Real Estate Management. Der Immobilienentwickler konzentriert sich nicht primär auf die Vermarktung der Gebäude und auf schnelle Verkäufe, sondern auf die nachhaltige Entwicklung der Immobilien. Die Gebäude, die durch Home.Earth entwickelt werden, bleiben im Bestand des Unternehmens.
Die Immobilien werden bis zum Ende ihres Lebenszyklus vermietet. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Home.Earth bereits bei der Immobilienentwicklung die Zukunft eines Gebäudes fest im Blick behält. Das heißt, die zirkulare Wirtschaft spielt eine zentrale Rolle in diesem Modell, ebenso wie die Energiebilanz eines Gebäudes – und zwar nicht nur in Bezug auf die Gegenwart, sondern für die nächsten Jahrzehnte.
Die Strategie ist global ausgerichtet, vernetzt umweltseitige mit sozialer Nachhaltigkeit. Letztere käme laut Gernot Strube grundsätzlich zu kurz. Neubauprojekte müssten Platz für Wohnen und für kommerzielle Zwecke haben. Es müsse mehr in Quartieren gedacht werden.
„Die Einsamkeit wird ein wachsendes Problem in unseren Städten. Die kommerziellen Bereiche sind essentiell dafür, dass sich Menschen begegnen. Eines unserer Ziele besteht darin, das mentale Wohlbefinden der Menschen zu verbessern.“
Dadurch, dass Home.Earth nichts verkauft, ist der Kapitalbedarf extrem hoch und liegt zunächst bei 100 bis 200 Millionen pro Jahr. Sollte das Unternehmen weiter wachsen, erhöht sich auch der Kapitalbedarf. Bisher findet das Unternehmen Unterstützung durch Familienstiftungen. Perspektivisch sollen Pensionsfonds hinzukommen.
Einige Grundstücke hat die Company schon erworben. Neben der Entwicklung eigener Projekte, werden Bestandsgebäude angekauft und baulich wie konzeptionell aufbereitet.
Aus seiner Erfahrung bei McKinsey heraus hat Gernot Strube zwei Ansätze mitgebracht: modulares Bauen und digitales Bauen. Für letzteres nutzt Home.Earth die Software Spacemaker, die es ermöglicht ein leeres Grundstück visuell zu skalieren und die sich darauf befindlichen Gebäude von Anfang an anhand verschiedener Kriterien wie Energieeffizienz, Lärmbelästigung in den einzelnen Wohnungen oder Tageslicht in den Wohnungen zu optimieren.
Künstliche Intelligenz schafft hier, was der klassische Architekt nicht schafft: in kürzester Zeit und mit wenigen Mausklicks verschiedene Optionen auszuloten und das Optimum aus einem Gebäude herauszuholen.
Parallel dazu nutzt Home.Earth eine „Common Data Environment“ für ihre Projekte. Alle Beteiligten arbeiten in dem System, hinterlegen dort alle Projektdokumente. Die Nutzung der „Common Data Environment“ ist vertraglich verpflichtend. Sollte irgendwann ein Streit entstehen, gelten nur die Dokumente, die in diesem System abrufbar sind.
Während der Bauphase wird von der entsprechenden Immobilie direkt ein digitaler Zwilling erstellt. Ist das Bauvorhaben abgeschlossen, wird dieser in die Betriebsphase übergeben. Dadurch, dass Home.Earth nicht nur die Entwicklungs- und Bauphasen der Immobilien begleitet, sondern auch den Betrieb koordiniert, bleibt alles in einer Hand. Es gibt keinen Eigentümerwechsel – und keinen Datenverlust. Auf diese Weise können die Kosten über den gesamten Lebenszyklus detailliert aufgeschlüsselt werden, was wiederum eine Kostenanalyse überhaupt erst ermöglicht.
Digitale Zwillinge werden in der Industrie zunehmend wichtiger. Dort setzt zunehmend die Erkenntnis ein, dass Informationen nicht verloren gehen, sondern übertragen werden sollten. Für eine Gebäuderenovierung sind zum Beispiel Zeichnungen und Baupläne wichtig, um zu wissen, wie die Immobilie einst gebaut wurde. Ohne diese Pläne ist keine effiziente Renovierung möglich.
„In der Immobilienbranche werden alle Informationen, die während einer Phase angesammelt werden, bei einem Eigentümerwechsel weggeworfen. Der neue Eigentümer fängt von null an und baut sich alles wieder auf. In der Automobilindustrie wäre das undenkbar. Wir würden nie ein Auto kaufen, das nicht repariert werden kann oder bei dem unklar ist, welche Kosten auf uns zukommen.“
In Dänemark bekommen Bauherren seit Januar 2023 keine Baugenehmigung mehr, wenn sie keinen CO2-Lebenszyklusnachweis erbringen können. Die sogenannte Lifecyclecost Analysis ist dort also bereits im Bauantrag verpflichtend. Deutschland hinke in diesem Zusammenhang hinterher. Generell unterscheidet sich die Gesetzgebung zu den Analysen und zugrundeliegenden Berechnungen in den europäischen Ländern signifikant. So setzen die Niederlande beispielsweise einen 75-jährigen Lebenszyklus an, Dänemark und Finnland hingegen nur eine 50-jährige.
Um bereits in dem frühen Stadium der Gebäudeentwicklung die CO2-Lebenszyklusanalyse ausführen zu können, hat Home.Earth das Excel basierte „Carbon Dot Tool“ entwickelt, das auch bereits auf fiktive Gebäude anwendbar ist. Die Analyse erfolgt auf Basis von Strukturmaterialien, Fensterflächen usw. und zeigt in einem sehr frühen Stadium Optimierungspotenziale.
Der Durchschnitt der in den vergangenen fünf Jahren neu gebauten Gebäude in Dänemark verzeichnete auf den Lebenszyklus betrachtet rund 16 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter. Die neue Grenze, die in Dänemark eingeführt wurde, beträgt jedoch zwölf Kilogramm CO2 pro Quadratmeter. Jeder, der ab sofort neu baut, muss hinsichtlich seiner Gebäude-Klimabilanz umdenken. Home.Earth selbst sieht sich hier als Pionier und verfolgt das Ziel, unter fünf Kilogramm CO2 pro Quadratmeter zu kommen – ganz im Sinne einer besseren, nachhaltigeren Zukunft, wie sie sich Gernot Strube für seine Töchter wünscht.
Mit 880 Millionen Euro Jahresumsatz gehört Holcim Deutschland zu den Big Playern in der hiesigen Bauindustrie. In den kommenden Jahren will das Unternehmen seine CO2-Emissionen drastisch reduzieren. Wie das Denken in Kreisläufen, der Einsatz Künstlicher Intelligenz und der Spirit von Start-ups dazu beitragen können, sagt CEO Thorsten Hahn im DIGITALWERK Podcast
Brücken, Tunnel, Häuser – aufgrund seiner Langlebig- und Beständigkeit zählt Beton zu den meist verwendeten Materialien in der Baubranche. Hauptbestandteil des Baustoffs ist Zement. Allein im vergangenen Jahr 2022 belief sich die weltweite Produktion von Zement auf mehr als 4,1 Milliarden Tonnen. Zu den Big Playern unter den Herstellern zählt die Holcim AG mit ihren Marken Holcim und Lafarge. Das weltgrößte Baustoffunternehmen verzeichnete zuletzt Rekordumsätze und Milliardengewinne. Thorsten Hahn ist seit Februar 2018 CEO der Holcim Deutschland GmbH, einer Tochtergesellschaft von LafargeHolcim Ltd mit einem Jahresumsatz von rund 880 Millionen Euro. Die Unternehmensgruppe beschäftigt rund 1.800 Mitarbeiter an mehr als 130 Standorten in zwölf Bundesländern sowie in den Niederlanden, fertigt und vertreibt Zement, Gesteinskörnungen, Transportbeton und Betonfertigteile.
Beton gilt als Klimasünder. Wie der Weltklimarat erklärt, gehen etwa drei Milliarden Tonnen CO2 jährlich allein auf die Produktion von Zement zurück. Das sind bis zu zehn Prozent des vom Menschen ausgestoßenen Treibhausgases. In Deutschland sind es etwa zwei Prozent. Oder anders ausgedrückt: Bei der Herstellung von einem Kubikmeter Stahlbeton wird so viel CO2 freigesetzt, wie zirka 4.000 Bäume einen Tag lang umsetzen können.
Holcim verzeichnet die größten Umsatzerlöse mit Zement. Die Produktionsstandorte sind in Deutschland verteilt. Allein in dem Werk in Oberhausen werden jährlich rund fünf Millionen Tonnen Zement produziert. Daneben trägt das Unternehmen aus Steinbrüchen und Kiesgruben zirka 15 Millionen Tonnen Rohstoffe zur Weiterverarbeitung ab und betreibt 80 Transportbetonwerke sowie vier Fertigteilwerke in Deutschland und den Niederlanden.
Das Unternehmen befindet sich derzeit im Umbruch, um den eigenen CO2-Fußabdruck zu minimieren. Laut eigenen Angaben verursacht Holcim Deutschland 3,8 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Das Unternehmensziel besteht darin, diese Zahl auf null zu bringen – und zwar vor dem definierten Klimaneutralitätsziel der EU im Jahr 2045.
Zement wird gebrannt. Ein Drittel der Emissionen kommt aus der Flamme, zwei Drittel werden verursacht durch chemische Prozesse, die während der Produktion stattfinden. Indem andere Materialien wie Hüttensand dem Brennvorgang beigefügt werden, kann der CO2-Fußabdruck pro Tonne Zement massiv gesenkt werden, verdeutlicht Thorsten Hahn. Daneben steht die logistische Herausforderung: Der Transport von Zement und Co. verursache laut Unternehmensangaben rund 600.000 Tonnen CO2 pro Jahr.
Holcim konditioniert deshalb die eigenen Fahrer hinsichtlich ihrer Fahrweise. Wer zu viel bremst, stößt zu viele Emissionen aus. Wer den Reifendruck regelmäßig prüft, kann auch hier den Schadstoffausstoß reduzieren. Allein durch diese optimierte Fahrweise könnten rund 20 Prozent CO2 eingespart werden, also 100.000 Tonnen jährlich. Weiter setzt der Konzern auf digitale Strategien zur Optimierung der Fahrten. Geplant ist der Einsatz von Elektro-LKWs. Bio-LNG-LKWs, die mit Flüssiggas fahren, sind bereits auf den Straßen unterwegs.
Erst Mitte Januar 2023 erhielt Holcim einen Scheck in Höhe von fast 110 Millionen Euro von der Europäischen Union, um damit den Aufbau eines klimaneutralen Zementwerkes in Schleswig-Holstein zu fördern. Dahinter steht das Innovationsprojekt Carbon2Business. In dem Zementwerk in Lägerdorf soll mit den Mitteln eine neue Ofenlinie gebaut werden. Der Ofen nutzt die Oxyfuel-Technologie der zweiten Generation sowie eine nachgeschaltete Kompressions- und Reinigungseinheit zur Dekarbonisierung der Zementproduktion. Holcim selbst investiert einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in das Projekt, mit dem Ziel, die grüne Zementproduktion voranzutreiben und in diesem Zusammenhang eine Vorreiter-Position einzunehmen.
Bei dem Oxyfuel-Verfahren wird reiner Sauerstoff in den Verbrennungsprozess des Zementofens eingespeist. Im Ergebnis entsteht im Zementofen sehr reines CO2, das letztlich zu Methanol verarbeitet oder als Grundstoff für die chemische Industrie zum Beispiel für die Kunststoff-Produktion aufbereitet wird. Durch das Verfahren können allein am Standort Lägerdorf jährlich 1,2 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
Holcim profitiert stark vom Sammeln und Auswertung von Daten sowie vom Einsatz moderner digitaler Technik. Um im Team dahingehend ein Verständnis zu entwickeln, gibt es Kolleginnen und Kollegen, die sich intensiv mit Transformationsprozessen auseinandersetzen.
„Die Hauptaufgabe ist, die Firma zu transformieren. Wenn du einen neuen Weg gehst, ist er am ersten Tag mühselig, doch an Tag fünf wirst du merken, dass der Weg echt klasse ist, dass du ihn schon viel länger hättest gehen sollen. Das ist mit der Digitalisierung nichts anderes.“
Holcim setzt auf benutzerfreundliche Digitallösungen, auf künstliche Intelligenz, auf mitdenkende Technik. Der Schlüssel zur Akzeptanz für diese Mittel liege hierbei in der Kommunikation, intern wie extern. Holcim trägt nicht nur Verantwortung gegenüber den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch gegenüber den Kunden, den Baufirmen. Wenn Holcim in Zukunft Zement klimaneutral herstellen will, braucht es hierfür Abnehmer. Das Unternehmen setzt primär auf das Direktgeschäft und hat dahingehend sein Vertriebskonzept überdacht, auch um den Markt für klimaoptimierte Produkte zu sensibilisieren.
Bereits jetzt definiert sich Holcim mit der ECOPact-Produktreihe aus CO2-reduzierten Betonen neu, um auf diese Weise die Klimabilanz von Gebäuden signifikant zu verbessern. Die Einsparungen betragen, je nach Sorte, zwischen 30 und 70 % CO2 im Vergleich zu Standardbeton. Holcim hat erkannt, dass die Nachhaltigkeit von Gebäuden auf Investorenseite zunehmend eine Rolle spielt – und zwar nicht nur dahingehend, ob diese klimaneutral betrieben werden können, sondern auch ob diese klimaneutral gebaut wurden.
Dass inzwischen für Neubauprojekte dahingehend alle Daten über die verwendeten Materialien und Rohstoffe vorgehalten werden können, vereinfacht die Entscheidungsfindung für Investoren – der Digitalisierung sei Dank. Wer also während der Projektierung daran festhält, dass der Ausblick aus dem 15. Stockwerk in Zukunft das entscheidende Kauf- oder Mietkriterium für Immobilie sein wird, sei auf verlorenem Posten.
Zahlreiche Unternehmen setzen inzwischen auf Zertifizierungsprogramme, um ihre Produkte hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu deklarieren. Ein Teil dieser Programme bildet auch den CO2-Fußabdruck von Produkten ab. Die Zertifikate sind jedoch erst dann relevant, wenn die eingespeisten Daten lückenlos nachweisbar und transparent sind sowie mehrfach von dritter Stelle geprüft werden. Nachhaltig darf nicht nur auf einem Produkt stehen, sondern muss auch wirklich in dem Produkt stecken, um nicht mit dem Vorwurf des Greenwashings zu werden.
„In Anbetracht der EU-Taxonomie wollen künftig auch die Banken wissen, wie grün ein Gebäude ist. Ist dies nicht nachweisbar, wackelt die Finanzierung. Wer hier Schindluder treibt, begeht Betrug.“
Die Politik steht in der Verantwortung, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, zum Beispiel wenn es um behördliche Prozesse geht. Holcim hat kürzlich einen Zement entwickelt, dem Abbruchmaterialien zugefügt werden, um den Kreislaufwirtschaftsgedanken zu fördern. Die Zulassung dauert inzwischen über ein Jahr. Dabei handle es sich hierbei lediglich um die Anpassung einer bestehenden Rezeptur, um letztlich CO2 zu sparen.
Gleichzeitig müssen Bund, Länder und Kommunen hinsichtlich ihrer eigenen Immobilien zeigen, dass sie grüne Produkte wollen, indem sie diese verwenden. Es darf nicht mehr in Beispielen gedacht werden, in Individuallösungen. Nachhaltigkeit könne nur funktionieren, wenn alle Mannschaften auf dem Spielfeld Lust haben, an dem Match teilzunehmen. Die Zeit des Auf-die-Schulter-Klopfens, weil hier und dort ein tolles Referenzobjekt entstanden ist, sei längst vorbei. Für Thorsten Hahn könnten zahlreiche dieser Referenzprojekte in Serie gehen und zum Standard erklärt werden.
Nur wer Tradiertes über Bord wirft, kann zukunftsfähig sein. Deshalb setzt Holcim auf den Impact von Start-ups, die meistens sehr flexibel reagieren und mit neuen Sichtweisen überzeugen. Derzeit arbeitet das Unternehmen diesbezüglich mit N1 Trading zusammen. Die Firma aus Dossenheim hat eine KI-gestützte Software entwickelt, die bei der Identifizierung von Kreislaufpotenzialen hilft, also wie, wann und wo Materialien wiederverwertet oder recycelt werden können. Das Konzept funktioniert datenbasiert, anhand von Leistungsverzeichnissen oder ERP-Daten.
Entsorgt ein Bauunternehmer Material auf einer Deponie, kostet ihn das jede Menge Geld. Über das System kann er das Material für andere Firmen zur Verfügung stellen, die es dann erneut verwenden – eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, insbesondere in Zeiten, in denen Rohstoffe knapper werden.
„Entscheidend ist, dass wir jetzt die richtigen Weichen stellen für unsere Kinder und für deren Kinder. Recyclingmaterial müsste eigentlich mehr wert sein als neues Material aus der Erde. Am Ende muss der Bauunternehmer sein Gebäude auch als Materiallager begreifen.“
Inzwischen würden sogar erste Verträge mit einer Rücknahmeverpflichtung aufgesetzt. Holcim erklärt sich einverstanden, das ausgelieferte Material zurückzunehmen, sofern das Bauwerk abgebrochen wird. Thorsten Hahn selbst ist seit knapp 30 Jahren in der Baubranche. Diesen neuen Ansatz hält er für genial – ganz im Sinne der Umwelt.
Sebastian Schumacher ist sich sicher: Das Stein-auf-Stein-Mauern gehört der Geschichte an. Der Geschäftsführer von KS Modulbau setzt alles auf seriellen Bauen. Warum Kalksandstein hierfür ideal ist und warum es sinnvoll ist, regionale Kompetenzen zu bündeln, erzählt er im DIGITALWERK Podcast.
Die Geschichten von Tellerwäscher, die Millionäre wurden, sind vor allem in Hollywood-Sphären allseits bekannt und ranken sich meist um Prominente, die inspirierende Karrieren vorzuweisen haben. Doch fernab der Hollywood Hills, etwa 9.000 Kilometer und rund elf Flugstunden entfernt, lebt ein Mann, dessen berufliche Laufbahn ebenfalls beachtlich ist: Sebastian Schumachers Werdegang trägt den Titel „Vom Zimmerer zum Geschäftsführer“.
Seit knapp zwei Jahren leitet er die Geschicke der KS-Modulbau GmbH & Co. KG mit Sitz in Ahorn, nahe Bremen. Das Unternehmen hat sich auf die Agenda geschrieben, den traditionellen Massivbau zu überdenken. KS Modulbau fertigt sämtliche Wände aus hauseigenem, natürlichem Kalksandstein an, egal ob es sich dabei um eine Dachschräge handelt oder um eine Wand, in der Fenster- und Türen-Zuschnitte berücksichtigt werden müssen. Seit einem Jahr ist Sebastian Schumacher darüber hinaus zuständig für die KS-WE Kalksandsteinwerke GmbH & Co. KG. Die Gesellschaft vertreibt die komplette Produktpalette der Marke KS in der Weser-Ems-Region.
Als Zimmermann ist Sebastian Schumacher einer vom Fach. Ein schwerer Arbeitsunfall bewegte ihn vor einigen Jahren dazu, sich beruflich neu zu orientieren. Er wechselte in den Vertrieb, arbeitete als Vertriebsbeauftragter „Bautenschutz und Instandsetzung“ bei der Remmers Baustofftechnik GmbH, um nach einem zweijährigen Abstecher bei der Erlus AG als Vertriebsleiter bei der Betafence Deutschland GmbH anzufangen. 2020 wechselte er schließlich zur KS-WE Kalksandsteinwerke GmbH & Co. KG. Zunächst war er dort ebenfalls als Vertriebsleiter angestellt, dann als Prokurist.
Als Geschäftsführer steht der 41-Jährige nun vor neuen Aufgaben und Herausforderungen. Dazu zählen der nachhaltige Umgang mit Materialien und die Entwicklung ressourcenschonender Herstellungsmethoden. Da der Kalksandstein nicht gebrannt, sondern wie in einem Schnellkochtopf gebacken wird, ist für die Produktion vergleichsweise wenig Energie nötig. Darüber hinaus setzt das Unternehmen auf Rohstoffe, die in der Region ausreichend verfügbar sind.
Kalksandstein ist also ein regional hergestelltes Produkt aus natürlichen Rohstoffen, schadstofffrei und ohne chemische oder allergieauslösende Zusatzstoffe. Nach dem Abbauprozess werden die Sandgruben renaturiert, sodass sich dort neue Tier- und Pflanzenwelten ansiedeln können. Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, sei Kalksandstein auf der Nachhaltigkeitsskala ähnlich wie Holz zu bewerten, auch in Anbetracht der Haltbarkeit und Recyclingfähigkeit. Reiner Kalksandstein könne auch nach jahrzehntelanger Nutzung wieder in die Produktion hineingeführt werden.
„Wir nehmen das Ziel, klimaneutral zu produzieren, sehr ernst. Wir setzen bereits alternative Energien wie Solar- und Windenergie in der Produktion ein und haben zukunftsweisend den grünen Wasserstoff im Blick. Wir wollen in unseren Werken Wärmerückgewinnung nutzen, um noch effizienter produzieren zu können.“
KS liefert Material für etwa 4200 Einfamilienhäuser pro Jahr. Verkauft wird der Baustoff über ein zweistufiges Vertriebssystem über den Handel an die einzelnen Bauunternehmen. Im Team der KS-WE arbeiten rund 110 Kolleginnen und Kollegen. Das Unternehmen gehört zu einem Teil der Gräper-Gruppe an, die sich als Spezialist für Trafostationen, Betonfertigteile, Elektrotechnik, Metallbau und Kalksandsteinprodukte einen Namen gemacht hat und mit dieser Expertise in der Dachregion, den Niederlanden sowie in der Tschechoslowakei erfolgreich ist. Daneben steht die Höltinghauser Industriewerke GmbH als zweiter Gesellschafter. Sie fertigen den weißen Wandbaustoff Kalksandstein am Standort Emstek-Höltinghausen an.
KS betreibt drei Werke in der gesamten Weser-Ems-Region. Im Umkreis von 70 Kilometern beliefert das Unternehmen Großhändler, die den Kalksandstein dann weiterführend verkaufen. Teils werden Baustellen auch direkt beliefert – mit Paletten oder modularen Bauteilen. Die fertigen Wände aus Kalksandstein sind sechs Meter breit und 3.70 Meter hoch.
Das Modulbaukonzept besteht seit zwei Jahren und wurde aus der Motivation heraus umgesetzt, als Unternehmen BIM-fähig zu sein. BIM steht für „Building Information Modeling“ und meint den ganzheitlichen Prozess zum Erstellen und Verwalten von Informationen für ein Bauobjekt. Auf diese Weise kann ein Objekt über den gesamten Lebenszyklus hinweg digital dargestellt werden – von der Planung bis zum Betrieb.
Dabei wünscht sich Sebastian Schumacher mehr Entwicklung im BIM-Sektor, vor allem mehr Tiefe. Schließlich setzt die Anwendung für Unternehmen eine große Investition voraus.
„Wir haben uns ernsthaft mit BIM beschäftigt, haben unsere Software zerlegt und die ersten Objekte abgewickelt und festgestellt, dass uns die Software bestenfalls ein 3D-Modell auswirft. Wenn es aber um Attribute geht, also um Details, um Fensteröffnung, die Dichte der einzelnen Steine oder um Festigkeitsklassen, kommen wir bisher nicht weiter. Das ist wirklich schade.“
Die Fertigteile von KS-Modulbau werden inzwischen in zahlreichen Immobilien verbaut, in Ein- und Mehrfamilienhäusern, in Einkaufsmärkten oder Kindertagesstätten. Der Geschäftsführer hat bereits den nächsten Schritt im Blick und dieser lautet: serieller Wohnungsbau – als Antwort auf den Fachkräftemangel und als Möglichkeit, die definierten Wohnungsbauziele der Bundesregierung schnell und effizient umzusetzen.
Als produzierendes Unternehmen liegen für KS die Vorteile auf der Hand. Standardisierte Lösungen führen dazu, dass eine durchgängige Produktion ohne Unterbrechungen möglich ist. Die Wände können vorgefertigt werden und stehen bei Bedarf sofort zur Verfügung. Standardmaße lassen sich günstig und in Reihe produzieren. Wenn über bezahlbaren Wohnungsbau gesprochen wird, über sozialen Wohnungsbau, ist diese Abkehr vom Individualismus nötig.
Kalksandstein findet insbesondere in der Industrie und im Wohnungsbau Anwendung. Bisher gibt es wenig Alternativen. Dennoch macht sich Sebastian Schumacher ausführlich Gedanken darüber, wo das Unternehmen in 15 Jahren stehen und wie sich der Markt entwickeln wird. Um das Unternehmensprofil dahingehend zu stärken, setzt der Geschäftsführer auf eine Erweiterung des Dienstleistungsportfolios. Im Angebot steht demnach nicht mehr nur die zugeschnittene Wand, sondern zum Beispiel auch die passende Sockelabdichtung, die direkt miteingebauten Fenster, Türen oder sogar Leitungen für die technische Gebäudeausrüstung. Der Auftraggeber reduziert auf diesem Weg massiv seinen logistischen Aufwand.
Kompetenzen in einer Hand zu bündeln, ist für Sebastian Schumacher eine Möglichkeit, den Herausforderungen der heutigen Zeit zu begegnen. Er bedauert, dass die Ellenbogen der Gesellschaft spitz sind. Das Konkurrenzdenken ist groß. Als KS mit der Modulbau-Ausgründung die ersten Aufträge verzeichnete, schlossen sich in der Region mehrere Bau-Unternehmen zusammen, um ein ähnliches Konzept zu vermarkten.
Wenn ein Bau-Unternehmer entscheidet, sich für einen siebenstelligen Betrag eine Anlage für die Produktion von modularen Bauteilen anzuschaffen, fördere dies grundsätzlich das Grundvertrauen bei den Kunden für den Modulbau, erklärt Sebastian Schumacher. Denn die Kunden sind in der Regel selbst Bauunternehmer. Dies bietet auch Vorteile für KS. Heute stehen beide Firmen in regem Austausch, profitieren mit- und voneinander.
„Ich wurde mehrfach darauf angesprochen, dass wir das nicht machen können. Das sei doch schließlich eine Wettbewerbssituation. Ich sehe das anders. Es ist einfach ein besseres Gefühl, wenn wir zu zweit auf der Startbahn stehen. Wettbewerb fördert auch Innovation.“
Der Markt sei groß genug für beide Modulhersteller. Sebastian Schumacher ist überzeugt: Wenn alle mehr miteinander reden würden, wenn die Gewerke übergreifend eine offene Konversation pflegen, könnten Prozesse deutlich beschleunigt werden.
Wer auf den Modulbau setzt, benötigt nicht nur eine Anlage für den Wandzuschnitt. Daneben stehen spezielle Transport- und Sicherheitssysteme, aber auch entsprechende Software, die einzelne Arbeitsschritte vereinfacht, damit nicht jede einzelne Wand händisch nachgetragen werden muss. Dazu kommt, dass ein bestenfalls überdachter und vor der Witterung geschützter Produktionsstandort vorgehalten wird. Für Sebastian Schumacher macht es Sinn, die Teile in einer Halle vorzuproduzieren und diese dann zum Wunschtermin auszuliefern.
Das konventionelle Stein-auf-Stein-Mauern hat sich verändert und wird irgendwann zu einer Individuallösung werden. Die Zukunft liegt im Modulbau, da ist sich der Geschäftsführer von KS sicher. Mit seinen Ideen erweckt er den traditionellen Massivbau zu neuem Leben. Der Modulbau ermöglicht hohe Maßgenauigkeit, stark verkürzte Bauzeiten, einen geringen Personalaufwand und eine immense Zeitersparnis – wirtschaftlich, planungsfreundlich und solide.
• Wie ein Zimmerer Geschäftsführer wurde (00: 04:24)
• Wie Klimaneutralität funktionieren kann (00:10:21)
• Warum seriellen Bauen den Individualismus schlägt (00:20:13)
• Warum Sebastian Schumacher gerne Kooperationen schließt (00:30:07)
Madaster betrachtet die Kreislaufwirtschaft als zukunftsweisend auf dem Weg zur Klimaneutralität. In einem Kataster erfasst das Unternehmen Daten über Materialien und stellt diese der Immobilienwelt zur Verfügung. Wie die Informationen in die Datenbank kommen, warum Madaster stiftungsbasiert arbeitet und welche Rolle die Kennedys dabei spielen, erklärt Patrick Bergmann im DIGITALWERK Podcast.
Das Leben ist ein Kreislauf. In der Natur dient alles dem Wachstum und dem Entstehen. Wie komplexe Zahnräder greifen die scheinbar unsichtbar gelenkten Systeme ineinander. Sie beeinflussen einander, sind voneinander abhängig. Demgegenüber bestimmen im 21. Jahrhundert Fortschritt und ungebremstes Wachstum das gesellschaftliche und politische Handeln.
Doch wie passt der Wechsel von Wachstum, Zerfall und Erneuerung mit der industrialisierten und digitalisierten Welt von heute zusammen? Wie gelingt das Zusammenspiel von Natur und Innovation im Kontext nachhaltigen Handelns? Insbesondere der Bauwirtschaft steht in diesem Zusammenhang eine umfassende Transformation bevor. Damit eingesetzte Baumaterialien lange in hoher Qualität in einem Kreislauf-System genutzt werden können, ohne letztlich als Abfall zu enden, sind neue Ansätze nötig.
Große Hoffnungen werden hierbei in das Prinzip des „zirkularen Bauens“ gesetzt. Rohstoffe für Produkte und Gebäude sind demnach so zu planen und einzusetzen, dass sie entweder in gleichbleibender Qualität in einem technischen Kreislauf erhalten und wiedergenutzt werden können oder sie sind vollständig abbaubar und können damit in den biologischen Kreislauf zurückgeführt werden.
Hier setzt das Konzept von Madaster an. Das Unternehmen versteht sich als Kataster für Materialien und Produkte und hat sich auf die lückenlose Erfassung und Dokumentation von Bauteilen und Materialien fokussiert. Durch die Aufnahme jedes einzelnen Bauteils können Informationen über die Trennbarkeit, das gebundene CO2 und die Toxizität von Materialien und Produkten gewonnen werden. Darüber hinaus wird dargelegt, ob und welche Materialien wiederverwendet werden können. Madaster sieht in dem Konzept die Möglichkeit, die CO2-Emissionen auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität drastisch zu reduzieren. Was nötig ist, um ein effizientes und hochwertiges Recycling oder sogar ein Reuse zu erzeugen, sind Daten.
Patrick Bergmann, Geschäftsführer von Madaster, hat das früh verstanden. Nachdem er in Konstanz am Bodensee Politik studierte, zog es ihn für den Master im Bereich Urban Environmental Management in die Niederlande. Die Themen Stadtentwicklung und Umwelt haben ihn so sehr umtrieben, dass er sich in seiner Doktorarbeit, die er anschließend an der Technischen Universität Dresden verfasste, der Bewertung nachhaltiger Gebäude widmete. Dabei kam er mit dem Material Carbon Beton in Berührung, eine Alternative zu dem in der Bauwirtschaft weltweit viel genutzten Stahlbeton.
Carbon-Beton ist ein nicht-metallischer Bau- und Verbundwerkstoff. Kohlenstofffasern ersetzen den Stahl. Stahl rostet. Damit die Feuchtigkeit den Stahl also nicht zerstört, muss dieser durch eine dicke Betonschicht bedeckt werden. Weil Carbon hingegen nicht rostet, reichen wenige Millimeter Beton-Überdeckung statt mehrerer Zentimeter. Darüber hinaus sind die Fasern wesentlich flexibler und Carbon deutlich leichter als Stahl. Im Zuge der Forschungen zu dem Thema stellten sich die Wissenschaftler also die Frage: Ist die Verwendung von Carbonfasern ökologisch und ökonomisch besser als die Verwendung von Stahlbeton?
Auf der einen Seite wird Beton eingespart, auf der anderen ist die Herstellung der Carbonfasern sehr energieintensiv. Zusätzlich ist das Recycling unklar. Zudem ist Carbon um ein Vielfaches teurer als Stahl. Patrick Bergmann steckte seine Nase tief in das Baumaterial, um dessen Ökobilanz bewerten zu können und brauchte hierfür Produktdaten. Wie viel Energie wird für die Erzeugung der einzelnen Materialien benötigt? Wo kommen die einzelnen Materialien her? Wie lang sind die Transportwege? Wie hoch sind die Kosten? Im Fall des Carbon-Betons lautete sein Forschungsergebnis: Es kommt drauf an. In vielen Bereichen ist der klassische Stahlbeton aus ökonomisch, aber auch aus ökologischen Gründen weiter sinnvoll.
Die Frage danach, wie in der Bauwirtschaft Ressourcen eingespart werden können, manifestierte sich in Patrick Bergmann Gedanken und er besann sich zurück auf die Idee der Kreislaufwirtschaft, mit deren Inhalten er in den Niederlanden in Berührung kam.
Analog zu einem Liegenschaftskataster, das Informationen zu Grundstücken umfasst, war er am Aufbau eines stiftungsbasierten Materialkatasters beteiligt, an der Plattform Madaster. Finanziert wurde und wird das System zweierlei: Einerseits aus Forschungsgeldern, andererseits durch die sogenannten Kennedys.
„Das sind Unternehmen, die mit Madaster arbeiten. Wir nennen sie Kennedys, weil sie ähnlich mutig und visionär denken wie John F. Kennedy in seiner Wir-fliegen-zum-Mond-Ansprache. Sie zahlen alle mehr als notwendig, um unsere Idee zu unterstützen.“
Im Gegenzug sind die Kennedys intensiv in die Weiterentwicklung der Plattform eingebunden. Da sie alle am Markt aktiv sind, können sie zurückspiegeln, was funktioniert und was nicht. Darunter sind Konzerne wie die Zech Group oder die HeidelbergCement AG.
Perspektivisch möchte Madaster mit einem klassischen Lizenzsystem arbeiten. Jeder, der die Plattform nutzt, zahlt einen Jahresbeitrag. Hersteller bekommen einen Account für 0 Euro, sofern sie ihre Daten mit der Community teilen. Wenn sie die Informationen jedoch nur für sich selbst oder Privatkunden hochladen, müssen sie einen Beitrag zahlen. Zielgruppe ist die Immobilienbranche inklusive Zulieferer. Die Plattform ist so konzipiert, dass auch Privatpersonen ihr Haus oder die Eigentumswohnung registrieren können.
Die Gründer von Madaster sind überzeugt, dass für Gebäude künftig nicht mehr nur Energieausweise, sondern auch Gebäudepässe ausgestellt werden, die Auskunft über die verbauten Materialien geben. In den Niederlanden sind in diesem Zusammenhang bereits erste digitale Datenräume für Immobilien begehbar. Für den Eintritt in den 3D-Datenraum ist lediglich eine Registrierung per Mail nötig. Hinterlegt sind Daten über die verbauten Materialien, zum Beispiel, woraus die Wände oder die Fußböden bestehen. Wer auf die Wand klickt, bekommt die entsprechenden Informationen angezeigt. Es besteht die Möglichkeit, auch Daten über die Hersteller zu hinterlegen, Tabellen oder Umweltproduktdeklaration.
Im Idealfall ist dem einzelnen Produkt ein Code zugeordnet. Der Code steht überall auf der Welt für dasselbe Produkt. Die Informationen über das Produkt sind dem Code hinterlegt. Das Produkt lässt sich also eindeutig identifizieren. Die Industrie kann auf diesem Weg ihre Produkte in ein Schaufenster stellen.
Auch Immobilienkäufer, gerade im institutionellen Bereich, fordern zunehmend Transparenz. Kommt ein Kauf nur zustande, weil hinreichend Daten über die verbauten Materialien vorliegen, sind letztlich auch die Immobilienentwickler, Bauunternehmen und Hersteller daran interessiert, nur Produkte zu verwenden, für die Materialwerte vorliegen.
In der Grundidee greift Madaster aber noch einen zweiten Aspekt auf: Die Verfügbarkeit von Rohstoffen. Insbesondere die Hersteller haben in Zeiten von Rohstoffknappheit ein großes Interesse daran, ihre Materialien zurückzubekommen. Wenn bekannt ist, wann ihre Produkte wo verbaut wurden, wird dieser Prozess vereinfacht.
„Gips ist zum Beispiel ein Abfallprodukt der Kohleindustrie. Doch was passiert, wenn Kohlekraftwerke abgeschaltet werden? Da wir alles registriert haben, können wir bei einem Rück- oder Umbau auch den Hersteller nachvollziehen. Der Immobilieneigentümer kann dann Kontakt mit dem Hersteller aufnehmen.“
Madaster betrachtet jedes Gebäude als Rohstoff-Bank, bestehend aus mehreren Schichten: die Baukonstruktion, der Innenausbau, die technische Gebäudeausrüstung. Im Laufe des Lebenszyklus einer Immobilie, kommt es regelmäßig zum Austausch einzelner Materialien, nicht zuletzt, weil die technischen Anforderungen und die Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer komplexer werden. Auf diese Weise kommt immer wieder Material zusammen.
Aufgrund des Stiftungskonzeptes verfolgt Madaster keine Profitmaximierungsabsichten. Steht in Deutschland ein Plus in der Bilanz, wird der Gewinn über die Stiftungen in die anderen Länder verteilt, die noch nicht so weit sind. Derzeit ist Madaster in sechs Ländern aktiv: In den Niederlanden, der Schweiz, Deutschland, Österreich, in Belgien und Norwegen. Das Kerngeschäft liegt in Europa.
Die Umsetzung der Unternehmensziele des Material- und Produktkatasters gleicht einem Ultramarathon, wie Patrick Bergmann eingesteht. Für 2023 haben sich die Gründer vorgenommen, den Datentransfer zu optimieren. Im Idealfall können Schnittstellen bei den Herstellern geschaffen werden, die ein simples Hochladen und Verknüpfen der Produktstammdaten ermöglichen, ohne händisch jede einzelne Zeile mit Informationen füllen zu müssen. Der Optimierungsprozess ist zeitaufwendig, nicht zuletzt, weil jeder Hersteller mit anderen Dateiformaten arbeitet.
Madaster greift auch auf bereits bestehende Datenbanken zu. Der Vorteil: Dort sind bereits durch Dritte geprüfte Daten hinterlegt. Das Unternehmen bewertet die Datenqualität und kategorisiert diese in verschiedene Level. So können die Nutzerinnen und Nutzer die Validität der Daten skalieren. Auch für die Finanzierung von Projekten ist dieses Prinzip interessant.
„Erste Banken denken darüber nach, andere Kredite zu vergeben, wenn nachhaltiger und zirkulärer gebaut wurde. Die Bank will sichergehen, dass die Analyse stimmig ist. Dann verlangen sie, dass Dritte noch mal ein Auge darauf werfen.“
Patrick Bergmann sieht, dass die Immobilienbranche zunehmend Wert auf Datenerhebung setzt. Es werden mehr Daten gesammelt, aufbereitet und strukturiert. Dieser komplexe Prozess geht mit einem stetigen Aufbau an Wissen und Informationen einher. Standardisierte Daten, zum Beispiel darüber, wie viel CO2-Emissionen die Herstellung von einer Tonne Kalksandstein verursacht, seien bereits gut verfügbar.
Madaster geht ins Detail, greift die produktspezifischen Daten der Hersteller auf – und zwar von jedem Produkt und von jedem Produktionsstandort. Nachholbedarf besteht in der Auswertung der Zirkularität, bezogen auf das einzelne Material. Wo kommen die Materialien her? Bestehen die Produkte aus bereits recyceltem Material? Sind die verwendeten Rohstoffe nachwachsend? Welche Halbwertszeit hat das Produkt? Muss es am Ende entsorgt werden oder können einzelne Materialien wiederverwendet werden? Der Fragenkatalog ist lang. Auf Produktdatenblättern werden diese Informationen bisher nur selten abgebildet.
In Anbetracht der Taxonomie-Verordnung der Europäischen Union wird hier nachgebessert werden müssen, da ist sich Patrick Bergmann sicher:
„Es werden Quoten und Grenzwerte definiert werden. Die Unternehmen werden nachweisen müssen, ob sie diese einhalten. Spätestens, wenn die Bank sagt, du kriegst kein Geld mehr von mir, wenn du die Informationen nicht liefern kannst, ist es für viele zu spät.“
Madaster denkt voraus und schafft den Daten-Mehrwert.
• Warum Carbon Patrick Bergmann zum Datensammeln antrieb (00:06:54)
• Welche Rolle die Kennedys bei der Finanzierung von Madaster spielen (00:11:14)
• Warum Immobilien einen Gebäudepass brauchen (00:16:57)
• Warum nicht alle Informationen von gleicher Qualität sind (00:29:22)
• Wie die EU den Druck auf die Branche erhöht (00:41:22)
Das übergeordnete Ziel der Branchenexpertin lautet: Mehr Effizienz in der Wohnungswirtschaft. Wie serielles Bauen dabei helfen kann, weshalb Standards nötig sind und warum es an einigen Stellen nicht ohne die Politik geht, erzählt Ingeborg Esser im DIGITALWERK Podcast.
Ingeborg Esser bezeichnet sich selbst als Oldtimer der Wohnungswirtschaft. Sie wuchs in Salzburg auf, machte dort ihr Abitur, ging zunächst nach Innsbruck zum Studieren und schließlich nach Regensburg. Die Diplom-Kauffrau ist von Hause aus Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin. Ihre Karriere begann mit der Prüfung von Wohnungsunternehmen beim Verband bayerischer Wohnungsunternehmen.
1993 wechselte sie zum Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, kurz GdW, als Referentin für Betriebswirtschaft und Steuern. Inzwischen ist sie Hauptgeschäftsführerin des GdW, der als größter deutscher Branchendachverband bundes- und europaweit mehr als 3.000 Wohnungsunternehmen vertritt. Dahinter stehen rund sechs Millionen Wohnungen, das Zuhause von zirka 13 Millionen Menschen.
Ingeborg Esser übernimmt Verantwortung. In aktuellen Lebenswelten bedeutet dies auch, sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Bereits 2014 hat der GdW in Zusammenarbeit mit dem Nachhaltigkeitsrat eine auf die Wohnungswirtschaft ausgerichtete branchenspezifische Ergänzung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex veröffentlicht. Damit wurde der Verband zum Frontrunner auf dem Themengebiet.
Das entsprechende Paper wurde inzwischen fortgeschrieben und weiterentwickelt, den globalen Veränderungen und vor allem den EFRAG-Standards angepasst. Letztere befinden sich auf EU-Ebene in der finalen Abstimmung und definieren künftig verpflichtend die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Frage, was berichtswürdig ist und was nicht, ist zentraler Bestandteil der Überlegungen und beinhaltet die Abkehr von Aussagen über die Verbräuche des eigenen Verwaltungsgebäudes, hin zur Analyse des Bestandsimmobilien-Portfolios.
Nachhaltigkeit basiert jedoch nicht nur auf ökologischen Aspekten, sondern wird gleichbewertet auch durch eine soziale und eine ökonomische Ebene getragen. Lediglich wenn alle drei Säulen in Einklang ergänzend nebeneinander wirken, kann von echter Nachhaltigkeit gesprochen werden. Zu den zentralen Fragen in diesem Zusammenhang zählen die Klimaneutralität des Wohnungsbestandes bis 2045 und damit einhergehend die Finanzierung ebendieser.
Daneben stehen Herausforderungen wie der Fachkräftemangel und Nachwuchssorgen im Handwerk, Kostensteigerungen für Sanierungs- und Baudienstleistungen und Materialien sowie Zinssteigerungen bei Kreditvergaben. Der Handwerker von Morgen muss neue Qualifizierungen vorweisen.
„Wenn das Ziel der Bundesregierung darin besteht, 500.000 Wärmepumpen im Jahr zu verbauen, dann muss man feststellen, dass der kleine Handwerksbetrieb, der bislang nur Heizungen verbaut hat, Wärmepumpen vielleicht gar nicht kann.“
Die Betriebe stehen vor der Aufgabe, das benötigte Know How aufzubauen und sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen. Zeitgleich sind die Hersteller in der Pflicht, standardisierte Lösungen anzubieten, die möglichst so gut vorkonfiguriert sind, dass die dann geschulten Handwerker keine Probleme beim Verbau und Einstellen der Geräte haben. Zusätzlich müssen skalierbare Technologien für größere Wohngebäude entwickelt werden. Diese würden laut Ingeborg Esser bisher fehlen.
In Metropolen wie Berlin, München oder Hamburg sieht sich der Dachverband darüber hinaus mit einem weiteren konfliktbeladenen Thema konfrontiert. Und dieses trägt die Überschrift Wohnungsknappheit. Regelmäßig protestieren in Großstädten Tausende für faire Mieten und mehr Wohnraum. Wo der Zuzug in den nächsten Jahren weiter anhalten wird, besteht das Knappheitsproblem, das sich kurzfristig nicht lösen lasse.
Nötig sei eine kontinuierliche Neubautätigkeit zu vernünftigen Preisen, im Bereich des sozialen Wohnungsbaus sowie in dem Segment darüber. Letzteres bezieht sich auf Alldiejenigen, die zwar die Einkommensgrenzen der sozialen Wohnraumförderung nicht mehr erfüllen, aber die sich dennoch aufgrund ihrer Einkommenssituation am Markt nicht frei versorgen können. Doch ohne Fördermittel sei dies kaum möglich, betont Ingrid Esser. In kleinen Städten sei die Situation übrigens eine andere. Teilweise verzeichnen die Wohnungsunternehmen dort Leerstände von bis zu 30 Prozent.
Als Hauptgeschäftsführerin des GdW vermittelt Ingeborg Esser zwischen den Gesellschaften, Genossenschaften und der Politik. Sie leistet Überzeugungsarbeit, insbesondere im politischen Raum, erklärt beharrlich, an welcher Stelle und zu welchem Zeitpunkt Investitionen in die Wohnungswirtschaft nötig sind.
Ihre Resilienz wird mit Erfolg belohnt: Erst Ende 2022 wurde eine neue Förderung für serielles Modernisieren beschlossen. Der Hintergrund: Im Bereich Bauen und Modernisieren gibt es nicht mehr das einzelne Produkt, sondern ganzheitliche Lösungssysteme, die für bestimmte Gebäudearten funktionieren.
„Wir müssen uns daran gewöhnen, dass nicht jeder Neubau individuell ist, sondern dass wir seriell modular bauen, dass wir auch im konventionellen Neubau mehr modulare Elemente einsetzen und dass wir auch im Bereich der energetischen Sanierung mehr auf systemische Lösungen setzen.”
Vor knapp fünf Jahren hat der Dachverband mit seinen Mitgliedern eine Rahmenvereinbarung für serielles und modulares Bauen geschlossen. Diese war eingebettet in ein europaweites Vergabeverfahren, sodass auch die kommunalen und öffentlichen Mitgliedsunternehmen, die dem Vergaberecht unterliegen, Vorteile daraus ziehen. In 2023 wird die Rahmenvereinbarung erneuert. Der Vorteil besteht darin, dass die modularen Bauteile zu weitestgehend konstanten Preisen eingekauft werden können.
Im Zuge der Rahmenvereinbarung seien zahlreiche Bauvorhaben verwirklicht worden. Das Interesse steigt massiv und die Vorurteile, dass das Konzept mit einem „Plattenbau 2.0“ vergleichbar sei, sinken mit jedem verwirklichten Projekt. Darauf aufbauend zeichnet sich effizienzbasiert und im Hinblick auf die Klimaneutralität für die Zukunft die Integration eines digitalen Betriebssystems für alle Gebäude ab.
Hier müssen die großen Unternehmen, die die Manpower und den finanziellen Background haben, die ersten Schritte gehen. Kleinere Unternehmen brauchen laut Ingeborg Esser in der Regel einen professionellen Dienstleister, der mit ihnen diesen Weg beschreitet. Hier ist der Verband zur Stelle, der mit geeigneten Dienstleistern Rahmenvereinbarungen zu vernünftigen Konditionen schließt, auf die die Mitgliedsunternehmen zurückgreifen können.
Der GdW habe sich immer als ein „Ermöglicher“ verstanden, betont Ingeborg Esser – mit der selbst auferlegten Aufgabe, wichtige branchenbetreffende Entwicklungen früh zu erkennen und die Mitgliedsunternehmen dahingehend zu unterstützen diese Entwicklungen umzusetzen. Dies betrifft sowohl die Big Player, deren Wohnungsbestand mehr als 1000 Wohnungen umfasst, die mittelständischen Unternehmen mit einem Bestand von 500 bis 1000 Wohnungen sowie kleinere, teils ehrenamtlich geführte Genossenschaften und Gesellschaften, die weniger als 500 Wohnungen bewirtschaften.
Insbesondere die kleineren Unternehmen profitieren von der Unterstützung des Verbandes, von Arbeitshilfen zum Beispiel. Die größeren Unternehmen hingegen können ihre Erfahrungen effektiv einbringen.
Für die kommenden Monaten hat sich der GdW jedoch zunächst vorgenommen, die definierten Transformationsprozesse zu überarbeiten. Aufgrund der gestiegenen Gas- und Fernwärmepreise hat sich die Gebäudewirtschaft neue Einsparziele gesetzt.
„Wir werden nicht mehr sehen, dass in hohem Maße einzelne Gebäude modernisiert werden. Es wird stärker im Portfolio gedacht. Durch eine effiziente Steuerung wird versucht, den CO2-Verbrauch der Gebäude und damit natürlich auch der Verbrauch an Heizwärme schnell zu senken.“
Darüber hinaus sieht Ingeborg Esser kurzfristig die Notwendigkeit, sich intensiv mit den Fragen der EU-Taxonomie zu beschäftigen, da die Banken primär Finanzierungen für grüne Vorhaben bewilligen. Die Wohnungsunternehmen müssten nachweisen können, dass ihre Neubau- und Modernisierungsvorhaben tatsächlich taxonomisch konform sind.
Hierzu werden in Zukunft nicht mehr nur die ökologische, sondern auch die soziale Taxonomie zählen, für die der GdW in Kooperation mit weiteren Verbänden derzeit ein Set an Kriterien erarbeitet. Übergeordnetes Ziel ist hierbei die Definition eines gemeinsamen Standards, um damit auch innerhalb der EU wahrgenommen zu werden – ganz im Sinne eines Verbandes, der sich als „Frontrunner“ versteht.
• Warum der GdW als „Frontrunner“ gilt (00:03:01)
• Warum einige Probleme nur politisch gelöst werden können (00:16:28)
• Wie serielles Bauen die Wohnungswirtschaft verändert (00:20:10)
• Wer von wem profitiert (00:26:55)
• Welche Rolle die soziale Taxonomie spielt (00:31:11)
Dr. Andreas Muschter blickt im DIGITALWERK Podcast auf seinen Weg vom Banking in die Immobilienbranche zurück und zeigt, welche Chancen die Digitalisierung für Projektentwickler mit sich bringt und wo weniger mehr ist.
Wenn Andreas Muschter auf seinem IPhone die Spotify App öffnet und den alten Song aus den 1980er-Jahren raussucht, den er zuvor im Radio gehört hat, schießen ihm Erinnerungen durch den Kopf. Erinnerungen an Schallplatten und Kassettenrekordern und daran wie mühsam es war, den geliebten Song in guter Qualität aufzunehmen. Er schüttelt die Nostalgie ab und dankt der Digitalisierung.
Vorausschauend zu denken gehört auch zu seinen Stärken. 2022 war ein aufregendes Jahr für ihn. Seit dem 1. Oktober ist er CEO DACH bei Edge und damit verantwortlich für das Handlungsgeschehen in Deutschland sowie die Erschließung der Märkte in Österreich und der Schweiz. Damit übernimmt er die direkte Verantwortung für das operative Gesellschaft bei dem Immobilienentwickler.
Andreas Muschter ist ein Hamburger Jung. In der Hansestadt geboren, hat er dort sein Herz mit der „Heimat“-Aufschrift verloren – zumindest örtlich betrachtet. Dabei wohnt er inzwischen seit mehr als 20 Jahren in Wiesbaden. Und weil jeder fortschrittliche Denker auch ein traditionelles „das haben wir immer so gemacht“ in der Hosentasche trägt, ist er einfach dort geblieben. Emotionale Entscheidungen trifft der Jurist eher selten, abgesehen vom Autokauf, der Wohnortsuche und in Familienfragen. Auf Karriere-Ebene fokussiert er sich auf die Parameter Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation.
In Frankfurt am Main war Andreas Muschter viele Jahre für den Commerzbank-Konzern tätig, hat dort unterschiedliche Stationen durchlaufen und letztlich mehr als sieben Jahre als CEO für das Real Estate Asset Management- und Leasinggeschäft gearbeitet. Dabei ging es im Schwerpunkt um die Entwicklung von Immobilien, insbesondere im Hinblick auf den Einsatz alternativer Energien und digitaler Technologien.
2020 hat Andreas Muschter schließlich das Unternehmen verlassen, getreu dem Motto „wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören“ und ging für knapp zwei Jahre zur Zech Group, ein 1909 gegründetes international agierendes Familienunternehmen mit rund 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, das global Immobilien-Projekte entwickelt, plant und bauseitig umsetzt.
Das Interesse für die Bauwirtschaft hat der gebürtige Hamburger von Hause aus mitbekommen. Seine Eltern haben Betriebswirtschaftslehre studiert, sein Bruder auch. Hinzu kam, dass die Familie mehrere Immobilien besaß und verwaltete. Er selbst dachte sich: Mit einem Jurastudium in der Tasche kann ich alles machen. Und so war es auch: Gepaart mit seinem unternehmerischem Grundgeschick und dem übergeordneten Interesse an Zahlen war er im Banking und im Real Estate Business erfolgreich.
Dass er ein grundlegendes Verständnis für beide Geschäftsfelder mitbringt, verschafft ihm in seiner neuen Position als CEO für die DACH-Region bei Edge entscheidende Vorteile, vor allem deshalb, weil die Projektentwicklung unmittelbar an die Projektfinanzierung gekoppelt ist.
Bei Edge kommt all das zusammen, wofür Andreas Muschter brennt – aber vor allem kann er dort selbst die Zügel in die Hand nehmen, selbst die Stakeholder bedienen, selbst strategisch arbeiten und Erfolgskonzepte entwickeln. Er kann etwas Neues aufbauen, in und mit einem Team, das Lust auf Veränderung und Spaß an Innovation hat, das klug, unternehmerisch, mutig und unprätentiös ist.
Edge setzt als Immobilienentwickler beim Bauen auf intelligente, nachhaltige und langlebige Lösungen – mit dem Ziel der Verwirklichung einer CO2-neutralen Umwelt, unter dem Slogan „The world needs better buildings“. Wohlbefinden, Nachhaltigkeit, Design und Technologie sind die vier Säulen des Unternehmens, das beschlossen hat, die eigenen Kohlenstoffemissionen bis 2050 auf Netto-Null zu reduzieren.
Nachhaltiges Wirtschaften im Zusammenhang mit digitalen Trends gehört zu den Herausforderungen der Immobilienbranche. Dazu gesellen sich Begriffe wie „New Work“, „Smartness“ und „Work Life“. Zahlreiche Themen müssen verstanden und parallel bearbeitet werden.
Edge bekleidet in diesem Zusammenhang in der Branche eine Vordenker-Position. Das sehen auch zunehmend internationale Investoren, obwohl die Planungszyklen häufig fünf oder mehr Jahre in Anspruch nehmen. Bauen, was in der Zukunft gewollt ist – darauf konzentriert sich Edge. Dies ist vergleichbar mit der Autoindustrie. Diese baut bereits autonom fahrende Autos, die Nutzer stehen dem jedoch bisher skeptisch gegenüber. Wie das Auto wird die Immobilie als ein Produkt betrachtet. Ein Produkt, das vom Kunden gedacht wird.
„Wir haben die Gesellschaft, um die herum wir ein Projekt bauen. Wir haben genauso den zukünftigen Eigentümer, wir haben den zukünftigen Nutzer, wir haben den zukünftigen Mieter. Alle Belange müssen wir unter dem Mantel der Nachhaltigkeit konsequent bedenken.“
Der Hauptanspruch besteht darin, langlebige Immobilien zu bauen, nicht unbedingt die für die Ewigkeit geschaffenen Pyramiden, jedoch Häuser, die mindestens 50 bis 100 Jahre nutzbar sind. Hierfür sind die detailgetreue Dokumentation der Gebäude und die Erfassung der verwendeten Rohstoffe essentiell, auch dann, wenn es um einen eventuellen Rückbau geht. So lässt sich erschließen, welche Materialien wiederverwendet werden können.
Dabei fängt Nachhaltigkeit schon bei kleinen Dingen an. Bei Flächeneffizienz zum Beispiel. Um eine Fläche bestmöglich nutzen zu können, braucht es Daten und Sensorik. Mit einer Heatmap zum Beispiel, die zeigt, wo sich die Mitarbeiter aufhalten, kann eine Fläche entsprechend besser konzipiert werden. Wenn über flexibles Arbeiten gesprochen wird, entstehen im Kopf Bilder von Open Space Büros. Eine Fläche müsse aber auch andere Faktoren berücksichtigen: In acht Stunden möchte jeder auch mal in Ruhe arbeiten, in Ruhe telefonieren, genauso wie sich mit dem Team austauschen.
In Deutschland ist Edge vor allem in Hamburg und Berlin aktiv. In der Warschauer Straße der bundesdeutschen Hauptstadt zählt zu den Projekten der sogenannte East Side Tower, eines der höchsten Gebäude der Republik und ein absolut modernes, konsequent vom Kunden gedachtes Gebäude mit Mehrwert-Garantie für die Region und Wow-Potential, mit öffentlichen Flächen und einem verwirklichten europäischen Kunstprojekt.
Andreas Muschters erste Projektentwicklung war die Elbphilharmonie in Hamburg in Zusammenarbeit mit Hochtief. Der Sturm, den das Projekt heraufbeschwor, war gigantisch. Genauso wie die Anfeindungen dagegen. Mit der Eröffnung wurde jedem die Strahlkraft des Gebäudes bewusst. Heute sind die Hamburger stolz auf ihre Elbphilharmonie.
„Ich finde, es ist wichtig, dass es Bürgerbeteiligung gibt und ich finde wichtig, dass man alle Stakeholder abholt. Aber irgendwann muss man als Projektentwickler auch weiterdenken und darauf vertrauen, dass das, was man dort schafft, tatsächlich gut angenommen wird.“
Eine zusätzliche Herausforderung im Immobiliengeschäft heißt „Denkmalschutz“. Nachhaltiges Handeln gestaltet sich schwer, wenn ein Gebäude nicht verändert werden darf. Dabei wird sehr viel Geld in ein Produkt investiert, das im Sinn der Ästhetik dazu dient, die Geschichte zu konservieren. Dass Stadtbilder aufrechterhalten bleiben sollten, stehe hierbei außer Frage – jedoch nicht, wenn eine Immobilie am Ende ihres Lebenszyklus steht. Ein Beispiel ist das Berliner Stadtschloss. Hier wurde der Prozess überdacht. Es wurde originalgetreu aufgebaut, mit neuester Technik und effizienten Laufwegen. Es wurde ein Gebäude errichtet, das zu 100 Prozent genutzt werden kann.
Auf dem Plakat der Zukunft steht neben der Nachhaltigkeit die Digitalisierung. Nutzer und Mieter von Immobilien sollen eins werden mit dem Gebäude. Dazu braucht es multidimensionale Häuser. Gemeint sind Immobilien, die einen digitalen Zwilling haben. Der Zwilling bildet alle Daten über das Gebäude und dessen Funktionalitäten ab. Der Zugriff und die Nutzung sind intuitiv.
An der richtigen Applikation hierfür wird jedoch noch getüftelt. Das Smartphone hat mit einem Schlag zahlreiche Dinge ersetzt, wie die Kamera, das Telefon und teilweise sogar den Computer. Für Immobilien gibt es so einen Business Case bisher nicht, auch weil es keine Lösung für garantierte Cybersicherheit gibt. Doch das Potenzial ist gigantisch.
Bei allem, was Andreas Muschter beruflich unternimmt, geht es ihm grundsätzlich darum, das Leben in Städten besser zu machen. Er liebt Immobilien und deren Ausstrahlung auf Menschen. Er ist ein großer Fan von Verdichtungen, auch in Anbetracht des alarmierenden Zustands des Wohnungsmarktes. Dass Menschen pendeln müssten, um zur Arbeit zu gelangen, weil Wohnraum nicht existiert oder Mieten zu hoch sind, sei weder nachhaltig noch wirtschaftlich sinnvoll. Seine Idee liegt in der Höhe und im sozial geförderten Wohnraum.
„Wir müssen mehr Wohnraum in Städten schaffen, mehr Hochhäuser, um Menschen zurück in die Städte zu holen, um auch unsere Innenstädte wieder zu beleben. Das wird die Herausforderung der nächsten Jahre sein: Immobilien sozialer zu denken.“
Das wiederum hat Einfluss auf den Real Estate Sektor, auf Büro- und Gewerbeimmobilien, auf die Hotellerie und Mobilität in Städten. Wer über Smart Cities redet, spricht über Daten und Technik und darüber, Immobilien in digitale Städte zu bringen. Die Vision: Immobilien werden nicht mehr autark, sondern als Teil eines Quartiers einer Stadt verstanden.
Edge ist Teil dieses Prozesses, nimmt die Verantwortung an, versteht ESG-Investing als zukunftsweisend: Gemeint sind Investitionen, die die Absicht verfolgen, neben einer finanziellen Rendite eine messbare, positive soziale oder ökologische Wirkung zu erzielen.
Edge steht für Nachhaltigkeit, für Technologie, für Wohlbefinden. Das Unternehmen hat Design verstanden, gepaart mit dem vorbildlichen Bewusstsein für klimaneutrales Bauen. Edge steht auch für Flexibilität und für selbstbewusstes Auftreten. Das Unternehmen hat seine eigenen Parameter definiert, wie ein Gebäude beschaffen sein muss, damit es das Edge-Siegel verdient. Und diese Parameter gehen weit über geltende Standards hinaus. Das wissen und schätzen auch die Kunden.
Wie Roomhero Sanierungs- und Renovierungsprozesse revolutionierte, warum Construction-Tech durchaus schon im Jahr 2014 ein Thema war und weshalb es neben bahnbrechenden Apps auch immer (mit)denkende Menschen braucht
Einmal hin, alles drin – der Werbeslogan einer großen Supermarktkette könnte auch für das Unternehmen Roomhero konzipiert sein. Die Firma verspricht den All-in-one-Service für Interior Design. Roomhero stattet aus und richtet ein, egal ob Büroimmobilie, das Einfamilienhaus oder die kleine Einzimmerwohnung. Dabei deckt das Unternehmen den kompletten Workflow hinter dem komplexen Einrichtungsprozess ab: von der Planung bis zur Montage. Arthur Rehm ist der CIO und einer der Gründer des Unternehmens.
Die Geschichte hinter den Einrichtungshelden beginnt an der Universität. Während eines Uniprogramms, bei dem es um Neugründungen ging, haben sich Arthur Rehm und seine Teamkollegen kennengelernt.
Sie mochten sich, konnten gut zusammenarbeiten – ganz unromantisch simpel – obwohl sie alle einen unterschiedlichen Background besaßen. Da gibt es die Informatiker, den Architekten, den Investmentbanker und den Marketing-Spezialisten. Was alle von Beginn an vereinte: ihr Faible für Einrichtung. Ihre Ausgründung Roomhero gibt es inzwischen seit acht Jahren. Der Zusammenhalt der Fünfer-Truppe liegt nicht zuletzt in einer lebhaften Diskussionskultur begründet:
„Es gibt Reibung und durch Reibung entsteht Fortschritt“, sagt Arthur überzeugt.
Die Gründer sind sich treu geblieben, arbeiten seit 2014 an dem Konzept der digitalen Inneneinrichtung. Ihr Ansatz konzentriert sich dabei auf den intelligenten Einsatz moderner Tech-Technologien, um analoge, intransparente, langwierige Prozesse auf diesem Weg so optimiert wie nur möglich zu gestalten. Auf diesem Weg kann jeder genau die Tätigkeit ausüben, für die er brennt, zum Beispiel Innenarchitekten für ihren kreativen Output.
Die Idee dahinter: Arbeiten, die Maschinen schneller, besser und fehlerfreier können, sollen durch ebendiese ausgeführt werden. Dass der Alltag von Architekten heutzutage oftmals immernoch darin besteht, Excel-Tabellen auszufüllen und Dokumente auszudrucken, um diese dann irgendwo hinzuschicken, ist für Arthur Rehm ein Rätsel. Hier sieht er großes Potential. Die Ineffizienzen der Branche auszubügeln, daran arbeitet er mit seinem Team.
Als Arthur Rehm und seine Gründerkollegen 2014 loslegten, war das Wort „Construction-Tech“ noch ein Fremdwort. Das Team verfolgte eine spannende Vision: Menschen, die gerne schön eingerichtet leben wollten, ohne sich dafür Samstagnachmittage in überfüllten Möbelhäusern um die Ohren schlagen zu müssen, sollten online einen passenden Einrichtungsvorschlag erhalten.
Dahinter steckt ein Algorithmus, der anhand eines angelegten Profils den Stil und den Bedarf der Kunden ermittelt.
Zunächst nutzten Privatkunden Roomhero. Auf ihrer Reise haben die Gründer jedoch festgestellt, dass der Privatkunde zwei konkrete Nachteile mitbringt: Zum einen ist Einrichtung ein hoch emotionales Thema und ständiger Veränderung ausgesetzt – weil die Lampe plötzlich nicht mehr zum neuen Teppich passt.
Auf der anderen Seite richtet sich der Durchschnittsdeutsche alle 10,3 Jahre neu ein. Wer also heute ein Wohnzimmer kauft, kauft morgen kein zweites.
2017 haben sich Arthur und Co. tiefer mit dem Markt beschäftigt, ihr Geschäftsmodell um 180 Grad gedreht und sich auf den B2B-Kunden fokussiert. Der Grund: Für einen Kapitalanleger ist die Einrichtung ein Mittel zum Zweck, ohne die angesprochenen Emotionen.
Er vertraut darauf, dass ihm die Experten die Wohnung so einrichten, dass er diese schnell am Markt platzieren kann. Darüber hinaus haben diese Kunden meist mehr als eine Wohnung, die eingerichtet werden muss.
„Als wir uns auf das B2B-Segment fokussiert haben, sind wir im ersten Jahr um 300 % gewachsen. Wer sich darauf konzentriert, einen Kunden erfolgreich zu machen, in dem man seine Probleme löst, wird auch erfolgreich sein“, verdeutlicht Arthur.
Roomhero verzeichnet auch fünf Jahre später ein starkes Wachstum, eine hohe Nachfrage. Über die Jahre haben die Einrichtungshelden auch Büroeinrichtungen mit ins Portfolio genommen und damit ins Schwarze getroffen. Die Einrichtung von Büros boomt, weil sich die Anforderungen an Bürowelten radikal verändern. In Zeiten mobilen Arbeitens werden Büros zu Begegnungsstätten, gedacht für den Austausch. In der Konsequenz werden Bestandsimmobilien modernisiert und neu eingerichtet.
Während der Corona-Pandemie kam das Team darüber hinaus erstmals mit dem Aspekt der Sanierung in Berührung, nachdem ein Großkunde die Einrichtung von 60 Mitarbeiterwohnungen anfragte.
Zum Deal gehörte jedoch nicht nur die Möblierung, sondern auch die vorangestellte Sanierung der Wohnungen. Mit mehr Glück als Verstand und einem befreundeten Unternehmen an der Hand, dem zu diesem Zeitpunkt Aufträge wegbrachen, konnte Roomhero den Auftrag umsetzen.
Inzwischen sanieren Arthur und sein Team rund 300 Wohnungen im Jahr, gemeinsam mit Architekten und Bauingenieuren, die die Bauleitung übernehmen. Etwa 30 Prozent des Umsatzes werden mittlerweile durch diesen Zweig generiert – mit Wachstumspotenzial, auch in Hinblick auf klimaneutrales Bauen.
Zirka 40 Prozent der Treibhausgasemissionen werden durch die Immobilienbranche verursacht. Der Materialverbrauch ist enorm, die Müllproduktion gigantisch. Energieeffizientes Sanieren gehört in diesem Zusammenhang zu den Lösungsansätzen. Für den Bereich wird für die nächsten Jahre ein Wachstum von 300 bis 400 Prozent prognostiziert. Umsetzbar ist das nur mit dem Einsatz von Technologien.
Der Constructionsbereich müsse hinsichtlich seiner Effizienz revolutioniert, analoge Arbeitsschritte umgangen werden. Mangelhafte Organisationsprozesse bündeln die Arbeitskräfte an den falschen Stellen, sagt Rehm: Ein Handwerker, der im Büro Papierkram erledigt, kann nicht zeitgleich auf der Baustelle sein.
„Wir haben einen sehr analytischen Ansatz auf das Ganze, nicht zuletzt durch die verschiedenen Skills in unserem Management-Team. Du kannst nicht 60 Wohnungen in drei Monaten sanieren ohne Systematik, ohne Lösungsansätze“, beschreibt Arthur.
Also hat Roomhero Teams gebildet – eines, das nur Fußbodenbeläge setzt, ein anderes, das sich um die malermäßige Instandsetzung kümmert. Prozesse wurden standardisiert. Zeitgleich wurden die immerselben Materialien verwendet.
Für das Projekt hat das Unternehmen zusätzlich eine App entwickelt, in der alle Wohnungen abgebildet waren. Bevor ein Handwerker mit seiner Arbeit anfing, musste er sich einchecken. War er fertig, checkte er sich aus. Arbeitsabläufe wurden auf diesem Weg strukturiert. Der Bauleiter konnte in der App sehen, was, wann, wo passiert und auf diese Weise jede Menge Zeit sparen.
Das App gesteuerte System nutzt Roomhero auch für die Ausstattung von Wohnungen und Büros: der Bestand wird aufgenommen, es wird definiert, was gemacht werden muss und die App erzeugt darauf aufbauend das Angebot – und das innerhalb weniger Stunden.
Kunden, mit denen die Einrichtungsexperten häufiger zusammenarbeiten, nutzen eine App mit hinterlegten Preisen. Die Kunden wählen selbst: Soll das Bad saniert oder der Boden erneuert werden? Die Preise für die einzelnen Leistungen und Materialien werden direkt angezeigt und die Beauftragung kann binnen Sekunden aufgelöst werden.
Auch wenn Roomhero in der Vergangenheit neue Blickwinkel gewagt hat, steht im Profil „Technologieunternehmen“. Zwar haben die Gründer, Architekten und Bauingenieure festangestellt, doch ihr Hauptaugenmerk liegt darin, Technologien einzusetzen, um Prozesse zu optimieren. Dennoch sucht Arthur derzeit nach Qualitymanagern für die Feinschliff-Arbeit, denn die besten Technologien funktionieren nur, wenn der Mensch diese richtig anwendet.
„Wo gehobelt wird, fallen Späne. Du kannst zu 98 Prozent einen guten Job machen, aber die letzten zwei Prozent sind entscheidend – die Experience des Kunden bei der Wohnungsabnahme, der saubere Fußboden, ein frischer Geruch, manchmal sogar die passende Musik im Hintergrund.“
Derzeit beschäftigt Roomhero 35 festangestellte Kolleginnen und Kollegen und greift auf ungefähr 200 Handwerker in ihrem Netzwerk zurück. Die Firma wurde 2014 mit 100 % Eigenkapital finanziert.
2017 haben sich dann mehrere Fremdfirmen beteiligt. Hinzu kommen Sparringspartner als starke Hinterhand. Mit der erweiterten Unterstützung war es den Einrichtungsexperten möglich, zu investieren – in Software und Personal.
Seit 2020 ist das Unternehmen profitabel, inzwischen liegt der Umsatz im zweistelligen Millionenbereich. Die schlaflosen Nächte, in denen Arthur Rehm schweißgebadet aufwachte und darüber nachdachte, ob er seine Miete bezahlen können, sind damit Vergangenheit. Die Krisenjahre sind vorbei – dank eines starken Teams, viel Arbeit und guten Ideen. Nun zeigt der Pfeil nur noch nach oben.
Die Handwerksbranche ist von Sorgen gezeichnet: Der Nachwuchs fehlt, von Fachkräften, die die Betriebe am Laufen halten, ganz zu schweigen. Dazu kommt die häufig verschlafene Prozessoptimierung im Kontext der Digitalisierung. Doch die MHK Group lässt ihre Gesellschafter nicht im Regen stehen. Wie die Hilfe aussieht, erklärt der Vorstand Dr. Olaf Hoppelshäuser im DIGITALWERK Podcast.
Es gab eine Zeit, da ließ sich mit Radiowerbung jede Menge Reichweite generieren – noch bevor Streamingdienste wie Spotify und Apple Music ermöglichten, die Lieblingshits in der Lieblingsplaylist in Dauerschleife zu hören.
In dieser Zeit, in der das Radio zu den Hauptquellen für die Informationsgewinnung und zur Unterhaltung diente, hatten Unternehmen die Möglichkeit, zwischen den Schlagzeilen des Tages und dem nächsten Popsong mit eingängigen, vielversprechenden Slogans für ihre Produkte zu werben. Millionen Menschen hörten zu, als in den 1990er-Jahren der Jingle „Musterhaus-Küchen-Fachgeschäft – wir richten Küchen mustergültig ein“ ins Ohr ging.
Die MHK GROUP wurde 1980 von Hans Strothoff als Einkaufsverband gegründet. Der Firmengründer war damals gerade einmal 30 Jahre alt. Zielgerichtet verfolgte er eine Vision: Er glaubte an die Kraft der Gemeinschaft, daran dass Erfolg auf Full-Service basiert, auf die Bündelung von Kompetenzen unter einem Dach, auf die Effizienz von Synergien.
Die MHK Group ist inzwischen mehr als das Küchenhausfachgeschäft. Das Unternehmen deckt die Branchen „Küche und Wohnen“, „Sanitär, Heizung und Klima“ sowie „Bauen und Renovieren“ ab, blickt auf ein Team von rund 600 Kolleginnen und Kollegen, auf Kooperationen mit mehr als 3600 Handelspartnern und zuletzt auf einen Jahresvolumen von 8,91 Milliarden Euro in der gesamten Group.
Die Unternehmensstruktur ist gesellschafter-basiert. Damit die Gesellschafter eine Finanzierungsstruktur bekommen, hat Hans Strothoff kurzerhand entschieden: MHK Group braucht eine eigene Bank. Niemand erwartete, dass er diese Vision umsetzte. Doch er tat es. Die 40-jährige Unternehmensgeschichte ist geprägt von „Try and Error“. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Was funktioniert, einen Nutzen hat, was anwendbar ist, hat Bestand. Dabei geht die MHK Group praxisorientiert und mit „gesundem Menschenverstand“ vor. Am Ende müssen skalierbare Ergebnisse stehen.
Als Hans Strothoff 2020 verstarb, musste sich die MHK Group neu strukturieren – von einem unternehmergeführten Haus zu einem managementbasierten. Für Olaf Hoppelshäuser, der in der Vergangenheit schon häufiger in Management geführten Strukturen Zuhause war, stellte dies keine große Herausforderung dar, auch wenn Hr. Strothoff bis dahin grundsätzlich die Entwicklungsziele vorgab.
Der Gründer war es auch, der Olaf Hoppelshäuser in seine Firma holte. Die MHK GROUP hat seinen Hauptsitz in Dreieich in der Nähe von Frankfurt am Main. Auch Olaf Hoppelshäuser ist dort Zuhause. Beide kannten sich viele Jahre, pflegten ein loyales Verhältnis, das schließlich in einer partnerschaftlichen Verbindung bei der MHK GROUP mündete. Als einst gelernter Elektriker und Wohnmöbel-Experte sei Olaf Hoppelshäuser in „das kalte Wasser der Küche“ gesprungen.
Diese basiert vielmehr zukunftsorientiert auf komplexen Themenbereichen wie Digitalisierung und Prozessoptimierung.
Vor diesem Hintergrund hat die MHK Group beispielsweise eine Logistikfirma gegründet, um die Handelspartner zu entlasten, die sich mit dem akuten Fachkräftemangel in der Branche konfrontiert sehen. Zwar bekämen die Handelspartner ihre Produkte gut verkauft, doch haben sie niemanden, der zum Beispiel die Montage übernimmt. Um das Prozedere zusätzlich zu vereinfachen, hat die MHK Group eigene Montage-Apps entwickelt und nutzt am Markt bestehende digitale Tools. Bei zirka 11.000 verbauten Küchen pro Jahr allein im Rhein-Main-Gebiet seien dies notwendige Schritte.
„Immer, wenn wir unseren Gesellschaftern einen zusätzlichen Benefit geben können, dann machen wir das auch.“
Die MHK Group dominiert neben dem deutschen Markt, sieben weitere Märkte: Belgien, Großbritannien, Österreich, Schweiz, Frankreich, Spanien und die Niederlande. In den Niederlanden baut das Unternehmen derzeit ein Sanitär-Franchise auf, nachdem dort bereits Reddy Küchen sehr gut bei der Käuferschaft ankam. Olaf Hoppelshäuser bemerkt, dass die Märkte näher zusammenrücken.
Hersteller von Sanitärwaren wollen im Küchenstudio ihre Bäder verkaufen – und umgekehrt. Dies passe zu der Entwicklung, dass die Zeiten großer Küchenstudios mit 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche, auf der 40 Musterküchen präsentiert werden, längst vorbei sind. Dort, wo Flächen übrig bleiben, kann das Sortiment erweitert werden. Auch das ist Effizienz. Die MHK GROUP will regionale Netzwerke spannen: dass der Handwerker, der Malermeister, der Stuckateur und das Küchenstudio zusammenarbeiten, auf Augenhöhe.
Über der Idee des Netzwerkens, prangt der Begriff „Digitalisierung“. Was kann digital gelöst werden und an welchen Stellen entstehen Synergien?
„Wir glauben, dass Datenstrukturen und die Prozesse dahinter künftig dazu beitragen werden, dass wir besser, schneller und einfacher Küchen verkaufen, Bäder sanieren oder Thermen einbauen.“
Vor diesem Hintergrund hat die MHK Group rund 600 Touchpoints entwickelt - vom Abnahmeprotokoll beim Kücheneinbau, über das Tool zur Tourenplanung bis hin zur Montage-App für den Sanitärtechniker. Teils sind dies einfach und schnell umsetzbare Maßnahmen, die den Arbeitsalltag des Einzelnen jedoch wesentlich erleichtern.
Bisher gäbe es im Hinblick auf die Schaffung digitaler Strukturen einen großen Bedarf bei den einzelnen Gesellschaftern innerhalb der MHK Group. Das Interesse seitens der Unternehmerinnen und Unternehmer hier aktiv zu werden, sei gleichbleibend groß. Daneben steht die Frage nach dem „Wie“. Olaf Hoppelshäuser glaubt daran, dass Digitalisierung auch im Kleinen funktioniert, wenn die Großen ihre Expertise teilen und alle gemeinsam daran arbeiten, die notwendigen Strukturen zu schaffen.
Mehr als ein Drittel der Angestellten bei der MHK Group ist in der IT beschäftigt. Nur mit einer großen Anzahl an Programmierern und Digitalexperten könnten Prozesse digital abgebildet werden. Das Unternehmen sieht sich in der Verpflichtung und Verantwortung, seinen Gesellschaftern funktionierende Konzepte an die Hand zu geben.
Dahinter stehen Unternehmenswerte wie Transparenz und Glaubwürdigkeit: Wenn die MHK Group etwas empfiehlt, erfüllt es die Bedürfnisse.
Die Digitalisierung soll dazu beitragen, den Alltag zu vereinfachen und so ressourcenschonend Zeit zu sparen.
Bezogen auf das Dienstleistungsspektrum der Handelspartner lässt sich dies anhand der Küchenmontage aufzeigen. Das Abnahmeprotokoll, inklusive Fotos und Mängelanzeigen, wird unmittelbar während des Abnahmeprozesses digital übertragen, sodass das Küchenstudio sofort reagieren und zum Beispiel Nachbestellungen auslösen kann.
Dass Innovationen nicht ohne Investitionen möglich sind, liegt auf der Hand. Basierend auf den Wünschen Hans Strothoffs erklärte der Aufsichtsrat 2021, die Gründung der gemeinnützigen MHK-Stiftung als Grundstein für die Unternehmenszukunft.
Bereits Ende Januar 2023 wird im Sinne des Stiftungsgrundsatzes in Dreieich ein modernes Schulungszentrum eröffnet, mit Angeboten für alle Gewerke, die unter dem Dach der MHK Group agieren. Das heißt, sowohl der Maler, als auch der Verkäufer im Küchenstudio bekommt die Gelegenheit sich weiterzubilden. Dabei umfasst das Portfolio auch E-Learnings, damit das Lernen von überall möglich ist.
Die Akademie ist ein weiterer Meilenstein, der zum Unternehmenskonzept passt: „Mit der Kraft der Gemeinschaft für den Erfolg des Einzelnen“. Entstanden ist die Idee, weil Wissenslücken bei den Monteuren festgestellt worden waren.
Inzwischen können Monteure bei der MHK Group einen vom TÜV akkreditierten „Strom- und Wasserschein“ ablegen, der es ihnen ermöglicht, den Backofen oder die Spülmaschine anzuschließen. Das Schulungszentrum systematisiert diesen Prozess, auch für gewisse Fremdsprachen, damit auch nicht-deutschsprachige Monteure eine Chance haben, erfolgreich Fuß zu fassen.
Als geschäftsführender Vorstand der MHK Group gehört es für Olaf Hoppelshäuser dazu, permanent den Markt zu beobachten. Werden noch Küchen gekauft? Wer braucht neue Bäder? Gibt es neue Heizsysteme, die verbaut werden können?
„Aber unsere wirklich größte Sorge besteht darin, dass wir Menschen brauchen, die die Geschäfte weiterführen. Wir haben kürzlich überprüft, wie viele Gesellschafter einen Nachfolger haben. Das macht schnell nachdenklich.“
Gerade in Bezug auf die Handwerksbetriebe sei die Situation erschreckend. Etwa 15 Prozent der Gesellschafter umtreiben Nachwuchssorgen. Hier sieht sich die MHK Group als Netzwerker in der Pflicht. Den eigenen Nachwuchs lockt das Unternehmen nicht nur mit dem spektakulären Firmensitz, sondern mit interessanten Ausbildungsangeboten und Studienprogramme.