Die 120ste Folge des DIGITALWERK Podcasts: Michél berichtet live aus Down Under
In dieser Folge des DIGITALWERK Podcasts ist alles anders, denn wir haben die ersten Schritte ins Auslandgewagt, genauer nach Australien. Die dort gesammelten Erfahrungen haben wir in ein Gespräch verpackt und berichten euch somit von den Gepflogenheiten der Bau-und Immobilienbranche, Stadtplanung im Angesicht steigender Temperaturen und den neusten nachhaltigen Bauprojekten aus Australien.
Wieso Australien, mag sich der ein oder andere vielleicht wundern.
Wir haben dieses Land/diesen Kontinent ausgewählt, weil hier viele der auf Deutschland zukommenden Herausforderungen bereits vorherrschend sind. Dazu zählen unter anderem eine wachsende Bevölkerungsdichte in Städten aber auch steigende Temperaturen. Städte wie Sydney, Melbourne oder Brisbane haben sich gut damit arrangiert und viele inspirierende städtebauliche Lösungen gefunden. Die deutsche bzw. die europäische Bau- und Immobilienbranche kann sich also gut vom anderen Ende der Welt inspirieren lassen und deren Learnings adaptieren.
Zunächst einmal ein paarwirtschaftliche Fakten zu Australien:
In Australien wohnen ca. 26,2 Mio. Menschen, in Deutschland sind es bereits 84,6 Mio. Australien ist dafür 21 Malgrößer als Deutschland. Dies führt dazu, dass Distanzen deutlich größer sind, als wir es gewohnt sind und zwischen den bekannten Städten wie Sydney, Canberra, Perth, Melbourne oder Brisbane große Teile des Kontinents nur sehr dünn, bis gar nicht besiedelt sind.
Australien liegt auf der Südhalbkugel und zählt zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. Rund 55 % der Bevölkerung sind erwerbstätig – das sind rund 14,2 Mio. Menschen. In Deutschland sind ebenfalls ca. 56 % der Bevölkerung erwerbstätig, was in etwa 45,7 Mio. Menschen entspricht. Bezeichnend ist jedoch, dass in Australien deutlich mehr Menschen unternehmerisch oder selbstständig tätig sind. Ca. 15 % der Erwerbstätigen gehen einer selbstständigen Tätigkeit nach, während es in Deutschland gerade einmal 8,5 % sind.
Hier zeigt sich mal wieder, dass im Puncto Unternehmertum und Gründung in Deutschland noch eine Menge Luft nach oben ist.
Ebenfalls wie in Deutschland wurde das Renteneinstiegsalter auf 67 erhöht und soll in Zukunft noch einmal erhöht werden.
Im Baugewerbe arbeiten ca. 1,3 Mio. Menschen und die Bauindustrie in Down Under erwirtschaftet rund sieben Prozent des Brutto Inland Produktes.
Zu den Top-Berufen im Handwerk gehören hier Tischler:innen, was wohl daran liegt, dass der Holzbau in Australien sehr verbreitet ist.
Anstelle von Vans fährt man hiermit einem Jeep.
Auffällig ist auch, dass sowohl das Baustellenfahrzeug, die Werkzeugtasche, als auch die Baustellen in Australien extrem aufgeräumt sind. Auch das Thema Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz wird hier groß geschrieben. Wirklich jeder trägt hier seinen Helm, Sicherheitsschuhe und Arbeitskleidung.
Das Handwerk erfährt durch die Regierung erhebliche Förderungen. Das Einstiegsgehalt liegt bei ca. 80.000australische Dollar (= 48.500 Euro) mit den Jahren natürlich steigend. Die Lebenshaltungskosten sind vergleichbar mit denen in Deutschland. Damit kann man sich in Australien einen guten Lebensstandard leisten und am Ende bleibt mehr zum Leben übrig.
In Australien ist der Fachkräftemangel wie bei uns in Deutschland extrem hoch. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken wird Einwanderung in Australien forciert und es wurden erhebliche Vereinfachungen eingeführt. Eine sogenannte Skilled Occupation List gibt Auskunft darüber, wie dringend Australien Fachkräfte in einem bestimmten diesem Bereich benötigt werden. Die Vergabe eines Visumserfolgt nach einem Punktesystem. Qualifizierte Handwerker stehen auf der Skilled Occupation List auf einer Stufe mit Ärzten oder Ingenieuren. Für Einwanderer die (noch) nicht qualifiziert sind gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten und definierte Eingliederungsprozesse.
Sydney ist die größte Stadt in Down Under und obwohl die zulässige Höhe von Wolkenkratzen lange auf 235 Meterbegrenzt war, gibt es mittlerweile einige imposante Gebäude. Außerdem wird wohlan jeder Ecke gebaut. Unter anderem wurde der Quay Quarter Tower als größtes Bauen im Bestand Projekt umgesetzt. Wenn Ihr mehr zu diesem Thema empfehlen wollt, schaut doch mal in dieses Video hier rein:
Brisbane ist eine der nachhaltigsten Städte der Welt, die viele Grünflächen bietet. Dies sorgt einerseits für eine hohe Artenvielfalt, aber auch für passive Kühlung.
In Brisbane finden die Olympischen Spiele 2032 statt. Dafür wird in der Stadt gerade einiges umstrukturiert. Einerseits gibt es große infrastrukturelle Veränderungen wie den Ausbau von Bus und Bahnlinien. Übrigens sind viele der öffentlichen Verkehrsmittel in Brisbane kostenlos nutzbar. Andererseits entstehen unglaublich viele Hotels, Gewerbe-und Veranstaltungsflächen.
Das Queens Wharf Projekt ist das aktuell größte Bauprojekt der Südhalbkugel und wird wohl ca. 4 Milliarden Australische Dollar (=2,43 Milliarden Euro) kosten. Natürlich haben wir auch zu diesem Projekt ein Video gemacht. Dieses erscheint Ende nächster Woche auf unserem YouTube Kanal, schaut also unbedingt mal auf YouTube vorbei.
Die Regierung fördert vor allem im Bereich des nachhaltigen Bauens unglaublich viel und unterstützt dadurch Immobilienentwickler und eine nachhaltige Stadtentwicklung. So werden einerseits geringere Zinsen und Förderkredite gewährleistet. Auch Bauanträge können beschleunigt werden, wenn das Bauprojekt gewisse Kriterien erfüllt.
Die Lebensqualität in Australien ist unglaublich hoch. Das hat einerseits natürlich mit dem guten Wetter, der Sonne und der vielen unberührten Natur zu tun aber auch das Bildungssystem, der Wohlstand und die Lebensqualität haben einen hohen Stellenwert. Australier sind bekannt für ihre entspannte Lebenshaltung und ihre Aufgeschlossenheit.
Deutsche Bau- und Ingenieurskunst hat weiterhin einen hohen Stellenwert. Gerade im Bereich der Nachhaltigkeit und im Umgang mit Fachkräften und erhöhter Temperatur kann man sich von Australien einiges abschauen.
Wenn Ihr noch mehr Bilder von australischen Bauprojekten und Städten sehen wollt: Hier geht´s zu Michéls persönlichen Highlights aus Down Under.
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