v.l.n.r. Markus Thomzik (InnoFM) I Wolf-Dieter Adlhoch (Dussman Group) I Dr. Christine Sasse (Dr. Sasse Gruppe) I Michél-Philipp Maruhn (DIGITALWERK)
November 26, 2024
Die Facility-Management-Branche (FM) steht vor gewaltigen Herausforderungen. Neben einem massiven Arbeitskräftemangel wird die digitale Transformation immer wichtiger. Doch wie bewältigt die Branche diese Hürden? In einer anregenden Live-Podcast-Aufzeichnung auf der gefma-Jahrestagung 2024 wurden Lösungsansätze und Perspektiven erörtert.
Mit über vier Millionen Beschäftigten ist das Facility-Management eine tragende Säule der Wirtschaft. Dennoch spitzt sich der Arbeitskräftemangel dramatisch zu. Christine schilderte, dass bereits heute zahlreiche Stellen unbesetzt seien, was viele Unternehmen dazu zwinge, Aufträge abzulehnen. Auch langfristig werde sich die Situation verschärfen, selbst wenn sämtliche ungenutzten Potenziale – wie die stärkere Einbindung von Frauen oder älteren Arbeitskräften – erschlossen würden.
„Wenn der Wind der Veränderung bläst, dann bauen manche Mauern und andere Windmühlen“
Dr. Christine Sasse, Vorstand Human Resources/ Organisation, Dr. Sasse Gruppe
In diesem Zusammenhang sieht sie die digitale Transformation als essenziellen Lösungsansatz. Nur durch den gezielten Einsatz moderner Technologien könne die Branche die Lücke zwischen Arbeitskräfteangebot und -nachfrage schließen.
Die Diskussion beleuchtete auch die Rolle moderner Technologien wie KI und Robotik. Wolf machte deutlich, dass diese nicht als Ersatz für Menschen gedacht seien. Stattdessen könnten sie das Facility-Management effizienter und einfacher gestalten, insbesondere angesichts der komplexen Anforderungen der Branche.
Allerdings warnte er davor, die Einführung solcher Technologien zu unterschätzen. Sie brächten eine zusätzliche Stufe an Komplexität, die es zu bewältigen gelte. Dennoch sieht Wolf die langfristige Bedeutung von Menschen in der Branche als gesichert. Auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren werde ihre Arbeit unersetzlich bleiben.
Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, wie künstliche Intelligenz dabei hilft, das Facility-Management oder die Immobilienbranche zu verbessern, dann schaut mal in diesen Artikel rein: Wird künstliche Intelligenz die Immobilienbranche für immer verändern?
Die Diskussion zeigte außerdem, wie wichtig Kooperationen zwischen etablierten Unternehmen und Start-ups sind. Christine hob hervor, dass bereits zahlreiche Pilotprojekte mit neuen Technologien durchgeführt würden. Diese frühen Tests seien notwendig, um die Brücke zwischen Mensch und Maschine zu schlagen.
Zudem sieht sie die Unternehmen in der Verantwortung, bestehende Arbeitskräfte auf die sich wandelnden Anforderungen vorzubereiten. Ohne gezielte Qualifizierung und Unterstützung der Mitarbeitenden könne die digitale Transformation nicht gelingen.
Ein weiteres Thema war die Frage, ob die Branche ausreichend in ihre Zukunft investiere. Wolf erklärte, dass die traditionell geringen Margen im Facility-Management größere Investitionen oft erschwerten. Historisch gesehen habe die Branche selten in Produkt- oder Technologieentwicklungen investiert. Stattdessen sei Innovation meist durch die Fähigkeiten einzelner Mitarbeitender vorangetrieben worden.
Neben finanziellen Aspekten wurde auch die Rolle der Regulatorik kritisch hinterfragt. Wolf wies darauf hin, dass Datenschutzregelungen die Einführung moderner Technologien wie Sensorik erschwerten. Diese Diskrepanz zwischen regulatorischen Anforderungen und technologischen Möglichkeiten stelle eine zusätzliche Herausforderung dar.
Die Diskussion verdeutlichte, dass die Zukunft der Branche in einer sinnvollen Kombination aus menschlicher Arbeitskraft und Technologie liegt. Tätigkeiten, die körperlich anstrengend oder unattraktiv sind, könnten künftig durch Maschinen unterstützt werden. Menschen würden sich dann auf komplexere Aufgaben konzentrieren, etwa das Management von Roboterflotten.
Christine betonte, wie wichtig es sei, die Mitarbeitenden nicht nur technisch auszurüsten, sondern ihnen auch die Angst vor den neuen Technologien zu nehmen. Nur so könne die Transformation als Chance wahrgenommen werden.
Wolf schilderte ein aktuelles Projekt, in dem humanoide Roboter in der Altenpflege getestet werden. Solche Experimente dienten dazu, die praktische Anwendbarkeit neuer Technologien zu bewerten und gleichzeitig die Entwicklung voranzutreiben.
Die Diskussion machte deutlich, dass die FM-Branche vor einem Wendepunkt steht. Einerseits wird sie mit einem tiefgreifenden Fachkräftemangel konfrontiert, andererseits bietet die digitale Transformation immense Chancen. Wolf unterstrich, dass die technologische Entwicklung unvermeidlich sei und aktiv gestaltet werden müsse, um wirtschaftlich relevant zu bleiben.
Christine schloss die Diskussion mit der Überzeugung, dass die Branche bereit ist, den Wandel aktiv zu gestalten. Sie betonte, dass alle Beteiligten bereits daran arbeiten, Technologien und Menschen in Einklang zu bringen. Sie machte deutlich, dass die FM-Branche dabei ist, Windmühlen zu bauen – ein starkes Bild für eine Branche im Aufbruch.
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Jetzt im Blog lesenAn Gesetzen und Regularien mangelt es nicht, auch nicht an der Wahrnehmung, dass Nachhaltigkeit in sämtlichen Bereichen der Wirtschaft, insbesondere im Immobiliensektor, der einzige Weg zur Klimaneutralität sein kann. Im aktuellen Podcast sprechen Christine Sasse und Wolf-Dieter Adlhoch über Herausforderungen im Facility Management, Reportingpflichten, und die Frage, wie man auch in Zukunft noch Menschen für den Beruf interessiert.
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