v.l.n.r.: Michél-Philipp Maruhn (DIGITALWERK), Stephan Wißmann (DB Services), Thomas Braun (Geiger FM) und Markus Thomzik (InnoFM)
August 20, 2024
Verstecken muss sich der oft übersehene Industriezweig Facility Management auf keinen Fall. Eine Bruttowertschöpfung von 152 Milliarden Euro (2022) platziert das FM in den Top 6 der deutschen Wirtschaftszweige.
Für Insider und Personaler wenig überraschend dürften auch die Beschäftigungszahlen sein: Der FM-Branchenreport 2022 stellte fest, dass erstmalig mehr als 5 Millionen Menschen im FM-Sektor tätig waren – in Feldern wie der Gebäudebewirtschaftung, technischen Berufen, Reinigung oder Sicherheitsdienstleistung. Diese Zahl macht verdeutlicht, dass Diversität Kernaufgabe der Branche ist und man sich als vielfältig versteht.
Stephan Wißmann ist Geschäftsführer Personal bei der DB Services GmbH, einer Tochterfirma der Deutschen Bahn AG. Die mehr als 10.000 Beschäftigten kümmern sich unter anderem um FM-Dienstleistungen in Immobilien und Bahnhöfen sowie in Zügen und Werkshallen der DB. Die Beschäftigten kommen dabei aus sagenhaften 104 Nationen. Zuletzt stieß ein Mitarbeiter aus Paraguay zur DB Services, wie Stephan im Podcast berichtet.
Dass sich Tradition und Moderne nicht ausschließen, ist für Thomas Braun klar. Der CEO und geschäftsführende Gesellschafter von Geiger Facility Management ist seit 19 Jahren im Familienunternehmen tätig. An knapp 80 Niederlassungen und Service Points in Deutschland arbeiten aktuell circa 13.000 Mitarbeitende. Bei so einer Anzahl an Beschäftigten geht es gar nicht anders als divers. Für die Branche mag der Begriff „Diversity“ vielleicht neu sein, dabei ist Vielfalt aber auch ganz simpel Geschäftsgrundlage, erklärt Thomas.
Unter dem Begriff Diversität versteht man einfach gesagt Vielfalt. Genauer gesagt betrifft die Vielfalt unterschiedliche Merkmale verschiedener Menschen, die innerhalb der Gesellschaft, einer Gruppe oder einer Organisation zusammentreffen. Merkmale, die unter dem Gesichtspunkt der Diversität betrachtet werden können, sind zum Beispiel: die Ethnie und die Herkunft, der Bildungsgrad, die berufliche Bildung, das Alter, das Geschlecht, die Religion oder die sexuelle Orientierung.
Diversität bedeutet auch, Chancengleichheit für Menschen mit den unterschiedlichsten der oben genannten Merkmale zu ermöglichen. Kein einziges dieser Merkmale - wie beispielsweise Geschlecht, Alter oder Schulbildung - sollte beispielsweise ein ausschlaggebendes Kriterium sein, wenn es um einen neuen Job geht.
Für Thomas Braun bietet die FM-Branche eine unglaubliche Breite an Einstiegsmöglichkeiten. Diese sind dabei niedrigschwellig und ermöglichen somit Menschen den Einstieg in den Arbeitsmarkt, die beispielsweise über keine oder eine noch nicht anerkannte Qualifikation verfügen.
“Wir müssen bloß ein bisschen anders denken, nicht mehr: ‘Wir schnitzen uns den Bewerber so, dass er zum Unternehmen passt!’ sondern: Wir schnitzen unser Unternehmen so, dass es zu den unterschiedlichsten Bewerbern passt.”
- Thomas Braun, Geiger Facility Management
Auch fehlende Sprachkenntnisse oder sonstige Einschränkungen stellen erst einmal kein Einstellungshindernis dar. Die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Branche sind außerdem vielfältig und ermöglichen eine hohe Qualifikation.
Stephan und Thomas sehen größere Maschinen wie Putzroboter aktuell noch skeptisch, da der Betreuungsaufwand der Geräte noch relativ hoch ist. Für Stephan bietet aber Sensorik ein großes Potenzial. Sensoren in Mülleimern, die Auskunft über den Füllstand geben, könnten das operative Geschäft von beispielsweise Reinigern zielgesteuerter und effizienter machen. Wichtig seien technische Lösungen, die auch intelligent sind, und keine Mehrarbeit oder Nachkontrolle erfordern.
Stephan blickt optimistisch in die Zukunft und ist sich sicher, dass die Facility Management-Branche eher vor einer Evolution als vor einer Revolution steht. Der Sektor, der so vielen Menschen eine Beschäftigung bietet, wird sich normal weiterentwickeln - auch wenn Digitalisierung in diesem Feld kein Kerntreiber ist, so seine Prognose.
Für Thomas ist das das Angebot manueller Arbeit, die unkomplizierte Einstiegsmöglichkeiten bietet, ein wichtiger Bestandteil des Arbeitsmarktes, der soziales Ungleichgewicht verhindern und Diversität fördern kann. Digitalisierung und Robotik spielen auch für Thomas eine Hauptrolle bei der Frage, wie man den Menschen bei Tätigkeiten sinnvoll und effizient unterstützen kann, um arbeitserleichternd zu wirken.
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Frizzi Kirchhof von CWS und Stefan Schwan von ENGIE sprechen mit Prof. Markus Thomzik und Michél-Philipp Maruhn in einem FM-Spezial über das Thema Energie in der FM-Branche, schlaue Lösungen, schlauere Produkte und geben einen Ausblick in die Zukunft, in dem FM als ganzheitliches Konzept schon beim Bauen bedacht werden könnte.
Jetzt im Blog lesenIn dieser Podcastfolge geht es um mehr als das gängige Bild des Facility Managements (FM). Prof. Dr. Markus Thomzik, renommierter Innovationsforscher, beleuchtet mit Michél-Philipp Maruhn die facettenreiche Welt des FM. Jenseits von Wischmopp und Schraubenzieher diskutieren sie die Herausforderungen des Fachkräftemangels, die Chancen durch Innovation und Digitalisierung, sowie die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Branche. Der Podcast wirft auch einen Blick auf die Rolle von Top-Manager:innen, die Kontroverse um die 4-Tage-Woche und Homeoffice im FM sowie die viel diskutierte Plattformisierung in der Branche. Prof. Dr. Markus Thomzik betont die Notwendigkeit von Anpassungsfähigkeit und Innovation als Schlüssel zum Erfolg im sich wandelnden FM-Sektor.
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