Mehr als Fertighäuser "aus der Schachtel": Insights von WeberHaus

Dr. Manuel Schönwitz – (Geschäftsführung, WeberHaus GmbH & Co. KG) links, Michél-Philipp Maruhn (Gründer und Host, DIGITALWERK Podcast) rechts

Dr. Manuel Schönwitz – (Geschäftsführung, WeberHaus GmbH & Co. KG) links, Michél-Philipp Maruhn (Gründer und Host, DIGITALWERK Podcast) rechts

Vom Vorurteil zur Realität: Umweltfreundlichkeit, Recycling und Zukunftsausblick in der Fertighaus-Branche

Wenn man so auf der Autobahn entlang düst, fallen einem ja allerhand Dinge auf – von beeindruckenden Landschaften bis hin zu kleinen Dörfern. Aber was ist mit diesen Häusern am Straßenrand? Dahinter verbergen sich tatsächlich Fertighauswelten, die ganz bewusst dort ausgestellt werden.

Michél-Philipp Maruhn hat sich einen umfassenden Einblick in ein solches Fertighaus geholt. Dazu musste er in keinem physisch vor Ort sein, sondern bekam die wahren Insights von einem, der es wissen muss.

Dr. Manuel Schönwitz, der Geschäftsführer von WeberHaus klärt in dieser Podcastfolge über falsche Vorurteile und echte Fakten von Fertighäusern, insbesondere die von WeberHaus auf. WeberHaus hat bereits über 40.000 Häuser gebaut – eine echte Leistung für das Unternehmen seit seiner Gründung im Jahr 1960.

Fertighauswelten: Mehr als nur Ausstellungen

Zu Beginn gibt es eine kleine, feine Überraschung für Michél, der wohl ein bisschen in die Schublade der Vorurteile über Fertighäuser abgerutscht war. Sind Fertighäuser nicht billige “Pattex-Buden” aus der Schachtel?
Dr. Manuel Schönwitz klärt ihn darüber auf, dass Fertighäuser heutzutage ganz und gar nicht mehr diese "Pattex Buden" sind, als die sie früher vielleicht verschrien waren. Nein, diese Häuser sind qualitativ hochwertig und haben einiges zu bieten. 

Auch interessant: Die Fertighauswelten entlang der Autobahnen kommen nicht von einem Hersteller oder einer Herstellerin, der oder die dort ausstellt. Es handelt sich um eine bunte Mischung verschiedener Unternehmen.

Umweltfreundlichkeit und Recycling: Auch in der Fertighaus-Branche ein Thema

Aber wie steht es um die Umweltfreundlichkeit dieser Häuser? Dr. Manuel Schönwitz erklärt, wie ein Musterhaus nach seiner Präsentation abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut wird. Recycling ist eben auch in der Fertighaus-Branche ein Thema.

Ein Musterhaus wird demnächst abgebaut und sehr wahrscheinlich von einem WeberHaus-Mitarbeiter gekauft. 

Aber Dr. Manuel Schönwitz ist ehrlich: Nicht alle Materialien können wiederverwendet werden. Einige landen leider im Container, wie zum Beispiel Estrich. Aber was ist mit den wichtigen Teilen wie den Wand-, Decken- und Dachelementen sowie den Fenstern? Nun, die ziehen komplett mit um! Das klingt doch schon ziemlich nachhaltig.

Die entsprechenden Elemente werden sorgfältig demontiert, auf den Lastwagen verladen und an einem anderen Ort wieder aufgebaut. Wahnsinn, wie ein ganzes Haus so mobil sein kann. Durch dieses Recyclingverfahren wird nicht nur Müll vermieden, sondern auch Ressourcen gespart.

Herausforderungen und Chancen der Branche

Doch das Gespräch wird ernster, als es um die aktuellen Herausforderungen der Branche geht. Wie wirkt sich der Trend zu weniger Neubauten auf den Markt aus? Dr. Manuel Schönwitz bestätigt, dass die gesamte Branche einen Rückgang der Nachfrage erlebt und es kein Wachstumsmarkt mehr im eigentlichen Sinne ist. Dennoch gibt es immer noch eine große Nachfrage nach Eigenheimen in Deutschland. WeberHaus reagiert darauf mit innovativen Konzepten wie dem Minihaus, das auf die aktuellen Herausforderungen des Marktes zugeschnitten ist.

Interessant ist auch die Produktpalette von WeberHaus. Sie bieten nicht nur Standardhäuser an, sondern auch individuelle Architektenhäuser. Das zeigt, dass sie flexibel auf die Bedürfnisse ihrer Kund:innen eingehen können – egal, ob es um kleine Anpassungen oder komplett maßgeschneiderte Lösungen geht.

Dr. Manuel Schönwitz betont die Bedeutung von Prozess- und Produktinnovationen. Durch verstärkte Automatisierung in der Produktion kann WeberHaus Produktionsprozesse optimieren und beschleunigen, was zu einer Effizienzsteigerung führt. Besonders spannend ist die Integration von Smart Home-Technologien, die neue Geschäftsmodelle ermöglichen und Kund:innen zusätzliche Dienstleistungen bieten können.

Dr. Manuel Schönwitz beleuchtet auch die Möglichkeit, bestimmte Prozesse ins Unternehmen zurückzuholen, um Kernkompetenzen zu stärken. Darüber hinaus plant WeberHaus trotz Brexit-Herausforderungen, in den lukrativen britischen Markt weiter zu expandieren.

Dr. Manuel Schönwitz erläutert den aktuellen Fertigungsprozess und identifiziert Potenziale für weitere Automatisierung. Eine neue Anlage im Stammwerk ermöglicht die vollständig automatisierte Fertigung von Außenwänden, was nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter:innen verbessert. Ergonomie spielt dabei eine wichtige Rolle, da Automatisierung auch die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter:innen fördern kann.

Die Integration von Erfahrungen aus anderen Branchen in die Fertighausindustrie

Dr. Manuel Schönwitz war vor seiner Karriere bei WeberHaus über fünf Jahre bei Porsche Consulting tätig. WeberHaus ist ein Familienunternehmen. Wie also kam Dr. Manuel Schönwitz, der weder zur Familie noch damals aktiv zur Branche gehörte, zu seiner Position? 

Er erklärt, dass der Bedarf an Führungskräften bei WeberHaus entstanden sei, da der vorherige Geschäftsführer das Unternehmen verlassen habe und keine unmittelbare Familienmitgliedschaft zur Verfügung stand, um die Lücke zu füllen. Er selbst habe bereits eine Vergangenheit im Bereich Fertighausbau, sowohl durch eine Tischlerlehre als auch durch frühere Beratungstätigkeiten für Fertighaushersteller wie WeberHaus. Diese Bekanntheit und seine Erfahrungen aus anderen Bereichen hätten zu seiner Entscheidung beigetragen.

Wie unterscheidet sich die Arbeit in einem Familienunternehmen von Dr. Manuel Schönwitz’ vorherigen Erfahrungen? Kurze Entscheidungswege und finanzielle Unabhängigkeit sind nur zwei der Vorteile, die er nennt.

"Finanzielle Unabhängigkeit ist ein Riesenvorteil. Wir müssen uns nicht dem Druck irgendwelcher Aktionäre oder Geldgeber hingeben, sondern klären das mit der Familie direkt. Das ist der nächste Vorteil. Die Entscheidungswege sind unglaublich kurz."
– Dr. Manuel Schönwitz

Innovationen und die Anpassung von Methoden aus anderen Branchen liegen durch Dr. Manuel Schönwitz’ Erfahrungen in der Automobilindustrie nahe

Welche Erkenntnisse aus der Automobilindustrie können auf die Fertighaus-Branche übertragen werden? Dr. Manuel Schönwitz betont, dass zwar keine direkte Kopie möglich sei, jedoch viele Konzepte und Prinzipien adaptiert werden könnten. 

“Also ich glaube, kopieren geht nicht. Wir haben immer so schön gesagt, du kannst aber kapieren und dann übertragen. Zumindest mal in dem Maße, in dem es auch Sinn macht.”
– Dr. Manuel Schönwitz 

Ein wichtiges Beispiel sei der Paradigmenwechsel von einem projektbasierten zu einem produktbasierten Denken, der auch in der Bauindustrie stattfinde. Dies ermögliche einen geordneten Produktentwicklungsprozess und die Schaffung modularer Bauteile für verschiedene Projekte.

Die einzigartige Positionierung eines Fertighausherstellers könne sich sowohl durch Architektur als auch durch den Prozess der Kundeninteraktion abheben. Hierbei sei die Integration digitaler Tools wie Konfiguratoren wichtig, um den Kund:innen ein ganzheitliches Erlebnis zu bieten. Während persönliche Beratung nach wie vor eine Rolle spielt, könnte die Möglichkeit zur digitalen Konfiguration des Hauses die Bedürfnisse einer neuen Generation von Kund:innen ansprechen, die ein nahtloses digitales Erlebnis wünschen.

Maximierung des Potenzials durch Kundentreue und Sanierungsdienstleistungen

Ein Haus bauen – das ist für viele eine einmalige Angelegenheit, oder nicht? Wie nutzt  WeberHaus das Potenzial seiner Bestandskund:innen, die bereits über 40.000 fertige Häuser repräsentieren? 

Dr. Manuel Schönwitz erklärt, dass WeberHaus bereits einige Kund:innen hatte, die mehrmals mit ihnen gebaut haben, was ein positives Zeichen für die Kundenzufriedenheit ist. Er betont jedoch, dass die Mehrheit der Bestandskund:innen nicht erneut kaufen wird. Daher hat WeberHaus das Bestandsgeschäft zu einer strategischen Säule gemacht, um das Potenzial dieser Kund:innen besser zu nutzen.

Ein bedeutender Teil dieser Strategie besteht darin, den Kund:innen zusätzliche Dienstleistungen anzubieten, insbesondere im Bereich der Sanierung und Revitalisierung von Gebäuden. Dr. Manuel Schönwitz erklärt, dass dies bereits Teil des Geschäftsmodells von WeberHaus war, jedoch intensiviert werden kann. Dies beinhaltet Badsanierungen, energetische Sanierungen und andere Renovierungsarbeiten, um die bestehenden Häuser zu verbessern.

WeberHaus verfügt bereits über eine beträchtliche Anzahl von gewerblichen Mitarbeiter:innen. Die Frage liegt nahe, ob die Zukunft des Wachstums darin besteht, Handwerksbetriebe zu kaufen. Dr. Manuel Schönwitz bestätigt, dass WeberHaus bereits drei Handwerksbetriebe erworben hat und plant, dies in Zukunft weiter zu tun, insbesondere in kritischen Gewerken wie Sanitär- und Elektroinstallationen. Durch diese Akquisitionen möchte das Unternehmen seine Kapazitäten für Sanierungsarbeiten erweitern und regionale Netzwerke aufbauen, um schneller auf Kundenanfragen reagieren zu können.

Die Analyse von Kundendaten ermöglicht es WeberHaus, den Zeitpunkt für Renovierungsarbeiten genau abzuschätzen und Kund:innen gezielt anzusprechen. Dr. Manuel Schönwitz betont die Bedeutung dieser Datenbank von über 40.000 Kundenadressen, die als warme Leads betrachtet werden können. Durch gezielte Ansprache und Angebote für Sanierungsdienstleistungen möchte WeberHaus sicherstellen, dass es seine bestehende Kundenbasis effektiv nutzt und die Kundenzufriedenheit über den gesamten Lebenszyklus der Häuser hinweg sicherstellt.


Zukunftsausblick und Wettbewerbsanalyse in der Fertighaus-Branche

Welche Zukunftspläne hat WeberHaus und wie schätzt das Unternehmen das Marktumfeld ein? Dr. Manuel Schönwitz erklärt, dass er eine Seitwärtsbewegung im Markt sieht und nicht erwartet, dass das Niveau und die Hochzeiten vor ein bis zwei Jahren aus der Vergangenheit erreicht werden. 

“Ich glaube, das Einfamilienhaus ist immer noch so ein deutsches Ding und dass es sich nicht komplett wegdiskutieren lässt. Das schafft auch Politik nicht. Aber es wird eine Seitwärtsbewegung geben.”
– Dr. Manuel Schönwitz 

Dennoch sieht er keine handfeste Krise. WeberHaus hat nach wie vor Auftragseingänge, wenn auch weniger, so Dr. Manuel Schönwitz. Er betont die Bedeutung strategischer Säulen, um das Geschäft voranzutreiben. Dazu gehören das Kerngeschäft mit Einfamilienhäusern sowie das Engagement im mehrgeschossigen Bauen und im Bestandsgeschäft.

Dr. Manuel Schönwitz erklärt, dass WeberHaus die Potenziale im Bereiche des mehrgeschossigen Bauens sieht, verstärkt in diese Projekte investieren möchte und die Prozesse entsprechend anpasst. Dies umfasst sowohl Reihenhausprojekte als auch Investorenprojekte, die eine andere Herangehensweise erfordern.

Und wie steht es um potenzielle Trends und neue Marktteilnehmer:innen? Dr. Manuel Schönwitz erwähnt das Interesse von Roboterherstellern an der Bauindustrie sowie die Möglichkeit, dass sich verschiedene Märkte überschneiden könnten. Er betont jedoch, dass WeberHaus bislang keine akute Bedrohung, sondern vielmehr Chancen in diesen Entwicklungen sieht, insbesondere im Bereich der energetischen Sanierung und der Nachverdichtung.

Dr. Manuel Schönwitz unterstreicht die Rolle von Holz als einen wichtigen Teil der Lösung in Bezug auf Nachhaltigkeit und betont die Kompetenz von WeberHaus in diesem Bereich.

Die Themen des DIGITALWERK-Podcasts mit Dr. Manuel Schönwitz im Überblick:

  • (00:00:00) Um was geht es in der Podcastfolge, die auf dem Construction Summit 2024 in Hamburg aufgenommen wurde?
  • (00:01:58) Was macht ein Fertighaus aus?
  • (00:04:52) Wie häufig entsteht ein neues Fertighaus?
  • (00:12:03) Wie viele Haustypen bietet WeberHaus an?
  • (00:14:00) Welche Innovationen gibt es im Fertighausbau?
  • (00:26:20) Welches Potenzial haben Bestandskund:innen?

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