Frank Steffens (CEO, Brüninghoff Group) links, Michél-Philipp Maruhn (Gründer und Host, DIGITALWERK Podcast) rechts
April 16, 2024
Die Familie Brüninghoff ist nicht bekannt dafür, in der Medienlandschaft überaus präsent zu sein. Umso erfreuter sind wir, dass Frank Steffens, CEO von Brüninghoff, unserer Einladung in den DIGITALWERK Podcast gefolgt ist. Entstanden ist ein lockeres Gespräch rund um die Themen: Mitarbeitende, Fachkräftemangel, Unternehmensorganisationen und die Brüninghoff Group.
Die Brüninghoff Group ist ein Familienunternehmen aus dem schönen Münsterland, genauer gesagt der Stadt Heiden. Mit ca. 700 Mitarbeitenden (50% davon gewerblich) erwirtschaftete die Unternehmensgruppe an acht Standorten rund 235 Mio. Euro.
Insgesamt sechs unterschiedliche Gesellschaften gehören zur Brüninghoff Group. Innerhalb dieser Gesellschaften wird geplant, (vor-) gefertigt und gebaut. Ob schlüsselfertig, teilschlüsselfertig oder als reiner Bauteillieferant – Europas größter Produzent von Holz-Beton-Verbunddecken (HBV-Decken) ist breit aufgestellt. Sowohl Holz, Stahl, Aluminium als auch Beton gehören zu den Materialkompetenzen des Unternehmens. Durch diese sehr diverse Verteilung der Geschäftsbereiche, so Frank Steffens, können sie sehr gut auf Marktgeschehnisse reagieren. Die Wohnungsbaukrise tangiert das Unternehmen dadurch beispielsweise nur marginal.
Am 25.06.2024 feiert Brüninghoff 50 Jahre Unternehmensbestehen.
“Wir haben eine extrem hohe Umsetzungsstärke, weil wir es können! Wir haben entlang der Wertschöpfungskette überall Menschen und Prozesse entwickelt, die nur darauf abzielen, ein Stück digitale Welt mit handwerklichem Geschick in die Realität umzusetzen.“
Als Unternehmersohn des Bauunternehmens Steffens spricht Frank Steffens sehr offen über das eigene Familienunternehmen, welches durch Höhen und Tiefen gegangen ist und später liquidiert wurde.
Angefangen hat er mit einem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens, über Telekommunikation hin zum Handel. Später entdeckte er seine Leidenschaft: die Organisationentwicklung von Unternehmen. Seit 15 Jahren ist er nun bei Brüninghoff tätig. Außerdem ist er Lehrbeauftragter in Biberach und Oldenburg.
Täglich stellt sich Frank Steffens die Frage: „Wie bekommen wir die Organisationsstruktur so mobilisiert, dass sie über sich hinauswachsen kann.“ Und dabei ist es ihm wichtig, nicht nur rumzumeckern, sondern die eigenen Versäumnisse klar zu erkennen.
Franks Steffens hat eine klare Meinung zum Fachkräftemangel im Handwerk. Die Bauwirtschaft in Deutschland hat es lange verpasst, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen und ihr Image zu pflegen. Brüninghoff setzt dabei den Fokus auf Menschen, die vor allem handwerklich geprägt sind.
In seiner Vergangenheit ist ihm häufig aufgefallen, dass Menschen an Positionen eingesetzt wurden, die dafür nicht geeignet waren. Ideen entwickeln können laut Frank Steffens viele, an der Umsetzung scheitert es dann aber häufig. Das war auch der Grund, warum er aus dem Handel wieder zurück in die Bauwirtschaft gewechselt ist.
Die Brüninghoff Group setzt im Team deshalb vor allem auf Macher. Diese haben nicht nur Ideen, sondern können auch anpacken.
“Wir haben Bewerber, die sind 55/60+, die stellen wir jetzt ein. Das ist Gold [...] ich brauch Know How, [...]die auch was zeigen können, die Lebenserfahrung haben.”
Als zentrale Unternehmenswerkzeuge benennt Frank Steffens immer wieder Kommunikation und Flexibilität. Innovationen und Veränderungen können nur erfolgreich implementiert werden, wenn Mitarbeitende in diesen Prozess integriert werden. Dabei ist es besonders wichtig, Ziele zu definieren, Verantwortung zu übertragen und auch auf diese Ziele hinzuarbeiten. Andererseits darf man nicht verkrampft daran festhalten, wenn sich die Dinge verändern.
Ähnlich verhält es sich mit Entscheidungen. Entscheidungsprozesse sind bei Brüninghoff vielleicht aufwendiger, als bei anderen Firmen, denn es wird viel kommuniziert. Egal ob es um den weiteren Beschäftigungsweg in der Unternehmensgruppe und die individuellen Entwicklungen geht oder um die Beauftragung von Nachunternehmern. Das ist anstrengend, aber oft lohnt es sich.
Frank Steffens beschreibt die Brüninghoff Group als sehr bodenständig. Im Unterschied zu vielen anderen Unternehmen streben sie nicht nach immer weiter, höher, schneller,, sondern sind dankbar für das, was erreicht wurde,
“Für uns ist ein Jahr erfolgreich, wenn wir 100 Prozent Auslastung fahren und unsere Kunden verstehen, was ein integraler Planungsprozess ist.”
Frank Steffens nimmt seine Aufgabe als Geschäftsführer sehr ernst und trägt Verantwortung für eine Menge Familien in der Region. Gleichermaßen erwartet er von seinen Mitarbeitenden aber auch, dass sie ihre Aufgaben verlässlich und eigenständig regeln. Bei Problemen ist er für sein Team immer erreichbar - auch am Sonntag.
Als eine seiner Grundaufgaben versteht Frank Steffens es, Optimismus zu verbreiten und das kann er, weil er nah am Geschäft und den Leuten ist. Auch seine Vorlesungen gestaltet er nach diesem Motto. So kann es passieren, dass Studierende live an telefonischen Verhandlungsterminen während der Vorlesungszeit teilnehmen. Im Nachgang wird dann der Fall besprochen. Dadurch bekommen die jungen Menschen mit, wie die Realität der Branche wirklich aussieht. Viel zu oft werden Studierende mit falschen Erwartungen in die wirkliche Welt entlassen. Darauf folgt dann das böse Erwachen.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage war laut Frank Steffens keine Überraschung. Bereits vor sieben Jahren saß er mit seinen Bankern zusammen, um mit großer Skepsis die Zinsentwicklung zu diskutieren. Seiner Meinung nach war die Zinswende klar absehbar und die damit verbundenen Konsequenzen für die Baubranche ebenfalls. Nun findet am Markt eine gesunde Entwicklung statt.
„Wachstum in der heutigen Zeit ist unrealistisch, es geht um Verzicht, es geht um Bereinigung.“
Durch gezielte Diversifikation, sowohl was die Baumaterialien, die Produktionsweisen als auch die Projekte angeht, blieb die Brüninghoff Group bisher von der Krise im Wohnungsbaumarkt verschont.
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