Dirk Rehaag, Vorstandsvorsitzender der LIST Gruppe, über herausfordernde Zeiten und den notwendigen Wandel als Dauerprozess

Dirk Rehaag – (Vorstandsvorsitzender, LIST Gruppe) rechts, Michél-Philipp Maruhn (Gründer und Host, DIGITALWERK Podcast) links

Dirk Rehaag – (Vorstandsvorsitzender, LIST Gruppe) rechts, Michél-Philipp Maruhn (Gründer und Host, DIGITALWERK Podcast) links

Vorteile und Zukunftschancen aus der Sichtweise einer mittelständischen Unternehmensgruppe

Nach dem Hörsaal auf die Baustelle

Dirk Rehaag, Vorstandsvorsitzender der LIST Gruppe, ist studierter Bauingenieur. Bereits in der Jugend verdiente er sich auf Baustellen etwas dazu, im Studium verdiente er dort “gutes Geld”, wie er im Podcast verrät. Deshalb weiß Dirk, was die körperliche Arbeit auf dem Bau bedeutet - und hat großen Respekt vor denen, die sie leisten. 

LIST Gruppe: die Unternehmensgruppe von der holländischen Grenze

In seiner beruflichen Laufbahn lernte Dirk auch börsennotierte Konzern wie die HOCHTIEF AG aus Essen kennen. Der Unterschied zum Mittelstand ist groß: aufwändigere Prozesse, aber auch mehr Möglichkeiten und finanzielle Spielräume. 

Bei der LIST Gruppe, die sich als klassischer Generalunternehmer versteht, arbeiten mehr als 600 Menschen in verschiedenen Gesellschaften. Sie übernehmen dabei die Projektentwicklung, die Planung und auch Umsetzung von eigenen Immobilienprojekten oder für Dritte. Eine Gesellschaft beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Nachhaltigkeit und dem Zauberwörtchen ESG. Der größte Geschäftsbereich ist jedoch das klassische Bauen, der 80 % des Gesamtumsatzes ausmacht.

Keine Spezialimmobilien mehr - Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

Projekte der LIST Gruppe umfassen Industrie- und Logistikimmobilien, den Wohnungsbau sowie die Fertigstellung schlüsselfertiger Hochbauten. Auf Spezialimmobilien wie Krankenhäuser oder Leuchtturmprojekte verzichtet die LIST Gruppe.

“Wir gucken, dass wir Produkte, Projekte für unsere Kunden planen und realisieren, wo wir einfach Erfahrung mitbringen, wo wir auch möglichst viel Know-how aus der ganzen Gruppe einbringen können.”
- Dirk Rehaag

Er war in seinem Berufsleben mit dem Bau der Hamburger Elbphilharmonie befasst und weiß heute, dass eine solche Risikostruktur nicht zur LIST Gruppe passen würde. Stattdessen konzentriert man sich auf Projekte, für die man erfahren ist, und bei denen die Umsetzung vom internen Know-how aller Gesellschaften der Unternehmensgruppe profitiert. 

“Ich vermeide das Wort ‘Krise’”

Wenn Dirk auf seine 30-jährige Erfahrung in der Baubranche zurückblickt, sieht er eigentlich keinen Grund, das Wort ‘Krise’ in den Mund zu nehmen. In den ersten 20 Jahren seines Berufslebens war der heutige Zustand laut Dirk Normalität. Die Geschwindigkeit des aktuellen Wandels hat ihn und viele andere Branchenprofis überrascht. 

Für die LIST Gruppe und ihre Gesellschaften bedeutet das folgendes: die ständige und konstante Anpassung der Arbeitsweisen aller Beteiligten, das wirtschaftliche Denken und Arbeiten zählt wieder mehr. Was nicht heißt, dass die LIST Gruppe unwirtschaftlich arbeitete. Stattdessen fielen kleine Fehler früher nicht so schwer ins Gewicht wie heute, sodass man sich solche auch schlicht leisten konnte. Eine exakte Planung und Durchführung durch genaues Hinschauen kann Fehler aber nach wie vor vermeiden. 

Vorsichtigerer Eintritt in neue Herausforderungen

Die aktuellen Herausforderungen bedeuten für die LIST Gruppe auch eine längere und gründlichere Prüfung des Eintritts und der Erschließung neuer Märkte und Assetklassen. Man nimmt sich im Vorfeld mehr Zeit, die Entscheidungsprozesse sind länger. Kleine Teams konsultieren vor Projekteintritten auch externe Beteiligte, um sich ein möglichst breites Bild der Rahmenbedingungen zu schaffen. Kommt man nach Abschluss aller Prüfungen zu einer positiven Einschätzung, gibt es grünes Licht. 

Dass sich die LIST Gruppe nur in Deutschland betätigt, ist für Dirk kein Nachteil. Er glaubt nicht, dass man sich als Generalunternehmer in der Baubranche um Nachfrage sorgen müsste. Neben Wohnungs- und Industriebau bieten auch die öffentliche Hand sowie bestehende Gebäudebestände genügend Arbeit. 

Angespannte Lage drängt zu Innovation

Dass der Wohnungsbau hart getroffen wurde, kann Dirk auch für die LIST Gruppe bestätigen. In eigenen Planungsgesellschaften, die für Dritte tätig waren, kam es zu kurzfristigen Projektstopps via E-Mail:

“Wir haben auch für Wohnungsinvestoren gearbeitet, also für Dritte. Und da wurden Projekte wirklich von heute auf morgen gestoppt. Da kommt eine E-Mail: Tut mir leid, aber wir müssen die Arbeiten einstellen.”
- Dirk Rehaag

Was jetzt folgt, ist ein stärkerer Wettbewerb, für den sich die LIST Gruppe aber gut vorbereitet sieht. Daraus ergibt sich für Dirk auch die Aufforderung und der Ansporn, als Unternehmen wieder innovativer zu sein. Das umschließt Dialoge mit allen Partnern und Projektbeteiligten vor der Fragestellung: Wie kann man wirtschaftlicher agieren? 

“Es ist herausfordernd, aber das sind die Zeiten ja immer. Sollten sie immer sein.”
- Dirk Rehaag

Die breite Aufstellung der verschiedenen Gesellschaften in der LIST Gruppe lassen Dirk aber zuversichtlich, selbstbewusst und realistisch in die Zukunft blicken. Dass die großen Umsatzsprünge der letzten Jahre nicht so weitergehen, weiß auch die LIST Gruppe. Den Ertrag erachtet man aber als mindestens genauso wichtige Kenngröße. Das letzte Jahr nutzte man für den Ausbau der gruppeneigenen Planungskompetenzen, um sich für die Zukunft fit zu machen.

Innovation aus dem Mittelstand in die Ressource Mensch

Für Dirk war der Mittelstand schon immer auch innovativ - wenngleich nicht unbedingt in der ersten Reihe. Auch produziert man weniger bis keine Schlagzeilen im Vergleich zu marktführenden Konzernen. Dennoch investiert die LIST Gruppe laut Dirk sehr viel in ihre Mitarbeitenden.

Bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder rekrutierte man konkret kompetente Menschen mit den entsprechenden Erfahrungen, die bei der Erschließung neuer Märkte ihr Know-how anwenden konnten. Man entwickelte eigene Arbeitsmittel wie Softwaretools, die beispielsweise eine modellbasierte Ökobilanz erstellt. Auch in den Aufbau von Datenbanken zur Gebäude- und Bestandsbewertung wurde Geld investiert. 

Wandel als Dauerprozess - und als Chance

Für die LIST Gruppe sieht Dirk in den nächsten Jahren “wahnsinnig viel Arbeit”. Die Politik müsste gleichzeitig in die Hochbau-Infrastruktur investieren, und nicht nur in Straßen und Brücken. Ein Mangel an qualifizierten Fachkräften und Arbeitern erfordert gleichzeitig eine Neubetrachtung der 'Ressource Mensch’ im Bau: Wie sind die Kapazitäten? Wie wird man produktiver, wie verbessert man eingespielte Prozesse? Auch mehr Vorfertigung und Standardisierung sieht Dirk in der Zukunft auf die Branche zukommen. 

Die Themen des DW-Podcasts mit Dirk Rehaag im Überblick:

  • (00:00) Um was geht es in der Podcastfolge?
  • (01:39) Dirk Rehaags beruflicher Werdegang
  • (05:44) Was die LIST Gruppe macht
  • (09:50) Krise aus Sicht des Mittelstands
  • (17:00) Auch Mittelstand kann Innovation!
  • (21:42) Nachhaltigkeitsplanung in der LIST Gruppe
  • (27:49) Bauen im Bestand
  • (34:21) Ideen an die Politik

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