Angelique Renkhoff-Mücke (Vorstandsvorsitzende von WAREMA Renkhoff SE) und Michél-Philipp Maruhn (Founder & Managing Director DIGITALWERK)
February 20, 2024
In dieser Podcastfolge steht eine starke Persönlichkeit im Mittelpunkt: Angelique Renkhoff-Mücke, die Vorstandsvorsitzende von WAREMA Renkhoff SE. Bekannt für ihre hochwertigen Markisen, ist WAREMA Renkhoff SE jedoch weit mehr als nur ein Hersteller von Sonnenschutzprodukten. Das Unternehmen bietet ein breites Spektrum an Lösungen, von Rollläden bis hin zu innovativen technischen Systemen zur Steuerung von Gebäudeanlagen – und das alles mit einem klaren Fokus auf Qualität und Innovation.
Angelique gewährt Einblick in ihre unternehmerische Reise, die im Jahr 2000 bei WAREMA Renkhoff SE begann. Als jüngstes Mitglied der Unternehmerfamilie betrat sie die Bühne des Familienunternehmens mit einer Mischung aus Herausforderungen und Chancen. Doch mit Entschlossenheit und Vision hat sie maßgeblich dazu beigetragen, dass WAREMA Renkhoff SE heute für eine erfolgreiche Transformation steht.
Im Gespräch mit Michél teilt Angelique Renkhoff-Mücke ihre Geschichte, ihre Motivation für den Einstieg ins Familienunternehmen und die Erfahrungen, die sie auf diesem Weg gesammelt hat. Sie spricht von ihrem tiefen Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Mitarbeiter:innen bis hin zu ihrer unerschütterlichen Leidenschaft für unternehmerische Gestaltungsmöglichkeiten.
"Das war auch gerade am Anfang tatsächlich so eine Art Rucksack, weil ich hatte ein wahnsinniges Verantwortungsgefühl, dass ich für diese Menschen, für die Familien, die dahinter stehen, verantwortlich bin."
– Angelique Renkhoff-Mücke
Ursprünglich als Franchisenehmer gestartet, war WAREMA Renkhoff SE bekannt für seine innovativen Außenjalousien, die sich schnell zu einem Kernprodukt entwickelten. Trotzdem begann die Geschichte von WAREMA Renkhoff SE nicht mit Markisen, wie viele vielleicht vermuten würden. Angelique erzählt, wie ihr Vater als Visionär die Zukunft der Gebäudesteuerung vorwegnahm und mit dem Aufkommen von Raffstoren einen Meilenstein setzte.
Aber wie gelang es WAREMA Renkhoff SE, sich vom Franchisenehmer zu einem eigenständigen, innovativen Unternehmen zu entwickeln?
WAREMA Renkhoff SE diversifizierte sich sukzessive und bietet heute ein umfangreiches Angebot, das von Markisen bis zu hochmodernen Sonnenschutzlösungen reicht.
Obwohl WAREMA Renkhoff SE im B2B-Bereich erfolgreich ist, bleibt das Unternehmen für viele Endverbraucher:innen im Verborgenen. Angelique erklärt, dass dies zum Teil daran liegt, dass WAREMA Renkhoff SE hauptsächlich im Geschäftskundenmarkt tätig ist und Endverbraucher:innen ihre Entscheidungen oft den Architekt:innen und Planer:innen überlassen. Zudem muss Sonnenschutz nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend sein, was die Wahrnehmung des Unternehmens im Privatkundenmarkt beeinflusst.
Die Vielfalt der Produkte von WAREMA Renkhoff SE spiegelt nicht nur die technologische Innovation, sondern auch die sich wandelnden Bedürfnisse der Kund:innen wider. Insbesondere im Kontext des Klimawandels gewinnt der Sonnenschutz an Bedeutung, nicht nur auf Terrassen, sondern auch im Bereich des Outdoor-Livings. Angelique erinnert sich daran, dass WAREMA Renkhoff SE im Jahr 1998 einen Umsatz von 360 Millionen DM erwirtschaftete, während das Unternehmen heute einen Umsatz von über 750 Millionen Euro verzeichnet.
Eine der herausragenden Eigenschaften von WAREMA Renkhoff SE ist die individuelle Fertigung jedes Produkts nach Maß. Diese Einzelfertigung stellt eine enorme Komplexität dar, aber gleichzeitig ist sie auch der Schlüssel zur Erfüllung der individuellen Anforderungen von Kund:innen und Architekt:innen. Angelique betont, dass diese Komplexität gleichzeitig das Alleinstellungsmerkmal von WAREMA Renkhoff SE darstellt.
Die Größe von WAREMA Renkhoff SE bietet nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen. Mit zunehmender Regulatorik und bürokratischen Anforderungen sieht Angelique eine klare Notwendigkeit für Unternehmen, eine bestimmte Größenordnung zu erreichen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Die Skalierbarkeit und Ressourcen, die mit einer größeren Unternehmensgröße einhergehen, ermöglichen es, den Anforderungen der modernen Geschäftswelt effektiv zu begegnen.
Die Diskussion über die optimale Unternehmensgröße führt zu interessanten Überlegungen darüber, wie WAREMA Renkhoff SE in verschiedenen Märkten agiert. Während das Unternehmen in Europa stark vertreten ist, exportiert es auch weltweit, von den USA bis nach China. Trotz der globalen Präsenz bleibt die Baukultur in Europa ein zentraler Fokus für WAREMA Renkhoff SE. Die Qualität und Leistung der Produkte stehen im Vordergrund, unabhängig vom Ursprungsland.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kund:innenansprache. Trotz der fortschreitenden Digitalisierung setzt WAREMA Renkhoff SE weiterhin auf den Fachhandel und das Handwerk, um die komplexe Beratung und Montage ihrer Produkte zu gewährleisten. Angelique betont die Bedeutung des Fachhandwerks bei der Bereitstellung hochwertiger Dienstleistungen und Produkte, insbesondere im Bereich des Sonnenschutzes.
Die Reise der Digitalisierung begann für Angelique vor etwa sieben Jahren mit einem inspirierenden Besuch im Silicon Valley. Dort erkannte sie die Notwendigkeit für Veränderungen in ihrem Unternehmen und machte die Digitalisierung zur “Chefsache”. Zurück in Deutschland setzte sie sich zum Ziel, die gesamte Unternehmenskultur zu verändern und die Mitarbeiter:innen auf diese Reise mitzunehmen.
Ein zentraler Aspekt dieser Veränderung war die Einführung von Design-Thinking-Prozessen und Innovationsmanagement im Unternehmen. Dies erforderte nicht nur technisches Know-how, sondern auch die Bereitschaft, traditionelle Denkmuster zu überwinden und neue Wege zu gehen. Angelique betont die Bedeutung von Kommunikation und Transparenz, um die Mitarbeiter:innen für den Veränderungsprozess zu begeistern und sie in die Entwicklung neuer Ideen einzubeziehen.
Die Digitalisierung hat sich nicht nur auf die Produkte, sondern auch auf die gesamte Prozesskette bei WAREMA Renkhoff SE ausgewirkt. Von der Entwicklung über die Produktion bis hin zur Nutzung werden digitale Technologien und Automatisierung eingesetzt, um Effizienz und Qualität zu steigern.
Eine entscheidende Erkenntnis für Angelique war, dass die Digitalisierung nicht nur technologische Veränderungen mit sich bringt, sondern auch eine Veränderung der Unternehmenskultur erfordert. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Innovation gefördert wird und Mitarbeiter:innen die Freiheit haben, neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen.
Durch diesen iterativen Prozess des Loslassens und Vertrauensschaffens hat Angelique eine Unternehmenskultur geschaffen, die von Zusammenarbeit, Kreativität und positivem Denken geprägt ist. Dies hat nicht nur zu einer erfolgreichen digitalen Transformation bei WAREMA Renkhoff SE geführt, sondern auch zu einer gesteigerten Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
“Ich glaube, das ist auch wichtig. Dieses Vertrauen geben. Ich bin jemand, der grundsätzlich erst mal positiv denkt und den Menschen Vertrauen gibt und sie dann auch bestärkt.”
– Angelique Renkhoff-Mücke
Als Frau in einer von Männern dominierten Branche hat Angelique die Entwicklung des Unternehmertums in Deutschland hautnah miterlebt. Vor 25 Jahren war es noch ungewöhnlich, dass Frauen in Führungspositionen ernst genommen wurden. Doch die Zeiten haben sich geändert, obwohl teilweise immer noch Herausforderungen bestehen.
"Man muss, glaube ich, ein sehr, sehr gutes Gespür dafür entwickeln, wem man gegenübersitzt und wie man in einer Gruppe auch als Frau seine Ziele erreichen kann. An manchen Stellen muss man das auch berechnend angehen, weil Männer es genauso machen."
– Angelique Renkhoff-Mücke
In Bezug auf das Unternehmertum betont Angelique die Bedeutung von Durchhaltevermögen und positivem Denken. Trotz regulatorischer Hürden und politischer Herausforderungen müssen Unternehmer:innen die Initiative ergreifen und Verantwortung übernehmen, um ihre Visionen zu verwirklichen. Der Standort Deutschland mag seine Schwierigkeiten haben, aber er bietet auch Chancen und ein stabiles rechtliches Umfeld.
Jungen Unternehmer:innen rät Angelique, sich nicht entmutigen zu lassen und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Erfolg kommt nicht über Nacht, sondern erfordert Ausdauer und den Willen, auch in schwierigen Zeiten weiterzumachen.
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