Matthias Hartmann (CEO Techem) rechts und Michél-Philipp Maruhn (Gründer und Host, DIGITALWERK Podcast) links
December 3, 2024
Noch immer basiert die Wohnungswirtschaft vielerorts auf analogen Prozessen. Ableser, die jährlich in Wohnungen gehen, gehören zum Alltag. Doch das Bild ändert sich. Technologien wie Funkmessgeräte und Cloud-Systeme ermöglichen eine Fernablesung, die Zeit spart und präzise Daten liefert.
„Wir haben jetzt einen Digitalisierungsgrad, und ich glaube, damit sind wir in unserer Branche führend, von rund 83 %.“
Matthias Hartmann, CEO von Techem
Gleichzeitig eröffnen sie neue Möglichkeiten für die effiziente Verwaltung von Gebäuden – von der Energieabrechnung bis hin zur präventiven Wartung.
Die Digitalisierung wird auch durch gesetzliche Vorgaben angetrieben, wie die Heizkostenverordnung, die bis 2027 eine Fernablesbarkeit aller Geräte fordert. Dennoch bremst Überregulierung laut Hartmann oft die Fortschritte. Kurioserweise seien die Menschen recht freizügig, wenn es um die Preisgabe von Daten im Internet und auf sozialen Medien geht. Bei Messsensorik sei eine Angst vor Datenspionage daher nicht angebracht.
Für die Wohnungswirtschaft ist es eine Gratwanderung. Die Balance zwischen Datenschutz, Kosten und der Notwendigkeit, Fortschritte zu erzielen, bleibt eine Herausforderung. Dabei könnte mehr Vertrauen in die Technologie den Fortschritt beschleunigen.
Eine zentrale Frage der Wohnungswirtschaft ist die nachhaltige Nutzung von Energie. Daten spielen dabei eine Schlüsselrolle, wie Matthias betont:
„Wir wissen heute, wir kriegen den Mehrfamilienhausbestand zu 50 %, wie er steht und liegt, mit einer Wärmepumpe warm.“
Neben Wärmepumpen und Solarenergie werden innovative Sensoren eingesetzt, um Verbrauchsmuster zu analysieren. So können Vermieter nicht nur den energetischen Zustand ihrer Gebäude besser verstehen, sondern gezielt Maßnahmen zur Einsparung einleiten.
Hartmann beschreibt im Podcast, wie andere Länder, insbesondere Kanada, durch kluge Investitionen in Unternehmen ihre Rentensysteme stärken. Er hebt hervor, dass kanadische Pensionsfonds bereits erfolgreich in Techem investiert haben, um langfristig Erträge für die dortigen Rentenkassen zu sichern. Diese Praxis sieht er als Vorbild für Deutschland, wo ähnliche Initiativen fehlen und Chancen zur Unterstützung des Mittelstands ungenutzt bleiben.
Die Wohnungswirtschaft leidet unter einem „Investor-Nutzer-Dilemma“: Während Vermieter in energetische Maßnahmen investieren müssen, profitieren vor allem die Mieter. Hartmann fordert einen marktgetriebenen Ansatz, etwa durch CO2-Bepreisung. So werde die Behebung schlechter energetischer Gebäudezustände für Vermieter eine attraktive Alternative.
Pragmatische Ansätze und Technologieoffenheit könnten laut Hartmann helfen, das Bauen und Modernisieren attraktiver zu machen, ohne dabei soziale Aspekte zu vernachlässigen.
Die Transformation der Wohnungswirtschaft verlangt ein Umdenken bei allen Beteiligten. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind keine Gegensätze, sondern Teil der Lösung – wenn die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Es bleibt zu hoffen, dass sich Innovation und Pragmatismus in der Branche stärker durchsetzen.
(00:00) Um was geht es in der Podcastfolge?
(01:19) Matthias’ Karriere und IBM!
(07:00) Die Rolle von Techem im Energiesektor
(10:05) Herausforderung: Daten?
(17:54) Wettbewerbsdruck und Marktfokus
(20:54) Unternehmensexpansion und internationale Märkte
(27:43) Herausforderungen der deutschen Wohnungswirtschaft
(33:03) Fünf schnelle Fragen!
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