Anna Jasper-Martens (CEO Energy Infrastructure Solutions Germany, E.ON) rechts, Michél-Philipp Maruhn (Gründer und Host, DIGITALWERK Podcast) links
September 10, 2024
Anna Jasper-Martens, eigentlich gelernte Juristin, ist seit April 2023 bei E.ON Deutschland und beschäftigt sich schon sehr lange mit dem Thema Energie. Schon bei ihrem ersten Job 1999 ging es um Energie, genauer um die Liberalisierung der Energiemärkte. Damals sollte Anna noch Netznutzungs- und Netzanschlussverträge verhandeln, heute ist sie CEO der Energy Infrastructure Solutions Germany bei E.ON.
Die Energy Infrastructure Solutions Germany by E.ON ist eine Gruppe von Organisationen im E.ON Konzern, die sich im Wesentlichen darum kümmern, für Städte und Gemeinden Wärme- und Kältelösungen zur Verfügung zu stellen. Außerdem versorgt die Gruppe auch Industriekunden mit innovativen Wärmelösungen.
Der Gesamtkonzern E.ON macht insgesamt 90 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt derzeit ca. 80.000 Menschen in ganz Europa. Die Energy Infrastructure Solutions Germany hat in Deutschland ungefähr 1.500 Mitarbeiter in zehn regionalen Einheiten verteilt. Diese Einheiten sind zum Beispiel die Hansewerk Natur GmbH, die Avacon Natur GmbH, Süwag Energie oder die Bayernwerk Natur GmbH, die sich vor allem um die Fern- und Nahwärmeversorgung kümmern.
Netzbetrieb und Stromvertrieb sind in Deutschland voneinander getrennt. 900 Netzbetreiber gibt es, das ist allerdings nicht gleichzusetzen mit Energieversorgern. Energieversorger, das sind vor allem kleine Stadtwerke und eben große Energieversorger, wie E.ON einer ist.
Ein Großteil des Stroms, der im Strommix enthalten ist, stammt weiterhin aus Gaskraftwerken, dennoch steht in Deutschland im Schnitt Strom aus fast 40 % aus erneuerbaren Energien Strom zur Verfügung. Eine große Herausforderung in der Gestaltung eines nachhaltigen Energiesystems ist weiterhin das Thema Speicherung, da nicht immer überall die Sonne scheint oder Wind weht.
Auch das Thema Kälte wird in Deutschland immer wichtiger, wenn auch die Deutschen laut Anna ein hohes Effizienzbewusstsein haben. Trotzdem werden vermehrt Klimaanlagen eingebaut und Lösungen gesucht, wie man beispielsweise Fußbodenheizungen und Heizungsanlagen zur Kühlung von Gebäuden nutzen kann.
Die Energy Infrastructure Solutions Germany by E.ON ist davon überzeugt, dass Wärme - und auch Kälte - in Zukunft größtenteils über Strom erzeugt werden. Ein essenzieller Schritt dorthin ist der Wandel hin zu durch Wärmepumpen betriebenen dezentralen Anlagen, die eine nachhaltige Wärmeversorgung sicherstellen können. Auch die Auseinandersetzung mit der intensiveren Nutzung von Abwärmequellen wird immer wichtiger.
“Ohne Klimaschutz, ohne unsere Abkehr von fossilen Brennstoffen werden wir unseren Kindern und Kindeskindern eine unbewohnbare Erde hinterlassen.”
Anna Jasper-Martens
Wie immer in Deutschland ist der Weg hin zu nachhaltiger integrativer Wärmeversorgung gepflastert mit Regulatorik, die vieles offen lassen. Auch die Kommunikation ist, so Anna, nicht immer transparent. Darüber hinaus werden viele Entscheidungen auf das private Individuum übertragen.
Das Ziel der Unternehmensgruppe ist es, unsere Wärmeversorgung in eine nachhaltige Wärmeversorgung umzuwandeln. Eine, die klimaschützend ist und nicht klimaschädigend. Und eine Frage, die es in diesem Zusammenhang zu beantworten gilt, lautet: “Wollen wir uns das leisten? Können wir uns das leisten?” Ein wichtiges Instrument auf dem Weg zu einer breiten Verfügbarkeit und einer Kostendegression sind Förderungen, das haben Branchen, die Wind- und die Solarindustrie gezeigt.
“Nachhaltige Wärme wird teurer sein, als die Wärme, wie wir sie heute kennen. Die Frage ist, wie lange?”
Anna Jasper-Martens
Ein Projekt, an dem Anna und ihr Team gerade arbeiten ist beispielsweise die Umstellung der kompletten Kälte- und Wärmeversorgung, im laufenden Betrieb, der Messe Berlin. Ein anderes spannendes Großprojekt ist der Umbau des ehemaligen Berliner Flughafens Tegel zu einem komplett neuen Stadtquartier.
Besonders wichtig ist es, Energieversorger bei solchen Quartiersentwicklungen so früh wie möglich miteinbezogen werden. Für sämtliche Planer ist es relevant, wie ein ganzes Areal mit Energie versorgt werden soll. Solche Projekte werden übrigens auch an Energieversorger über Ausschreibungen vergeben.
E.ON hat damit Expertise in den unterschiedlichsten und ungewöhnlichsten Lösungsansätzen. So ist es beispielsweise denkbar, aus Grubenwasser oder Aquiferspeichern Energie zu erzeugen. Wie genau das funktioniert, das erklärt Anna im Podcast.
Der internationale Austausch und die Kollaboration haben im Energiebereich einen hohen Stellenwert. So tauschen sich die skandinavischen Länder, Großbritannien und auch die niederländischen Kolleg:innen immer wieder untereinander aus, um einander voranzubringen. Auf Landesebene wünscht sich Anna noch mehr Kommunikation und, dass sich die einzelnen Akteure mehr als Partner begreifen.
00:00 - Um was geht es in der Podcastfolge
01:41 - Annas Werdegang und E.ONs Aufgabenbereich
07:16 - Energiewirtschaft und Energieinfrastruktur in Deutschland
11:09 - Bedeutung der Kältetechnik in Zukunft
17:14 - Herausforderungen und Potenziale der Energiegewinnung
27:06 - Innovative Wärmequellen und Lösungen
33:26 - Internationale Zusammenarbeit
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Jörg Überla, Mitgründer von 42watt, einem Unternehmen für Energieberatung, setzt sich für die Vereinfachung der Umstellung auf umweltfreundliche Technologien ein. Mit seiner langen Karriere und seiner Erfahrung als Business Angel bringt er wertvolles Wissen in die Welt der Start-ups ein. 42 Watt zielt darauf ab, Hausbesitzer:innen den Weg zur Klimaneutralität so einfach wie möglich zu gestalten und bietet ganzheitliche Lösungen, darunter Partnerschaften mit Handwerksbetrieben und die Qualifizierung der Handwerker.
Jetzt im Blog lesenFrizzi Kirchhof von CWS und Stefan Schwan von ENGIE sprechen mit Prof. Markus Thomzik und Michél-Philipp Maruhn in einem FM-Spezial über das Thema Energie in der FM-Branche, schlaue Lösungen, schlauere Produkte und geben einen Ausblick in die Zukunft, in dem FM als ganzheitliches Konzept schon beim Bauen bedacht werden könnte.
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