Katrin Habenschaden – (Leiterin Nachhaltigkeit und Umwelt, Deutsche Bahn ) rechts, Michél-Philipp Maruhn (Gründer und Host, DIGITALWERK Podcast) links
May 28, 2024
Katrin Habenschaden, ehemalige zweite Bürgermeisterin von München, bezeichnet sich selbst als Naturtante. Schon ihr ganzes Leben lang beschäftigt sie das Thema Umweltschutz. Nach einer politischen Karriere strebt sie nun nach mehr Wirksamkeit und ist als Leiterin für Nachhaltigkeit und Umwelt zur Deutschen Bahn gewechselt. Bereits als zweite Bürgermeisterin beschäftigte Sie sich mit Themen der Nachhaltigkeit, vor allem die Mobilität war schon damals ihr Steckenpferd.
In ihrer jetzigen Position bei der Deutschen Bahn schätzt sie vor allem den großen Hebel, den die Position im Konzern mit sich bringet, um wirklich etwas bewegen zu können. Und das ist mit ihrer Arbeit bei so einem großen Unternehmen definitiv möglich. Über 330.000 Menschen arbeiten weltweit für die Deutsche Bahn. Insgesamt machte der Konzern im Jahr 2023 rund 45 Milliarden Euro Umsatz.
Die Konzernstrategie der Deutschen Bahn „Starke Schiene“ hat einen großen Nachhaltigkeitsbezug. Diese Strategie beinhaltet, dass das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachtet und alle Nachhaltigkeitsdimensionen (Ökologie, Ökonomie und Soziales) in sämtliche Überlegungen miteinbezogen werden. Das bedeutet konkret, dass neben der Reduktion von CO2 Emissionen beispielsweise auch das Thema Ressourcenschutz betrachtet wird. Da die Deutsche Bahn viele Ressourcen verbraucht, kommt ihr eine besondere Verantwortung zu Teil.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass die Deutsche Bahn der größte Stromabnehmer der Bundesrepublik ist?
Aber auch der Lärmschutz und der Erhalt von Arten oder die Flächengestaltung des Landes zählen zur Strategie.
Die Deutsche Bahn ist vor allem bekannt für den Nah- und Fernverkehr - aber auch für den Transport von Gütern. Außerdem setzt das Unternehmen gerade auf viele unterschiedlichen Maßnahmen, um auch die letzte Meile bis zur Haustür nachhaltig zu gestalten. Darunter fallen regionale Busse mit Elektroantrieb, Fahrräder, autonome Antriebe und On Demand-Verkehr.
Die Deutsche Bahn hat sich hohe Ziele gesteckt. Eines ist beispielsweise die Klimaneutralität bis 2040. Dieses große Ziel steht über allem und gliedert sich dann auf die einzelnen Geschäftszweige, in die einzelnen Abteilungen und findet sich auch in den Zielen der Führungskräfte wieder. Man könnte also sagen, dass sich die Deutsche Bahn den ganz klassischen Methoden der OKR-Methode bedient.
Die Umweltmarke der Deutschen Bahn heißt „Das ist grün“. Darin enthalten sind über 150 Maßnahmen, die umgesetzt werden. Teil dieses Maßnahmenpakets ist auch, dass Mitmachen gewollt und geschätzt wird. Dies führt dazu, dass sich Mitarbeitende auf allen Ebenen in allen Abteilungen für die Nachhaltigkeitsziele einsetzen und eigene Ideen miteinbringen können.
Da die Deutsche Bahn so ein riesiger Konzern ist, haben auch kleine Ideen oft sehr große Hebel. So sorgte die Idee einer Kollegin aus einem Werk dafür, dass in den Zügen des Regional- und im Fernverkehrs mikroplastikfreie Seife zum Einsatz kommt. Der Gedanke mag dem ersten Anschein nach vielleicht banal klingen, wenn man allerdings bedenkt, dass in diesen Zügen ungefähr 132.000 Liter Seife jährlich verbraucht wird, ist schnell klar, welche Auswirkungen auch kleinere Maßnahmen haben können.
Katrin Habenschadens Team arbeitet eng mit dem Vorstandsbereich Technik zusammen, damit nachhaltige Technologien entwickelt werden. Ebenso arbeitet die Deutsche Bahn partnerschaftlich mit dem Bund, der Gesellschaft, Start Ups und Forschungseinrichtungen, um das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben.
Leider, so Katrin Habenschaden, spürt man aktuell ein Abflachen der Bewusstseinskurve in der Gesellschaft und der Lobbyarbeit für Nachhaltigkeit. Dies liegt einerseits daran, dass in jüngster Vergangenheit viele andere unvorhersehbare Ereignisse in der Gesellschaft für Aufmerksamkeit gesorgt haben.
Die Deutsche Bahn merkt jedoch wie sich klimatische Extremereignisse häufen und immer heftiger werden. Schließlich sind sie aufgrund von entstehenden Schäden oft direkt betroffen.
„Ich finde, es ist die Aufgabe unserer Generation, dem menschengemachten Klimawandel etwas entgegenzusetzen.“
Katrin Habenschaden
Es ist wichtig, sich auch international mit anderen Bahnunternehmen auszutauschen und die best practices anderer Länder zu adaptieren. So ist Belgien beispielsweise deutlich weiter, als Deutschland was die Entwicklung und den Einsatz von CO2 reduziertem Beton für die Schwellen der Schienenfixierung angeht.
Da die Deutsche Bahn neben der Bereitstellung von Infrastruktur viele Immobilien im Bestand hält, ist deren Sanierung und Modernisierung Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns. Wenn die Maßnahmen der Wärmewende ergriffen werden, arbeiten die unterschiedlichen Abteilungen zusammen.
In Zukunft wird auch weiter das Thema Klimaneutralität bei der Deutschen Bahn hohe Priorität haben. So stehen dabei die Themen Elektrifizierung, Wärmewende und der Einsatz alternativer Kraftstoffe und Antriebe im Fokus. Aber natürlich auch Themen wie die Förderung von Biodiversität werden bedacht.
„Wie wir der Klimakrise begegnen werden, […] wird definieren, wie wir leben, aber wie wir der Artenkrise und dem Artensterben begegnen und wie wir das eindämmen können, wird definieren, ob wir leben.“
Katrin Habenschaden
Wenn man wirklich etwas bewegen möchte, dann empfiehlt Katrin Habenschaden sich einen Job zu suchen, bei dem man im Bereich der Nachhaltigkeit tätig sein kann. Sie ist überzeugt, dass viele Jobs in Zukunft entstehen werden bei denen sich Purpose und Zukunftsfähigkeit perfekt vereinbaren lassen.
Auch wenn man häufig mit viel Leidenschaft und Hartnäckigkeit dabei sein muss, am Ende lohnt es sich, sich für das Klima und die Umwelt einzusetzen, weil man seinen Kindern und Enkelkindern eine lebensfähige Zukunft hinterlässt.
Die Themen des DW Podcast mit Katrin Habenschaden im Überblick:
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