Thorsten Schulte (Geschäftsführer bei Gewobag EB) links, Michél-Philipp Maruhn (Gründer und Host, DIGITALWERK Podcast) rechts
April 23, 2024
In einer Welt voller urbaner Wirrungen und grüner Oasen, zwischen Betonwüsten und schützenswerter Artenvielfalt, hatte Michél die Möglichkeit mit Thorsten Schulte, Geschäftsführer bei Gewobag EB eine Podcastfolge aufzunehmen. Also lasst euch auf eine Reise durch die Höhen und Tiefen des städtischen Wohnungsbaus mitnehmen.
Schon von Kindesbeinen an zog es Thorsten Schulte in die Welt des Bauens. Angefangen als Maurer, fand er seinen Weg über das Studium der Architektur schließlich in die Welt der Bauleitung und Projektentwicklung. Eine der größten Herausforderung begann, als er sich den städtischen Wohnungsbaugesellschaften anschloss.
Für Thorsten Schulte und sein Team ist die Errichtung von Wohnraum nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch ein Balanceakt zwischen den Ansprüchen der modernen Stadtentwicklung und den Bedürfnissen der Umwelt. Eine der größten Hürden in den vergangenen Projekten? Die Rotbauchunke.
Diese kleinen Amphibien sorgten für großen Ärger, als sie plötzlich auf Baustellen auftauchten und den Baufortschritt zum Stillstand brachten. Mit aufwendigen Maßnahmen musste ein Miniatur-Naturschutzgebiet geschaffen werden, um den Ansprüchen der Tiere gerecht zu werden – ein Beispiel für die komplexen Herausforderungen, denen sich Stadtentwickler:innen heute stellen müssen.
"(...) Die Politik steht auf der einen Seite da und sagt: 'Wann fangt ihr denn an zu bauen?' Und wir sagen: 'Ihr seid es, die den Artenschutz so ausufern haben lasst (...). Ihr müsst euch entscheiden: Wollt ihr Wohnungen oder Rotbauchunken?'"
– Thorsten Schulte
Doch nicht nur die Natur stellt eine Herausforderung dar. Auch die Bürokratie und die politischen Entscheidungen können den Fortschritt von Bauprojekten erheblich verzögern. Zwischen den Interessen der verschiedenen Bezirke und den Anforderungen des Senats steht Thorsten Schulte oft vor einem schier unüberwindbaren Dilemma. Eine weitere Herausforderung ist die Beschaffung von Ausgleichsgrundstücken für Bauprojekte. Oft gestaltet sich dies schwieriger als gedacht, wie Thorsten Schulte aus eigener Erfahrung berichtet.
In Pankow, einem der Bezirke, mit denen Gewobag EB zusammenarbeitet, werden neue Wege gegangen. Durch offene Kommunikation und frühzeitige Einbindung aller Beteiligten entstehen innovative Lösungen für komplexe Probleme. Doch auch hier gibt es noch viel zu tun, besonders im Bereich der Verkehrserschließung, wo die Infrastruktur oft den Bedürfnissen der wachsenden Stadt hinterherhinkt.
"Dafür kann auch Pankow nichts, sondern das ist ein Berlin-Thema. Das ist nicht wie in Kopenhagen oder in Wien, wo man erst die U-Bahn und Straßenbahn baut (...). Bei uns ist man ganz überrascht: Huch, das Baugebiet ist da, da wohnen jetzt Menschen."
– Thorsten Schulte
Trotz aller Widrigkeiten bleibt Thorsten Schulte optimistisch und voller Tatendrang. Denn am Ende des Tages geht es darum, Wohnraum zu schaffen und die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern – eine Aufgabe, die es wert ist, verfolgt zu werden, auch wenn der Weg manchmal steinig ist.
Und die Fakten sprechen für Optimismus. Immerhin sind 3.500 Wohnungen bereits im Bau, wobei alle Naturschutzthemen und nachbarschaftlichen Aspekte gelöst worden sind.
“Es könnte einfacher sein und es könnte schneller gehen. Aber das sind so die Fakten, die es dann auch gibt.”
– Thorsten Schulte
Eine weitere Herausforderung ist die Frage der Baumaterialien, der jedoch mit innovativen Entwicklungen begegnet werden kann. Während Beton für seine Tragfähigkeit und Stabilität bekannt ist, gewinnt Holz als Baumaterial zunehmend an Bedeutung. Doch die Verwendung von Holz bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf Brandschutz und Langlebigkeit.
Aber es sind nicht nur technische Aspekte, die bei der Planung und Umsetzung von Bauprojekten berücksichtigt werden müssen. Die Vielfalt der Mieterklientel stellt eine weitere Herausforderung dar. Von der Kommunikation in mehreren Sprachen bis hin zur Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse und Lebensstile der Mieter:innen – die Wohnungsbaugesellschaften stehen vor der Aufgabe, innovative Lösungen zu finden, um jedem gerecht zu werden.
Ein weiterer Aspekt, den Thorsten Schulte anspricht, ist die Nutzung von Dachflächen für erneuerbare Energien. Durch innovative Modelle des Mieterstroms können Bewohner:innen von den Vorteilen der Solarenergie profitieren, während die Wohnungsbaugesellschaften gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren.
Insgesamt zeigt das Gespräch mit Thorsten Schulte, dass der Wohnungsbau mehr ist als nur das Errichten von Gebäuden. Es ist eine komplexe Aufgabe, die kreative Lösungen erfordert, um den steigenden Bedarf an Wohnraum zu decken und gleichzeitig die Bedürfnisse der Mieter:innen zu erfüllen. Mit einem Mix aus Tradition und Innovation streben Unternehmen wie Gewobag EB danach, Wohnraum zu schaffen, der nicht nur funktional ist, sondern auch ein Zuhause für Menschen aller Lebenssituationen bietet.
Link zur Studie:
https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/bbsr-online/2016/bbsr-online-08-2016.html
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Jetzt im Blog lesenDas übergeordnete Ziel der Branchenexpertin lautet: Mehr Effizienz in der Wohnungswirtschaft. Wie serielles Bauen dabei helfen kann, weshalb Standards nötig sind und warum es an einigen Stellen nicht ohne die Politik geht, erzählt Ingeborg Esser im DIGITALWERK Podcast.
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