Prof. Dr. Christoph Donner (Vorstandsvorsitzender, Berliner Wasserbetriebe) rechts, Michél-Philipp Maruhn (Gründer und Host, DIGITALWERK Podcast) links
September 17, 2024
Seit 2023 ist Prof. Dr. Christoph Donner jetzt schon Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe (BWB). Keine leichte Aufgabe in der größten Stadt Deutschlands: über 18.000 Kilometer an Leitungen und Rohren fallen in den Zuständigkeitsbereich der BWB, dazu kommen knapp 300.000 Hausanschlüsse. Im Hintergrund stehen 9 Wasserwerke und 6 Klärwerke, die das Berliner Abwasser aufbereiten.
Um die Infrastruktur im Hintergrund kümmern sich um die 4600 Männer und Frauen. Als Anstalt des öffentlichen Rechts dienen die BWB dem öffentlichen Zweck der Trinkwasserversorgung. Als Aufsichtsratsvorsitzende fungiert Franziska Giffey, die Berliner Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe.
Christoph wuchs in einem 35-Seelen-Dorf im Sauerland auf und beschäftigte sich als Kind gerne mit Gewässern und seinen Bewohnern. Vom Forellenfang über die Fischzucht bis zum Gartenteichbau - in jungen Jahren sammelte Christoph schon etliche Erfahrungen, die ihn im späteren Leben auf die Karriere als Ingenieur vorbereiteten. Der Wasserwirtschaft blieb er dabei stets treu. Über Wien gings dann von 2003 an schonmal für 6 Jahre nach Berlin zu den Berliner Wasserbetrieben, bevor er dann technischer Geschäftsführer der Harzwasserwerke GmbH wurde und eine Honorarprofessur annahm.
Als Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe wird man auch schonmal direkt angeklingelt, wenn es ernst wird. Das geschah zum Beispiel 2023, als auf dem Berliner Kaiserdamm, einer Hauptverkehrsader, ein unterirdischer Versorgungskanal namens Düker, Schäden nahm. Diese machten eine Vollsperrung der Straße unumgänglich. Die Sanierung des beschädigten unterirdischen Bauwerks zog sich fast ein ganzes Jahr in die Länge.
So im Scheinwerferlicht stehen die Berliner Wasserbetriebe selten, in dieser Krise lernte man, dass eine offene und proaktive Kommunikation über den Bauverlauf bei Politik und Bevölkerung gut ankommt. Solch eine öffentlichkeitswirksame Präsenz ist überhaupt neu: Wasser und Abwasser waren nie Themen, die groß im Fokus der Öffentlichkeit standen. Die Leitungen und Rohre befinden sich unter der Erde, die Wasser- und Klärwerke sind selten so zentral, dass sie von Menschen bemerkt werden.
Und so teilen die Berliner Wasserbetriebe das Schicksal vieler Akteure, dass sich die Aufmerksamkeit plötzlich multipliziert, wenn es kriselt. Christoph selbst berichtet im Podcast, dass die BWB bei einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro im letzten Jahr gleichzeitig 474 Millionen Euro in Infrastruktur investierte - knapp 1,3 Millionen Euro pro Tag. Das sind Investments in die Gegenwart - und in die Zukunft, wie Christoph betont.
Wasser ist ein kostbares Gut. Bei den Berliner Wasserbetrieben ist man sich dessen bewusst. Mit Aufklärungsarbeit versucht man daher, das Bewusstsein dafür zu wecken, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Das führt zu einer gewissen Ironie, der sich Christoph bewusst ist:
“Wir sind aber das einzige Unternehmen, das sagt: Bitte kauft weniger von unseren Produkten.”
Prof. Dr. Christoph Donner, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe
Besonders in der Corona-Pandemie wurde das Augenmerk auf die Abwasseranalyse gelegt. Damit konnte man die vorherrschenden Covid-Varianten und die allgemeine Virusbelastung in der Bevölkerung gut analysieren. Klärwerke sind im Kreislauf der Berliner Wasserbetriebe von ihrer Wichtigkeit nicht zu unterschätzen. Im Podcast verrät Christoph, dass es schon vorkam, dass eine Kläranlage teilweise zum “umkippen” gebracht wurde - Schadstoffe entziehen dem Wasser den Sauerstoff, wodurch die Mikroorganismen darin sterben. Übeltäter waren hier industrielle Schadstoffe. Auch dann klingelt Christophs Handy.
Bei solch einer Störung einer großen Kläranlage wäre dann auch ein interner Krisenstab gefragt. Schließlich dauert es Tage, bis die Mikrobiologie wieder aufgebaut ist. Durch intelligente Warnsysteme versucht man sich aber, vor solchen Katstrophen zu schützen. Läuft viel toxisches Löschwasser in die Kanalisation, können bestimmte Bereiche abgesperrt werden.
Doch auch Schadstoffbelastungen aus dem privaten Bereich - im Einzelfall minimal, doch durch die Bevölkerungsgröße nicht zu unterschätzen - stellen den Wasserkreislauf vor Herausforderungen. Voltarensalbe landet nach dem Duschen auch im Abwasser. Christophs Appell lautet, “alles zu vermeiden, was geht”. Dazu gehören beispielsweise WC-Reinigungstabletten oder andere Reiniger. Die Toilette sei letzten Endes kein “schwarzes Loch”, sondern ein Tor in den Wasserkreislauf.
Aktuelle Themen und Fragestellungen der Zukunft sind laut Christoph unter anderem die fortwährende Entfernung neuer und alter Schadstoffe aus dem Abwasser. Auch muss die Frage betrachtet werden, an welchen Stellen man Wasser beispielsweise durch Wasser anderer Qualität substituieren kann. In Berlin sind 400.000 Straßenbäume pro Jahr zu wässern. Wie hält man die grüne Infrastruktur am Leben? Gerade in Berlin ist die ‘Grüne Masse’ für ihre Kühlwirkung in den Sommermonaten von unschätzbarem Wert.
Als bescheidener Sauerländer lässt sich Christoph ungern zu Eigenlob übers ‘eigene’ Wasser hinreißen. Dennoch betont er, dass wir in Berlin stolz sein können - als Deutschlands größtes Trinkwasser- und Abwasserunternehmen liefern die BWB eine Spitzenqualität.
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