Kai Teckentrup (Geschäftsführer, Teckentrup GmbH & Co. KG) und Michél-Philipp Maruhn (Host & Founder DIGITALWERK)
August 29, 2023
Kai Teckentrup eröffnet das Gespräch mit einer Rückblende auf das Jahr 1932, als das Unternehmen gegründet wurde. Teckentrup GmbH & Co. KG produziert Türen und Tore und liefert dahingehend Lösungen. Das Unternehmen beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter:innen und macht aktuell einen Umsatz von 170 Millionen Euro.
Die größte Herausforderung für Teckentrup GmbH & Co. KG bestand darin, die Kund:innen davon zu überzeugen, dass ihre Produkte einen echten Mehrwert bieten, der den Wettbewerb übertrifft. Insbesondere im Jahr 2016 begann das Unternehmen, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie es die Bedürfnisse der Kund:innen in einer sich ständig verändernden Umgebung erfüllen kann.
Die Einführung agiler Prozesse war eine der Antworten von Teckentrup GmbH & Co. KG auf die dynamischen Kundenanforderungen. Durch diese Umstellung konnte das Unternehmen flexibler auf die Bedürfnisse des Marktes reagieren und seine Produkte gezielter anbieten.
Ein interessanter Aspekt, der während des Gesprächs aufkommt, ist der Balanceakt zwischen Standardisierung und Spezialisierung. Kai Teckentrup betont die Notwendigkeit, einerseits den Kostendruck durch Standardisierung zu bewältigen, andererseits jedoch spezialisierte Lösungen anzubieten, die den individuellen Kundenbedürfnissen gerecht werden.
Die Diskussion konzentriert sich auch auf das Thema Nachhaltigkeit. Kai Teckentrup erläutert die Herausforderungen, nachhaltige Alternativen für Produkte zu finden, die traditionell auf nicht-nachhaltige Weise hergestellt werden. Er betont, dass wahre Nachhaltigkeit tiefgreifende Veränderungen in der gesamten Wertschöpfungskette erfordert.
“Durch alle staatlichen Prüfungen, die notwendig sind, vergehen Jahre. Und die andere Nummer ist: Nachhaltigkeit muss ja auch bezahlt werden. Also deswegen ist so die Challenge eher im Bereich heute: Nachhaltigkeit darf nichts kosten.”
– Kai Teckentrup
Wer trifft eigentlich die Entscheidung bei der Produktauswahl? Kai erklärt, dass in vielen Fällen nicht die Endkund:innen, sondern eine Kette von Beteiligten der Wertschöpfungskette wie Architekt:innen, Planer:innen und Monteur:innen das Produkt auswählen. So würde die Funktionalität oft höher bewertet als das Design. Dazu zählen technische Anforderungen, Montagefreundlichkeit und Kostenoptimierung. Dennoch zeichnet sich eine wachsende Nachfrage nach ästhetisch ansprechenden Toren und Türen ab, die zu anderen architektonischen Elementen passen.
Gerade im gewerblichen Bereich spielen die Endkund:innen oft eine untergeordnete Rolle. Die Architekt:innen, die oft auf Design und Ästhetik achten, haben hier mehr Einfluss.
Der digitale Wandel im Baugewerbe ist ebenfalls ein zentraler Punkt des Gesprächs. Kai Teckentrup hebt hervor, dass die Digitalisierung alle Aspekte der Branche betrifft, von der Produktentwicklung bis zur Kundenkommunikation. Kund:innen erwarten nahtlose digitale Erfahrungen, angefangen von der Auswahl bis zur Installation eines Produkts.
“Die Produkte sind seit den 60er Jahren fast unverändert (...) Was sich extrem verändert hat, ist der Prozess der Fertigung und der gesamten Customer Journey (...) Das ist auch unser Ansatz für die Digitalisierung (...) – macht das Heutige besser.”
– Kai Teckentrup
Kai berichtet über die Herausforderung, wie man die Welten der Unternehmensumgestaltung und des besseren Kundenverständnisses miteinander verknüpfen kann. Dieser Prozess würde eine kontinuierliche Anpassung erfordern. Er teilt Einblicke in die Einführung verschiedener Prozesse, darunter einen Online-Konfigurator, TEO (= Teckentrup Einfach Online), der auf agilen Methoden basiert.
Kai erklärt, dass der Wechsel zu agilen Methoden aus der Notwendigkeit entstand, Projekte effizienter und kundenorientierter zu gestalten. Die Einführung von Herausforderungen, die regelmäßig priorisiert werden, helfe dabei, die Aufgaben klar zu definieren und das Team auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Agile Methoden befähigen die Teammitglieder, das gesamte Spektrum einer Aufgabe zu verstehen, was zu einem besseren Gesamtverständnis führt. Durch kurze Entwicklungszyklen und regelmäßige Rückblicke können Teams rasch lernen, sich verbessern und sich den Herausforderungen stellen. Agile Methoden fördern die Selbstverantwortung der Teams und schaffen eine Umgebung, in der schnelles Feedback und kontinuierliche Verbesserung ermöglicht werden, erzählt Kai. Das Unternehmen nutzt häufig Teile des Tools Scrum.
Aktuell ist der Konfigurator TEO noch keine Plattform, da er nicht alle Bereiche der Customer Journey abdeckt. Folglich geht es um die Entwicklung des Konfigurators TEO hin zur Schaffung einer umfassenden Plattform für die Produktentwicklung. Michél-Philipp und Kai diskutieren die Herausforderungen, Ziele und Möglichkeiten, die dieser transformative Prozess mit sich bringt. Kai betont, dass der Wandel von einem traditionellen Wasserfallmodell zu agilen Methoden aus einem Schmerzpunkt heraus entstand - aus der Erkenntnis, dass die herkömmlichen Ansätze nicht funktionieren.
“2016 gestartet, haben wir heute über 50 % aller Aufträge, die wir haben, die über TEO laufen, das ist eine riesige Zahl. Man muss bedenken, die Kunden sind ja eher verschrien, konservativ zu sein und sind nicht die (...) ITler, sondern Handwerker.”
– Kai Teckentrup
Kai Teckentrup betont, dass eine Plattform nicht nur den Konfigurationsprozess verbessert, sondern auch andere Bereiche der Customer Journey einbezieht. Die Plattform ermögliche nicht nur eine schnellere Auftragsbearbeitung, sondern biete auch zusätzliche Services wie vereinfachte Administration und Datenverwaltung.
Kai und Michél-Philipp erkunden die Zukunft der Produktentwicklung und wie sich die Plattform weiterentwickeln könnte. Sie diskutieren die Möglichkeit der Integration mit anderen Systemen und den Nutzen, den solche Integrationen für die Kund:innen bieten könnten. Die Notwendigkeit, sich an Kundenbedürfnissen auszurichten und zusätzliche Funktionen anzubieten, steht dabei im Vordergrund.
Kai betont die Bedeutung der Plattform als Antwort auf den Fachkräftemangel und als Unterstützung für komplexe Prozesse. Die Plattform kann dazu beitragen, Administration und Auftragsverwaltung zu vereinfachen und gleichzeitig das Wissen und die Erfahrung der Mitarbeiter:innen zu nutzen. Die Diskussion endet mit der Erkenntnis, dass die Plattform nicht nur ein Werkzeug ist, sondern eine Antwort auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen in der Produktentwicklung.
Im weiteren Teil des Interviews geht es um Innovationen und Partnerschaften in der Türenindustrie. Kai und Michél-Philipp diskutieren die Bedeutung von Sensorhersteller:innen und Kooperationen für die Entwicklung smarter Produkte. Dabei betont Kai Teckentrup, dass Sensoren und Zubehör oft den größten Mehrwert bieten, da Türen an sich nur den Raumzugang ermöglichen. Die Integration von Sensoren, RFID-Kontakten und anderen Technologien ermöglicht es, Prozesse zu optimieren, wie zum Beispiel die Zugangskontrolle zu bestimmten Bereichen oder die Parkplatzverwaltung.
Die Rolle von Software und Partnern ist ebenfalls ein Thema. Kai Teckentrup betont, dass Partner, die technische Lösungen umsetzen können, von großer Bedeutung sind. Obwohl Software wichtig ist, sind es die Menschen, die hinter der Entwicklung stehen, die den eigentlichen Unterschied machen. Er erwähnt auch die Notwendigkeit, Serviceleistungen für Kund:innen anzubieten, die Produkte in ihre bestehenden Systeme integrieren möchten, wie zum Beispiel die Einbindung eines Garagentors in ein Smart Home System.
Bezüglich zukünftiger Projekte betont Kai Teckentrup die Wichtigkeit des Verstehens der Nutzerbedürfnisse. Er erklärt, dass Innovationen oft aus dem Verständnis der Probleme und Bedürfnisse der Nutzer:innen entstehen. Dabei geht er auch auf Trends wie modulares Bauen und Nachhaltigkeit ein, wobei der Fokus auf der Optimierung von Prozessen liegt, um Fehler und Verschwendung zu minimieren.
Welche Bedeutung hat eigentlich das Label "Made in Germany" für das Unternehmen? Kai Teckentrup erklärt, dass es nach wie vor wichtig ist, da deutsche Produkte oft mit hoher Qualität assoziiert werden. Allerdings erwähnt er auch, dass Innovation und Preiswettbewerb wichtige Faktoren sind, um in einem globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.
Kai erläutert, dass das Ziel von Teckentrup GmbH & Co. KG ist, weiterhin erfolgreich in Europa zu agieren und die Innovationsfähigkeit auszubauen.
Ein weiteres Ziel für die Zukunft ist, den Gewinn zu steigern, um in neue Geschäftsbereiche und Technologien investieren zu können. Er betont die Bedeutung des Lernens, des Anpassens und des Verstehens von Trends, um ein etabliertes Unternehmen wie Teckentrup GmbH & Co. KG erfolgreich in die Zukunft zu führen.
Die Themen des DIGITALWERK Podcasts mit Kai Teckentrup im Überblick (Video):
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