Fernsehtürme: Vom grauen Riesen zum Hotspot der Zukunft!

Denkt man an die Skyline einer deutschen Groß-Stadt, hat man oft herausstechende Bauwerke im Kopf: Fernsehtürme.

Doch schon lange werden viele nicht mehr für ihren eigentlichen Zweck verwendet, viele stehen seit Jahren leer. Was passiert also in Zukunft mit Fernsehtürmen wie dem in Hannover oder dem in Hamburg? Was sind alternative Nutzungskonzepte und kann man vielleicht bald sogar in einem wohnen?

Deutschlands Fernsehtürme werden zu Geistertürmen

Sie überragen in Deutschland alles – die alten, weißen und grauen Riesen unserer Städte. Berlin, Düsseldorf, München - das sind wohl die bekanntesten des Landes. Auch weil sie zusammen mit Stuttgart, Dortmund und Mannheim die einzigen sind, die aktuell von der Öffentlichkeit begangen werden können. Anders sieht es aus in Hamburg, Dresden oder Hannover. Dort stehen die Funktürme seit vielen Jahren leer. Doch das soll sich nun ändern!

Insgesamt gibt es hierzulande 300 Funk- und Fernmeldetürme. Aber nur 14 sind überhaupt theoretisch für die Öffentlichkeit begehbar. Der erste wurde in den 50er-Jahren gebaut, die letzten etwa 30 Jahre später. Damals waren Fernsehtürme Sinnbilder des Wirtschaftswunders und technischen Fortschritts. Sie brachten Bilder aus der weiten Welt, die “Tagesschau” und “Wetten, dass?”… in die deutschen Wohnzimmer. Heute wirken sie eher wie steinerne Monumente einer längst vergangenen Ära.

Geschichte und Hintergründe von Funkt- und Fernsehtürmen

Der älteste Fernsehturm ist der in Stuttgart aus dem Jahr 1956. Er gilt weltweit als einer der ersten Fernsehtürme in Stahlbetonbauweise und wurde zu einem Prototyp, den man auf der ganzen Welt nachbaute und weiterentwickelte – von Frankfurt über Dortmund bis Johannesburg und Wuhan in China.

Der höchste und wohl auch bekannteste Turm in Deutschland ist der Berliner Fernsehturm. Er ist nicht nur der höchste Fernsehturm, sondern auch das höchste Bauwerk Deutschlands. Ca. 1 Mio. Besucher jährlich lassen sich von den beiden Aufzügen in luftige 368 Meter Höhe transportieren. Dort gibt es eine sich drehende Aussichtsplattform und ein Restaurant, sowie eine Bar. Beide wurden gerade von Tim Raue übernommen und sollen in den kommenden Wochen eröffnet werden.

Bis auf wenige Ausnahmen haben Fernsehtürme mit Besucherbereichen in anderen Städten ein gewaltiges Problem: Sie finden, keine Betreiber mehr. Das liegt vor allem daran, dass die eigentliche Funktion der Fernsehtürme nicht mehr gebraucht wird. Fernsehen wird heutzutage vorrangig digital via Kabel oder Satellit übertragen. Nur für die Übertragung von Radiowellen werden die Türme noch genutzt. Außerdem ist an vielen Stellen die Bausubstanz marode, Sicherheitskonzepte sind veraltet und die Wartung kostet Millionen.

Verwaltet werden Fernseh- und Funktürme von der DFMG, der Deutschen Funkturm GmbH. Mit 35.200 Antennenstandorten und einem Umsatz von etwa einer Milliarde Euro ist die DFMG Deutschlands größter Anbieter von Funkinfrastruktur.

Die Investmentfirmen DigitalBridge aus den USA und die kanadische Brookfield haben 2023 51 % der Anteile der Firma übernommen. Die anderen 49 % gehören der Deutschen Telekom. Gemeinsam wollen sie das Unternehmen mit Sitz in Münster zu dem führenden Funkturmanbieter in Europa weiterentwickeln.

Sowohl in Hamburg, als auch in Hannover haben sich deshalb ambitionierte Pläne für die Renaissance dieser Giganten entwickelt. Das Ziel ist es, kreative, soziale und kulturelle Hotspots zu schaffen.

Der Fernsehturm in Hannover wird zum Wohnturm

Der Fernsehturm in Hannover ist bekannt für sein futuristisches Design und wird von den Hannoveranern liebevoll »Telemoritz« benannt. Kleiner Fact am Rande: Das ist erst seit ca. 35 Jahren so. Als 1992 in Hannover ein weiterer Fernmeldeturm gebaut wurde, veranstaltete eine Tageszeitung eine Umfrage. Die Hannoveraner tauften die beiden Türme in Telemax und Telemoritz, angelehnt an Max und Moritz von Wilhelm Busch.  

Seit seiner Erbauung Ende der 50er, hat der 141 Meter hohe Turm viele Nutzungen durchlebt. Seit 1992 ist er allerdings nicht mehr als Fernmeldeturm in Betrieb. 2000 kaufte Volkswagen Nutzfahrzeuge den Turm von einer Tochterfirma der Deutschen Telekom für eine symbolische 1 DM als Werbefläche. An sich ist das ziemlich smart, denn den Turm und das kurz unterhalb der Turmspitze installierte beleuchtete VW Logo konnte man von wirklich vielen Orten in Hannover sehen - und zwar Tag und Nacht. Lange war der Turm auch als VW Tower bekannt.

Ursprünglich drehte sich das Logo auch. Hier fiel aber nach einiger Zeit leider der Motor aus. Als dann 2022 im Zuge der Einsparverordnung wegen des Ukrainekriegs auch die Beleuchtung abgestellt wurde, war die Werbewirkung ziemlich eingeschränkt.    

Weil sich der Turm nicht mal mehr für Werbezwecke eignet, die Betriebskosten für so einen Turm wirklich hoch sind und VW aktuell ziemliche wirtschaftliche Probleme hat, wurde zuletzt den Abriss geplant.  

Dazu kommt, dass die Bausubstanz des Turms ziemlich marode ist. Er war ursprünglich für eine Nutzungsdauer von 60 Jahren geplant gewesen, mittlerweile steht er seit 65 Jahren. Zuletzt brach sogar ein Stück in der Größe eines Backsteins aus dem Beton und stürzte in die Tiefe - zum Glück, ohne dass dabei jemand verletzt wurde.

Doch die Stadt Hannover wollte ihr Wahrzeichen auf keinen Fall verlieren. Also startete eine Ausschreibung zur Übernahme und alternativen Nutzung des Turms. Den Zuschlag bekam letztendlich Multiunternehmer und Projektentwickler Oliver Blume. Der heißt übrigens nur zufällig so, wie der VW-Chef, hat aber ansonsten nichts mit ihm zu tun. Geplant ist nun, den Turm mit Wohnungen zu umbauen und so auch den Umbau zu finanzieren.

Der Fernsehturm in Hamburg wird zum Eventspace

Der Hamburger Fernsehturm steht ebenfalls seit dem 01. Januar 2001 leer. Sowohl die Aussichtsplattform, als auch die Gastronomie ist geschlossen. Nachdem der denkmalgeschützte Turm unter anderem wegen Asbestbelastung grundsaniert werden musste, konnten jahrelang keine neuen Investoren für die Räumlichkeiten gefunden werden.

Doch nun steht ein neues Konzept für den Heinrich-Hertz-Turm im Raum. Dieses wird gemeinsam vom Medienunternehmen OMR, der Hamburg Messe und Congress GmbH und Home United entwickelt. Demnach wird der 279,2 Meter hohe Tele-Michel zur Erlebniswelt. Geplant sind Restaurants, Co-Working-Spaces, Events Spaces – und natürlich eine Aussichtsplattform auf 120 Metern. Die Pächter wollen Hamburgs Fernsehturm zum kulturellen Zentrum für Kreativköpfe machen. Ein modernes Denkmal, das seine Wurzeln ehrt und gleichzeitig neu erfunden wird.

Auch wenn die Umsetzung der verabschiedeten Pläne etwas ins Stocken geraten ist, so konnten die wichtigsten Schritte im letzten Jahr erreicht werden. So steht nun der Entwurf für das neue Eingangsgebäude und auch das Brandschutzkonzept, als Nächstes steht der Bauantrag an.

Was machen andere Länder mit Ihren Fernsehtürmen?

Mit den Plänen zur Revitalisierung von Fernsehtürmen ist Deutschland nicht allein. Weltweit erleben Fernsehtürme eine neue Blütezeit. In Toronto wird der CN Tower zur spektakulären Kulisse für Base-Jumping-Events.

Der Skytree in Tokyo ist das zweithöchste Bauwerk und gleichzeitig eines der sichersten der Welt. Die Tembo Galleria ermöglicht mit den schrägen Glaswänden einen 360 Grad Blick über die Metropole. Ein weiteres spektakuläres Highlight ist  der Glasboden auf dem Floor340.

In Prag ist der ikonische Zizkov-Turm mit futuristischen Baby-Skulpturen eines tschechischen Künstlers dekoriert und bietet eine interaktive Kunstausstellung.

Warum sollten wir solche Ideen nicht auch in Deutschland adaptieren? Fernsehtürme könnten Orte für Konzerte, urbane Landwirtschaft oder sogar als Teststationen für nachhaltige Technologien dienen, die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Die Beispiele aus Hannover und Hamburg zeigen, wie diese vergessenen Riesen zu modernen Treffpunkten oder sogar zu Wohnraum werden können.

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