October 21, 2024
Klimakatastrophen, Krieg, Meteoriteneinschlag – die aktuell kursierenden Endzeitszenarien sind vielfältig. Viele Menschen haben Angst vor diesen teilweise realen Bedrohungen. Vor allem in den USA, aber auch in Deutschland boomt deshalb der Bunkerbau. On top der Dekadenz: Luxusbunker für Superreiche.
Wir schauen uns in diesem Artikel an, welche Bunkerprojekte es weltweit gibt, was es baulich zu beachten gibt und wie sich Multimilliardäre, zum Beispiel Mark Zuckerberg oder der deutsche Peter Thiel ebenfalls dazu hinreißen lassen, für den Ernstfall vorzusorgen.
Beginnen wir unsere Reise in den USA, dem Hotspot für luxuriöse Bunker. Irgendwo in Kansas, der genaue Ort ist natürlich geheim, in einer abgelegenen Gegend, verbergen sich die sogenannten 'Survival Condos'. Die zu einem Bunker umgebaute Raketenabschussbasis aus der Zeit des Kalten Krieges steht heute als ein Symbol für Luxus im Angesicht der Apokalypse.
Bis zu 75 Personen können hier über 5 Jahre lang unter der Erde leben. Es werden drei verschiedene Wohneinheiten von 85 m² für 1,5 Millionen Dollar, 170 m² für 3 Millionen bis hin zu 335 m² für 4,5 Millionen Dollar angeboten. Diese schützen mit ihren bis zu 2,7 Meter dicken Betonwänden und sprengstoffsicheren Türen vor atomaren, biologischen und chemischen Bedrohungen.
Alle Wohneinheiten sind mit genügend gefrorenen und gefriergetrockneten Lebensmitteln ausgestattet. Ein von Tageslicht und Sonne unabhängiger unterirdischer Garten versorgt die Bewohner mit frischen Produkten. Darüber hinaus gibt es ein medizinisches Zentrum, ein Fitnessstudio, einen Swimmingpool mit Wasserfall, eine Bibliothek, ein Kino und noch viele weitere Annehmlichkeiten für ein Leben unter der Erde.
Um einen Bunker wie diesen zu bauen, muss man sich natürlich Gedanken um verschiedene Faktoren machen. Hier zu nennen wäre z. B. der Standort, also auch die Beschaffenheit des Bodens. Weiterhin sind dicke Betonwände, womöglich mit einer Bleischicht nötig, um auch vor Strahlung zu schützen. Frische Luft ist überlebenswichtig. Ein ausgeklügeltes Belüftungssystem gehört zu den absoluten Must-haves in jedem Bunker. Es reicht nicht, einfach nur Luft hereinzulassen – diese muss gefiltert und von Schadstoffen gereinigt werden.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist eine zuverlässige und nachhaltige Energieversorgung. Viele Bunkerbesitzer setzen auf eine Kombination aus Solarpanels, Windenergie und Dieselgeneratoren, um unabhängig von externen Stromquellen zu bleiben. Mit all diesen Problemstellungen müssen sich die Ingenieure und Ingenieurinnen, die die Bunker bauen, auseinandersetzen und Lösungen finden. Auch hier machen die Entwicklungen der klassischen Bauindustrie nicht halt. Mittlerweile gibt es modulare Bunker, die innerhalb weniger Tage errichtet werden können.
Wenn man über Bunker spricht, differenziert man konstruktiv zwischen zwei Hauptkategorien: Hochbunker und Tiefbunker.
Ein Tiefbunker ist, wie auch das eben vorgestellte Projekt aus Kansas, vollständig unter der Erde gebaut. Er bietet somit maximalen Schutz vor Explosionen, Strahlung und anderen Bedrohungen von außen. Diese Bunker sind besonders widerstandsfähig gegen nukleare oder chemische Angriffe, da die Erde zusätzlich als natürliche Schutzschicht dient.
Die ersten Luftschutzbunker wurden in Deutschland ab 1930 in Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg gebaut. Ab 1940 fand man solche Bunker in allen großen deutschen Städten. Tiefbunker sind zudem oft schwerer zu erkennen, da sie unterirdisch gut verborgen sind und nur kleine Eingänge oder Luken aufweisen. Umso größer kann das dahinter befindliche Konstrukt auf Tunneln, Gängen, Räumen und technischen Anlagen sein.
Als sicherster Tiefbunker der Welt gilt der Cheyenne Mountain Complex, der tief im gleichnamigen Berges bei Colorado Springs, USA gebaut wurde. Über ganze 20.500 m² erstreckt sich die Anlage.
Eine der größten Anlagen der Welt steht in Großbritannien. Auf einer Fläche von 141.640 m² wurde der Bunker der Superlative in den 1950er Jahren errichtet. Rund 30 m unter der Erdoberfläche könnten in diesem Bauwerk 4.000 Menschen bei einem nuklearen Angriff bis zu 3 Monate lang überleben.
Erdbunker sind die einfachste und kostengünstigste Variante. Sie werden in die Erde gegraben und bestehen meist aus Beton oder Stahlbeton. Diese Bunker bieten Schutz vor Explosionen, Naturkatastrophen und sind eine erste Verteidigungslinie gegen Strahlung. Sie sind oft klein und funktional, aber bieten nur begrenzten Komfort.
Die Weiterentwicklung des Tiefbunkers ist der Hightech Luxusbunker. Diese Bunker sind ausgestattet mit modernster Technologie, Sicherheitsvorrichtungen und bieten alle Annehmlichkeiten eines Luxushauses. Sie schützen vor atomaren, biologischen und chemischen Bedrohungen, bieten Komfort und sind für längere Aufenthalte ausgelegt.
Militärbunker sind extrem widerstandsfähig und wurden ursprünglich für den Schutz vor Angriffen gebaut. Viele alte Militäranlagen werden heute zu privaten Bunkern umgebaut. Diese Anlagen sind oft sehr robust und bieten Platz für größere Gruppen.
Aber nicht nur in den USA gibt es solche Rückzugsorte. Auch in Deutschland hat sich eine Art, geheime Bunkerindustrie entwickelt.
Insgesamt gibt es in Deutschland rund 580 Bunkern und Schutzräume, in denen im Katastrophenfall bis zu 480.000 Menschen unterkommen könnten.
Thüringen, einst ein Zentrum für militärische Komplexe während des Kalten Krieges, bietet heute das perfekte Terrain für luxuriöse unterirdische Anlagen. In Rothenstein, das liegt etwa 3 km von Jena entfernt, wurde eine Bunkeranlage aus Zeiten des kalten Kriegs zu exklusiven Zufluchtsorten für eine ausgewählte Elite umgebaut. Über 5 Kilometer lange Tunnel und 23.000 m² Wohnfläche gibt es hier.
Robert Vincino ist Gründer der „The Vivos Group“ und beschreibt seine Vision als „laute Stimme in seinem Kopf“, die ihn dazu antrieb, Schutzunterkünfte für Tausende Menschen zu bauen – und das auch in Deutschland. Heute ist die Vivos Group nach eigenen Angaben der größte Entwickler für solche Schutzbunker.
Die Thüringer Bunkeranlage mit dem Namen „Vivos Europa One“ bietet alles, was man zum Überleben braucht – und noch viel mehr. Die Highlights der Anlage sind: ein Kirchensaal, ein Lager für historische Artefakte, DNA oder Pflanzensamen und ein Aquarium. Eine private Wohnung soll hier etwa zwei Millionen Euro kosten.
Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele Bunker pro Einwohner wie in der Schweiz. Auch viele Privathäuser verfügen über eigene Schutzräume. Ein Schweizer Start-up will nun ebenfalls in dieses Geschäft einsteigen und bietet „ULTRA-LUXURIÖSE BEFESTIGTE UNTERIRDISCHE BUNKER“, die sich an den bestehenden Wohnsitz anbauen lassen.
Es gibt unterschiedliche architektonische Konzepte wie zum Beispiel das Modell „Linear“, das mit 290 m² ab 7,5 Mio. Euro zu haben ist. Zwei Schlafzimmer und drei Badezimmer sowie Fitnesscenter, Heimkino und Atrium Garten mit Beleuchtungstechnologie, die fotorealistisch den Tag- und Nachthimmel imitiert. Das kostenintensivste Modell liegt bei 56 Mio. Euro und bietet auf 1.150 m² fünf Schlaf- und sieben Badezimmer.
Dazu kommen private und öffentliche Bereiche, ein beleuchtetes Atrium mit Geruchsanlage und Naturklängen sowie Platz für die private Auto- oder Kunstsammlung, eine Bar und einen Safe für die Goldreserven.
Und dann gibt es da noch Milliardäre wie Marc Zuckerberg. Der Facebook-Gründer hat offiziell 100 Millionen in seine Hawaii-Residenz investiert. Auf insgesamt 566 Hektar will Zuckerberg zusammen mit seiner Frau mehr als 12 oberirdische Gebäude mit insgesamt 30 Schlaf- und Badezimmern errichten. Der geplante unterirdische Bunker soll 460 Quadratmeter groß sein.
Hawaii bietet eine strategisch perfekte Lage: weit weg von geopolitischen Spannungen und doch nahe genug an modernen Infrastrukturen. Es ist der perfekte Ort für einen luxuriösen Bunker. Aber auch Neuseeland steht hoch im Kurs bei den Superreichen. So will der deutsche PayPal -Mitgründer und Milliardär Peter Thiel dort ebenfalls einen Bunker bauen.
Wie man sehen kann, geht der aktuelle Trend ganz klar zu unterirdischen Tiefbunkern mitten im Nirgendwo.
Doch das war nicht immer so. In vielen Städten stehen heute noch überirdische Bunker. Ein Hochbunker besteht aus extrem dicken Betonwänden und ist vor allem in urbanen Gebieten zu finden. Diese Bunker wurden oft im Zweiten Weltkrieg gebaut, um Zivilisten und wichtige Infrastruktur zu schützen.
Ein berühmtes Beispiel ist der ehemalige Reichsbahnbunker in Berlin-Mitte. Er wurde 1943 errichtet und diente ursprünglich als Luftschutzbunker für bis zu 3.000 Menschen während der Bombenangriffe auf die Stadt. Heute beherbergt er eine der beeindruckendsten privaten Kunstsammlungen Berlins: die Sammlung Boros. Der ehemals düstere Bunker wurde in ein modernes Kunstmuseum umgewandelt, das für seine einzigartige Atmosphäre bekannt ist. Ganz oben wurde ein Penthouse für den Halter der Sammlung, Christian Boros und seine Familie errichtet.
Und wenn ihr sehen wollt, was man noch so aus Bunkern machen kann, wenn man sie nicht mehr für ihren eigentlichen Zweck benötigt, dann schaut mal unser Video zum alten Kriegsbunker in Hamburg an.
Dieser wurde nämlich aufgestockt, begrünt und so zu einem tollen Anziehungspunkt für Touristen und die Einwohner Hamburgs.