Der Holzbau ist derzeit in aller Munde. Aufgrund des Klimawandels werden die Forderungen nach alternativen Bausystemen immer lauter. In einigen Bauämtern und Behörden muss mittlerweile sogar argumentiert werden, wenn nicht in Holz gebaut werden soll. Diese Entwicklung ist nur eine von vielen, die dafür sorgt, dass in Zukunft immer mehr Gebäude in Holzbauweise entstehen werden.
Holz erfüllt viele der Anforderungen, die an einen nachhaltigen Baustoff gestellt werden. Holzbauten erfüllen viele der Anforderungen, die an moderne Gebäude gestellt werden.
Warum informieren Sie sich also nicht schon heute über die Holzbauweise? Wird dann eines Ihrer Projekte mit dem natürlich nachwachsenden Rohstoff erstellt, sind Sie bereits bestens vorbereitet!
Der Wald bietet Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere. Gleichzeitig ist der Wald der Ausgangspunkt, das Holz und dessen natürlichen Kreislauf ist. 30 % der Landesfläche in Deutschland bestehen aus Wald, in Österreich sind es sogar 47 %.
Im 16. Jahrhundert bestanden nahezu 90 % aller Bauwerke aus Holz. Dies hat sich aufgrund verschiedener Transportmöglichkeiten, der Globalisierung und Verarbeitungsmethoden stark gewandelt. Materialien wie Stahl, Beton oder Ziegel beherrschen den aktuellen Baustil.
Jüngst erfährt Holz jedoch aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen und fortgeschrittener technischer Konstruktionsweisen eine Renaissance.
Während der 80er und 90er Jahren gab es viele Programme zur Förderung von Holz und Holzbau. Es wurde viel geforscht und neue Werkstoffe auf Basis von Holz, Verbindungsmittel, Verarbeitungsmethoden und effiziente Hebe- und Transportgeräte ermöglichen heute einen breiten Einsatz des Holzbaus.
Holzbauten waren lange auf 1-2 Geschosse limitiert, mittlerweile können jedoch auch mehrgeschossige Bauten aus Holz realisiert werden. Im Hamburg entsteht das derzeit höchste Holzhaus. Das Roots mit einer Höhe von ca. 65 Metern.
HIER EIN BEISPIELPROJEKT: Roots Hamburg
Holz kann sowohl im Bereich der Tragkonstruktion als auch für den Ausbau oder an Fassaden als Gestaltungselement verwendet werden.
Im DACH-Raum werden vorrangig heimische Hölzer verwendet. Dies sind vor allem Nadelhölzer wie Fichte, Lärche oder Douglasie, aus ihnen werden vor allem Konstruktionshölzer hergestellt. Außerdem finden Eiche, Buche und Edelkastanie Anwendung, da sie hoch beanspruchbar und feuchte resistent sind.
Unter Holzbauweise werden Gebäude verstanden, die vorrangig aus dem Baustoff Holz entstehen. Von Holzmassivbau ist die Rede, wenn min 50 % der Konstruktion aus massivem Holz bestehen.
Für den Holzbau werden unter anderem folgende Erzeugnisse aus Holz eingesetzt:
Holzbauten werden industriell vorgefertigt. Verschiedene Bauteile werden bereits vorab von diversen Herstellern konstruiert und geplant und müssen dann von Planer:innen innerhalb dieses Systems angewendet und kombiniert werden.
Der Vorteil an der Vorfertigung der Bauteile sind vor allem die hohe Wirtschaftlichkeit, die wetterunabhängige und kontrollierbare Herstellung sowie die kurze Montagezeit auf der Baustelle. Vorgefertigte Bauteile sind zudem geprägt von besonders hoher Qualität und wenig Fehlern auf der Baustelle. Sie werden vor allem eingesetzt, wenn kurzfristig und unter geringem Gewichts-, Transport- und Montageaufwand Gebäude gebaut werden soll.
Ganz besonders eignet sich der hohe Vorfertigungsgrad von Bauteilen zur Errichtung von Wohnungsbauten, Einfamilienhäuser, Kitas, Schulen und Bürobauten.
Denken sie im Zusammenhang mit Holzbau noch an ein Fachwerkhaus wie er Teilen Deutschlands, Frankreichs oder England noch anzutreffen ist oder vielleicht eher an einen Blockbau wie er vor allem in Gebirgsregionen der Schweiz, Bayerns oder Österreich üblich war?
Tatsächlich haben diese traditionellen Bauweisen heute kaum mehr Bedeutung und wurden von modernen Bausystemen abgelöst.
Am verbreitetsten sind die drei Konstruktionsarten:
Wir möchten Sie aber noch darauf hinweisen, dass zeitgemäße Systeme häufig vermischt werden und die Grenzen zu den Konstruktionen der einzelnen Systeme fließend sind. Es kann also durchaus sein, dass verschiedene Bauteile mehr dem einen System zuzuordnen sind, während andere Bauteile eher dem anderen System zuzuordnen sind.
Auch die Kombination verschiedener Materialien ist durchaus üblich. So können Skelettbauten entweder aus Stahlbeton errichtet werden und das Holz bildet die wärmedämmenden Wandelemente oder aber die Tragkonstruktion besteht aus Holz und wird mit Stahlbetondecken und Stahlträgern ergänzt.
Bei der Wahl des geeigneten Bausystems sollten Sie sich vor allem Gedanken darüber machen, wie die Lastabtragung erfolgen kann und welche gestalterischen Auswirkungen das gewählte Bausystem für das zu planende Gebäude hat.
Man unterscheidet innerhalb der Systeme zwischen
Die lineare Lastabtragung verteilt die anfallenden Lasten auf ganze Wände oder Wandscheiben. Diese Wandscheiben können im statischen System auch zeitweise als Aussteifung dienen oder als Wohnungstrennwand für raumbildende Zwecke verwendet werden. Vor allem der Rahmenbau, aber auch Systeme des Massivholzbaus gehören zur Kategorie lineare Lastabtragung. Bei linearer Lastabtragung sollte auch im Holzbau darauf geachtet werden, dass lastabtragende Wände in den einzelnen Geschossen übereinander geplant werden. Das kennen Sie ja bereits aus der konventionellen Planung.
Eine punktuelle Lastabtragung trägt die anfallenden Lasten konzentriert über Stützen ab. Dies ist vor allem im Skelettbau der Fall.
Wie Sie ja bereits wissen, stehen Holzbauten eng mit serieller Produktion und einem hohen Vorfertigungsgrad in Verbindung. Auch hier gilt es stets abzuwägen, welcher Grad für Ihr Bauvorhaben Sinn macht.
Allgemein wird zwischen verschiedenen Stufen unterschieden. Dies beginnt bei noch relativ geringem Vorfertigungsgrad, bei dem die Tragstruktur mit mindestens einer flächigen Decklage verbunden wird, in der bereits Ausschnitte für Fenster und Türen etc. enthalten sind. Die nächste Stufe enthält dann bereits die Dämmung und eine zweite Beplankung. Häufig sind auch Leerrohre für die Haustechnik bereits enthalten. Im nächsten Schritt werden Fenster und Türen in die Bauteile integriert. Der höchste Ausbaugrad ist erreicht, wenn auch Fassadenelemente und die Innenwandoberfläche nahezu bezugsfertig ab Werk geliefert wird.
Je weiter der Ausbaugrad eines Wand- oder Deckenelements fortgeschritten ist, desto schneller kann ein Bauwerk errichtet werden. Ebenfalls ist die Bauteilqualität sehr hoch und unabhängig von äußeren Einflüssen.
Sie sollten sich aber auch darüber bewusst sein, dass dann häufig Schutzmaßnahmen oder spezielle Transportmaßnahmen getroffen werden müssen, um die Bauteile unbeschädigt auf die Baustelle zu bringen. Außerdem ist die Wahl von komplett vorgefertigten Systemen sicherlich auch eine Frage der Kosten.
Holzelemente werden in tragende oder nichttragende Innen- bzw. Außenwände sowie in Decken und Dachelemente unterschieden.
Wände werden in beplankte Systeme und Massivholz Wände unterschieden. Beplankte Wände bestehen aus einer Tragkonstruktion, Dämmung und Beplankungen. Dieses System kennen Sie vermutlich von nichttragenden Trockenbauwänden.
Massivholzwände können entweder als Vollholzwände aus Brettstapel-, Brettschicht- oder Vollholzbalken ausgebildet werden. Eine weitere Möglichkeit sind plattenförmige, verleimte Wände aus Brettsperrholz, Furnierschichtholz, Holzwerkstoffplatten oder verleimten Vollholzplatten.
Manche Hersteller bieten auch komplett fertig konfigurierbare Wandaufbauten inkl. Dämmung, Außenwandbekleidung und Innenwandbekleidung an.
Bei der Planung der Holzmodule ist ein Rastermaß hilfreich. Dabei unterscheidet man zwischen sogenannten Kleinmodulen, Elementen im Rastermaß, Elementen im Grundrissmaß und Ganzen Raumsystemen.
Kleinmodule sind flexibel nebeneinander und aufeinander zu kombinieren und meistens kleiner als das Rastermaß, während Elemente im Rastermaß bereits etwas größer Abmessungen haben und sich in der Breite am Raster orientieren. Elemente im Raum- oder Grundriss Maß erstrecken sich über einen gesamten Raum oder ein gesamte Hausbreite. Die Höhe der Elemente ist jeweils identisch mit einer Geschosshöhe. Raumsysteme werden bereits inklusive Boden, Wand und Decke im Werk zusammengebaut und auf der Baustelle nur noch montiert.
Holzbau ist ein komplexes Thema und erfordert die Auseinandersetzung mit vielen unterschiedlichen Fachdisziplinen. Um die richtige Wahl des Bausystems zu fällen, sollten Sie stets mit Ihrem Bauherren, einem Statiker oder einem Holzbauingenieur besprechen, welches das geeignetste System zur Umsetzung des Bauvorhabens ist und welchen am besten zu den Anforderungen und Wünschen des Bauherrn passt.
Außerdem sind die Bauphysik, der Brandschutz und der Holzschutz wichtige zu berücksichtigende Themen. Da ein der Holzbau abhängig von verschiedenen Herstellern ist, sollten Sie sich auch vorab mit diesen in Verbindung setzten.
Beziehen Sie alle Disziplinen so früh wie möglich in die Planung mit ein und erarbeiten Sie gemeinsam ein Konzept, was alle Anforderungen berücksichtigt.
Damit Sie in Zukunft den Baustoff besser kennenlernen und einsetzen können, haben wir einen Kurs zu den unterschiedlichen Bausystemen im Holzbau gemeinsam mit dem Informationsdienst Holz entwickelt.
In diesem Kurs bekommst du einen ersten Einblick in die Bausysteme im Holzbau: Rahmenbau, Skelettbau und Holzmassivbau.
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