Die zunehmende Urbanisierung und damit verbunden die Schaffung von neuem Wohnraum ist eine große Herausforderung. Der Klimawandel fordert ein Umdenken bei Bauherrn und Planern, um nachhaltige und rückbaubare Gebäuden zu entwerfen. Außerdem spielt das Thema Daten auch im Baubereich eine immer größer werdende Rolle, um Prozesse zu optimieren und Fehler zu analysieren. Für all diese Herausforderungen bietet der Modulbau Lösungen.
Lesen Sie hier, wie der modulare Bau die Branche verändert und den Wohnungsbau revolutionieren könnte.
Den Begriff des Moduls kennt die klassische Architektur bereits sehr lange. Das Wort „Modul“ stammt aus dem Lateinischen. Modulus bedeutet soviel wie Maß und bezeichnet immer eine Grundeinheit in der Architekturplanung. Schon die alten Griechen legten Maße bzw. Module ihrer Säulenordnungen zugrunde, um ihre Planung zu strukturieren und entwarfen auf Grundlage dieser ihre Tempel.
Viele Jahre später beschäftigten sich große Namen ebenfalls mit der Vereinfachung von Grundrissen und der Standardisierung von Planung. Kennen Sie einen dieser Herren oder vielleicht sogar alle drei?
Bereits Le Corbusier, Walter Gropius oder Richard Buckminster Fuller versuchten städtebauliche und soziale Probleme, welche sich im Zuge der Industrialisierung und des Mangels an Wohnraum ergaben, mittels Massenwohnbau zu lösen.
Ganz besonders in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg war der Bedarf an bezahlbarem und schnell errichtbarem Wohnraum hoch. Das Ergebnis damaliger Überlegungen und zur Verfügung stehender Mittel waren wenig inspirierende Plattenbauten. Leider denken viele auch heute noch an die Plattenbauten von damals, wenn es um modulares Bauen oder serielle Bauteilfertigung geht.
Heute kann man zwischen zwei und dreidimensionalen modularen Bauteilen unterscheiden.
Der Begriff Modul wird hierbei meistens für ein dreidimensionales vorgefertigtes Raumsystem verwendet. Manchmal werden diese Module auch als Cube, Container, Raumzelle oder Raumeinheit bezeichnet. Modulbauten können in Holzbauweise, aus Beton, Stahlbeton oder in Hybridbauweise errichtet werden.
Diese Module setzen sich aus einzelnen Bauteilen zusammen, die zu ganzen Raumsystemen kombiniert werden. Einzelne Bauteile, das sind vor allem zweidimensionale Bauteile wie Decken, Wände, Stützen oder Fassadenelemente. Die meisten Module können nahezu bezugsfertig produziert, auf die Baustelle geliefert werden. Dort angekommen, müssen sie nur noch miteinander verbunden werden.
Die Bauteile werden seriell in Fabriken gefertigt und nach einem, oft herstellereigenen, System konstruiert.
Unter Planern und Architekten wird der serielle Bau häufig noch kontrovers diskutiert. Viele fragen sich, wofür ein Architekt überhaupt noch gebraucht wird, wenn doch alles schon vom Hersteller vorgegeben ist. Andere stören sich an den beschränkte Entwurfsmöglichkeiten.
Trotzdem ist es besonders wichtig, dass Architekten sich diesem Thema öffnen und den Modulbau mit Ihren kreativen Ideen bereichern. Modulhersteller haben oft eine pragmatischere Herangehensweise an die Gestaltung eines Gebäudes, gerade deshalb braucht es einen offenen und kreativen Kopf im Entwurfsprozess. Deshalb unser Appell an Sie: Schreiben Sie den Modulbau nicht ab. Lassen Sie sich darauf ein und entdecken Sie die verschiedenen Möglichkeiten, die sich auch mit vorgefertigten Raumsystemen ergeben.
Mehrere Beispiele, wie erfolgreich Modulbau umgesetzt werden kann, lassen sich in der Hamburger Hafencity besichtigen.
Sicherlich ist der Modulbau nicht für alle Ansprüche anwendbar und wird nicht allen Anforderungen gerecht. Luxusbauten, hochindividuelle Lösungen und organische Bauformen bringen den Modulbau an seine Grenzen.
Für den Wohnungs-, Hotel-, Schul- oder Krankenhausbau, für Kitas, Senioren- oder Studentenwohnheime jedoch ist der Modulbau nahezu prädestiniert.
Im Unterschied zur konventionellen Bauweise werden die Bauteile nicht auf der Baustelle, sondern in großen Hallen industriell vorgefertigt. Sämtliche Rahmenbedingungen wie die Qualität der Materialien, die Ausführung oder Wetterverhältnisse sind also kontrollierbar und steuerbar.
Dadurch, dass im Vorhinein alle Anforderungen definiert wurden, ist ganz klar, wie die Bauteile aufgebaut sind. Schallschutzwerte, Wärmedämmwerte und Brandschutzanforderungen werden entsprechend den verschiedenen Normen und Richtlinien vorab durch die Bauteil- oder Modulhersteller aufwendig geplant und können garantiert werden.
Durch die Standardisierung und kontrollierten Montagebedingungen halten die Bauteile die Anforderungen auch sicher ein. Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Normen geschieht im Vorhinein und liegt in der Verantwortung der Modul- oder Bauteilhersteller.
Beim industriellen Bauen entstehen, durch den hohen Standardisierungsgrad, nahezu keine Fehler in der Ausführung. Dadurch entfallen nachträgliche Kosten, die im regulären Bauablauf aufgrund von Planungsfehlern oder Ausführungsfehler entstehen.
Der wesentliche Vorteil des modularen Bauens besteht in der kurzen Bauzeit. Projekte können bis zu 40 % schneller abgewickelt werden.
Die naheliegendste und für Planer:innen vermutlich wichtigste Frage, im Zusammenhang mit dem standardisierten Bauen, ist wohl die nach der Individualisierbarkeit des Systems. Hier muss man ganz klar sagen, sind Grenzen und Einschränkungen vorhanden.
Diese variieren zwar von Hersteller zu Hersteller und System zu System, komplett frei in der Gestaltung wird man mit einem systematisch aufgebauten Baukasten jedoch nie sein.
Es entstehen vor allem Einschränkung bei Bauteilabmessungen, Raummaßen und Bauwerkshöhen.
Der reduzierte Material- und Ressourceneinsatz spricht für den modularen Bau. So kommen Stahl und Beton in optimierten Mischverhältnissen und exakt ermittelten Mengen zum Einsatz. Dadurch entsteht einerseits weniger Verschnitt, als auch weniger Abfall.
Häufig wird Holz oder Umwelt- bzw. Recyclingbeton für die Bauteile und Module eingesetzt, was ebenfalls zu einem positiveren CO₂ Fußabdruck führt.
Diese Frage möchten wir an dieser Stelle mit einem klaren Nein beantworten. Allgemein lässt sich bezüglich der Baukosten sagen, dass konventioneller Bau und modularer Bau sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden.
Der große Vorteil beim modularen Bauen besteht jedoch in der sehr hohen Kostensicherheit. Dadurch, dass nahezu alle Module in der Fertigungsstraße produziert und auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt werden, gibt es wenig Überraschungen bei der Errichtung.
Für 2022 hat die neue Bundesregierung den Bau von 400.000 neuen Wohnungen angekündigt. Diese können nur entstehen, wenn wir die Art wie wir heute Bauen verändern. Der Modulbau kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass Wohnungsbauten schnell, fehlerfrei und kontrolliert errichtet werden. Wenn Sie also in Zukunft mal ein Projekt auf dem Tisch haben, der von sich wiederholenden Grundrissen geprägt ist, denken Sie doch mal an den Modulbau und informieren Sie sich über die verschiedenen Produkte, Hersteller und Lösungen.
Serielle Fertigung von Gebäuden hat viele Vorteile wie Kostenstabilität und Termintreue. In diesem Kurs beleuchten wir das Thema des modularen Bauens von allen Seiten.
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