Dr. Olaf Hoppelshäuser (Vorstand bei der MHK Group AG) (links) und Michél-Philipp Maruhn (Host & Founder) (rechts)
January 17, 2023
Es gab eine Zeit, da ließ sich mit Radiowerbung jede Menge Reichweite generieren – noch bevor Streamingdienste wie Spotify und Apple Music ermöglichten, die Lieblingshits in der Lieblingsplaylist in Dauerschleife zu hören.
In dieser Zeit, in der das Radio zu den Hauptquellen für die Informationsgewinnung und zur Unterhaltung diente, hatten Unternehmen die Möglichkeit, zwischen den Schlagzeilen des Tages und dem nächsten Popsong mit eingängigen, vielversprechenden Slogans für ihre Produkte zu werben. Millionen Menschen hörten zu, als in den 1990er-Jahren der Jingle „Musterhaus-Küchen-Fachgeschäft – wir richten Küchen mustergültig ein“ ins Ohr ging.
Die MHK GROUP wurde 1980 von Hans Strothoff als Einkaufsverband gegründet. Der Firmengründer war damals gerade einmal 30 Jahre alt. Zielgerichtet verfolgte er eine Vision: Er glaubte an die Kraft der Gemeinschaft, daran dass Erfolg auf Full-Service basiert, auf die Bündelung von Kompetenzen unter einem Dach, auf die Effizienz von Synergien.
Die MHK Group ist inzwischen mehr als das Küchenhausfachgeschäft. Das Unternehmen deckt die Branchen „Küche und Wohnen“, „Sanitär, Heizung und Klima“ sowie „Bauen und Renovieren“ ab, blickt auf ein Team von rund 600 Kolleginnen und Kollegen, auf Kooperationen mit mehr als 3600 Handelspartnern und zuletzt auf einen Jahresvolumen von 8,91 Milliarden Euro in der gesamten Group.
Die Unternehmensstruktur ist gesellschafter-basiert. Damit die Gesellschafter eine Finanzierungsstruktur bekommen, hat Hans Strothoff kurzerhand entschieden: MHK Group braucht eine eigene Bank. Niemand erwartete, dass er diese Vision umsetzte. Doch er tat es. Die 40-jährige Unternehmensgeschichte ist geprägt von „Try and Error“. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Was funktioniert, einen Nutzen hat, was anwendbar ist, hat Bestand. Dabei geht die MHK Group praxisorientiert und mit „gesundem Menschenverstand“ vor. Am Ende müssen skalierbare Ergebnisse stehen.
Als Hans Strothoff 2020 verstarb, musste sich die MHK Group neu strukturieren – von einem unternehmergeführten Haus zu einem managementbasierten. Für Olaf Hoppelshäuser, der in der Vergangenheit schon häufiger in Management geführten Strukturen Zuhause war, stellte dies keine große Herausforderung dar, auch wenn Hr. Strothoff bis dahin grundsätzlich die Entwicklungsziele vorgab.
Der Gründer war es auch, der Olaf Hoppelshäuser in seine Firma holte. Die MHK GROUP hat seinen Hauptsitz in Dreieich in der Nähe von Frankfurt am Main. Auch Olaf Hoppelshäuser ist dort Zuhause. Beide kannten sich viele Jahre, pflegten ein loyales Verhältnis, das schließlich in einer partnerschaftlichen Verbindung bei der MHK GROUP mündete. Als einst gelernter Elektriker und Wohnmöbel-Experte sei Olaf Hoppelshäuser in „das kalte Wasser der Küche“ gesprungen.
Diese basiert vielmehr zukunftsorientiert auf komplexen Themenbereichen wie Digitalisierung und Prozessoptimierung.
Vor diesem Hintergrund hat die MHK Group beispielsweise eine Logistikfirma gegründet, um die Handelspartner zu entlasten, die sich mit dem akuten Fachkräftemangel in der Branche konfrontiert sehen. Zwar bekämen die Handelspartner ihre Produkte gut verkauft, doch haben sie niemanden, der zum Beispiel die Montage übernimmt. Um das Prozedere zusätzlich zu vereinfachen, hat die MHK Group eigene Montage-Apps entwickelt und nutzt am Markt bestehende digitale Tools. Bei zirka 11.000 verbauten Küchen pro Jahr allein im Rhein-Main-Gebiet seien dies notwendige Schritte.
„Immer, wenn wir unseren Gesellschaftern einen zusätzlichen Benefit geben können, dann machen wir das auch.“
Die MHK Group dominiert neben dem deutschen Markt, sieben weitere Märkte: Belgien, Großbritannien, Österreich, Schweiz, Frankreich, Spanien und die Niederlande. In den Niederlanden baut das Unternehmen derzeit ein Sanitär-Franchise auf, nachdem dort bereits Reddy Küchen sehr gut bei der Käuferschaft ankam. Olaf Hoppelshäuser bemerkt, dass die Märkte näher zusammenrücken.
Hersteller von Sanitärwaren wollen im Küchenstudio ihre Bäder verkaufen – und umgekehrt. Dies passe zu der Entwicklung, dass die Zeiten großer Küchenstudios mit 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche, auf der 40 Musterküchen präsentiert werden, längst vorbei sind. Dort, wo Flächen übrig bleiben, kann das Sortiment erweitert werden. Auch das ist Effizienz. Die MHK GROUP will regionale Netzwerke spannen: dass der Handwerker, der Malermeister, der Stuckateur und das Küchenstudio zusammenarbeiten, auf Augenhöhe.
Über der Idee des Netzwerkens, prangt der Begriff „Digitalisierung“. Was kann digital gelöst werden und an welchen Stellen entstehen Synergien?
„Wir glauben, dass Datenstrukturen und die Prozesse dahinter künftig dazu beitragen werden, dass wir besser, schneller und einfacher Küchen verkaufen, Bäder sanieren oder Thermen einbauen.“
Vor diesem Hintergrund hat die MHK Group rund 600 Touchpoints entwickelt - vom Abnahmeprotokoll beim Kücheneinbau, über das Tool zur Tourenplanung bis hin zur Montage-App für den Sanitärtechniker. Teils sind dies einfach und schnell umsetzbare Maßnahmen, die den Arbeitsalltag des Einzelnen jedoch wesentlich erleichtern.
Bisher gäbe es im Hinblick auf die Schaffung digitaler Strukturen einen großen Bedarf bei den einzelnen Gesellschaftern innerhalb der MHK Group. Das Interesse seitens der Unternehmerinnen und Unternehmer hier aktiv zu werden, sei gleichbleibend groß. Daneben steht die Frage nach dem „Wie“. Olaf Hoppelshäuser glaubt daran, dass Digitalisierung auch im Kleinen funktioniert, wenn die Großen ihre Expertise teilen und alle gemeinsam daran arbeiten, die notwendigen Strukturen zu schaffen.
Mehr als ein Drittel der Angestellten bei der MHK Group ist in der IT beschäftigt. Nur mit einer großen Anzahl an Programmierern und Digitalexperten könnten Prozesse digital abgebildet werden. Das Unternehmen sieht sich in der Verpflichtung und Verantwortung, seinen Gesellschaftern funktionierende Konzepte an die Hand zu geben.
Dahinter stehen Unternehmenswerte wie Transparenz und Glaubwürdigkeit: Wenn die MHK Group etwas empfiehlt, erfüllt es die Bedürfnisse.
Die Digitalisierung soll dazu beitragen, den Alltag zu vereinfachen und so ressourcenschonend Zeit zu sparen.
Bezogen auf das Dienstleistungsspektrum der Handelspartner lässt sich dies anhand der Küchenmontage aufzeigen. Das Abnahmeprotokoll, inklusive Fotos und Mängelanzeigen, wird unmittelbar während des Abnahmeprozesses digital übertragen, sodass das Küchenstudio sofort reagieren und zum Beispiel Nachbestellungen auslösen kann.
Dass Innovationen nicht ohne Investitionen möglich sind, liegt auf der Hand. Basierend auf den Wünschen Hans Strothoffs erklärte der Aufsichtsrat 2021, die Gründung der gemeinnützigen MHK-Stiftung als Grundstein für die Unternehmenszukunft.
Bereits Ende Januar 2023 wird im Sinne des Stiftungsgrundsatzes in Dreieich ein modernes Schulungszentrum eröffnet, mit Angeboten für alle Gewerke, die unter dem Dach der MHK Group agieren. Das heißt, sowohl der Maler, als auch der Verkäufer im Küchenstudio bekommt die Gelegenheit sich weiterzubilden. Dabei umfasst das Portfolio auch E-Learnings, damit das Lernen von überall möglich ist.
Die Akademie ist ein weiterer Meilenstein, der zum Unternehmenskonzept passt: „Mit der Kraft der Gemeinschaft für den Erfolg des Einzelnen“. Entstanden ist die Idee, weil Wissenslücken bei den Monteuren festgestellt worden waren.
Inzwischen können Monteure bei der MHK Group einen vom TÜV akkreditierten „Strom- und Wasserschein“ ablegen, der es ihnen ermöglicht, den Backofen oder die Spülmaschine anzuschließen. Das Schulungszentrum systematisiert diesen Prozess, auch für gewisse Fremdsprachen, damit auch nicht-deutschsprachige Monteure eine Chance haben, erfolgreich Fuß zu fassen.
Als geschäftsführender Vorstand der MHK Group gehört es für Olaf Hoppelshäuser dazu, permanent den Markt zu beobachten. Werden noch Küchen gekauft? Wer braucht neue Bäder? Gibt es neue Heizsysteme, die verbaut werden können?
„Aber unsere wirklich größte Sorge besteht darin, dass wir Menschen brauchen, die die Geschäfte weiterführen. Wir haben kürzlich überprüft, wie viele Gesellschafter einen Nachfolger haben. Das macht schnell nachdenklich.“
Gerade in Bezug auf die Handwerksbetriebe sei die Situation erschreckend. Etwa 15 Prozent der Gesellschafter umtreiben Nachwuchssorgen. Hier sieht sich die MHK Group als Netzwerker in der Pflicht. Den eigenen Nachwuchs lockt das Unternehmen nicht nur mit dem spektakulären Firmensitz, sondern mit interessanten Ausbildungsangeboten und Studienprogramme.
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