Arthur Rehm, CIO & Founder ROOMHERO GmbH (rechts) und Michél-Philipp Maruhn, Host & Founder DIGITALWERK (links)
January 24, 2023
Einmal hin, alles drin – der Werbeslogan einer großen Supermarktkette könnte auch für das Unternehmen Roomhero konzipiert sein. Die Firma verspricht den All-in-one-Service für Interior Design. Roomhero stattet aus und richtet ein, egal ob Büroimmobilie, das Einfamilienhaus oder die kleine Einzimmerwohnung. Dabei deckt das Unternehmen den kompletten Workflow hinter dem komplexen Einrichtungsprozess ab: von der Planung bis zur Montage. Arthur Rehm ist der CIO und einer der Gründer des Unternehmens.
Die Geschichte hinter den Einrichtungshelden beginnt an der Universität. Während eines Uniprogramms, bei dem es um Neugründungen ging, haben sich Arthur Rehm und seine Teamkollegen kennengelernt.
Sie mochten sich, konnten gut zusammenarbeiten – ganz unromantisch simpel – obwohl sie alle einen unterschiedlichen Background besaßen. Da gibt es die Informatiker, den Architekten, den Investmentbanker und den Marketing-Spezialisten. Was alle von Beginn an vereinte: ihr Faible für Einrichtung. Ihre Ausgründung Roomhero gibt es inzwischen seit acht Jahren. Der Zusammenhalt der Fünfer-Truppe liegt nicht zuletzt in einer lebhaften Diskussionskultur begründet:
„Es gibt Reibung und durch Reibung entsteht Fortschritt“, sagt Arthur überzeugt.
Die Gründer sind sich treu geblieben, arbeiten seit 2014 an dem Konzept der digitalen Inneneinrichtung. Ihr Ansatz konzentriert sich dabei auf den intelligenten Einsatz moderner Tech-Technologien, um analoge, intransparente, langwierige Prozesse auf diesem Weg so optimiert wie nur möglich zu gestalten. Auf diesem Weg kann jeder genau die Tätigkeit ausüben, für die er brennt, zum Beispiel Innenarchitekten für ihren kreativen Output.
Die Idee dahinter: Arbeiten, die Maschinen schneller, besser und fehlerfreier können, sollen durch ebendiese ausgeführt werden. Dass der Alltag von Architekten heutzutage oftmals immernoch darin besteht, Excel-Tabellen auszufüllen und Dokumente auszudrucken, um diese dann irgendwo hinzuschicken, ist für Arthur Rehm ein Rätsel. Hier sieht er großes Potential. Die Ineffizienzen der Branche auszubügeln, daran arbeitet er mit seinem Team.
Als Arthur Rehm und seine Gründerkollegen 2014 loslegten, war das Wort „Construction-Tech“ noch ein Fremdwort. Das Team verfolgte eine spannende Vision: Menschen, die gerne schön eingerichtet leben wollten, ohne sich dafür Samstagnachmittage in überfüllten Möbelhäusern um die Ohren schlagen zu müssen, sollten online einen passenden Einrichtungsvorschlag erhalten.
Dahinter steckt ein Algorithmus, der anhand eines angelegten Profils den Stil und den Bedarf der Kunden ermittelt.
Zunächst nutzten Privatkunden Roomhero. Auf ihrer Reise haben die Gründer jedoch festgestellt, dass der Privatkunde zwei konkrete Nachteile mitbringt: Zum einen ist Einrichtung ein hoch emotionales Thema und ständiger Veränderung ausgesetzt – weil die Lampe plötzlich nicht mehr zum neuen Teppich passt.
Auf der anderen Seite richtet sich der Durchschnittsdeutsche alle 10,3 Jahre neu ein. Wer also heute ein Wohnzimmer kauft, kauft morgen kein zweites.
2017 haben sich Arthur und Co. tiefer mit dem Markt beschäftigt, ihr Geschäftsmodell um 180 Grad gedreht und sich auf den B2B-Kunden fokussiert. Der Grund: Für einen Kapitalanleger ist die Einrichtung ein Mittel zum Zweck, ohne die angesprochenen Emotionen.
Er vertraut darauf, dass ihm die Experten die Wohnung so einrichten, dass er diese schnell am Markt platzieren kann. Darüber hinaus haben diese Kunden meist mehr als eine Wohnung, die eingerichtet werden muss.
„Als wir uns auf das B2B-Segment fokussiert haben, sind wir im ersten Jahr um 300 % gewachsen. Wer sich darauf konzentriert, einen Kunden erfolgreich zu machen, in dem man seine Probleme löst, wird auch erfolgreich sein“, verdeutlicht Arthur.
Roomhero verzeichnet auch fünf Jahre später ein starkes Wachstum, eine hohe Nachfrage. Über die Jahre haben die Einrichtungshelden auch Büroeinrichtungen mit ins Portfolio genommen und damit ins Schwarze getroffen. Die Einrichtung von Büros boomt, weil sich die Anforderungen an Bürowelten radikal verändern. In Zeiten mobilen Arbeitens werden Büros zu Begegnungsstätten, gedacht für den Austausch. In der Konsequenz werden Bestandsimmobilien modernisiert und neu eingerichtet.
Während der Corona-Pandemie kam das Team darüber hinaus erstmals mit dem Aspekt der Sanierung in Berührung, nachdem ein Großkunde die Einrichtung von 60 Mitarbeiterwohnungen anfragte.
Zum Deal gehörte jedoch nicht nur die Möblierung, sondern auch die vorangestellte Sanierung der Wohnungen. Mit mehr Glück als Verstand und einem befreundeten Unternehmen an der Hand, dem zu diesem Zeitpunkt Aufträge wegbrachen, konnte Roomhero den Auftrag umsetzen.
Inzwischen sanieren Arthur und sein Team rund 300 Wohnungen im Jahr, gemeinsam mit Architekten und Bauingenieuren, die die Bauleitung übernehmen. Etwa 30 Prozent des Umsatzes werden mittlerweile durch diesen Zweig generiert – mit Wachstumspotenzial, auch in Hinblick auf klimaneutrales Bauen.
Zirka 40 Prozent der Treibhausgasemissionen werden durch die Immobilienbranche verursacht. Der Materialverbrauch ist enorm, die Müllproduktion gigantisch. Energieeffizientes Sanieren gehört in diesem Zusammenhang zu den Lösungsansätzen. Für den Bereich wird für die nächsten Jahre ein Wachstum von 300 bis 400 Prozent prognostiziert. Umsetzbar ist das nur mit dem Einsatz von Technologien.
Der Constructionsbereich müsse hinsichtlich seiner Effizienz revolutioniert, analoge Arbeitsschritte umgangen werden. Mangelhafte Organisationsprozesse bündeln die Arbeitskräfte an den falschen Stellen, sagt Rehm: Ein Handwerker, der im Büro Papierkram erledigt, kann nicht zeitgleich auf der Baustelle sein.
„Wir haben einen sehr analytischen Ansatz auf das Ganze, nicht zuletzt durch die verschiedenen Skills in unserem Management-Team. Du kannst nicht 60 Wohnungen in drei Monaten sanieren ohne Systematik, ohne Lösungsansätze“, beschreibt Arthur.
Also hat Roomhero Teams gebildet – eines, das nur Fußbodenbeläge setzt, ein anderes, das sich um die malermäßige Instandsetzung kümmert. Prozesse wurden standardisiert. Zeitgleich wurden die immerselben Materialien verwendet.
Für das Projekt hat das Unternehmen zusätzlich eine App entwickelt, in der alle Wohnungen abgebildet waren. Bevor ein Handwerker mit seiner Arbeit anfing, musste er sich einchecken. War er fertig, checkte er sich aus. Arbeitsabläufe wurden auf diesem Weg strukturiert. Der Bauleiter konnte in der App sehen, was, wann, wo passiert und auf diese Weise jede Menge Zeit sparen.
Das App gesteuerte System nutzt Roomhero auch für die Ausstattung von Wohnungen und Büros: der Bestand wird aufgenommen, es wird definiert, was gemacht werden muss und die App erzeugt darauf aufbauend das Angebot – und das innerhalb weniger Stunden.
Kunden, mit denen die Einrichtungsexperten häufiger zusammenarbeiten, nutzen eine App mit hinterlegten Preisen. Die Kunden wählen selbst: Soll das Bad saniert oder der Boden erneuert werden? Die Preise für die einzelnen Leistungen und Materialien werden direkt angezeigt und die Beauftragung kann binnen Sekunden aufgelöst werden.
Auch wenn Roomhero in der Vergangenheit neue Blickwinkel gewagt hat, steht im Profil „Technologieunternehmen“. Zwar haben die Gründer, Architekten und Bauingenieure festangestellt, doch ihr Hauptaugenmerk liegt darin, Technologien einzusetzen, um Prozesse zu optimieren. Dennoch sucht Arthur derzeit nach Qualitymanagern für die Feinschliff-Arbeit, denn die besten Technologien funktionieren nur, wenn der Mensch diese richtig anwendet.
„Wo gehobelt wird, fallen Späne. Du kannst zu 98 Prozent einen guten Job machen, aber die letzten zwei Prozent sind entscheidend – die Experience des Kunden bei der Wohnungsabnahme, der saubere Fußboden, ein frischer Geruch, manchmal sogar die passende Musik im Hintergrund.“
Derzeit beschäftigt Roomhero 35 festangestellte Kolleginnen und Kollegen und greift auf ungefähr 200 Handwerker in ihrem Netzwerk zurück. Die Firma wurde 2014 mit 100 % Eigenkapital finanziert.
2017 haben sich dann mehrere Fremdfirmen beteiligt. Hinzu kommen Sparringspartner als starke Hinterhand. Mit der erweiterten Unterstützung war es den Einrichtungsexperten möglich, zu investieren – in Software und Personal.
Seit 2020 ist das Unternehmen profitabel, inzwischen liegt der Umsatz im zweistelligen Millionenbereich. Die schlaflosen Nächte, in denen Arthur Rehm schweißgebadet aufwachte und darüber nachdachte, ob er seine Miete bezahlen können, sind damit Vergangenheit. Die Krisenjahre sind vorbei – dank eines starken Teams, viel Arbeit und guten Ideen. Nun zeigt der Pfeil nur noch nach oben.
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