Warum Baustellen an diesem letzten Schritt scheitern!

January 8, 2025
Autor/in:
Thomas Lippold

In unseren Städten wird gebaut. Sei es die Erneuerung von Versorgungsleitungen oder der komplette Straßenneubau: die Gründe für das “Aufreißen” der Stadt sind vielfältig und notwendig. Und gerade wenn alles fertig ist, sollte es doch zügig weitergehen mit dem Stadtverkehr - wäre da nicht ein Problem…

Bildquelle:
Envato

Fachkräftemangel im Baugewerbe 

Besonders im Baubereich ist der Nachwuchs- und Fachkräftemangel in Deutschland besonders sichtbar. Im letzten November veröffentlichte Zahlen der SOKA BAU zeigten einen Rückgang an Auszubildenden im Baugewerbe um 5 %. Dabei ist die Lage je nach Spezialisierung unterschiedlich kritisch. Im Tiefbau kamen auf einen Bewerber jedoch drei unbesetzte Ausbildungsstellen. 

Sonderfall: ein Mangel an Steinsetzern in Berlin 

Die rbb24 Abendschau beleuchtete vor kurzem ein spannendes Thema, welches auch in ganz Deutschland relevant ist. In Berlin fehlt es nämlich an Steinsetzern, oder Pflasterern. Was erstmal unspektakulär klingt, hat aber ganz hand- und fußfeste Auswirkungen auf Mensch und Stadt. Denn: solange die aufgerissenen Straßen und Fußwege nicht wieder zugepflastert sind, ist die Baustelle auch nicht fertig.

Verzögerungen durch fehlende Fachkräfte

Im Gespräch mit dem RBB erklärt Bauleiter Stefan Alexander Schmidt, dass die Firma heute nur noch über 6 sogenannte Steinsetzer verfüge, die mit Naturstein pflastern. Früher seien es zwölf gewesen, die seien jedoch in die Rente gegangen, ohne dass junger Nachwuchs in den Startlöchern stand. „Und deswegen dauert heutzutage auch alles ein bisschen länger, weil uns die Fachkräfte fehlen“, so Schmidt. 

Die Konsequenzen für die Stadt - und alle, die in ihr leben

Und die fehlen dringend. Denn aufgrund der fehlenden Steinsetzer bleiben viele Gehwege und Straßen länger offen, als nötig. Selbst wenn im Untergrund längst alles wieder läuft - sei es Wasser, Gas, Fernwärme, oder neu verlegte Kabel - zugepflastert werden muss am Ende alles. Der Verdruss, der entsteht, wenn man solch eine „Dauerbaustelle“ vor der Nase hat, auf der anscheinend auch nichts mehr passiert, kann also den simplen Grund haben, dass Steinsetzer und Pflasterer fehlen. 

Credit: https://www.youtube.com/watch?v=vSb_C6EkgB8&ab_channel=rbb24

 

Im rbb24-Bericht kommt auch die Geschäftsführerin des Lehrbauhofs Berlin, Gerrit Witschaß, zu Wort. Sie erklärt, dass pro Jahr 330 junge Leute eine Berufsausbildung für einen Beruf im Bauhauptgewerbe anfangen. Ungefähr 600 Menschen gehen aus diesem Bereich aber pro Jahr in Rente, so Witschaß. Es bleibt eine Lücke, die nicht gefüllt werden kann - und im Stadtbild sichtbar ist. 

Einfaches Geld? Von wegen!

Steinsetzer Alexander Schwarz, der im Bericht ebenfalls zu Wort kommt, verdient im Monat knapp 3.000 € netto. Das klingt jetzt erstmal nicht schlecht, ist aber kein leicht verdientes Geld. Fakt ist nämlich, dass das Steinsetzen und Pflastern im täglichen Arbeitsalltag ein körperlich anstrengender Beruf ist. Ständiges Bücken, Hocken und Knien bei Wind und Wetter ist die Essenz dieses Berufs. Nach dem jahrelangen Steineschleppen winken im Alter nicht selten Rückenprobleme und körperliche Beschwerden.

Wie wird man Pflasterer oder Pflasterin oder Steinsetzer bzw. Steinsetzer?

Das Pflastern selber ist kein eigener Ausbildungsberuf, ist aber Teil einer Berufsausbildung zur Straßenbauerin bzw. zum Straßenbauer.  Dennoch muss die Baubranche Antworten finden auf die Frage, wie man mehr junge Leute für das Ergreifen einer Berufsausbildung im Bauhauptgewerbe motivieren kann. Möglichkeiten wären sicherlich eine bessere Vergütung nach der Ausbildung, oder auch betriebliche Gesundheitsangebote, die einen Ausgleich zu körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten bieten. 

Wie Robotik als technologische Unterstützung helfen kann

Digitalisierung und Automatisierung kann auch im Bauhauptgewerbe helfen, Prozesse zu ersetzen. Betonpflastersteine können beispielsweise bequem zu größeren Einheiten zusammengefasst und mithilfe von speziellen Pflasterverlegemaschinen mit Pflastergreifern verlegt werden. Dazu eignen sich aber in dem Fall nur Steine mit gleichmäßigen Produktionsmaßen, die dann auf den Paletten bereits „vorgestapelt“ sind, sodass eine fertig gepflasterte Schicht abgegriffen und verlegt wird.  Auch der Einsatz von Setzrobotern ist denkbar, um unsere Straßen und Gehwege in Zukunft mit weniger Personal schneller zu schließen.

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