Jannik Schall (rechts) mit DIGITALWERK-Gründer und Podcast-Gastgeber Michél-Philipp Maruhn
August 30, 2022
Jannik Schall ist Co-Founder und CPO von 1KOMMA5°. Seinen Einstieg in die Nachhaltigkeitsbranche fand er bei Tesla, wo er erstmals mit Themen wie Elektromobilität und Fragen wie, woher der Strom kommt und ob man diesen selbst produzieren kann, in Berührung kam. Bei Tesla hat er auch seinen Co-Founder und heutigen CEO von 1KOMMA5°, Philipp Schröder, kennengelernt, der ihn in 2015 zur Sonnen GmbH gebracht hat, in der Jannik bis zur Gründung von 1KOMMA5° im Sommer 2021 gearbeitet hat. Bei der Sonnen GmbH hat er von der Internationalisierung über den Aufbau eines virtuellen Kraftwerks bis hin zu digitalen Lösungen seine Expertise in der Klimaschutztechnologie ausgebaut und den ersten intensiven Kontakt zum Handwerk etabliert.
“Ich habe mich gefragt, wie die Klimaschutztechnologie zum Kunden kommt und ob man den Prozess nicht schneller, besser und günstiger machen kann.”
Jannik und seine Co-Founder haben seitdem ihren Gedanken Taten folgen lassen und innerhalb eines Jahres große Meilensteine erreicht. Sie haben eine Finanzierungsrunde im dreistelligen Millionenbereich abgeschlossen, sind an 21 Standorten in Deutschland und in Schweden vertreten und haben fast 600 Mitarbeiter an Bord. Dieses immense Wachstum haben sie jedoch nicht organisch, sondern anorganisch über Beteiligungen und Zukäufen von Unternehmen erreicht und wachsen stetig weiter.
“Man muss sagen, das Timing ist sehr auf unserer Seite und wir hatten das große Glück und Privileg, dass wir begleitet werden von fantastischen Leuten, sowohl auf der Investorenseite, die jeden Tag pushen und für uns kämpfen, als auch auf der Unternehmerseite.”
Im Kern des Unternehmens steht die Klimaneutralität von Eigenheimen, da Jannik und seine Co-Founder das Ziel verfolgen, Eigenheimbesitzern als ihren Endkunden eine Gesamtlösung anzubieten, die die Themen Energie und Wärme CO2-neutral gestalten. Jannik erzählt im DIGITALWERK Podcast, dass es hierbei hauptsächlich um Technologien wie Photovoltaik und Elektromobilität geht als auch um Wärmepumpen als Alternative zur Gasheizung. Diese Gesamtleistung soll für die Kunden vor allem einfacher und wirtschaftlicher als andere Lösungen am Markt sein. Die Umsetzung erfolgt über zwei Säulen. Die erste Säule ist die fachgerechte Planung und Installation der Photovoltaikanlagen durch Handwerksunternehmen, die 1KOMMA5° im Rahmen ihrer Buy & Build Strategie mit einer Mehrheitsbeteiligung kauft, in deren Unternehmensgruppe inkludiert und ihnen bei der Digitalisierung hilft.
“Wir suchen die besten Handwerksbetriebe aus und bauen mit denen den größten Anbieter von Klimaschutztechnologie in Europa auf. Über diese Beteiligungen haben wir mit elf Unternehmen bereits ein großes Netzwerk aufgebaut. Und das ist erst der Anfang.“
Trotz des Kaufs der Handwerksunternehmen, sollen diese weiterhin selbstständig ihr Geschäft mit ihrer unternehmerischen Freiheit weiterentwickeln, ihren regionalen Erkennungswert beibehalten und eigene Kundenaufträge neben den Aufträgen zu 1KOMMA5° generieren. Jannik erzählt darüber hinaus auch noch, dass sie Handwerksunternehmer suchen, die nicht aufgrund mangelnder Unternehmensnachfolge ihr Unternehmen verkaufen, sondern dass sie Unternehmer suchen, die Lust haben, gemeinsam mit 1KOMMA5° etwas aufzubauen und an der Vision mitzuarbeiten.
Die Unternehmer der zugekauften Handwerksbetriebe erhalten viele Vorteile. Zum einen sind sie Teil eines Netzwerks, gehören damit zu einer Unternehmensgruppe und stehen mit vielen Themen nicht allein dar. Zum anderen bietet 1KOMMA5° eine gewisse Sicherheit, ermöglicht einen Austausch und bietet eine Plattform mit Gleichgesinnten, die dasselbe Ziel verfolgen. Sie erhalten Zugang zu innovativen Produkten, werden Teil der Marke von 1KOMMA5° und genießen den Vorteil, dass 1KOMMA5° als Energieversorger zugelassen ist. Im Netzwerk können die Kräfte auch in der Supply Chain gebündelt werden und dadurch enorme Summen an Material eingekauft werden, wodurch gänzlich andere Dimensionen erreicht werden, als als Einzelunternehmer vorstellbar.
Der Grund, weswegen Jannik und seine Mitgründer Handwerksunternehmen als erste Säule ihres Unternehmens sehen, basiert auf ihrer Überzeugung, dass dies der effektivste Hebel für die nachhaltige Umsetzung ist und dieser Markt vom Handwerk gemacht wird. Sie sehen die Herausforderung nicht im Vertrieb einer digitalen Vertriebsplattform, die nachhaltige Lösungen anbietet, sondern an der Umsetzung.
“Der Markt ist riesig. Das Kapital ist da, der politische Wille ist da, die Produkte sind da. Woran es zu scheitern droht, ist tatsächlich die Umsetzung, die Installation. Dieses Thema löst man nicht mit einer digitalen Vertriebs-Plattform, sondern dafür muss man sich die Hände schmutzig machen.”
Die zweite Säule ist die IoT Plattform Heartbeat, mit denen 1KOMMA5° tausende Systeme, die sie jedes Jahr über deren Unternehmen ausrollen, miteinander vernetzen. Am Beispiel des Energiesystems bedeutet dies, dass die Umstellung weg von dezentralen Kraftwerken, die einfach steuerbar sind, hin zu einer volatilen Energieversorgung führt, die nicht einfach steuerbar ist, dafür aber deutlich effizienter eingesetzt werden kann. Durch die Vernetzung der Systeme kann dafür gesorgt werden, dass der Energieverbrauch dann stattfindet, wenn sauberer Strom günstig zur Verfügung steht. Die stellt einen wichtigen Baustein zur Energiewende dar, der ein weiteres wichtiges Ziel für Jannik und seine Mitgründer darstellt.
Jannik erzählt im DIGITALWERK Podcast, dass es bedingt durch die aktuelle Notwendigkeit von nachhaltigen Lösungen eine starke Nachfrage im Markt gibt. Die Herausforderung liegt demnach nicht darin, Menschen zu finden, die Lust haben solch eine Leistung in Kauf zu nehmen, sondern genügend Material zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben und dafür ausreichend Fachkräfte zu finden, die dieses Material dann auch installieren. Derzeit muss nicht viel in Marketing und Werbung investiert werden, auch wenn solche Investments für die Zukunft geplant sind. Viel wichtiger ist die Etablierung der Marke von 1KOMMA5° und die Umsetzung der Strategie mit eigenen Showrooms und Stores.
“Wir glauben, dass Klimaschutztechnologie eigentlich ein Statussymbol und sexy sein muss. Derjenige, der ein eigenes Haus hat und der sich eine nachhaltige Lösung leisten kann, jedoch keine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat, ist dann ein Loser.”
Durch die Flagship Showrooms ermöglicht 1KOMMA5° den Endkunden, die Gesamtzusammenhänge der Lösung zu verstehen. Jannik erzählt, dass die Customer Journey eine zentrale Stellung hat und die Kunden auf ihrer Reise in ein möglichst CO2-freies Leben an die Hand genommen werden. Bisher gibt es zwei solcher Läden in Lingen an der Ems und in Hamburg. Nachdem sich der Kunde im Laden über die Lösung als Gesamtleistung informiert, wird in der Regel beim Kunden selbst eine Bestandsaufnahme sowie eine Bedarfsanalyse gemacht, nach denen sich die individuellen Leistungen im Angebot richten. Wenn der Kunde die letzten Entscheidungsschritte digital durchführen möchte, kann er die Themen online besprechen und vereinbart im Nachgang einen Installationstermin zur Montage.
Neben diesen Showrooms, Onlinemarketing und Inside Sales sowie weiterer Marketingaktivitäten fokussiert sich die Unternehmensstrategie zur Zeit hauptsächlich auf die Umsetzung, da hierüber der größte Hebel erreicht werden kann.
Die nächsten Schritte für 1KOMMA5° bestehen in einer weiteren Internationalisierung. Die Co-Founder evaluieren regelmäßig neue Märkte und sind bereits in vielen Gesprächen mit ausländischen Unternehmen im europäischen Ausland wie z.B. mit Finnland oder auch Belgien, Spanien, Österreich oder der Schweiz. Neben der Expansion steht das Ziel der weiteren Vernetzung durch die IoT Plattform auf der Agenda. In Zukunft sollen nur noch smarte, vernetzte Photovoltaikanlagen, Speicher, Ladeinfrastrukturen und Wärmepumpen verbaut werden, sodass bis 2030 1,4 Millionen solcher vernetzter Anlagen europaweit produziert und verbaut werden sollen. Jannik und seine Co-Founder streben weiterhin aggressives Wachstum durch weitere Beteiligungen und Zukäufe an. Fest steht daher definitiv, dass wir noch eine Menge von 1KOMMA5° hören werden und die Branche ordentlich Nachhaltigkeitswind erfährt.
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