Learnings aus dem Start Up-Month: Es braucht Mut, Innovation - und nicht immer einen Bauhintergrund!

August 14, 2024
Autor/in:
Thomas Lippold

Wir haben im Start Up-Month 5 jungen Gründern die Chance gegeben, sich und ihre Unternehmen bei uns vorzustellen. Entstanden sind fünf krasse Podcastfolgen, die sich in Sachen Idee und Pioniergeist nicht vor Folgen mit etablierten Unternehmen verstecken müssen. Wir haben euch unsere Top-Learnings hier zusammengefasst.

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Wo gibt es die meisten Startups in Deutschland?

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 2489 Startups gegründet. Das sind 5% weniger als im Vorjahr 2022. In Berlin gab es 2023 die meisten Neugründungen (502), gefolgt von München (187) und Hamburg (158). Der Startupverband bezeichnet den Rückgang der Neugründungen in Berlin um -33 % im Vergleich zum Rekordjahr 2021 als “auffällig”.

Einen Aufschwung erlebte der Software-Sektor. Auf den entfielen 462 aller Neugründungen 2023, das ist eine Steigerung von +22% gegenüber dem Vorjahr. Es folgen die Bereiche Medizin (269 Gründungen), Lebensmittel (175) und eCommerce (152) - wobei diese Zahlen sich gegenüber dem Vorjahr verschlechtert haben. Besonders spannend ist die Entwicklung im Bereich Energiesektor. Hier stiegen die Neugründungen um +69% auf insgesamt 88 Startups.

Was waren die spannendsten Learnings aus dem Start Up-Month?

Es gibt keinen durchschnittlichen Gründer-Lebenslauf. Die fünf Gründer, die zu uns in den Start Up-Month kommen durften, könnten kaum unterschiedlicher sein. Christian Schlicht gründete BeyondTech nach einem ersten Exit und mit unternehmerischer Erfahrung, als ein Kunde ihm ein Problem präsentierte - und Christian die Lösung liefern konnte. Denny Farkas von der Smart Building Solutions GmbH aus Chemnitz ließ sich bei der Bundeswehr erst zum Elitesoldaten ausbilden, der nach einem Blick in die elterlichen Immobilienunternehmen seine erste Start Up-Idee nochmal überarbeitete.

Unsere zwei Gäste aus Österreich ähneln sich ebenfalls kaum: Stefan Schrenk von myblock übernahm die elterliche Schreinerei, die sich auf den Bau von Treppen und Türen spezialisierte. Er verbrachte viel Zeit auf Baustellen und beschäftigte sich intensiv mit Lean Construction. Das führte ihn zum Modulbau und der Idee, den Prozess gnadenlos zu optimieren. Paul Lind von Reebuild studierte erst Jura und verkaufte dann am Telefon Versicherungen, bevor er im Industriebautrieb der Eltern seiner Freundin die erste Bauluft schnupperte und feststellte, dass vieles altbacken und unnötig kompliziert ist.

Christian Gruener von VARM studierte bis zum Master Mathematik, versuchte dann sein Glück in der Managementberatung, bevor er feststellte, dass er etwas sinnvolles mit seinem Leben anfangen möchte. Er beschäftigte sich intensiv mit Wärmepumpen und Solaranlagen, sah dann aber, dass im Bereich der Einblasdämmung ein Impact zu machen war.

Eine Gemeinsamkeit aller Gründer aus dem Start Up-Month: Der Wunsch, etwas zu verbessern!

Eine Sache haben alle Gründer, die im Start Up-Month bei DIGITALWERK waren, gemeinsam. Ihre Ideen haben das Ziel, Bestehendes zu verbessern. Christian sollte mit BeyondTech für einen Kunden eine deutschlandweite Übersicht über einen bestimmten Gebäudetyp erstellen, die dem Kunden zum gezielten Ankauf von Wohnraum dienen sollte. Die Daten mussten gesammelt, aufbereitet und analysiert werden. Konkret werden vorhandene Daten in neuen Kontext gesetzt, um Potenzial zu entfesseln und bei der Wertschöpfung zu helfen.

Denny wollte mit Sensorik ursprünglich die Gebäudereinigung digitalisieren. Das Ziel, eine bedarfsgerechte Reinigung anstelle einer statischen Reinigung anzubieten, war natürlich auch eine Kampfansage an etablierte Facility Management-Unternehmen. In den Gebäudedaten sah Denny dann schlussendlich ein anderes Potenzial und strukturierte sein Start Up um. Man fokussierte sich von da an auf die Digitalisierung von Heizkörpern, ohne die bei der energieeffizienten Gebäudebewirtschaftung nichts geht.

Für Stefan war der Blick auf die Baustelle wie das Öffnen einer Schatztruhe. In jeder Ecke schlummerte für den Lean Construction-Experten ungenutztes Potenzial, zahlreiche Handgriffe verschiedener Gewerke warteten förmlich nur auf eine Prozessoptimierung. Der myblock ist diese materialisierte Erkenntnis: ein Badezimmer mit sämtlichen Anschlüssen und Rohrleitungen, aber auch weiterer Haustechnik. Bei Bedarf kann sogar die Küchentechnik an eine Wand des Badezimmermoduls. Die Fertigung findet zentralisiert in einer Werkhalle statt. Die Produktionslinie ist aber theoretisch auch mobil und passt auf vier LKWs.

Paul merkte früh nach den ersten Erfahrungen im Bausektor, dass viel Zeit für Bürokratie verschwendet wird. Altbackene Software und eine “Das machen wir schon immer so”-Einstellung haben verfestigte Strukturen geschaffen, die nur schwer zu durchbrechen sind - und mit denen viele Beteiligte ihren Frieden geschlossen haben. Aus der ersten Idee, der Digitalisierung der Materialbeschaffung auf dem Bau, wurde dann schlussendlich eine kaufmännische Softwarelösung für Bauleiter, die ohne Zettelwirtschaft auskommt.

Christian von VARM wusste, dass er gründen wollte - nur noch nicht, was genau. Viel Recherche führte ihn auf das Feld der Wärmedämmung von Gebäuden. Durch Einblasdämmung lassen sich Häuser relativ kostengünstig energieeffizienter machen. In Deutschland ist das Potenzial groß, und jetzt will Christian mit VARM den europäischen Champion in der Einblasdämmung aufbauen.

Aller guten Dinge sind Drei

Das dritte Learning lautet aus allen Gesprächen: man benötigt Know-How, in irgendeiner Form. Wenn man es selbst nicht hat, muss man es sich zumindest aneignen oder einen Geschäftspartner an Bord holen, der es hat. Kenntnisse und Erfahrung schaffen letzten Endes auch einen Marktzugang, und Erfahrungswerte übersetzen sich immer auch in Vertrauen, welches man sich nie kaufen kann. Das müssen einem die anderen Marktteilnehmer oder Kunden geben.

5 Gute Tipps an junge Gründer:innen

Christian Schlicht empfiehlt: nicht zu schnell wachsen und nicht zu schnell Personal einstellen. Das schraubt die Fixkosten hoch.
Denny lernte, nicht zu viel Zeit in den Bau perfekter Produkte zu stecken, sondern früh mit schlanken Versionen an den Kunden zu gehen. Produkt und Lösung sollten außerdem “möglichst wenig Fragen” erzeugen.

Stefan denkt, dass Start Ups in der Baubranche die Branche auch kennen müssen. Das Know-How ist unerlässlich - in welcher Form es auch daherkommt.

Pauls Ratschlag zur Problemanalyse und Produktstudie ist: “Einfach mal rausgehen!”. Für Paul hieß das, auf der Baustelle mit Bauleitern zu reden, und zu fragen, was schlecht läuft. Ein tiefgreifendes Prozessverständnis ist wichtig, um Probleme zu erfassen und Lösungen anzubieten.

Christian machte für VARM einige handwerkliche Erfahrungen: Schulungen, Zertifizierungen und die ersten selbst gedämmten Häuser. Sich als Akademiker auch mal die Finger schmutzig machen? Notwendig - und bereichernd, verrät Christian.

Wir können euch schonmal verraten, dass wir auch im nächsten Jahr wieder einen Start Up-Month planen. Um keine Ankündigung zu verpassen, folgt Ihr am besten Michél und DIGITALWERK auf LinkedIn.

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