Neue Maßnahmen zur Stabilisierung des Wohnungsmarkts

October 11, 2023
Autor/in:
Anna Berger

Die Bundesregierung setzt umfassende Maßnahmen gegen die Wohnungskrise ein. Zinsgünstige Kredite der Förderbank KfW und angehobene Einkommensgrenzen zur Förderung von Familien sind geplant. Zusätzlich ist das Ziel der Regierung, Büroflächen in Wohnraum umzuwandeln, Sanierungsprojekte zu fördern und in den sozialen Wohnungsbau zu investieren.

Bildquelle:
@Werner Kunz - Flickr

Die Bauindustrie steht unter Druck. Durch den Zinsanstieg und erhöhte Baukosten ist das Ziel der 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr nicht mehr erreichbar. Zusätzliche Anstrengungen zur Stabilisierung sind notwendig, um Insolvenzen und Stellenabbau zu verhindern. 

Die Bundesregierung ergreift entschlossene Maßnahmen, um die angespannte Lage auf dem Bau- und Wohnungsmarkt zu verbessern. Das kürzlich veröffentlichte sechsseitige Beschlusspapier nach einem Wohnungsgipfel im Kanzleramt skizziert 14 zentrale Änderungen. 

Aber was genau wurde beschlossen?

Erhöhte Förderungschancen für Familien im Wohnungsmarkt

Eine Schlüsseländerung ist die Anhebung der Einkommensgrenze für Familien, die eine Förderung für den Hausbau oder -kauf beantragen. Bisher lag diese Grenze bei 60.000 Euro jährlichem Einkommen, was vielen Familien den Zugang zu staatlich geförderten Krediten erschwerte. Künftig soll die Einkommensgrenze auf 90.000 Euro angehoben werden, insbesondere für Familien mit einem Kind. Je weiterem Kind können 10.000 Euro zusätzlich beantragt werden. Diese Maßnahme zielt darauf ab, mehr Familien zum Bau oder Kauf eines Hauses zu ermutigen.

Zusätzlich dazu werden die staatlich geförderten Kredithöchstbeträge um 30.000 Euro erhöht, um den finanziellen Spielraum für angehende Hausbesitzer zu verbessern.

Umwandlung von Gewerbeimmobilien und Herausforderungen in der Immobilienbranche

Neben der Förderung von Familien und der Anpassung der staatlichen Kredithöchstbeträge betont die Regierung die Notwendigkeit, Bürokratie abzubauen und Planungs- sowie Genehmigungsprozesse zu beschleunigen. Auch die Förderung der Digitalisierung wird als essenziell erachtet.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Umnutzung von Gewerbeimmobilien, insbesondere Büros, zu klimafreundlichem Wohnraum. Durch ein Förderprogramm soll diese Umwandlung vorangetrieben werden, was ein erhebliches Potenzial für zusätzlichen Wohnraum schafft.

Weitere Schritte und Perspektiven für bezahlbaren Wohnraum

Die Regierung plant zusätzliche Maßnahmen, um den Bau von bezahlbarem Wohnraum in angespannten Wohnungsmärkten zu erleichtern. 

Hierfür soll im Baugesetzbuch eine Sonderregelung geschaffen werden, die bis Ende 2026 gelten soll. 

Weiterhin ist die Einführung eines Wohneigentumsprogramms namens "Jung kauft Alt" vorgesehen. Dieses Programm soll den Erwerb sanierungsbedürftiger Bestandsgebäude unterstützen und aus Mitteln des Klima- und Transformationsfonds (KTF) finanziert werden. Das genaue Budget für dieses Programm wurde noch nicht bekannt gegeben.

Gehen die Maßnahmen der Bundesregierung zur Unterstützung des Wohnungsmarktes in die richtige Richtung? 

Die Bauwirtschaft begrüßt die geplanten Maßnahmen als einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) sieht das Beschlusspapier als vielversprechend an, merkt jedoch an, dass die Auswirkungen Zeit benötigen. 

Hinweis: Was Tim-Oliver Müller (Hauptgeschäftsführer vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie) noch rund um das Thema Immobilien, Wohnungsbau und Politik zu sagen hat, erfährst du in unserer Podcastaufnahme mit ihm.

Der Wohnungswirtschaftsverband GdW hat sich bei dem Treffen enthalten. Wie Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des GdW, zur Wohnungswirtschaft zu sagen hat, kannst du auch bei uns im Podcast hören.

Die Union hingegen äußert Kritik und fordert einen Neustart in der Baupolitik, da sie das Vertrauen in die Bundesregierung als erschüttert ansieht. 

Zusammenfassung der Maßnahmen zur Förderung des Wohnungsbaus:

  • Erhöhung der staatlich geförderten Kredithöchstbeträge auf bis zu 270.000 Euro, um mehr Familien den Bau oder Kauf einer Immobilie zu ermöglichen.
  • Die Einkommensgrenze für diese Förderung wird von 60.000 Euro auf 90.000 Euro pro Jahr angehoben.
  • Zusätzlich können 10.000 Euro pro weiterem Kind hinzukommen.
  • Steuervorteile durch besondere Abschreibungsregeln (Afa) für Bauvorhaben.
  • Ausweitung des „Klimabonus“ zur Förderung des Tauschs oder der Erneuerung alter Heizungen
  • Ein Programm "Jung kauft Alt" zur Unterstützung des Erwerbs sanierungsbedürftiger Bestandsgebäude im Zeitraum 2024–2025
  • Förderung für die Sanierung
  • Ein zusätzliches KfW-Förderprogramm für 2024_2025 mit einem Volumen von 480 Millionen Euro, um Gewerbeimmobilien in klimafreundlichen Wohnraum umzuwandeln.

Bereitstellung von 18,15 Milliarden Euro an die Länder für den sozialen Wohnungsbau von 2022 bis 2027, mit einer Kofinanzierung durch die Länder im Verhältnis 1:1,50. Insgesamt würden so bis 2027 rund 45 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stehen.

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