Wird künstliche Intelligenz die Immobilienbranche für immer verändern?

November 26, 2024
Autor/in:
Anna Berger

Künstliche Intelligenz (KI) treibt weltweit Transformationen voran, doch Deutschland hinkt hinterher. In der Immobilienbranche kann KI Prozesse effizienter, nachhaltiger und kundenorientierter gestalten, z. B. durch smarte Bauplanung und Robotik. Um KI als Chance zu nutzen, sind Mut und Investitionen nötig.

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Künstliche Intelligenz: Die Chance für die Immobilienbranche und die Zukunft Deutschlands

Die Welt verändert sich rasant, und nichts treibt diese Transformation stärker voran als künstliche Intelligenz (KI). 

Dabei reicht ein Blick auf die technologische Landschaft, um die Dynamik und Macht von künstlicher Intelligenz zu verstehen: Google investiert seit Jahren Milliardenbeträge in die Entwicklung von KI, hat die besten Köpfe in dem Bereich bei sich unter Vertrag, und dennoch gelang es OpenAI mit ChatGPT auf einen Schlag, die Art und Weise zu verändern, wie Menschen weltweit mit Technologie interagieren. 

Diese Disruption zeigt, wie tiefgreifend und schnell KI ganze Branchen – und mit ihnen die Gesellschaft – auf den Kopf stellen kann. Auch die Immobilienbranche steht vor einer epochalen Transformation, sofern sie bereit ist, die Chancen der KI mutig zu nutzen.

Deutschland: Innovationsland mit angezogener Handbremse

Während andere Länder dieser Welt, allen voran die USA und China KI als Schlüsseltechnologie vorantreiben, hinkt Deutschland massiv hinterher. Der Fortschritt in der IT- und KI-Entwicklung ist hierzulande nicht nur langsamer, sondern wird auch durch eine mangelhafte Investitionsbereitschaft gebremst. Im internationalen Vergleich fließen in Deutschland nur geringe Summen in IT und digitale Transformation – ein Umstand, der angesichts der geringen Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) noch besorgniserregender wird.

Statt Innovation mutig zu fördern, werden immer noch veraltete Technologien glorifiziert. Ein Beispiel dafür: Ein Artikel im Stern kürte kürzlich das „beste Faxgerät 2024“. Solche Geschichten sind sinnbildlich für Deutschlands Status quo. Wir müssen schneller, mutiger und bereit sein, Risiken einzugehen – denn nur durch das Scheitern lernen wir. Es braucht einen grundlegenden Wandel in der Denkweise: Weg von der Vorsicht, hin zur Innovationsfreude.

Wie KI die Immobilienbranche verändert

KI bietet der Immobilienbranche die Möglichkeit, Prozesse effizienter und nachhaltiger zu gestalten. 

In der Planungsphase können KI-Algorithmen beispielsweise Materialien bewerten, deren Lebensdauer analysieren und ihren ökologischen Fußabdruck berechnen. So lassen sich Bauprojekte umweltfreundlicher und kosteneffizienter gestalten. Auch bei der Abwägung verschiedener Ausführungsvarianten – etwa bei der Wahl zwischen luxuriöser und funktionaler Gestaltung – kann KI datenbasiert auf Kundenpräferenzen eingehen und individuelle Lösungen entwickeln. Gerade im Bereich der Bauausführung, aber auch bei Arbeiten des Gebäudebetriebs wir künstliche Intelligenz häufig mit Robotik kombiniert, um menschliche Arbeiten auszuführen oder Hilfestellung zu leisten. 

Ein Blick in die USA zeigt, wohin die Reise gehen könnte: Die humanoiden Roboter von Boston Dynamics und die von Elon Musk entwickelten Roboter mit dem Namen Optimus haben inzwischen ein Niveau erreicht, auf dem sie einfache handwerkliche Arbeiten übernehmen können. Diese Fortschritte könnten schon bald den Fachkräftemangel in der Baubranche mildern und Bauprojekte beschleunigen.

Das Datenschutz-Dilemma: Angst und Realität

Trotz dieser Fortschritte bleibt der Datenschutz gerade in Deutschland ein heißes Thema. 

Kurioserweise geben viele Menschen freiwillig Unmengen an Daten preis – sei es auf Social-Media-Plattformen oder via Fitness-Apps. Doch wenn es um Anwendungen mit echtem gesellschaftlichem Nutzen geht, wie KI in der Gebäudebestandsanalyse, der Analyse von Heizdaten oder Bewegungsdaten in Gebäuden reagieren dieselben Menschen plötzlich mit großer Skepsis.

Ein sicherlich extremes Beispiel treibt dies auf die Spitze: In einer App kann man sich und seine Geschlechtskrankheiten registrieren und sich im Anschluss mit ebenfalls Betroffenen zum Dating verabreden. 

Entmaterialisierung durch KI: Zwei Beispiele aus anderen Branchen

KI hat auch das Potenzial, Dinge zu „entmaterialisieren“ und damit Innovationen voranzutreiben. 

Ein, wenn zwar nicht perfektes, aber durchaus relevantes Beispiel findet sich im Gesundheitswesen: Eine App, gekoppelt mit einem Wearable zur Temperaturmessung, kann inzwischen zuverlässig die fruchtbaren Tage einer Frau bestimmen. Diese Technologie ersetzt in vielen Fällen die Antibabypille und wird in den USA sogar von Krankenkassen bezuschusst. 

Im Bereich der Landwirtschaft gibt es Beispiele, wie KI Pestizide und Herbizide entmaterialisiert. Das Gefährt von Carbon Robotics ist ausgestattet mit acht Kameras und einer Bilderkennung. Diese fährt über den Acker und scannt währenddessen das angepflanzte Gut. Die KI erkennt die meisten Unkräuter und Schädlinge, unterscheidet sie von den angebauten Pflanzen und nützlichen Insekten wie z. B. Bienen und eliminiert das Unkraut bzw. Tiere mit gezielten Laserschüssen. 

Solche Anwendungen zeigen, wie KI dazu anregen kann, Prozesse neu zu denken und Produkte neu zu gestalten.

Künstliche Intelligenz in der Immobilienbranche: Es liegt in unserer Hand

Die Frage ist nicht, ob KI unsere Prozesse verändern wird, sondern ob wir mutig genug sind, diese Veränderung aktiv zu gestalten – denn das ist wohl ziemlich unumstößlich. Die Immobilienbranche hat das Potenzial, durch den Einsatz von KI effizienter, nachhaltiger und kundenorientierter zu werden. Doch die Weichen dafür müssen heute gestellt werden. So kann KI den Menschen zwar (noch) nicht ersetzen, aber eine Hilfestellung bieten und dadurch Probleme wie den massiven Fachkräftemangel und die aktuell krankende Produktivität beheben.

Ganz wichtig ist: Deutschland darf nicht länger zögern! Wir müssen schneller handeln, Risiken eingehen und auch Scheitern akzeptieren – denn das ist der Weg zum Fortschritt. KI ist keine Bedrohung, sondern eine Chance. Es liegt an uns, sie zu nutzen.

Dieser Artikel wurde inspiriert von einem Vortrag von Sascha Lobo (Autor und Vortragsredner mit Fokus auf KI und Internet) auf dem gefma Jahresevent und Mitgliederversammlung 2024.

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